Volume 8, No. 2, Art. 6 – Mai 2007

Diskursanalyse und Biographieforschung. Zum Wie und Warum von Subjektpositionierungen

Elisabeth Tuider

Zusammenfassung: In den aktuellen Überlegungen der im Anschluss an Michel FOUCAULT ausgearbeiteten Gouvernementality-Studies werden im Zuge der Formierung neuer (neoliberaler) Regierungsrationalitäten auch neue Subjektivierungsweisen konstatiert. Diese Subjektivierungsweisen sind – FOUCAULT folgend – als Effekte diskursiver Praktiken zu begreifen. Bisher offen geblieben ist aber die forschungsmethodische Erschließung von diskursiven Effekten.

Denn während von Seiten der Diskursforschung bisher nur neue Subjektivierungsweisen deklariert wurden, ohne sie aber methodisch einzuholen, wurden von Seiten der Biographieforschung nur die subjektiven Verortungen betrachtet, ohne sie mit den sie umgebenden Diskursen systematisch zu verbinden. Um dieses Desiderat zu beheben und die diskursiven Effekte, die Subjektpositionierungen, methodisch zu erfassen, wird hier eine methodische Koppelung von Diskursanalyse und Biographieforschung vorgeschlagen, um damit den Defiziten beider Forschungstraditionen beizukommen.

Am Beispiel der in Juchitán/Südmexiko auffindbaren Subjektpositionierung muxé wird die vorgeschlagene Methodenkoppelung exemplarisch veranschaulicht. Dem hier vorgestellten Vorgehen liegt die These zugrunde, dass biographische Erzählungen einerseits von Diskursen durchdrungen sind und die biographischen Erzählungen andererseits Hinweise auf die Materialisierung von Diskursen sowie auf das über die Diskurse Hinausgehende geben.

Keywords: Subjektpositionierung, Gouvernementality-Studies, Intersektionalität, 3. Geschlechterraum, Diskursanalyse, Biographieforschung, Mexikoforschung

Inhaltsverzeichnis

1. Der Name des Anderen: muxé?

2. Diskursanalyse und Gouvernementalität

3. Biographieforschung

4. Verschränkt: Diskurs und Biographie

5. Methodische Schritte zur Verbindung von Diskursanalyse und Biographieforschung

5.1 Methodik der Diskursanalyse

5.2 Methodik der Biographieforschung

6. Thematisches Beispiel "gay – homosexuell – muxé"

6.1 Aus den biographischen Erzählungen

6.2 Aus der Diskursanalyse

6.3 Konfrontation: Diskurse und Biographien

7. Resümee

Anmerkungen

Literatur

Zur Autorin

Zitation

 

1. Der Name des Anderen: muxé?

"In Juchitán ist es möglich, Frau zu sein und wie ein Mann zu leben oder Mann zu sein und wie eine Frau zu leben. Auch im Bewusstsein der Kinder existiert schon die mögliche Identifizierung mit dem anderen Geschlecht. Die Effeminierten haben ein höheres soziales Ansehen aufgrund ihrer sexuellen Definition. Die 'muxés' haben eine hohe Position, weil sie sowohl in männlichen als auch in weiblichen Berufen eine produktive Rolle spielen" (El Tiempo, 17. März 2003, S.9).1)

Obwohl sie als "Junge" geboren wurden, verorten sich einige Menschen in der südmexikanischen Stadt Juchitán2) nicht als "Mann" und auch nicht als "Frau", sondern sie verwenden die Bezeichnung muxé, um sich selbst zu beschreiben. Handelt es sich bei den muxés, wie mexikanische und auch westliche Forscherinnen interpretieren, um ein "3. Geschlecht" (vgl. BENNHOLDT-THOMSEN 1997; MIANO BORRUSO 2002)? Oder liegt in Juchitán das "queere Paradies" (SONER 2000) mit einer durch das existierende Matriarchat gegebenen Voraussetzung zur "institutionalisierten Homosexualität" (BENNHOLDT-THOMSEN 1997)? [1]

Gekleidet in der traditionellen Tracht der indigenen Frauen Juchitáns (in ihrem Huipil) – so lernte ich im August 20043) die aufgrund ihres Wahlkampfes wohl prominenteste muxé Mexikos kennen: Amaranta. Sich als muxé zu positionieren und zu leben bedeutet, so erzählt Amaranta,4) die kulturell vorgesehenen Frauenräume, und selten auch die männlichen, für sich in Anspruch zu nehmen. Amarantas Begehren richtet sich auf "Männer", genauer: sog. "heterosexuelle Männer", mit denen sie eine heterosexuelle Beziehung führt. Für eine heterosexuelle Beziehung müsste sie aber, wenn wir der gängigen Definition mit der ergänzenden Dreieinigkeit von Sex-Gender-Desire folgen, eine Frau sein. [2]

Ist schon die Frage, welches Geschlecht Amaranta hat, schwer zu beantworten, so scheitern bei Überlegungen zu ihrer Sexualität die Bezeichnungen, die das heteronormativ geprägte Sprachregime dafür zur Verfügung stellt, gänzlich: Ist sie "schwul", "heterosexuell" oder eigentlich "bisexuell"? Ist sie nun ein Mann, der sich als Frau identifiziert und mit einem Mann Sex hat? Wenn sie mit einer Frau "schlafen" würde, wäre es dann lesbischer oder Hetero-Sex? Und wenn zwei muxés Sex hätten, wovon müssten wir dann reden? [3]

Das Anliegen, Amaranta einzuordnen, und die im Zuge dessen gestellten Fragen agieren auf der Basis einer fundamentalen Unterstellung: dass nämlich von einer kausalen Beziehung zwischen einem vermeintlich eindeutigen biologischen Körper (Sex), einer eindeutigen geschlechtlichen Identität (Gender) und dem auf das jeweils "andere" Geschlecht gerichteten sexuellen Begehren auszugehen ist. Dieses Verhältnis von Sex-Gender-Desire, das in der Norm der Heterosexualität zementiert und naturalisiert wird, wurde v.a. im Rahmen feministischer Überlegungen einer Kritik unterzogen. Die Fragen, die nun auftauchen, sind: Worauf beziehen sich die Selbstpositionierungen als muxé, d.h. die Verortungen im In-Between? Werden darin Geschlechtergrenzen unterlaufen oder wird erst recht auf sie hingewiesen? D.h.: In welchem Zusammenhang stehen die Selbstpositionierungen (als muxé) und die hegemonialen diskursiven (Geschlechter- und Sexualitäten-) Regime? Und wie kann dieser Zusammenhang zwischen "Diskurs" und "Subjekt" forschungsmethodisch ausgelotet werden? [4]

Am Beispiel der Subjektpositionierung muxé wird im Folgenden veranschaulicht, ob und wie diskursive Formationen und biographische Erzählungen5) miteinander verwickelt sind, ob und wie die in Amarantas Wahlkampf bedienten Diskurse und biographische Erzählungen aufeinander verweisen, ob und wie diskursiv hergestellte Geschlechter- und Sexualitätenpositionen in den narrativen Erzählungen besetzt, unterlaufen oder verweigert werden.6) [5]

Anliegen meines Beitrages ist es, die in Anlehnung an Michel FOUCAULT weiterentwickelte Diskursanalyse (Abschnitt 2) mit den methodologischen Überlegungen zur Biographizität (Abschnitt 3) von Geschlecht und Ethnizität (vgl. LUTZ & DAVIS 2005; DAUSIEN 2001; ROSENTHAL 2005a) zu verbinden (Abschnitt 4). Ich gehe dabei der These nach, dass sich Diskurse in den biographischen Erzählungen ablagern und biographische Erzählungen von Diskursen durchdrungen sind. Die biographischen Erzählungen wiederum liefern Anhaltspunkte für die Diskursanalyse, indem sie Aufschlüsse über die subjektkonstituierende Wirkung von Diskursen und Hinweise auf diskursive Lücken und Leerstellen geben. [6]

Die randständige Position in der Ordnung wird dabei zum Ausgangspunkt genommen, um herauszufinden, was die spezifische Art und Weise ist, "in der ein Mensch sich selbst in ein Subjekt verwandelt" (FOUCAULT 1978, S.243) und gelernt hat, sich als Subjekt zu erkennen. Dieses späte Vorhaben FOUCAULTs, die Analyse des Verhältnisses von Subjektkonstitution und Macht unter dem Konzept von Regierung, wird in den aktuellen Überlegungen zur Gouvernementalität7) weitergeführt und damit die Frage beantwortet, "wie Körper, Dinge, Emotionen und Gedanken von den Machtmechanismen durchdrungen sind, aus denen sie zugleich erwachsen" (PIEPER & GUTIÉRREZ RODRÍGUEZ 2003, S.10). Die Gouvernementalitäts-Perspektive kann bei der Verbindung von Diskurs- und Biographieforschung als methodologischer Leitfaden dienen. [7]

2. Diskursanalyse und Gouvernementalität

Im Diskursverständnis FOUCAULTs sind Macht-Ordnungen und Wahrheitsproduktionen miteinander verkoppelt, wobei Macht8) und Diskurs weder als identisch noch als kausal verbunden zu denken sind (vgl. SEIER 1999, S.75). Diskurse gehen weder der sozialen Wirklichkeit voraus noch bezeichnen sie diese nur, sondern Diskurse stehen mit gesellschaftlichen Institutionen und Lebensweisen in einer Wechselbeziehung. Diskurse als soziale Praktiken produzieren Wahrheiten, machtvolle Wahrheiten, da sie auf einem System von Ein- und Ausschließungen basieren.9) Konkreter: Diskurse wirken auf einzelne Äußerungen anordnend, strukturierend und regulierend, da sie Aussagen, Konzepte und Begriffe, SprecherInnenpositionen und Perspektiven zueinander in Beziehung setzen und darüber formatieren, d.h. Wahrnehmungen generieren und Wissensgegenstände kreieren. "Empirisch besteht ein Diskurs aus einem Strom von Aussagen, der für anschließende Aussagen zum bedingenden Kontext wird, sodass eine 'Menge' von Aussagen als System mit Reglementierungscharakter erscheint" (DIAZ-BONE 2004, S.2). [8]

Machtstrategien und Wissenstechniken ergänzen sich bei der Konstitution, Reproduktion und Transformation von Erkenntnisobjekten, sie bringen auch spezifische Subjektivierungsweisen als ihr gleichsam materiell existierendes verkörpertes Produkt hervor. Denn Diskurse sind "Praktiken (….), die systematisch die Gegenstände bilden, von denen sie sprechen" (FOUCAULT 1973, S.74). Die körperliche Erfahrung, das sexuelle Begehren, das vergeschlechtlichte Handeln, die sozialen Beziehungen und kulturellen Ordnungen sind also nicht dem Diskurs vorgelagert oder ein natürlich Gegebenes, auf das die Diskurse wirken, sondern sie können als Effekte der diskursiven Regime definiert werden. In der diskursiven Konstitution von Subjektpositionen ist aber auch stets ein unberechenbares Moment der Unordnung, des Bruchs und der Willkür beinhaltet. Denn Diskurse "bilden gleichzeitig bewahrende und verändernde, also in sich ambivalente Strukturen" (BUBLITZ, BÜHRMANN & HANKE 1999b, S.12; Herv. E.T.). Sie produzieren Machtbeziehungen und unterminieren sie zugleich, ihr Kennzeichen ist eine "taktische Polyvalenz" (FOUCAULT 1983, S.122). [9]

An den Kraftlinien der Macht, die aber auch unterbrochen, durch- und weggebrochen werden können, formen sich Subjektivitäten.10) Dabei existiert keine Form von Subjektivierung, die nicht Resultat historisch kontingenter Konstitutionsbedingungen ist (BÜHRMANN 2004, S.28). Das Subjekt wird dabei weder von der Macht völlig vereinnahmt, noch ist die Macht auf das Subjekt reduzierbar, sondern das (geschlechtlichsexuelle) Subjekt konstituiert sich in einer Doppelbewegung: in der Unterwerfung und in der Subjektwerdung, machtausübend und zur Selbstführung fähig.11) [10]

Während sich FOUCAULTs Akzentverschiebung von der Repressionsfunktion hin zum Produktionsmoment von Macht in den Sozialwissenschaften weitgehend durchgesetzt hat, werden seine späteren Überlegungen zum Verhältnis von Macht, Subjektkonstitution und Regierung erst in den letzten Jahren rezipiert. Regieren erfasst die Gesamtheit der Institutionen und Praktiken, Prozeduren, Techniken und Methoden, mittels derer Menschen gelenkt werden. D.h. Regieren ist eine ökonomische Form der Führung und bezeichnet eine Form der Machtausübung, die sich in das Subjekt hineinverlagert. Die Stärke des Regierungsbegriffs liegt dabei in seiner zweiseitigen Ausrichtung, mittels derer das Spezifische von Machtverhältnissen erfasst werden kann, denn

"'Führung' ist zugleich eine Technik des Anführens anderer (…) und die Weise des Selbstverhaltens in einem mehr oder weniger offenen Feld von Möglichkeiten. Machtausübung besteht im Führen der Führungen und in der Schaffung der Wahrscheinlichkeit. (…) Regieren heißt in diesem Sinne, das Feld des eventuellen Handelns zu strukturieren" (FOUCAULT 1987, S.255; Herv. E.T.). [11]

In FOUCAULTs Wortschöpfung "Gouvernementalität" werden nun die Formen der "Regierung durch andere" mit den Formen der "Regierung des Selbst" verknüpft, denn er verbindet darin die Begriffe gouverner (das Regieren politischer Rationalitäten) und mentalité (Denkweise bzw. Alltagspraxis) semantisch miteinander.12) Machttechnologien und Subjekttechnologien stehen also nicht konträr zueinander, sondern FOUCAULT fragt danach, wie und welche Machtverhältnisse unter sich verändernden politischen Rationalitäten gewisse Selbstverhältnisse fördern oder bremsen. Subjekte werden in diesem Verständnis nicht ausgelöscht, sondern die Gouvernementality-Studies erforschen die Praxis der Regierungstechniken, unter denen sich spezifische Identitäten und Subjektpositionierungen historisch konkret formieren. [12]

