Volume 9, No. 3, Art. 24 – September 2008
Rezension:
Laura C. Behrmann
Birgit Griese & Hedwig Rosa Griesehop (2007). Biographische Fallarbeit. Theorie, Methode und Praxisrelevanz. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 254 Seiten, ISBN 978-3-531-14887-8, EUR 22,90
Zusammenfassung: Mit dem Analysekonzept der narrativen Identität stellen GRIESE und GRIESEHOP in dieser Veröffentlichung ein praxistaugliches Auswertungsinstrument der biografischen Fallarbeit vor. Damit ist das Buch primär an die Sozialarbeitspraxis adressiert, mit dem vorgestellten Paradigma der narrativen Identität werden aber auch enge Verbindungen zur Sozialarbeitsforschung geschaffen. Im Buch wird zunächst in reichhaltiger Art und Weise das Paradigma der narrativen Identität begrifflich und theoretisch präzisiert. Das Analysedesign wird von anderen abgegrenzt und seine Eigenart der engen Einbindung der Theorie wird hervorgehoben. Ein großes Gewicht liegt auf praxisnahen Beispielen, die nachvollziehbar die Forschungsstrategie veranschaulichen. Abschließend werden die zentralen Prämissen zusammengeführt, und die Analysemethode und Probleme werden kritisch besprochen. Insgesamt bietet die Veröffentlichung einen fundierten theoriegeleiteten und praxisorientierten Einstieg in das Arbeiten im Paradigma der narrativen Identität.
Keywords: soziale Arbeit; biografische Fallarbeit; narrative Identität; Einzelfallrekonstruktion; Biografieforschung; soziale Diagnose
Inhaltsverzeichnis
1. Biografische Fallarbeit in der Sozialen Arbeit
2. Aufbau und Zielrichtung der Veröffentlichung
3. Die biografische Fallrekonstruktion
4. Das Paradigma der narrativen Identität
4.1 Analysestrategien im Paradigma der narrativen Identität
4.2 Konzepte des Fallverstehens
5. Fallrekonstruktion am Beispiel
6. Schlussbemerkungen
7. Fazit und Ausblick
7.1 Der rote Faden
7.2 Praxisorientierung
7.3 Anregende Anschlussfragen
7.4 Qualitative Methoden zwischen Praxis und Forschung
1. Biografische Fallarbeit in der Sozialen Arbeit
Qualitative Methoden sind in der Sozialen Arbeit, also der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit, grundlegendes Handwerkszeug der alltäglichen Praxis. Entgegen der traditionellen, mehr oder weniger reflektierten Anwendung in der Praxis etablieren sich die qualitativen Methoden in der Disziplin und in der Forschung Sozialer Arbeit seit Beginn der 1990er Jahre zu einer anerkannten Methodik1). Damit geht eine zunehmende Professionalisierung der Methoden einher. Mit der Veröffentlichung "Biographische Fallarbeit" schließen GRIESE und GRIESEHOP an diese Entwicklung an. Dabei verorten sie sich ganz bewusst in dem breiten Anwendungsbereich qualitativer Methoden – Wissenschaft, Selbstreflexion und Praxis – der Sozialen Arbeit (vgl. VÖLTER 2008, Abs.5 und 17), wie bereits der Untertitel "Theorie, Methode und Praxisrelevanz" deutlich macht. In Abgrenzung zu verschiedenen Konzeptionen, über die kurz informiert wird, entwickeln die Autorinnen in den folgenden Kapiteln ein eigenständiges Konzept, welches über die vertraute Biografieforschung (verwiesen wird insbesondere auf Fritz SCHÜTZE, Gabriele ROSENTHAL und Bettina DAUSIEN) hinaus Praxis und Wissenschaft Sozialer Arbeit vereint. Den Schlüssel zur Rekonstruktion von Identitäten bietet dabei das Paradigma der "narrativen Identität", dem sich die Veröffentlichung vorrangig zuwendet. Die Rekonstruktion der Identität und der damit verbundenen Konzeptionen des Selbst stehen demnach im Vordergrund der Analysen, und nur an zweiter Stelle geht es um die Interpretation der sozialen Welt, der Handlungsstrukturen oder der Deutungsmuster. Die Autorinnen, die beide primär im akademischen Feld beheimatet sind, wagen den Schritt zur Vermittlung zwischen Handlungs- und Forschungspraxis der Sozialen Arbeit. [1]
Im Mittelpunkt des Buches stehen somit nicht – wie in zahlreichen anderen Veröffentlichungen – die Methoden der Erhebung, sondern die theoretische Verortung und Praxiserprobung der Auswertungsstrategien. Der Zielpunkt liegt dabei in der produktiven Vermittlung zwischen den teils divergierenden methodischen Anforderungen der Lehre, Praxis und Forschung der Sozialen Arbeit. Die Autorinnen meistern den Spagat zwischen Sozialarbeitspraxis und -forschung, zudem versuchen sie, die Eigenständigkeit einer qualitativen Forschung in der Sozialen Arbeit2) in Abgrenzung zu anderen Disziplinen zu begründen. Das Buch bietet den Lesenden eine systematische Aufbereitung von theoretischen und methodischen Fragestellungen der Fallrekonstruktion, die im Folgenden nachgezeichnet werden sollen. [2]
2. Aufbau und Zielrichtung der Veröffentlichung
Die Veröffentlichung verspricht – wie dem Klappentext zu entnehmen ist – eine "Einführung in die biographieorientierte Fallrekonstruktion" mit dem "Ziel, zentrale Paradigmen der Biographieforschung vorzustellen sowie die Bedeutung der Methode für die Praxis zu skizzieren". Die Autorinnen sprechen in ihrem Vorwort primär Praktiker/innen an, da "vornehmlich forschungs- und praxisrelevante Fragen und Perspektiven erörtert [werden], die für diejenigen Wissenschaften und Berufsfelder von Interesse sind, die einen ausgeprägten Fallbezug aufweisen und soziale Probleme bearbeiten" (S.7). Aber das Buch enthält darüber hinaus auch "spezielle Informationen für am Thema Biographieforschung interessierte Wissenschaftler[/]innen" und "ist mit Blick auf eine wissenschaftliche Ausbildungspraxis an Universitäten und Fachhochschulen gestaltet sowie im Hinblick auf eine berufliche Praxis formuliert worden" (S.7). Der Adressat/innenkreis ist demzufolge weit gefasst: Neben den Akteuren der Sozialen Arbeit wie Sozialarbeiter/innen und Sozialpädagog/innen im vielfältigen Feld zwischen Jugendhilfe und Altenhilfe sollen auch Erziehungswissenschaftler/innen und alle darüber hinaus an der Biografieforschung Interessierte wie z.B. Soziolog/innen3) angesprochen werden. Für diejenigen, die am Anfang einer Beschäftigung mit der Biografieforschung stehen, ist das Buch nur teilweise geeignet. Vielmehr richtet es sich an informierte Leser und Leserinnen, die mit den Grundannahmen der qualitativen Sozialforschung, der Erhebungsmethode des narrativen Interviews und insbesondere der biografischen Methode vertraut sind. [3]
Einleitend werden die Grundlagen der Biografieforschung sowohl unter theoretischen als auch methodischen Gesichtspunkten trefflich aufbereitet. Dabei zeigt sich, dass auch in den Erziehungswissenschaften die Biografieforschung inzwischen ihren festen Platz hat. GRIESE und GRIESEHOP fundieren Biografie als ein Bindeglied und vermittelndes Konstrukt, das Zeugnis und Resultat der Interdependenzen zwischen Subjekt und Gesellschaft ist (vgl. BOHNSACK & MAROTZKI 1998, S.22-24). So setzen sie sich mit dem Phänomen der Biografie in der Moderne auseinander und ordnen ihr Vorgehen und Interesse der Tradition der interdisziplinär orientierten Biografieforschung zu. Zugleich eröffnen die Autorinnen an dieser Stelle mit ihren sachkundigen Informationen einen Zugang zur Disziplin der Sozialen Arbeit. [4]
Das Buch lässt sich in drei Schwerpunkte gliedern: Im Zentrum des ersten Kapitels steht das Paradigma der narrativen Identität, unter welches die Autorinnen das Auswertungskonzept fassen. Dieses steht im Mittelpunkt und wird hier im Wesentlichen nachgezeichnet und diskutiert. Der zweite Teil widmet sich der Diagnostik und den drei biografischen Figuren, die die Diskussion in der Sozialen Arbeit prägen: Fremdheit, biografische Ressourcen und das ungelebte Leben. Unter besonderer Berücksichtigung ihrer Praxisrelevanz stellen die Autorinnen diese vor. Im dritten Teil werden anhand von vier Fällen, die aus narrativen Interviews zu den Themen "Demenz", "Alkoholabhängigkeit", "Krankheit" und "Arbeitslosigkeit" hervorgegangen sind, die breiten Verwendungsmöglichkeiten und die Potenziale des Paradigmas der narrativen Identität verdeutlicht. [5]
3. Die biografische Fallrekonstruktion
Inhaltlich vertieft werde ich zunächst den gewählten Ausgangspunkt der Autorinnen in der "Biographischen Fallrekonstruktion" besprechen. Mit dem Konzept der narrativen Identität schließen sie an die aktive Konstruktionsleistung des Individuums in der Interviewsituation an4). Die Autorinnen suchen somit die Nähe zur rekonstruktiven Sozialforschung, unter welche all jene Verfahren gefasst werden, "denen es um das Verstehen und die Interpretation der Wirklichkeit als einer von handelnden Subjekten sinnhaft konstruierten und intersubjektiv vermittelten Wirklichkeit geht" (JAKOB & v. WENSIERSKI 1997, S.9), und die ergebnisoffen nach den Wurzeln der (narrativen) Konstruktion suchen. Die Autorinnen fassen darunter im Einzelnen die objektive Hermeneutik, das narrationsstrukturelle Verfahren und die psychoanalytische Interpretation (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.27). [6]
Bevor GRIESE und GRIESEHOP das Paradigma der narrativen Identität im Einzelnen erläutern, erhalten die Lesenden einen sehr knappen Einblick in das Erhebungsmodell des narrativen Interviews5), insbesondere zu Erzählstimulus, Erhebungsphasen und Transkription (S.26f.). Im Mittelpunkt steht auch hier die Auswertung, wie sie in der Forschung und Praxis zum Einsatz kommen könnte (Kapitel 2, insbesondere S.23-38). Anschließend besprechen die Autorinnen die rekonstruktiven Verfahren, die zur Analyse von Erzählungen im Hinblick auf die Identitätskonstruktion nützlich sind. Ihr Anliegen ist es, die Schnittmengen und Abgrenzungen dieser Verfahren zum Paradigma der narrativen Identität herauszuarbeiten.
