Volume 14, No. 1, Art. 23 – Januar 2013

"Wir saufn uns doch davor nich, wir trinkn nur en paar Bier". "Vorglühen": Eine aktuelle Form jugendlichen Alkoholkonsums

Elena Wiesler, Sonja Wahl, Gabriele Lucius-Hoene & Michael Berner

Zusammenfassung: In der vorliegenden Studie wurde das "Vorglühen" als noch wenig erforschte und – so die Ergebnisse vorhergehender Untersuchungen – risikoreiche Trinkform untersucht. Hierzu wurden acht Gruppendiskussionen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen an öffentlichen Plätzen in vier verschiedenen Stadtteilen Freiburgs geführt. Diese Gruppendiskussionen wurden im Anschluss an die Erhebung transkribiert, offen kodiert und miteinander kontrastiert (STRAUSS & CORBIN 1996).

In der Studie wurde zum ersten Mal in Deutschland eine detaillierte Beschreibung über diese Trinkpraktik generiert. Es wurde herausgearbeitet, wie die an der Untersuchung beteiligten Jugendlichen einen typischen Abend, an dem "vorgeglüht" wird, organisieren und wie solch ein Abend verläuft. Zu den Organisations- und Ablaufschritten zählen: das Aufsuchen eines geeigneten Ortes zum Trinken, die Beschaffung des Alkohols, die Art der konsumierten alkoholischen Getränke und die zeitliche Struktur, die dem "Vorglühen" mit Blick auf den Gesamtverlauf eines Abends zugrunde liegt. Zudem wurden Motive beleuchtet, die gemäß den Angaben der Teilnehmer/innen das "Vorglühen" für sie zu einer attraktiven Konsumform macht. Neben den bereits bekannten Gründen konnten als zusätzliche Motive für die Konsumform die Konsumgeschichten, die Zelebrierung des Gruppenzusammenhalts und das Vergessen negativer Gefühle identifiziert werden. Die vorliegenden Erkenntnisse können einen substanziellen Beitrag zur Entwicklung bzw. Modifikation von Präventions- bzw. Interventionsmaßnahmen leisten.

Keywords: Vorglühen; Vortrinken; riskanter Alkoholkonsum; Gruppendiskussion; thematisches Kodieren; Jugendliche

Inhaltsverzeichnis

1. Theoretischer Hintergrund der Forschungsfragestellung

2. Grundlagen und Ziele der Studie

3. Fragestellung der Studie

4. Methodisches Vorgehen

4.1 Zur Methode der Gruppendiskussionen

4.2 Rahmenbedingungen der Gruppendiskussionen innerhalb der Studie

4.3 Stichprobenauswahl und Einschlusskriterien

4.4 Aufklärung der Teilnehmer/innen und Ablauf der Erhebung

4.5 Beschreibung der Stichprobe

4.6 Auswertung der Daten

5. Ergebnisse

5.1 Konsumorte

5.2 Beschaffung des Alkohols

5.3 Vorglühstoff

5.4 Konsumfreiwilligkeit

5.5 Zeitlicher Rahmen

5.6 Zur Motivation, "vorzuglühen"

5.7 Zum Umgang mit Betrunkenen

5.8 Zusammenfassung

6. Diskussion und Schlussfolgerungen

Danksagung

Anhang A: Diskussionsleitfaden

Anhang B: Ausgearbeitete Feldnotizen

Anmerkungen

Literatur

Zu den Autorinnen und zum Autor

Zitation

 

1. Theoretischer Hintergrund der Forschungsfragestellung

Jugendlicher Alkoholkonsum und die mit ihm einhergehenden Konsequenzen erweckten in der Vergangenheit immer wieder mediales Interesse und ließen den Ruf nach strengeren Gesetzen im Umgang mit Alkohol laut werden. Dem dadurch entstandenen Eindruck, dass immer mehr Jugendliche zur Flasche greifen, stehen wissenschaftliche Erkenntnisse zweier bedeutender Studien gegenüber: Sowohl das European Survey Project on Alcohol and other Drugs (ESPAD) als auch die Studie zu Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) untersucht in regelmäßigen Abständen jugendlichen Alkoholkonsum (KRAUS, PABST & STEINER 2008; RICHTER, HURRELMANN, KLOCKE, MELZER & RAVENS-SIEBERER 2008). Beide Studien weisen darauf hin, dass der regelmäßige Alkoholkonsum bei Jugendlichen pro Woche insgesamt rückläufig ist. Diesen Erkenntnissen steht jedoch eine steigende Zahl Jugendlicher gegenüber, die riskanten Konsum praktizieren (KRAUS et al. 2008; RICHTER et al. 2008). Zu den riskanten Formen des Alkoholkonsums werden beispielsweise das sogenannte "Rauschtrinken", "Trinkspiele" oder das "Vortrinken" (LaBRIE, HUMMER, KENNEY, LAC & PEDERSEN 2011) gezählt. [1]

Der Begriff des "Vorglühens" stammt ursprünglich aus dem Bereich der KFZ-Technik: "Vor dem Anlassen des Dieselmotors als Zündhilfe die Glühkerzen glühen lassen; ugs. auch für sich schon vor einer Party durch Alkoholgenuss in Stimmung bringen" (DUDEN 2009). "Vorglühen" bzw. "Vortrinken" bezeichnet das Konsumieren von Alkohol vor dem abendlichen Ausgehen, sei es zu Hause, bei Freund/innen oder im Freien. Ziel ist es dabei, innerhalb kurzer Zeit alkoholische Getränke zu konsumieren, bevor im Verlauf des Abends eine andere Veranstaltung (Party etc.) oder ein neuer Treffpunkt mit Freund/innen aufgesucht wird, um dann u.U. vor Ort noch mehr Alkohol zu trinken (BERNER & WAHL 2008). [2]

Es wird davon ausgegangen, dass sich die Konsumform des "Vortrinkens" in den USA ursprünglich aus dem Tailgating-Verhalten entwickelt hat (PEDERSEN, LABRIE & KILMER 2009). Tailgating meint die Gewohnheit von Fans in den USA, sich vor sportlichen Ereignissen, speziell bei Footballspielen vor Einlass in das Stadion, auf den Parkplätzen des Universitätsgeländes zu treffen, um zu grillen und Alkohol zu konsumieren. Vor Spielbeginn wird der Alkoholkonsum, obwohl er rechtlich verboten ist, toleriert, wohingegen es wenig üblich ist, dass im Stadion selbst Alkohol ausgeschenkt oder konsumiert wird (NEIGHBORS, OSTER-AALAND, BERGSTROM & LEWIS 2006). Somit ist es den Fans, die sich tatsächlich das Footballspiel anschauen, nur innerhalb eines kleinen Zeitfensters vor Spielbeginn möglich, Alkohol zu konsumieren. Andere Fans hingegen bleiben über die gesamte Spieldauer auf dem Parkplatz vor dem Stadion und verbringen ihre Zeit damit zu trinken, wodurch eine durch Festivals bekannte Atmosphäre auf dem Gelände der Universitäten entsteht. Es wird vermutet, dass sich das Verhaltensmuster des Vortrinkens über die sportlichen Ereignisse hinaus in verschiedenen Bereichen der abendlichen Freizeitgestaltung als spezielles Konsummuster etabliert hat (BORSARI et al. 2007; PEDERSEN et al. 2009). Der Erklärungsansatz, dass sich das "Vortrinken" aus dem Tailgating-Verhalten entwickelt hat, bietet sich für den Forschungsraum USA an. In Deutschland allerdings dürfen Jugendliche bereits ab dem 17. Lebensjahr Alkohol legal konsumieren. Hinzu kommt, dass es im öffentlichen Raum (wie beispielsweise den mit den Footballstadien vergleichbaren Fußballstadien bzw. auf Fußballplätzen) deutlich weniger Beschränkungen in Bezug auf den Erwerb und Konsum von Alkohol gibt als in den USA. Eine mögliche Ursache für die Entstehung des Konsummusters in Deutschland liegt, so vermuten wir, in gesetzlich verursachten Sparzwängen beim Alkoholkauf (z.B. Einführung des Alkopopsteuergesetz1), Verbot sog. "Flatrate-Partys"2) etc.). Nach den Erkenntnissen aus unserer Studie würde es allerdings zu kurz greifen, finanzielle Aspekte als alleinige Erklärung für die Entstehung des Konsummusters heranzuziehen. [3]

Da das "Vorglühen" erst seit den letzten fünf Jahren empirisch untersucht wird (ZAMBOANGA et al. 2011), steckt die Forschung zu diesem Thema noch in den Kinderschuhen, und es kann keine abschließende Aussage darüber getroffen werden, wie verbreitet diese Konsumform tatsächlich ist. Allerdings gaben bei den vorliegenden Untersuchungen mehr als die Hälfte aller Studienteilnehmer/innen an, vor dem abendlichen Ausgehen "vorzutrinken" (BERNER & WAHL 2008; DeJONG & DeRICCO 2007; PEDERSEN & LaBRIE 2007; WELLS, GRAHAM & PURCELL 2008). Der offensichtlich großen Beliebtheit, der sich das "Vortrinken" erfreut, stehen zahlreiche Risiken für jene, die es praktizieren, gegenüber. Es konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Jugendliche und junge Erwachsene, die vor dem Ausgehen trinken, insgesamt mehr Alkohol pro Trinkereignis konsumieren, höhere Blutalkoholwerte erreichen und häufiger das sogenannte "Rauschtrinken3)" praktizieren (BERNER & WAHL 2008; BORSARI et al. 2007; LABRIE & PEDERSEN 2008; PEDERSEN et al. 2009). [4]

Hierbei ist noch unklar, in welchem Zusammenhang "Rauschtrinken" und "Vorglühen" genau stehen – ob beispielsweise Letzteres vornehmlich als günstige Gelegenheit zum "Rauschtrinken" genutzt wird und die beiden Phänomene somit Ähnliches beschreiben, oder ob es sich um zwei verschiedene, nur verwandte Phänomene handelt. Gabriele STUMPP, Barbara STAUBER und Heidi REINL (2009), die das "Rauschtrinken" bei Jugendlichen untersuchten, identifizierten neben dem "Rauschtrinken" auch den Alkoholkonsum vor dem Ausgehen als festen Bestandteil des Konsummusters ihrer Untersuchungsgruppe. Es besteht außerdem ein Zusammenhang zwischen dem "Vortrinken" und negativen Konsequenzen, die in Verbindung mit hohem Alkoholkonsum auftreten können. So gaben "Vortrinker/innen" in verschiedenen Studien an, dass sie im weiteren Verlauf des Abends z.B. mehr Alkohol konsumierten als ursprünglich beabsichtigt, häufiger in gewalttätige Auseinandersetzungen gerieten oder ungewollte sexuelle Begegnungen hatten (LaBRIE & PEDERSEN 2008; PEDERSEN & LABRIE 2007; WAHL, KRISTON & BERNER 2010). Kimberly MALLETT, Rachel BACHRACH und Rob TURRISI (2008) fanden heraus, dass die Jugendlichen selbst genau diese Konsequenzen neutral oder sogar positiv bewerten. Die Autor/innen postulierten, dass ein Teil der negativen Konsequenzen, die infolge des Alkoholkonsums auftreten (Blackouts, einen Kater haben etc.), von den Jugendlichen schlicht als normale Begleiterscheinungen des Trinkens betrachtet werden. Diese negativen Begleiterscheinungen würden dann durch die als positiv erlebten Konsequenzen des Rauschzustands kompensiert. An dieser Stelle zeigt sich der Bedarf an weiteren Studien, die die Aussagen und Einschätzungen Jugendlicher zum Thema "Vorglühen" zum Untersuchungsgegenstand machen, um so bestehende Diskrepanzen zwischen der subjektiven Sichtweise der Jugendlichen und der Fachwissenschaft aufzuzeigen. In Anbetracht der oft folgenreichen Auswirkungen des Alkoholkonsums vor dem Ausgehen auf die Jugendlichen und ihre Umgebung ist es kritisch zu bewerten, dass diese Konsumform bisher so wenig untersucht wurde (BERNER & WAHL 2008; BORSARI et al. 2007; PEDERSEN & LABRIE 2007; WELLS et al. 2008). [5]

Hinweise zur Motivation Jugendlicher vorzutrinken finden sich z.B. bei WELLS et al. (2008), die in ihrer Publikation Erkenntnisse verschiedener anderer Studien integrierten und als ein Hauptmotiv wirtschaftliche Gründe identifizierten. Hierfür sprechen auch die Erkenntnisse einer Glasgower Untersuchung von Alasdair FORSYTH (2006) und einer Studie von William DeJONG und Beth DeRICCO (2007), in der die Jugendlichen angaben, durch das "Vorglühen" zu vermeiden, viel Geld für alkoholische Getränke auszugeben. So rückten finanzielle Aspekte in Bezug auf den Alkoholkonsum in jüngster Zeit immer mehr in den Vordergrund und gleichzeitig erfreut sich das "Vortrinken" immer größerer Beliebtheit. Ein möglicher Erklärungsansatz dafür ist, dass der Gesetzgeber versucht, riskante Konsumformen wie das Rauschtrinken durch Verbote von speziellen Trinkangeboten (beispielsweise Flatrate-Partys) einzudämmen. Als Folge ergibt sich für die jungen Konsument/innen das Problem, dass der Konsum großer Mengen Alkohol in Kneipen, Bars oder Diskotheken sehr teuer geworden ist. Interessant ist, dass Jugendlichen und jungen Erwachsenen Trinken so wichtig zu sein scheint, dass sie dafür bereit sind, alle möglichen Wege zu finden, sich den Alkoholkonsum im Rahmen ihrer Mittel zu finanzieren. Es ist anzunehmen, dass, um dieses Missverhältnis zwischen dem Konsumwunsch und seiner Realisierung aufzuheben, eine neue Konsumkultur erschaffen wurde. Ein weiteres Schlüsselmotiv der Vortrinker/innen scheint das Erleben des Rauschzustandes selbst zu sein (DeJONG & DeRICCO 2007). Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass eine der Funktionen des Vortrinkens darin besteht, die Angst vor sozialen Situationen zu überwinden (a.a.O.). So fällt es den Jugendlichen und jungen Erwachsenen z.B. leichter, potenzielle Geschlechtspartner/innen anzusprechen, wenn sie bereits einen höheren Alkoholpegel erreicht haben. Die Erkenntnisse aus der Untersuchung aus Pennsylvania weisen zudem darauf hin, dass auch der Konsum illegaler Drogen beim "Vortrinken" eine wichtige Rolle spielt (a.a.O.). Gerade da es meist an Orten stattfindet, die nicht durch Servicepersonal oder die Polizei beobachtet und ggf. kontrolliert werden, könnte es für die jungen Konsument/innen verlockender sein, neben Alkohol auch illegale Drogen zu konsumieren, ungeachtet der dadurch entstehenden Potenzierung möglicher Risiken. Howard PARKER und Lisa WILLIAMS fassten den Lebensstil in Bezug auf die abendliche Freizeitgestaltung vieler junger Engländer/innen insgesamt unter dem Motto "work hard – play hard" zusammen (2003, S.345). [6]