In theoretischer, kritisch-politischer und in empirischer Hinsicht das von FOUCAULT entworfene Konzept der Gouvernementalität weiterzuführen, ist das Ziel der gegenwärtigen, interdisziplinär orientierten Gouvernementalitäts-Forschung.13) Die Methode der Wahl zur Realisierung einer Gouvernementalitäts-Perspektive war bisher die Diskursanalyse. In FOUCAULTs diskursanalytischem Verständnis geht es um die Erfassung "der Regeln, nach denen das Wahre vom Falschen geschieden wird und das Wahre mit spezifischen Machtwirkungen ausgestattet wird" (FOUCAULT 1978, S.53), wodurch sich eine "politische Ökonomie der Wahrheit" (ebd.) entfaltet. Die Diskursanalyse zielt also darauf, Wissensordnungen zu verstehen, die für diejenigen, die im Diskurs stehen, vertraut sind. Sie fragt nach den inneren Regeln, Logiken und Ordnungen von Diskussionen und Debatten – und dies v.a. unter machttheoretischer Perspektive.14) Dabei geht sie davon aus, dass die jeweilige Diskursproduktion historisch kontingent ist. [13]

Diskurse können aber nicht einfach verstanden und gelesen werden, sondern sie müssen erst sichtbar gemacht werden.15) Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik, so positionieren Hubert DREYFUS und Paul RABINOW (1987) FOUCAULTs diskursanalytisches Vorgehen. DREYFUS' und RABINOWs Benennung als "interpretative Analytik" folgend konkretisiert Reiner KELLER in seiner aktuellen Einführung dieses Herangehen als die Zerlegung von Aussageereignissen und ihre reflektierte und kontrollierte Interpretation (vgl. KELLER 2004, S.71). Er hebt damit den Prozess der (hermeneutischen) Interpretationsarbeit am Text – wieder – hervor.16) Die Methodologie von Diskursforschung kann DIAZ-BONE zufolge als eine "Hermeneutik zweiter Ordnung charakterisiert werden: Aufgabe der Diskursanalyse ist, eine den Individuen nicht einsichtige Regelmäßigkeit (die der Formationsregeln) innerhalb einer diskursiven Praxis für eine analysierende Praxis intelligibel zu machen, d.h. rekonstruierend zu verstehen" (DIAZ-BONE 1999, S.126-127; Herv. E.T.).17) Dies macht eine theorieinspirierte Reflexion ebenso wie ein theorie- und hypothesengenerierendes Vorgehen zur Bedingung. [14]

In den diskursanalytisch vorgehenden Gouvernementalitäts-Studien konzentrieren sich die Analysen vorwiegend auf die Beschreibung von Regierungsprogrammen und die Deklaration neuer Subjektivierungsweisen. Aber wie "implementieren" sich politische Rationalitäten, Technologien und Programme? Ein Theorie- und Forschungsdesiderat der Gouvernementality-Studies ist ihre methodisch-methodologische Herangehensweise. Denn sie geben keinen bzw. wenig Aufschluss darüber, wie die Positionierung in der sozialen Ordnung hinsichtlich der geschlechtlichen, sexuellen und ethnischen Zugehörigkeit methodisch eingeholt werden kann. "Das methodologische Problem, wonach die Programme 'einfach so' oder 'irgendwie' mit der sozialen Praxis in Verbindung stehen sollen, kann aber nicht dadurch gelöst werden, dass sich die Studien infolgedessen auf eine Beschreibung der Programme beschränken" (REICHERT 2004, S.21). [15]

Offen in der bisherigen Diskursforschung bleibt also die Frage, wie die diskursiven Effekte, d.h. die Subjektpositionierungen, methodisch erfasst werden können. Einen Ansatzpunkt bietet zwar die postmarxistische Diskurstheorie von Ernesto LACLAU und Chantal MOUFFE (2000), die darauf hinweisen, dass Diskurse Sinnordnungen konstituieren und als solche Gesellschaft, die darin gängigen Praktiken, Identitäten und Subjektpositionen klassifizieren, ordnen und stabilisieren. Doch eine ausgearbeitete Methode, die die diskursiven Effekte, d.h. die bisher nur propagierten Subjektivierungsweisen, einfängt, haben LACLAU und MOUFFE auch nicht vorgestellt. [16]

Die Gouvernementality-Studies stehen also vor der Herausforderung, genau diese Lücke zu schließen und das Verhältnis von Regierung und Selbst bzw. Diskurs und Subjekt nicht nur methodologisch, sondern auch methodisch näher zu bestimmen, ohne es dabei als deterministisches Zwangsverhältnis festzulegen. Vielmehr gilt dieses Verhältnis als eine (Macht-) Beziehung, die schöpferische Veränderung und widerständisches Handeln mit einschließt. Um das so konstatierte Forschungsdefizit zu bearbeiten, um Subjektpositionen zu erfassen, wird hier ein Vorschlag zur systematischen Verknüpfung diskursanalytischer und biographischer Methodik gemacht. Die Gouvernementalitäts-Perspektive dient dabei als analytische Perspektive18), sie steht hier weniger für eine konkrete Regierungsweise bzw. neoliberale Regierungstechnik. [17]

3. Biographieforschung

Im Zuge seiner Arbeit zur Geschichte der abendländischen Sexualität war FOUCAULT auf die Geschichte des Hermaphroditen Herculine19) BARBIN aufmerksam geworden. Und in einem seiner nur teilweise verwirklichten Vorhaben, der Buchreihe "Parallelviten", erschien der "erste Band" zu Herculine BARBIN (vgl. FOUCAULT 1998). FOUCAULT bediente sich darin klassischer biographischer Quellen: BARBINs Tagebuchaufzeichnungen. D.h. er arbeitet mit den Erinnerungen eines einzelnen Individuums (ebd., S.11), bei dem Medizin und Justiz hartnäckig nach seinem/ihrem "wirklichen" Geschlecht gefahndet haben. "In der merkwürdigen Geschichte des 'wahren Geschlechts' ist Alexina BARBINs Bericht ein Dokument" (FOUCAULT 1998, S.11). Die Weise, wie BARBIN schreibt, zeige die Art zu leben auf (vgl. ebd., S.12), d.h. biographisches Schreiben und Leben sind miteinander verknüpft – eine Erkenntnis, die auch der Biographieforschung zugrunde liegt. Denn sie geht davon aus, dass die Selbstpräsentation nicht unbedingt intentional steuerbar ist, sondern sich die lebensgeschichtlichen Erfahrungen in der Textproduktion, v.a. in der ungelenkten Eingangserzählung, niederschlagen.20) [18]

Biographieforschung fokussiert subjektive Lebensgeschichten vor dem Hintergrund, dass in der "Konkretheit des individuellen Falls Allgemeingültiges (…) verborgen" (ALHEIT 1992, S.20) ist. Sie zielt darauf, die Spuren des gesellschaftlichen Allgemeinen in den einzelnen Biographien zu rekonstruieren. Dabei wird eine Dialektik von Individuellem und Gesellschaftlichem vorausgesetzt, die in der biographischen Analyse in den Blick genommen wird. Denn Biographieforschung analysiert das Zusammenspiel von sozialer Struktur und kollektivem Regelsystem einerseits und individueller Sinnkonstruktion in einer je spezifischen (Forschungs-) Situation andererseits. Die Biographieforschung fragt demgemäß nach den individuellen Aneignungs- und Verarbeitungsmustern gesellschaftlicher und milieuspezifischer Bedingungen zu einem je spezifischen historischen Zeitpunkt und nach deren Reaktualisierung im Forschungssetting. Denn gesellschaftliche Tatsachen bestehen nicht an und für sich, sondern erschließen sich erst im Prozess der Sinn- und Bedeutungszuschreibung der Handelnden. "Soziale Konstruktionen gehen also (…) durch die individuelle Logik biographischer Prozesse 'hindurch'" (DAUSIEN 1998, S.267). Individuen haben nicht eine Biographie, sondern diese wird in konkreten gesellschaftlichen Kontexten als Biographie produziert. D.h. aber auch, dass (biographische) Erfahrungen und Entscheidungen nicht auf gesellschaftliche Umweltfaktoren reduzierbar sind, sondern sie enthalten immer auch "das Element von Freiheit, [sie] sind nicht als ethischer Algorithmus rekonstruierbar" (MAROTZKI 2003, S.177). [19]

Unter dem Einfluss von Alfred SCHÜTZ, Florian ZNANIECKI und William I. THOMAS hat sich Biographieforschung im Laufe der 1920er Jahre im Wissenschaftskontext etabliert. Die theoriebildende Methodologie der Biographieforschung, die sich einer Dualität von Theorie und Empirie entgegenstellt, wurde bereits in den frühen Forschungsarbeiten der Chicago School ermöglicht und erprobt. Bis heute stellen diese Arbeiten eine wichtige Grundlage für den rekonstruktiven, empirisch fundierten Ansatz der Biographieforschung dar. Vor diesem Hintergrund erfand bzw. entwickelte in Deutschland v.a. Fritz SCHÜTZE (1983 und 1987) mit Bezug auf den Symbolischen Interaktionismus und die Phänomenologie sowie unter dem Einfluss der aufkommenden sprachsoziologischen Ansätze ein Verfahren, Narrationen im Interview zu produzieren und zu analysieren.21) [20]

Biographische Forschung basiert auf der Annahme, dass den Erzählungen generative Strukturen "in einer gemeinsam geteilten Wirklichkeit" (ROSENTHAL & FISCHER-ROSENTHAL 2003, S.457) zugrunde liegen, die in der Interaktion zwischen Forschenden und Erzählenden belebt, aufgedeckt und wissenschaftlich rekonstruiert werden können. Dazu beruft sich Biographieforschung auf zwei Prämissen: Die erste besagt, dass Erzählungen über biographische Ereignisse und Erfahrungen des erzählenden Subjekts Auskunft geben, dass sie demnach soziale Wirklichkeit in einer bestimmten sozialen und kulturellen Form und biographischen Perspektive repräsentieren; in der zweiten Prämisse wird Erzählen als kommunikative Praxis betrachtet, durch die Subjekte ihre individuell-biographische und ihre gemeinsame soziale Wirklichkeit konstruieren (vgl. DAUSIEN 2001, S.58).22) Dabei wird aber weder – wie ein oft geäußertes Missverständnis gegenüber der Biographieforschung meint – von einer Homologie von Narration und Wirklichkeit noch von einer Homologie von Semantik und Realität ausgegangen.23) Entgegen der unterstellten Gleichstellung von Text und gelebter Wirklichkeit wird in der Biographieforschung die Wechselwirkung von Vergangenem-Gegenwärtigem-Zukünftigem betrachtet (FISCHER-ROSENTHAL & ROSENTHAL 1997, S.411). Es geht der Biographieforschung "um die Genese (…) einer historisch konkreten sozialen Ordnung, für die biographische (Selbst-) Beschreibungen konstitutiv sind" (FISCHER-ROSENTHAL & ROSENTHAL 1997, S.405). Der Umgang mit der Unterscheidung von Ereignis und Narration gestaltet sich auf methodischer Ebene äußerst unterschiedlich: So schlug schon Fritz SCHÜTZE vor, die unterschiedlichen Textsorten zu beachten, also Berichte und Argumentationen von Erzählungen nicht nur theoretisch, sondern auch im methodischen Vorgehen zu differenzieren. Gabriele ROSENTHAL wiederum zielt auf die Unterscheidung von erzählter und erlebter Lebensgeschichte in der biographischen Rekonstruktionsarbeit (ROSENTHAL 1995). Des Weiteren plädiert sie für eine Einbeziehung weiterer Quellen, wie z.B. Archivmaterial, Arztberichte, Akten etc., die helfen, den "quellenkritischen Blick" (ROSENTHAL & FISCHER-ROSENTHAL 2003, S.464) zu schärfen. Darüber hinaus fordert sie die ausführliche Berücksichtigung des Kontextes des biographischen Erlebens, des Thematisierens und des biographischen Erzählens (ROSENTHAL 2005a, S.48).24) Denn

"die Art und Weise des Rückblicks auf die Vergangenheit und die Art und Weise des Sprechens über die in der Vergangenheit erlebten Situationen konstituiert sich also über die meist hinter dem Rücken der Akteure wirksamen, sowohl in der Vergangenheit internalisierten als auch in der Gegenwart geltenden Regeln" (ROSENTHAL 2005a, S.51). [21]

Der Wirkung diskursiver Regelsysteme ist bisher in der Biographieforschung zu wenig systematische Aufmerksamkeit geschenkt worden.25) Der Mensch als Geschichtenerzähler (FISHER 1985) macht aber – bewusst oder unbewusst – von narrativen Schemata Gebrauch. Wenn Diskurse als institutionalisierte Aussagesysteme, Praktiken und Regelsysteme definiert werden, dann ist davon auszugehen, dass sie sich als solche nicht nur im wissenschaftlichen oder öffentlich-medialen Raum, sondern auch in Alltagskommunikationen sowie in der narrativen Selbstverortung repräsentieren. Dabei durchziehen und strukturieren diskursive Regelsysteme narrative Schemata (vgl. VIEHÖVER 2001, S.178). [22]

Ein weiteres Problem der Biographieforschung liegt in einer ihrer Vorannahmen. Denn wenn soziologische Biographieforschung die erlebte Lebensgeschichte rekonstruieren möchte, dann setzt sie die Sinnhaftigkeit sozialer Prozesse, eine innere Struktur, mithin einen großen Zusammenhang voraus, dem sie in der biographischen Erzählung nachzugehen trachtet. Der "Fehler" bzw. die Schwäche der Biographieforschung liegt vielleicht darin, eine dem biographischen Material innewohnende Abfolge- und Entwicklungslogik aufspüren zu wollen, obwohl aktuelle gesellschaftliche Prozesse keine kohärenten und eindeutigen Zusammenhänge mehr zulassen.26) Doch nicht nur das, sondern v.a. das Auffüllen von Plausibilitätslücken in biographischen Erzählungen wird der Biographieforschung zum Verhängnis (vgl. BUKOW & SPINDLER 2006, S.23-24). Armin NASSEHI (2003) schlägt demgemäß vor, auf die Suche nach einer "authentischen biographischen Struktur" gänzlich zu verzichten. Wenn wir NASSEHIs Absage folgen, dann kann mit ihm – hilfreich – auch das Suchen und Finden-wollen eines "authentischen Selbst" oder einer konstanten Identität entfallen, welches sich in den biographischen Präsentationen offenbare. NASSEHIs Anregung aufzugreifen, sollte aber nicht dahingehend missverstanden werden, auch auf die Analyse der Manifestierungen gesellschaftlicher Strukturen in den biographischen Erzählungen zu verzichten. Wie im folgenden Abschnitt noch differenzierter dargestellt wird, finden biographische Erzählungen vor dem Hintergrund wirkmächtiger Diskurse statt. Sie beinhalten Verweise auf vorgegebene Regelsysteme ebenso wie Verweigerungen und Brüche derselben. Deswegen stellt sich hier auch die Frage, ob die (diskursiven) Lücken in den biographischen Erzählungen systematisch berücksichtigt und herausgearbeitet werden können. Erklärtes Ziel der Biographieforschung ist es, dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft nachzuspüren, wobei biographischen Erzählungen zugleich große Allgemeinheit und Spezifizität zugesprochen wird.

