Volume 7, No. 3, Art. 2 – Mai 2006

Vergleichende Forschung zu hochqualifizierten Migrantinnen und Migranten. Lässt sich eine Klassenlage mittels qualitativer Interviews rekonstruieren?

Anja Weiß

Zusammenfassung: BOURDIEUS Begriff der "Klassen auf dem Papier" ist auf den theoretischen Rahmen des Nationalstaats bezogen. Um der sozialen Lage von Migranten und Migrantinnen gerecht zu werden, die in mehr als einem Nationalstaat leben und arbeiten, muss sich die Ungleichheitsforschung mit sozialer und struktureller Transnationalisierung auseinander setzen. Als Antwort auf die im ersten Teil des Artikels formulierte Kritik stellt der zweite Teil einen Begriff von transnationaler Klassenbildung vor, auf dessen Grundlage in der Folge das methodische Vorgehen entwickelt wird. Am Beispiel hochqualifizierter MigrantInnen wird mit Hilfe qualitativer Daten und orientiert am Paradigma der "Grounded Theory" untersucht, wie und wo transnationale Klassenbildung stattfindet. Die Zielrichtung des Projekts unterscheidet sich insofern von vielen migrationssoziologischen Arbeiten, als nicht versucht wird, kulturelle Besonderheiten zu rekonstruieren. Vielmehr werden höchstqualifizierte MigrantInnen im Rahmen eines "qualitativen Experiments", dessen Logik im dritten Teil vorgestellt wird, als Befragte ausgewählt und untersucht. Durch einen Vergleich von Deutschen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern entsandt wurden, mit IT-Fachkräften, die aus diesen Ländern nach Deutschland gekommen sind, soll sich zeigen, ob Anhaltspunkte für einen fortgesetzten Einfluss des Nationalstaats oder solche für eine transnationale Klassenbildung überwiegen. Da sich in transnationalen sozialen Räumen weder faktische Informationen noch Habitusindikatoren in einem einzigen Bezugsrahmen interpretieren lassen, verwendet die Studie viertens diverse Arten von Daten und analytischen Strategien. Das methodologische Vorgehen wird mit Befunden zur ökonomischen Lage der Befragten illustriert. (Scheinbare) Widersprüche zwischen Selbsteinschätzungen und faktischen Angaben zur Kapitalausstattung werden verständlich, wenn man die Bedeutung des Nationalstaats für die Ausstattung mit öffentlichen Gütern bedenkt. An diesem Beispiel kann im fünften Teil des Artikels illustriert werden, wie abduktive Schlüsse zur Entwicklung empirisch fundierter Theoriebildung beitragen. Abschließend wird diskutiert, ob und wie sich die Strukturgeber, die hinter (trans-) nationaler Klassenbildung stehen, mittels qualitativer Forschung rekonstruieren lassen.

Keywords: Klasse, soziale Ungleichheit, hochqualifizierte Migration, Transnationalisierung, transnationale Mittelklasse, Staat, Bourdieu, dokumentarische Methode

Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Transnationalisierung des Klassenbegriffs

3. Ein "qualitatives Experiment" zur Hypothese transnationaler Klassenbildung: Höchstqualifizierte MigrantInnen

4. Strategien für die Datenanalyse

5. Der Nationalstaat als Strukturgeber

6. Schlussbemerkungen

Danksagung

Anmerkungen

Literatur

Zur Autorin

Zitation

 

1. Einführung

Werden Klassenlagen mit qualitativen Forschungsmethoden untersucht, so konzentriert sich die Analyse meist auf die sozialen Aspekte der Klassenbildung. Ein weit verbreiteter und ergebnisreicher Ansatz ist die ethnographische (WILLIS 1978) oder vergleichende Milieustudie (SCHITTENHELM 2005). Die Reproduktion symbolischer Grenzen wurde von Michèle LAMONT für die Arbeiter- und die Mittelklassen in den Vereinigten Staaten und in Frankreich untersucht (LAMONT 1992, 2000). BERTAUX und THOMPSON argumentieren, dass die Familie wichtiges Agens und Vermittler sozialer Mobilität ist und erklären daher biographische Fallstudien zu einem Bestandteil der Klassenanalyse (BERTAUX & THOMPSON 1997). Wichtige Beiträge zur Klassenanalyse verlassen sich auf die traditionellen Stärken qualitativer Forschungsmethoden: Durch die Untersuchung der Akteure, ihrer kollektiven Praktiken und Interaktionen lässt sich die oftmals paradoxe Art und Weise verstehen, in der soziale Klassen produziert und reproduziert werden. Qualitative Sozialforschung, die in dieser Tradition steht, ergänzt die Analyse der Sozialstruktur um eine wichtige Dimension, ohne den Anspruch zu erheben, soziale Strukturen per se analysieren zu können. [1]

Allerdings mehren sich seit einiger Zeit theoretische Zweifel am eindeutigen Zusammenhang zwischen Sozialstruktur und sozialer Gruppenbildung (BECK 1986; BERGER & HRADIL 1990), den diese Tradition der Klassenanalyse typischerweise unterstellen muss. Soziale Lagen werden als statusinkonstistent beschrieben (HRADIL 1987), so dass Formen politischer Mobilisierung, die nur sehr entfernt mit Klassenkonflikten zu tun haben (BECK 1983; EDER 1989), die soziale Reproduktion von Klassen überformen können. Eine Analyse sozialer Milieus spiegelt also nicht notwendigerweise die Klassenstruktur wider. Die Schwerpunktsetzung qualitativer Klassenanalysen auf sozialer Gruppenbildung wird sich öfters von den Erkenntnissen, die auf der Grundlage anderer Klassenindikatoren (z. B. der Ungleichverteilung von Ressourcen) gewonnen werden, unterscheiden. Eine Analyse sozialer Klassen und Milieus kann nicht für sich in Anspruch nehmen, Klassen "an sich" zu erfassen, sondern sie muss mit einer Analyse der Sozialstruktur verbunden werden, um eine umfassende Klassenanalyse bieten zu können. [2]

Pierre BOURDIEU bietet eben dies. Seine empirische Forschung befasst sich vorwiegend mit den sozialen und kulturellen Aspekten der Klassenreproduktion.1) Zugleich weist er in seiner Theorie auf die Bedeutung der Ressourcenverteilung hin. BOURDIEU schlägt vor, die Soziologie solle den Klassenbegriff für Personengruppen nutzen, die über eine vergleichbare Kapitalausstattung verfügen. Nach seinem Verständnis sollte der Klassenbegriff als theoretisches Konzept verwandt werden und keine empirisch zu beobachtende soziale Gruppe kennzeichnen.