Zusammenfassend kann in Bezug auf die Motivation für das Vortrinken festgehalten werden, dass es sowohl gesellschaftliche und politische Entwicklungen als auch finanzielle und soziale Aspekte gibt, aufgrund derer diese risikoreiche Trinkpraktik für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen anziehend ist. Dennoch sollte man auch hier bei der Interpretation der vorliegenden Erkenntnisse zurückhaltend sein, da die Forschung zu diesem Thema in Deutschland noch am Anfang steht. Zum größten Teil wurde das Phänomen bisher in den USA bei amerikanischen Student/innen untersucht. Es kann jedoch nicht vorbehaltlos davon ausgegangen werden, dass diese Erkenntnisse kulturübergreifende Gültigkeit besitzen. Beispielhaft können hier die verschiedenen Altersgrenzen angeführt werden, ab denen legales Trinken möglich ist. In den USA darf erst ab 21 Jahren legal Alkohol konsumiert werden, in Deutschland ist z.B. das Trinken von Bier ab 16 Jahren und der uneingeschränkte Alkoholerwerb ab dem 19. Lebensjahr legal möglich. So sehen sich Jugendliche in Deutschland viel früher damit konfrontiert, ein für sie geeignetes Konsumverhalten entwickeln zu müssen. Des Weiteren basierte der Erkenntnisgewinn bisher in der Regel auf post hoc mittels Fragebogenstudien und Online-Umfragen gewonnenen Daten, wobei es gerade in Bezug auf spezifische Trinkformen wie das "Vortrinken" wichtig ist, sie in der konkreten Situation zu untersuchen (PEDERSEN et al. 2009; WAHL et al. 2010). In Bezug auf die Generalisierbarkeit von in anderen Ländern gewonnenen Erkenntnissen auf Deutschland dürfte sich auch die Tatsache einschränkend auswirken, dass die erhobenen Daten bisher nahezu ausschließlich von noch minderjährigen Student/innenstichproben stammen. LaBRIE et al. (2011) fanden heraus, dass die Trinkpraktik aber auch unter amerikanischen Student/innen, die legal konsumieren dürfen, weit verbreitet ist. Die Studie lieferte insoweit Erkenntnisse über eine kaum untersuchte Altersgruppe. Die Autor/innen mahnen an, dass in weiteren Studien, um ein umfassenderes Bild über die Trinkpraktik zu erhalten, auch junge Erwachsene jenseits studentischer Milieus untersucht werden sollten. ZAMBOANGA et al. (2011) untersuchten das Trinkverhalten bei High-School-Student/innen, die gemäß dem amerikanischen Rechtssystem unter 21 und damit minderjährig sind. Von den 233 befragten Teilnehmer/innen gab fast die Hälfte an, innerhalb der letzten 30 Tage "vorgeglüht" zu haben. Auch die Ergebnisse aus einer deutschen Studie weisen daraufhin, dass gerade die Gruppe der 15-17jährigen Jugendlichen bzw. Minderjährigen besonders risikoreich konsumiert und in diesem Zuge auch "vortrinkt" (BERNER & WAHL 2008). In Bezug auf deutsche Minderjährige würde es sich aber nicht um Studierende, sondern um Schüler/innen, Auszubildende oder erwerbslose Jugendliche handeln. Deshalb sollte mit Blick auf das Ausbildungssystem hierzulande auch bezüglich der volljährigen "Vortrinker/innen" darauf geachtet werden, Personen mit verschiedenem Bildungshintergrund (Ausbildungsberuf, Studium etc.) zu berücksichtigen. [7]

Die Erkenntnisse der Untersuchung, die im Folgenden vorgestellt werden sollen, wurden anhand von Gruppendiskussionen mit "Realgruppen" in "Realsituationen" gewonnen und eröffnen damit eine neue Perspektive auf das in Deutschland bisher nahezu unerforschte Phänomen des "Vortrinkens". [8]

2. Grundlagen und Ziele der Studie

Die vorliegende Untersuchung erfolgte im Anschluss an eine explorative Befragung, die im Freiburger Kneipenviertel "Bermudadreieck" zu den Themen Alkoholkonsum und Gewalterleben im Jahr 2008 durchgeführt wurde ("Freiburger StreetTalk", BERNER & WAHL 2008). Der Alkoholkonsum in der Freiburger Innenstadt hatte bei Jugendlichen vor allem an Wochenenden zu immer mehr gewalttätigen Auseinandersetzungen und vermehrten Polizeieinsätzen geführt. Um diesen negativen Begleiterscheinungen entgegenzuwirken, erließen die Verantwortlichen der Stadt Freiburg 2007 ein bundesweit einzigartiges Alkoholverbot in bestimmten Zonen der Innenstadt und einem Teil des Industriegebiets Nord. Außerdem wurde im Rahmen einer präventiven "sozialarbeiterischen Begleitung" beim Sozial- und Jugendamt die "Koordinationsstelle Kommunale Alkoholpräventionspolitik", eingerichtet. Gemeinsam mit dem Arbeitskreis Suchthilfe Freiburg (AKSF) nimmt sie sich der Thematik "Jugend und Alkohol" an. Im Jahr 2009 wurde das Alkoholverbot wieder aufgehoben, nachdem ein Bürger erfolgreich dagegen geklagt hatte. In der Studie "Freiburger StreetTalk" wurde der Alkoholkonsum der Bürger/innen (15-65-Jährige) bei einer nächtlichen Befragung genauer untersucht (BERNER & WAHL 2008). Die Ergebnisse zeigten, dass das "Vortrinken" besonders in der Gruppe der 15-17-jährigen Jugendlichen sehr verbreitet ist. Außerdem stellte sich heraus, dass die Jugendlichen, die vor dem abendlichen Ausgehen Alkohol konsumierten, insgesamt deutlich mehr Alkohol zu sich nahmen und mehr risikoreiche Konsequenzen erfuhren als Jugendliche, die angaben, nicht "vorzutrinken". Aus diesem Grund sollte das Phänomen mit zwei Studien genauer untersucht werden. Neben der hier vorgestellten qualitativen Untersuchung wurde eine quantitative Online-Erhebung mit Blick auf den häuslichen Trinkkontext durchgeführt (SONNTAG 2010), um so das Phänomen "Vorglühen" möglichst umfassend zu untersuchen. [9]

Für die Durchführung der qualitativen Studie ergaben sich aufgrund des Bedarfs an Forschungsarbeiten, die die Trinkpraktik in der konkreten Situation untersuchen, folgende Implikationen: Das "Vortrinken" bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurde durch Gruppendiskussionen, die direkt in deren Lebenswelten geführt wurden, untersucht. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stand auf deskriptiver Ebene, wie das "Vorglühen" anhand der Schilderungen der Teilnehmer/innen konkret abläuft, wobei das Ziel darin bestand, eine detaillierte Beschreibung dieser Trinkpraktik zu generieren. Außerdem wurden die Motive der Jugendlichen für diese Trinkpraktik untersucht, um ein besseres Verständnis darüber zu erhalten, warum sie bei der betreffenden Altersgruppe so beliebt ist. Auch eine im engeren Sinne ethnografische Studie hätte eine sinnvolle Herangehensweise an die Thematik dargestellt, allerdings fehlten für den dazu notwendigen Aufbau eines umfassenderen Zugangs über einen längeren Zeitraum zu den Lebenswelten der Jugendlichen die notwendigen Ressourcen innerhalb unserer Studie. [10]

3. Fragestellung der Studie

Zwei Fragen sollten beantwortet werden:

Aus Kapazitätsgründen war ausschließlich untersuchungsrelevant, wie und warum Jugendliche und junge Erwachsene auf öffentlichen Plätzen bzw. im Freien vorglühen und nicht, wie das Vorglühen im häuslichen Kontext praktiziert wird. [12]

4. Methodisches Vorgehen

4.1 Zur Methode der Gruppendiskussionen

Als Methode der Datenerhebung diente das Gruppendiskussionsverfahren. Den Analysegegenstand bildete der "konjunktive Erfahrungsraum", der die Diskutant/innen über ihr gemeinsam geteiltes Wissen sowie dessen Bedeutungsstrukturen miteinander verbindet. Realgruppen werden hierbei als "Epi-Phänomene" für ihr jeweiliges Milieu betrachtet, das sie mit ihren eigenen Wissensbeständen repräsentieren (BOHNSACK 2000, S.378). Nicht die Gruppe bildet die Analyseeinheit, sondern vielmehr das ihr übergeordnete Phänomen, deren Trägerin sie sozusagen aufgrund des gemeinsam geteilten Erfahrungshintergrunds ist. Kollektives Wissen kann nur dann explizit werden, wenn die Teilnehmer/innen der Gruppendiskussion die Möglichkeit haben, sich wechselseitig aufeinander zu beziehen, weshalb gemäß Ralf BOHNSACK über weite Phasen eine sogenannte "Selbstläufigkeit" (PRZYBORSKI & WOHLRAB-SAHR 2008, S.105) der Diskussion angestrebt werden sollte. Diese führt auch dazu, dass sich die Dramaturgie der Diskussion entfalten kann, sodass gerade im engagierten Austausch der Teilnehmer/innen Hinweise auf kollektive Orientierungsmuster zutage treten können (BOHNSACK 2000, S. 379). Die relevanten Äußerungen sind oft metaphorisch stark aufgeladen und für die Analyse der Beiträge von großer Bedeutung. Die Grundannahmen und die daraus abzuleitenden Implikationen zum methodischen Vorgehen lassen sich mit Aglaja PRZYBORSKI und Monika WOHLRAB-SAHR (2008) folgendermaßen zusammenfassen:

"Der Gegenstand von Gruppendiskussionen sind kollektive Orientierungen und Wissensbestände. Diese entstehen nicht erst im Diskurs, sondern werden durch diesen repräsentiert. Den Zugang zu ihnen ermöglicht die Analyse selbstläufiger Passagen in Gruppendiskussionen (und ihr Verhältnis zu den Passagen, die durch die Interviewenden stärker strukturiert sind)" (S.106). [13]

Die Methode der Gruppendiskussion wurde für dieses Projekt ausgewählt, weil sie erstens die Meinungen und Einstellungen der Diskussionsteilnehmer/innen zum Erkenntnisgewinn nutzt, sich zweitens besonders gut zur Exploration neuer bzw. wenig erforschter Gegenstandsbereiche eignet und es drittens möglich ist, die Ergebnisse, die aus den Gruppendiskussionen gewonnen werden, zur Hypothesengenerierung zu nutzen (LAMNEK 2005). In diesem Zusammenhang soll der wohl bedeutendste Vorteil des Gruppendiskussionsverfahrens genutzt werden, nämlich dass Erkenntnisse gewonnen werden können, die durch ihr prozesshaftes Zustandekommen in der Diskussion "realistischer und alltagsrelevanter" sind als Erkenntnisse, die ggf. aus Einzelinterviews resultieren würden (S.68). Gruppendiskussionen bieten daher nach Siegfried LAMNEK "[...] als offene, flexible, alltagsweltlich orientierte und kommunikative Methode qualitativer Sozialforschung [...] breiteste Einsatzmöglichkeiten" (S.83). [14]

4.2 Rahmenbedingungen der Gruppendiskussionen innerhalb der Studie

Dadurch, dass die Gruppendiskussionen mit Realgruppen in den Lebenswelten der Jugendlichen spontan durchgeführt wurden, variierten die Kontextbedingungen, und die Teilnehmer/innen waren nicht auf die Diskussionssituation vorbereitet. Es konnte daher im Vorfeld kein zeitlicher Rahmen für die Diskussionen festgelegt werden. So hing die Dauer der einzelnen Gruppendiskussionen u.a. von den Witterungsbedingungen ab sowie davon, inwiefern die Teilnehmer/innen am Abend der jeweiligen Diskussion ihre Zeit bereits anderweitig verplant hatten. In der Planungsphase wurde ein grob strukturierter Diskussionsleitfaden (siehe Anhang A) ausgearbeitet, der als Orientierungsgrundlage für die Diskussionen diente. Um einen Eindruck von den konkreten Bedingungen zu vermitteln, unter denen die Gespräche geführt wurden, wurden im Anhang einige ausgearbeitete Feldnotizen eingefügt (siehe Anhang B). [15]

4.3 Stichprobenauswahl und Einschlusskriterien

Die Stichprobenauswahl erfolgte durch eine modifizierte Art des Theoretical Sampling, das auf GLASER und STRAUSS (1967) zurückgeht (siehe auch STRAUSS & CORBIN 1996): Aufgrund der zeitlichen Vorgaben im Rahmen des Projekts fielen Datenerhebung und Auswertung zeitlich auseinander. Das Datenmaterial wurde daher nicht nach jeder Erhebung ausgewertet, sondern sorgfältig gesichtet, und es wurden Gesprächsinventare angelegt. Somit lag der Fallauswahl zwar keine umfassende Fallanalyse zugrunde, es wurde aber angestrebt, auf Basis der beim Erstellen der Gesprächsinventare identifizierten Strukturen die weiteren Fälle theoriegeleitet auszuwählen. [16]