"Sowohl das Material ('was') einer erzählen Lebensgeschichte als auch die Art der narrativen Präsentation ('wie') sind somit nicht beliebig, sondern an den biographischen Wissensvorrat der Erzählerin gebunden. Sie sind Ergebnis (zugleich aber auch performativer Ausdruck und aktuelle Variation) einer biographischen Struktur der Erfahrungsverarbeitung" (Dausien 2001, S.59; Herv. E.T.). [23]

4. Verschränkt: Diskurs und Biographie

Als Ergebnisse diskursanalytischer Untersuchungen werden u.a. neue Subjektivierungsweisen konstatiert, deren konkrete Analyse zumeist aber ausbleibt. Denn im Fokus der bisherigen Diskursanalysen steht meist die Ordnungs- und Strukturierungsfunktion von Diskursen, wobei die Analyse ihrer anordnenden subjektkonstituierenden Wirkung vernachlässigt wird. Auf der anderen Seite fehlt der Biographieforschung bisher eine systematische Berücksichtigung der Wirkung diskursiver Regime auf die biographischen Erzählungen. [24]

Eine Verschränkung der diskursanalytischen mit der biographischen Perspektive erscheint an dieser Stelle notwendig, weil mit dieser Methodenkoppelung die Fragen nach dem "Warum" von Macht-Wissens-Konstruktionen mit dem "Wie" von Subjektpositionierungen erklärend verbunden werden kann.27) Biographie als "soziales Konstrukt verstanden, das Muster der individuellen Strukturierung und Verarbeitung von Erlebnissen in sozialen Kontexten hervorbringt, aber dabei immer auf gesellschaftliche Regeln, Diskurse und soziale Bedingungen verweist" (VÖLTER u.a. 2005, S.7), bietet die Chance, gerade die wirkenden Diskurse und Regeln mit Hilfe biographischer Einzelfallanalysen zu re-konstruieren. Die Frage ist, inwieweit welche Diskurse biographisches Erzählen wie beeinflussen und mitbestimmen.28) Die Frage ist aber auch, wie die biographischen Erzählungen über die zur Verfügung gestellten diskursiven Regime hinausgehen und sie unterlaufen. [25]

Diese Verbindung wurde von Seiten der Diskursforschenden gar nicht, von Seiten der Biographieforschung selten expliziert. Bettina VÖLTER und Thomas SCHÄFER (2005, S.162-165) haben zwar FOUCAULTs Analysen für die Biographieforschung fruchtbar gemacht und die FOUCAULTsche Subjektkritik, d.h. die in der Moderne aufkommende Art und Weise der Selbstthematisierung und Identitätsfixierung, auf die Biographieforschung bezogen und problematisiert (s.u.).29) Über die von VÖLTER und SCHÄFER herausgearbeitete kritische Herausforderung, die FOUCAULT für die Biographieforschung darstellt, hinaus soll hier eine methodische Verschränkung expliziert werden, um damit die Schwachpunkte beider Forschungsrichtungen zu überwinden. Denn erst mittels biographischer Erzählungen kann die Frage geklärt werden, wie die diskursiv hergestellten Subjektpositionen nicht nur diskursiv gefüllt, sondern auch gefühlt und gelebt werden. D.h.: Die biographischen Erzählungen zeigen die individuellen Sinnproduktionen und -repräsentationen im Kontext diskursiver Regime auf. Umgekehrt gibt die Diskursanalyse Anhaltspunkte für den größeren Gesamtkontext von Erzählungen, die die Bezüge und Brüche der individuellen Positionierungen ausweisen. [26]

Dem hier vorgestellten Vorgehen liegen zwei zentrale Annahmen zugrunde: 1. die Beziehungen von "Diskursen" und "Subjekten" als eine relationale, aufeinander verweisende zu definieren. und 2. dieses Verhältnis als ein nicht ineinander aufgehendes zu erfassen, sondern als eines, dass einen ständigen (Bedeutungs-) Überschuss impliziert. [27]

Zu 1.: Diskurse repräsentieren sich in der Artikulation von biographischen Erzählungen, denn Diskurse entfalten auch subjektkonstituierende Effekte. Diskurse sind aber nicht als kausale Voraussetzungen von Subjektpositionierungen zu verstehen, sondern Diskurse und Subjektpositionierungen stehen in einer wechselseitigen Beziehung. Deswegen gehen Subjekte in den Diskursen auch nicht auf. Vielmehr weisen die biographischen Erzählungen auf die hegemonialen Diskurse hin und gehen zugleich über diese hinaus. Biographien enthalten, wie ich weiter unten an Beispielen zeigen werde, Verweise auf Diskurse, und Biographieforschung erfasst "Ordnungsdiskurse, genauer Diskurse zur Ordnung der Lebenssituation im Angesicht kontingenter und offener Wirklichkeit" (BUKOW & SPINDLER 2006, S.27). Denn auf der Basis von Diskursen und mittels eines spezifischen Vokabulars rahmt, vereindeutigt, formt und identifiziert die/der AutobiographIn Gefühle und Erlebnisse, Wissen und Erinnerungen (VÖLTER & SCHÄFER 2005, S.168). D.h. es ist davon auszugehen, dass in biographischen Erzählungen immer auf gesellschaftliche, historisch-kulturelle Wissensbestände und Erzählmuster Bezug genommen wird. Der umfassendere historische und gesellschaftliche Kontext taucht in der Biographie in Form von Erzählmustern und Erzählstrategien, Argumentationen und Themen auf. [28]

Autobiographisches Erzählen ist zwar von gesellschaftlichen Normen geprägt, die intelligible SprecherInnenpositionen allererst legitimieren. Aber Diskurse wirken nicht auf vorgegebene, "natürliche" Subjekte, sondern Diskurs und Subjekt stehen in einem gegenseitigen Konstitutionsverhältnis. Deswegen kann es auch nicht das versteckte Anliegen sein, die "Authentizität" der Biographie mittels Diskursanalyse zu überprüfen und damit die Dualität von "subjektiver Wirklichkeit" und "objektiven Daten" zu reetablieren. Vielmehr können diskursive Regime, d.h. die subjektkonstituierenden Wirkungen von Macht-Wissens-Relationen, mit Hilfe biographischer Analysen strukturell beschrieben und re-konstruiert werden. Die Biographieforschung kann also eine notwendige Ergänzung der Diskursanalyse sein, indem mittels biographischer Erzählungen die diskursiven Effekte methodisch eingeholt werden können. [29]

Umgekehrt löst eine explizite Koppelung der Diskursanalyse an die Biographieforschung deren Problem bezüglich des Verhältnisses vom Allgemeinem und Besonderem. Denn über die Partikularität des Einzelfalles hinaus und jenseits des Anspruches auf Repräsentativität arbeitet Biographieforschung das Allgemeine im Besonderen heraus und steht dabei immer vor einem theoretischen und auch methodischen Engpass. Geben die Biographien Aufschluss über die diskursiven Effekte, d.h. darüber, wie sich Subjektivierungsweisen verkörpern, so stellen Diskurse eher die Matrix erzählter Biographien dar. Zu fragen ist einerseits: Welche Diskurse fließen in die Alltagspräsentation und -positionierung ein? Welche Diskurse werden in den Erzählungen aktualisiert? Und umgekehrt: Wo tauchen in den biographischen Erzählungen diskursive Muster auf? Wie schießen die Biographien über die zur Verfügung gestellten diskursiven Regime hinaus? Eine Koppelung an die Diskursforschung kann für die Biographieforschung eine weitere Quelle sein, den biographischen Kontext zu bestimmen; gerade mit dieser methodischen Verbindung können aber auch Hinweise auf widerständisches Handeln und auf Kontextbrüche herausgearbeitet werden. [30]

Zu 2.: FOUCAULTs Interesse bezog sich zum einen auf die historische Transformation und zum anderen auf die Brüche diskursiver Ordnungen. Diskurse selbst wurden (s.o.) als ambivalent charakterisiert. Die methodische Kontrastierung von Diskursforschung und biographischen Erzählungen liegt u.a. deswegen nahe, weil auch die Biographieforschung "eine methodologische Strategie zur differenzierenden Analyse sozialer (…) Konstruktionen jenseits binär-typisierender Kategorien" (DAUSIEN 2001, S.57) anbietet. Denn gerade die Themen, über die in den Biographien gesprochen wird, können über das diskursive Maß hinausgehen und damit auch Anhaltspunkte für die Analyse der Auslassungen im hegemonialen Diskurs geben. Mit der Biographieforschung können nicht nur Normierungseffekte, sondern auch Brüche und Lücken analysiert werden. Denn sie fragt in jedem Analyseschritt auch, welche Themen in der biographischen Selbstpräsentation nur angedeutet und nicht thematisiert werden, obwohl sie ko-präsent sind. In den Biographien können spezifische, eigensinnige, aber doch sinnhafte Praktiken zutage treten, die gerade nicht mit den Erwartungen der Diskurse übereinstimmen. Denn Diskurse eröffnen zwar Subjektpositionen, aber Subjekte konstituieren sich immer an der Schnittstelle mehrerer unterschiedlicher Diskurse. Sie sind mithin Effekte intersektionell30) verschränkter Diskurse, und damit können sie auch den hegemonialen, diskursiv vorgestellten Positionen entgegenstehen.31) Erst in der Kontrastierung von diskursiv hergestellten Subjektivierungsweisen und deren individueller Aneignung kann das Nicht-Thematisierte und Überschießende methodisch systematisch berücksichtigt werden. Eine offene Frage bleibt, ob und wie die diskursiven Leerstellen mit dem Nicht-Gesagten in den Biographien korrespondieren. [31]

Im Bruch mit bisherigen Kontexten und diskursiven Ordnungen auf inhaltlicher und erzähldarstellerischer Ebene liegt ein befruchtendes Moment für Diskursanalyse und Biographieforschung. Denn auf diesem Wege kann Mehrdeutigkeiten und Uneindeutigkeiten sowie Widersprüchen und Ungereimtheiten auch in den biographischen Narrationen mehr Raum gegeben werden, und diese müssen dann nicht mehr als Misslingen und Scheitern interpretiert und geglättet werden. [32]

Demgemäß gilt es sowohl Kohärenzen am und im Material zu rekonstruieren als auch – im Sinne der Dekonstruktion – Differenzen und Brüche zu berücksichtigen.