Das narrationsstrukturelle Verfahren (S.27-31) wird in Anlehnung an Fritz SCHÜTZE vorgestellt, wobei im Mittelpunkt dieses Analysevorgehens die Dimension "Erfahrung" steht (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.30). Im Einzelnen geht es um die Textsortenbestimmung, das Herausstellen der Prozessstrukturen auf Grundlage der erzähltheoretischen Annahmen (Zugzwänge und Erzählfiguren), die Segmentierung anhand der Rahmenschaltelemente, die strukturell inhaltliche Beschreibung der Segmente und deren Zusammenfassung, bevor im Zuge der analytischen Abstraktion wiederkehrende Muster herausgearbeitet werden. Im letzten Schritt folge, so die Autorinnen, die Feinanalyse einzelner Segmente. Leider gehen GRIESE und GRIESEHOP auf diesen über das Strukturelle hinausgehenden Analyseschritt nicht weiter ein und belassen es bei dem allgegenwärtigen nebulösen Verweis auf die Grounded-Theory-Methodologie6) (S.30).
Die objektive Hermeneutik (S.31-34), die die Regelhaftigkeit der Biografie betont, wird in Anlehnung an Ulrich OEVERMANN vorgestellt. Die Autorinnen führen kurz in die Bezüge der objektiven Hermeneutik ein – vor allem die Unterscheidung von Latentem und Unbewussten – und unterstreichen so den zentralen Ansatzpunkt der Analyse in der Unterscheidung zwischen "objektiven Möglichkeiten" und "wirklichen Verläufen" (OEVERMANN 2000, S.69). Sie stellen im Folgenden das sequenzanalytische Vorgehen vor: Es gilt nach dem Bilden der Sequenz, eine Paraphrasierung derselben vorzunehmen. Die anschließende extensive und spekulative Auslegung liefert das Fundament für Strukturhypothesen, eine Form von Generalisierung, die in der Zusammenschau zur Fallstrukturhypothese führt. Neben dieser Strategie verweisen die Autorinnen auf die Möglichkeit, in die Interpretation objektive Daten einzubeziehen, um eine "Normalitätsfolie" zu entwickeln (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.32).
Beim psychoanalytischen Verfahren (S.34-38) geht es um das Erfassen des Unbewussten: Nachdem der manifeste Text bzw. Inhalt erfasst wurde – die Autorinnen verweisen später unter Rückgriff auf Alfred LORENZER darauf, dass es sich im Grunde um keine Textanalyse handeln muss –, werden "irritierende Passagen, sogenannte Schlüsselszenen" aufgegriffen und über das szenische Verstehen, welches dem Empfinden der Forschenden erhebliche Bedeutung zuspielt, gedeutet:
"Neben der Suche nach den Passagen, in denen sich Verdrängtes oder Tabuisiertes zeigt, und dem Auffinden von Schlüsselszenen/-erlebnissen, die mithilfe der Prinzipien szenisches Verstehen, Empathie und Perspektivübernahme entschlüsselt werden […], verlangt die Interpretation eine hochgradig engagierte Form der Selbstreflexion, um eigene Verdrängungsleistungen (Stichworte: Selbsterkenntnis, Lern-/Bildungsprozesse) und das Involviertsein im Rahmen des Forschungsprozesses transparent zu machen […]. Im Zuge der Analysen wird der manifeste Gehalt der Erzählung nicht ignoriert, das Verstehen, als Ziel der Fallrekonstruktion, konzentriert sich jedoch auf die unartikulierten, nur implizit vorliegenden Lebensthemen und auf die Identitätsentwicklung – unter Berücksichtigung möglicher Beschädigungen – im Laufe der (Lebens-) Zeit." (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.36) [7]
Gemeinsam ist diesen Ansätzen, so die Autorinnen, dass sie "gelungene respektive problematische Identitätsentwicklung im Laufe des Lebens" (S.37) thematisieren. GRIESE und GRIESEHOP schließen die überblicksartige Zusammenstellung mit dem Verweis auf die Möglichkeit der Verschränkung dieser Auswertungsstrategien ab. Dabei bleibt neben der Frage nach den Auswahlkriterien für die vorgestellten rekonstruktiven Verfahren – es wäre gut denkbar gewesen, z.B. die dokumentarische Methode einzubeziehen – auch offen, worin der Profit der vorgestellten Analyseverfahren in den Augen der Autorinnen liegt. Dies wird lediglich am Beispiel des narrationsstrukturellen Verfahrens angedeutet (S.31). Auch bleibt weitestgehend unklar, wie es – im Sinne des für das Buch formulierten Anspruches – um die Praxistauglichkeit dieser Konzepte steht: Wie gehen die Praktiker/innen unter knappen Zeitressourcen mit den Ansprüchen an einen vertextlichten Korpus und an die Analyse in Gruppen um? Inwiefern unterscheiden sich die vorgestellten Ansätze im Hinblick auf ihre Zielstellungen und ihre Produktivität? Neben diesen offenen Fragen wird aber von den Autorinnen transparent gemacht, dass sie sich zur Bearbeitung von narrativer Identität verschiedener Strategien der drei Verfahren bedienen: So tauchen die Arbeitsschritte der Textsortenbestimmung, die Idee eines dritten Elementes als Interpretationshilfe und das Konzept des Unbewussten wieder auf. [8]
Die Präferenz für die Rekonstruktion im Rahmen des Konzepts der narrativen Identität entspringt a) der Idee, dass der "Verzicht auf die Rekonstruktion einer Sozio- und Psychogenese die Gefahr einer Fixierung des Gegenübers auf eine im Verlauf des Lebens gewonnene bzw. gewordene Identität minimiert", b) der Annahme, dass die Konstruktion von Identität und sozialen Welten Leistungen der Sprechenden sind, welche Typisierungen und Generalisierungen einschränken, und dass zugleich c) forschungsökonomische Nutzbarkeit und pragmatische Handhabbarkeit sichergestellt sei, da das Konzept der narrativen Identität zunächst (nur) dem Eingangs- und Ausgangssegment einer autobiografischen Stegreiferzählung besondere Bedeutung zuspielt (vgl. GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.38f.). [9]
Somit unterscheidet sich das Paradigma von den vorgestellten Konzepten: dem narrationsstrukturellen Verfahren, dem Verfahren der objektiven Hermeneutik und dem psychoanalytischen Verfahren, indem es schon in der Konzeption zentrale Anknüpfungspunkte für das Praxishandeln beinhaltet. Allerdings, und hier setzen die Autorinnen an, mangele es dem Paradigma der narrativen Identität an systematischer, empirischer Erprobung. Zunächst aber einige Worte zur theoretischen Begründung des Paradigmas. [10]
4. Das Paradigma der narrativen Identität
Die Autorinnen knüpfen mit dem Paradigma der narrativen Identität (S.38-79) an dem narrationsstrukturellen Verfahren (SCHÜTZE 2000), gehen aber einen entscheidenden Schritt weiter: Die grundlegende Annahme einer Analogie zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem und die daraus bedingte enge Bindung an den Erfahrungsbegriff wird hier erweitert durch die Annahme, dass im Erzählen Identität interaktiv konstruiert wird (vgl. LUCIUS-HOENE & DEPPERMANN 2002). Das Paradigma "narrative Identität" ist demnach weniger an der Rekonstruktion biografischer Verläufe interessiert als am Erfassen der in der Narration konstruierten Identität (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.106). Über das Verstehen hinaus kann im empirischen Ansatz der narrativen Identität die "im narrativen Interview her- und dargestellte Identität" rekonstruiert werden (LUCIUS-HOENE & DEPPERMANN 2002, S.97). Dabei greifen die Autorinnen auf ein Konzept zurück, das 1991 von RICŒUR (vgl. RICŒUR 1991 und 2005) in den wissenschaftlichen Diskurs eingebracht wurde und insbesondere von LUCIUS-HOENE und DEPPERMANN aufgegriffen wird. Demnach ist "Identität das Ergebnis aktueller und aktiver Konstruktionsleistungen, Resultat narrativer Strukturen" (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.42). In dieser theoretischen Grundannahme sehen die Autorinnen das Potenzial für die Praxis der Sozialen Arbeit:
"So ist beispielsweise Krankheit nicht gleich Krankheit – sie wird gemäß subjektiver Krankheitstheorien, in denen auch Selbst- und Weltbilder eine zentrale Rolle spielen, ausbuchstabiert. […] Generell zielt biographische Fallrekonstruktion darauf ab, den Einzelfall als Erkenntnisquelle zu nutzen und Verstehen zu ermöglichen. […] Im Zentrum biographischer Fallrekonstruktionen steht indessen die Analyse der sozialen Wirklichkeit als einer von handelnden Subjekten sinnhaft konstruierten und intersubjektiv vermittelten Wirklichkeit, in deren Mittelpunkt das Thema Identität steht" (S.24f.). [11]
Es gelingt den Autorinnen, die aufbereiteten Ansätze des narrationsstrukturellen Verfahrens und der objektiven Hermeneutik mit primär sozialpädagogischen Ansätzen wie der psychoanalytischen Diagnostik zu verknüpfen und somit Anschlussfähigkeit in verschiedene Richtungen zu gewährleisten. Anschlussirritationen ergeben sich, da die Autorinnen das Konzept der narrativen Identität (LUCIUS-HOENE & DEPPERMANN 2002) hier als "Paradigma"7) klassifizieren: In welchem Verhältnis steht dies zu den Auswertungsstrategien? Nehmen die Autorinnen hier eine Hierarchisierung der Verfahren vor, die die gegenstandsangemessene Methodenwahl aushebelt? Wissenschaftstheoretisch ist diese Zuschreibung nicht abschließend schlüssig. [12]
Mit ihrer Auswertungsstrategie knüpfen GRIESE und GRIESEHOP an die Interviewsituation an, da "Identität zum Effekt diskursiver Regeln" werde (2007, S.44). "Lebensgeschichtliche Stegreiferzählungen werden in erster Linie als Resultat interaktiver Praxis gefasst (Interview), eine Praxis, in deren Verlauf Identität kommunikativ her- und dargestellt wird" (S.41). Diese Argumentation von GRIESE und GRIESEHOP spielt der Interviewsituation und den darin durch den Interviewer/die Interviewerin vermittelten Sinnstiftungsangeboten höchste Relevanz zu, da diese Identität potenziell ko-konstruieren. Diese Schwierigkeit könnte gerade in der ressourcenknappen Sozialarbeitspraxis zuvor abgeschüttelte subsumtionslogische Probleme in der Konstruktion des Hilfeplans hervorrufen: "Das, was erzählt wird, wird einen Bezug […] zum Interesse des Gegenübers aufweisen" (S.53). Es bedarf demnach einer hohen Selbstreflexion des Interviewers/der Interviewerin um herauszufiltern, wo thematisch-inhaltliche Angebote durch ihn oder sie einführt wurden und wo diese wiederum tatsächlich auf individuelle Handlungsstrategien verweisen.8) Die Autorinnen umgehen diese Schwierigkeiten, indem sie weniger an Inhalte als an rhetorische Figuren anschließen, die – so die Annahme weiter – weniger situativen Einflüssen und inhaltlichen Angeboten unterliegen. Somit wird der formalen Struktur von Sprache eine erhöhte Bedeutung zuteil: "Identität wird über Diskursordnungen und -regeln, über Strukturen der Erzählung hergestellt" (S.43). Dabei vertiefen sich die Autorinnen während der Analyse auf die Organisationsprinzipien von Sprache. Neben den Organisationsprinzipien der Sprache kommen in der Analyse die "weltanschauliche Deutungsmuster", welche "für Organisation und Kohärenz in einer autobiographischen Darstellung" (S.50) sorgen, zum Tragen sowie das institutionalisierte Modell des Lebensverlaufs (FISCHER & KOHLI 1987). Denn "Stegreiferzählungen basieren auf derartigen kulturellen Mustern, die auch als Diskursregeln mit sinnregulierender Funktion aufgefasst werden können" (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.51). Neben den Strukturmustern, die die Autorinnen beispielhaft anhand empirischen Materials erläutern (S.53-71), spielen auch die inhaltlich-thematischen Dimensionen des Materials eine Rolle. Auf diese Ich- und Weltkonstruktionen gehen die Autorinnen im Schritt der Feinanalyse ein (S.71-79). Sie argumentieren dabei, dass Interviewte sich auf Wissensbestände berufen, die über die von den Interviewenden gelieferten Sinnstiftungsangebote hinausgehen und auf einen intersubjektiven, kulturellen Horizont verweisen. Von dieser Annahme werden die Lesenden zu der Idee geleitet, dass diesen kulturell vermittelten Sinnstiftungsangeboten Wissenschafts- und Alltagsdiskurse inhärent sind (S.45). In den Identitätskonstruktionen der Interviewten verbergen sich demnach, so die Autorinnen, theoretisierbare Elemente, an die die Interpret/innen anknüpfen können, indem relevante Theorien in die Interpretation Eingang finden. Allerdings sollte der materialgeleitete Einbezug von Theorien nur unter bestimmten Prämissen vollzogen werden:
"Die in die Interpretation integrierten Theorien bzw. Theoriefragmente müssen, und dies ist konstitutiv, inhaltlich/thematisch mit den zu untersuchenden Segmenten korrespondieren" (S.76) und
die Auswahl der theoretischen Bezüge ist nach "strukturellen Ähnlichkeiten zwischen den Theoriefragmenten und jenen in der Erzählung präsentierten Sinnkonstruktionen" zu leiten (S.77). [13]
Letztlich schlagen GRIESE und GRIESEHOP vor, dass Theorie, neben Interpret/in und Text, ein drittes Element im Analysevorgang bilden sollte (S.75). Geleitet vom empirischen Material sollen inhaltlich, thematisch und strukturell korrespondierende Theorien bzw. Theoriefragmente in die Interpretation einbezogen werden. Dies ist diskussionsbedürftig: In der Fallrekonstruktion der Sozialen Arbeit erscheint ein Einbezug theoretischer Annahmen in die Ad-hoc-Interpretation sinnvoll. Allerdings bleibt die Frage unbehandelt, ob dieses Vorgehen nicht gerade im Falle von Noviz/innen die Gefahr eines vorschnellen deduktiven Schlusses birgt.9) Diese Sorge verstärkt sich, da sich GRIESE und GRIESEHOP von dem Primat der Textsorte der "biografischen Erzählung" (vgl. ROSENTHAL 1995, S.145f.) – auf qualitativ-inhaltlicher Ebene – distanzieren. Sie negieren nicht die unterschiedlichen Textsorten an sich, auch bei ihnen kommt der biografischen Erzählung primäre Bedeutung "unter dem Gesichtspunkt des diskursiven Wahrheitseffekts und seiner Sprachstrukturen" (S.47) zu, aber eben nicht im SCHÜTZEschen Sinne als primärer Ansatzpunkt für Fremd- und Selbstverstehensprozesse.10) Dass Identität sowohl in Erzählungen als auch Beschreibungen und Argumentationen sprachlich hergestellt wird, mag neue Einblicke in die Identitätskonstruktionen eröffnen, muss aber in den Prozess der Analyse, wenn nicht gar als Ausgangspunkt der Analyse, einbezogen werden, und verlangt darüber hinaus eine schlüssige methodologische Begründung. So entstehen inhaltliche Reibungen, die Fragen aufwerfen, aber die Qualität der informativ und gut aufbereiteten Abhandlung nicht mindern. Auf ihre theoretischen Ausführungen aufbauend vermitteln die Autorinnen konkrete Analysestrategien, welche dem Paradigma der narrativen Identität gerecht werden und einer biografischen Fallrekonstruktion dienen sollen. Damit gehen sie einen wesentlichen Schritt, um die "Biographiearbeit als eigenständige[s] Handlungs-Konzept voranzubringen", was dringlich scheint (vgl. ROER & MAURER-HEIN 2004). [14]
4.1 Analysestrategien im Paradigma der narrativen Identität