Als geeignete Studienteilnehmer/innen wurden aufgrund der Erkenntnisse aus der Studie "Freiburger StreetTalk" Jugendliche bzw. junge Erwachsene zwischen 14 und 25 Jahren betrachtet. So sollte sowohl die Risikogruppe (15 bis 17-Jährige) als auch die Gruppe der jungen Erwachsenen, die bisher kaum untersucht wurde, eingeschlossen werden (siehe Abschnitt 2). Daher wurden Personen angesprochen, die nach Einschätzung der Diskussionsleiterin und ihrer Mitarbeiterin dieser Altersgruppe angehörten. Das tatsächliche Alter der Teilnehmer/innen wurde im Verlauf der Gruppendiskussion erfragt. Eine weitere Voraussetzung bestand darin, dass die Teilnehmer/innen Mitglieder einer natürlichen Gruppe waren und auf die Diskussionsleiterin und ihre Begleiterin nicht aggressiv wirkten. Die Datenerheberinnen befürchteten im Vorfeld, dass aggressives Verhalten bei alkoholisierten Jugendgruppen für sie zum Problem werden könnte. Dieses Selektionskriterium hätte sich einschränkend auf die Generalisierbarkeit der Erkenntnisse innerhalb dieser Studie auswirken können, allerdings kam es im Verlauf der Erhebung nie dazu, dass eine Gruppe aufgrund aggressiv wirkenden Verhaltens nicht angesprochen wurde. Alle, auch die alkoholisierten Teilnehmer/innen zeigten sich einer Diskussion gegenüber offen und verhielten sich friedfertig. [17]

Für die Akquise der Stichprobe wurde mit den Jugendämtern und den Jugendsachbearbeiter/innen der Polizeiposten Freiburg kooperiert, zudem wurden beim abendlichen Ausgehen eigene Beobachtungen durch die Diskussionsleiterin angestellt. Als erfolgreichste Methode erwies es sich allerdings, die Teilnehmer/innen selbst nach Plätzen zu fragen, an denen weitere potenzielle Diskussionsteilnehmer/innen ausfindig gemacht werden könnten. So setzte sich ein sehr erfolgreiches Schneeballsystem in Gang. [18]

4.4 Aufklärung der Teilnehmer/innen und Ablauf der Erhebung

Wenn eine Gruppe ausfindig gemacht worden war, wurden die Jugendlichen direkt angesprochen. Dabei wurde ihnen zunächst erklärt, dass die Datenerhebung im Rahmen eines psychologischen Projekts stattfände, das sich im weitesten Sinne mit der abendlichen Freizeitgestaltung und dem damit verbundenen Konsumverhalten von Jugendlichen beschäftige. Danach wurden die Jugendlichen gefragt, ob sie Zeit und Interesse hätten, an einer Gruppendiskussion teilzunehmen. Sie wurden darüber aufgeklärt, dass das Gespräch auf Tonträger aufgezeichnet würde sowie über die vertrauliche und anonyme Weiterverarbeitung und Verwendung der Daten. Zudem wurde eine schriftliche Einverständniserklärung eingeholt, wobei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Informationsblatt mit einer Kontaktadresse ausgehändigt wurde. So hatten sie die Möglichkeit, auch nachträglich Fragen zu stellen oder ihr Einverständnis zurückzuziehen. Von diesem Angebot machte niemand Gebrauch. [19]

4.5 Beschreibung der Stichprobe

Es wurden insgesamt neun Gruppendiskussionen (mit drei bis sieben Teilnehmer/innen pro Gruppe) an öffentlichen Plätzen in vier Stadtteilen Freiburgs durchgeführt und aufgezeichnet. Die Gespräche dauerten zwischen 11 und 31 Minuten. In die Analysen gingen die Angaben von insgesamt 33 Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15-22 Jahre) ein. Die Befragten gaben an, Schüler/innen, Student/innen oder Auszubildende zu sein. Aus technischen Gründen konnten nur acht Gruppendiskussionen in die Untersuchung einbezogen werden. [20]

4.6 Auswertung der Daten

4.6.1 Sichtung des Datenmaterials

Nach den ersten drei Gruppendiskussionen wurden die Aufzeichnungen von der Diskussionsleiterin (E.W.) und ihrer Mitarbeiterin angehört und besprochen. So sollten Schwächen im Leitfaden aufgedeckt sowie gute spontane Beiträge entdeckt werden. Dabei stellte es sich z.B. als hilfreich heraus, die Jugendlichen vor Beginn der Diskussion zu fragen, ob sie damit einverstanden wären, geduzt zu werden. Der Eindruck entstand, dass die Teilnehmer/innen sich dadurch ernst genommen fühlten, was sich für den Diskussionseinstieg als vorteilhaft erwies. Als sich die Diskussionsleiterin (E.W.) und die Projektmitarbeiterin (S.W.) über den Verlauf der ersten Gruppendiskussionen austauschten, fiel auf, dass es hilfreich sein könnte, eine zusätzliche Frage in den Leitfaden mit aufzunehmen, die darauf zielte, herauszufinden, ob es den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in betrunkenem Zustand leichter fiele, auf potenzielle Geschlechtspartner/innen zuzugehen. Im Rahmen dieses ersten Auswertungsschrittes, der für die folgenden Diskussionen von der Diskussionsleiterin alleine durchgeführt wurde, wurden auch Gesprächsinventare über die wesentlichen Diskussionsinhalte erstellt, aufgrund derer u.a. die Fallauswahl erfolgte. [21]

4.6.2 Zur Transkription der Gruppendiskussionen

Die acht Gruppendiskussionen wurden nach ihrer Aufzeichnung vollständig, mithilfe des gesprächsanalytischen Transkriptionssystems "GAT", das von SELTING et al. (1998) entwickelt worden ist, transkribiert und computergestützt unter Verwendung des EXMARaLDA-Partitur-Editors weiterverarbeitet (SCHMIDT 2006). Das Transkribieren verhalf der Diskussionsleiterin und der Projektmitarbeiterin dazu, einen umfassenden Eindruck von den Gruppendiskussionen zu gewinnen, was für die weiteren Auswertungsschritte hilfreich war: Hierdurch entstanden erste Ideen, die Daten zu interpretieren. Inwiefern diese ersten Interpretationsansätze geeignet waren, konnte dann aufgrund der guten Orientierung im Datenmaterial ökonomisch und umfassend überprüft werden. [22]

4.6.3 Kodierung der Daten

Im Anschluss an die Transkriptionen wurden die Daten ausgewertet. Hierfür wurden sie im Anschluss an den Ansatz der Grounded-Theory-Methodologie nach CHARMAZ (2006) kodiert. Die verwendeten Kodierschritte (initial und focused coding, S.42) wurden wie empfohlen so eingesetzt, dass die für die eigene Forschungsfrage relevanten Gesichtspunkte herausgearbeitet werden konnten. Es ging also nicht um die Entwicklung einer Grounded Theory über das Phänomen "Vortrinken", sondern das angewandte Verfahren entspricht eher dem von FLICK (2007) skizzierten, thematischen Kodieren: Ziel des methodischen Vorgehens war, auf deskriptiver Ebene nachzuzeichnen, wie das "Vorglühen" anhand der Schilderungen der Teilnehmer/innen konkret abläuft. Der gesamte Auswertungsprozess erfolgte computergestützt mittels des Programms ATLAS.ti 5.0 (MUHR 1998). [23]

Für die Analyse der Gruppendiskussionen wurden die Daten in der ersten Kodierphase (initial coding, CHARMAZ 2006, S.42) Zeile für Zeile kodiert: "Coding means categorizing segments of data with a short name that simultaneously summarizes and accounts for each piece of data” (S.43). Kathy CHARMAZ (S.48f.) empfiehlt in Fällen, in denen das Datenmaterial bereits bekannt ist, zunächst in einem schnellen Lesedurchgang spontan Kodes zu vergeben: "[…] remain open to what the material suggests and stay close to it" (S.50), denn so können neue Aspekte aus den Daten sichtbar werden. Dies erwies sich als sehr ertragreiches Vorgehen. Nach diesem Prinzip wurden drei Gruppendiskussionen kodiert. In der zweiten Diskussion wiederholten sich bereits einige Konzepte, für die dann bereits bestehende Kodes vergeben werden konnten. Neue, diskussionsspezifische Themen traten immer wieder auf, diese erhielten einen neuen Kode. Häufig wurden sog. in vivo codes (S.55) wörtlich den Äußerungen der Teilnehmer/innen entnommen bzw. in Anlehnung an diese generiert. Folgende in vivo codes wurden z.B. aus der zweiten Gruppendiskussion als neue Phänomene kodiert: "Berts, Mitläufer, Chefs und unterschätzte Opfer" (2; 17:19.5f4).). Diese Begriffe nutzten die Jugendlichen unter anderem, um ihr soziales Umfeld einzuteilen:

"[…] es gibt BERTS MITläufer und CHEFS die mit, äh die berts sin die berts, des sin halt DIE amokläufer, da, da, die werdn geknechtet, sie kommen, batsch, geh des machen, geh des mache die werdn komplett unterdrückt, hehe ((lacht)). Diese bimbos un kommn aber trotzdem immer WIEDer […]" (2; 17:19.5). [24]

Ein anderer Diskutant erweitert diese vorgenommene Einteilung um den Begriff der "unterschätzten Opfer":

"[…] Es is HEUTzutage SO, wenn mir jemand SEHN: schon sein KOPF, weil er so hässlich is, muss man da einfach reinschlage. Und des sin die untschätzten opfer un die kriegen sie am ende meistens immer […]" (2; 17:53.8).

Eine Teilnehmerin erklärt auf Nachfrage, was die Chefs auszeichne: "sagn wir so, die chefs sind DIE wo gleich draufhaun vor Denen hat allen respekt" (2; 18:45.6). [25]

Im Anschluss wurden die in der ersten Kodierphase (initial coding) entstandenen Kodes mithilfe des focused coding, bei dem langsamer und gezielter kodiert wird, weiterverarbeitet: "Focused coding means using the most significant and/or frequent ealier codes to sift through large amounts of data" (CHARMAZ 2006, S.57). Dabei wurde überprüft, ob die Kodes das Geschehen im Datenmaterial inhaltlich gut repräsentierten und alle Phänomene kodiert wurden. "Through comparing data to data, we develop the focused code. Then we compare data to these codes, which helps to refine them" (S.60). Kodes, die eine konzeptionelle Beziehung aufwiesen, wurden verknüpft und zu einer übergeordneten Kategorie zusammengefasst. Das Programm ATLAS.ti ermöglicht hierfür die Ausgabe einer vollständigen Liste der Kodes aller Gruppendiskussionen, anhand derer die einzelnen Kodes miteinander verglichen werden konnten. Häufig konnten erst durch eine intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten der Ursprungsdaten, begleitet von einem regen Austausch im Forschungsteam, passende Bezeichnungen für die Kategorien gefunden werden. Es wurde darauf geachtet, dass abschließend jedem bekannten Thema auch jeweils nur ein Kode zugeordnet war. Insgesamt waren zum Abschluss der Analyse 15 verschiedene Kategorien entwickelt worden, die 128 Kodes zusammenfassten. [26]

Der gesamte Kodierprozess erfolgte in einer vergleichenden Analyse. Die Anwendung dieser sog. "constant comparative method" (S.54) beinhaltet, dass in jeder Phase der Datenanalyse sowohl Daten mit Daten, Daten mit Kategorien, Kategorien miteinander und mit Konzepten bzw. Kodes, verglichen werden. Durch diesen ständigen Vergleich sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden. GLASER und STRAUSS (1998, S.63) sprechen in diesem Zusammenhang von der Minimierung (minimizing) und Maximierung (maximizing) von Unterschieden. Der Prozess der Minimierung ermöglicht es, die wesentlichen Eigenschaften der Kategorie herauszuarbeiten und Bedingungen zu formulieren, unter denen die Kategorie Gültigkeit besitzt sowie das Konzept zu verifizieren. Bei der Maximierung der Unterschiede ist es Ziel, den größtmöglichen Geltungsbereich der Kategorie abzustecken (S.63ff.). CHARMAZ (2006, S.47) mahnt an, dass unabhängig davon, wie gut wir unsere Kodes in den Daten verankert wähnen, es nie die empirische Realität ist, die durch sie abgebildet wird, sondern immer unsere und damit eine mögliche Sichtweise auf die Daten. [27]

Weil eine Darstellung aller Kategorien und Kodes an dieser Stelle zu umfangreich wäre, wird in Tabelle 1 exemplarisch die Kategorie "Konsumbemessung und die Qual der Wahl" vorgestellt.