"Die grundlegendere methodologische Strategie FOUCAULTs scheint eine methodologische Verbindung von Dekonstruktion und Rekonstruktion gewesen zu sein, die sich zunächst auf solche Wissenseinheiten einlässt, die sich als evident in einem Bereich zu erkennen geben. Diese werden dann dekonstruiert und auf die sie bedingende diskursive Praxis hin rekonstruiert" (DIAZ-BONE 1999, S.128). [33]

In diesem Sinne wird der dominante und gleichzeitig gebrochene Geschlechter- und Sexualitätendiskurs in den biographischen Geschichten und den diskursiven Formationen re- und dekonstruiert. [34]

5. Methodische Schritte zur Verbindung von Diskursanalyse und Biographieforschung

Der auf der theoretisch-methodologischen Ebene deklarierten Beziehung zwischen machtvoller Diskurspraxis und Subjektpositionierung soll nun auf der konkreten methodischen Ebene nachgegangen werden. Dabei bietet es sich an, die Beziehung zwischen Diskursen und Subjektpositionierungen aus zweierlei Blickrichtungen zu betrachten: Die eine blickt von den Diskursen auf die Subjektpositionierungen, d.h. darauf, welche subjektkonstituierenden Effekte von Diskursen ausgehen und sich in den biographischen Erzählungen repräsentieren; die andere richtet ihren Blick ausgehend von den subjektiven Erzählungen auf den Diskurs und fragt, auf welche Weise in den biographischen Narrationen die dominanten Diskurse rekonstruiert und subvertiert werden, wie sich also Diskurse in den Erzählungen wiederfinden und brechen. [35]

Auch die methodische Rekonstruktion erfolgt in einer Doppelbewegung: Zum einen geht es darum, Texteinheiten, Begriffe und Argumentationen in den biographischen Narrationen aufzuzeigen, die auf den Diskurs zu eindeutigen und uneindeutigen Geschlechtern und Sexualitäten verweisen. Zum anderen sollen zentrale Themen, die in den biographischen Selbstbeschreibungen auftauchen, in die Diskursanalyse mit einbezogen werden. [36]

Es ist also davon auszugehen, dass Subjekte nicht im luftleeren Raum schweben, sondern dieser Raum von einem diskursiven Netz durchzogen ist, in dem sich Subjekte nicht als natürliche oder authentische Gegebenheiten, sondern als je historisch spezifische diskursive "Effekte" konstituieren. Die Praxis und die Rhetorik alltäglicher oder auch forschungsprovozierter Erzählungen – so kann weiter angenommen werden – spiegeln und brechen die dominanten und marginalisierten Diskurse wieder. Der unhinterfragten Annahme von subjektiver Authentizität in alltäglichen oder forschungsevozierten Erzählungen wird deren gar nicht so selbstverständliche Verstrickung in eine diskursive Macht-Wissens-Matrix entgegengehalten. Die "einfache Befragung" von Individuen zu ihren biographischen Erfahrungen in Form des narrativen Interviews kann gerade dieser Verquickung nachspüren sowie Aufschluss über die Wirkmacht und Wirkweise von Diskursen auf der einen Seite und über die widerständische Positionierung in der biographischen Repräsentation auf der anderen Seite geben. [37]

5.1 Methodik der Diskursanalyse

Im Zuge des Wahlkampfes von Amaranta im ersten Halbjahr 2003 kam es – vor dem Hintergrund der sich zunehmend etablierenden und sich institutionalisierenden (feministischen) Frauenbewegungen32) – zur Thematisierung geschlechtlicher und sexueller Diversität. Denn Amaranta hatte sich als muxé, Indigena und Feministin für die Registrierung der Partei "México Posible" im Bundesstaat Oaxaca zur Wahl gestellt33): "Es ist das erste Mal, dass eine politische Partei eine Person der sexuellen Diversität wie der muxé-Gemeinschaft für ein Amt der Volkswahl vorschlägt, und ich möchte nicht ohne eure Unterstützung in den Kampf ziehen" (Amaranta in El Tiempo, 31. März 2003).34) [38]

Die im und um den Wahlkampf von Amaranta publizierten Artikel in der regionalen Tageszeitung El Tiempo und der nationalen Tageszeitung La Jornada können darüber Aufschluss geben, wie sich die Subjektpositionierung muxé Bezug nehmend auf verschiedene Diskursstränge und Diskursebenen (wie Alltags- und Wissenschaftsdiskurs zu geschlechtlichsexueller [Un-] Eindeutigkeit) formiert.35) [39]

Zentrale Frage im Forschungsprozess ist: Was wird von wem wozu wie diskursiv hervorgebracht? Bzw.: Was wird von wem über wen in welchen Begriffen weshalb gesprochen? Am Beispiel des Wahlkampfes von Amaranta und der Positionierung als muxé differenzieren sich diese Fragen folgendermaßen aus: Wer ist zum Sprechen berechtigt (Wissenschaffende, PolitikerInnen, "Betroffene")? Wie und nach welcher Logik wird ein Gegenstand (muxé) diskursiv hervorgebracht? Wie werden dabei verschiedene Diskurse (zu Geschlecht, Sexualität, Ethnizität) angesprochen und miteinander in Verbindung gebracht? Und welches (machtstrategische) Ziel wird mit dem Gesagten verfolgt? [40]

Die noch detaillierteren "heuristischen Fragen" im Sinne DIAZ-BONEs (2006) sind36):

Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse kann sowohl die sprachliche Ebene von Diskursen (wie in der linguistischen Diskursanalyse) als auch die Ebene der beteiligten AkteurInnen und der angesprochenen gesellschaftlichen Kontexte und sozialen Prozesse (wie in der wissenssoziologischen Diskursanalyse) (vgl. KELLER 2004, S.65) erfassen. Sie kann sich dabei an der von FOUCAULT deutlicher ausgearbeiteten archäologischen Vorgehensweise orientieren, die nach der Formation der Gegenstände, der Äußerungsmodalitäten, der Begriffe und Strategien fragt; Diskursanalyse kann aber auch eher die Praktiken und die damit verbundenen Ein- und Ausschlusskriterien fokussieren, die FOUCAULT stärker unter seiner in den 1960ern vorgestellten genealogischen Perspektive einbezieht (vgl. auch Anmerkung 15). Im Kontext der Erschließung der Subjektpositionierung der muxé interessiert hier weniger die linguistisch (vgl. Siegfried JÄGER 1999) oder historisch (vgl. Philipp SARASIN 2001) arbeitende Diskursanalyse, sondern im Zentrum des Interesses steht die Fokussierung der Verbindung von Macht, Wissen und Subjekt und ihre genealogische Erschließung. FOCAULT hat in seinen genealogischen Untersuchungen z.B. die Geständnispraktiken in der Beichte oder die Strafpraktiken im Gefängnis untersucht und damit den Untersuchungsschwerpunkt auf die Praktiken gelegt, mittels derer Diskurse Subjekte formen. Dieser prozessualen Perspektive FOUCAULTs folgend steht hier das Wechselspiel von Diskursen und materialisierten Diskurspraktiken im Vordergrund. [42]

Dabei stellt es sich als schwierig heraus, Diskursanalyse als Methode und Theorie zu systematisieren und zu operationalisieren – lag dies doch so gar nicht im Sinne ihres Erfinders.37) FOUCAULT wollte Forschenden "keine Rezepte", sondern "bestenfalls Werkzeuge – und Träume" (1996, S.25) mitgeben. Nach der Festlegung von Diskurstheorie38) und -methodologie (vgl. DIAZ-BONE 1999) ist für die Durchführung von Diskursanalysen auch die Forschungshaltung des Suchens und Sich-Wunderns und eine "Haltung des Misstrauens" (BUBLITZ, BÜHRMANN & HANKE 1999b, S.14) ausschlaggebend. Diese Haltung ermöglicht kreative Ideen, Geistesblitze und neue Erkenntnisse (vgl. GUILHAUMOU 2004). [43]

Einen möglichen Ansatzpunkt zur Systematisierung diskursanalytischen Vorgehens unter der eben favorisierten genealogischen Perspektive bietet Jean CARABINE (2001, S.281ff.; vgl. KELLER 2001, S.51). In CARABINEs genealogisch diskursanalytischem Vorgehen wird nach Diskursen und ihren Effekten und auch nach dem Widerständigen sowie dem Nicht-Gesagten gesucht, weswegen es für das hier vorgestellte Anliegen interessant ist. Nach CARABINE beinhaltet die genealogische Diskursanalyse im Anschluss an FOUCAULT folgende zehn Schritte:

Die Identifikation der Daten ist dabei

"ein Suchprozess in verschiedene Richtungen, der sich immer nur vorläufig an 'Themen', Referenzphänomenen, Schlüsselbegriffen usw. orientieren kann (…). Denn ein wesentliches Ziel der Diskursforschung ist ja gerade die Beantwortung der Frage, welches Wissen, welche Gegenstände, Zusammenhänge, Eigenschaften, Subjektpositionen usw. durch Diskurse als 'wirklich' behauptet werden …" (KELLER 2004, S.68). [45]

5.2 Methodik der Biographieforschung

Während es in der Diskursanalyse um die Rekonstruktion der Herstellung, Verfestigung und Modifikation gesellschaftlich durchgesetzter "Wahrheiten" geht, zielt die Biographieforschung auf die Rekonstruktion subjektiver Sinnzuschreibungen im Kontext gesellschaftlicher "Wahrheiten". Beiden methodischen Perspektiven ist gemeinsam, die wechselseitige Bedingtheit von Diskurs/Gesellschaft und Subjektposition zu sehen, nur diese von der jeweils anderen Seite her zu betrachten bzw. zu analysieren. [46]

Der Analyse biographischer Erzählungen liegen verschiedene Prinzipien zugrunde, die sie auch mit anderen interpretativen Ansätzen der Sozialforschung teilt. Allen voran ist dies das Prinzip der Offenheit im Forschungs- und Erhebungsprozess wie auch in der interpretativen Textanalyse. Im konkreten Umgang mit den transkribierten Texten geht es dann darum, den Prinzipien der Rekonstruktion, der Abduktion, der Sequenzialität und der theoretischen Verallgemeinerung Rechnung zu tragen. Dem kontrastiven Vergleich verschiedener Erzählungen sowie der sequenziellen Analyse (nach Ulrich OEVERMANN) wird dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt, denn diese sind für die Einbettung der Daten in ihren sozial-historischen Kontext wesentlich (ROSENTHAL 2005a, S.52). [47]

Grundlage der Biographieforschung – wie auch der Diskursanalyse – ist es, Begriffe und Hypothesen im Forschungsprozess zu generieren, zu modifizieren und zu verallgemeinern. Abduktives Vorgehen, das durch ein aus der Auseinandersetzung mit dem Datenmaterial hervorgehendes Spiel der Phantasie gekennzeichnet ist, spielt in der Biographieforschung eine wesentliche Rolle. Denn der wichtige methodische Schritt in der Bearbeitung biographischer Erzählungen wird gerade im Zusammentragen möglichst vieler alternativer, sich zum Teil widersprechender Lesarten und Interpretationen des Textes gesehen. Diese werden dann im Sinne einer Hypothesenbearbeitung in der voranschreitenden Arbeit am Text herausgeschält. [48]

Das vor allem von Gabriele ROSENTHAL (1995) vorangetriebene Vorgehen zur Analyse biographischer Erzählungen erfährt innerhalb der deutschen soziologischen Biographieforschung eine sehr breite Anwendung. Deswegen soll es hier kurz vorgestellt werden. Nach ROSENTHAL und FISCHER-ROSENTHAL (1997)39) beinhaltet die Analyse biographischer Erzählungen folgende sechs Schritte:

In zwei wesentlichen Punkten, der Kontrastierung von erzählter und erlebter Lebensgeschichte (Punkt 5) und der Typenbildung (Punkt 6), ist aber mit Blick auf mein Forschungsinteresse vom Vorgehen ROSENTHALs und FISCHER-ROSENTHALs abzuweichen. Letzteres geschieht, weil eine Typenbildung in Hinblick auf die Selbstpositionierungen der muxés nicht relevant ist und der anvisierten Fragestellung nicht entspricht. Ersterem, der Kontrastierung von erzählter und erlebter Lebensgeschichte, wird hier der Vorschlag entgegengestellt, den (historischen) Kontext mittels Diskursanalyse aufzubereiten.40) [50]

Zu folgen ist hier deswegen eher der strukturellen Analyse, wie LUCIUS-HOENE und DEPPERMANN (2004, S.317ff.) sie als Wechselspiel von grobstruktureller Analyse und Feinanalyse skizzieren:

6. Thematisches Beispiel "gay – homosexuell – muxé"

An thematischen Beispielen wird nun deutlich, dass es v.a. zwei Prämissen sind, in denen sich Biographie- und Diskursforschung in ihrem systematischen Vorgehen treffen können: Dies sind 1. die Prämisse der Rekonstruktion und 2. die Prämisse der reflexiven Abduktion41). [52]

Dem diskursanalytischen Analyseschema von CARABINE folgend sind dabei die Analyseschritte 6 bis 8, die darauf zielen, die Diskurseffekte, die Leerstellen und Widersprüche herauszuarbeiten, besonders interessant, um sie mit dem Vorgehen der Biographieforschung und den Ergebnissen der biographischen Erzählungen zu kontrastieren. In der Analyse der biographischen Selbstpräsentationen hingegen kann die Diskursanalyse v.a. für die Feinanalyse der einzelnen Textstellen (Punkt 3) wichtige inhaltlich-thematische Anregungen bieten. [53]

Für die folgende Darstellung von Beispielen muss eine Einschränkung vorgenommen werden: Es handelt sich bei den folgenden Beispielen um erste hypothetische Ergebnisse oder vielmehr Überlegungen eines work in progress, mittels derer die methodisch-methodologische Verschränkung von Diskurs- und Biographieforschung demonstriert werden soll. Um die methodische Transparenz herzustellen, bedurfte es einer Fokussierung auf zwei thematische Beispiele, die in der beginnenden Analyse besonders augenfällig waren, und um deren Interpretation. D.h. die thematischen Beispiele zur Abgrenzung bzw. Überschneidung der Selbstpositionierung muxé in Kontrast zu und mit Verweisen auf das Konstrukt "homosexuell/gay" veranschaulichen das Vorgehen zur Auslotung der diskursiv produzierten Selbstpositionierung, sie sind aber keinesfalls eine abschließende Darstellung. [54]

6.1 Aus den biographischen Erzählungen

V.: Also jetzt, also ja, ich glaube, dass die Mehrheit, früher, die Mehrheit der Jungen,42) die mit Weiblichkeit geboren wurden, wie sagt man, na ja, immer Ablehnung von ihren Eltern erfahren, also von ihren Vätern, weil Mütter ihre femininen Jungen unterstützen.=

I.43): =Ja, nicht?