"So besteht der zentrale theoretizistische Fehler – Marx begeht ihn – darin, die Klassen auf dem Papier als reale Klassen zu behandeln, von der objektiven Homogenität der Bedingungen, Konditionierungen, folglich der Dispositionen – einer Homogenität, die aus der positionalen Identität im sozialen Raum erwächst –, auf die Existenz als vereinigte Gruppe, als Klasse zu schließen" (BOURDIEU 1992, S.141). [3]

BOURDIEU zufolge führt die Nähe im sozialen Raum nicht zur Bildung einer sozialen Klasse. Sie führt vielmehr zu "Klassen auf dem Papier", die einen gemeinsamen Habitus entwickeln, d.h. eine internalisierte praktische und mentale Sicht auf die Welt, die den Handlungsspielräumen entspricht, die Menschen mit dieser speziellen Kapitalausstattung im Leben haben. [4]

BOURDIEU verwendet eine Vielzahl empirischer Methoden für die Untersuchung von Klassen. In "Die feinen Unterschiede" (BOURDIEU 1982) kombiniert er theoretische Betrachtungen und ethnographische Beobachtungen mit quantitativen Studien über Geschmack. In seinem Spätwerk "Das Elend der Welt" (BOURDIEU 1997) verwendet er qualitative Interviews, betont aber, dass sich die generalisierende Sichtweise, die die Klassensoziologie einnehmen muss, deutlich von der Pluralität individueller Perspektiven unterscheidet (BARLÖSIUS 1999). [5]

Ralf BOHNSACK entwickelte die Dokumentarische Methode, mit der sich Ähnlichkeiten im Habitus systematisch rekonstruieren lassen. Er begreift die lebensweltliche Interaktion von Personen, die sich in einer ähnlichen Position im sozialen Raum befinden, als Aktualisierung eines konjunktiven Erfahrungsraums (BOHNSACK 2003, S.111ff). Folgt man der Dokumentarischen Methode, so sollten Unterschiede zwischen Klassenlagen zu deutlich erkennbaren Differenzen im Orientierungsrahmen von Gruppen führen, die durch systematische Vergleiche rekonstruiert werden können (NOHL 2001, 2005). Umgekehrt sollte eine geteilte Position im sozialen Raum aufgrund der ähnlichen Möglichkeitsspielräume, die die Handelnden vorfinden, zu einem gemeinsamen Habitus, d.h. zu einer "habituellen Konvergenz" führen. Die Notwendigkeit des Vergleichs wird nicht nur von der Dokumentarischen Methode, sondern auch von der Grounded Theory hervorgehoben (NOHL 2001). [6]

Der vorliegende Artikel nutzt BOURDIEUS Klassenbegriff und dessen Umsetzung in der Dokumentarischen Methode2) als Ausgangspunkt für weitere Überlegungen. Trotz der vielen Vorzüge der BOURDIEUschen Klassentheorie muss diese an einem Punkt kritisiert werden. BOURDIEU ist ein methodologischer Nationalist, d.h. er begrenzt die Perspektive der Soziologie auf eine Analyse nationaler Gesellschaften (WIMMER & SCHILLER 2002; BECK 2002). Ich plädiere dafür, den Klassenbegriff so zu verändern, dass er auch TransnationaIisierungsprozesse erfassen kann (Abschnitt 2). Man kann die Klassenlage von Migranten und Migrantinnen, die in mehr als einem Nationalstaat leben und arbeiten, Geld verdienen und konsumieren, nur dann angemessen erfassen, wenn man den methodologischen Nationalismus überwindet. [7]

In diesem Bereich der Klassenforschung können qualitative Methoden einen wichtigen Beitrag leisten. Zwar bleiben quantitative Untersuchungsmethoden wichtig, um die Ressourcenverteilung innerhalb und zwischen den Bevölkerungen verschiedener Länder zu untersuchen. Sie sind aber gerade für transnationale Fragestellungen problematisch, da sie vorab festlegen müssen, was eine "repräsentative" Erhebung repräsentieren soll. Schon aus pragmatischen Gründen müssen sie sich meist auf den Rahmen des Nationalstaats beziehen. Demgegenüber liegt die Stärke qualitativer Untersuchungsmethoden in der Theorieentwicklung und in der empirisch fundierten Reflexion vorherrschender Selbstverständlichkeiten (GLASER & STRAUSS 1967). Im Hauptteil des Artikels wird eine qualitative Studie zur Klassenlage hochqualifizierter MigrantInnen vorgestellt, die die Entwicklung einer "Grounded Theory" zur transnationalen Klassenbildung ermöglichen soll. Die Auswahl der Stichprobe kann als "qualitatives Experiment" (Abschnitt 3) angesehen werden. Durch Einbeziehung verschiedener Arten von Daten in die Analyse kann ein umfassender Ansatz der Klassenanalyse erprobt werden (Abschnitt 4). Die Fruchtbarkeit abduktiver Schlüsse wird in Abschnitt 5 an einem Beispiel illustriert. Abschließend wird diskutiert, ob und wie sich die Strukturgeber, die hinter (trans-) nationaler Klassenbildung stehen, mittels qualitativer Forschung rekonstruieren lassen. [8]

2. Transnationalisierung des Klassenbegriffs

Als MARX den Klassenbegriff entwickelte, stand dieser für antagonistische Positionen im Produktionssystem. Da das Wirtschaftssystem schon damals international war, galt dies auch für den Klassenbegriff. Allerdings stand die theoretische Ableitung des Klassenbegriffs vom Wirtschaftssystem im Widerspruch zu MARX’ Vorstellung, dass sich Klassen zu politischen Akteuren entwickeln könnten und würden. MARX hoffte, dass es möglich sei, die "Arbeiterklasse" zu vereinen, so dass die ArbeiterInnen zu einer politisch handlungsfähigen sozialen Gruppe würden. In einem politischen System von Nationalstaaten bedeutete dies eine national strukturierte Klassenbildung. [9]

Den zweideutigen Raumbezug des Klassenbegriffs hat WALLERSTEIN am deutlichsten zum Ausdruck gebracht:

"Das Besondere an der kapitalistischen Weltökonomie ist, dass die Grenzen der ökonomischen und politischen Strukturen nicht identisch sind. (...) Das führt zu folgender Situation: Während der gesellschaftliche Handlungsspielraum einer Gruppe letztlich durch ihre Rolle in der Weltökonomie bestimmt wird, ist das Ziel ihres politischen Handelns – die Sicherung oder Verbesserung ihrer Position im Sozialsystem – in erster Linie auf den Staat gerichtet, zu dem sie als 'Staatsbürger' gehören" (WALLERSTEIN 1983, S.311). [10]

Mittlerweile haben Transnationalisierungsprozesse auch die Politik erfasst (KEOHANE & NYE 1973). In der Folge ist eine Transnationalisierung der Klassenstruktur wahrscheinlicher geworden (HELD, GREW, GOLDBLATT & PERRATON 1999). [11]

Es ist jedoch nicht klar, wie eine Transnationalisierung der Klassenstruktur definiert werden könnte. Michael HARTMANN orientiert sich am BOURDIEUschen Klassenbegriff und legt den Schwerpunkt seiner empirischen Analysen auf die soziale Reproduktion von Klassen. Mit Blick auf eine mögliche Transnationalisierung der Klassenstruktur untersucht er die nationale Herkunft, die internationale Erfahrung und den Ausbildungsgang von Spitzenmanagern der 100 größten britischen, französischen, deutschen und US-amerikanischen Unternehmen, einschließlich transnationaler Unternehmen (HARTMANN 2000, 2002). Dabei zeigt sich, dass die obersten Leitungsebenen in Unternehmen keine Neigung zeigen, nationale Grenzen zu überwinden bzw. transnationale Lebensstile anzunehmen.3) [12]