Kodes

Was die Kodes repräsentieren

1. Hoher Alkoholkonsum

 

Äußerungen der Teilnehmer/innen über außergewöhnlich hohe Mengen konsumierten Alkohols

2. Üblicher Konsum

Schilderungen der Teilnehmer/innen über den als "normal" bezeichneten Konsum; schließt den Konsum anderer Drogen mit ein

3.Konsumierte alkoholische Getränke

Angaben über die Lieblingsgetränke bzw. Alkoholsorten der Befragten

4. Vorglühstoff

Die von den Jugendlichen während des "Vorglühens" konsumierten Getränke

Tabelle 1: Kodes der Kategorie: "Konsumbemessung und die Qual der Wahl" [28]

Abschließend wurden die Gruppendiskussionen auf Basis der kodierten und kategorisierten Daten miteinander kontrastiert. Hierfür war es notwendig, einen strukturierenden Zwischenschritt vorzunehmen. Es wurde eine Übersicht erstellt, die sowohl die Kategorien als auch die Kodes sowie die einzelnen Textstellen der Gruppendiskussionen abbildete. Mit dieser Tabelle, in der alle Kategorien und Kodes enthalten waren, wurde eine konzeptionelle Ordnung der Daten erreicht, anhand derer alle Auswertungsschritte zusammengefasst dargestellt werden konnten. Dadurch war es möglich, die den einzelnen Gruppendiskussionen zugrunde liegenden Strukturen miteinander zu vergleichen und so zu beschreiben, wie das "Vorglühen" anhand der Schilderungen der Teilnehmer/innen konkret abläuft. [29]

Die aus den Daten generierten, phänomenspezifischen Begriffe in Bezug auf die Trinkpraktik ("Vorglühorte", Alkoholeinkaufsanwerbung etc.) werden im Ergebnisteil genutzt, um den Verlauf eines Abends, an dem vorgetrunken wird, nachzuzeichnen und die Trinkform auch begrifflich von anderen Formen jugendlichen Alkoholkonsums abgrenzen zu können. [30]

5. Ergebnisse

Der vermeintlich einfache Beschluss, vor dem Ausgehen Alkohol zu konsumieren, geht für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einer regelrechten Organisations- und Ablauf-"Choreografie" einher. Diese besteht aus der Auswahl eines geeigneten Ortes zum Vortrinken, der Beschaffung des Alkohols, der Planung des weiteren Verlaufs eines Abends, dem Umgang mit Betrunkenen bis hin zur Organisation des Nachhausewegs der jeweiligen Gruppenmitglieder. [31]

5.1 Konsumorte

Alle Jugendlichen gaben an, dass sie ihre "eigenen" Orte haben, an denen sie sich zum "Vortrinken" treffen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie nachts kaum sozial kontrolliert oder von Erwachsenen "besetzt" werden. Welche der so genannten "Locations" (4; 01.49.3) als Treffpunkte zum "Vortrinken" ausgewählt werden, hängt außerdem von den Jahreszeiten und Witterungsbedingungen ab. So äußerte ein 16-Jähriger auf die Frage, wo er und seine Freund/innen Alkohol trinken: "Also halt im Sommer immer an der Dreisam5) oder hier (im Park), aber im Winter oder jetz im Herbst halt in der Stadt in der Disko, Bar oder so, oder keine Ahnung" (6; 06:16.8). Eine besondere Bedeutung besitzen die öffentlichen Plätze innerhalb der Stadtteile, aus denen die Gesprächsteilnehmer/innen kamen. Ein Jugendlicher meinte: "In der hood6) is trotzdem am bestn" (2; 03:13.7). Die Teilnehmer/innen einer Gruppe gaben an, dass sie, als sie noch "illegal" Alkohol konsumierten, Verstecke aufsuchten, in denen gemeinsam getrunken wurde, und dass sie diese Verstecke nach wie vor, sozusagen als Bestandteil ihres "Vorglüh-Rituals", aufsuchten. Andere Jugendliche erwähnten, dass sie den jeweiligen "Vorglühort" mittels neuer Kommunikationsmöglichkeiten spontan via Chat oder SMS festlegten. Typische Orte, die die von den Jugendlichen genannten Kriterien erfüllen, sind: Schulgelände, Sportplätze, das Gebiet um den Hauptbahnhof, Plätze in der Nähe von Einkaufszentren, Bushaltestellen, Tankstellen und Parks. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bei den befragten Gruppen die Auswahl und das Aufsuchen eines geeigneten Ortes zum Vortrinken Teil eines strukturierten Gesamtgeschehens ist. So erklärte ein 18-Jähriger: "Ja, wir treffn uns irgendwo, Blumig7), dann geh ma hierher [Park in der Nähe eines Einkaufszentrums], holen Alkohol, trinken, geh ma Disko und dann geh ma heim, irgendwann, morgn" (5; 02:15.9). Vor dem Aufsuchen eines geeigneten Konsumorts müssen die Jugendlichen also den Alkohol beschaffen. [32]

5.2 Beschaffung des Alkohols

Alle Jugendlichen, die an den Gruppendiskussionen teilgenommen haben, gaben an, dass die Alkoholbeschaffung für sie kein Problem darstelle. Sie beauftragen, wenn dies möglich ist, ihr direktes Umfeld mit dem Alkoholeinkauf, darunter fallen Familie, Freund/innen und Bekannte. Wenn das direkte Umfeld nicht dafür genutzt werden kann, den Alkohol zu organisieren, scheinen die Jugendlichen laut ihrer Schilderungen über kreative Strategien zu verfügen, um trotzdem an die alkoholischen Getränke zu kommen. Diese reichen vom gefälschten Ausweis über die Alkoholeinkaufsanwerbung8) bis hin zu dem Versuch, "auf gut Glück" selbst in den Supermarkt zu gehen. Dass die Jugendlichen Alkoholeinkaufsanwerbung alternativ bei fremden Personen betreiben müssen, kommt vor allem dann vor, wenn sie sogenannten "harten" Alkohol (branntweinhaltige Getränke, z.B. Wodka, Schnaps etc.) konsumieren möchten. Dafür gibt es zwei Gründe: erstens, dass die Kontrollen für "harten" Alkohol an Tankstellen und in Supermärkten strenger geworden sind, sodass Minderjährige ihn nicht mehr selbst kaufen können. Zweitens dulden die Eltern der befragten Teilnehmer/innen laut deren Schilderungen zwar den Alkoholkonsum bei ihren teilweise minderjährigen Kindern, eine individuelle Grenze zwischen dem, was erlaubt bzw. verboten ist, werde aber in Abhängigkeit von den Alkoholsorten und der Menge an alkoholischen Getränken, die die Jugendlichen konsumieren wollen, gezogen. Der Konsum von "hartem" Alkohol wird nach den Äußerungen der Diskutant/innen von ihren Eltern nicht akzeptiert, und die Eltern sind nicht bereit, diesen für ihre Kinder zu kaufen. In diesen Fällen betreiben die Jugendlichen Alkoholeinkaufsanwerbung, wobei die Erfolgsquote relativ hoch zu sein scheint, wie ein 15-Jähriger beispielhaft beschreibt: "[…] Des isch kei Problem, des, sage ma von fünf Leute sage vier ja un einer nein" (4; 04:10.2). Beim Ansprechen der potenziellen Alkoholeinkäufer/innen werden zudem bestimmte Regeln berücksichtigt. So erklärt der Jugendliche weiter: "Ma kuckt sich au oder ma kuckt sich au irgendwie die Leute mal kurz an, wie die so drauf sin un so, un ma fragt halt keine altn Menschen, nur so zwanzig, zweiezwanzig, so was in dem Alter" (4; 04:10.2). Diese Altersgruppe anzusprechen ist vermutlich deswegen so ertragreich, weil sich gerade junge Erwachsene daran erinnern, dass sie selbst bis vor kurzem mit ähnlichen Schwierigkeiten beim illegalen Alkoholeinkauf konfrontiert waren. Eine weitere Regel lautet: "Gute" Alkoholeinkaufsanwerber/innen9) respektieren es, wenn ihnen eine Absage erteilt wird. Ein Jugendlicher schilderte: "Ich würd erstmal fragen und wenn er nein sagt, dann würd ich halt die Meinung akzeptiern und dann halt normal Bier kaufen oder so" (1; 09:08.0). Außerdem achten sie beim geschäftlichen Teil darauf, den angeworbenen Personen das Geld vorab zu geben: "[…] Sie haben uns immer gleich des Geld gegeben, dann sin wir rein, haben ihnen des Restgeld gegeben und dann war fertich eigentlich"(1; 09:48.3), erklärt eine junge Erwachsene. Im Gegenzug verhalten sich laut den Schilderungen der Teilnehmer/innen "gute" Alkoholeinkäufer/innen "verantwortungsvoll" – ein Begriff, der teilweise auf sehr paradoxe Weise von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen angeführt und strapaziert wurde, wenn es darum ging, sowohl illegales als auch in vielen Fällen risikoreiches Konsumverhalten zu rechtfertigen. So äußert eine Jugendliche:

"Un dann saßen wir noch dabei, damit sie nich so viel trinken oder sich noch benehmen wenigschtens, wenn sie jetz zum Beispiel nach Hause gehen müssen […] und dann ischs halt besser, wenn man halt auf die aufpasst und dann vielleicht noch nach Hause bringt, damit halt nix unterwegs passiert"(1; 10:02.6). [33]

5.3 Vorglühstoff10)

Was die konsumierten Getränke angeht, kommt nahezu die ganze Bandbreite alkoholischer Getränke zum Einsatz: Bier, Wein, Sekt, Wodka, Whisky, Cocktails, Mixgetränke aller Art, Shots11), Sekt, Schnaps und Likör. Gerade der Konsum "harter" alkoholischer Getränke wie Wodka und Whisky oder Shots erfreut sich großer Beliebtheit. Auf die Frage, was sie am liebsten "vorglüht", berichtete eine 17-jährige Teilnehmerin: "Alles was brennt, Wodka, Tequila isch geil, des ja" (7; 01:54.4). Ebenfalls konsumiert werden die sogenannten "Klöpferle", die ebenfalls zu den branntweinhaltigen Getränken zählen. Dabei handelt es sich um Schnäpse, die in kleinen Fläschchen à 0.02l erhältlich sind. Aufgrund ihres speziellen Flaschendesigns geht ein bekanntes Trinkspiel auf sie zurück, wie uns die Jugendlichen erklärten: "Klöpferle sin so kleine Flaschn, die musst du vorher klopfn, dann drehst auf, a, den Deckel auf die Nase, un dann auf ex runter"(1; 21:10.0). Dieses Trinkspiel wird auch während des "Vortrinkens" praktiziert. Es ist empirisch belegt, dass durch Trinkspiele oft innerhalb kurzer Zeit große Mengen Alkohol konsumiert werden, was in der Folge zu schweren Rauschzuständen führen kann (BORSARI 2004). Angesprochen auf die Art und Anzahl konsumierter alkoholischer Getränke verharmlosten die Teilnehmer/innen häufig in einem Atemzug mit der Aufzählung der verzehrten Getränke ihren Konsum. Äußerungen wie "ganz normal", "nicht so übertrieben" oder "nur" fielen während ihrer Schilderungen permanent, diese bezogen sich sowohl auf die Menge konsumierten Alkohols als auch auf die Art der alkoholischen Getränke. So sagte ein 16-Jähriger: "Wir saufn uns doch davor nich, wir trinkn nur en paar Bier" (6; 07:27.8). Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen hatten über ihre tatsächlich konsumierte Menge Alkohol gar keinen genauen Überblick, gerade auch, weil beim "Vorglühen" oft eine große Flasche unter den Gruppenmitgliedern herumgereicht wurde. Der alkoholische Inhalt des Mischgetränks, das häufig aus Wodka und Cola oder Saft bestand, wurde von den Jugendlichen selbst zusammengemischt (sog. "Mixery"; 1; 20:45.1) und enthält somit immer unterschiedlich viel Hochprozentiges. Daher kann am Ende keine/r mehr so genau sagen, wie viel er oder sie tatsächlich konsumiert hat. Dazu kommt, dass die Jugendlichen ja auch keine Rechnung bezahlen müssen, auf der aufgelistet ist, wie viele Getränke getrunken wurden. Dieser Kontrollmechanismus entfällt beim "Vorglühen" ebenfalls. [34]

5.4 Konsumfreiwilligkeit

Auf die Frage, ob es denn auch vorkäme und akzeptiert werde, dass jemand aus der Gruppe gelegentlich nicht mittrinkt, antworteten die meisten der Befragten, dass dies manchmal durchaus so sei und nicht weiter problematisch sei. Ein 15-jähriger Teilnehmer sagte, worauf es dabei ankomme: "Wenn einer knapp bei Kasse isch, dann holt er sich halt nix, isch ja nich so schlimm, Hauptsache er tut die Stimmung nicht vermiesen" (4; 07:07.2). In den meisten Gruppen betonten die einzelnen Teilnehmer/innen ausdrücklich das Recht auf Selbstbestimmung der Gruppenmitglieder, nur in einer Gruppendiskussion räumten die Jugendlichen ein, dass ein "Nein" bei ihnen nicht immer ohne Weiteres akzeptiert werde. Eine 17-jährige Jugendliche erzählte: "Aber meistens tut man trotzdem versuchen zu überreden, Wochenende is irgendwie klar, entweder was kifft, man kifft was oder man trinkt was, is schon Standard irgendwie" (2; 13:39.6). [35]

5.5 Zeitlicher Rahmen

Das gemeinsame Trinken vor dem Ausgehen, das oft als Aufwärmphase vor weiterem abendlichen Alkoholkonsum dient, ist nicht nur örtlich, sondern auch zeitlich in eine übergeordnete Struktur der Abendgestaltung eingebettet. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die an den Gruppendiskussionen teilgenommen haben, hatten sozusagen feste Trinktage. Meist wurde an Freitagen und Samstagen getrunken. An diesen Tagen wurde in der Regel dann auch "vorgeglüht". "Jedes Wochenende (täglisch)" (4; 02:23.5), erzählte ein 17-Jähriger. Und sein Freund pflichtete ihm bei: "Als wenn wir dann weggehn, dann trinken wir halt schon was" (4; 2:25.8). Vor allem in den Ferien tranken manche der befragten Jugendlichen auch wochentags, was wir auch so beobachten konnten, da wir die Erhebungen in der Ferienzeit auch unter der Woche durchführten. In den Gruppendiskussionen stellte sich heraus, dass die Teilnehmer/innen ihren Alkoholkonsum zeitlich um die Lebensbereiche Schule bzw. Arbeitsplatz organisieren. "Vorglühen" als eigene Trinkpraktik sowie Alkoholkonsum generell lassen sich aufgrund der Äußerungen der Jugendlichen als fester Bestandteil und Ritual der Freizeitgestaltung identifizieren. [36]

