Volume 16, No. 3, Art. 30 – September 2015



Paarinterviews als teilnehmende Beobachtung. Präsente Abwesende und zuschauende DarstellerInnen im Forschungsgespräch

Stefan Hirschauer, Anika Hoffmann & Annekathrin Stange

Zusammenfassung: In diesem Aufsatz schlagen wir eine Perspektive auf Paarinterviews als Formen teilnehmender Beobachtung vor. Ihre Betrachtung als Forschungsgespräche, in denen "InformantInnen" "Auskünfte" geben, wird zu wenig dem Umstand gerecht, dass es sich um je spezifische soziale Situationen handelt, deren Verlauf und praktische Verwendung durch die Teilnehmenden zu verstehen ist. In dem Artikel befassen wir uns mit fünf Aspekten: 1. Schon Monologe über Paarbeziehungen sind "polyphon", nämlich durchsetzt mit den Äußerungen abwesender Dritter, deren Stimmen durch die Sprechenden aufgerufen werden. 2. In Paarinterviews kommt es zur dialogischen Koproduktion von Äußerungen, bei der das Paar nicht nur miteinander spricht, sondern gemeinsam Sprechakte vollzieht. 3. Die Sprechenden sind aber auch Zuhörerende und Beobachtende der Darstellung der eigenen Beziehung durch ihre PartnerInnen und lernen sie auf diese Weise neu kennen. 4. In "Interaktionen über Bande" nutzen sie die Anwesenheit der Interviewenden, um ihren PartnerInnen etwas besonders nachdrücklich mitzuteilen, also ihr Gehör zu erzwingen. 5. In direkten Interaktionen, in denen sie vor dritten Personen Konflikte reinszenieren oder um die Gestaltung einer Geschichte konkurrieren, wird ihre private Beziehung unmittelbar in das Interview hineingezogen. Insgesamt stellt der Aufsatz eine Vielfalt von Gebrauchsweisen des Interviews durch jene Teilnehmende fest, für die es kein Verfahren der Datenerhebung ist.

Keywords: Interview; Paarbeziehungen; teilnehmende Beobachtung; Konversation; qualitative Methodologie

Inhaltsverzeichnis

1. Interviewäußerungen sind keine "Auskünfte"

2. Wer spricht? Zur Polyphonie von Monologen

3. Die dialogische Koproduktion von Äußerungen

4. Reden lassen: das Kennenlernen des Partners/der Partnerin im Interview

5. Indirekte Interaktion: Spiel über Bande

6. Direkte Paarinteraktion im Interview

7. Die Gebrauchsweisen des Interviews und das Ungesagte

Anmerkungen

Literatur

Zu den Autorinnen und zum Autor

Zitation

 

1. Interviewäußerungen sind keine "Auskünfte"

Paarbeziehungen stellen für die qualitative Sozialforschung eine besondere Herausforderung dar. Wenn man sie nämlich nicht nur mittels einsilbiger schriftlicher Auskünfte, sondern mit dem Anspruch einer empirisch gesättigten dichten Beschreibung aus der Nähe untersuchen will, dann bekommt es die Forschung mit einem konstitutiven Merkmal von Privatheit zu tun: Das private Leben ist intrinsisch forschungsaversiv. Es stellt vor ein Zugangsproblem. Die Forschung braucht Teilnehmende, die sich bereit erklären, Einblicke in etwas zu gewähren, das sie vor diesen Einblicken prinzipiell gern schützen. Und sie braucht Situationen, in denen eine dritte Person das, was erforscht werden soll, nicht schon durch ihre schiere Anwesenheit zerstört. Auf der anderen Seite ist die Trennlinie von privat und öffentlich aber auch keine undurchlässige Schranke. Es handelt sich vielmehr um eine praktisch verschiebbare Grenze zwischen innen und außen, die unterschiedlich hohe Schwellen der Zugänglichkeit impliziert (WOHLRAB-SAHR 2011). [1]

Aus einer ethnografischen, an der Maximierung von Zugängen und Datentypen interessierten Forschungsperspektive (BREIDENSTEIN, HIRSCHAUER, KALTHOFF & NIESWAND 2013) bieten sich grundsätzlich drei Typen von Gelegenheiten an, zu denen sich Paarbeziehungen für die Forschung öffnen. Erstens öffnen sie sich für teilnehmende Beobachtungen, wann immer sie von sich aus gemeinsam auftreten und sich "veröffentlichen". Das tun einige Paare im abgeschirmten Raum der Paartherapie, andere bei Fernsehauftritten oder im Internet, fast alle Paare tun es, wenn sie sich Eltern vorstellen, als GastgeberInnen, Gäste, NachbarInnen oder bei Elternsprechtagen. Das öffentliche Auftreten gehört zur sozialen Existenz von Paaren dazu. Über solche naturwüchsigen Zugänge hinaus gibt es Gelegenheiten zur teilnehmenden Beobachtung natürlich auch im Rahmen von autoethnografischen Studien (siehe etwa POULOS 2008). [2]

Zweitens lassen sich Paare mitunter für die Bereitstellung oder sogar die Anfertigung von Dokumenten gewinnen, die Einblick in ihren Beziehungsalltag gewähren: etwa Fotoalben, Urlaubsvideos, abgelichtete Wohnungseinrichtungen, Tagebücher oder die Selbstdokumentation von Alltagsszenen durch eine ihnen überlassene Videokamera (ISEP 2014). Die Aufforderung zum Selbstfilmen (natürlich unter Kontrolle der Aufzeichnungsmomente und Bildausschnitte) entspricht etwa der Erzählaufforderung des narrativen Interviews. [3]

Drittens öffnen sich viele Paare der Forschung auf dem Weg von Gesprächen, ob als Paarinterview oder als Einzelinterview mit dem Thema der Paarbeziehung (z.B. STEMPFHUBER 2012). In diesem Aufsatz wollen wir diesen dritten Zugang explorieren. Wir berichten dabei über unsere Forschungserfahrungen in einem Projekt zur Soziologie der Schwangerschaft,1) in dem wir alle drei genannten Zugangschancen zu nutzen versucht haben. Wir haben Beobachtungsgelegenheiten aufgesucht, zu denen sich das Schwangerschaftsgeschehen zwanglos anderen mitteilt, etwa in Internet-Foren und Gesprächen zwischen Befreundeten, oder in denen es gemeinsam mit anderen vollzogen wird, z.B. in Geburtsvorbereitungskursen oder Ultraschall-Situationen (HEIMERL 2013). Ferner haben wir Schwangere zur Selbstbeobachtung in Tagebüchern aufgefordert. Wir suchen damit eine möglichst ereignisnahe Verbalisierung ohne die Interaktionsanforderungen der Interviewsituation (HIRSCHAUER & HOFMANN 2012).2) Und schließlich haben wir eben Einzel- und Paarinterviews geführt, entweder als Drei- oder als Vierpersonengespräche.3) Wir nutzen und reflektieren diese auf eine Weise, die sich von konventionellen Gebrauchsweisen des Interviews unterscheidet. Wir verstehen diese Gespräche nämlich weniger als Auskunftsgelegenheiten, in denen "InformantInnen" über vergangene Ereignisse an anderen Orten berichten, denn als Beobachtungsgelegenheiten, in die wir ihre Paarbeziehung hineinziehen. Die Teilnehmenden an einem Interview berichten nicht einfach über ihr privates Leben, sie lassen es vielmehr – z.T. inszeniert, z.T. unkontrolliert – im Interview stattfinden (vgl. PRZYBORSKI & WOHLRAB-SAHR 2009, S.122). Das ist für Paare nichts Außergewöhnliches: Unsere Paarinterviews reihen sich in ihre eben genannten öffentlichen Auftritte ein. [4]

Unsere Überlegungen stehen in einer alten Tradition in der qualitativen Sozialforschung: die Kritik des Interviews und seiner Gebrauchsweisen in der standardisierten Sozialforschung (CICOUREL 1970 [1964]). Sie hat zu einer beträchtlichen Variation von Interviewformen geführt: mittels Leitfaden (HOPF 1978), narrativ (SCHÜTZE 1987) und biografisch (CHAMBERLAYNE, BORNAT & WENGRAF 2000), diskursiv (ULLRICH 1999), ethnosemantisch (SPRADLEY 1979) usw. Aber auch in einem Großteil der qualitativen Forschung ist es dabei geblieben, dass Äußerungen im Interview in erster Linie als Auskünfte aufgefasst werden, d.h. im Grunde als ein Wissenstransfer, der der Forschung auf direktem Wege Daten verschafft. Dies ist auch z.T. unvermeidlich, weil Interviews bei bestimmten Forschungsfragen mitunter der einzig mögliche Zugang zu Ereignissen sind. Qualitative SozialforscherInnen können daher auf sie so angewiesen sein wie HistorikerInnen auf ihre Quellen, denen sie – bei aller sorgfältigen Analyse von deren Perspektive, rhetorischen Formen und Darstellungszielen – immer auch bloße Information entnehmen müssen. [5]

Auf der anderen Seite ist eine Befragung (jemandem Fragen zu stellen) aber u.U. ein ähnlich schlechtes Verfahren des Wissenserwerbs wie eine Belehrung (schlau auf jemanden einzusprechen) ein schlechtes Verfahren der Wissensvermittlung sein kann. So ist das Interview aufgrund seiner Frage-Antwort-Struktur, die als Einholung von Gründen aufgefasst werden kann, ein "Rationalisierungsverstärker" (NUSSBAUM 2014, S.33). Zwar gehören rechtfertigende accounts neben den performances zu den lebensweltlich vorhandenen Darstellungspraktiken. Aber das Interview verstärkt die Erwartung an die Produktion von Rechtfertigungen sowohl durch seine antwortgenerierende Struktur als auch durch die Präsenz des "Diktiergeräts als stummer Lauscher" (S.37), der auf die Speicherung und Verschriftlichung des Gesagten verweist. Es liegt als Repräsentant einer imaginierten Öffentlichkeit wie ein verkörperter Jedermann im Zentrum der Situation. Insofern ist ein Interview immer mehr als ein Zwiegespräch.4) [6]

Die Einwände gegen das Interview als Datenquelle sind im Prinzip bekannt: Was Menschen im Interview äußern, sind aus fünf Gründen keine Auskünfte.