Leslie SKLAIR ist als marxistischer Klassentheoretiker weniger an einer Transnationalisierung der Lebensweise interessiert. Er definiert die "transnational capitalist class" durch ein geteiltes (wirtschaftliches) Interesse an der Förderung der Globalisierung, das durch eine gemeinsame und transnationale "culture-ideology of consumerism" gestützt werde (SKLAIR 2002, S.6). Mit dieser Definition der transnationalen Klassenbildung kann SKLAIR die oberste Leitungsebene, die er in über 80 größeren transnationalen Unternehmen interviewt, als transnationale kapitalistische Klasse begreifen. [13]

Ein transnationaler Klassenbegriff sollte auf der Transnationalisierungsdebatte in der Migrationsforschung aufbauen4) und zwischen den Positionen von HARTMANN und SKLAIR vermitteln. Während HARTMANN nach der Bildung eines transnationalen Milieus mit einer gemeinsamen Lebenswelt sucht, ist SKLAIR mit geteilten ökonomischen Interessen zufrieden (die von einer gemeinsamen Ideologie gestützt werden). Eine Definition transnationaler Klassenbildung, die beiden Ansätzen gerecht wird, könnte insofern auf der BOURDIEUschen Theoriebildung aufbauen, als eine geteilte Klassenlage nicht notwendig in soziale Gruppenbildung münden muss. Es ist natürlich wichtig und interessant, sich die Gruppenbildung anzusehen und zu fragen, wer transnationale Lebensstile und Karrieren einschlägt. Der Kern etwaiger sich bildender transnationaler Klassen dürfte aus MigrantInnen bestehen, die in mehr als einem Nationalstaat leben und arbeiten, Geld verdienen und konsumieren (WEISS 2005).5) Soziale Gruppenbildung und physische Mobilität sind aber nicht die einzigen Faktoren, um die es hier geht. Es ist möglich, dass eine Person sesshaft bleibt, aber in globalisierte Arbeitsmärkte (IREDALE 2001) und epistemische Gemeinschaften (COE & BUNNELL 2003) eingebettet ist. In diesem Fall unterliegt diese Person einer strukturellen Transnationalisierung und ihre Klassenlage dürfte besser in einem transnationalen Kontext als im nationalstaatlichen Rahmen zu verstehen sein. [14]

Neben einer Berücksichtigung von sozialer und struktureller Transnationalisierung ist es wichtig, Transnationalisierung nicht mit "nicht nationalen" Phänomenen zu verwechseln. Transnationale Klassenbildung muss nicht bedeuten, dass der Nationalstaat irrelevant für die Klassenbildung wird. Da der Wert von Ressourcen von dem geographischen, sozialen und politischen Kontext abhängt, in dem sie eingesetzt werden (THERBORN 2001), bleibt das Verhältnis von Menschen zu Nationalstaaten eine wichtige Dimension, die Klassenlagen neben der Kapitalverteilung strukturiert. Dies gilt insbesondere für MigrantInnen, aber auch für sesshafte Menschen, die strukturell transnationalisiert sind. Aus eben diesem Grund ist eine Soziologie, die den Staat als epistemologisch "neutralen" Forschungsrahmen voraussetzt, außer Stande, den Staat empirisch als eine strukturierende Kraft zu begreifen, die in eine Klassenanalyse einbezogen werden muss. [15]

Statt MigrantInnen und strukturell transnationalisierte Personen einem einzigen nationalstaatlichen Rahmen zuzuordnen,6) muss festgestellt werden, in welchem Rahmen ihre Ressourcen (z.B. Qualifikationen) als gültig und wertvoll anerkannt werden. Wenn ihre Ressourcen transnationalen Wert besitzen und wenn sie physisch, sozial und politisch Zugang zu Räumen finden, in denen sie ihre Ressourcen optimal nutzen können, ist ihre transnationale Flexibilität ein wichtiger struktureller Aspekt ihrer Klassenlage (WEISS 2005). Wenn die Ressourcen von MigrantInnen hingegen durch einen Wechsel des Nationalstaates abgewertet werden oder sie nicht an Orte gelangen können, die ihnen entsprechen, wird das System der Nationalstaaten zu einer wichtigen Determinante ihrer Klassenlage. Der nationalstaatliche Rahmen muss epistemologisch überwunden werden, damit sich empirisch bestimmen lässt, ob bestimmte Personen als eine transnationale Klasse gesehen werden können. [16]

3. Ein "qualitatives Experiment" zur Hypothese transnationaler Klassenbildung: Höchstqualifizierte MigrantInnen

Die externe Validität qualitativer Forschung erhöht sich nicht primär durch die Anzahl untersuchter Fälle, sondern vor allem durch die Diversität der Stichprobe. Für die Entwicklung einer Grounded Theory (GLASER & STRAUSS 1967; STRÜBING 2002) ist das Theoretical Sampling ein notwendiger erster Schritt (siehe Tabelle 1 "Maximierung von Kontrasten im Sample"). Die hier vorgestellte empirische Untersuchung hochqualifizierter MigrantInnen7) betont einerseits, dass es sich um eine sozial und strukturell transnationalisierte gesellschaftliche Gruppe handelt. Als MigrantInnen haben sie persönliche Bindungen zu einem bestimmten Nationalstaat sowie politische Migrationsbarrieren überwunden. Ein Teil der hochqualifizierten MigrantInnen verfügt über transnational anerkannte Formen kulturellen Kapitals wie beispielsweise IT-Erfahrung, medizinische Fachkenntnisse oder weltweit anerkanntes betriebswirtschaftliches Wissen, mit dem sie in globalen Arbeitsmärkten konkurrieren können (IREDALE 2001). Diese höchstqualifizierten MigrantInnen wechseln Länder entsprechend der Nachfrage auf globalisierten Arbeitsmärkten bzw. auf den internen Arbeitsmärkten transnationaler Unternehmen. Die Nationalstaaten haben die Hemmnisse für die Freizügigkeit dieser MigrantInnen tendenziell abgebaut. Anders als bei anderen qualifizierten MigrantInnen8) wird ihr kulturelles Kapital nicht entwertet, wenn sie nationale Grenzen überqueren. Ihr Leben als (Trans-) MigrantInnen und ihre hohe Qualifikation dürfte ihre soziale und strukturelle Transnationalisierung maximieren. [17]