V.: Also, mein Vater hat mich auch abgelehnt, seit der Kindheit. Weil er nicht wollte, dass ich so werde wie ich heute bin, gay oder … oder muxé. Aber die Männer, die Väter, also wollen, dass ihre Söhne solche Machos sind, dass sie wie sie sind, hart, Bauern, die arbeiten wie sie. Aber mir haben seit meiner Kindheit die Puppen gefallen, mich anzuziehen wie die Mädchen, also.44)

Auffallend an diesem Interview-Abschnitt, der Eingangserzählung von V., sind v.a. zweierlei Aspekte. Zum einen ist dies die Bedienung des Arguments, "so geboren" zu sein, denn V. ordnet sich ein in eine Reihe von Jungen, "die mit Weiblichkeit geboren wurden", d.h. trotz biologisch männlicher Geburtsmerkmale schon von Anfang an Weiblichkeit an sich oder in sich tragen. In den Verweisen auf ihre Kindheit wird diese als eine "Mädchensozialisation" in Form von "mädchenspezifischen" Spielen – mit Puppen – und "mädchenspezifischen" Neigungen hinsichtlich der Kleiderwahl angedeutet. [55]

Zum anderen beinhaltet V.s Erzählung nicht nur den auffallenden Hinweis auf Homosexualität, sondern die Gleichsetzung von muxé und homosexuell: "gay oder … oder muxé". Bei dieser Gleichsetzung von muxé und gay könnte es sich um eine Übersetzung für eine westliche Forscherin handeln oder um einen diskursiven Effekt. [56]

Der Präsentation V.s weiter folgend, verläuft die Selbstpositionierung als muxé über die Abgrenzung zum männlich Machohaften, das konnotiert ist mit der harten Arbeit der Bauern, und einer Hinwendung zum Femininen, das sich über Tätigkeiten und öffentliche Präsentation charakterisiert. Zugleich beinhaltet der Verweis auf Weiblichkeit einen Bruch. Denn V. erzählt nicht, dass sie sich als Frau fühlt oder dass sie als Frau in Juchitán lebt, sondern sie verwendet hier die Beschreibung "wie die Mädchen". [57]

An die diskursanalytischen Ausarbeitungen ergeben sich also folgende Fragen:

Auch in zwei weiteren Interviews lässt sich schon zu Beginn der Eingangserzählungen sowohl der Verweis auf die Kindheit, in der das "Anders-Sein" erfahren wird, als auch die Verwendung des gay-/Homosexualitätskonzepts finden: K. streicht dabei auch die Differenz zwischen einer muxé und einem männlichen Homosexuellen heraus, denn K.s Verortung als muxé impliziert eine "weiblichere Persönlichkeit", "Frauensachen". Damit legt sie eine Differenz innerhalb männlicher Homosexualität nahe, die entlang der Abwendung von Männlichkeit und einer Hinwendung zu Weiblichkeit verläuft. Die Selbstpositionierung als muxé, so auch in K.s Erzählung, impliziert einen starken Bezug auf Weiblichkeit.

K.: Oder wenn du zum Beispiel auf der Straße nicht als Frau gekleidet gehen konntest, und wenn du gegangen bist, dann musstest du ständig versteckt gehen, um nicht von der Polizei aufgegriffen zu werden. Und gut, Dinge, wegen denen du dich unbehaglich fühlst, wenn du … eine … (Luft holen) definierte Persönlichkeit hast, eine, eine weiblichere Persönlichkeit. Ich, seitdem ich klein war, ich war immer sehr weiblich und immer moch … (1), mmh, fühlte ich, dass mir Frauensachen gefallen haben, als, als, als andere gays, die mehr Männersachen mögen, oder?47) [59]

Qu. wiederum bedient sehr stark das Argument, als homosexuell/gay geboren zu sein und dementsprechende Begehrenserfahrungen in der Kindheit gemacht zu haben:

Qu.: Seitdem ich klein bin, äh … dass … glaube ich, dass ich eine Person bin, die ich war …, so homosexuell seit der Geburt, gay. Seit der Geburt, seitdem ich meinen Verstand benutze …, das … hatte ich immer, so … gleiches Geschlecht – nicht? – sozusagen … und so, gut, seitdem ich ein Junge48) war, mit fünf oder sechs Jahren, immer, wie – hej! – haben die Herren49) meine Aufmerksamkeit geweckt, die Herren.50) [60]

In diesen Eröffnungssätzen Qu.s erfolgt eine Ausdifferenzierung der referierten Homosexualitätsvorstellung in einerseits einen angeborenen Zustand sowie andererseits in ein "Begehren des gleichen Geschlechts". Denn das Interesse von Qu. wurde von älteren Männern, von "den Herren", geweckt. Qu. verwendet dabei den Begriff sexo, also Sex/körperliches Geschlecht, und verweist damit auf eine explizit körperliche Dimension seines Begehrens. Da der Begriff Gender (spanisch: genero) kaum im Alltagskontext benutzt wird, bleibt zu fragen bzw. eine weitere Hypothese, ob er sein Begehren an der körperlichen Geschlechtszugehörigkeit orientiert und damit, ob er muxés mit Homosexuellen gleichsetzt – was ja auch seine vorherige Äußerung im Interview, nämlich "homosexuell seit der Geburt" zu sein, nahe legt. [61]

Eine weitere Ausdifferenzierung der Fragen an die Diskursanalyse ist nun notwendig:

6.2 Aus der Diskursanalyse

An dieser Stelle wird die konträre methodische Bewegung, nämlich vom Diskurs auf die diskursiven Effekte, die Subjektpositionierungen, zu blicken, notwendig. Dann taucht die Frage auf, wie sich die biographischen Erzählungen auf die diskursiven Formationen beziehen, wie sie diese aufgreifen, fragmentieren und eventuell unterlaufen. Zurück also zum eingangs zitierten Artikel in der Tageszeitung El Tiempo, in dem die Situation in Juchitán beschrieben wird:

"In Juchitán ist es möglich, Frau zu sein und wie ein Mann zu leben oder Mann zu sein und wie eine Frau zu leben. Auch im Bewusstsein der Kinder existiert schon die mögliche Identifizierung mit dem anderen Geschlecht. Die Effeminierten haben ein höheres soziales Ansehen aufgrund ihrer sexuellen Definition. Die muxés haben eine hohe Position, weil sie sowohl in männlichen als auch in weiblichen Berufen eine produktive Rolle spielen" (El Tiempo, 17. März 2003, S.9).51) [63]

Die zentrale Frage im diskursanalytischen Forschungsprozesses – Was wird von wem wozu wie diskursiv hervorgebracht? – wird nun anhand des genannten Zitates beispielhaft dargestellt. [64]

Wer ist hier zum Sprechen berechtigt? Eine der wichtigsten Wahlkampfhelferinnen Amarantas, Felina, spricht in diesem Zeitungsinterview, das in der Regionalzeitung El Tiempo veröffentlicht wurde, über die Situation in Juchitán und ihre Kindheit. Felinas Sprecherinnenposition ist dabei einerseits durch ihre52) Position als Person des öffentlichen Lebens an der Seite Amarantas und andererseits durch ihre Positionierung als muxé autorisiert. D.h. sie spricht als "Expertin", als muxé, über die Situation der muxés in Juchitán. [65]

Wozu – welches Ziel wird mit dem Gesagten verfolgt? Felina könnte, auf der ganz persönlichen Ebene, durch diese Veröffentlichung eines mit ihr geführten Interviews Bekanntheit und Berühmtheit in der Region erlangen wollen, was ihr als Stylistin mehr KundInnen und Profit, aber v.a. auch soziales Ansehen einbringen würde. Darüber hinaus könnte mit dem Veröffentlichen eines Zeitungsartikels, der explizit und persönlich das Thema muxé aufgreift, das Ziel verbunden sein, Juchitán – für ein regionales imaginäres Publikum – als Zentrum der Toleranz präsentieren zu wollen. Ebenso könnte es ein Anliegen sein, die Anerkennung der muxés breiter in der heteronormativ geprägten mexikanischen Gesellschaft etablieren zu wollen. Es könnte damit aber auch eine Kampfansage verbunden sein mit dem Tenor: "Nichts ist so, wie es zu sein scheint." [66]

Wie wird über Juchitán und über die muxés gesprochen? Juchitán wird als eine geographische Region, als eine Stadt mit einer Besonderheit dargestellt. Die Besonderheit Juchitáns wird nicht abgewertet, sondern erfährt Anerkennung und hat eine Funktion. In Juchitán ist es möglich, die zugewiesene soziale Geschlechterposition zu verändern und sich entgegen dem zugewiesenen biologischen Geschlecht zu identifizieren. Wann und warum dies möglich ist, wird erst einmal nicht beantwortet. [67]

Diese Möglichkeit wird aber sofort im ersten Satz des Zeitungsartikels ausdifferenziert: in Juchitán "ist es möglich, Frau zu sein und wie ein Mann zu leben oder Mann zu sein und wie eine Frau zu leben". Was sagt diese definierende Beschreibung über die Subjektpositionierung muxé aus? Mögliche Lesarten und Interpretationen sind folgende:

Was? Oder: Welche Diskurse werden angesprochen? Im vorliegenden Zeitungsartikel gibt es deutliche Verweise auf den zugrunde liegenden und reinstallierten Geschlechterdiskurs, denn es werden die zwei hegemonial zur Verfügung stehenden geschlechtlichen Verortungen angesprochen: "Frau" oder "Mann", die Felina als solche auch nicht in Frage stellt, sondern die als selbstverständlich Gegebenes weitgehend unthematisiert bleiben. Über die beiden Geschlechterpositionen hinaus tut sich – in Juchitán! – eine weitere Möglichkeit auf. Diese dritte Positionierung erhält eine eigene, nichtspanische Bezeichnung: muxé. Die Position einer muxé impliziert in der juchitekischen Gesellschaft einen eigenen sozialen Raum.53) Beides – sowohl die Bezeichnung in der prähispanischen Sprache Zapoteko als auch der Hinweis auf die Inanspruchnahme einer speziellen Position im Sozialgefüge Juchitáns – lässt die Fragen nach der Bedeutsamkeit des Diskurses zu Ethnizität bzw. Indigenismo virulent werden. [69]

Weniger deutlich wird hier auf den Sexualitätendiskurs verwiesen, denn Effeminiertheit wird auch als eine "sexuelle Definition" angesehen. Dass die Subjektpositionierung als muxé nicht nur auf der Gender-Ebene zu erklären ist, sondern ebenso eine sexuelle Dimension hat, zeigt sich auch in der weiteren Analyse des Zeitungsartikels. Felina erwähnt den Bruder ihres Vaters, ihren "homosexuellen Onkel" – "su hermano mayor tambien fue homosexual". Dabei weicht sie von der eigenständigen zapotekischen Terminologie muxé ab und bedient sich – ganz ähnlich wie in den zuvor zitierten biographischen Erzählungen – des westlichen Konzepts der Homosexualität.54) Zugleich gibt sie uns damit aber auch die Information, dass die Selbstpositionierung als muxé kein neues Phänomen ist – das dann durch den zunehmenden Einfluss westlicher, v.a. US-amerikanischer TV-Programme oder sozialer Bewegungen erklärbar wäre. Felina liefert uns durch ihren Verweis auf ihren homosexuellen Onkel auch den Hinweis auf eine bestehende "Tradition" in der juchitekischen Gesellschaft und ihren Umgang mit der Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Verortungen. [70]

6.3 Konfrontation: Diskurse und Biographien

Die weibliche Identifizierung eines als Junge geborenen Menschen führt in Juchitán nicht zu Abwertung und Diskriminierung, sondern bedeutet eine "hohe soziale Position", die sich über die produktive Einbindung in den Arbeitsmarkt ergibt – so im Zeitungsinterview. In dieser medialen und öffentlichen Darstellung zeigt sich ein Widerspruch zu den Wahrnehmungen, wie sie in den narrativen Erzählungen präsentiert werden. Denn z.B. V. oder auch K. sprechen die Schwierigkeiten in ihrer Kindheit aufgrund ihrer geschlechtlichsexuellen Uneindeutigkeit an: Sie erleben nicht Anerkennung, sondern Ablehnung, v.a. durch ihre Väter. Juchitán ist als queeres Paradies zu hinterfragen – was immer das dann auch wäre.55) [71]

Der Umgang mit Diversität wird bereits im Wahlkampfmotto Amarantas bzw. von "México Posible" zum zentralen Thema gemacht: "Para una Democracia Diversa" – "für eine diverse Demokratie". Dabei spielt aber weniger die "Tradition" als vielmehr das Anknüpfen am feministischen Demokratiediskurs (vgl. TUIDER 2004a; LANG 2001) eine Rolle. Für eine "diverse Demokratie" einzutreten, stellte eine neue Wendung bisheriger Demokratieüberlegungen dar. Haben feministische Aktivistinnen das Demokratieverständnis in Hinblick auf die spezifischen Lebenssituation der mexikanischen Frauen erweitert, so erfasste die ciudadania, die (Staats-) BürgerInnenschaft, des modernen demokratischen Mexiko kein explizites Konzept von (geschlechtlichsexueller) Diversität. Genau hier schließt "México Posible" bzw. Amaranta an, indem sie Diversität mit den bisherigen Auseinandersetzungen um Demokratie und StaatsbürgerInnenschaft verbinden bzw. darin platzieren. Der Wahlkampfslogan selbst beinhaltet eine doppelte Botschaft, denn er kann als "für eine diverse/andere Demokratie" oder auch als "für eine Demokratie der Diversität" gelesen werden. [72]

Für ein erweitertes Demokratieverständnis einzutreten, deutet auf die diskursiven Auslassungen des Demokratiekonzepts sowohl des mexikanischen Staates als auch der feministischen Bewegungen hin. Denn die (feministischen) Partizipationsforderungen hatten Ausschlüsse aufgrund von Ethnizität und Sexualität zur Folge. In Amarantas Wahlkampf wurde nicht nur das Geschlechterverhältnis (Frau, Mann), sondern auch geschlechtliche Uneindeutigkeit (muxé) sowie sexuelle Diversität (Heterosexualität, Homosexualität) und Ethnizität (Mestizaje56), Indigenität, Zapoteko) von einer lokalen Besonderheit zum regionalen und nationalen Thema gemacht. [73]