Wir werden im Folgenden zuerst zeigen, dass auch scheinbare Zwiegespräche über Paarbeziehungen durchsetzt sind mit den Äußerungen abwesender Dritter, deren Stimmen durch die Sprechenden aufgerufen werden. Schon ihre Monologe sind polyphon (Abschnitt 2). Anschließend betrachten wir die dialogische Produktion von Äußerungen im Paarinterview, bei der das Paar nicht nur miteinander redet, sondern zusammen Sprechakte vollzieht (Abschnitt 3). Dann beleuchten wir die Option, im Paarinterview nicht nur sprechend, sondern auch zuhörender- und beobachtenderweise beizutragen, und so z.B. die Darstellung der eigenen Beziehung durch die Andere/den Anderen und auf diese Weise auch sie/ihn neu kennenzulernen (Abschnitt 4). Anschließend untersuchen wir die Möglichkeit einer Interaktion über Bande, bei der die Anwesenheit der Interviewenden genutzt wird, um PartnerInnen etwas besonders nachdrücklich mitzuteilen, also deren Gehör zu erzwingen (Abschnitt 5). Schließlich analysieren wir einige Fälle direkter Paarinteraktion, in denen die Teilnehmenden vor der dritten Person Konflikte reinszenieren oder um die Gestaltung einer Geschichte konkurrieren (Abschnitt 6). Zum Abschluss blicken wir auf die Vielfalt der Gebrauchsweisen des Interviews durch jene Teilnehmende zurück, für die es kein Verfahren der Datenerhebung ist, sowie auf die Grenzen von Forschungsgesprächen im Ungesagten (Abschnitt 7). [8]

2. Wer spricht? Zur Polyphonie von Monologen

Als soziale Situation bietet jedes Interview über die verbalen Darstellungen der Sprechenden hinaus natürlich auch eine Beobachtungsgelegenheit für nicht-sprachliche Ereignisse. Beobachten und protokollieren lassen sich etwa die äußere Erscheinung, Wohnungseinrichtungen, Verhaltensweisen, verkörperte Beziehungszeichen, Interaktionserfahrungen und affektive Stimmungen. Wenn man solche Erfahrungen als Daten verwenden will, muss man sie vertexten, z.B. so:

"Linda (30) und ihr Freund Christian (30) wohnen gemeinsam im Erdgeschoss eines älteren Hauses in einem Dorf. Das Klingelschild zeigt zwei Nachnamen. Schuhe aus, Wasser wird angeboten. Ich sitze ihnen gegenüber am Esstisch. Beide sind freundlich und vorbereitet, wir siezen uns. Die beiden halten den gesamten Verlauf des Interviews über Körperkontakt (er berührt sie), sie reden miteinander, anstatt zu mir. Wenn ich Fragen stelle, sehen sie jeweils kurz zu mir, wenden dann nach wenigen Worten den Blick wieder zueinander; ich bekomme den Eindruck, das glücklichste Paar der Welt vor mir zu haben. Das Interview plätschert dahin, ich kämpfe mit der harmonischen Atmosphäre, mir fallen kaum Fragen ein. Es gibt keine Dissonanzen, keine Ungereimtheiten oder Überraschungen, sie scheinen alles schon oft besprochen zu haben. Nur die Katze schreit ständig" (Linda & Christian, Int. 32, Zeile 45ff.). [9]

Das Protokoll (das wir hier nicht fallbezogen analysieren) verweist vor allem auf die Verwobenheit sprachlicher Äußerungen mit der nonverbalen Kommunikation und der Anordnung von Körpern im Mobiliar, also auf Aspekte des Ungesagten und Unsagbaren im Interview (s. Abschnitt 7). Im Folgenden möchten wir aber etwas anderes zeigen: dass man verbale Darstellungen nicht nur daraufhin betrachten muss, gegenüber welchen konkreten Anderen (den Interviewenden? den PartnerInnen?) und welchen imaginierten Dritten sie vollzogen werden, sondern auch unter dem Aspekt, wer eigentlich spricht, wenn jemand spricht. [10]

Wenn man sich vom methodologischen und theoretischen Individualismus der standardisierten Sozialforschung distanziert, kann man Interviews anstatt als Erhebung von Meinungen, Präferenzen und Individualdaten wie gesagt auch als Ausschnitte aus öffentlichen Diskursen betrachten. Dann erscheinen Abwesende auf eigentümliche Weise im Interview präsent.6) Dritte können aber auch noch auf andere Weise in einer Äußerung aufscheinen, etwa mit Gedanken oder Äußerungen aus stillen Selbstgesprächen, die die Sprechenden früher mit sich geführt haben. So sagt Julia (31, Ärztin) zu ihrem Abtreibungskalkül:

"Da hab ich mir gedacht: 'Pff. Also alleine das durchzuziehen (I: Mh.) wird sehr schwierig'. Ja? Und dann hab ich mir gedacht: 'Naja, vielleicht ist es besser, wenn du das nicht machst', ne? (I: Mh.)" (Julia, Int. 12, Z.212ff.).7) [11]

Noch häufiger ist der Fall der Zitierung Anderer:

"Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich eher manchmal schwer tue mit den Freundinnen von mir, die dann Erwartungen an einen haben. So: 'Wie, du willst nur ein halbes Jahr stillen? Warte es mal ab, bis du das Kind erstmal stillst, dann willst du gar nicht mehr aufhören'. (...) Die stillen dann über ein Jahr und dann wundern sie sich, dass das Kind nicht schläft. (Mitleid heischend intoniert:) Und dann braucht es sie doch und sie können doch nicht und das wäre doch brutal, wenn sie dem Kind jetzt/ Und davon will ich mich eigentlich distanzieren. Ist jetzt irgendwie nicht so mein Ideal. Das Kind so über's Maximum hinaus zu stillen, mit drei Jahren immer noch die Brust hinzuhalten" (Frauke, 35, Journalistin & Herbert, 40, Webdesigner, Int. 38, Zeile 214ff.). [12]

Solche Zitate verlangen nach einer genauen Rahmenanalyse des Gesprächs (GOFFMAN 1980 [1974], S.531ff.). So geht das explizite Zitieren zu Beginn, das wir im Datenausschnitt in einfachen Anführungsstrichen dargestellt haben, in ein implizites Zitieren über, das nur durch den Tonfall (und nicht auch durch den Wechsel der Anredeform) markiert wird. Ein solches Zitat, bei dem Autorin und Gestalterin einer Äußerung changieren, ist ein turn taking im turn (i.S. der Konversationsanalyse, siehe ATKINSON & HERITAGE 1984) und verschiebt so die Bedeutung dieser Begriffe.8) [13]

Es gibt aber nicht nur den Fall, dass Interviewte als Andere sprechen, sondern auch den, dass sie Andere für sich sprechen lassen. Frauke war in ihrer Beziehungsbiografie bereits von einigen Männern in Sachen Familiengründung enttäuscht worden. Durch gezielte Suche fand sie aber schließlich einen Partner und ist nun schwanger. Im Interview sagt sie, neben ihrem Partner sitzend:

"Ich hab auch viele Bekannte, die sagen mittlerweile: 'Ist mir scheißegal ob ich einen Mann hab oder nicht. Ich möchte ein Kind'" (Frauke & Herbert, Int. 38, Z.116f.). [14]

Frauke legt ihren alten Zorn über die familienunwilligen Männer "vielen Bekannten“ in den Mund, bei denen sie nach ihrer erfolgreichen Partnersuche ihre alte Enttäuschung abstellen kann. Sie spricht hier eben nicht für andere, sondern lässt Andere für sich sprechen (um sich von ihnen zu distanzieren). [15]

Beim Thema Paarbeziehung sind es natürlich gerade auch die PartnerInnen, die über eine eigentümliche Präsenz verfügen, selbst wenn sie im Interview abwesend sind. Trivialerweise sind sie als Gesprächsthema präsent, aber sie sind es auch in den Artefakten einer Wohnung (Stammplätze, Hochzeitsbilder, persönliche Accessoires), und sie treten auch stimmlich in Erscheinung.

"Dann kam auch mein Freund ins Bad, Gott sei Dank. Ich hab ihn beschuldigt, dass er mit Schuld ist. Weil er mich zum Abbruch überredet hat. Und: 'Ich hasse dich dafür.' Ich hab ihn angemotzt, der war total unglücklich. Er hat dann auch schon gesagt (mimt Hilflosigkeit) 'W-wenn’s dir hilft, dann kriegen wir ein neues Baby'. Und ich so: 'Nee, ich will kein Baby'. Ne? Darum ging’s mir auch gar nicht" (Nina, 24, Studentin; Int. 54, Z.1012ff.). [16]

Wird hier explizit eine Interaktion wiedergegeben, so können das Erleben, die Positionen und Äußerungen der PartnerInnen im Interview auch verdeckter aufgerufen werden, so wie von Rebekka (30, Studentin), die ihr fünftes Kind erwartet:

"Dieses Mal ist es leider so, dass es für meinen Mann nicht ganz so gewollt war am Anfang. Für ihn ist es einfach wirklich eine Existenzangst. Er ist halt dadurch noch mal länger Alleinverdiener und es ist aber trotzdem auch noch mal jemand, der auch Geld braucht und dass das auch wieder mehr auf seinen Schultern liegt. Der Kleinste bis jetzt, der wird jetzt drei und das entspannt sich, der kommt in den Kindergarten, das ist ein bisschen preiswerter wieder und das erste Mal, wo er wieder Luft holen konnte seitdem er geboren ist, und jetzt kommts halt schon wieder. Aber er merkt halt auch, dass die Reaktionen vom Umfeld – also seine Eltern sind überhaupt nicht begeistert, aber so unser Freundeskreis: 'Wow! Ihr schafft vier, dann schafft ihr auch fünf! Wenn das jemand schafft, dann schafft ihr das!' Und das gibt ihm halt schon so langsam ein bisschen Auftrieb, es ist wieder Land in Sicht" (Rebekka, Int. 11, Z.847ff.). [17]

Hier ist an der Textoberfläche auf den ersten Blick gar keine andere Stimme erkennbar, aber es gibt doch gute Gründe für die Annahme, dass Rebekka Argumente, Gefühle und Formulierungen ihres Mannes in ihre eigene Darstellung aufgenommen hat. Auch wenn es in diesem Fall kein Einzelinterview mit ihrem Partner gibt, das seine Autorschaft ihrer Formulierungen zeigen könnte, meinen wir, ihn sprechen zu hören. Dies liegt an der sozialen und leiblichen Nähe, die die Sprechenden zueinander unterhalten: Dass "es einfach wirklich eine Existenzangst ist" oder "das erste Mal, wo er wieder Luft holen konnte" sagt eine Sprecherin nicht über jemand anderen, sondern für ihn, also an seiner Stelle. [18]

Menschen, die man auf ihre Paarbeziehung befragt, sprechen fast unvermeidlich zweistimmig, sie können (um GOFFMAN 1983 [1959] bzw. WATZLAWICK, BEAVIN & JACKSON 1969 [1967] zu variieren) nicht aufhören, als Paar zu kommunizieren. Die Perspektive der nicht-interviewten PartnerInnen wird in Zitaten oder Widersprüchen mehr oder weniger stark mit präsentiert. Es sprechen dann sozusagen nicht nur Individuen. Auch in einem Interview zu zweit ist man zu dritt. Die PartnerInnen treten dabei in unterschiedlichen Formen auf: als explizit zitierte Sprechende, deren Äußerungen als Teil eines Gesprächs im Gespräch reinszeniert werden; als paraphrasierte Sprechende, die zumindest indirekt zu Wort kommen; sowie als vergangene DialogpartnerInnen, von deren Äußerungen man nur noch die Entgegnungen der Interviewten hört, die ihr Selbst in der Nahbeziehung distinguieren. Das Interview bildet eben nur einen kleinen Ausschnitt aus einer z.T. langen Beziehungsgeschichte, in der schon oft geführte Paargespräche aufgerufen und erarbeitete Schlüsselsätze abgerufen werden: Versatzstücke älterer, z.T. auch eingeschliffener Dialoge unterschiedlichen Reifegrades, die einem Paar wie ein Skript zur Verfügung stehen. Auch in der mündlichen Rede Einzelner findet sich daher jene Polyphonie von Stimmen, die BACHTIN (1971 [1929]) an den Romanen DOSTOJEWSKIs aufzeigte.9) [19]

In der folgenden Äußerung von Ronja (39, Fliesenlegerin) geht es darum, dass sie ihre Schwangerschaft mit Caro (36, Pädagogin) von den Schwangerschaftszerwürfnissen geschlechtsungleicher Paare distinguiert, wie sie ihr gemeinsamer Freund und Samenspender Mirco erlebt hat.