Durch die Wahl hochqualifizierter MigrantInnen als Stichprobe für ein Forschungsprojekt zur Transnationalisierung von Klassen wird der Schwerpunkt der Forschung auf eine "extreme" Gruppe gelegt, die eher als andere eine soziale und strukturelle Transnationalisierung erfahren dürfte. Gleichzeitig wurde mit der Stichprobenkonstruktion versucht, den Einfluss des Nationalstaatssystems zu maximieren. Daher wurden nur höchstqualifizierte MigrantInnen ausgewählt, die mit ihrer Migration eine Ungleichheitsschwelle überschritten haben (VOBRUBA 1999; BOMMES 2000). Im Einzelnen wurden im Rahmen dieses Projekts elf IT-Fachkräfte, die aus Entwicklungs- und Transformationsländern nach Deutschland gekommen sind, mit sieben Deutschen verglichen, die von deutschen Arbeitgebern in Entwicklungs- und Transformationsländer geschickt wurden.9) Diese Gruppen werden selten zusammen betrachtet, weil sie sich nicht nur in der Migrationsrichtung, sondern auch in einer ganzen Reihe anderer Dimensionen unterscheiden. Eine "experimentelle" Untersuchung, wie sie hier vorgeschlagen wird, wird daher nicht jeden Aspekt ihrer Klassenlage differenziert erfassen können. Die Maximierung des Kontrasts zwischen den Gruppen sollte jedoch geeignet sein, die trotz aller Unterschiede bestehenden Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Neben dem sozialstrukturellen Kriterium der Ungleichheitsschwelle ist der lebensweltliche Hintergrund der Stichprobe recht vielfältig: Die IT-Fachkräfte kamen aus Indien (3), Algerien, Bulgarien, Brasilien, China, Kongo, der Tschechischen Republik, Tunesien und der Ukraine (jeweils eine Person). Die im Ausland lebenden Deutschen hatten während ihrer Laufbahn in einer großen Zahl unterschiedlicher Länder gelebt.10)



Tabelle 1: Maximierte Kontraste im Sample [18]

In der qualitativen Sozialforschung richtet sich die Logik der Argumentation schwerpunktmäßig auf die Fälle, die den vorab entwickelten Hypothesen widersprechen. Qualitative Experimente (KLEINING 1991) unterscheiden sich insofern von Laborexperimenten, als sie nicht eine unabhängige Variable mit dem Ziel verändern, "wahrscheinliche" Auswirkungen der Variation zu bestimmen. Die Fälle werden vielmehr so ausgewählt, dass in Bezug auf viele Variablen ein Maximum an Variationen sichergestellt ist. Die Auswahl der Stichprobe ist insofern "experimentell", als sie die Wahrscheinlichkeit einer Widerlegung der Hypothese der transnationalen Klassenbildung maximiert: Man sucht gewissermaßen nach "schwarzen Schwänen", um den Augenschein zu widerlegen, alle Schwäne seien weiß. Durch die Suche nach Ergebnissen, die eine Hypothese widerlegen, können die logischen Schlussfolgerungen aus qualitativen Experimenten einen Grad der Verallgemeinerung erreichen, der die Ergebnisse übertrifft, die sich bei ähnlich kleinen Stichproben mit probabilistischen Schlussfolgerungen erzielen lassen (RAGIN 1987). In dem hier vorgestellten Forschungsprojekt wurde die Wahrscheinlichkeit, dass der Nationalstaat als zentraler Strukturgeber für soziale Lagen hervortritt, dadurch maximiert, dass die MigrantInnen eine Ungleichheitsschwelle in beiden Richtungen überschritten hatten und dass sie aus verschiedenen Nationalstaaten und Kulturen stammten. Sollte sich die Klassenlage der hochqualifizierten MigrantInnen als ähnlich erweisen oder – prägnanter formuliert – sollte die Forschung in der Lage sein, eine andere Erklärung für die "schwarzen Schwäne" zu präsentieren als den Einfluss des Nationalstaates, so wäre dies ein starkes Argument für eine beginnende transnationale Klassenbildung. [19]

4. Strategien für die Datenanalyse

Im Rahmen der Studie über höchstqualifizierte MigrantInnen wurden verschiedene Datenarten und diverse analytische Argumente verwendet, um eine umfassende Klassenanalyse sicherzustellen. Insbesondere wurde die Analyse der sozialen Klassenreproduktion (d.h. Habitus, Distinktionen usw.) mit einer Untersuchung der Ressourcenverteilung verbunden. Auch so lässt sich der Vordergrund der sozialen Gruppenbildung nicht durchgängig mit theoretischen Hypothesen über die Strukturen, die hinter der vordergründig zu beobachtenden sozialen Klassenreproduktion stehen, verbinden (EDER 2001). Die grundsätzliche Schwierigkeit, Strukturgeber für Klassenlagen herauszuarbeiten, wird durch eine transnationale Forschungsperspektive noch verstärkt. In einer transnationalen Forschungsperspektive ist der Rahmen für die empirische Analyse sozialer Lagen nicht vorab (als nationaler Rahmen) gegeben, sondern er muss im Laufe der Untersuchungen exploriert und empirisch fundiert entwickelt werden. Letztlich müssen Methoden für eine Klassenanalyse gefunden werden, bei denen auf den nationalstaatlichen Rahmen verzichtet werden kann, die aber dennoch die Strukturen hinter der Ressourcenverteilung und der sozialen Klassenreproduktion erklären können. [20]

Der Kern der empirischen Daten besteht aus 18 ein- bis vierstündigen Interviews mit den vorstehend genannten höchstqualifizierten MigrantInnen. Die Interviews waren teilstandardisiert, wobei die Befragten zu eigenen Narrationen ermuntert wurden (HOPF 1978). In den Interviews wurden die folgenden Themen exploriert: Qualifikation und Position auf dem Arbeitsmarkt, Bildungs- und Migrationsgeschichte, soziale Netzwerke, bevorzugter Lebensstil, rechtliche und finanzielle Situation, Diskriminierungserfahrungen und Hoffnungen für die Zukunft. Die Interviews enthielten explizite Argumentationen zur sozialen Stellung der Befragten, aber auch Narrationen, aus denen sich Habitus und Distinktionspraktiken rekonstruieren lassen (BOURDIEU 1984, 1999). Die Interviews wurden durch einen kurzen Fragebogen zum sozioökonomischen Status und sonstigen Fakten ergänzt. [21]

In einem Artikel zur Methode ist es nicht möglich, Inhalt und Ergebnisse der Forschung umfassend darzustellen.11) Stattdessen werden eine allgemeine Beschreibung der verschiedenen Datenarten und analytischen Argumente anhand von Beispielen präsentiert, mit denen das ökonomische Kapital der MigrantInnen und ihr habitueller Umgang mit Geld rekonstruiert wurden. [22]

Inhaltlich sind alle genannten Interviewthemen für eine umfassende Klassenanalyse relevant. Sie wurden aber auf unterschiedliche Weisen genutzt, um Klassenlagen zu rekonstruieren. Das nachstehend angegebene Zitat ist in dieser Hinsicht besonders aufschlussreich, da es die wichtigsten Arten von Informationen enthält, die sich zur Rekonstruktion und Analyse der Klassenlage verwenden lassen:

"Insofern leben wir größer luxuriöser als je zuvor. Und mh für ein Geld wofür man hier das nich tun könnte. Also das sind irgendwie achthundert Dollar (...) im Monat. (...) dafür würden wir hier kein Haus kriegen. Gemietet. Das is uns auch sehr bewusst. <C. lacht kurz, I auch> Und auch keinen tropischen Garten dazu" (3: 131).12) [23]

