Volume 1, No. 3, Art. 29 – Dezember 2000

Qualitative Archive – Kurzbeschreibungen

"Deutsches Gedächtnis" im Institut für Geschichte und Biographie der FernUniversität Hagen, Deutschland

Team: Dr. Alexander von Plato, Almut Leh

1. Forschungsgebiet

Im Institut für Geschichte und Biographie der FernUniversität Hagen steht die erlebte, die erfahrene, die verarbeitete Geschichte, kurz: die Mentalitätsgeschichte im Zentrum. In den Forschungen des Instituts geht es um Menschen und ihre historischen Erfahrungen. Es werden - häufig mit dem Mittel der Zeitzeugeninterviews - Lebensgeschichten, biographische (Selbst-) Konstruktionen, Entwicklungen von Konsens- und Dissenselementen in einer Gesellschaft untersucht. Es geht unter anderem um Fragen, wie Menschen unterschiedlichen Geschlechts aus verschiedenen sozialen Milieus diese Geschichte mit ihren in Deutschland zahlreichen politischen Brüchen verarbeitet haben und welche Bedeutung frühere Erfahrungen für spätere Phasen der Geschichte hatten.

2. Ziele des Archivs und Art des Datenmaterials

Im "Deutschen Gedächtnis" werden subjektive Erinnerungszeugnisse aller Art archiviert: Ton- und Videointerviews mit Zeitzeugen, Briefe, Fotos, Tagebücher, Biographien, Autobiographien u.ä. Materialien aus eigenen Projekten bilden den Grundbestand, der inzwischen durch Forschungen Dritter, aber auch durch Zusendungen einzelner biographischer Dokumente vielfältig ergänzt werden konnte.

Zur Zeit werden etwa 1 500 lebensgeschichtliche Interviews mit Männern und Frauen aus Ost- und Westdeutschland archiviert, davon etwa 150 als Videointerviews. Die ältesten Interviews wurden Anfang der 80er Jahre geführt. Der Bestand wächst seither ständig. Besondere Schwerpunkte sind Interviews mit Betriebsräten, Gewerkschaftern und Gewerkschafterinnen, mit Flüchtlingen und Menschen mit traumatischen Erfahrungen wie KZ- oder Lagerhaft, nationalsozialistische oder stalinistische Verfolgung, Verschleppung u.a. sowie Interviews aus der DDR.

Außerdem werden schriftliche Dokumente archiviert, zur Zeit etwa 600 (Auto-)Biographien, Tagebücher und Briefe, darunter Teile des "Kempowski-Archivs", sowie das Roeßler-Archiv, eine Sammlung von 75 000 Schulaufsätze aus den 50er Jahren zu sozialen und gesellschaftspolitischen Themen.

3. Archivierungskonzept

Die Interviews stammen überwiegend aus Forschungsprojekten des Instituts für Geschichte und Biographie, aber auch aus Forschungen Dritter, die auf diese Weise die von ihnen erhobenen und ausgewerteten Interviews zur Überprüfung ihrer Ergebnisse und für weitere Forschungen zugänglich machen wollen.

Die Interviews sind überwiegend transkribiert, so daß neben Ton- bzw. Videokassetten auch Textausdrucke bzw. Dateien zur Verfügung stehen. Soweit das qualitative Datenmaterial dies zuläßt, sind sowohl die Interviews als auch die schriftlichen und bildlichen Dokumente über eine elektronische Datenbank erschlossen.

4. Nutzung

Das Archiv kann von Wissenschaftlern, Journalisten, Jugend- und Erwachsenenbildnern, letztlich von allen interessierten Personen inner- und außerhalb der Hochschule für Forschung und Lehre genutzt werden. Nach vorheriger Terminabsprache können die Dokumente vor Ort eingesehen werden.

Außerdem bemüht sich das Archiv um eine ständige Erweiterung seines Bestandes. Wenn Sie schriftliche oder bildliche "Erinnerungszeugnisse" besitzen oder im Rahmen eigener Forschungen biographische Interviews geführt haben, nehmen Sie Kontakt mit uns auf.

Kontakt:

Dr. Alexander von Plato, Almut Leh

Institut für Geschichte und Biographie
Liebigstr. 11
D - 58511 Lüdenscheid

Tel.: ++49 / (0)2351 - 24580
Fax: ++49 / (0)2351 – 39973

E-Mail: almut.leh@fernuni-hagen.de
URL: http://www.fernuni-hagen.de/INST_GESCHUBIOG/

Revised 8/2008

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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