"Mirco sieht Dinge komplett anders. Und er hat das ja schon mal mitgemacht, dass seine Frau schwanger war. Der sitzt dann eben da: 'Geburt boah, wollt' ich eigentlich gar nicht'. (Caro: Genau.) Und dann denk ich so als Schwangere, wenn ich dasitze: 'Wenn das jetzt mein Mann wäre, ich würde ja durchdrehen'. Ja? Man wünscht sich ja so gewisse Dinge. Und es ist auch mal schön so die Seite zu sehen, wo ich immer wieder sage: 'Gott sei Dank, du hast 'ne Frau' (Caro: Genau.)" (Ronja & Caro, Int. 39, Z.401ff.). [20]

Die Zitate in dieser Äußerung beziehen sich auf alle drei genannten Aspekte: 1. einen anderen Sprecher ("Geburt boah ..."), 2. einen stillen Gedanken ("wenn das jetzt ...") und 3. ein Selbstgespräch ("Gott sei Dank, Du ..."). [21]

3. Die dialogische Koproduktion von Äußerungen

Diese Geschichtetheit von Äußerungen wird nun noch etwas komplexer, wenn man Paarinterviews macht. Grundsätzlich sind solche Interviews eine Gelegenheit, aber auch eine Verpflichtung für Beide zu reden. Und ihre Redeanteile können nicht nur eine unterschiedlich starke Motivation zum Interview indizieren, sondern auch, ob jemand das Paar als "AußenministerIn" repräsentiert oder sich eine besondere Zuständigkeit (etwa beim Thema Schwangerschaft) erspricht. Hinzu kommt die Möglichkeit des AdressatInnenwechsels zwischen PartnerIn und Interviewenden, die durch Anredeformen, Blickrichtungen und Anspielungen markiert wird. Außerdem verdoppelt sich im Paarinterview das turn taking. Zu den Zitierungen, mit denen Sprechende die eigene Stimme vervielfältigen, kommen die Einwürfe der PartnerInnen wie z.B. in folgendem Duett von Herbert und Frauke (kursiv) über die lange Stilldauer von Bekannten:

H: "Stillsucht. F: Stillsucht. Stillsucht, großes Thema bei uns gerade irgendwie. Furchtbar. Da gibt's Leute, die sind stillsüchtig" (Frauke/Herbert, Int. 38, Zeile 208f.). [22]

Wir transkribieren das einmal nicht, wie in der Gesprächsforschung üblich (siehe z.B. HUTCHBY & WOOFFITT 2009), mit einem zeilenweisen Wechsel der Sprechenden, sondern als einen Erzählstrom, der von zwei Stimmen getrieben wird. Bei vielen Paaren findet sich so eine dialogische Koproduktion von Äußerungen. Sie besteht aus Bestätigungssignalen, Einwürfen, Unterbrechungen und Entwendungen des Rederechtes. Das Grundmuster hat Kurt TUCHOLSKY (1975 [1931]) in "Ein Ehepaar erzählt einen Witz" dargestellt. Er ironisiert eine Konkurrenz ums Rederecht, die Verunsicherung durch den bereitstehenden witzkundigen Miterzähler, die Ablenkung durch dessen Präsenz usw. Man vergleiche, wie Caro und Ronja ihre Geschichte erzählen.

C: "Sie ist diejenige, die die Arbeitshose den ganzen Tag anhat. R: Genau. Und hier irgendwie rumfleucht. Aber ich koche auch in Arbeitshose, ne? Aber das sieht ja dann nicht unbedingt jemand, ne? Jaja, genau. Richtig. Wir haben auch schon festgestellt, seitdem ich schwanger bin, muss ich mich ja von gewissen Dingen verabschieden. Arbeitshosen anziehen, zum Beispiel (lachend). Genau. Was mir sehr schwer gefallen ist. Und ich sollte nichts mehr machen, ich durfte kein Fahrrad fahren, kein Moped fahren, nicht heben, nicht/ Genau. So gar nicht mehr. Von Null auf/ Nichts. Gar nichts. Von jetzt auf gleich nichts. Genau. 100 auf 0, so" (Ronja & Caro, Int. 39, Z.448ff.). [23]

Hier haben wir eine strikt dialogische Fremd-/Selbstdarstellung von Ronja als einer burschikosen Frau, deren Lebenssinn – die Arbeit am Eigenheim – durch eine Schwangerschaft torpediert wurde, die sie zur untätigen Patientin machte. Ähnlich dialogisch erzählt das Paar auch von seiner Familienplanung:

Caro: "Also für uns war dann klar, sie probiert's nochmal. Ronja: Nee, das stimmt nicht, wir haben's im Dezember schon einmal probiert. Genau. Doch. Und für uns war klar, sie probiert's nochmal, weil sie gesagt hat: 'So, bis zu meinem 40. Geburtstag probieren wir das noch. Der ist dann nächstes Jahr. Und wenn's bis dahin nicht geklappt hat'/ Und da hab ich dann schon immer gesagt: 'Hm, da bin ich dann aber auch schon 37. Da wird das dann auch immer enger', ne? Ja, und da hab ich gesagt 'bis April'. Genau. Da hat sie dann gesagt 'Jetzt bis/ Gut, dann bis zum 39. Geburtstag im April.' Ist sie 39. geworden, 'bis dann probieren wir das nochmal'. Hatten es/ Waren also 4 Chancen. Gell? Genau. also Dezember, Januar, Februar, März. Da wollten wir probieren, ne? Also das/ Im Dezember war dann der nächste Versuch. Mh. Dann waren wir Silvester feiern in Berlin und waren auch wieder da, hatten noch Urlaub. Noch (lacht) Der Jahreswechselurlaub und haben das/ Er war mit, also wir waren zusammen Silvester feiern. Genau. Auf dem Heimweg hab ich ihm gesagt, dass heute eigentlich der Tag Genau der Tage ist. Es sind ihre fruchtbaren Tage. Er: 'Okay, da haben wir ja noch was zu tun'. (lacht) Ja. Und haben das dann so auch so gemacht und ich war wieder schwanger. Genau. Und ist es immer noch" (Ronja & Caro, Int. 39, Z.277ff.). [24]

Hier findet sich ein Hagel von Bestätigungssignalen, verbalen Bekräftigungen und gegebenen Stichworten, die die Geschichte weitertreiben oder ihr eine Wendung geben. Angesichts dieser sprachlichen Form ist plausibel, dass die beiden den Akt der Insemination durch Caro als die Zeugung ihres Kindes erlebten, denn genauso interaktiv dicht wie ein sexueller Akt erzählen sie auch von der Projektierung ihrer Schwangerschaft. [25]

Die dialogische Koproduktion von Äußerungen engagiert beide PartnerInnen als Sprechende, die nicht miteinander sprechen, sondern zusammen sprechen, also gemeinsam Sprechakte vollziehen. Im Grenzfall kann die zeitliche Verdichtung dieses ergänzenden Sprechens sogar zu einer simultanen Äußerung führen – wie bei Kathrin (29, Filialleiterin) und Felix (30, Banker), der nach einem sprachlichen Schlüsselsymbol ihrer Beziehung sucht:

F: "Am Anfang war das so, wir haben uns öfter mal gesehen. Dann war es irgendwann/ war es eine/ wie haben wir es genannt? Eine auf eventuell ausgelegte/"

K&F (simultan): "Eine eventuell auf Dauer ausgelegte Lebensbeteiligung" (Kathrin & Felix, Int. 21, Z.196ff.). [26]

Die dialogische Koproduktion von Äußerungen ist die sprechpraktische Seite der Synchronisierung zweier Biografien, als die man eine Paarbeziehung betrachten kann (DAUSIEN 1996).10) Dabei liegt der Erzählstoff meist schon lange, u.U. in mehreren schon ausprobierten Versionen, bereit. Schauen wir uns an, wie Kathrin und Felix beim arbeitsteiligen Erzählen auf dieses Beziehungswissen zurückgreifen.

K: "Relativ schnell ham wir ja dann auch geheiratet. Wir waren irgendwie ein Jahr zusammen und dann/"

F: "Jaja, stopp. Dann kams das erste Mal mit Eltern. Also ich hatte damit kein Problem, ihre Eltern ham wir gesehen, irgendwo in nem Möbelhaus."

K: "Da waren wir aber noch lange nicht zusammen. (lacht) Da kamen wir die Treppe hoch, 'Weg! Leg dich unter die Couch, wir müssen uns verstecken!' (lacht)"

F: "Ja ja, 'du musst dich hier/ wir müssen hier weg, lass dich fallen'" (ahmt Ks Panik nach)

K: "Meine Eltern wussten noch überhaupt nichts von uns (...) und auch nicht so richtig, was ich grade treibe. Die waren der Meinung ich leide vor mich hin wegen meinem Exfreund. Und dann warn wir irgendwie da in diesem Möbelladen/"

F: "Möbel angucken. Und dann kamen die Eltern. Ich kannte die ja gar nicht und dann 'Weeeg. Versteck dich, renn weg! Meine Eltern!', ich dann so 'Ähh stopp, stopp'/"

K: "Ja soo schlimm wars nicht. Ich hab gesagt 'Oh Gott, oh Gott, ich möcht am liebsten weglaufen'. "

F: "Und dann hab ich gesagt 'Nee, sowas mache wir schon mal gar net!' und bin dann noch zu denen hin und hab gesagt 'Guten Tach, ich wollte mich mal vorstellen' " (Kathrin & Felix, Int. 21, Z.101ff.). [27]

Felix "stoppt" den beim Stichwort Heirat angelangten Beziehungsfilm des Paares, um eine Geschichte nachschieben zu können, an deren Ende er als früher Bekenntnisheld der noch jungen Beziehung dasteht. Dafür braucht seine "couragierte" Selbstvorstellung eine Kontrastfolie in Kathrins "feigem" Fluchtimpuls vor den Eltern. Diese Kontrastfolie, Kathrins damaliger O-Ton, wird gleich in vier Versionen dargeboten. Zuerst wird sie in Kathrins Selbstzitat geliefert, dann zweimal von Felix variiert und dann noch einmal von Kathrin zu ihren Gunsten abgeschwächt. Die Zeitpunkte des turn takings dazwischen wirken weniger wie "Übergabestellen" (i.S. der klassischen Konversationsanalyse, siehe ATKINSON & HERITAGE 1984) denn als Entwendungsgelegenheiten für die ErzählerInnenschaft der jeweils gesuchten Pointe. [28]

4. Reden lassen: das Kennenlernen des Partners/der Partnerin im Interview

Paarinterviews sind nicht nur eine Gelegenheit und eine Verpflichtung für beide PartnerInnen zu reden, sie sind auch eine Chance und ein Zwang für beide, sich gegenseitig zuzuhören. Redeanteile verschieben sich also nicht nur, weil die PartnerInnen ums Rederecht konkurrieren, sondern auch, weil sie einander reden lassen und sich zusammen mit den Interviewenden zum Publikum der Darstellung machen. Dabei ist informativ, wie frei die Teile des Paares sich jeweils reden lassen: ob sie das Gesagte einfach stehen lassen oder mimisch zustimmend, skeptisch oder gar abfällig kommentieren. Die Zurückhaltung kann einerseits ein Vertrauensverhältnis indizieren (etwa wenn jemand, sobald dem/der Anderen eine heikle Frage gestellt wird, einfach von sich aus kurz den Raum verlässt). Ein Beispiel:

I: "Wo sehen Sie Ihre Partnerin beruflich in drei oder vier Jahren?"