Hier werden nun wieder Fragen für die biographische Analyse aufgeworfen und der Kreis wird geschlossen:

Für ein erstes forschungsleitendes Zwischenfazit kann davon ausgegangen werden, dass die Situation in Juchitán auf zwei Ebenen zu interpretieren ist: Muxés sprengen sowohl die geschlechtlichen als auch die sexuell vorgesehenen Grenzen. Entgegen der eingangs erwähnten Interpretation der muxés als "3. Geschlecht" oder als "institutionalisierte Homosexualität" möchte ich hier die These vertreten, dass die muxés nicht einfach mit den westlichen Konstrukten "homosexuell", "intersexuell" oder "transsexuell" gleichgesetzt werden können.57) Vielmehr sehe ich sie am Schnittpunkt verschiedener Differenzdiskurse,58) die sie zugleich brechen und unterlaufen, platziert und einen vorläufig angenommenen "3. Geschlechterraum" besetzend. Dabei ist nicht so sehr der biologisch vereindeutigte Körper oder nur die (heteronormativ sanktionierte) Begehrensrichtung für die Definition als muxé wichtig. Stattdessen eröffnet sich auf der Gender-Ebene die Möglichkeit, den third space59) zu besetzen. Sexuelle Beziehungen werden dann wahrscheinlich nicht durch die körperliche Unterschiedlichkeit – die ja die Basis des Modells der Heteronormativität ist – legitimiert, sondern durch die differente Ausrichtung des sozialen Geschlechts (Gender) sowie durch die sexuelle Praxis, in der vorwiegend der passive Part eingenommen wird.60) [75]

Selbstpositionierungen (als muxé) stehen dabei nicht außerhalb diskursiver Regime. Vielmehr werden die in Mexiko hegemonialen binären Geschlechter- und Sexualitätenkategorien durch die Subjektpositionierung muxé zugleich unterlaufen und rekonstruiert. Darüber hinaus wird zum einen in der Verortung als muxé die aktuell re-konstruierte, indigene "Tradition" aktiviert, zum anderen werden geschlechtliche und sexuelle Zwischenräume (neu) angeeignet und verschoben. Damit weisen die muxés auf das Funktionieren von Normalität und – als ambigue Marginalisierte – auch auf die Ambivalenz der Marginalisierung hin. [76]

Das Merkmal moderner Subjektkonstitution ist – so zeigen v.a. dekonstruktivistische und postkoloniale Kritiken –, das Eigene und Normale durch die Praxis des Ausschlusses und der "Ver-Anderung" zu konstituieren. Das konstitutiv Notwendige des Eigenen, das Verworfene, erhält hier nun einen Namen: muxé. Am Rande der Ordnung positioniert, z.T. gegen diese gerichtet, z.T. diese bestätigend, erhalten wir durch "das Andere"61) Verweise auf die subjektkonstituierenden Normen sowie auf die Möglichkeit der Grenzüberschreitung. [77]

7. Resümee

Um auszuloten, wie ein Mensch sich selbst in ein Subjekt verwandelt und gelernt hat, sich als Subjekt zu erkennen, wurde hier eine Methodenkoppelung vorgestellt, die sowohl die diskursive Erörterung der intersektionell verschränkten Themen "Geschlecht", "Sexualität" und "Ethnizität/Indigenität" als auch deren individuell-biographische Verarbeitung beinhaltet. Am Beispiel der in Juchitán auffindbaren Subjektpositionierung als muxé, d.h. einer Position am Rande der Ordnung, wurde die Verschränktheit von Diskursen und narrativen Selbstpositionierungen dargestellt. Nicht nur – so ist abschließend anzuregen – für die Betrachtung des "3. Geschlechterraumes" und die Subjektpositionierung der muxés ist es ertragreich, einen Methodenpluralismus zu praktizieren, der sowohl die strukturelle Regulierung und die diskursive Erörterung als auch die Verarbeitungsleistung der Individuen transparent macht und dabei multiple Differenzen berücksichtigt. Wenn wir davon ausgehen, dass Subjekte in Sinnverhältnissen stehen, die zugleich auch Machtverhältnisse sind, dann wird eine Verschränkung der methodischen Perspektiven zur Notwendigkeit. [78]

Mit der vorgestellten Verbindung von Diskursanalyse und Biographieforschung können nicht nur Subjektpositionierungen methodisch erschlossen, sondern Schwierigkeiten bzw. Desiderata beider Forschungszugänge behoben werden. Denn erst die Koppelung an die Biographieforschung ermöglicht es zu erfassen, wie Menschen sich selbst in ihrer spezifischen Subjektposition verorten, und dies ganz konkret, d.h. mit welchen Begriffen, mittels welcher Erzählstrategien und Erzählformen und wie sie dabei auf Diskurse verweisen oder sie unterlaufen. Umgekehrt, so konnte gezeigt werden, bietet die Diskursanalyse auch einen Weg, das methodische Postulat der Einbettung der einzelnen Biographie in ihren je spezifischen historischen sozialen Kontext zu erschließen und der Durchdringung von Subjektpositionierungen durch hegemoniale Sprach- und Bedeutungsregime nachzuspüren. [79]

Als methodologischer Rahmen für die Verschränkung von diskursanalytischer und biographischer Perspektiven hat sich das im Anschluss an FOUCAULT ausgearbeitete Gouvernementalitäts-Konzept als brauchbar erwiesen, um der Beziehung zwischen soziohistorischen Kontexten und individuellen Verarbeitungsformen bzw. Subjektpositionierungen nachzuspüren. In diesem wird nicht nur die historische Dimension von geteilten Erfahrungen, die interaktive und biographische Dimension in kollektiven Zusammenhängen fokussiert, sondern es beleuchtet auch die Ausbildung spezifischer Subjekt- und Identitätsformationen im Kontext je spezifischer Regierungsweisen. [80]

Eine Ausarbeitung bzw. Praktizierung der hier vorgestellten Perspektive – u.a. in Hinblick auf eine methodische Fundierung von Gouvernementalitäts-Analysen – muss sich in der Praxis aber noch bewähren. Zu denken ist hierbei auf inhaltlich-thematischer Ebene an das "Unternehmerische Selbst" von Migrantinnen (vgl. BÜHRMANN & HANSEN 2006) oder an die Auswirkungen der Pränataldiagnostik auf Schwangerschaftsabbruchsentscheidungen (vgl. WALDSCHMIDT 1996). In der praktisch-methodischen Umsetzung hingegen müsste das Zusammendenken anderer Ansätze innerhalb der Diskursanalyse und innerhalb der Biographieforschung noch bedacht und erprobt werden. Dabei, so bleibt abschließend zu vermuten, wird nicht jedes diskursanalytische mit jedem biographischen Vorgehen zu verknüpfen sein. [81]

Anmerkungen

1) "En Juchitán es posible vivir como hombre siendo mujer o como mujer siendo hombre, inclusive ya en la conciencia de los niños existe la posible identificacion con el otro sexo, los afemindados tienen un mayor prestigio social por su definición sexual, los 'muxes' tienen una alta escala por productivos tanto en roles de oficios masculinos como femeninos" (El Tiempo, 17. März 2003). <zurück>

2) Juchitán liegt in Oaxaca, einem der südlichsten Bundesstaaten Mexikos, mitten am Isthmus von Tehuantepec. Wegen seiner besonderen geographischen Lage ist es einer der Knotenpunkte zwischen Nord- und Lateinamerika sowie zwischen den beiden Meeren (Pazifik – Golf von Mexiko). Bereits aus prähispanischer Zeit ist Juchitán als zentraler Waren- und Handelsplatz bekannt. Mit seinen ca. 80.000 EinwohnerInnen und seiner vorwiegend indigenen, zapotekischen Bevölkerung unterscheidet sich Juchitán von anderen indigenen Regionen Mexikos (v.a. vom angrenzenden ärmsten Bundesstaat Chiapas) durch einen relativ hohen Grad an Wohlstand und Bildung. <zurück>

3) Für meine Habilitationsschrift an der Universität Münster im Fach Soziologie habe ich im Februar-März und August 2004 sowie im August-September 2005 Forschungsreisen nach Mexiko unternommen und dabei ca. 20 ExpertInneninterviews mit Feministinnen, Geschlechterforscherinnen, AktivistInnen und MitarbeiterInnen staatlicher Institutionen und NGOs in Mexiko Stadt, Oaxaca, Juchitán und San Cristobal geführt und 10 narrativ-biographische Interviews in Juchitán erhoben. Zusätzlich standen Recherchen in verschiedenen Zeitungsarchiven und Bibliotheken der Region an. Eine ausführliche Darstellung des methodischen Zugangs sowie eine umfassende Auswertung der empirischen Daten erfolgt in meiner Habilitation. Diesem Artikel liegen im Sinne von work in progress erste Einsichten aus der Analyse von vier biographischen Interviews sowie der begonnenen Diskursanalyse zugrunde. <zurück>

4) Ebenso definiert sich Amaranta als Indígena, Feministin und Körperbehinderte. <zurück>

5) Meinem Anliegen liegen damit implizit zwei Annahmen zugrunde: 1. Diskurse und Erzählungen sind voneinander zu unterscheiden, und 2. Diskurse und biographische Erzählungen verweisen aufeinander. Ich wende mich hier also gegen die Gleichsetzung von autobiographischen Erzählungen mit einer "einfachen Kommunikation" ebenso wie gegen die mit "authentischer Kommunikation". Gegen diese Sicht von biographischen Selbstpräsentationen werde ich ihre Verstrickung mit und in Diskursen genauer betrachten (vgl. dazu Abschnitt 4). <zurück>

6) Die Anregungen und Kritiken, die aus den Cultural Studies, allen voran von Stuart HALL (2000, 2004), in Hinblick auf die Kritik des kartesianischen Subjekts bzw. gegen eine substanzontologische Auffassung desselben geäußert werden, finden recht wenig Beachtung im deutschen Wissenschaftsraum. So ist das von HALL in Abgrenzung zum Identitätsbegriff vorgetragene Verständnis von Subjektpositionierung (vgl. HALL 1999, S.398) als ein Nie-Ankommen, als ein Immer-in-Bewegung-Sein, auch in der Biographie- und Diskursforschung bisher relativ unberücksichtigt geblieben. Ganz entgegen einer freien Wählbarkeit oder eines präexistentiellen Kerns definiert HALL Identitäten als Knotenpunkte, an denen subjektivierende Diskurse und Praktiken mit Selbstsituierungen (!) zusammentreffen. Beides, Anrufung und Identifikation, stellen die Seiten des identitären Konstruktions- und Konstitutionsprozesses dar, denn die Selbstführung Einzelner wird zugleich und permanent mit der (identitätspolitischen) Frage der Zugehörigkeit konfrontiert. Die Konsequenz davon, das Subjekt als ein offenes, prozessuales Resultat zu begreifen, das sich durch Vernetzung, Situierungen und Verortungen konstituiert, müsste aber sein, von "Erzählungen über Zugehörigkeit" bzw. von Verortung oder "Vorstellungen von Positionalität" (ANTHIAS 2003, S.21) zu sprechen und diese auch unter methodischer Perspektive – anstelle von Identitäten – als Beschreibungen von Individuen über ihre Position in der sozialen Ordnung zu erfassen. <zurück>

7) Im Unterschied zum englischsprachigen Wissenschaftsraum (vgl. BURCHELL, GORDON & MILLER 1991; BARRY, OSBORNE & ROSE 1994) werden die Gouvernementality-Studien in Deutschland erst seit der Aufarbeitung von LEMKE (1997) zur Kenntnis genommen. Die Diskussion hierzulande ist v.a. beeinflusst durch die Sammelbände von BRÖCKLING, KRASSMANN und LEMKE (2000) – darin v.a. FOUCAULT (2000) – und von PIEPER und GUTIÉRREZ RODRÍGUEZ (2003), das Peripherie-Heft "Gouvernementalität" (PERIPHERIE 2003) sowie nun auch FOUCAULTs postum veröffentlichte Vorlesungen zur "Geschichte der Gouvernementalität" (FOUCAULT 2004). <zurück>

8) Charakteristisch für FOUCAULTs Konzeption von Macht ist, dass sie sowohl repressive Züge als auch produktive Effekte impliziert, dass sie nicht eindeutig lokalisierbar und auch nicht gleichzusetzen ist mit dem Staat oder den politischen Institutionen. Macht ist nicht das Eigentum einer bestimmten Klasse, sondern Macht versteht er als verflüssigtes, verstreutes und rhizomatisches Geflecht (vgl. FOUCAULT 1978). Als solche ist Macht nicht etwas der Ökonomie, den Erkenntnisprozessen oder der Sexualität Äußerliches, sondern ihnen immanent (vgl. FOUCAULT 1983, S.113ff.). <zurück>

9) FOUCAULT geht es demnach um die Frage, wie "die Wahrheitswirkungen im Inneren der Diskurse entstehen, die in sich weder wahr noch falsch sind" (1978, S.34). <zurück>

10) Zum Besetzen und Unterlaufen von Diskursen schreibt FOUCAULT unter historischer Perspektive folgendermaßen: "Als dann in der Psychiatrie, in der Jurisprudenz, auch in der Literatur des 19. Jahrhunderts eine ganze Reihe von Diskursen über die Arten und Unterarten der Homosexualität, der Widernatürlichkeit, der Päderastie, des 'psychischen Hermaphroditismus‘ aus dem Boden schossen, hat das gewiß zu einem starken Vormarsch der sozialen Kontrollen auf jenem Gebiet der 'Perversitäten' geführt; es hat aber auch die Konstitution eines Gegen-Diskurses ermöglicht: die Homosexualität hat begonnen, von sich selber zu sprechen, auf ihre Rechtmäßigkeit oder auf ihre 'Natürlichkeit' zu pochen – und dies häufig in dem Vokabular und in den Kategorien, mit denen sie medizinisch disqualifiziert wurde" (FOUCAULT 1983, S.123). <zurück>