Nachdem GRIESE und GRIESEHOP narrative Identität schlüssig den bestehenden Konzepten und Ansätzen der rekonstruktiven Biografieforschung zugeordnet haben, stellt sich die forschungspraktische Frage nach der Konkretisierung des analytischen Vorgehens. An dieser Stelle ändert sich der Darstellungsstil der Veröffentlichung, denn nun werden Auszüge aus verschiedenen Interviews vorgestellt und "wesentliche Strukturmuster autobiographischer Stegreiferzählungen" (2007, S.53) wie Textsorten und Prozessstrukturen erörtert. Die Autorinnen gehen vertieft auf die Analyse ein: Anhand von Interviewsegmenten (S.54-71) veranschaulichen sie die Anwendung und mögliche inhaltliche Gewinne aus der Strukturierung der Erzählungen: Worüber kann die gewählte "Darstellungsstruktur" Aufschluss geben? Wie erklärt sich ein hoher "Indexikalisierungsgrad" – worauf lässt er im spezifischen Fall Rückschlüsse zu? Wie können Höhe- und Wendepunkte einer Erzählung gedeutet werden? Im Anschluss an diese einzelfallbezogenen Darstellungen, die einen guten Einblick in das Vokabular der Biografieanalyse bieten, leiten die Autorinnen über zu Auswertungs- und Abkürzungsstrategien im Sinne des Paradigmas der narrativen Identität. Dieses von GRIESE (2007, S.115ff.) bereits an anderer Stelle bündig vorgestellte Vorgehen soll hier kurz nachvollziehbar gemacht werden:
Transkription11): Im forschenden Kontext plädieren die Autorinnen für eine vollständige Transkription; wie sich dies im Praxisfeld der Sozialen Arbeit vollziehen soll, lassen sie offen.
Textsegmentierung: Anhand von "Anzeigern" wie der thematischen Modifikation, Sprechwechseln, (Zwischen-) Bilanzen und formalen Rahmenschaltelementen lässt sich der Text segmentieren.
Feinanalyse: Es werden Auftakt und Abschlusscoda (sowie das ihr vorausgegangene Segment) ausgewertet und Gestalt und Verfugung herausgearbeitet. Dabei wird insbesondere auf die zu klassifizierenden Erzählmuster12) geachtet: Hier sind, so die Autorinnen, verschiedene Variationen von biografischen Handlungsschemata, institutionellen Ablaufmustern, progressiven und/oder regressiven Verlaufskurven sowie entsprechenden Wandlungen denkbar. [15]
Damit greifen die Autorinnen auf die vertraute Annahme zurück, dass Anfang und Ende einer Erzählung in Beziehung zueinander stehen und somit der Endpunkt genauso werthaltig ist wie der Anfang. Sie übernehmen die in der Biografieforschung zentrale Figur der Gestalthaftigkeit in diesen Auswertungsschritt. In der Interpretation kommen aber primär die Strukturelemente zum Tragen – sie sind für GRIESE und GRIESEHOP der Ausgangspunkt für weitergehende Interpretationen. Da die Differenzierung zwischen Textsorten nur unter hohem Aufwand praktikabel ist, soll mit der Abkehr von der Textsortenfixierung Praxisnähe hergestellt bzw. möglich werden. So konstatieren die Autorinnen an anderer Stelle: "Verursacht das Paradigma Narrative Identität in der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung aufgrund der Konzeptionalisierungen von Biographie, Identität und (sozialer) Zeit Reibung, erscheint es im Horizont von Praxis als Chance" (S.39). [16]
Damit spitzt sich eine schon eingangs angesprochene Problematik zu: Aufgrund der nicht hinreichend spezifizierten Unterschiede zwischen den Ansprüchen an die Methode der Sozialarbeitspraxis und der Sozialarbeitsforschung werden die vorgestellten Auswertungsstrategien den unterschiedlichen Kontexten nur bedingt gerecht. Das Ausblenden der unterschiedlichen Bezugspunkte und Geltungsrahmen wirkt irritierend. GRIESE und GRIESEHOP versuchen, beiden Handlungslogiken zu genügen, eine weitergehende Differenzierung von Praxis und Forschung steht aber aus.13) Allerdings, und dies gilt es hervorzuheben, denken die Autorinnen zunächst in Richtung Praxis und geben somit eher einen konstruktiven Anstoß, zu den Auswertungsstrategien der Fallarbeit Theorien als Interpretationshilfen hinzuzuziehen. Zudem stellen sie einige in Praxis und Forschung nutzbare Auswertungsstrategien erst einmal vor und explizieren diese bedeutsamen und interessanten Vorgehensweisen, bevor sie ihre eigene Methode positionieren. Hiermit leisten die Autorinnen einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Handlungsmethoden der Sozialen Arbeit im Fokus der Einzelfallarbeit. [17]
In der Zusammenschau fällt auf, dass GRIESE und GRIESEHOP sich primär auf der "formal-strukturellen" Analyseebene bewegen und weniger auf die "inhaltlich-qualitative" Dimension eingehen (2007, S.74). Dies spiegelt sich auch in ihren Ausführungen zum feinanalytischen Vorgehen (S.75f.): Die Autorinnen arbeiten im theoretischen Diskurs detailliert den Verstehensprozess auf. Sie gelangen über diesen zu dem abschließenden Standpunkt, dass weder von unbewussten Wissensbeständen noch vom "höher-symbolischen Wissen der Professionellen" ausgegangen werden könne, sondern von "unterschiedlich strukturierten Wissensbeständen". Demnach läge es an der pädagogischen Praxis, "über problematische Lebenslagen oder -situationen miteinander ins Gespräch zu kommen" (S.79). Und darin liegt wohl der größte Anspruch für GRIESE und GRIESEHOP, wollen sie doch dem Fremdverstehensprozess von subjektiven Konstruktionen zu einem festen Platz in der Praxis der Sozialen Arbeit verhelfen. [18]
Bevor GRIESE und GRIESEHOP nun überleiten zu den Fallbeispielen und der Anwendung der bisher vorgestellten Methode(n), rücken sie jene theoretischen Perspektiven und Konzepte des Fallverstehens in den Mittelpunkt (S.81-112), die besondere Relevanz für die Sozialarbeitspraxis besitzen. [19]
4.2 Konzepte des Fallverstehens
Zum Einstieg vertiefen die Autorinnen den Begriff der sozialen Diagnose, denn: "Wer die Frage nicht beantworten kann, was Soziale Diagnose ist, kann auch nicht benennen, was Soziale Arbeit von verwandten Feldern professionellen Handelns unterscheidet" (S.21). So arbeiten sie die bestehenden Diskussion um das Konzept der sozialen Diagnose heraus und gehen, neben der historischen Verankerung des Begriffs, insbesondere auf das Konzept einer "narrativ-biographischen Diagnostik" in Anlehnung an FISCHER und GOBLIRSCH (2007) sowie auf die "biographische Diagnostik" nach HANSES (2004) ein. Dabei kommt das Konzept der Biografizität zum Tragen, welches hier unter "biographische Strukturierung" nach FISCHER (2002) gefasst wird. Es greift den Gedanken auf, dass in der Konsequenz des gesellschaftlichen Wandels die Strukturierung der Biografie dem Individuum obliegt. Dieser ambivalente Prozess, der Chancen und Zwänge beinhaltet14), wird für die Autorinnen zur Ausgangsannahme. Resümierend ist sozialpädagogische Diagnostik hiernach "ein kommunikativer Prozess […], der für die Professionellen zu einem 'Fremdverstehen' und für die Hilfesuchenden zu einem 'Selbstverstehen' führen kann" (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.89). Dabei stellen die Autorinnen auf die Vorzüge des narrativen Interviews für das Praxishandeln ab. Über die Diskussion der verschiedenen Ansätze der biografischen Diagnostik (HANSES 2004; FISCHER & GOBLIRSCH 2007) gelangen sie schließlich zu ihrer eigenen Positionierung:
"Doch statt von Zusammenhangsbildung auszugehen [wie HANSES, LB] oder die Möglichkeit einer retrospektiven Beobachtung des 'Gewordenseins einer Person' einzuräumen [wie FISCHER & GOBLIRSCH, LB] gehen wir von (der Möglichkeit einer) Kohärenzbildung im Akt des Sprechens aus, deren Form und Inhalt zu rekonstruieren sind und an die pädagogisches Handeln anschließen kann" (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.92). [20]
Die Diagnostik ist das theoretische Einfallstor für die folgenden Konzepte, die als Mittel zum Ziel, eine "Diagnose zu stellen", aufgefasst werden können. Es sind spezifische Aufmerksamkeitsmodi, die sich mit Erzählungen verbinden und in der Sozialen Arbeit bzw. der Biografieforschung verankert sind.