Benjamin: "Nix Falsches sagen." (lachen alle)

Edith: "Ich geh mir mal was zu essen holen" (Sie geht ans Buffet) (Edith, 37, Juristin & Benjamin, 45, Ingenieur, Int. 44, Z.505ff.). [29]

Andererseits schafft die Zurückhaltung aber eben auch eine Gelegenheit, einmal bloß zuhörend der Darstellung der eigenen Beziehung durch den/die Andere(n) beizuwohnen. Diese(n) über die eigene Beziehung reden zu lassen, gibt den jeweils Zuhörenden Einblicke in die eigene Paarbeziehung. Dies, und nicht allein Höflichkeit, ist auch einer der Gründe, warum PartnerInnen bei der Aufforderung zu einer monologischen Darstellung auch einmal dem/der Anderen den Vortritt lassen11), so wie Sabine (27, Studentin) und Markus (42, selbstständiger Gastronom):

I: "Wie habt Ihr Euch denn kennengelernt?"

M: (sieht sie auffordernd an)

S: "Eheh, ich will, dass Du das machst."

M: "Nein" (lacht, I auch)

S: "Mach du ma."

M: "Nee, mach du das bitte."

S: "Eheh, ich hab das immer erzählt."

M: "Ja deswegen ja."

S: "Du, mach."

M: "Kannst es ja schon abspulen. Naja egal. Ja, wir ham uns über einen guten Bekannten von uns in der Disko kennengelernt. Da war sie aber noch in ner Beziehung."

S: "Naja wir hätten niemals/ also ich beziehungstechnisch wär er für mich überhaupt nicht in Frage gekommen. Und ich für Dich auch nicht."

M: "Aber wir saßen da immer an der Garderobe rum, so zwischendurch hab ich mich zu denen dazu gesetzt, waren ja süß die zwei Zwillinge. (sie lacht) Und da hab ich mich immer schon mehr mit ihr unterhalten und hab gesagt: 'Wart mal ab, wir heiraten mal irgendwann'."

S: "Eheh, das hast du nicht in der Garderobe gesagt."

M: "Jetzt sag doch einfach, wie es ist und dann/"

S: "Ich hab dir schon hundertmal erzählt, wie das war. Wir waren an dem Stehtisch. (M: okay). Ich weiß auch noch sogar welches Lied lief komischerweise. Und ich weiß auch noch, was ich anhatte und der Johannes stand neben dir. (M: okay) (zu I.) Dann hat er (Markus) gesagt zur Kathrin, zu meiner Freundin: 'Ich heirate die Sabine irgendwann mal'. – So war das."

M: (zu I) "So, siehste mal."

S: "Aber Männer können sich keine Details merken" (Sabine & Markus, Int. 43, Z.78ff.). [30]

Es ist, als hätte Sabine nur auf die Gelegenheit gewartet, Markus' Version der gemeinsamen Kennenlerngeschichte zu überprüfen, ja, zu kontrollieren, ob er sie so erzählt, wie sie sie erinnert und erzählt haben möchte. Die triadische Gesprächssituation des Interviews unterscheidet sich hier auf der einen Seite von einem vertraulichen Zwiegespräch des Paares, für das der Ausschluss von Dritten konstitutiv ist, auf der anderen Seite von einem indiskreten Zwiegespräch im Rahmen von Außenbeziehungen, für das die Abwesenheit von PartnerInnen konstitutiv ist. Wenn diese und Dritte zugleich zugegen sind, erlaubt dies jedem Teil des Paares einen beständigen Rollenwechsel zwischen Sprechen und Zuhören, d.h. TeilnehmerIn und BeobachterIn eben jener Äußerungen zu sein, die die Paarbeziehung im Interview gerade realisieren. Im Paarinterview können manche Teilnehmende unter Umständen zum ersten Mal ihren PartnerInnen dabei zu hören, wie sie gegenüber Dritten über "uns" sprechen. Insofern erforschen auch sie im Interview ihre Paarbeziehung. [31]

Tatsächlich gibt es auch Einzelfälle, in denen Paare sich selbst wenig transparent scheinen. Einerseits müssen wir als Normalfall betrachten, dass wir mit Menschen sprechen, die einander seit Jahren in- und auswendig kennen, während wir nur ein paar Stunden mit ihnen verbringen. Andererseits machte schon Alois HAHN (1983) mit dem Begriff der "Konsensfiktion" darauf aufmerksam, dass ein Paar als Paar auch eine gewisse Intransparenz pflegt und benötigt. Wir nehmen dies hier nicht wie HAHN als eine gesellschaftstheoretisch begründete Prämisse, sondern als einen empirischen Gradienten. Paare unterscheiden sich im Ausmaß ihrer (In-) Transparenz, und abhängig davon verändert sich auch die Bedeutung des Interviews für sie. Betrachten wir dafür den Fall von Patrizia (36, Geografin) und Sören (27, Student).

S: "Ich hab oft darüber nachgedacht 'Möchte ich denn Nachwuchs haben? Was könnte das für Probleme mit sich bringen?' Grade auch in gesundheitlicher Hinsicht. (I: Was meinst Du damit?) Na so im Bezug auf: 'Fühle ich mich gesund genug, um das dann als gesunder Vater auch irgendwie in die Welt zu führen und zu erziehen'."

P: "So krank fühlst Du dich manchmal?" (schockiert)

S: "Naja, es geht einfach darum, dass man halt / wie soll ich sagen, stabil sein muss als Vater. Und dazu zählt vielleicht auch irgendwie, dass man 'ne gewisse Art von Einkommen hat oder halt irgendwie 'n bisschen Strukturen im Leben hat. Und ja, ich bin halt noch/ ich fühl mich halt oft noch einfach als Student, der jetzt irgendwie/"

P: "Hättest Du lieber noch zwei Jahre gewartet?"

S: "Vielleicht? Ich bin ja erst 27."

P: "Eija eben! War nur ne Frage!" (lacht)

S: "Es wär' jetzt nich' so schlimm gewesen, wenn's jetzt ein oder zwei Jahre später geworden wäre."

P: "Gott, da wär' ich doch 38!"

S: "Naja. Deswegen wahrscheinlich dann auch eh besser, dass es halt jetzt geschieht."

P: "Dir hätte es nix ausgemacht, wenn ich 38 gewesen wär? Das is aber zuversichtlich. Also dafür, dass Du dir so viele Gedanken machst um deine Gesundheit, is es ja voll zuversichtlich, dass man mit 38 als Frau, wo man dann wirklich 'ne Risikoschwangerschaft hat/" (Patrizia & Sören, Int. 58, Z.392ff.). [32]

Paare sind sich selbst eben nicht vollständig transparent, das Interview ist mitunter eine Gelegenheit für Entdeckungen: etwas erstmalig zu Gehör zu bekommen; hier das Zögern des deutlich jüngeren Partners, schon Eltern werden zu wollen, das Patrizia mit ihren eigenen Interviewfragen in Erfahrung bringt, indem sie Sören mithilfe des Interviews "zur Rede stellt". Bei unserem Thema, der Schwangerschaft, ist so ein Fall auch häufiger als bei anderen Themen (etwa Kennenlerngeschichten) zu erwarten, weil ein Paar sich bei einer Erstschwangerschaft tatsächlich als werdende Eltern noch kaum kennt. Das pränatale Interview ist für manche Gesprächsteilnehmende einer der ersten Auftritte als Eltern. Das Interview wird hier insofern selbst gelegentlich zur Kennenlernsituation. [33]

Dabei gibt es sicherlich Grenzen solcher "Entdeckungen" in Paarinterviews. Echte Offenbarungen finden sich wohl eher in Einzelinterviews: Die räumliche Separierung, die soziale Isolierung von SprecherInnen und die Zusicherung von Anonymität und Diskretion erhöhen die Redebereitschaft mancher Interviewten, da ihre Äußerungen hier sozial folgenlos bleiben. So wurden uns im Laufe unserer Forschung mitunter auch intime Geheimnisse anvertraut, über die das soziale Umfeld nicht informiert war. Eine Befragte suchte Gelegenheit, die "ungeschminkten" Gründe für ihre Abtreibung einmal "loszuwerden", die sie aufgrund von Schamgefühlen keiner Freundin anvertrauen wollte. Eine andere ließ uns zu MitwisserInnen ihrer Befürchtung werden, dass ihr Ungeborenes ein Kuckuckskind sein könnte, ein Wissen, das sie ihrem Ehemann vorenthielt und, wie sie sagte, "mit sich ins Grab nehmen" wolle. Beide Sprecherinnen nutzten das Interview (wie bei der Psychotherapie oder der Telefonseelsorge), um etwas mit Unbeteiligten teilen zu können, das für die Beteiligten des Privatlebens zu intim wäre. [34]

5. Indirekte Interaktion: Spiel über Bande

Eine wieder andere Rollenverteilung besteht darin, dass man dem/der Anderen etwas zu verstehen gibt, indem man es Dritten erzählt. Man spricht also auf den Partner ein, während man im Interview einen Sachverhalt darstellt. Schauen wir uns hierzu eine Sequenz aus dem Gespräch mit Dagmar (34, Rechtsanwältin) und Bruno (37, Rechtsanwalt) an. Sie stehen kurz vor der Entbindung ihres ersten Kindes, nachdem sie über ein Jahr lang erfolglos versucht hatten, schwanger zu werden. Um möglichen Ursachen auf den Grund zu gehen, hatte Bruno einen Termin beim Andrologen.

B: "Den Termin konnte ich dann glücklicherweise absagen, weil's dann doch geklappt hat. Und interessanterweise dann, als bei Dagmar der Kinderwunsch gar nicht mehr so stark war."

D: "Also, wenn du das jetzt ansprichst. Wir hatten da eine – unschöne Begebenheit. Wo ich ihm dann auch ganz klar gesagt hab: Ich möchte jetzt erst mal unsere Beziehung auf die Reihe bringen. Und so lang möcht' ich keine Kinder halt. Just in dem Moment hat's geklappt."