Der zeitliche Rahmen, über den sich der Alkoholkonsum erstreckt, variiert in Abhängigkeit vom abendlichen Ziel. Bei den Gruppen, die ihre Abendgestaltung innerhalb des eigenen Stadtteils organisierten, d.h. die den Verlauf des Abends so planten, dass sie unterschiedliche Plätze innerhalb ihres Stadtteils aufsuchten, um dort zu trinken, konnte sich das Trinken vorab über einen längeren Zeitraum erstrecken. Bei diesen Gruppen war es auch viel schwieriger, eine Grenze zu ziehen, ab wann das "Vortrinken" sozusagen in ein "Trinken im Verlauf des Abends" übergeht. Klarer lässt es sich bei den befragten Jugendlichen zeitlich eingrenzen, die angaben, im Verlauf des Abends ein Ziel in der Stadt, z.B. eine Diskothek, aufzusuchen. So erklärte eine 17-Jährige: "[…] man trifft sich meistens auf so ne Stunde davor und trinkt halt"(2; 03:18.8). Wie uns die Jugendlichen berichteten, entstehen aus dem "Vorglühen" auch spontane Partys, die selbst zum eigentlichen Höhepunkt des Abends werden können. [37]

5.6 Zur Motivation, "vorzuglühen"

In Übereinstimmung mit den Erkenntnissen aus bisherigen Studien betonten die Teilnehmer/innen den "Sparfaktor". Es sei schlicht zu teuer, wenn man sich die Getränke ausschließlich in den Clubs und Bars der Innenstadt kaufen müsse: "Ja, des isch auf jedn Fall. Ich mein man kann nich jeder Disko, jedes Mal am Wochenende dreißig Euro an einem Abend da lassen, des geht einfach nich" (5; 03:53.4). Aus diesem Grund berichteten die Teilnehmer/innen auch, dass sie teilweise versuchen, den gesamten Bedarf an Alkohol pro Abend durch das "Vorglühen" abzudecken, speziell dann, wenn sie später eine teure Lokalität besuchen wollen. Zeit mit Freund/innen in ausgelassener, guter Stimmung zu verbringen, steht speziell am Wochenende im Vordergrund und bietet weiteren Anlass, um gemeinsam zu trinken. Eine Jugendliche sagte, worauf es ankommt: "(Auf) die Partystimmung, hehe. Erstens, die Leute sind viel, viel lockerer, wenn sie was getrunkn haben" (7; 04:25.6). Ein weiteres Motiv für das "Vorglühen" liegt für die Jugendlichen darin, gerne mit Freund/innen zu "chillen" und "abzuhängen". So erzählte eine Jugendliche: "Ja zum Beispiel heute, wir haben jetz heute äh Mixery getrunkn, also, n jetz wollten wir eigentlich noch uns irgendwie hinsitzn, normal redn, chilln, bisschen abhängen halt" (1; 22:19.0). Aber nicht nur das Anstreben einer positiven Stimmung motiviere zum Vortrinken: Manche Teilnehmer/innen gaben an, gerade ihre negativen Gefühlszustände dadurch vergessen zu können. Das Trinken vorab helfe ihnen dabei, sich vom Schul- und Arbeitsstress zu befreien. Die Möglichkeit, miteinander beim "Vortrinken" Zeit zu verbringen, bevor z.B. mit einer Diskothek ein weitaus anonymeres Umfeld aufgesucht wird, scheint auch die Gruppenkohäsion zu stärken, so beschrieb ein 17-Jähriger: "Kommen halt so Gemeinschaften, miteinander saufn, tratschen" (4; 11:43.8). Des Weiteren gaben die Teilnehmer/innen an, dass beim Trinken und "Vortrinken" immer "lustige Dinge" passierten. Diese Erlebnisse manifestieren sich später in Konsumgeschichten. Diese Konsumgeschichten scheinen für die Jugendlichen ein weiteres Motiv für den Alkoholkonsum zu sein, wie ein junger Erwachsener exemplarisch veranschaulicht:

"Es passiern auch lustige Sachn dadurch, also wenn man was trinkt, also 's passiert immer irgendwas, w, wo man sich dann hinterher was er, erzählt, darüber. Irgendwelche verrücktn Sachn, die man, die halt sonst, nich unbedingt so passiern würdn. Des kommt noch hinzu, find ich" (8; 08:46.3). [38]

Eine andere Teilnehmerin berichtete, dass es unter ihren Freund/innen üblich sei, schlafende Betrunkene aus der Gruppe z.B. mit Bierdeckeln und Müll zu dekorieren, um sie anschließend zu fotografieren, was ebenfalls immer für "lustige Geschichten" sorge. Das Erzählen von Geschichten ist ein wichtiges und zentrales Moment. Durch gemeinsame Unterhaltungen und das Sammeln von Erfahrungen während des "Vortrinkens" und anschließenden Trinkens entstehen über das Erzählen im Laufe der Zeit Geschichten, die immer aufs Neue wieder belebt und ausgeschmückt werden. Das Erzählen dieser Konsumgeschichten ermöglicht es den jeweiligen Akteur/innen, ihre Position in der Gruppe zu halten, auszubauen oder zu verändern. Einzelne Teilnehmer/innen können sich durch das Erzählen besonders lustiger oder risikoreicher Erfahrungen z.B. die Redeerlaubnis sichern. In einer Gruppendiskussion gelang dies einem ansonsten sehr stillen Mädchen, das neben den männlichen Gruppenmitgliedern kaum zu Wort kam, z.B. dadurch, dass sie von ihrer "Vortrink"-Erfahrung an ihrem zwölften Geburtstag erzählte, die in ihrer ersten Alkoholvergiftung endete. Sie hatte während des Erzählens ihrer Konsumgeschichte die volle Aufmerksamkeit aller Gruppenmitglieder. An dieser Stelle wird deutlich, dass es aus Perspektive der Jugendlichen keine per se negativen Konsequenzen des Alkoholkonsums in Zusammenhang mit dem "Vorglühen" gibt. So kann z.B. eine Alkoholvergiftung neben den negativen Auswirkungen eben auch Stoff für eine gute Konsumgeschichte liefern; vermeintlich negative Erfahrungen können immer auch positive Effekte für die Jugendlichen haben. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine neue, u.U. weitreichende Erkenntnis, die bei der Konzeption bzw. Modifikation von Präventions- und Interventionsmaßnahmen berücksichtigt werden sollte, um diese möglichst genau auf die Zielgruppe abstimmen zu können. Zudem entsteht durch das Wiederbeleben schöner, schrecklicher bzw. außergewöhnlicher Momente für die Gruppenmitglieder im Laufe der Zeit ein gemeinsam geteilter Erfahrungshintergrund. Die Gruppe ist nicht mehr irgendeine beliebige Konstellation junger Menschen, sondern eine Gruppe, die sich anhand dieses gemeinsamen Erfahrungshintergrunds charakterisieren lässt, was auch die Abgrenzung gegenüber anderen erst möglich macht. [39]

5.7 Zum Umgang mit Betrunkenen

Beim Umgang mit Freund/innen aus der Gruppe, die zu viel getrunken haben, eröffnete sich in den Schilderungen der Jugendlichen ein weiterer Themenblock: Freundschaft und ein regelrechtes "Beschützertum". Dieses Beschützertum wird noch einmal verstärkt, wenn jemand aus der Gruppe in Schwierigkeiten gerät oder zu geraten droht, d.h., nicht mehr alleine nach Hause finden kann oder angepöbelt wird, weil er oder sie ein leichtes Opfer für Streitsuchende darstellt. Alle Teilnehmer/innen berichteten übereinstimmend, dass es ihnen sehr wichtig sei, die Freund/innen in Sicherheit zu wissen bzw. dass es für sie ein wichtiger Bestandteil von Freundschaft sei, auf die anderen aufzupassen und sie ggf. zu verteidigen. Die von den Jugendlichen wahrgenommenen Gefahren, die mit den Rauschzuständen einhergehen können, scheinen von ihnen zum Großteil durch das blinde Vertrauen in ihre Freund/innen kompensiert zu werden. Üblicherweise kümmern sich die älteren um jüngere Freund/innen und achten darauf, sie nach Hause zu bringen. In einer Gruppendiskussion schilderten zwei Jugendliche dieses Rollenverhältnis genau umgekehrt: Hier brachte der 15-Jährige seinen älteren Freund nach Hause und übte damit den Umgang mit einer verantwortungsvollen Aufgabe, wodurch er kurzfristig eine Art Eltern- und damit Erwachsenenrolle übernahm. Die folgende Aussage des 15-Jährigen unterstreicht erneut, wie wichtig es den Jugendlichen ist, ihre betrunkenen Freund/innen in Sicherheit zu wissen: "Ja, also do, da geht nix, isch mir scheißegal er kommt heim, des isch, wenn er daheim isch, dann isch alles in Ordnung, wenn ich nit weiß wo er isch, abends oder so, do krieg ich ä Anfall" (4; 03:42.2). [40]

5.8 Zusammenfassung

Mit dem Vorglühen geht eine Raumaneignung öffentlicher Plätze durch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen einher. Interessanterweise findet bereits in der nächtlichen Auswahl der "Trinkorte" eine Annäherung an die Lebenswelt der Erwachsenen statt, indem Plätze von Jugendlichen "besetzt" werden, an denen tagsüber die Prinzipien und Übereinkünfte der Erwachsenen gelten (Parks, das Gebiet um den Hauptbahnhof etc.). Erwachsenen wird der Zutritt zur Lebenswelt der Jugendlichen durch eigens von ihnen entwickelte Organisationsstrukturen (z.B. Vereinbaren spontaner Treffpunkte per SMS oder Chat) erschwert bzw. unmöglich, da sie nicht Bestandteil der Chat-Gemeinschaft sind und folglich nicht über die Treffpunkte informiert werden. Die Regeln, die in den Lebenswelten der Erwachsenen gelten, werden dann beim Praktizieren des "Vortrinkens" außer Kraft gesetzt, z.B. werden gesetzliche Alkoholverbote und Ruhezeiten ignoriert. Die Jugendlichen sind sich über ihr reaktives Verhalten gegenüber den Grundsätzen, die in der "Erwachsenenwelt" gelten, bewusst, wie folgende Äußerung eines 15-Jährigen belegt: "Un grad wenn du's nit darfsch (trinken an öffentlichen Plätzen) ischs grad nochmal viel, viel reizvoller" (4; 00:27.62). [41]

Mit der Alkoholeinkaufsanwerbung, mit der das Trinken vor dem Ausgehen vorbereitet und eingeleitet wird, findet eine regelrechte Umkehr gesellschaftlicher Übereinkünfte statt. Dies geschieht, indem sich ein Teil der Erwachsenen von Minderjährigen zum Alkoholeinkauf instrumentalisieren lässt. Mit dem Ausüben des "Vortrinkens" betreten die Jugendlichen dann die Lebenswelt der Erwachsenen. Über die Alkoholeinkaufsanwerbung sind es häufig die Erwachsenen selbst, die die Jugendlichen dazu autorisieren. Die Trinkpraktik und auch die damit in Zusammenhang stehenden Konsumkonsequenzen erhalten dadurch eine akzeptable Note. Die Regel "Keine Abgabe harter alkoholischer Getränke an Minderjährige" wird von den Jugendlichen bewusst unterlaufen. Auch die Erwachsenen stellen die gültigen Grundsätze zum Alkoholkonsum infrage, indem Eltern z.B. ihren Kindern den Konsum von Alkohol in "Ausnahmesituationen" bereits vor Erreichen des 17. Lebensjahres erlauben oder den Alkoholeinkauf für sie vornehmen. Von diesen Ausnahmeregeln berichteten die Jugendlichen. Die Erwachsenen demonstrieren damit, dass gesellschaftliche Vereinbarungen zum Alkoholkonsum ggf. in eigenem Interesse neu ausgehandelt und definiert werden müssen bzw. können. [42]

Durch die Teilnehmer/innen erfolgt über die Komsumpraktik einerseits eine bewusste Rebellion und/oder Ignoranz gegenüber den von den Erwachsenen aufgestellten Prinzipien, indem z.B. Ruhezeiten ignoriert werden. Andererseits sind die Jugendlichen auch froh darüber, dass die Erwachsenen die Regeln, Strukturen und damit die Ordnung in ihrer Welt verteidigen. So sprachen sich z.B. einige unserer Gesprächsteilnehmer/innen für ein Alkoholverbot in der Freiburger Innenstadt, wie es im Jahr 2007 erlassen worden war, aus, da das nächtliche Zusammenleben "viel entspannter" (6; 01:26.2) gewesen sei. An der Grenze zwischen Jugend- und Erwachsenenwelt konfrontieren Jugendliche die Erwachsenen mit ihren Einstellungen und Normen und versuchen, auch eigene Überzeugungen durchzusetzen, indem sie sich beispielsweise mit der Polizei oder Anwohner/innen auseinandersetzen. Findet aus Sicht der Erwachsenen eine Regelverletzung durch die Jugendlichen wie beispielsweise Vandalismus unter Alkoholeinfluss statt, was ein Einschreiten der Polizei erfordert, sind sich die Befragten bewusst darüber, dass sie sich bei drohenden Konsequenzen auf ihre Jugendlichkeit berufen und mit mildernden Umständen rechnen können. [43]

Konsumerfahrungen, die in alkoholisiertem und/oder bekifftem Zustand gemacht wurden, finden sich später in Konsumgeschichten. Die Jugendlichen thematisierten in Zusammenhang mit den Rauschzuständen immer wieder den damit einhergehenden Kontrollverlust, wobei ihr paradoxes, übergeordnetes Ziel darin besteht, diesen zu kontrollieren. Durch diesen "kontrollierten Kontrollverlust" soll zwar der als angenehm empfundene Rauschzustand erreicht, auf der anderen Seite aber vermieden werden, sich in der Öffentlichkeit lächerlich zu machen. Eine 17-Jährige erklärt: "Wenn einer schon so voll besoffn in der Ecke pennt oder so was weiss ich was, schon so ekelhaft, man muss schon seinen Rahmen kennen, Grenzn" (7; 06:05.0). Im Rauschzustand haben die Jugendlichen die Möglichkeit, Selbstkontrolle bzw. Kontrollverlust in verschiedenen Ausprägungen zu erleben. Sich selbst unter Kontrolle zu haben, ist eine Voraussetzung für das gesellschaftliche Zusammenleben aller und ein Thema aus der Lebenswelt der Erwachsenen, mit dem sich die Jugendlichen über die Rauscherfahrungen auseinandersetzen. In betrunkenem Zustand setzen sie sich zwar über die Regel "Verhalte dich stets kontrolliert" hinweg, streben aber einen "kontrollierten Kontrollverlust" an und damit auch ein Ideal aus der Erwachsenenwelt. [44]