Fremdwerden der eigenen Biografie (S.93-98)
Zunächst stellen GRIESE und GRIESEHOP das Konzept des "Fremdwerdens der eigenen Biographie" in Rückgriff auf RIEMANN (2004) vor. Es entspringt der Annahme, dass die eigene Biografie15) von gesellschaftlichen Konzepten und Erklärungen überlagert werden – ein Mechanismus, der z.B. durch das Zuschreiben von Krankheitstypologien greift – und so Entfremdung resultieren kann. Unterfälle dieser Fremdheit wären der Verlust der eigenen biografischen Linie, die biografische Gleichgültigkeit und die Rahmungslosigkeit. Die Autorinnen entwickeln ein konkretes handlungsleitendes Fazit: "Identitätsaussagen [sind] im Interview grundsätzlich dahingehend zu befragen, ob sie sich als 'Fremdverordnetes' oder 'Selbstgewähltes' zu erkennen geben und in welchem Textsortenmodus sie präsentiert werden." Dabei stellen sie die Verschränkung mit regressiven und progressiven Strukturmustern des biografischen Erzählens als besonders beachtenswert heraus (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.99).
Biografische Ressourcen und stellvertretende Deutungen (S.99-105)
Hinter der Ressourcenorientierung verbirgt sich ein Handlungskonzept, welches die "Stärken und Kompetenzen der Klienten, Ratsuchenden und Patientinnen in den Handlungsvollzug, in die Intervention" zu integrieren versucht. Gerade in Problemsituationen soll der oder die Einzelne befähigt werden, die eigenen Potenziale und Stärken zu erkennen und zu nutzen. Dabei wird das Konzept der biografischen Ressourcenorientierung von persönlichen, lebensweltlich-sozialen oder auch sozioökonomischen Ressourcen abgegrenzt, indem es auf die Fähigkeit abzielt, "biographische Kohärenz herzustellen und Erfahrungen (narrativ) anzuordnen" (S.103). In biografischen Erzählphasen kann somit u.a. nach Potenzialen gesucht werden, die gelungene Handlungsmuster offenbaren und Anschluss für Hilfepläne offenlegen. Deshalb sind, so die Autorinnen, neben den schon angesprochenen Perspektiven spezifische Aufmerksamkeitsrichtungen zu wahren für Deutungsmuster, Wandlungen und Handlungsspielräume. Die Autorinnen schließen also wiederum mit praxisnahen Verweisen u.a. darauf, dass es zu bedenken gelte, "dass Potenzialitäten und Risiken in einer Lebensgeschichte oft nah beieinander liegen" (S.105).
Das ungelebte Leben (S.106-112)
In der Vorstellung des ungelebten Lebens kommt zum Tragen, was zuvor schon angedeutet wurde: Es gelte, die Aufmerksamkeit über das, "was der Mensch geworden ist und was er darstellt", hinaus auf jenes, "was der Mensch 'will', 'kann', 'muss', 'soll' oder 'darf'" zu richten (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.107). Damit wird auch angesprochen, was im Zeichen der Modernisierung als Verzicht auf eine bestimmte Biografie zu begreifen ist: Verzichten und Verwerfen; Verpassen und Versäumen; verhinderte und versagte Möglichkeiten sind Kategorien der therapeutischen Arbeit, die hier benutzt werden. [21]
Somit stellen diese drei Konzepte Aufmerksamkeitsfoki dar, die für die tiefergehende wissenschaftliche Analyse, aber auch für die praktische Hilfestellung und somit für die Diagnostik nützlich sein können.16) [22]
5. Fallrekonstruktion am Beispiel
Mit dem Begriff der "Fall"-Rekonstruktion wird hier keineswegs unreflektiert an den inflationären Gebrauch des Begriffes "Fall" angeschlossen, sondern es werden gerade die Lebensäußerungen von Personen vor einem thematischen Hintergrund in der Rekonstruktion durch Dritte als Fall verstanden und als solcher aufbereitet (zur Problematik vgl. MAIWALD 2008). Die Autorinnen konzentrieren sich in ihrer Fallrekonstruktion auf die erzählten Lebensgeschichten und beziehen äußere Bedingungen wie Situation, Umfeld und Infrastruktur zur Explikation ein – der Fall, als erzählte Lebensgeschichte, steht hier im Mittelpunkt.17) Dabei werden nun vier unterschiedliche Fälle analysiert und vorgestellt, Themen sind dabei: Demenz, Sucht, Krankheit und Arbeitslosigkeit. Die Interviews sind zum größten Teil im Rahmen des Buchprojektes erhoben, nur das Interview zum Thema Krankheit stammt aus dem Dissertationsprojekt von GRIESEHOP zum Thema "Leben mit Multipler Sklerose" (GRIESEHOP 2003). [23]
Im Folgenden vertiefen die Autorinnen die Fallinterpretation anhand der Anfangssequenz und der Schlusscoda der Einstiegserzählung. Es schließen sich weitergehende Analysen an, die die Auswertungsschritte des Paradigmas der narrativen Identität verdeutlichen. So wird neben den thematischen Bezügen die entsprechende Erzählung primär formal-strukturell untersucht: Darstellungsstrukturen, Wendepunkte und Ablaufmuster werden nachgezeichnet. Zudem werden im Sinne der zuvor erwähnten Aufmerksamkeitsfoki Deutungsmuster und Kohärenzbildungen genauer betrachtet. Im Zuge dessen wird auch das Konzept der "Theorie als drittes Element" verdeutlicht.18) Überzeugungskraft hat dies, da es ermöglicht, Bezüge zu unterschiedlichsten Theorien bzw. Theoriefragmenten, sofern diese Erklärungskraft besitzen, herzustellen. Dies steigert die Lesbarkeit der Einzelfallrekonstruktionen sichtlich aufgrund der vermittelten Zusatzinformationen, zugleich aber provoziert es: Die präsentierten Lesarten sind "blankpoliert", sodass Hinweise auf feinanalytische Interpretationsvorgänge und eventuell kontrastierende theoretische Bezüge keinen Raum haben. So wird mit diesen anschaulichen, dank ihrer theoretischen Unterfütterung inhaltlich bereichernden Einzelfalldarstellungen nahezu eine Einladung an Noviz/innen ausgesprochen, vorschnell Verknüpfungen mit (nur wenigen) vertrauten Theorieelementen zu vollziehen. Zugleich aber verweist dieses Kapitel die Praktiker/innen darauf, wie profitabel und hilfreich für ursächliche Erklärungen die ausführliche Auseinandersetzung mit Theorien sein kann. Zudem legen die Fälle offen – und dies ist eines der zentralen Anliegen von GRIESE und GRIESEHOP – wie dem Fall Muster zur Selbsthilfe inhärent sind. Diese Anschlussstellen zur Selbsttätigkeit zeigen sich insbesondere in der narrativen Rekonstruktion der Bearbeitung alltäglicher Probleme und bieten wesentliche Ansatzpunkte für die Hilfeplankonstruktion, wie die Autorinnen anschaulich herausarbeiten. [24]
Abschließend macht der Praxisteil ein grundlegendes Anliegen deutlich: Das Subjekt soll in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Sozialarbeiter/innen sollen die Adressat/innen als Expert/innen ihrer Lebenswelt in Erkenntnisbildung und Hilfeplanung einbinden und sich dafür eine ethnografische Grundhaltung zu eigen machen. [25]
Im letzten Kapitel führen die Autorinnen Anforderungen an eine Rekonstruktion im Sinne des Paradigmas der erzählten Identität zusammen und gehen auf das Wissenschafts-Praxis-Verhältnis ein. Zunächst verweisen sie aber auf folgende notwendige Kompetenzen und Wissensbestände, die sowohl einer Reflexion als auch einer Weiterentwicklung bedürfen:
Textsortenwissen (narrativ, deskriptiv, expositorisch, argumentativ und instruktiv)
Fähigkeit zum erzählgenerierenden Fragen
Fähigkeit zum Zuhören (S.213-216) [26]
Diese Fähigkeiten wollen die Autorinnen, neben Vertrauen und Anerkennung, den qualitativen Forscher/innen und Praktiker/innen nahebringen. In der Praxis liegen die Potenziale des Ansatzes insbesondere in der "selbst"-therapierenden Narration, "der Sinn- und Konstruktionsleistung im Akt des sprachlichen Vollzugs" (S.218), aber auch in der Möglichkeit, Nichtthematisiertes und Inkohärentes aufzudecken. Dafür ist es aber unabdingbar, fundierte Theoriekenntnisse mitzubringen und praxisnahe Erfahrung, z.B. in Forschungswerkstätten zu sammeln. In der biografischen Diagnostik liegen Chancen und Risiken allerdings gewohnt nahe beieinander. So verweisen die Autorinnen darauf, dass sich Krisen in einer Erzähltherapie auch verschärfen können. [27]