I: "Bei euch hat's in der Paarbeziehung dann irgendwie gekriselt, oder/"

B: "Mhhhm, ich hab etwas sehr eng mit einer alten Freundin getanzt und war auch nicht ganz nüchtern dabei. Das Ganze war auch Silvester. Wobei betont, es war auch sonst nicht's gewesen außer enges Tanzen."

D: "Mh naja, du hast ihr an der Brust rumgemacht (vorwurfsvoll)."

B: "Das weiß ich nicht!"

D: "Und hast von hinten an ihr dran geklebt. Das war/"

B: "Es war sicherlich/"

D: "Und das alles vor meinen Augen. Das war jetzt nicht so, dass ich das brauch."

B: "Das is richtig (anerkennend)" (Dagmar & Bruno, Int. 7, Z.266ff.). [35]

Dagmar nutzt Brunos Schilderung des "interessanten" Schwängerungszeitpunktes als eine Äußerungsgelegenheit ("also, wenn du das jetzt ansprichst") für ein ganz anderes Thema. Sie deutet an, warum ihr Kinderwunsch nicht mehr stark war und versiegelt das Thema dann wieder, indem sie auf die Frage nach der Schwangerschaftsentstehung zurückschwenkt. Die Interviewerin lässt sich durch ihre Andeutung einer "unschönen Begebenheit" aber sofort ködern.12) Ihre Nachfrage "Hattet ihr da eine Krise?" wirkt wie ein Lautverstärker, auf den Bruno mit einem Geständnis und dem Vorbringen von (insgesamt vier) mildernden Umständen reagiert. Damit reagiert er in einem Zug sowohl auf die Frage der Interviewerin als auch auf den impliziten Vorwurf seiner Partnerin. [36]

So wie die Frage der Interviewerin Brunos Geständnis aus der Deckung holte, holt nun seine implizite Rechtfertigung Dagmars Vorwurf aus der Reserve. Dagmars dann folgende Stafette von drei Vorwürfen adressiert sie direkt an Bruno. Die Anwesenheit der Interviewerin ist für Dagmar kein Hinderungsgrund für die Mitteilung eines beide PartnerInnen gesichtsschädigenden Vorwurfs, sie wird vielmehr genutzt, insofern Bruno durch die Interviewsituation dazu verpflichtet ist, sich das jetzt anzuhören. So wird die Interviewerin – ob sie will oder nicht – Zeugin von Vorwurfskommunikation (MESSMER 2003). Dabei riskiert Dagmar mit der Preisgabe der "unschönen Begebenheit" das Gesicht des Paares – eine Gratwanderung zwischen dem Nutzen der kommunikativen Gelegenheit und den Kosten der kommunikativen Verlegenheit. Man kann sich leicht vorstellen, in wie vielen anderen Fällen man anstelle einer solchen Episode im Datenmaterial höchstens Spuren eines kollaborativen Schweigens findet, wenn überhaupt irgendetwas.13) [37]

Vor diesem Hintergrund wird zu den Nachteilen des Paarinterviews gezählt (so etwa PRZYBORSKI & WOHLRAB-SAHR 2009, S.123), dass es eine besondere "Präsentationsfassade" gebe, da die Teilnehmenden die Interviews immer auch nutzten, um sich als Paar darzustellen und daher allzu konfliktträchtige Themen eher aussparten. Dafür spricht, dass bei Paarinterviews oft private, d.h. diskretionsbedürftige Themen angesprochen werden und dass Darstellungen unter der Beobachtung (und potenziellen Korrektur) des Anderen gemacht werden, das impression management (GOFFMAN 1983 [1959]) insofern unter erhöhten Anforderungen steht. Andererseits haben wir bei der Analyse unserer Daten den Eindruck gewonnen, dass es nicht nur eine, sondern zwei Präsentationsfassaden gibt. [38]

Erstens gibt es die Fassade, die das Paar gegenüber den Interviewenden hat und ständig aufrechtzuerhalten versucht. Diese Darstellung als Paar hat aber, im Vergleich zu einem Einzelinterview, einen erhöhten Koordinationsbedarf. Eine Selbstdarstellung mit zwei Mündern lässt sich weniger souverän steuern als die mit einem. Wegen dieses Koordinationsbedarfs ist die Fassade der zweisamen Selbstpräsentation verglichen mit der monologischen Selbstpräsentation brüchiger. Die Paarfassade ist nicht nur eine zusätzliche Hürde für Beobachtende, sondern gelegentlich auch eine Leiter, die es erlaubt, über den Zaun zu schauen. [39]

Zweitens gibt es eine andere Fassade, nämlich die paarinterne, die die Teile des Paares voreinander errichten. So zielen auch PaartherapeutInnen oft auf Äußerungen, die sich das Paar im Alltag nicht zutrauen oder zumuten würde. Im soziologischen Paarinterview scheinen die Darstellenden dagegen auch Äußerungen zu machen, für die sie bei dem/der Anderen Gehör erzwingen wollen. Sie haben in einer triadischen Gesprächssituation zwei AdressatInnen. Die Analyse hat es daher nicht nur mit expliziten und impliziten AdressatInnenwechseln an der Interaktionsoberfläche zu tun, die man ihrem recipient design entnehmen kann (DEPPERMANN 2013, §46), sondern mit einer laufenden latenten Doppeladressierung von Äußerungen. Der Vorwurf im Gewand einer beiläufigen Auskunft ist nur ein Beispiel für eine pragmatische Bivalenz von Äußerungen: Auf der einen Seite sind Äußerungen Darstellungen gegenüber den Interviewenden, auf der anderen Seite sind es aber auch Darstellungen, die Interviewte ihren PartnerInnen hören lassen. Sie machen sie zu ZuhörerInnen einer Version, der sie im Zwiegespräch leicht widersprechen könnten, was sie aber vor ZeugInnen nicht können, ohne zugleich den gemeinsamen Auftritt als ein Paar zu beschädigen. [40]

Man kann die andere Person im Paarinterview etwas hören lassen, was man sonst vielleicht nicht unwidersprochen sagen könnte, oder man kann sie/ihn etwas schon oft Gehörtes einmal durch die Ohren einer dritten Person rezipieren lassen.14) In beiden Fällen kommt es zu einem Spiel über Bande, in dem die Interviewenden dazu genutzt werden, sich bei den PartnerInnen Gehör zu verschaffen. Das Interview trägt insgesamt also aus zwei Gründen zu der Paarinteraktion bei: zum einen weil eine dyadische Selbstdarstellung von vorneherein größere Risse hat als eine monologische, zum anderen weil die Interviewten eben über Bande spielen, also unter Nutzung des/der Interviewenden miteinander interagieren.15) [41]

6. Direkte Paarinteraktion im Interview

Das Spiel über Bande ist anfällig für ein Hinübergleiten in eine direkte Interaktion des Paares, die die Interviewenden mehr oder weniger außen vor lässt (also zu reiner Beobachtung freistellt). Sie ereignet sich leicht, wenn im Gespräch Dissens zu Darstellungen des Beziehungslebens auftaucht. Wir haben dies bereits im Fall von Sören und Patrizia sehen können. Schauen wir uns noch einen weiteren Fall an, Uwe (26, Student) und Maya (24, Hebamme):

M: "Ich hab rausgeguckt, wo Kinderflohmärkte sind, und bin dann mit meiner Freundin Manuela, die ihr Kind schon hat, und ihr Partner Patrick is' auch mit. Und ich war vollkommen überfordert von diesen ganzen Tischen ... War mir auch unsicher, braucht es 'nen Schneeanzug im Kinderwagen? Und dann hab ich mich umgedreht, da war Uwe wieder weg. Irgendwann haben sich dann Uwe und Patrick in die Ecke gesetzt und haben Kaffee getrunken. Und ich und die Manuela sind dann über'n Flohmarkt und haben die Sachen zusammen gesucht. Und da hat Manuela dann gemeint 'hätten wir die Männer auch gleich zuhause lassen können'."

U: "Das stimmt überhaupt nicht."

M: "Neiiiin (abschwächend). Uwe hat auch'n bisschen geguckt/ Aber es war schon so, dass wir letztendlich geguckt haben. Ich glaube, Ihr hattet da einfach keinen Nerv für."

U: "Aber das ist dann wieder das, dass wir einfach unterschiedlich an die Sachen ran gehen. Und hätten wir das zusammen gemacht, wär's zum Konflikt gekommen (4). '10 Bodies, Größe 56. Wo find ich die? Ich nehm sie mir'. Und dann dein Part von wegen 'Das muss schön aussehen' und/"

M: "Nee, nicht der Part. Ich hab'n bisschen auch drüber nachgedacht, wenn wir jetzt 10 Bodies kaufen, die alle kurzarm sind und denken 'okay jetzt haben wir's' und wollen nachher das Kind anziehen und merken, dass es im Winter ärmellos rumliegt/ dann hab ich halt immer geguckt, dass ich eine Garnitur habe, die ich anziehen kann."

I: "Ihr wart zu viert auf diesem Markt?"

M: "Wir waren zu viert, also zu fünft, mit einem Kleinkind."

U: "Also wir haben das Kind behütet und haben Kaffee und Kuchen gekauft."

M: "Nein nein. Erst hatten wir das, dann hat die Manu gemeint 'Jetzt reicht's, jetzt kriegen die Männer das Kind!' Dann hattet ihr das Kind und wir haben in Ruhe geguckt" (Maya & Uwe, Int. 25, Z.439ff.). [42]

Etwas in Gegenwart ihres Partners zu äußern, was der ohne Gesichtsverlust schlecht so stehen lassen kann, ist wie ein hingeworfener Fehdehandschuh, der dazu einlädt bzw. nötigt, ein relativ aktuelles Konfliktgeschehen vor den Augen der Interviewerin zu reinszenieren. Der Konflikt um die "richtige" Wahrnehmung von Elternschaft wird hier in eine Konkurrenz um die "richtige" Darstellung der Ereignisse transformiert. An anderer Stelle des Gesprächs ragt der alltägliche Austausch des Paares unmittelbar in die Interviewsituation hinein:

M: "Am Wochenende hab ich meistens immer irgendwelche Aufgaben für ihn. Letztens sollte er mir die/ weil die Kommode, die war noch nich' abgeschliffen. Ich schleif jetzt nich' die Kommode ab. Das sind dann so technische Sachen, die er dann macht."

I: "Und wie teilst Du ihm das dann mit?"

M: (zu ihm:) "Ja, oder? Also er kommt da schon auch selber drauf. Nur ich hab dann gesagt 'Uwe, meinst Du, Du kannst das dieses Wochenende machen, weil ich würd' nächste Woche gerne dann die Kinderklamotten einräumen'. Dass dann die Klamotten nich mehr so rumfliegen."

U: "Was war denn sonst noch technisch?"

M: "Ja, die Bremse vom Kinderwagen musst Du noch reparieren."

U: "Hab ich schon."