Mit den Konsumgeschichten positionieren sich die Jugendlichen zudem sowohl nach außen als auch nach innen, d.h. die Geschichten dienen der Selbstdefinition auch innerhalb der eigenen Gruppe, wodurch erst eine Abgrenzung gegenüber den Freund/innen möglich wird. In der Folge ermöglichen die Geschichten die Abgrenzung gegenüber anderen Jugendgruppen und Erwachsenen wie beispielsweise der Polizei, den Eltern oder Lehrer/innen. [45]

Eine Vermischung der Regeln und eine Durchlässigkeit der Grenzen zwischen Jugend- und Erwachsenenwelt zeigt sich auch in Bezug auf die beschriebenen Gesetzmäßigkeiten um den Themenblock "Freundschaft und Beschützertum". Hier kommt z.B. die Auseinandersetzung mit den übergeordneten Themen "Autonomie und Kontrolle" zum Ausdruck. Es wurde aus den Daten herausgearbeitet, dass die Jugendlichen ein ungeschriebenes Gesetz im Umgang mit den Betrunkenen befolgen: Freund/innen dürfen nicht im Stich gelassen werden. Diesen Grundsatz stellen sie dann selbst regelmäßig auf die Probe. Sie üben den Umgang mit dem Thema Verantwortung und Freundschaft, indem sie zunächst risikoreichen Konsum praktizieren, um sich anschließend entweder selbst um betrunkene Freunde und Freundinnen zu kümmern oder sich von diesen "versorgen" zu lassen. Folgende Schilderung verdeutlicht dies anschaulich:

"Da hab ich richtich gemerkt, dass die Freunde, dass der Freundeskreis mir auch hilft, wenn was passiert. Ich war halt gut angetrunken, lauf durch die Stadt, pöbelt mich einer an, war ich mit paar Kollegen unterwegs, die sehn des und stellen auf eimal alle sich hinter mich, machen ihn blöd an und dann halt is er umgedreht un is gegangen" (1; 7:16.99). [46]

Auf abstrakter Ebene dient der Konsum als "Spielfeld", auf dem sich die Jugendlichen mit Erwachsenenthemen auseinandersetzen können, so meinte ein Jugendlicher: "Wenn wir freitags nur so zusammesitze, isch's eigentlich nur so, wie so e Stammtisch eigntlich von de Erwachsene, sozusage" (4; 04:56.3). Sie haben die Möglichkeit, die Regeln der Erwachsenen infrage zu stellen, eigene Grundsätze zu etablieren oder deren Prinzipien zu übernehmen. Aber auch die Erwachsenen müssen sich über das "Vortrinken" mit den Jugendlichen auseinandersetzen, indem sie zum Beispiel neue Gesetze diskutieren, Polizeikontrollen einsetzen und/oder das Gespräch mit den Jugendlichen suchen. So zwingt das von den Jugendlichen praktizierte "Vorglühen" als spezielle Form des Alkoholkonsums die Mitglieder der Gesellschaft auch dazu, die Regeln des Zusammenlebens zu überdenken und ggf. neu auszuhandeln. [47]

6. Diskussion und Schlussfolgerungen

Zunächst soll auf die Einschränkungen der Generalisierbarkeit der Ergebnisse dieser Studie eingegangen werden: Methodisch muss angemerkt werden, dass ein Theoretical Sampling entsprechend dem Vorschlag von GLASER und STRAUSS (1967) nicht vollständig durchgeführt wurde, da Datenerhebung und Auswertung zeitlich versetzt erfolgten. Auf Basis von gemeinsamen Diskussionen innerhalb des Studienteams, der Auseinandersetzung mit den Daten im Anschluss an die Gruppendiskussionen und dem Erstellen von Gesprächsinventaren wurde allerdings versucht, die Fallauswahl aus dem Gesamtdatensatz zumindest im Sinne eines Theoretical Samplings vorzunehmen. Möglicherweise hätte aber eine direkte, ausführliche Auswertung im Anschluss an jede Diskussion dazu geführt, bestimmten Aspekten in Bezug auf die Trinkpraktik gezielter nachzugehen. Es wäre z.B. wichtig gewesen, das Konzept des "kontrollierten Kontrollverlusts" unter genderspezifischen Aspekten zu beleuchten oder auch gezielter zu betrachten, ob es für Jugendliche und junge Erwachsene gleich bedeutsam ist. Solch ein Vorgehen war aufgrund der zeitlichen Begrenzung im Rahmen des Projekts leider nicht möglich. [48]

Da gruppendynamische Prozesse häufig entscheidender für den Gesprächsverlauf sind als das Thema selbst (LAMNEK 2005), wäre es zudem von Vorteil gewesen, diese stärker zum Gegenstand der Auswertung zu machen. Bei dieser Arbeit stand aber zunächst die Beschreibung der Trinkpraktik im Vordergrund, und es wurde versucht, gruppendynamische Prozesse dort zu thematisieren, wo sie zum besseren Verständnis der Trinkpraktik beitragen konnten. Dennoch könnte eine Feinanalyse der Daten sicher weitere aufschlussreiche Erkenntnisse liefern. [49]

Besonders hervorgehoben werden sollte, dass die in die Untersuchung eingegangene Stichprobe aus Schüler/innen, Student/innen und Auszubildenden bestand, sodass verschiedene Bildungshintergründe berücksichtigt wurden. Welchen Bildungshintergrund die Teilnehmer/innen hatten, wurde im Anschluss an die Diskussionen jeweils erfragt. Der grundlegende Erkenntnisgewinn ist, dass auch die Nicht-Studierenden in unserer Untersuchung diese Konsumform praktiziert haben. In zukünftigen Studien sollte diese Gruppe unbedingt weiter und genauer untersucht werden, da kaum Erkenntnisse über sie vorliegen. Bei den Teilnehmer/innen unserer Untersuchung war es so, dass die Auszubildenden immer in gemischten Gruppen mit Schüler/innen und/oder Student/innen Alkohol konsumiert haben. Es gab allerdings auch sowohl reine Studierendengruppen als auch reine Schüler/innengruppen. Bei den Auszubildenden unserer Studie bildete der Bildungshintergrund demnach nicht den entscheidenden Faktor für die Gruppenzusammensetzung. Des Weiteren wurde herausgefunden, dass bei den Jugendlichen dieser Untersuchung der Alkoholkonsum vor dem Ausgehen zum Abbau des Schul- und des Arbeitsstresses eingesetzt wurde. Wichtig wäre, die Gruppe der nicht erwerbstätigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu untersuchen; es bleibt unklar, ob sie die Konsumform ebenfalls praktizieren. Zudem wurde in unserer Studie mit natürlichen Gruppen in den Lebenswelten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen diskutiert. In den uns bekannten Studien wurde das Vortrinken unter Laborbedingungen untersucht. Wir haben ganz gezielt an den öffentlichen Plätzen mit den Jugendlichen gesprochen, an denen sie sich natürlicherweise treffen, auch die Uhrzeit für die Diskussionen war durch den natürlichen Rhythmus der Teilnehmer/innen festgelegt, wodurch wir teilweise das Praktizieren des "Vorglühens" während der Durchführung der Diskussionen mit beobachten konnten: So konnten wir z.B. beobachten, wie die Jugendlichen eine große Flasche "Mixery", in der sie Wodka und Orangensaft gemischt hatten, unter den Gruppenmitgliedern herumreichten. Dies begünstigt den Kontrollverlust über den tatsächlichen Konsum, da die Jugendlichen dabei den Überblick über den Alkoholgehalt des Getränks und die Trinkmenge verlieren. Aber auch Gastronom/innen scheinen auf den Profit vom Trinken vorab nicht verzichten zu wollen. Eine Teilnehmerin, die einen Hartplastikbecher mit Strohhalm in ihrer Hand hielt, berichtete, dass sie sich vor dem Zusammentreffen mit ihren Freund/innen einen Cocktail to go gekauft habe. [50]

Einschränkungen ergaben sich in Bezug auf die Reichweite der Ergebnisse, da aufgrund des explorativen Vorgehens eine reibungslose Durchführung der Diskussionen nicht immer möglich war. Ein Gespräch wurde z.B. in der Nähe eines Bahnhofs geführt, weshalb die Beiträge aufgrund des Lärms der vorbeifahrenden Züge immer wieder unterbrochen werden mussten. [51]

Die Methode der Gruppendiskussion eignete sich, um der Tendenz zu sozialer Erwünschtheit entgegenzuwirken, denn die anderen Gruppenmitglieder enttarnten meist solche Äußerungen und machten sie selbst zum Diskussionsgegenstand. Außerdem entwickelte sich in allen Gruppendiskussionen wenigstens phasenweise eine "Selbstläufigkeit", sodass sich Hinweise auf kollektive Orientierungsmuster abzeichnen konnten (BOHNSACK 2000, S.379). [52]

Der verwendete Leitfaden kann als geeignetes Instrument zur Datenerhebung bezeichnet werden. Es war sehr überraschend, wie bereitwillig und offen die Teilnehmer/innen auf das Angebot, eine Gruppendiskussion zu führen, reagierten und während der Diskussion berichteten. Das mit der ersten Frage – "Gerade Eltern, Anwohner und Polizei zeigen sich besorgt darüber, dass das Alkoholverbot in der Stadt wieder gekippt wurde, wie seht ihr das?" – angestrebte Ziel, den Jugendlichen durch eine unpersönliche Frage den Diskussionseinstieg zu erleichtern, wurde erreicht. Bereits bei den Antworten auf diese Frage kam es zu langen Gesprächssequenzen, in denen die Jugendlichen ausschließlich miteinander diskutierten. [53]

Nach unserem Kenntnisstand handelt es sich bei der vorliegenden Arbeit um einen ersten Versuch, das Phänomen "Vorglühen" in Deutschland explorativ mittels qualitativer Methoden zu untersuchen. Dennoch soll im Folgenden der Versuch unternommen werden, die Ergebnisse der eigenen Untersuchung mit der vorliegenden Literatur in Beziehung zu setzen, um so auch bereits vorhandene Erkenntnisse zum Thema integrieren zu können. Außerdem soll herausgestellt werden, welchen zusätzlichen Erkenntnisgewinn die Ergebnisse dieser Arbeit zum Forschungskontext beitragen können. Bei den Angaben, die die Teilnehmer/innen zur Verbreitung und den Ursprüngen des Vorglühens machten, zeigte sich, dass diese Trinkpraktik allen Befragten ein Begriff war. Um die Trinkpraktik zu benennen, wählten die Jugendlichen Begriffe wie "Vortrinken" (7; 01:14.7), "Vorglühen" (3; 01.36.2) und "Vorsaufen" (6; 07:27.8). Alle Teilnehmer/innen gaben an, mehr oder weniger häufig selbst "vorzutrinken". Außerdem stellte sich heraus, dass sich der Alkoholkonsum vor dem Ausgehen, wie beispielsweise von DeJONG und DeRICCO (2007) oder ZAMBOANGA et al. (2010) vorgeschlagen, als eigenes Phänomen identifizieren lässt, behaftet mit speziellen Regeln für diejenigen, die es praktizieren. Um die Trinkpraktik zu beschreiben, wurden im Ergebnisteil (vgl. Abschnitt 5) ganz dezidiert sowohl ablauf- als auch organisationsspezifische Kriterien herausgearbeitet. Zu diesen zählen: das Aufsuchen eines geeigneten Ortes zum Trinken sowie die Beschaffung des Alkohols, die Art der konsumierten alkoholischen Getränke und die zeitliche Struktur, die dem "Vorglühen" mit Blick auf den Gesamtverlauf eines Abends zugrunde liegt. Die explizite Analyse des Ablaufs eines typischen Abends, an dem Alkohol vor dem Ausgehen konsumiert wird, leistet einen weiteren Beitrag zur Forschung. In der Literatur war das Praktizieren des "Vorglühens" selbst nicht untersuchungsrelevant, stattdessen wurde analysiert, welche Konsequenzen mit dem als bekannt vorausgesetzten Phänomen einhergehen. Mit dem "Rückschritt", die Trinkpraktik selbst in der Situation zum Untersuchungsgegenstand zu machen, konnten in einer "Phänomenanalyse" wichtige Erkenntnisse über den konkreten Ablauf der Trinkpraktik gewonnen werden. Die Beachtung dieser Erkenntnisse könnte einen substanziellen Beitrag zur Entwicklung von Präventionsmaßnahmen leisten. Die Alkoholeinkaufsanwerbung, die als zentral für den häufig illegalen Konsum "harter" alkoholischer Getränke identifiziert werden konnte, könnte z.B. einen Ansatzpunkt für präventive Maßnahmen bilden. Dabei könnten z.B. speziell junge erwachsene Personen, die von Jugendlichen bevorzugt für den potenziellen Alkoholeinkauf angeworben werden, über das "Vorglühen" und die mit ihm einhergehenden Konsequenzen aufgeklärt werden. STUMPP et al. (2009) untersuchten das Phänomen des "Rauschtrinkens" bei Jugendlichen ebenfalls qualitativ. Sie gelangten im Hinblick auf die Ergebnisse dieser Studie zu ganz ähnlichen Erkenntnissen, was die zugrunde liegende Organisationsstruktur eines "Trinkabends", die mit dem Trinken verbundenen Regeln und Normen und auch die motivationalen Aspekte der jungen "Rauschtrinker/innen" angeht. Es sollte daher durch weitere Forschungsarbeiten untersucht werden, wie genau die Phänomene "Rauschtrinken" und "Vorglühen" in Verbindung stehen. In Übereinstimmung mit den Forschungsarbeiten von MALLETT et al. (2008) weisen die Ergebnisse unserer Arbeit ebenfalls darauf hin, dass es nicht sinnvoll wäre, die Konsumkonsequenzen und Erfahrungen in die Kategorien "negativ" und "positiv" aufzuteilen, weil die Teilnehmer/innen selbst teilweise auch vermeintlich negative Erlebnisse positiv bewerten. Als neuer und bedeutungsvoller Aspekt, der diese Bewertungsprozesse (mit-) beeinflusst, konnten die Konsumgeschichten identifiziert werden. Ein Erlebnis wird demnach auch in Abhängigkeit davon bewertet, inwieweit es sich, inklusive der mit ihm einhergehenden Konsequenzen, dazu eignet, als "gute" Geschichte weitererzählt zu werden. Der Themenbereich "Konsumgeschichten" sollte unbedingt in weiteren Studien genauer untersucht werden, damit klarer wird, ob sie in den Lebenswelten von Jugendlichen generell von Bedeutung sind. In diesem Falle müsste bei präventiven Maßnahmen berücksichtigt werden, welches Thema anstelle des Konsums als "Spielfeld" der Erwachsenenwelt dienen könnte. So könnten z.B. Maßnahmen der Sekundärprävention, die u.a. darauf abzielen, "negative" Konsumkonsequenzen zu reduzieren, von den Ergebnissen profitieren. Die Konsumerfahrungen und mit ihnen zusammenhängende Geschichten dienen den Teilnehmer/innen außerdem dazu, sich sowohl innerhalb der Gruppe (gegenüber anderen Gruppenmitgliedern) als auch nach außen (gegenüber anderen Jugendlichen, der Polizei, Eltern etc.) zu positionieren und sich mit Themen aus den Lebenswelten der Erwachsenen auseinanderzusetzen. Somit bilden Konsumgeschichten vermutlich sowohl ein Motiv für das Trinken vor dem Ausgehen als auch in der Folge eine Bewertungsgrundlage für die Rauscherlebnisse. [54]