Christine Berg-Grande ist für eine große Entwicklungshilfeorganisation im Ausland tätig. In diesem Zitat macht sie faktische Angaben zur Miete, die sie zahlt. Eine Selbsteinschätzung ihrer wirtschaftlichen Situation vor und nach der Migration zeigt, dass sich ihre soziale Position verbessert hat. Indem sie betont, dass sie sich ihrer privilegierten Position sehr wohl bewusst ist, deutet sie eine moralische Haltung an, mit der sie sich als in der Entwicklungshilfe Tätige habituell von den stärker wirtschaftlich orientierten Personen distinguiert, die die Vorteile der Auswanderung sehr viel ungenierter genießen. [24]

Das Paradigma der Grounded Theory beschränkt die Forschung nicht auf eine Art von Daten (STRÜBING 2004, S.18). Das ist schon deshalb sinnvoll, weil sich faktische Angaben, Selbsteinschätzung und habituelle Distinktion nicht als getrennte Einheiten behandeln lassen. Vor allem in den Selbsteinschätzungen werden die beiden anderen Datenarten kombiniert. Es ist allerdings wichtig, analytisch zwischen faktischen Angaben über Ressourcenverteilung auf der einen und Habitus auf der anderen Seite zu unterscheiden, da diese beiden Datenarten verschiedene methodologische Argumente notwendig machen. [25]

Beispielsweise waren die meisten IT-Fachkräfte der Meinung, sie verdienten genauso viel Geld wie einheimische Deutsche in einer ähnlichen Position.13) Sie waren sich in dieser Selbsteinschätzung recht sicher, und ihre Selbsteinschätzung ließ sich anhand eines Vergleichs ihres im Fragebogen erhobenen Einkommens mit dem Einkommen von IT-Fachkräften im European Social Survey (N=487) bestätigen. In beiden Studien variiert das Einkommen mit einer ähnlichen Standardabweichung um denselben Median. Gleichzeitig fiel es den IT-Fachkräften sehr schwer, schlüssig darzulegen, ob sie in ihrem Herkunftsland oder in Deutschland mehr verdienen.14) In absoluten Zahlen bekamen sie in Deutschland mehr, aber hier waren auch die Lebenshaltungskosten höher. In ihrem Herkunftsland konnten sie sich eher Immobilien leisten, aber der langfristige Wert ihrer Investition war unsicherer. Die Abwägungen der MigrantInnen spiegeln wieder, wie sich der Wert von Ressourcen im Ländervergleich bestimmen lässt. Eine Analyse der faktischen Angaben zur Ressourcenverteilung muss berücksichtigen, dass der Wert der angegebenen Ressourcen vom jeweiligen Kontext abhängt, in dem sie verwendet werden.15) Wenn der Rahmen, in dem der Wert der Ressourcen bewertet wird, vorher festliegt, ist der Vergleich relativ einfach. Wenn, wie im transnationalen sozialen Raum, offen ist, wo Geld ausgegeben wird, wird der Vergleich wesentlich komplexer.16) Auf MigrantInnen, die in verschiedenen Ländern Geld verdienen und ausgeben, leben und konsumieren, können mehrere mögliche Referenzrahmen zutreffen. [26]

Demgegenüber hängt eine Habitusanalyse nicht von standardisierten Messungen und einem vorher festgelegten Bezugsrahmen ab. Nichtsdestoweniger kann sich auch eine Habitusrekonstruktion in einem interkulturellen Kontext als schwierig erweisen. Die Dokumentarische Methode fordert, dass empirische Fälle nicht vor dem Vergleichhorizont der wissenschaftlich Tätigen interpretiert werden, sondern mit Hilfe empirischer Vergleichshorizonte (NOHL 2001a; BOHNSACK 2003). Im Idealfall sollte zwischen den verglichenen Fällen jeweils nur ein relevantes Merkmal variiert werden, so dass sich die Ursache für beobachtete Unterschiede auch wirklich durch den empirischen Vergleich rekonstruieren lässt (NOHL 2005; BOHNSACK 2003). Entsprechend legen die interkulturellen Anwendungen dieser Methode (NOHL 2001b; SCHITTENHELM 2005) den Schwerpunkt auf eine Altersgruppe, und es werden maximal drei kulturelle Kontexte verglichen, die jeweils durch mehrere Fälle vertreten sind. [27]

Bei einer Untersuchungsanlage, die nationale Kategorisierungen hinterfragt, lassen sich nicht alle denkbaren Vergleichsmöglichkeiten in der Stichprobe abbilden. Vielmehr wird die vergleichende Habitusanalyse in erster Linie auf einige zuvor festgelegte Differenzen eingehen und eine Reihe weiterer einbeziehen, die im Laufe der Untersuchung auftreten. Aufgrund fehlender Vergleichsfälle ist bei Analysen in einem transnationalen Kontext aber grundsätzlich zu erwarten, dass einige strukturierende Faktoren im Dunkeln bleiben. Nehmen wir zum Beispiel den habituellen Umgang mit Geldausgaben,17) so ließen sich drei Arten unterscheiden. Etliche Befragte betonten, sie seien keine geizigen Menschen. Vielmehr sei ein großzügiger Umgang mit Geld Teil ihrer Lebensart ("Investoren"). Viele von ihnen investierten nicht nur in die Wirtschaft, sondern spendeten auch für wohltätige Zwecke, und sie suchten aktiv nach Möglichkeiten, in Unternehmen und Menschen zu "investieren". Eine zweite Gruppe von Befragten wollte sich zwar ein gutes Auskommen sichern, empfand die Notwendigkeit, Geld anzulegen, aber eher als Belastung ("Absicherungshaltung"). Die dritte Gruppe lebte sparsam und erwähnte karitative Einrichtungen mit keinem Wort ("Sparer"). Durch die theoriegeleitete Auswahl der Befragten war sichergestellt, dass verschiedene Faktoren, die im Verdacht stehen, die Klassenlage zu strukturieren, konstant blieben (z.B. das hohe kulturelle Kapital) oder dass sie maximal variiert wurden (z.B. die Richtung der Migration über eine Ungleichheitsschwelle hinweg). Das Geschlecht, der Familienstand und der Klassenhintergrund der Herkunftsfamilie variierten hinreichend, so dass systematische Vergleiche hinsichtlich dieser Dimensionen möglich waren. Allerdings ließen sich die Unterschiede im Habitus mit keinem der genannten Faktoren vollständig erklären. Zwar ist unmittelbar einleuchtend, dass diejenigen, die Schwierigkeiten hatten, über die Runden zu kommen, in der Regel "Sparer" sind. Es waren aber auch durchgängig "schwarze Schwäne" zu finden: Einige der Wohlhabenderen lebten ebenfalls sparsam. Und auch die Herkunft aus Familien der Unter-, Mittel- oder Oberschicht konnte die habituellen Unterschiede nicht zur Gänze erklären. [28]