M: "Ach hast Du schon! Siehste, wusst' ich gar nich" (Maya & Uwe, Int. 25, Z.504ff.). [43]

Hier findet die Paarinteraktion live im Interview statt: Er hat schon erledigt, wozu sie ihn auffordert. Bei Maya und Uwe finden sich viele solcher dialogischen Reinszenierungen von Konflikten unter Nutzung der Interviewerin als Zeugin und Schiedsrichterin.16) Dabei geben sie auch durch die Form ihrer Äußerungen Einblicke in Machtstrukturen ihrer Beziehung (hier: Mayas Dominanzstrategien, ihre "Richtlinienkompetenz" bei der Elternschaft aufzubauen). Plastisch wird diese Asymmetrie von Auftraggeberin und ausführender Kraft, wenn man deren Geschlecht einmal vertauscht: Eine Äußerung wie "sie kommt da schon auch selbst drauf" ist als verdummendes Kompliment leicht erkennbar und stünde unter Sexismustabu. Sie gehörte zu dem in quasi-öffentlichen Sprechsituationen Unsagbaren. [44]

Bei Gabriele (29, Berufsschullehrerin) und Erich (34, selbstständiger Handwerker)17) kommt es darüber hinaus zu einem Darstellungsdissens, der einen Konflikt gleich zu Beginn des Interviews unmittelbar in dieses Interview hineinzieht.

I: "Habt ihr euch irgendwann mal über Kinderplanung unterhalten?"

G: "Nee (lacht), nee des war gar nicht geplant. Vor Weihnachten war ne sehr stressige Zeit und ich hab meine Pille vergessen und bin schwanger geworden und so isses gelaufen (lacht). (zu Erich gewandt, munter) Ge?"

E: (ironisch, ungläubig) "So war das?"

G: (angespannt) "Ja."

(Er schaut sie fragend an)

G: "Was meinst du?" (lacht unsicher) (2)

E: "Tja. (2) Jaah. Kam überraschend. War nicht geplant" (Gabriele & Erich, Int. 46, Z.6ff.). [45]

Was passiert hier? Anders als bei den meisten Paarinterviews sieht man hier zunächst einmal eine Abstimmungsbedürftigkeit einer gemeinsamen Paargeschichte zwischen zwei Sprechenden. Gabriele ergreift zunächst das Wort und beschreibt die Schwangerschaft in ihrer Entstehungsgeschichte als Unfall. Die von ihr geschilderte Kausalität (stressige Zeit → Pille vergessen → schwanger) versiegelt sie zunächst mit "so isses gelaufen" und fordert dann Erich zur Bestätigung auf. Der lässt Gabriele aber zuerst hängen, indem er ihre Schilderung nicht bestätigt, und dann auch noch zappeln, weil er offen lässt, was er stattdessen tun wird, bevor er nach einem skeptischen "Tja" auf die von Gabriele vorgeschlagene Paargeschichte gegenüber der Interviewerin einschwenkt. Warum dieser Umweg? [46]

Für unsere Analyse war eine Hintergrundinformation nützlich. Der Kontakt zu diesem Paar entstand über Erichs Schwester Sabine, die mitteilte, dass ihr Bruder Erich ein spannender Fall sei, da er gerade ein Kind "untergejubelt" bekommen habe. Wir fragen nicht, ob diese Mitteilung wahr oder falsch ist, wir nehmen sie aber als Einblick in einen Familiendiskurs, zu dem sich die Sprechenden verhalten müssen. Was passiert dann aber im Gewand einer Auskunft über diese Schwangerschaftsentstehung? Gabriele versucht offenbar, die Anwesenheit der Interviewerin, also einer dritten Person, zu nutzen, um Zustimmung zu ihrer Version der Ereignisse zu erzwingen. Sie scheint darauf zu spekulieren, dass Erich ihr in dieser Situation nicht widersprechen kann. Sie nutzt also das konfliktaversive Setting des Interviews dazu, Erich zum Mitspieler zu machen. Erich hingegen beantwortet diesen Zug mit der Drohung, Gabriele vor dieser Dritten bloßzustellen, nämlich das Interview zum Tribunal zu machen. Seine Reaktion "So war das?" ist in verschiedenen Hinsichten bemerkenswert: 1. Er schlägt Gabrieles Einladung zu einer gemeinsamen Entstehungsgeschichte aus. Aus der von ihr vorgetragenen "gemeinsamen Geschichte" wird so "ihre Version" der Ereignisse. 2. Mit seiner Intonation stellt Erich zudem den Wahrheitsgehalt dieser Version vor der Zeugin infrage. Die damit vollzogene Andeutung, Gabriele könne lügen, macht ihre Paargeschichte implizit zu einer Art Aussage – also zu einer Reaktion auf eine Frage, die wie in einem Verhör an einen Vorwurf gekoppelt ist. 3. Anschließend lässt Erich sekundenlang offen, wie es "in Wahrheit" gewesen sein könnte, als demonstriere er, dass er Gabriele auffliegen lassen kann. [47]

Die Interviewerin befindet sich hier unvermittelt mitten in der Zweierbeziehung des Paares, nämlich in einem sensiblen Konflikt über eine evtl. aufgezwungene Schwangerschaft. Wie ist sie da hineingeraten? Ähnlich wie die von Fritz SCHÜTZE (1987) identifizierten Erzählzwänge etwas aus den Individuen herausholen, scheint hier die Interaktionsdynamik etwas aus den Gesprächsbeteiligten herauszuholen, das sie nicht vollständig kontrollieren können. Verglichen mit den Möglichkeiten monologisch Erzählender, zwischen den Registern des Berichtens, Argumentierens und Erzählens umzuschalten, können zwei InterviewpartnerInnen noch sehr viel unberechenbarer Äußerungen entwenden, umdrehen und als Sprechhandlung umfunktionieren.18) [48]

Ein Teil der Paarbeziehung macht Äußerungen, die die Beziehung oder ein individuelles Verhalten gegenüber der Dritten in einem bestimmten Licht erscheinen lassen, und der andere Teil sieht sich dann zur Korrektur des entstehenden Eindrucks genötigt. In den Begriffen von SCHÜTZE arbeiten hier beide zugleich miteinander und gegeneinander an der Gestalt ihrer Geschichte: Welchen Eindruck bekommt die Interviewerin von dieser Szene? Mehr den von ihr gefärbten oder den von ihm gefärbten? [49]

Schauen wir uns ein weiteres Beispiel für die Interaktionsdynamik dieses Paares an. Gabriele und Erich haben einen interessanten Umgang mit dem Wissen über das Kindsgeschlecht. Während Gabriele bereits weiß, ob ihr Kind ein Junge oder ein Mädchen wird, möchte Erich sich überraschen lassen und das Kindsgeschlecht erst bei der Geburt erfahren. Gabriele respektiert Erichs Wunsch. Daher haben sie verabredet, dass auch niemand anderer wissen soll, dass Gabriele das Kindsgeschlecht schon kennt.

E: "Sie weiß ja, was es wird. Ich bin nicht neugierig, hab auch nie nachgefragt oder so"

I: (zu Gabriele) "Und du verplapperst dich auch nicht?"

G: "Ich hoffe es, ich versuch's auf jeden Fall."

I: "Hattest du ne Geschlechtspräfer/ wobei nee, das lassen wir lieber weg, weil wenn du eine hast, dann ist das von der Reaktion blöd."

E: "Hatte sie: Mädchen."

G: "Hatt ich/ hatt ich/ nee, hatt ich nicht."

E: "Hattest du wohl."

G: "Nein. Ich sag/ ich"

E: "Du wolltest immer n Mädchen haben."

G: "Irgendwann mal"

E: "Des sachst du mir schon seit was weiß ich wie viel Jahren."

G: "Ja, irgendwann mal, ich hab gesagt, bei diesem Kind ist es mir egal, ob es n Mädchen oder n Junge ist, irgendwann mal hätt ich gerne eine Tochter" (Gabriele & Erich, Int. 46, Z.309ff.). [50]

In diesem Ausschnitt gibt es drei Züge: Erich bricht 1. die Absprache des Paares, indem er der Interviewerin erzählt, dass Gabriele vom Kindsgeschlecht weiß. Er gibt das äußere Geheimnis über das innere Geheimnis des Paares preis. Auch an dieser Stelle steckt die Interviewerin wieder mitten im Geschehen der Paarbeziehung. Die Interviewerin versucht 2., den beiseite gerissenen Vorhang wieder zuzuziehen, nachdem sie kurz darunter gesehen hat, weil sie sich nun in der Verpflichtung sieht, das Geheimnis des Kindsgeschlechts vor Erich mitzubewahren. Der 3. Zug ist der Schlagabtausch des Paares um Gabrieles Geschlechterpräferenz (hatte sie, hatte ich nicht, hattest du wohl). Zu diesem Zeitpunkt des Gesprächs scheint die Interviewerin als Adressatin vollkommen ausgeblendet. [51]

Es gibt eine interaktive Eigendynamik des Gesprächs, die jenseits der handelnden Zweckentfremdung des Gesprächs durch die Teilnehmenden und jenseits des forschenden Gebrauchs durch die Interviewerin etwas zutage fördert: Obwohl keiner der Beteiligten ein Interesse daran hat, dass das Kindsgeschlecht verraten wird, legt der Gesprächsverlauf nahe, dass Gabriele sich hier gegen die Darstellung eines übermäßigen Mädchenwunsches wehrt, weil sie bereits weiß, dass sie einen Jungen erwartet. [52]

Innerhalb der Paarbeziehung hat Gabrieles Geheimniswahrung eine heilende Funktion. Sie gehört zu ihren Heilungsversuchen für den Vorwurf, Erich massiv hintergangen zu haben. Ein zweiter Heilungsversuch taucht am Ende des Interviews auf:

I: "Würdest du und du dich jetzt als Mutter schon und als Vater beschreiben?"

E: "Nee."

I: "Sondern als? Oder"

G: "Werdender Vater" (lacht).

E: "Erzeuger. (G. lacht) Nee, ähm//"

G: "Denkst du! (lacht) Denkst du!"

E: "Ich bin ja noch kein Vater, erst wenn das Baby da is" (Gabriele & Erich, Int. 46, Z.419ff.). [53]

Gabriele versucht hier verständnisvoll auf seine nur schwache Beziehung zum Ungeborenen zu reagieren und scheint so um seine Elternschaft zu werben. Sie nimmt ihn nach seiner starken Verneinung der Vaterschaft erneut in Schutz und gibt ihm mit dem Begriff des "werdenden Vaters" eine Begrifflichkeit an die Hand. Dieses Angebot nimmt er nicht an (beharrt auf seiner Distanz) und greift zum erheblich bindungsschwächeren Begriff des "Erzeugers", wogegen sich Gabriele spielerisch wehrt, indem sie die Fragwürdigkeit dieser Position andeutet ("Denkst du!"). Indem Gabriele scherzhaft diese Erzeugerschaft infrage stellt, stellt sie zum einen ihre sexuelle Treue außer Frage (sonst wäre diese nicht scherzfähig), zum zweiten macht sie aus der von Erich herabgestuften Vaterschaft eine von ihm reklamierte. [54]

Solche Anschlusskommunikationen im Interview lassen sich auch bei Markus und Sabine verfolgen – dem Paar, bei dem sie seine Version der Kennenlerngeschichte überprüfen wollte und ihn dafür in die Sprecherposition drängte (s. Abschnitt 3). Dafür revanchiert sich Markus im Gesprächsverlauf gleich mehrfach. Hier nur eine Passage:

M: "Sie hat damals noch andere Beziehungen gehabt. Hatte noch eine in Hamburg, da ist sie hingefahren. Das sollte auch genau da rein (zeigt aufs Aufnahmegerät). Dann hat se noch verschiedene andere Sachen laufen gehabt."