Dass die Methoden der Sozialarbeitspraxis und -forschung nur begrenzt gleichzusetzen sind, wird nun auch von den Autorinnen verdeutlicht. So heben sie abschließend Besonderheiten der Felder hervor und betonen, dass Anforderungen an Erhebung, Transkription, Auswertung und Ergebnispräsentation sich grundsätzlich unterscheiden. Allerdings, so führen sie abschließend versöhnlich zusammen, liegt in der Vermittlung der Grundideen des rekonstruktiven Forschens – ob für Praxis oder Forschung – eine Gemeinsamkeit, da ihr Erlernen nur im "forschenden Lernen" möglich ist (S.227). Denn die Neugierde auf das, was alltäglich und vertraut scheint, gebe Anstoßpunkte in Praxis und Theorie qualitativer Methodik. [28]
Wie eingangs erläutert, möchten GRIESE und GRIESEHOP die biografische Fallarbeit vor allem für die Praxis nutzbar machen. Dabei liegt ihr Ausgangspunkt in der biografischen Fallrekonstruktion, aus der sie theoretisch fundiert das Paradigma der narrativen Identität entwickeln. Zusammenführend soll hier auf Stärken und Schwächen verwiesen werden. [29]
Die Autorinnen pflegen einen diskursiven Stil, der unzählige (Quer-) Verweise auf weiterführende Literatur und zahlreiche Zitate bedingt. Damit wird auf der einen Seite sicherlich der Nutzen des Buches als Arbeitsbuch gefördert, zugleich aber der Lesefluss gehemmt. Bisweilen führt die diskursive Aufarbeitung des Stoffes zu einer erschwerten Verortung der Position der Autorinnen. Einzelne Kapitel, wie jenes zur Diagnostik (3.1), sind reich belegt, verlangen aber von den Lesenden einen hochkonzentrierten zweiten Blick, um wahrzunehmen, wie die Autorinnen sich in bestehende Stränge einordnen. Durch eine Akzentuierung der zentralen Grundannahmen hätte der Text an Kohärenz gewonnen. Dieses auffällige Verlangen nach einer Absicherung im wissenschaftlichen Feld könnte auf die nach wie vor bestehenden Probleme einer Selbstbehauptung der Sozialen Arbeit als wissenschaftliche Disziplin zurückzuführen sein. Die in Teilen mangelnde Übersichtlichkeit mindert nicht die ansonsten stimmige und gut lesbare Darstellungsart und -weise der Autorinnen – insbesondere die Einleitung, die Fallbeschreibungen und der Schlussteil bereiten eine Fülle von Stoff gut lesbar auf. [30]
Es bleibt festzuhalten, dass die Veröffentlichung theoretisch sehr versiert ist – den Praktiker/innen der Sozialen Arbeit nützt der Einblick in verschiedene Konzepte und methodische Schritte sicherlich. Diese könnten allerdings eine abschließende Praxisorientierung in Form von konkreten Verbindungen zum beruflichen Alltag vermissen.19) So stellt sich die Frage: Inwiefern kann das Paradigma der narrativen Identität an bestehende Strategien der sozialen Arbeit anknüpfen? Wo liegen die Grenzen? Sicherlich ist es gerade vor dem Hintergrund der Pluralisierung von Werten, der Individualisierung von Lebensstilen und der Erosion der Normalbiografie wünschenswert, dass biografische Methoden und das Wissen um die Bedeutung von Biografie in die Sozialarbeitslehre, -wissenschaft und -praxis einfließen. [31]
Für die Forschung ist neben den theoretischen Diskussionen der Einblick in die "Praxis" erhellend: So dienen die Einzelfallrekonstruktionen hervorragend zum Nachvollzug von Interpretationsvorgängen. Der Einstieg in die formal-strukturelle Analyse der Erzählungen ist trotz bereits angemerkter Kritikpunkte für Anfänger/innen von faszinierender Dichte. Hilfreich in der Handhabung wäre hier allerdings ein Glossar gewesen. Trotzdem eignen sich die Interpretationsbeispiele als Diskussionsgrundlage für das "forschende Lernen" in der Lehre; zum Beispiel für Forschungswerkstätten, in denen die Bewertung von Handlungsvollzügen und eine spezifische Herangehensweise und Analysepraxis eingeübt werden soll. Erste Schritte zur Verbindung von Theorie und Praxis sind somit gemacht. Die Idee der gegenseitigen Befruchtung durchzieht das Buch von GRIESE und GRIESEHOP – und in diesem Sinne werden sie ihrem Anspruch an die unterschiedlichen Zielgruppen gerecht. [32]
In dem Vorhaben, in die Verwobenheit von Forschung und Praxis im Dienste der professionellen Arbeit einzusteigen, liegt eine wesentliche Stärke des Buches. Daraus entwickelt sich jedoch zugleich eine Schwachstelle, denn die sehr unterschiedlichen Ansprüche von Theorie und Praxis stehen teils unvermittelbar nebeneinander (vgl. VÖLTER 2008, Abs.17). So werden z.B. die Gütekriterien von Forschung und Praxis, dies scheint immer wieder in der Argumentation durch, feldspezifisch ausgehandelt20) (BREUER & REICHERTZ 2001). Damit regt die Veröffentlichung unterschiedlichste Anschlussfragen an, wie die Frage nach der Verankerung des von den Autorinnen vorgeschlagenen Auswertungsdreiecks – Theorie, Text und Interpret/in – des Paradigmas der narrativen Identität in der Methodologie der qualitativen Sozialforschung oder die Frage nach dem Umgang mit divergierenden Zielen von Praxis und Wissenschaft. Im Einzelnen werden von den Autorinnen folgende Fragen aufgeworfen: Ist es überhaupt möglich, eine Methode zu deklarieren, die sich in Praxis und Forschung gleichermaßen behaupten kann?21) Wie kann unter Handlungsdruck, Geld- und Zeitnot den von den Autorinnen vorgeschlagenen Auswertungsstrategien der narrativen Identität entsprochen werden? Führt die Deklarierung der Methode als Paradigma nicht zur "Verschulung" des qualitativen Forschens, was sich in der Sozialen Arbeit als ein Flexibilitätshemmnis erweisen könnte? Fragen wie diese bieten Anschlusspunkte für weitere Forschung. [33]
Inhaltlich stellen sich zur grundsätzlichen Positionierung der Einzelfallrekonstruktion in der Praxis gerade unter soziologischem Blickwinkel kritische Fragen: Wird die biografische Konstruktion, neben ihrer primären Wahrnehmung als Chance, im Paradigma der narrativen Identität mit dem Fokus auf ihre "Selbstvergewisserungsfunktion" (MAIWALD 2008) auch als Zwang gesehen? Sicherlich produziert der soziale Wandel Handlungsunsicherheiten und Sinnbildungsdefizite, aber kann Konstruktion von Sicherheit und Kontinuität damit zur individuellen Aufgabe werden? Wird damit nicht, im Sinne der grundsätzlichen Annahme der Paradoxien der Moderne, der Zwang zur Biografizität manifestiert? So beinhaltet die Idee einer Therapie, die das Konzept der Biografie zu Hilfe nimmt, schon die Annahme einer gelungenen oder gescheiterten Biografie, und obwohl die Autorinnen auf die Selbstverstehensprozesse abzielen, impliziert diese Annahme im Grunde genommen die normative Vorstellung einer idealen Biografie. Diesen Zusammenhang gälte es vor dem Hintergrund der fortschreitenden Individualisierung und Wertepluralisierung kritisch zu reflektieren. An diesen Gedanken lässt sich weiter anschließen, dass durch den Einbezug der biografischen Fallarbeit die Sozialarbeitspraxis sich nun auch mit überindividuellen und gesellschaftlichen Strukturen beschäftigen muss: "Gesellschaftliche Strukturen und subjektive Sinnkonstruktionen werden im Kontext Biographie/Identität als sich wechselseitig hervorbringend betrachtet" (GRIESE & GRIESEHOP 2007, S.25). Damit stellt sich die Frage, ob überhaupt an die Konstruktionsleistung des Individuums appelliert werden kann, ohne die gesellschaftlichen