11) Während in FOUCAULTs ersten Studien das Subjekt im Netz von Macht und Wissen situiert ist, verschiebt sich dieses Verständnis in seinen späteren Arbeiten in Richtung einer Gleichzeitigkeit von Unterwerfung und Selbstführung – wie es ja auch im französischen Begriff sujet angelegt ist und was Judith BUTLER (2001) mit dem Begriff subjectivation erfasst. <zurück>

12) FOUCAULTs in den Jahren 1978 und 1979 am Collège de France gehaltene Vorlesungen mit dem Titel "Zur Geschichte der Gouvernementalität" (histoire de la gouvernementalité) gelten weithin als "die Geburtsstunde" (REICHERT 2004, S.11) einer ziemlich heterogenen Forschungsrichtung, wobei Regieren darin – zunächst sehr fragmentarisch – als analytische Perspektive zur Erforschung der Genealogie des modernen Staates entworfen wurde (vgl. LEMKE 1997, S.143). 1978 hat FOUCAULT in Aut-Aut und 1979 in der Zeitschrift Ideology and Consciousness seine Vorlesung "La governementalità" publiziert. Heute gilt dies als der Anfang, der "Urtext" (REICHERT 2004, S.14) bzw. als "wichtigste systematische Ausarbeitung des Gouvernementalitätskonzepts" (LEMKE & KRASMANN & BRÖCKLING 2000, S.36). Seitdem wurde der Leitbegriff der Gouvernementalitäts-Forschung, das Regieren, von der theoretisch-methodologischen Ebene auch auf die soziologische Gegenwartsdiagnose (vgl. u.a. MILLER & ROSE 1994) bezogen und damit zwischen den abstrakten politischen Rationalitäten und den Mikrotechniken des Alltags vermittelt. Denn die Mikrophysik der Macht, die FOUCAULT Ende der 1970er Jahre entwarf, beinhaltete in der zunächst konzipierten Form kein ausgearbeitetes Subjektkonzept. Dieses hat er in den Bänden 2 und 3 von Sexualität und Wahrheit entfaltet. Das Gouvernementalitäts-Konzept beseitigt nun verschiedene Defizite seiner Analyse (vgl. ZIAI 2003, S.409): Es schließt die Lücke zwischen Mikro- und Makroebene und es analysiert die Konditionierung durch Sozialisationsprozesse (vgl. ROLSHAUSEN 1997) sowie die kollektive Willensbildung und den Beitrag des Staates bei der Organisation von Macht (vgl. LEMKE 1997). <zurück>

13) Am Beispiel der Kriminologie, der Anti-Terror-Gesetze sowie auch der Gewalt gegen Frauen oder der Migrationspolitik veranschaulicht der Sammelband Gouvernementalität von PIEPER und GUTIÉRREZ RODRIGUEZ (2003) aktuelle Umsetzungen und die Weiterführung der FOUCAULT'schen Überlegungen. Gouvernementalität wird darin aber – im Gegensatz zum hier vorgestellten Verständnis – auch als ein historisch konkreter und spezifischer Typus von Regierung verstanden. <zurück>

14) Den Einbezug der nicht-diskursiven Praktiken und der Machtperspektive in das methodische Vorgehen hat zur Folge, dass FOUCAULT selbst von Dispositivanalyse spricht. Methodologisch ausgeführt wurde diese v.a. von BÜHRMANN (2004) und SCHNEIDER und HIRSELAND (2005). Die Dispositivanalyse dient BÜHRMANN als methodisch-methodologischer Ausgangspunkt, um das "Unternehmerische Selbst" und damit Transformierungsprozesse moderner Subjektivierungsweisen zu erfassen (vgl. BÜHRMANN 2005). <zurück>

15) In der Archäologie des Wissens (1969) hat FOUCAULT zwischen Objekten, Begriffen, Äußerungsmodalitäten und Strategien unterschieden. Das Gerüst der darin skizzierten Diskursanalyse war dabei noch stark von seiner strukturalistischen Herangehensweise geprägt. Ihm ging es um die Beschreibung der Grundmuster, der Episteme, die in spezifischen historischen Epochen die Wissensproduktion ordnen, und um die Rekonstruktion dieses Regelsystems. Als Weiterentwicklung kann die Anfang der 1970er entworfene Genealogie (vgl. z.B. FOUCAULT 1976) verstanden werden, da er darin die Bedeutung von Macht-Wissens-Komplexen und die Prozess- und Handlungsperspektive bei der Formierung von Subjekten hervorhebt – wobei DIAZ-BONE das Argument vertritt, dass die Diskursanalyse nicht ohne Strukturalismus zu denken sei, und Diskurs als Struktur und als strukturierte Praxis definiert, die als das zentrale Moment der Diskursanalyse herausgearbeitet werden sollten (vgl. DIAZ-BONE 2006). <zurück>

16) Für weitere Unterscheidungsmerkmale zwischen Diskursanalyse und anderen Ansätzen der interpretativen Sozialforschung vgl. KELLER (2004, S.74-75). <zurück>

17) DIAZ-BONE stellt zum Begriff der Regelmäßigkeit klar, dass dieser nicht mit "häufig" oder "typisch" gleichzusetzen sei. "Im Kontext der Diskursanalyse meint regelmäßig: 'an sich die Spuren von Bildungsregeln aufweisend'. Also meint hier regelmäßig im Wortsinn: 'auf regelmäßige Weise hervorgebracht'" (DIAZ-BONE 2006, S.17, Fußnote 18). <zurück>

18) In dieser Perspektive "durchdringt der Staat die Körper der Subjekte, stößt dabei jedoch auch auf Grenzen, die ihm durch subjektive Existenzweisen (…) und kollektive Organisationsweisen (…) gegeben sind" (PIEPER & GUTIÉRREZ RODRÍGUEZ 2003, S.12). <zurück>

19) Herculine Barbin wurde von ihrer Umgebung auch Alexina genannt. In ihren Tagebuchaufzeichnungen, derer FOUCAULT sich bedient, und auch in den wissenschaftlichen Abhandlungen über sie kommen die Namen Herculine, Alexina und zuletzt der männliche Vorname Abel vor. <zurück>

20) "Hier stehen Art und Funktion der Selbstdarstellung im Interview zur Debatte und nicht die biographische Erfahrung zu anderen Zeitpunkten ihres Lebens" (ROSENTHAL & FISCHER-ROSENTHAL 2003, S.465). Menschen erzählen die Geschichte ihres (geschlechtlichsexuellen) Gewordenseins aus der Gegenwartsperspektive: "Die Erzählung folgt insgesamt der Logik einer retrospektiven Teleologie: Es werden die Ereignisse und Erfahrungen ausgewählt, die erklären, warum der bzw. die Erzählende so geworden ist, wie er oder sie heute ist. Dabei greift er bzw. sie das kulturelle und soziale Repertoire von Entwicklungstheorien und Identitätsmustern auf und setzt es in der eigenen Geschichte performativ ein" (SCHOLZ 2004, S.34). <zurück>

21) Der Artikel "Narrative analysis: Oral versions of personal experience" von William LABOV und Joshua WALETZKI gab 1967 eine theoretische Begründung wie auch praktische Hinweise für die Entwicklung des narrativen Interviews, auf das sich das SCHÜTZE'sche Vorgehen bezieht. <zurück>

22) In Hinblick auf die Zielsetzung biographischer Forschung wird kritisch diskutiert, ob es sich bei der autobiographischen Erzählung um eine authentische Repräsentation gelebter Erfahrungen (vgl. SCHÜTZE 1983) handelt oder sie nicht vielmehr das Resultat sozialer Interaktion (vgl. z.B. KOLLER 2006) ist. Gemäß Letzterem würde sich das Ziel biographischer Forschung dahingehend verschieben, dass sie nun "jene sozialen Interaktionen und rhetorischen Konstruktionen zu rekonstruieren [sucht], kraft derer Individuen ihre Lebensgeschichte sich selbst und anderen erzählend zu verstehen geben" (KOLLER 2006, S.49). Ähnlich einem doing gender kann demnach von einem doing biography gesprochen und damit auf die performative Hervorbringung einer Biographie (nicht nur im Forschungskontakt) verwiesen werden. Biographie muss infolgedessen als gemeinsames Produkt von Forschenden und Beforschten verstanden werden, da beide den sozialen Regeln des Alltags folgen (BUKOW & SPINDLER 2006, S.19). Konzeptionell trägt dem Peter ALHEIT mit seinem Begriff der "Biographizität" Rechnung (ALHEIT 1992; vgl. auch DAUSIEN 1996). Darin wird – Bezug nehmend auf Alfred Schütz – Biographie als retrospektiver Entwurf fokussiert sowie die im Moment des Entwurfs realisierten gesellschaftlichen Erwartungen. Biographizität ist damit ein situativ ausgehandeltes und kontextuelles Ergebnis, eine "aktuelle gesellschaftliche Konstruktion" (BUKOW & SPINDLER 2006, S.26). <zurück>

23) Vgl. dazu BOURDIEU (1990). Davor haben sich schon OSTERLAND (1983), NIETHAMMER (1985) und BUDE (1985) kritisch am Mythos Lebenslauf sowie der Rolle der Forschenden abgearbeitet; vgl. neuerdings auch: WELZER (2000). <zurück>

24) Um den je spezifischen historischen und sozialen Kontext der einzelnen Biographie zu erschließen, befragte ROSENTHAL in ihren Forschungen der letzten 15 Jahren mehrere Familienmitglieder und führte Mehrgenerationenanalysen durch (vgl. ROSENTHAL 2005a, S.48; vgl. dazu: KÖTTIG 2004). <zurück>

25) Dass biographisches Erzählen in vielfältige Diskurse eingebunden ist und diese Diskurse die Konstruktionen von Lebensgeschichten vorstrukturieren, ist in der Narrativen Psychologie (vgl. BROCKMEIER & MATTES 1999) und der Oral History (vgl. JUREIT 1999), aber nicht in der soziologischen Biographieforschung thematisiert worden. <zurück>

26) Unberücksichtigt muss an dieser Stelle der eurozentristische Blick auf Biographien bleiben. Denn wenn BUKOW und SPINDLER (2006, S.25 und 27ff.) das "hermeneutische Bündnis" zwischen Forschenden und Beforschten zu Recht kritisieren, dann verweisen sie u.a. auf Eingangsfragestellungen ("Ich möchte Sie bitten, mir Ihre Lebensgeschichte zu erzählen, von der Kindheit beginnend bis zum heutigen Tag"), die so – wie u.a. meine Forschung in Mexiko gezeigt hat – nicht überall problemlos funktionieren und damit auf kulturspezifische Lebens- und Erzählmuster verweisen. Eine Abänderung der Erzählaufforderung ist dabei eine der logischen forschungsmethodischen Notwendigkeiten. <zurück>

27) Die Verknüpfung der Biographieforschung mit anderen Theorien und Theorietraditionen ist schon in ihrer Geschichte angelegt. Ein aktuelles Beispiel für die Verbindung von Biographieforschung mit den soziologischen Theorien von Georg SIMMEL, Norbert ELIAS oder Niklas LUHMANN findet im Sammelband von VÖLTER u.a. Biographieforschung im Diskurs (2005) statt. <zurück>

28) Damit ist nicht nur die Darstellung der Lebensgeschichte vor dem Hintergrund kulturell geprägter Muster gemeint – obwohl gerade der Aspekt der "wohlgeformten Narration" (KRAUS 2000, S.172) durch die Forschungserfahrungen in Mexiko zu reflektieren wäre. Vielmehr: "Wenn Individuen ihre Lebensgeschichte erzählen, beziehen sie sich hinsichtlich ihrer historischen und/oder politischen Verortung auf das politische und zeitgeschichtliche Allgemeinwissen, möglicherweise auf Spezialdiskurse. Diese Diskurse können die Sicht auf das eigene Leben in sehr hohem Maße bestimmen" (SCHOLZ 2004, S.28). <zurück>

29) Einer ausführlichen Reflexion des Biographiekonzepts vor dem Hintergrund der Anforderungen an die Gestaltung des eigenen Lebens widmet sich auch der Sammelband Biographische Konstruktionen im multikulturellen Bildungsprozess von BUKOW, OTTERSBACH, TUIDER und YILDIZ (2006). Eine methodische Reflexion mit Bezugnahme auf die Diskursforschung schlagen VÖLTER (2003), ROSENTHAL (2005a, S.215-222) sowie zuletzt ROSENTHAL (2005b, S.51) vor. <zurück>

30) Intersektionalitätsanalysen gehen davon aus, dass "es notwendig und möglich ist, Gender, 'Rasse'/Ethnizität, Klasse, Sexualität und Nationalität in ihrem Zusammenspiel und in Bezug auf die Gleichzeitigkeit ihrer Wirkung zu untersuchen" (LUTZ 2001, S.222; Herv. E.T.). <zurück>

31) Die Subjektposition der muxé möchte ich dabei per se als "gefüllte Leerstelle" annehmen, denn einerseits im hegemonialen Diskurs ausgelassen, stellt sie andererseits eine spezifische Art und Weise zu existieren dar. <zurück>

32) In den letzten 25 Jahren kam es von Seiten des Staates im Zuge des mexikanischen Modernisierungsprozesses zum Aufgreifen einiger feministischer Anliegen. Aber auch umgekehrt haben mexikanische Feministinnen Ende der 1990er Jahre das Vokabular des staatlichen neoliberalen Diskurses aufgegriffen und strategisch genutzt (vgl. LANG 2001; TUIDER 2004a). Demokratie und Partizipation, der Ein- bzw. Ausschluss vom ciudadano, der (Staats-) BürgerInnenschaft sowie die Veränderung diskriminierender Strukturen und Gesetze spielte zwar in den Diskursen der feministischen und Frauenbewegungen Mexikos eine wesentliche Rolle, aber auch die feministischen Aktivitäten in Mexiko konzentrieren sich auf die Thematisierung des asymmetrischen, gewalttätigen Geschlechterverhältnisses, dessen Verschränkung mit der ethnischen Zugehörigkeit und/oder sexuellen Orientierung kaum thematisiert wird (vgl. TUIDER 2004b). <zurück>