S: "Eine Sache"

M: "Was?"

S: "Hamburg"

M: "Und was noch?"

S: "Nur Hamburg."

M: "Ehh, was is mit Squashen?"

S: "Ja da konnt ich nix für."

M: "Siehste, da konnt sie nichts für (lacht, auch I), ja? Dann hat sie mal mit meinem Geschäftspartner rumgedatet."

S: "Ich brauchte eine Plane. Ich hab nich mit dem rumgedatet."

M: "Ihr hattet schon nen Date. Er hat auch mal bei dir im Bett geschlafen."

S: "Hat er nicht!" (I lacht)

M: "Hat er bei dir im Bett gelegen?"

S: "Er hat bei mir im Bett gelegen (lachen beide), aber weil der um fünf Uhr nachts nich mehr nach Hause kam"

M: "Ja sie können sich die Details nicht merken, weißt du? Jetzt weißt Du wo das Problem ist (I lacht)" (Sabine & Markus, Int. 43, Z.1131ff.). [55]

Die Formulierungsimitation macht den pragmatischen Sinn der Äußerung als Retourkutsche unmissverständlich. Markus nutzt hier seine Sprecherposition, um seine Freundin vor einer Zeugin mit Aufnahmegerät, also Ausgang zur Öffentlichkeit, vorzuführen, dies freilich mit einem inszenierten Verhör, das sie zugleich als begehrte Frau stilisiert, ihr also auch ein Kompliment macht. Das Ganze ist darüber hinaus als Scherzkommunikation gerahmt, man könnte sagen: ein Fall von Paar-Koketterie.19) [56]

7. Die Gebrauchsweisen des Interviews und das Ungesagte

Wir hatten eingangs gesagt, dass die empirische Sozialforschung sich immer fragen sollte, was ihre "InformantInnen" eigentlich tun, während sie selbst damit beschäftigt ist, Daten zu erheben, indem sie ihre Äußerungen als "Auskünfte" nimmt. Was machen sie eigentlich aus der sozialen Situation, die wir für ein Interview halten? Was machen sie im Interview und mit dem Interview, zu welchem Zweck gebrauchen sie es? Wir haben versucht zu zeigen, dass es bei Interviews zu verschiedenen Arten der Zweckentfremdung kommt. So wurde die Forschungsveranstaltung, von der die empirische Sozialforschung ausgeht, von Erich und Gabriele zu einem Tribunal für versteckte Anklagen und Schuldzuweisungen gemacht, von Dagmar und Bruno als Beziehungsplattform und Dialogforum instrumentalisiert. Jene Teilnehmenden, die sich intime Geheimnisse von der Seele reden wollten, nutzten das Interview zur persönlichen Beichte. Und viele Paare nutzten es als eine Auftrittsgelegenheit, um sich als werdendes Elternpaar herzustellen, selbst zu vergewissern und sich als ein neuartiges "Wir" sprechen zu hören. [57]

Eine weit verbreitete Gebrauchsweise des Interviews besteht darin, es zu einem Beziehungsdokument zu machen: Paare lassen bei ihrer Hochzeit Fotos machen, um das einmalige Ereignis besser ins Paargedächtnis eintragen zu können. In abgeschwächter Form findet sich dieser Dokumentarismus auch in (paar-) biografischen Interviews. Ihre Transkripte lassen sich als Dokumente nutzen, in denen die Sprechenden etwas erinnerungsfähig zu Protokoll gaben. Es wird zitierfähiges Material gesammelt, auf das man sich etwa im späteren Streit berufen kann, es werden aber auch positive Erinnerungen auf Dauer festgehalten, die sonst vermutlich in ihrer Flüchtigkeit verschwinden würden. Ein solches Interesse daran, mit dem Interview eine Momentaufnahme der eigenen Beziehungsgeschichte dokumentieren zu lassen, wird in vielen Interviews mit der Bitte um die späteren Transkripte versehen. In dieser Bitte ist zugleich eine Valorisierung des gemeinsamen Gesprächs artikuliert.20) [58]

Unsere GesprächspartnerInnen übermitteln also nicht passive Informationen als "InformantInnen", sie nutzen die soziale Situation des Interviews strategisch und eigensinnig. Sie sind gleichermaßen wie die Interviewenden Teilnehmende. Ein letzter Ausschnitt mag zeigen, dass sie darüber hinaus auch ebenfalls zu Beobachtenden werden können: Sabine und Markus haben, wie oben dargestellt, divergierende Versionen ihrer Kennenlerngeschichte. Den Dissens resümierend wendet sich Sabine vertraulich an die Interviewerin, die ihr nicht persönlich bekannt ist, mit der sie aber Bekannte teilt.

S: "Auf jeden Fall haben wir nicht darüber geredet, ob wir zusammen sind oder nicht, weißte? Man redet ja nicht so richtig da drüber."

I: "Okay."

M: "Was heißt hier 'weißte'"?

I (zu Sabine): "Ich weiß schon, was du meinst."

M: (zu I) "Jaja, ich weiß, (zu Sabine:) aber willst du jetzt irgendne Zustimmung jetzt dazu haben? Wie man das macht oder wie du das machst?"

S: "Wir haben's auf jeden Fall nicht geklärt" (Sabine & Markus, Int. 43, Z.147ff.). [59]

Sabine versucht bei der Rekonstruktion der gemeinsamen Geschichte des Paares, ihre Version im Interview durchzusetzen. Dafür rekurriert sie auf eine durch Alters- und Geschlechtsgleichheit nahegelegte informelle Beziehung zur Interviewerin aus dem Umfeld ihres persönlichen Netzwerks. Ihr "Weißte?" fordert die Interviewerin zur Rückendeckung für ihre Geschichte auf. Markus unterbindet diesen Versuch der Vereinnahmung sofort ("Was heißt hier 'weißte'?"). Damit betreibt er eine reaktionsschnelle Konversationsanalyse der Äußerung seiner Partnerin. Er bestimmt ihre pragmatische Bedeutung im Rahmen einer kurzlebigen, kleingruppenartigen Zusammenkunft als einen Versuch der Allianzbildung. [60]

Diese Analyse zielt auf den pragmatischen Subtext von Forschungsgesprächen, der sich so weder in unseren Transkripten noch auf den Tonspuren von Aufzeichnungsgeräten findet. Er erinnert an die notorischen Grenzen dieses Datenerhebungsverfahrens. Interviewdaten beruhen auf vielfachen Selektionen. So wie die Tonaufzeichnung sich ganz auf das je situativ Hörbare beschränken muss und alles Ungesagte ignoriert, so resultieren auch die Verbalisierungen der Sprechenden aus Selektionen. Es sind deutende Vergegenwärtigungen vergangener Handlungsperspektiven, und es sind Verbalisierungsversuche für z.T. stumme Sinnschichten (HIRSCHAUER 2001). Entsprechende Vorsicht empfiehlt sich, falls irgendjemand wissen möchte, was "wirklich" geschah. [61]

Paarinterviews sind soziologisch veranstaltete Gespräche, in denen sich Paare dabei beobachten lassen, wie sie kommunikativ darin kooperieren und konkurrieren, ihre Geschichte zu konstruieren. In ihnen trifft die große zeitliche Ausschnitthaftigkeit der Aufzeichnungen auf das tiefe paarhistorische Beziehungswissen der TeilnehmerInnen, vor dessen Hintergrund einfache Stichwörter ganze Streitkomplexe oder Beziehungsphasen evozieren. Unsere Beobachtungsposition ist also schwach. Hinzu kommt, dass das, was GOFFMAN (1983 [1959]) über individuelle Selbstdarstellung feststellte – dass einzelne Personen durch die Darstellungen ihres Selbst immer auch etwas verbergen: auslassen, abschatten, beschönigen, bemänteln –, natürlich auch für Paare gilt: Sie machen sich in ihren Auftritten zugleich sichtbar und unsichtbar. Sie schaffen eine Frontstage und ziehen einen Vorhang vor die Backstage ihres Privatlebens. Wir kommen sozusagen ins Wohnzimmer und vielleicht in die Küche, aber nicht ins Bad oder Schlafzimmer. [62]

Was können wir, wenn wir uns soziologisch für das Entstehen von Kindern, für Sexualität und Konflikte interessieren, dann in Erfahrung bringen? Wir haben versucht zu zeigen, dass wir von divergierenden Darstellungen und von Rissen in paarinternen Fassaden profitieren. Wir profitieren ferner davon, dass wir mit ihnen im Gespräch fast zwangsläufig in Kontakt zu den Strukturen ihrer Beziehung kommen. Außerdem helfen uns Fallvergleiche. Wenn ein Paar uns freimütig Einblick in seine Konflikte gibt, so sehen wir auch bei einem anderen umso klarer, was es mit vielen Worten beschweigt, was also im Interview bemerkenswert ungesagt bleibt. Wir können also z.T. sehen, z.T. begründet vermuten, wo und wann ein Paar einen Vorhang zuzieht. [63]

Dabei darf man nicht vergessen, dass Paarinterviews Begegnungen einer fremden mit zwei einander hochvertrauten Personen sind. Verstehen lässt sich so eine Begegnung niemals im Rahmen der Rationalität der Forschung, sondern nur, wenn man berücksichtigt, wie diese von Alltagsrationalitäten durchsetzt und konterkariert wird. Deshalb verstehen wir als teilnehmende BeobachterInnen uns als bloße Zaungäste von Paarbeziehungen: einerseits weil wir auch Teilnehmende sind und uns so verstehen müssen, wenn wir auf Augenhöhe mit den anderen beiden agieren wollen; andererseits weil unsere GesprächspartnerInnen auch selbst Beobachtende sind, die ihre PartnerInnen "forschend" kennenlernen und deren Analysen und Schachzügen auch wir ausgeliefert sind. Ein soziologisches Interview über das private Leben Anderer ist eben noch mehr als jedes andere Interview ein Versuch, mit der Selbstbeobachtung dieser Anderen Schritt zu halten. [64]

Anmerkungen

1) Die diesem Aufsatz zugrunde liegenden Daten wurden im Rahmen der DFG-Forschungsprojekte "Pränatale Sozialität" (2009 – 2013) und "Geschlechtliche Differenzierung und Entdifferenzierung pränataler Elternschaft" (2013 – 2016) an der Universität Mainz erhoben. Die Daten sind nicht nur anonymisiert, sondern in Bezug auf identifizierende biografische Details auch maskiert. <zurück>