Sowohl im Paradigma der Dokumentarischen Methode als auch dem der Grounded Theory fordern derartige Ergebnisse zu weiterer Feldarbeit auf. Angesichts der Fülle möglicher strukturierender Kräfte in einem transnationalen sozialen Raum ist es allerdings unrealistisch, alle Unterschiede im Habitus klären zu wollen. Statt alle strukturierenden Kräfte zu erforschen, die sich hinter den beobachteten Unterschieden im Habitus verbergen, begnügt sich die hier vorgestellte Studie mit der Feststellung, dass sich die Unterschiede im Habitus nicht mit den Gruppenunterschieden zwischen Deutschen decken, die als Expatriates in Entwicklungs- oder Transformationsländer gegangen sind, und IT-Fachkräften, die aus diesen Ländern nach Deutschland gekommen sind. Mitglieder beider Gruppen sind in den vorstehend beschriebenen Kategorien vertreten. Dadurch ist es wenig wahrscheinlich, dass der Unterschied zwischen den Kategorien auf Ungleichheiten zwischen Nationalstaaten zurückzuführen ist. Die – möglicherweise transnationalen – Faktoren, die die festgestellten Unterschiede aber tatsächlich erklären könnten, ließen sich nur durch weitere Untersuchungen bestimmen. [29]

Im zweiten Teil des vorliegenden Artikels wurden theoretische Argumente für die Suche nach einem neuen Referenzrahmen der Ungleichheitsforschung angeführt: Weder eine transnationale epistemologische Perspektive noch eine empirische Analyse transnationaler Klassen können einen nationalen Bezugsrahmen voraussetzen. Jetzt hat sich gezeigt, dass diesen theoretischen Gesichtspunkten methodologische Überlegungen entsprechen. In transnationalen sozialen Räumen lassen sich weder faktische Informationen noch habituelle Distinktion in nur einem Bezugsrahmen verorten. Dennoch sollen auf der Grundlage systematischer Vergleiche zumindest einige Strukturgeber für soziale Lagen rekonstruiert werden. [30]

5. Der Nationalstaat als Strukturgeber

Die Uneindeutigkeit des Bezugsrahmens und der begrenzte Datenbestand beschränken die Forschung zu transnationaler Klassenbildung, auch wenn sie mit qualitativen Methoden erfolgt. Allerdings werden die Chancen, geeignete Konzepte und Theorien zu entwickeln, durch die Offenheit eines an der Grounded Theory orientierten Verfahrens erhöht. Am Beispiel des Einflusses des Nationalstaats auf die ökonomische Lage höchstqualifizierter MigrantInnen soll jetzt gezeigt werden, wie der komplexe Prozess der Entdeckung (KLEINING & WITT 2001) oder des abduktiven Schließens (REICHERTZ 1999) funktioniert. [31]

Wenn sich schwer festlegen lässt, wer mit wem verglichen werden soll, ist die vergleichende Selbsteinschätzung der Befragten ein guter Ausgangspunkt. Wie bereits erwähnt, neigen höchstqualifizierte MigrantInnen dazu, ihr Einkommen mit dem Durchschnittseinkommen in ihrem Herkunftsland zu vergleichen und es auf die dortigen Lebenshaltungskosten zu beziehen. Die IT-Fachkräfte, die in Deutschland leben, haben den Eindruck, ebenso viel zu verdienen wie sesshafte deutsche IT-Fachkräfte. Im Ausland lebende Deutsche finden dagegen, dass sie im Ausland wesentlich mehr verdienen als wenn sie in Deutschland geblieben wären. Sowohl die IT-Fachkräfte als auch die im Ausland lebenden Deutschen sagen, dass hochqualifizierte Arbeitskräfte, die in Entwicklungs- und Transformationsländern für lokale Arbeitgeber oder für den Staat arbeiten, wesentlich weniger verdienen als Arbeitskräfte von "Global Playern" in Deutschland oder im Ausland. [32]

Beim Vergleich der Selbstbewertungen der Befragten ist zu berücksichtigen, dass sie nicht nur ihr Wissen über den Arbeitsmarkt wiedergeben, sondern auch versuchen, ihre Migrationsentscheidung zu rechtfertigen und sich positiv von anderen abzuheben. Urteile über Gerechtigkeit sind nicht mit den strukturierenden Kräften zu verwechseln, die "hinter" sozialen Lagen stehen. Es ist allerdings möglich, die Bezugspunkte der Vergleiche zu rekonstruieren. Die wirtschaftliche Situation hochqualifizierter MigrantInnen scheint von den Nationalstaaten (d.h. Wechselkurs, Lebenshaltungskosten, Inflation) sowie den Arbeitsmärkten strukturiert zu werden. Für ihre Position auf dem Arbeitsmarkt sind ihre Qualifikation sowie der (trans-) nationale Status der Arbeitgeberorganisation ausschlaggebend. [33]

Was den Einfluss des Nationalstaates angeht, so legen die verschiedenen Datenarten auf den ersten Blick widersprüchliche Ergebnisse nahe. Einige der in Deutschland lebenden MigrantInnen, die der Ansicht waren, ihr Lebensstandard in Deutschland sei besser als in ihrem Heimatland, machten faktische Angaben zu ihrer wirtschaftlichen Situation, die ihrer Selbsteinschätzung zu widersprechen schienen. So hatte eines der ärmeren Paare aus der Stichprobe in Indien in einem Haus gelebt und ein Motorrad besessen, während die beiden in Deutschland in einem Ein-Zimmer-Apartment lebten und mit dem Fahrrad fuhren. Dennoch waren sie der Meinung, ihr Lebensstandard in Deutschland sei besser als in Indien. [34]

Dieser Widerspruch zwischen Selbsteinschätzung und faktischen Informationen ließ sich durch eine theoretische Betrachtung lösen. Theorien über öffentliche Güter (KAUL, GRUNBERG & STERN 1999) können nachweisen, dass Lebenschancen nicht nur vom Privatvermögen bestimmt werden, sondern auch von der Infrastruktur, die ein Umfeld bietet. Jessica Ramachandran, die Frau des oben erwähnten Paares, wies beispielsweise nachdrücklich darauf hin, dass sie zum Zeitpunkt des Gesprächs in einer wunderschönen und sauberen Umgebung auf dem Lande lebte. Ihre Arbeitsstätte befand sich in Sichtweite ihrer Wohnung, so dass sie keine langen An- und Abfahrtswege hatte. Sie hatte gleitende Arbeitszeit usw. Bei Berücksichtigung öffentlicher Güter leuchtet ihre Selbsteinschätzung ein, dass sie ihre soziale Lage verbessert hat – trotz des Wegfalls einiger Annehmlichkeiten, die sie in Indien hatte. Durch diese Überlegungen wird die wichtige Rolle deutlich, die der Staat bei der Bereitstellung öffentlicher Güter und damit als Strukturgeber für transnationale Klassenlagen spielt. Das Leben in einem reichen Land verschafft den IT-Fachkräften Zugang zu öffentlichen Gütern, durch die sich ihre soziale Lage unabhängig von ihrem jeweiligen Privatvermögen verbessert. [35]