Darüber hinaus wurde untersucht, welche motivationalen Aspekte in Bezug auf das "Vortrinken" von den Teilnehmer/innen selbst benannt wurden. Neben den aus anderen Studien bekannten Gründen ist besonders hervorzuheben, dass die Jugendlichen in der vorliegenden Studie explizit angaben, vorab Alkohol zu trinken, um negative Gefühle zu vergessen und um den Gruppenzusammenhalt zu stärken. Das Trinken vorab wurde von den Teilnehmer/innen auch als Ritual genutzt, um bei den abendlichen Ausgeher/innen, d.h. bei den Jugendlichen, die angaben, nach dem "Vortrinken" üblicherweise ihren Stadtteil zu verlassen, die Gruppenkohäsion zu stärken. Es dient daher auch dazu, mit den "eigenen Leuten" eine Art von Zugehörigkeitsritual zu zelebrieren, bevor mit der Innenstadt ein weitaus anonymeres und dadurch vermutlich sowohl spannenderes als auch bedrohlicheres Umfeld aufgesucht wird. Auch dieser Aspekt sollte in weiteren Studien genauer untersucht werden, damit herausgefunden werden kann, ob sich die Stärkung des Gruppenzusammenhalts als Motiv zum gemeinsamen Trinken vor dem Ausgehen bestätigen lässt. Als angestrebtes Ziel des Konsums kristallisierte sich bei den Befragten das Paradox eines "kontrollierten Kontrollverlusts" heraus. Auch hier böte sich ein Ansatzpunkt für präventive Maßnahmen. Das Praktizieren des "Vortrinkens" ließe sich vermutlich beeinflussen, wenn bei den Teilnehmer/innen durch eine Interventionsmaßnahme ein Aushandlungsprozess gegenüber risikoreichem Verhalten erreicht werden könnte, der z.B. bereits den Ankauf und den Konsum während des "Vorglühens" als gefährlich und ablehnungswürdig einstufen würde und nicht nur das Trinken bis zum Kontrollverlust. [55]

Mit dieser Arbeit wurde die Trinkpraktik des "Vorglühens" qualitativ untersucht, und es kamen teilweise neue Aspekte des Phänomens zum Vorschein. Es liegen allerdings noch lange nicht genug Erkenntnisse vor, um das Phänomen umfassend zu verstehen. Werner HEISENBERG sagte: "Aber die existierenden wissenschaftlichen Begriffe passen jeweils nur zu einem sehr begrenzten Teil der Wirklichkeit, und der andere Teil, der noch nicht verstanden ist, bleibt unendlich" (2006, S.282). Um ein tieferes Verständnis davon zu bekommen, welche Bedeutung die beschriebene Trinkpraktik für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat, ist es deshalb unverzichtbar, dass weitere Wissenschaftler/innen die Lebenswelten Jugendlicher betreten. [56]

Danksagung

Wir danken allen Jugendlichen, die an den Gruppendiskussionen teilgenommen haben, für ihr Vertrauen, ihren Mut und ihre Offenheit, mit der sie uns einen Einblick in ihr Leben gewährt haben. Besonderer Dank gilt Lisa HÜTHER für ihre Übersetzung des Abstracts und ihre hervorragenden Korrekturvorschläge während der Entstehung dieses Artikels.

Anhang A: Diskussionsleitfaden

Angang B: Ausgearbeitete Feldnotizen

Die erste Gruppendiskussion wird am 16.10.09, gegen 20.00 Uhr, auf einem von der Hauptstraße abgelegenen Schulgelände aufgenommen. Die Gruppendiskussion dauert 31 Minuten. Es ist bereits dunkel und kalt. Die Jugendgruppe (3 Teilnehmer/innen) befindet sich gerade im Aufbruch, als wir sie ansprechen. Wir sind unsicher, ob wir hingehen sollen, weil wir nicht wissen, wie sie reagieren werden. Die Jugendlichen behandeln uns freundlich, wirken interessiert. Sie helfen uns dabei, die technischen Vorbereitungen zu treffen: Positionieren sich um das Aufnahmegerät, geben die Taschenlampe weiter. Wir fragen am Ende des Gesprächs nach, ob sie weitere Plätze kennen, an denen sich Jugendgruppen treffen. Sie reagieren besorgt. Raten uns davon ab, diese Orte aufzusuchen, da sich dort die wirklich "schlimmen Jugendlichen" aufhielten. Die Jugendlichen begleiten uns ein Stück, um uns das Lebensmittelgeschäft zu zeigen, vor dem sich die "schlimmen Jugendlichen" aufhalten. Sie warnen uns erneut und raten uns, vorsichtig zu sein. Sie selbst gehen in die entgegengesetzte Richtung zum Sportplatz. Wir (Projektmitarbeiterin und Diskussionsleiterin) unterhalten uns über die Gruppendiskussion und prüfen, ob die Aufnahme aufgezeichnet wurde.

Es ist jetzt bereits 20.40 Uhr. Wir treffen auf eine Gruppe von drei Mädchen und zwei Jungen. Man hört sie von Weitem grölen, sie konsumieren Alkohol. Als wir sie ansprechen, sind sie zunächst skeptisch. Ein Junge, der bereits alkoholisiert ist und noch konsumiert, meint, dass er uns natürlich Auskunft gäbe und auch gerne im Fernsehen etwas dazu sagen würde. Die Gruppe ist größer und viel lauter, gerade die männlichen Jugendlichen versuchen sich zu übertönen, wollen das Wort ergreifen. Es fällt schwer, den Überblick zu behalten, wir führen teilweise Parallelgespräche. Zunächst beteiligen sich vor allem die männlichen Jugendlichen. Anfangs gehen noch Leute in das Lebensmittelgeschäft, im Laufe der Zeit schließt es. Während der Diskussion kommt es immer wieder vor, dass zwischen Mädchen und Jungen in Bezug auf ihr Konsumverhalten heftig debattiert wird. Nur ein Mädchen hält sich raus, sie ist mit einem der Jungen liiert. Zum Ende der Diskussion trennt sich die Gruppe, ein Junge und das Paar gehen DVDs ausleihen. Wir fragen, ob sie weitere Plätze kennen, an denen wir Jugendgruppen antreffen können. Zwei Mädchen begleiten uns und sagen, sie erzählen uns jetzt mal, wie es "wirklich ist". Sie berichten, dass sie es ungerecht fänden, dass der Konsum von Mädchen und auch ein damit auftretendes freizügiges Verhalten so negativ bewertet werden. Jungs dürften damit angeben. Wir sprechen wie Vertraute, sie haken sich unter und begleiten uns. Sie zeigen uns aus sicherer Distanz eine Gruppe junger Erwachsener, die Alkohol konsumiert, ehe sie sich verabschieden. Auch sie warnen uns, das wären die "richtig Schlimmen". Wir sollten dort vorsichtig sein, weil diese jungen Männer gefährlich wären. Mit dieser Gruppe findet das nächste Gespräch statt.

Das dritte Gespräch wird gegen 21.30 Uhr in einer Seitenstraße aufgenommen. Es ist dunkel, keine Straßenlaternen. Die Aufnahme dauert 21 Minuten. Die drei jungen Männer sind unterschiedlich stark alkoholisiert. Der am wenigsten Betrunkene ist gleichzeitig der Sprecher der Gruppe. Einer der Jungen versucht zu flirten, der Sprecher weist ihn zurecht. Er spricht uns darauf an, dass er nicht verstehen könne, warum wir so lange studieren, um hinterher so wenig zu verdienen. In dieser Gruppe geht es häufig darum, sich gegenüber "den Junkies12)" abzugrenzen, sie hätten sich im Vergleich zu ihnen im Griff. Die jungen Männer sind höflich und wirken interessiert. Betonen mehrfach, dass sie unser Engagement für das Projekt gut fänden. Wir fragen auch sie, ob sie weitere Treffpunkte kennen. Zwischen ihnen entfacht ein kurzer Streit darüber, ob sie uns zu den "Krassen" begleiten sollten. Der Sprecher entscheidet, es sei für uns zu gefährlich. Sie bieten an, uns zurückzubegleiten. Wir sagen, das sei nicht nötig. Die Situation löst sich auf. Es ist sehr kalt und wir beschließen, nach Hause zu fahren.

Das vierte Gespräch wird am 17.10.09, gegen 19.30 Uhr, auf dem Schulgelände einer Berufsschule aufgenommen. Die Aufnahme dauert 15 Minuten. Mit uns diskutieren drei Jungen (Schüler und Auszubildende). Es ist dämmrig, die Jungen sind auf dem Weg zu einer Geburtstagsparty. Sie beschließen, solange teilzunehmen, bis sie von ihren Freunden abgeholt werden. Ein ruhigeres Gespräch, ohne viele Gesprächsüberlappungen.

Wir laufen eine Weile umher, weil die Jugendlichen uns keine weiteren Plätze empfehlen konnten. Dann treffen wir gegen 21.30 Uhr in einem Park auf die fünfte Jugendgruppe. Die Aufnahme dauert 16 Minuten. An dem Gespräch beteiligt sind sechs Jungen und ein Mädchen. Die Jugendlichen lachen und sind laut, als wir sie antreffen. Sie machen die Musik aus, als wir die Aufzeichnung beginnen. Es ist auffällig, dass ihre Nationalität viel thematisiert wird. Die Jugendlichen sagen, dass der einzige deutsche Jugendliche unter ihnen sich einfach nicht so benehme, und auch dieser meint, dass er sich nicht deutsch fühle. Die meisten Teilnehmer/innen sitzen auf einem Parktisch. Während der Diskussion bilden sich immer wieder Kleingruppen, die sich ein paar Schritte entfernen. Sie telefonieren oder holen sich weitere Getränke. Zwischendurch kommen Freund/innen vorbei, und der weitere Verlauf des Abends wird besprochen.

Das sechste Gespräch wird am 27.10.09, gegen 21.00 Uhr, in einem Park aufgenommen. Die Aufnahme dauert 13 Minuten. Von den sieben anwesenden jungen Erwachsenen (sechs Männer, eine Frau) beteiligen sich fünf am Gespräch. Sie sitzen auf den Parkbänken. Die junge Frau hat einen Cocktail to go in der Hand. Wir fragen interessiert nach, wo sie den Cocktail gekauft hat. Sie erzählt, dass sie heute Grund zu feiern hätten, weil sie alle eine wichtige Abiturzwischenprüfung abgelegt hätten. Ein junger Mann kifft, bietet uns an, mitzurauchen. Die Teilnehmer/innen erzählen, dass in diesem Park oft mit Drogen gedealt würde, es habe letzte Woche eine Schießerei gegeben. Sie empfehlen uns, an einem weiteren öffentlichen Platz nach Jugendgruppen Ausschau zu halten. Wir treffen dort keine Jugendgruppe an. Als wir einen jugendlichen Fahrradfahrer fragen, meint dieser, dass es in diesem Stadtteil keine festen Treffpunkte gäbe. Man verabrede sich spontan via Chat oder SMS. Er meint, dass so ein Treffpunkt in diesem wohlhabenden Stadtteil nicht geduldet würde. Wir suchen weiter, treffen aber auf keine Jugendgruppe.

Das siebte Gespräch wird am 5.11.09, gegen 21.00 Uhr, an einem Bahnhof aufgenommen. Die Aufnahme dauert 11 Minuten. Wir sprechen eine Gruppe von drei jugendlichen Mädchen an. Sie sind zunächst zurückhaltend. Als die Sprecherin beschließt teilzunehmen, willigen auch die anderen ein. Die Diskussion muss aufgrund lauter Zuggeräusche im Hintergrund mehrfach unterbrochen werden. Eine Teilnehmerin bleibt reserviert, die Diskussion kommt insgesamt schlechter in Gang als die bisher geführten.

Die achte Diskussion wird im Anschluss, gegen 21.30 Uhr, aufgenommen. Die Aufnahme dauert 14 Minuten. An dem Gespräch beteiligt sind vier junge Studenten. Sie sind sofort bereit teilzunehmen. Sie diskutieren weniger miteinander, geben eher längere durchdachte Stellungnahmen zu unseren Fragen ab. Die Atmosphäre ist angenehm, wir sind sicherer darin geworden, potenzielle Teilnehmer/innen anzusprechen. Insgesamt wollte nur eine Gruppe nicht teilnehmen.