Bedingungen und die Wechselwirkungen zwischen Individuum und Gesellschaft systematisch einzubeziehen. Biografien sind Konstruktionsleistungen, sozusagen Kulturprodukte, die in einer situativ gebundenen individuellen Erzählung nur verkürzt beleuchtet werden können. Es wäre abzuwägen, ob daraus praktische Konsequenzen zu ziehen sind und das traditionelle narrative Interview um z.B. weitere Erzählungen derselben Person oder um Akte der kommunikativen Validierung zu ergänzen ist – die zwar nicht die subjektive Sinnkonstruktion vermeiden, aber den Einfluss der Situation auf die Erzählung mindern können (vgl. FISCHER & GLOBIRSCH 2007, Abs.2). Zu überlegen ist weiterhin, ob, geht man von einer engen wechselseitigen Konstitution von Biografie aus, wie sie im strukturanalytischen Vorgehen von GRIESE und GRIESEHOP angelegt ist, sich manche Sozialpädagog/innen nicht ihrer Machtlosigkeit angesichts der strukturellen Abhängigkeit des biografischen Leidens in Gänze bewusst werden? ROER und MAURER-HEIN fordern aus diesem Grund dazu auf, die "Definitionen von Notsituationen kritisch zu reflektieren und die Frage nach der vermeintlichen persönlichen Verantwortung der Betroffenen zu problematisieren" (ROER & MAURER-HEIN 2004, S.53). Das Verlangen nach gesellschaftlichen Erklärungen findet sich auch im Ansatz von GRIESE und GRIESEHOP. Sie nähern sich der Theorie und somit der Soziologie an, die der Profession der Sozialen Arbeit Erklärungen für neue Unübersichtlichkeiten und strukturimmanente Effekte zur Hand geben kann. In der Biografieforschung wird auf dem Fundament einer gemeinsamen Methode eine solche Annäherung praktiziert, wie u.a. GRIESE und GRIESEHOP in ihrem Buch zeigen. [34]
7.4 Qualitative Methoden zwischen Praxis und Forschung
GRIESE und GRIESEHOP stoßen mit ihrer Idee, eine Methode für Sozialarbeitspraxis und -theorie auszuarbeiten, in eine hochaktuelle und brisante Lücke. Qualitative Methoden wie das narrative Interview, die Gruppendiskussion, das Experteninterview oder die Beobachtung sind Teil einer mehr oder weniger reflektierten Praxis und zugleich wesentliche Bestandteile von Forschungsprozessen. So stehen sie sowohl im Dienste der Dienstleistung als auch der Theorie- und Wissensgenerierung. Der Reflexions- und Explikationsgrad des eigenen Vorgehens unterscheidet sich dabei gravierend. Die Veröffentlichung von GRIESE und GRIESEHOP macht aufmerksam darauf, dass die unterschiedlichen Sphären, aber auch Disziplinen, voneinander lernen können. Die akademische Forschung kann sicherlich aus der Selbstverständlichkeit und Ergebnisorientierung, mit der die Methoden in der Praxis genutzt werden, Handlungsstrategien ableiten. Denn gerade in der qualitativen Sozialforschung, wo Alltagsnähe und Natürlichkeit Prämissen sind, erscheint es absurd, zwischen Methoden der Forschung und Praxis dogmatisch zu trennen. Qualitative Methoden der Marktforschung, der Sozialen Arbeit, der praktischen biografischen Fallarbeit und der wissenschaftlichen Fallrekonstruktion haben Ähnlichkeiten.22) Ein Austausch über diese und eine potenzielle gegenseitige Befruchtung ist nur unter Beachtung von Restriktionen möglich (VÖLTER 2008, Abs.25). So sind Zeit-, Ressourcen-, Ziel- und Handlungsorientierung grundsätzlich unterschiedlich. In einem ersten Schritt gälte es, und hier liegt ein wiederkehrendes Problem der Darstellung von GRIESE und GRIESEHOP, Unterschiede zu verdeutlichen. Erst dann kann "die gute Mischung zwischen Wissenschaftlern, universitär oder beruflich Auszubildenden und Praktikern", die GRIESE und GRIESEHOP vorschlagen (S.228), produktiv sein. Es spitzt sich zu auf die brennende Frage nach dem Verhältnis von Methodologie, Forschungsmethode und Handlungspraxis und auf die Aufforderung, über den disziplinären Tellerrand zu schauen, um wahrzunehmen, wie in anderen Feldern Methoden eingesetzt werden. Eine systematische Aufarbeitung der Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten von Forschung und Praxis im Umgang mit spezifischen Methoden böte weitergehende Anknüpfungspunkte gerade in stark erfahrungsgeleiteten Professionen wie denen der Sozialarbeitspraxis (HELSPER, KRÜGER & RABE-KLEBERG 2000). [35]
Die vielen Fragen, die sich im Anschluss an das Lesen des Buches ergeben, zeugen von der unabgeschlossenen Suchbewegung nach Gegenstand, Methode und Abgrenzung des "Paradigmas" der narrativen Identität in der Sozialen Arbeit. In der hier besprochenen Veröffentlichung wird der derzeitige Arbeitsstand dargestellt, welcher gespannt auf die weitere Ausarbeitung warten lässt. Zusammenfassend bereitet das Buch den Diskussionsstand und die Interpretation narrativer Interviews in der Sozialen Arbeit auf. Darüber hinaus wird anschaulich und praxisnah narrative Identität vorgestellt. Somit stellen die Autorinnen ihr Analysekonzept in eine innovative Richtung schlüssig und beispielhaft vor, indem sie die traditionell enge Verwobenheit von Praxis und Theorie in der Sozialen Arbeit bedenken, zum Gewinn für beide ausbauen und damit Anstoß geben, in diese Richtung weiterzudenken. [36]
1) Vgl. zahlreiche neuere Veröffentlichungen in diesem Bereich, von denen nur einige angeführt werden können: RAUSCHENBACH (1993), JAKOB und v. WENSIERSKI (1997), SCHWEPPE (2003) sowie HANSES (2004). <zurück>
2) So ist die Akademisierung der Disziplin Soziale Arbeit in Deutschland gemessen an internationalen Standards neuerer Zeit, z.B. die Diskussionen zum Promotionsrecht in Sozialer Arbeit als Beleg für diese Entwicklung zu sehen (LOCH & GAHLEITNER 2008, Abs.6-8). <zurück>
3) Eben hier liegt auch mein Ausgangspunkt. Diese Rezension wird aus einem an der Disziplin der Sozialen Arbeit interessierten, aber insbesondere soziologischen Blickwinkel verfasst. <zurück>
4) GRIESE und GRIESEHOP knüpfen hier an LUCIUS-HOENE und DEPPERMANN an (2002, S.19-33), die das enge Beieinanderliegen von Biografie und Identität im Design der Identitätsrekonstruktion mittels Biografieforschung anschaulich herausarbeiten. Der Begriff der "Identität" wird dagegen in dem Band von GRIESE und GRIESEHOP, – und das führt zu Irritationen im Buch –, nicht deutlich von dem der "Biografie" abgegrenzt, sodass die Frage des Verhältnisses zueinander schwammig bleibt. In dieser definitorische Unklarheit der Konzepte der Biografie und der Identität liegt eine offene theoretische Frage der biografischen Fallarbeit, ein Defizit, auf das auch SCHWEPPE verweist (2003, S.9). <zurück>
5) Damit beziehen sie sich auf die biografische Methode nach Fritz SCHÜTZE (1977), die sich als eines der zentralen Verfahren in der qualitativen Sozialforschung etabliert hat. <zurück>
6) Dies entpuppt sich zunehmend als ein gängiges Problem der qualitativen Sozialforschung: Forschungsstrategien werden als explizite Konzepte aufgefasst und begrifflich unter ein Label gefasst, ohne die im Einzelnen gewählte Strategie offenzulegen. Diese Entwicklung ist unter anderem eine Folge der zunehmenden Explikation von Forschungsstrategien und geht auf Kosten der Nachvollziehbarkeit (vgl. dazu STRÜBING 2008, S.7f.). <zurück>