Nun stellt sich die Frage, ob sich diese Hypothese verallgemeinern lässt oder ob sie von "schwarzen Schwänen" widerlegt wird. Anders als die IT-Fachkräfte waren die im Ausland lebenden Deutschen der Meinung, ihre Situation durch die Migration erheblich verbessert zu haben. Ihr Einkommen war aufgrund von Steuer- und Sozialversicherungsbefreiungen etwa 30% höher als wenn sie in Deutschland gearbeitet hätten.18) Trotz der erheblichen Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation durch die Migration hat das Argument bezüglich der öffentlichen Güter aber Bestand. Was die faktischen Informationen angeht, mit denen die im Ausland lebenden Deutschen ihren Lebensstandard kennzeichneten, so berichteten viele von Problemen mit Gewaltverbrechen. Ihre Freizeit verbrachten sie in Clubs und Hotels, da sie das kulturelle Angebot vor Ort nicht verstanden oder es ihren Wünschen nicht entsprach. In der Selbsteinschätzung hatten die im Ausland lebenden Deutschen das Gefühl, in die Oberschicht aufgestiegen zu sein, denn sie schickten ihre Kinder auf Eliteschulen, konnten sich Angestellte leisten usw. In Deutschland sind das Indikatoren für einen Aufstieg in die Oberschicht. Betrachtet man den Lebensstandard der im Ausland lebenden Deutschen, so könnte man auch argumentieren, dass sie Eliteschulen brauchen, weil die staatlichen Schulen nichts taugen, dass sie private Sicherheitsdienste brauchen, weil der Staat die Gewalt nicht ausreichend unter Kontrolle hat, und dass ihr Lebensstandard selbst mit privaten Sicherheitsdiensten immer noch schlechter ist als der eines Menschen, der ohne privaten Sicherheitsdienst in einem sicheren Staat lebt. [36]

In diesem Fall war ein induktiver Vergleich zwischen den beiden untersuchten Gruppen hilfreich, um eine allgemeine Erkenntnis zu entwickeln. Die IT-Fachkräfte und die im Ausland lebenden Deutschen waren jeweils der Ansicht, dass sie ihre soziale Lage verbessert haben. Die IT-Fachkräfte verfügten über ähnliche Nettoeinkommen,19) unabhängig davon, wo sie sich in einem globalisierten Arbeitsmarkt befanden, aber ihre Lebensqualität hatte sich aufgrund der öffentlichen Güter und insbesondere aufgrund des Wechsels in einen starken nationalen Wohlfahrtsstaat verbessert. Deutsche, die in Entwicklungs- und Transformationsländer gingen, erzielten einen Einkommensgewinn. Dieser muss allerdings zumindest teilweise als Ausgleich für den Verzicht auf im Herkunftsland übliche Annehmlichkeiten interpretiert werden. Ihre Klassenlage wird also durch die öffentlichen Güter beeinflusst, die der Staat nicht bietet. [37]

Die strukturierende Kraft des Nationalstaatensystems beeinflusst Selbsteinschätzung und faktische Informationen auf offenkundig widersprüchliche Art. Dies war Anlass für eingehende Überlegungen dazu, wodurch dieser Widerspruch verursacht wird und ob die Erklärung des Widerspruchs bei beiden untersuchten Gruppen gültig ist. Zumindest für dieses Beispiel konnte ein Hintergrundfaktor (das Nationalstaatensystem) bestimmt werden, der den Vordergrund (d.h. Habitus und Ressourcen) der Migrantengruppen strukturiert. [38]

6. Schlussbemerkungen

Ausgehend vom BOURDIEUschen Klassenbegriff wurde im vorliegenden Artikel für eine umfassende Klassenanalyse plädiert, die Habitus und Ressourcenverteilung berücksichtigt. Habitus und Ressourcenverteilung können vom Arbeitsmarkt, von globalen epistemischen Gemeinschaften, vom Nationalstaat beeinflusst werden – um nur einige der wichtigsten Strukturgeber zu nennen, die sich nicht eindeutig von "vordergründigen" Analysen sozialer Klassenbildung ableiten lassen (EDER 2001). [39]

Betrachtet man die Transnationalisierungsprozesse in Politik und Wirtschaft, so dürften Klassenlagen in Zukunft verstärkt durch transnationale Inklusionen statt durch nationale Märkte und Politiken strukturiert werden. Eine Analyse von transnationaler Klassenbildung ist besonders relevant für MigrantInnen, die in mehreren Nationalstaaten und möglicherweise auch in transnationalen sozialen Räumen leben (PRIES 1997). Transnationale Klassenlagen können nur verstanden werden, wenn wir feststellen, inwieweit bestimmte Staaten, das gesamte System der Nationalstaaten oder auch transnationale Strukturgeber Einfluss auf Klassenlagen nehmen. [40]

Das bedeutet, dass die transnationale Forschung nicht von einem vorher festgelegten Bezugsrahmen ausgehen kann. Da bei "repräsentativen" Forschungsstrategien vorab entschieden werden muss, was repräsentiert werden soll, ist es schwierig, mit quantitativen Forschungsmethoden zu transnationaler Klassenbildung zu forschen. Qualitative Ansätze zur Klassenanalyse haben dagegen traditionell die soziale Gruppenbildung auf Kosten des "Hintergrunds" betont, der die Klassenlagen strukturiert. Die vergleichende qualitative Forschung schließlich hat sich v.a. mit spezifischen Kulturen bzw. Milieus befasst, wobei nur ein begrenztes Maß an kultureller Variation erfasst werden kann. [41]

Angesichts der Grenzen sowohl des quantitativen als auch des qualitativen Ansatzes wurden im vorliegenden Artikel erste Schritte in Richtung einer Klassenanalyse vorgeschlagen, die keinen nationalstaatlichen Rahmen voraussetzt. Dabei hat sich der Ansatz der Grounded Theory als hilfreich erwiesen. Die Konstruktion eines "qualitativen Experiments" konnte eine empirisch fundierte Theoriebildung unterstützen. Eine solche Verflechtung von Theoriebildung und empirischer Forschung ist für ein neues Forschungsgebiet wie dieses besonders gut geeignet. [42]

Die Auswahl einer Stichprobe, in der Unterschiede maximiert werden, wurde als qualitatives Experiment vorgeschlagen, mit dem die Hypothese einer sich bildenden transnationalen Mittelklasse zwar nicht bewiesen, aber zumindest widerlegt werden könnte. Eine empirische Studie, die verschiedene Datenarten und analytische Strategien umfasst, erhöht die Wahrscheinlichkeit von "schwarzen Schwänen", also von Fällen, die vorschnellen Hypothesenbildungen (scheinbar) widersprechen. Offene Forschungsstrategien ermöglichen paradoxe und widersprüchliche Beobachtungen und fördern dadurch die Gewinnung neuer Erkenntnisse. So zeigt die hier vorgestellte Studie über höchstqualifizierte Migrantinnen und Migranten, dass Klassenlagen in transnationalen sozialen Räumen von den öffentlichen Gütern mit strukturiert werden, die die Nationalstaaten bieten. Zugleich wurde deutlich, dass die kontrastierten Gruppen höchstqualifizierter MigrantInnen zwar ähnliche wirtschaftliche Positionen im sozialen Raum erreichen, dies aber auf unterschiedlichen Wegen. [43]

Die Auswahl einer Stichprobe aus vielen verschiedenen Nationen betonte transnationale Ähnlichkeiten anstelle interkultureller Unterschiede. Diese methodische Strategie war insofern riskant, als es sich bei der zeitgenössischen Klassenbildung um einen komplexen und mehrdimensionalen Gegenstand handelt, so dass die Anforderungen eines neuen Forschungsgebietes ausschlaggebend für den methodologischen Ansatz der Studie waren. Zugleich wurde auf die Option einer Kulturanalyse verzichtet, so dass die hier gewählte Schwerpunktsetzung von den typischen Ansätzen der qualitativen (und quantitativen) Migrationsforschung abweicht. Dem Nachteil, dass kulturelle Besonderheiten übersehen werden könnten,20) stehen eine Reihe von Vorteilen gegenüber: Die Studie trägt zur Theoriebildung zu transnationalen Klassenlagen bei und sie wird den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren gerecht, die die soziale Lage höchstqualifizierter MigrantInnen in transnationalen sozialen Räumen strukturieren. [44]

Danksagung

Ich möchte Karin SCHITTENHEM für wichtige Anregungen und der DFG und ihren mir unbekannten Gutachtern für die Förderung dieses Forschungsprojektes danken.