2) Im Sinne der Ethnografie setzt dieser Datentyp auf die Gleichörtlichkeit und Gleichzeitigkeit von Datenerhebung und untersuchtem Prozess. Drei Vorteile zeigten sich: Erstens ist die verlaufsbegleitende, anlassgesteuerte Schreibaktivität der Zeitpunktgebundenheit eines Interviews überlegen, weil sie das Schwangerschaftserleben in seiner Prozessualität erfasst. Zweitens kann das Tagebuch für Schwangere zu einem privaten und für sich selbst genutzten Rückzugsort werden, an dem die Intimität des Schwangerschaftserlebens besser zum Ausdruck kommen kann. Und drittens sind die fragilen Kommunikationsformen mit dem Ungeborenen, die einer imaginierten, dem Beten ähnlichen Reziprozität folgen (HIRSCHAUER & HOFMANN 2012, S.8), nicht ohne Weiteres gegenüber Dritten verbalisierbar, manche Teilnehmerinnen signalisieren im Interview Peinlichkeit. Das Papier des Tagebuchs ist hier geduldiger, verschwiegener und unempfindlicher. <zurück>

3) Wir werden in diesem Aufsatz nicht auf die Effekte der unterschiedlichen Zahl von Teilnehmenden eingehen. Auch die Effekte der Geschlechtskomposition des Gesprächskreises werden wir an anderer Stelle darstellen. Generell haben wir die Beobachtung gemacht, dass das Fehlen oder Vorhandensein eigener Schwangerschaftserfahrungen für den Gesprächsverlauf wichtiger ist als demografische Variablen (wie Alter und Geschlecht). In jedem Fall gilt: Man bekommt das Gespräch aufgezeichnet, das von eben diesen Personen geführt wird. <zurück>

4) Eben darin liegen auch die besonderen Risiken einer obligatorischen Datenarchivierung für die qualitative Sozialforschung begründet: Schon das Diktiergerät, erst recht aber die Eröffnung, die erhobenen Daten könnten für unbekannte Dritte zur Verfügung gestellt werden, unterlaufen die Zusicherung, das Interview sei eine garantiert folgenlose Interaktion (siehe hierzu HIRSCHAUER 2014). <zurück>

5) Unsere Paare lassen sich auch z.T. danach unterscheiden, auf welcher dieser Bezugsrahmen sich Diskursfragmente zurechnen lassen, ob sie z.B. intern intensiv im Gespräch scheinen, oder ob sie sich stark von familiären Ratschlägen oder von anderen Lebensstilen distinguieren. Zum Zusammentreffen unterschiedlicher Diskurse in einer Äußerung siehe auch SCHÄFER (2011, S.109). <zurück>

6) Sprechende können sich dabei auch als Angehörige spezifischer Teilöffentlichkeiten begreifen. So kann ein politisch aktiver Schwuler nicht nur als Sprecher seiner Selbst, sondern zugleich als Fürsprecher seines Lebensstils agieren. Seine Äußerungen sind dann nicht nur "presentations of self" (GOFFMAN 1983 [1959]), sondern "representations of self". <zurück>

7) Die exemplarischen Datenauszüge wurden möglichst lesefreundlich transkribiert. Schrägstriche verdeutlichen Satzabbrüche, in Klammern angefügte Nummern verweisen auf die Dauer einer Redepause in Sekunden, Punkte in Klammern markieren Auslassungen, Kursiviertes markiert Betontes. <zurück>

8) GOFFMAN differenziert zwischen den situativen Gestaltern ("Lautsprecher") einer Äußerung, den (z.B. zitierten) Urhebern und den dargestellten Figuren, von denen er fünf unterscheidet (1980 [1974], S.562ff.): natürliche, (nach Skripten) gespielte, gedruckte, zitierte und nachgeahmte – allesamt Optionen der Sprechenden, die Verbindung ihrer selbst mit dem Ich ihrer Rede zu lockern. <zurück>

9) Die Parallelen der Rahmenanalyse zu BACHTINs einflussreichen literaturtheoretischen Überlegungen sind noch auszuloten:

"Eine dialogische Einstellung kann zu jedem sinnvollen Teil der Aussage, ja sogar zum einzelnen Wort hergestellt werden, wenn es ... als Zeichen eines fremden Standpunktes, als Vertreter einer fremden Äußerung aufgenommen wird, d.h., wenn wir eine fremde Stimme in ihm hören" (1971 [1929], S.205).

Dies gilt auch für die Beziehung der Sprechenden zu eigenen Aussagen, "wenn wir auf irgendeine Weise von ihnen zurücktreten, mit innerem Vorbehalt sprechen, uns distanzieren, unsere Autorschaft gleichsam einschränken oder teilen" (S.206). <zurück>

10) DAUSIEN nennt eine Reihe von Synchronisationsstrategien, darunter Parallelformulierungen und Formparallelen der Darstellung einzelner Geschichten, die nicht nur auf gemeinsames Erleben, sondern auch auf eine gemeinsame Erzähltradition in der Beziehung verweisen (1996, S.555f.). <zurück>

11) Auf eine weitere Lesart macht GATHER (1996, S.98f.) aufmerksam: Die Person, die das Rederecht überlässt, dirigiert die andere Person in die Position der Beziehungsrepräsentation. <zurück>

12) Siehe zum Funktionieren solcher Köder BERGMANNs Analyse von Klatscheinladungen (1987, S.120ff.). <zurück>

13) Wie abgestimmt die Fassade eines Paares ist, hängt natürlich wesentlich von der Beziehungsdauer ab. Daneben erscheint uns nach unseren Interviews aber auch die Konfliktfestigkeit eine wichtige Variable. Paare, die gar nicht erst versuchen, Streit zu verbergen, lassen einen geringeren Teil von Ungesagtem vermuten als extrem harmonisch wirkende Paare (wie das in der Protokollsequenz zu Beginn von Abschnitt 2). Kurz: Wenn es kracht, wird meist auch viel gelacht. <zurück>

14) Das gilt natürlich auch für die Interview-öffentliche Mitteilung von Zuneigung (großen Komplimenten, Liebeserklärungen, Treueversprechen, Elternschaftsbelobigungen). So erzählt Patrizia von ihren Auslandsaufenthalten vor der Beziehung mit Sören so: "Dann hab ich erst mal noch'n bisschen in Italien nach Sören gesucht, dann in Schweden. Und dann hab ich ihn in Ulm gefunden." Edith nutzt ein öffentliches Kompliment, um Benjamin auf eine häusliche Rolle zu verpflichten: "Also ich kann mir gut vorstellen, dass er zuhause bleibt und sich nur um das Kind kümmert und ich arbeiten gehe. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er das perfekt hinkriegt." <zurück>

15) Das Spiel über Bande hat Ähnlichkeit mit einer alten Technik des Theaters, auf dessen Bühnen ja grundsätzlich (meist festgelegte) Dialoge vor (passiven) Dritten stattfinden. GOFFMAN (1980 [1974], S.552) spricht von der "komplizenhaften Verständigung" mit einem Hörer/einer Hörerin bei Ausschluss (aber halber Kenntnis) dritter Personen. Die beständige Doppeladressierung von Äußerungen tritt klar zutage, wenn im ostentativen "Beiseitesprechen zum Publikum" so getan wird, als würde man die mitspielenden Figuren von der Kommunikation ausnehmen. Im Interview wird diese Konstellation umgedreht: Das Publikum wird zumeist offen adressiert, die MitspielerInnen nur kommunikativ mitversorgt. <zurück>

16) Dass diese Dritten sich vom kontingenten Verlauf der Interviewkommunikation auch benutzen lassen sollten, ist eine Forderung, die schon NASSEHI und SAAKE (2002, S.77) im Rahmen ihrer Kritik subjekttheoretischer Engführungen der Biografieforschung erhoben. <zurück>

17) Für eine detaillierte Analyse dieses Falles siehe HIRSCHAUER, HEIMERL, HOFMANN und HOFFMANN (2014, S.62ff.). <zurück>

18) Im Hinblick auf diese gesteigerte Eigendynamik des Interaktionsverlaufs hat das Paarinterview Ähnlichkeit mit der Gruppendiskussion (vgl. WOLFF & PUCHTA 2007). <zurück>

19) Bestimmte Sprechhandlungen können nur unter Vertrauten stattfinden. So wie man über FreundInnen und Bekannte nur mit FreundInnen und Bekannten klatschen kann (BERGMANN 1998, S.143), so ist auch das "Frotzeln" ein Kommunikationsmodus, der die Intimität einer Beziehung nur unter der Voraussetzung eines gemeinsamen Interaktionsgedächtnisses bestätigen kann (GÜNTHNER 2006). <zurück>

20) Ein Gutachter dieses Beitrags für FQS gab darüber hinaus einen wertvollen Hinweis: dass werdende Eltern sich zu Interviewenden positionieren wie zu ihren zukünftigen Kindern, die ihnen aktuell ähnlich fremd sind wie die Interviewenden, aber einmal ganz ähnliche Fragen an das Paar richten könnten. Daher könnten werdende Eltern mit den InterviewerInnen als Platzhalter auch testen, welche Positionen sie gegenüber ihrem Nachwuchs und zueinander einmal einnehmen können. Unser Gegenstand, die Schwangerschaft, macht insofern deutlich, dass Paarinterviews nicht nur mit Blick auf die interaktive Verfertigung von Paarvergangenheit, sondern auch von Paarzukunft betrachtet werden sollten. <zurück>

Literatur

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Zu den AutorInnen

Stefan HIRSCHAUER ist Professor für Soziologische Theorie und Gender Studies an der Universität Mainz und Sprecher der DFG-Forschergruppe "Un/doing differences. Praktiken der Humandifferenzierung". Forschungsschwerpunkte sind Praxistheorien, qualitative Methoden, Soziologien des Wissens, des Körpers und der Geschlechterdifferenz.

Kontakt:

Stefan Hirschauer

Soziologische Theorie und Gender Studies
Institut für Soziologie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Jakob-Welder-Weg 12, 55122 Mainz

Tel.: +49 (0)6131/39-20377

E-Mail: hirschau@uni-mainz.de
URL: http://www.soziologie.uni-mainz.de/FB02/hirschauer/105.php

 

Anika HOFFMANN ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kriminologie des Fachbereichs Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Kontakt:

Anika Hoffmann

Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
Lehrstuhl für Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug und Strafrecht
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Jakob-Welder-Weg 9, 55099 Mainz

Tel.: +49 (0)6131/39-22106
Fax: +49 (0)6131/39-23053

E-Mail: anikahoffmann@uni-mainz.de
URL: http://www.jura.uni-mainz.de/bock/473.php

 

Annekathrin STANGE ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt "Geschlechtliche Differenzierung und Entdifferenzierung pränataler Elternschaft".

Kontakt:

Annekathrin Stange

Soziologische Theorie und Gender Studies
Institut für Soziologie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Jakob-Welder-Weg 12, 55122 Mainz

Tel.: +49 (0)6131/39-26530

E-Mail: stangea@uni-mainz.de
URL: http://www.soziologie.uni-mainz.de/FB02/hirschauer/397.php

Zitation

Hirschauer, Stefan; Hoffmann, Anika & Stange, Annekathrin (2015). Paarinterviews als teilnehmende Beobachtung. Präsente Abwesende und zuschauende DarstellerInnen im Forschungsgespräch [64 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 16(3), Art. 30,
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1503306.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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