7) Versteht man den Begriff "Paradigma" im KUHNschen Sinne als ein System, welches die Sichtweisen, die Methoden und die zulässigen Fragen bestimmt, dann werten die Autorinnen ihre Methode auf und provozieren damit Anschlussfragen im Hinblick auf die Positionierung des Paradigmas gegenüber den Methoden (POSER 2001, S.146). Anscheinend versuchen die Autorinnen, das Konzept der narrativen Identität mit dem Begriff des Paradigmas für einen breiten Anwender/innenkreis zu öffnen. Die vorgestellten Erhebungs- und Auswertungsstrategien sprechen mit ihrer Regelgeleitetheit aber dafür, das "Paradigma" der narrativen Identität als Methode im Paradigma der rekonstruktiven Sozialforschung zu fassen und somit von der Methode und nicht dem Paradigma der narrativen Identität zu sprechen. Trotz dieser Schwierigkeiten werde ich das von den Autorinnen genutzte Vokabular aufgreifen und im Folgenden weiterhin von einem "Paradigma" sprechen. <zurück>
8) Ähnlich gelagert ist auch die Kritik SCHWENDEMANNs (2006) am "Ansatz des erzählenden subjektiven Strukturierens". Er fragt, ob dieser Ansatz im Rahmen der Auslegung vor dem Hintergrund der theoretischen Annahmen bzgl. der Biografie nicht dazu führe, dass der "Interpret (…) der erlebten Interaktionsgeschichte in der Interviewsituation unterliegt" und "einen hermeneutischen Zirkelschluss vollführt" (vgl. insb. Abs.4). <zurück>
9) Die Autorinnen thematisieren diese Problematik (S.53, Fußnote), allerdings nur in Form einer Feststellung: "das, was erzählt wird, wird einen Bezug zur Forschungsfrage, zum Untersuchungsgegenstand oder zum Interesse des Gegenübers aufweisen. […] Für die Praxisseite sozialer Berufe ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, dass sich die institutionelle Rahmung biographischer Kommunikation strukturierend auswirkt." Erklärende Erläuterungen, die helfen könnten, dieses Problem zu vermeiden, werden von den Autorinnen nicht angeführt. <zurück>
10) Dieser Schritt wäre vor dem Hintergrund der Annahme von SCHÜTZE (1977), dass in Argumenten in der Regel Eigentheorien präsentiert werden, die eher der Bewertung des Geschehens in der Gegenwart als dem Erlebten in der Vergangenheit entsprechen und meist stärker an den Kriterien der sozialen Erwünschtheit orientiert sind, dringend zu klären. Grundannahme für eine Interpretation der Biografieanalyse in diesem Sinne ist es, dass das Potenzial primär in den generierten Erzählungen liege, denn nur Erzählungen ermöglichten Fremdverstehen und setzten Selbstverstehensprozesse in Gang. Von diesen Annahmen distanzieren sich die Autorinnen über die primär sprachanalytische Auslegung, die dennoch auf eine qualitativ-inhaltliche Interpretation zurückgreifen muss, und genau darin liegt dann der zu begründende Schritt. <zurück>
11) Die Erhebung im Sinne des narrativen Interviews, initiiert durch einen Erzählstimulus, gefolgt von der Nachfrage- sowie der Reflexions- bzw. Bilanzierungsphase, wird im Kapitel 2.1 (S.26ff) des Buches abgehandelt. <zurück>
12) Damit verweisen die Autorinnen auf die von SCHÜTZE (1977) unterschiedenen Prozessstrukturen des biografischen Erzählens. <zurück>
13) In eine ähnlich Richtung argumentiert auch v. WENSIERSKI: "Der komplexe Gesamtzusammenhang der Sozialen Arbeit als Wissenschafts- und Handlungssystem lässt sich heute kaum noch in ein einheitliches Theoriegebäude fassen, das einerseits eingebettet ist in eine umfassende Gesellschaftstheorie, andererseits ein umfassendes Konzept von den sozialpädagogischen Problemen, Begriffen und dem sozialpädagogischen Handeln entwirft" (v. WENSIERSKI 2003, S.71). <zurück>
14) Diese Annahme taucht in verschiedenen modernisierungstheoretischen Konzepten auf, hervorgehoben wird sie vor allem im Kontext der reflexiven Modernisierung, so auch bei GIDDENS: "Modernity confronts the individual with a complex diversity of choices and, because it is non-foundational, at the same time offers little help as to which options should be selected" (1991, S.80). <zurück>
15) Diese Annahmen fußen auf einem spezifischen Verständnis von Biografie als einer individuellen Leistung. Dass die sprachlich strukturierte Biografie für sich ein Konstrukt der Wechselwirkung von Gesellschaft und Individuum ist, welches systemisch durch Chiffren (auch sprachliche) normiert ist, und dass somit auch als "eigene" Biografie fremd sein kann, gerät hier aus dem Blickwinkel und lässt die Rekonstruktion ein Stück weit zum Handlanger gesellschaftlicher Normalitätsvorstellungen werden (vgl. dazu HAHN 2000, S.106: "Obwohl Biographien sich anheischig machen mögen, das Eigentliche oder Wesentliche eines Lebens zu erfassen, sind auch sie nur Schemata"). Zwar tauchen diese Aspekte in dem Konzept des "Fremdwerdens der eigenen Biographie" auf, aber es scheint mir notwendig, diese Verwobenheit systematisch(er) zu bearbeiten. <zurück>
16) Der inhaltliche Aufbau spiegelt sich in diesem Kapitel 3 (S.81-112) nicht in der Gliederung wieder. Es ist unklar, weshalb die Autorinnen die Diagnostik und die Konzepte des biografischen Verstehens ("Das Fremdwerden der eigenen Biographie", "Biographische Ressourcen und stellvertretende Deutung", sowie "Das ungelebte Leben") auf eine Gliederungsebene setzen. Inhaltlich konsequenter erscheint es, das Kapitel zur Diagnostik als Fundierung für die folgenden Konzepte der biografischen Deutung, die dann Unterkapitel wären, zu fassen. Deshalb habe ich mich entschlossen, hier der Gliederung der Autorinnen nicht zu folgen. <zurück>
17) Darüber hinausgehende Materialien werden nur in Form von Theorien herangezogen. Eine Erweiterung der Analyse auf Dokumente, Bilder, Tagebücher, Briefe oder ähnliches ist nicht angedacht. <zurück>
18) Beispielhaft lässt sich dies am Fall Carsten Müller zeigen. Er präsentiert sich zunächst in starkem Bezug zu seinem Sternzeichen Wassermann. Dies gibt Anstoß, der Rolle des Horoskops für die Sinn- und Selbstsuche nachzugehen. Die Autorinnen ziehen verschiedene theoretische Erklärungen heran, um die Rolle der Mystik (WOLLGAST) und die Funktion von Horoskopen für das Individuum (ADORNO) nachzuvollziehen (S.178ff). <zurück>
19) Dies wäre dann ein Vorgehen im klassischen Sinne des Dreischritts Diagnostik, Analyse und Intervention der Sozialen Arbeit. <zurück>
20) So stellt sich die Frage, ob diese Divergenzen einen einheitlichen methodischen Kanon überhaupt erlauben (vgl. hier weiterführend die Ausführungen von HELFFERICH 2007). Auch LÜDERS (1999) verdeutlicht, dass die wissenschaftliche und handlungspraktische Strukturlogik nicht zu vermischen seien. <zurück>
21) Hier ist wohl einer der Gründe zu sehen, warum GRIESE und GRIESEHOP von einem Paradigma anstatt von einer Methode sprechen. <zurück>
22) Eine ähnliche Debatte entspann sich in der Soziologie, in der bspw. um Abgrenzung und zugleich Nähe zur qualitativen Marktforschung gerungen wird (KÜHN 2004). <zurück>
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Laura Cäcilia BEHRMANN, M.A.: Studium der Soziologie, der Neueren und Neuesten Geschichte und des Staats- und Völkerrechtes an der Universität Augsburg und der Université Pierre Mendès France, Grenoble. Derzeit ist sie tätig als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung der Universität Augsburg. Ihre Schwerpunkte liegen in der qualitativen Sozialforschung, der Bildungs- und Arbeitssoziologie.
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Laura C. Behrmann
Universität Augsburg
Lehrstuhl für Soziologie und Empirische Sozialforschung
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E-Mail: Laura.Behrmann@phil.uni-augsburg.deURL: http://www.laurabehrmann.de/
Behrmann, Laura C. (2008). Rezension zu: Birgit Griese & Hedwig Rosa Griesehop (2007). Biographische Fallarbeit. Theorie, Methode und Praxisrelevanz [36 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9(3), Art. 24, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0803246.