Anmerkungen

1) Für Deutschland siehe auch VESTER et al. 2001. <zurück>

2) Die konzeptionelle Vereinbarkeit der Dokumentarischen Methode mit BOURDIEUs Theorie wird an anderer Stelle erörtert (WEISS 2001). Die Dokumentarische Methode favorisiert Gruppendiskussionen, wird aber auch auf biographische Interviews angewandt (BOHNSACK 2003; NOHL 2005). Der vorliegende Artikel bezieht sich auf teilstrukturierte Interviews, die längere Narrationen enthalten, wobei die Dokumentarische Methode selektiv auf die narrativen Teile der Interviews angewandt wird. <zurück>

3) Demgegenüber findet eine Studie zu Eliteuniversitäten eine Tendenz zur Internationalisierung (MARCEAU 1989). <zurück>

4) Auch in der Migrationsforschung umfasst die Definition von Transnationalisierung sehr verschiedene Phänomene, die von Migrationsverläufen (GLICK SCHILLER, BASCH & BLANC-SZANTON 1992) über Netzwerke und politische Akteure (KEOHANE & NYE 1973) hin zu transnationalen sozialen Räumen reichen (PRIES 1999). <zurück>

5) Entsprechend ist die Art der transnationalen Klasse, die Hartmann erwartet, vermutlich leichter in der oberen Mittelklasse als in den Eliten der Unternehmen zu finden (XIANG 2002). <zurück>

6) Ein Ersetzen des nationalen Rahmens durch den Begriff der (Welt-) Gesellschaft kann die Probleme des methodologischen Nationalismus nicht umgehen (BRENNER 2000; BECK 2004). <zurück>

7) Das Projekt "Hochqualifizierte Migrant/innen. Zur Transnationalisierung sozialer Lagen" (2002 bis 2005) wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und von der Autorin geleitet. <zurück>

8) Diese Definition unterscheidet sich von der üblichen Definition hochqualifizierter Personen, bei der der akademische Bildungsabschluss unabhängig von dessen transnationaler Anerkennung als Maßstab gilt (siehe AURIOL & SEXTON 2002). <zurück>

9) Das Projekt umfasste auch Interviews mit Kontrastgruppen von MigrantInnen, deren kulturelles Kapital im Laufe der Migration entwertet wurde, mit sesshaften IT-Fachkräften und mit afrikanischen Akademikern, die nach Südafrika eingewandert sind. <zurück>

10) Zwei waren überwiegend im asiatischen Raum tätig, einer weltweit, eine v.a. in Nordafrika und einer in Lateinamerika. Ein ehemaliger Expatriate hat sich in Ghana selbständig gemacht und eine beginnt ihre Laufbahn soeben in Sri Lanka. <zurück>

11) Weitere empirische Ergebnisse finden sich bei Anja WEISS (2005, im Druck). <zurück>

12) Namen und sonstige Angaben wurden zur Wahrung der Anonymität geändert. Die erste Zahl ist die Fallnummer. Die zweite bezeichnet den Absatz im Transkript. <zurück>

13) Zwei sehr ehrgeizige junge Männer betonen, dass sie ein höheres Gehalt haben als viele Deutsche. Zwei Frauen, die ihre Familien unterstützen müssen und die als Programmiererinnen außerhalb der IT-Branche arbeiten, sind der Ansicht, sie verdienen weniger als viele Deutsche. <zurück>

14) Eine Ausnahme sind einige MigrantInnen aus sehr armen Ländern, die feststellen, dass das in Deutschland Ersparte durch den günstigen Tauschkurs zu einem kleinen Vermögen in ihrem Herkunftsland anwachsen könnte. <zurück>

15) Dieses Argument liegt bei Bildungsabschlüssen klarer auf der Hand, da ihr Wert stärker von Anerkennung abhängig ist (siehe WEISS 2005). <zurück>

16) Derartige Probleme beschränken sich nicht auf die Selbsteinschätzung oder auf Studien, die mit qualitativen Methoden durchgeführt werden. Robert WADE (2001) zeigt beispielsweise, dass die Analyse globaler Ungleichheiten je nach der Konstruktion der Fälle und je nachdem, ob Kaufkraftparitäten oder Wechselkurse verwendet werden, zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. <zurück>

17) Diese Interpretation verwendet Erkenntnisse aus der Diplomarbeit von Claudia BAUER (2004). <zurück>

18) Ich habe in einer anderen Veröffentlichung (WEISS im Druck) dargelegt, dass die IT-Fachkräfte zweifach (öffentlich und privat) für öffentliche Güter bezahlen, während die im Ausland lebenden Deutschen oftmals sowohl in der Heimat als auch im Ausland Steuerbefreiungen genießen. Die erheblichen Unterschiede zwischen ihren Nettoeinkommen lassen sich so großenteils erklären. <zurück>

19) Unter Berücksichtigung der Lebenshaltungskosten. <zurück>

20) Das Ausmaß solcher Missverständnisse wurde durch eine Kointerpretation der drei Interviews mit InderInnen durch eine indische Kollegin, Nikita DHAWAN, erprobt. Die Tendenz der Ergebnisse veränderte sich dadurch nicht, aber sie gewannen durch die Interpretation der Kollegin deutlich an Substanziertheit. <zurück>

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Zur Autorin

Dr. Anja WEISS ist als Soziologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Sie habilitiert im Rahmen des DFG-Projektes "Hochqualifizierte Migrant/innen. Zur Transnationalisierung Sozialer Lagen" zu einer transnationalen Theorie Sozialer Ungleichheit. Mit Arnd-Michael NOHL, Karin SCHITTENHELM und Oliver SCHMIDTKE leitet sie die internationale VW-Studiengruppe "Kulturelles Kapital in der Migration. Zur Bedeutung von Bildungs- und Aufenthaltstiteln während der Statuspassage in den Arbeitsmarkt". Ihre Forschungsinteressen sind: Soziale Ungleichheit, Rassismus, ethnischer Konflikt und Migration.

Kontakt:

Dr. Anja Weiss

Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Soziologie
Konradstrasse 6
D-80801 München

E-Mail: anja.weiss@soziologie.uni-muenchen.de
URL: http://www.anjaweiss.de/

Zitation

Weiss, Anja (2006). Vergleichende Forschung zu hochqualifizierten Migrantinnen und Migranten. Lässt sich eine Klassenlage mittels qualitativer Interviews rekonstruieren? [44 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 7(3), Art. 2, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs060326.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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