Anmerkungen

1) Seit 2004 werden spirituosenhaltige Süßgetränke zusätzlich zur Branntweinsteuer mit einer Sondersteuer belastet (DEUTSCHER BUNDESTAG 2004). <zurück>

2) Veranstaltungen, bei denen die Teilnehmer/innen einen einmaligen Geldbetrag entrichten und danach soviel Alkohol konsumieren können, wie sie wollen (PRESSE- UND INFORMATIONSAMT DER BUNDESREGIERUNG 2007). <zurück>

3) Von Rauschtrinken wird bei Mädchen meist bei einem Konsum von mindestens vier, bei Jungen bei einem Konsum von mindestens fünf Standardeinheiten Alkohol gesprochen (eine Standardeinheit entspricht z.B. 0,3l Bier, 0,2l Wein oder 4cl Spirituosen). Es wird davon ausgegangen, dass es Ziel der jungen Konsument/innen ist, durch die großen Mengen, die meist innerhalb kurzer Zeit getrunken werden, einen Rausch herbeizuführen (STOLLE, SACK & THOMASIUS 2009). <zurück>

4) Zitationsindex: Die erste Zahl in Klammern steht für die jeweilige Gruppendiskussion (1-8), die Zahl nach dem Semikolon gibt den Zeitpunkt an, wo die betreffende Äußerung im Transkript zu finden ist. <zurück>

5) Fluss, der durch Freiburg fließt. <zurück>

6) (Amer.) kurz für neighbourhood, das Viertel/die Wohngegend. <zurück>

7) Pseudonym für einen Freiburger Stadtteil. <zurück>

8) Vorgang, wenn Jugendliche volljährige Personen anwerben, damit diese ihnen den Alkohol einkaufen. <zurück>

9) Die Jugendlichen, die die volljährigen Personen bitten, Alkohol für sie einzukaufen. <zurück>

10) Alkoholika, die beim Vortrinken konsumiert werden. <zurück>

11) (Amer.) kurz für shot of liquor, ein Glas Alkohol, das in einem Zug getrunken wird. <zurück>

12) In fortgeschrittenem Stadium drogenabhängige Person. <zurück>

Literatur

Berner, Michael & Wahl, Sonja (2008). Freiburger StreetTalk: Ergebnisse einer Befragung in der Freiburger Innenstadt zu Alkoholkonsum und Gewalterleben. Freiburg im Breisgau: Stadt Freiburg im Breisgau und Arbeitskreis Suchthilfe Freiburg, http://www.suchtfragen.de/uploads/media/Wahl.Forum1_100609_01.pdf [Zugriff: 23.10.2011].

Bohnsack, Ralf (2000). Gruppendiskussion. In Uwe Flick, Ernst von Kardoff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (S.369-384). Reinbek: Rowohlt.

Borsari, Brian (2004). Drinking games in the college environment: A review. Journal of Alcohol and Drug Education, 48, 29-51.

Borsari, Brian; Boyle, Kelly E.; Hustad, John T.P.; Barnett, Nancy P.; O'Leary Tevyaw, Tracy & Kahler, Christopher W. (2007). Drinking before drinking: Pregaming and drinking games in mandated students. Addictive Behaviors, 32, 2694-2705.

Charmaz, Kathy (2006). Constructing grounded theory: A practical guide through qualitative analysis. Los Angeles, CA: Sage.

DeJong, William & DeRicco, Beth (2007). Pre-gaming. An exploratory study of strategic drinking by college students in Pennsylvania. Unpublished Report, Pennsylvania Liquor Control Board, Alcohol Education, http://www.lcbapps.lcb.state.pa.us/phe/_interior/downloads/PDFs/pregaming.pdf [Zugriff: 23.10.2011].

Deutscher Bundestag (2004). Gesetz zur Verbesserung des Schutzes junger Menschen vor Gefahren des Alkohol- und Tabakkonsums: AlkopopStG. Bundesgesetzblatt, Teil I (39), 1857-1858. Berlin: Bundestag, http://www.bgbl.de/Xaver/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl [Zugriff: 5.6.2012].

Duden (2009). Die deutsche Rechtschreibung (25. Aufl.). Mannheim: Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus.

Flick, Uwe (2007). Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek: Rowohlt.

Forsyth, Alasdair J.M. (2006). Assessing the relationships between late night drinks marketing and alcohol-related disorder in public space. London: Alcohol Education Research Council, http://www.aerc.org.uk/documents/pdfs/finalReports/AERC_FinalReport_0031.pdf [Zugriff: 23.10.2011].

Glaser, Barney & Strauss, Anselm (1967).The discovery of grounded theory: Strategies for qualitative research. Chicago: Aldine.

Glaser, Barney & Strauss, Anselm (1998). Grounded Theory: Strategien qualitativer Forschung. Bern: Huber.

Heisenberg, Werner (2006). Physik und Philosophie (7. Aufl.). Stuttgart: Hirzel.

Kraus, Ludwig; Pabst, Alexander & Steiner, Susanne (2008). Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen 2007 (ESPAD). Befragungen von Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klasse in Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland und Thüringen. München: IFT.

LaBrie, Joseph W. & Pedersen, Eric R. (2008). Prepartying promotes heightening risk in the college environment: An event-level report. Addictive Behaviors, 33, 955-959.

LaBrie, Joseph W.; Hummer, Justin; Kenney, Shannon; Lac, Andrew & Pedersen, Eric (2011). Identifying factors that increase the likelihood for alcohol-induced blackouts in the prepartying context. Substance Use & Misuse, 46, 992-1002.

Lamnek, Siegfried (2005). Gruppendiskussion: Theorie und Praxis (2. Aufl.). Weinheim: Beltz PVU.

Mallett, Kimberly A.; Bachrach, Rachel L. & Turrisi, Rob (2008). Are all negative consequences truly negative? Assessing variations among college students' perceptions of alcohol related consequences. Addictive Behaviors, 33, 1375-1381.

Muhr, Thomas (1998). Textinterpretation und Theorieentwicklung mit ATLAS/ti. In Wilfried Bos & Christian Tarnai (Hrsg.), Computerunterstützte Inhaltsanalyse in den empirischen Sozialwissenschaften. Theorie, Anwendung, Software (2. Aufl., S.245-261). Münster: Waxmann.

Neighbors, Clayton; Oster-Aaland, Laura; Bergstrom, Rochelle L. & Lewis, Melissa A. (2006). Event- and context-specific normative misperceptions and high-risk drinking: 21st birthday celebrations and football tailgating. Journal of Studies on Alcohol, 67, 282-289.

Parker, Howard & Williams, Lisa (2003). Intoxicated weekends: Young adults' work hard-play hard lifestyles, public health and public disorder. Drugs: Education, Prevention and Policy, 10, 345-367.

Pedersen, Eric R. & LaBrie, Joseph W. (2007). Partying before the Party: Examining prepartying behavior among college students. Journal of American College Health, 56, 237-245.

Pedersen, Eric R., LaBrie, Joseph W. & Kilmer, Jason R. (2009). Before you slip into the night, you'll want something to drink: exploring the reasons for prepartying among college student drinkers. Issues in Mental Health Nursing, 30, 354-363.

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung "Regierungonline" – Wissen aus erster Hand. (2007). Alkoholmissbrauch, Flatrate-Partys sind verboten. Pressemitteilung, 7. Juni 2007, http://www.f-s-h.de/Presseerklaerung-Verbot-Flatrate.pdf [Zugriff: 5.6.2012].

Przyborski, Aglaja & Wohlrab-Sahr, Monika (2008). Gruppendiskussionen. In Aglaja Przyborski & Monika Wohlrab-Sahr (Hrsg.), Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch (S.101-115). München: Oldenbourg.

Richter, Matthias; Hurrelmann, Klaus; Klocke, Andreas; Melzer, Wolfgang & Ravens-Sieberer, Ulrike (Hrsg.) (2008). Gesundheit, Ungleichheit und jugendliche Lebenswelten: Ergebnisse der zweiten internationalen Vergleichsstudie im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO. Weinheim: Juventa.

Schmidt, Thomas (2006). EXMARaLDA: Partitur-EditorHandbuch. Version 1.3.2, http://www1.uni-hamburg.de/exmaralda/Daten/2D-Download/Partitur-Editor/Handbuch-aktuell.pdf [Zugriff: 23.11.2011].

Selting, Margret; Auer, Peter; Barden, Birgit; Bergmann, Jörg; Couper-Kuhlen, Elizabeth; Günthner, Susanne; Quasthoff, Uta; Meier, Christoph; Schlobinski, Peter & Uhmann, Susanne (1998). Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem (GAT). Linguistische Berichte, 173, 91-122.

Stolle, Martin; Sack, Peter-Michael & Thomasius, Rainer (2009). Rauschtrinken im Kindes- und Jugendalter. Epidemiologie, Auswirkungen und Intervention. Deutsches Ärzteblatt, 19, 323-328.

Strauss, Anselm & Corbin, Juliet (1996). Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz PVU.

Stumpp, Gabriele; Stauber, Barbara & Reinl, Heidi (2009). Einflussfaktoren, Motivation und Anreize zum Rauschtrinken bei Jugendlichen. Endbericht, Forschungsinstitut tifs, Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen.

Sonntag, Tobias (2010). Vorglühen – Jugendlicher Alkoholkonsum und seine Risiken mit Fokus auf den häuslichen Trinkkontext. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Institut für Psychologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Wahl, Sonja; Kriston, Levente & Berner, Michael (2010). Drinking before going out – A predictor of negative nightlife experiences in a German inner city area. The International Journal of Drug Policy, 21, 251-254.

Wells, Samantha; Graham, Kathryn & Purcell, John (2008). Policy implication of the widerspread practice of "pre-drinking" or "pre-gaming" before going to public drinking establishments – are current prevention strategies backfiring? Addiction, 104, 4-9.

Zamboanga, Byron L.; Schwartz, Seth J.; Ham, Lindsay S., Borsari, Brian & Van Tyne, Kathryne (2010). Alcohol expectancies, pregaming, drinking games, and hazardous alcohol use in a multiethnic sample of college students. Cognitive Therapy and Research, 34, 124-133.

Zamboanga, Byron L.; Borsari, Brian; Ham, Lindsay S.; Olthuis, Janine V.; Van Tyne, Kathryne & Casner, Hilary G. (2011). Pregaming in high school students: Relevance to risky drinking practices, alcohol cognitions, and the social drinking context. Psychology of Addictive Behaviors, 25, 340-345.

Zu den Autorinnen und zum Autor

Elena WIESLER (Jahrgang 1982), Dipl.-Psychologin, studierte Psychologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und schrieb ihre Diplomarbeit zum Thema "'Vorglühen': Eine qualitative Untersuchung des Phänomens bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen". Derzeit ist sie Psychologische Psychotherapeutin in Ausbildung und Mitarbeiterin in der Tagesklinik für Abhängigkeitserkrankungen des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld (EvKB).

Kontakt:

Elena Wiesler

Universitätsklinik Freiburg,
Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie,
Arbeitsgruppe Suchtforschung
Hauptstraße 5

D-79104 Freiburg

Tel.: +49 761 270 65010

E-Mail: elena.wiesler@gmail.com
URL: http://www.uniklinik-freiburg.de/psych/live/patientenversorgung/schwerpunkte/schwerpunkt-sucht/suchtforschung.html

 

Sonja WAHL, Dipl.Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin, studierte Psychologie und Verhaltensbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Suchtforschung der Uniklinik Freiburg, Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie. Forschungsschwerpunkte: Alkoholkonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen; Psychotherapie der Alkoholabhängigkeit; Emotionsregulation bei alkoholabhängigen Patient/innen.

Kontakt:

Sonja Wahl

Universitätsklinik Freiburg,
Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie,
Arbeitsgruppe Suchtforschung
Hauptstraße 5
D-79104 Freiburg

Tel.: +49 761 270 65010

E-Mail: sonja.wahl@uniklinik-freiburg.de
URL: http://www.uniklinik-freiburg.de/psych/live/patientenversorgung/schwerpunkte/schwerpunkt-sucht/suchtforschung.html

 

Gabriele LUCIUS-HOENE, Prof. Dr., Psychologische Psychotherapie und Klinische Neuropsychologie (GNP), apl. Professorin an der Abteilung für Rehabilitationspsychologie und Psychotherapie am Institut für Psychologie der Universität Freiburg. Forschungsschwerpunkte: Krankheitserfahrungen und narrative Medizin, klinische Erzählforschung, narrative Krankheitsbewältigung.

Kontakt:

Gabriele Lucius-Hoene

Institut für Psychologie
Abteilung Rehabilitationspsychologie
Engelbergerstraße 41
D-79106 Freiburg

E-Mail: gabriele.lucius@psychologie.uni-freiburg.de
URL: http://www.psychologie.uni-freiburg.de/Members/lucius

 

Michael BERNER, Prof. Dr. med., Leiter der Arbeitsgruppen Suchtforschung und Sexualmedizin der Uniklinik Freiburg und ärztlicher Direktor der Rhein-Jura-Klinik Bad Säckingen (Privates Akutkrankenhaus für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie). Forschungsschwerpunkte: Versorgungs- und Therapieforschung bei alkoholbezogenen Störungen und sexuellen Störungen.

Kontakt:

Michael Berner

Universitätsklinik Freiburg,
Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie,
Arbeitsgruppe Suchtforschung
Hauptstraße 5
D-79104 Freiburg

Tel.: +49 761 270 65010

E-Mail: michael.berner@uniklinik-freiburg.de
URL: http://www.uniklinik-freiburg.de/psych/live/patientenversorgung/schwerpunkte/schwerpunkt-sucht/suchtforschung.html

Zitation

Wiesler, Elena; Wahl, Sonja; Lucius-Hoene, Gabriele & Berner, Michael (2013). "Wir saufn uns doch davor nich, wir trinkn nur en paar Bier". "Vorglühen": Eine aktuelle Form jugendlichen Alkoholkonsums [56 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 14(1), Art. 23,
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1301232.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

Creative Common License

Creative Commons Attribution 4.0 International License