33) Für die Diskursanalyse wurden alle archivierten Artikel, die zwischen Januar und Juli 2003 in den Tageszeitungen La Jornada, El Tiempo und El Sol del Istmo erschienen sind und Wahlkampfauftritte Amarantas, die Person und den Wohnort Amarantas oder Themen der Partei "México Posible" thematisieren, herangezogen. Eingang gefunden in die Analyse haben auch Zeitungsbeiträge, die Homosexualität in Mexiko oder sexuelle Vielfalt oder die Existenz des Matriarchats bzw. die Macht und die Situation der juchitekischen Frauen beleuchten. Ebenso lassen sich einige wenige Beiträge finden – z.T. von öffentlich "geouteten" und z.T. von "nicht-geouteten" muxés –, die sich explizit mit der Einordnung der muxés in die Gesellschaftsordnung Juchitáns auseinandersetzen und diese Besonderheit zu erklären versuchen. In anderen regionalen und auch nationalen Zeitungen konnten keine Beiträge zum Thema recherchiert werden, was zum einen mit der politischen und zum anderen mit der thematischen Ausrichtung dieser Zeitungen erklärt werden kann. <zurück>

34) "Es la primera vez que un partido político propone a una persona de la diversidad sexual como la comunidad muxhe a un cargo de elección popular y yo no quiero ir a la contienda sin el respaldo de ustedes" (Amaranta in El Tiempo, 31. März 2003). <zurück>

35) Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Situation in Juchitán werden in der Diskursanalyse nur insofern berücksichtigt, als einerseits die im Diskurs auftauchenden Akteure und Akteurinnen auf ihre feministischen, wissenschaftlichen und politischen Kontexte befragt werden und andererseits Argumente und Erklärungsmuster v.a. der wissenschaftlichen Diskussion als Hintergrund der Analyse dienen. <zurück>

36) Dass es sich bei den verschiedenen Fragekategorien nicht um eine hierarchische, sondern um eine sich immer mehr ausdifferenzierende Anordnung handelt, kann am diskursanalytischen Beispiel, welches ab Abschnitt 6.2 dargestellt wird, gesehen werden. <zurück>

37) Vgl. dazu die systematische Übersicht über das aktuelle Feld der Diskursforschung von KELLER (2004) sowie die Handbücher von KELLER, HIRSELAND, SCHNEIDER und VIEHÖVER (Band 1: 2001 und Band 2: 2004), die den Stand der Diskursforschung in Deutschland repräsentieren. <zurück>

38) Bei der Theorieformierung geht es DIAZ-BONE um die sozialwissenschaftliche Frage, wie bestimmte soziale Phänomene in Zusammenhang mit spezifischen diskursiven Praktiken zu verstehen sind (2006, S.9). <zurück>

39) Das Rekonstruktionsmodell ROSENTHALs und FISCHER-ROSENTHALs knüpft an hermeneutische (OEVERMANN 1993) und textanalytische Verfahren (SCHÜTZE 1983) sowie an die thematische Feldanalyse (FISCHER 1982) an (vgl. ROSENTHAL & FISCHER-ROSENTHAL 2003, S.460). Fritz SCHÜTZE schlug im Wesentlichen drei Analyseschritte vor: 1.) Unterscheidung zwischen Argumentation, Bericht und Erzählung; 2.) formale Textanalyse: Segmentierung, um wesentliche Ereignisabläufe und Motivstrukturen sowie Teilgeschichten zu identifizieren; 3.) Typenbildung (vgl. FUCHS-HEINRITZ 2005, S.310-318). <zurück>

40) Des Weiteren ist nochmals zu betonen, dass die von ROSENTHAL und FISCHER-ROSENTHAL vorgestellte Rekonstruktionsarbeit auf der unhinterfragten Annahme einer kulturellen Erzählweise beruht, die auch einem sinnvollen und abfolgelogischen Ablauf folgt. Die biographischen Erzählungen aus Juchitán folgen nur schwer dieser Logik, eine Abfolge ist deswegen nicht zu rekonstruieren. <zurück>

41) "Die Abduktion soll der Sozialforschung (…) helfen, Neues auf logisch und methodisch geordnetem Weg finden zu können" (REICHERTZ 2003, S.277), d.h. in der Abduktion werden neue Erkenntnisse logisch schlüssig generiert. <zurück>

42) V. verwendet im Spanischen den Begriff niños, der sowohl Jungen und Mädchen, also Kinder, oder nur Jungen erfassen kann. Für die Übersetzung von niños standen hier also zwei Möglichkeiten zur Verfügung: einerseits das geschlechtsunspezifische "Kinder" und andererseits "Jungen". Aus dem Kontext heraus ergibt sich die vorliegende Übersetzung mit "Jungen". <zurück>

43) "I" steht für die interviewende Person; "=" bedeutet eine schnelle Aufeinanderfolge des Gesagten; "(1)" steht für eine Pause von einer Sekunde; <zurück>

44) V.: Pues ahora, pues ya, creo que la mayoría, antes la mayoría de los niños que nacen con afeminados, como se dice, pues siempre reciben rechazos de sus papás, bueno sus papás, porque mamásiempre apoyan a los niños afeminados.=

I.: =Si, no?

V.: Pues yo tambien recibí rechazo de parte de mi papá, desde niño, porque no quería que yo sea como ahora, gay o ... o muxe. Pero los hombres, los padres, pues quieren que sus hijos sean machos así, que sean como ellos, rudos, campesinos, que trabajen como ellos. <zurück>

45) Dieser Verweis bzw. die Gleichsetzung mit Homosexualität ist tatsächlich sehr spannend, weil es sich um einen Verweis auf diskursive Einflüsse handeln, aber auch um einen Hinweis auf die Erklärungsbedürftigkeit gegenüber einer weißen, westlichen Forscherin. Auf die Kontrastierung der Erzählung von V. – wie hier zu Beginn des Interviews und in einer später erfolgten direkten Nachfrage bzgl. des Konzepts muxé – kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden. <zurück>

46) Homosexual ist sicherlich der akademischste und neutralste Begriff, der dabei zur Verfügung steht, denn puto (Hure) oder maricón (Schwuchtel) sind zwar alltäglich geläufige, aber auch sehr abwertende Bezeichnungen. <zurück>

47) K.: O si por ejemplo no podías andar en la calle vestida de mujer, y si andabas, andabas que andar escondiendo, para que no te levantara la policía, y bueno, cosas que no te hacen sentir cómo cuando tu tienes … una … (Luft holen) definida, una una personalidad más femenina. Yo siempre desde chiquita, yo fui muy femenina y siempre me gus … (1), mmh, sentía yo que me gustaban más las cosas que de mujer, que, que que como a otros gays que les gustan las cosas varoniles de los hombres, o? <zurück>

48) Hier wird – wie in Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern – die Verniedlichungsform für Junge (chavo), chavito, benutzt, für die es keine adäquate deutsche Übersetzung gibt, denn "Jungchen" oder "Knäblein" wecken andere Assoziationen. <zurück>

49) Qu. spricht hier nicht nur von hombres, also Männern, sondern von señores und weist damit über die Geschlechtszugehörigkeit hinaus auf den sozialen Stand und das Alter hin, auf Deutsch kann dies am ehesten mit "Herren" übersetzt werden. <zurück>

50) Qu.: Desde chiquillo eh … este … creo que soy una persona que he sido … este homosexual desde el nacimiento, gay. Desde nacimiento, desde que tengo yo uso de razón … este … siempre me ha dado el este … mismo sexo, no? O sea … y este pues desde que era chavito, tenía cinco o seis años siempre como que hay!, los señores me llamaban mucho la atención, los señores. <zurück>

51) "En Juchitán es posible vivir como hombre siendo mujer o como mujer siendo hombre, inclusive ya en la conciencia de los niños existe la posible identificacion con el otro sexo, los afemindados tienen un mayor prestigio social por su definición sexual, los 'muxes' tienen una alta escala por productivos tanto en roles de oficios masculinos como femeninos" (El Tiempo, 17. März 2003). <zurück>

52) Die Verwendung des Personalpronomens "sie" ist hier angebracht, weil Felina einen weiblichen Vornamen gewählt hat, den Wunsch hat, als "sie" angesprochen zu werden, und sich im Alltagsleben weiblich präsentiert. <zurück>

53) Ich beziehe mich hier auf das Raumkonzept Martina LÖWs (2001), in dem sie das Paradigma des "Behälterraums" durch ein relationales Raumverständnis ersetzt. Mit Bezug auf GIDDENS Theorie der Strukturierung, erweitert um das BOURDIEU'sche Habitus-Konzept, unternimmt LÖW den Versuch der Begründung von Raum als soziologischem Grundbegriff (LÖW 2001, S.12). Dabei führt sie einen relationalen, konstruktivistischen, Handeln und Struktur verbindenden Raumbegriff ein (vgl. weiter Anmerkung 54). <zurück>

54) Gleichzeitig wendet sie sich dabei gegen den Vorwurf der Promiskuität und betont Partnerschaft und Liebe: "Viele Menschen mögen uns, es gibt viel gegenseitigen Respekt. Wir haben sogar eine Basketballmannschaft der Intrépidas gegen HIV. Wir setzen uns für Liebe innerhalb einer Beziehung ein, ohne Promiskuität. Im Einzelnen gebe ich das Beispiel dafür ab. Ich habe einen einzigen Partner, mit dem ich eine Beziehung aus Liebe habe und nicht nur aus Lust [Mucha gente nos quiere, hay respecto mutuo, tenemos hasta equipo de básquetbol de las intépidas contra el sida, promovemos el amor entre la pareja, sin promisciudad, de manera particular pongo el ejemplo teniendo una sola pareja con la que sostengo relaciones por amor y no solo por gusto]." <zurück>

55) Vgl. dazu die Kritik der im Kontext der Queer Theory häufig rezipierten Verweise auf nicht-westliche "Kulturen" und an dem innewohnenden Zauber des queeren gender crossings und gender bendings von Susanne SCHRÖTER (2002). <zurück>

56) Im mexikanischen und lateinamerikanischen Kontext spielt das Konzept der Mestizaje seit der Kolonialisierung eine große Rolle, da damit die kulturelle, ethnische Mischung von EuropäerInnen und Indigenas thematisiert wurde. Seit der mexikanischen Revolution Anfang des 20. Jahrhunderts ist Mestizaje eng mit der nationalen Identität Mexikos verwoben. Es stellt ein politisches, identitäres und auch widerständisch angeeignetes (Selbst-) Konzept dar. <zurück>

57) Vgl. ausführlicher: TUIDER 2007 (im Druck). <zurück>

58) Zur Intersektionalitätsanalyse vgl.: LUTZ und WENNING (2001); LUTZ (2001); LUTZ und DAVIS (2005); KLINGER und KNAPP (2005). <zurück>

59) Der von Homi BHABHA Anfang der 1990er Jahre in die Diskussion gebrachte Begriff des third space erfasst die gegenseitige Kontaminierung von kolonisiertem und kolonisierendem Subjekt (BHABHA 1994) und dient hier als Metapher zur Erfassung des Grenzüberschreitenden, des gegen die bisherige Ordnung Gerichteten, wobei hybride Raumpräsentationen (vgl. Anmerkung 49) Bestandteil kultureller Praxis sind. <zurück>

60) Ethnologische Geschlechter- und Sexualitätenstudien kennen diese mehrdimensionale Herstellung bei der Definition von Geschlecht (vgl. HERDT 1994); für den nordamerikanischen Kontext und die Thematisierung von two-spirited people vgl. TIETZ (1998) und LANG (1990); zur Situation der Hijras in Indien vgl. NANDA (1990); für die brasilianischen Travestis vgl. KULICK (1998) und PARKER (1991). <zurück>

61) Der/die/das Andere ist nicht einfach gegeben, sondern wird gemacht, wobei im Diskurs über Normalitäten und Gewohnheiten das Abweichende, Fremde und Andere gleich mit produziert wird. Die Praktiken der Ver-Anderung (Othering) sind die Voraussetzung, um von "dem Anderen" zu sprechen und das Fremde im "Woanders" zu verorten. Vgl. zu den Cultural Studies-Diskussionen in Deutschland: HALL (2004); REUTER (2002); HA (1999). Zum Thema Postkolonialismus vgl.: STEYERL u.a. (2003); CASTRO VARELA und DHAWAN (2005); zu den hierzulande einsetzenden Whiteness-Studies vgl.: WOLLRAD (2005) sowie EGGERS u.a. (2005). <zurück>

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Zur Autorin

Elisabeth TUIDER, geb. 1973, Dr. phil., 1992-1996 Studium der Pädagogik und Psychologie an den Universitäten Wien und Stockholm; 1998-2000 Promotion an der Universität Kiel und Uppsala/Schweden sowie Lehrbeauftragte an den Universitäten Hamburg, Bremen und Kiel; seit 2001 Wiss. Assistentin am Institut für Soziologie (Universität Münster). Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: feministische und Queer-Theory, Cultural- und Postcolonial-Studies, Lateinamerika-Studien, Methoden der empirischen Sozialforschung

Kontakt:

Elisabeth Tuider

Institut für Soziologie
Universität Münster
Scharnhorststr. 121
D-48151 Münster

Tel.: 0251-8323306

E-Mail: e.tuider@web.de
URL: http://egora.uni-muenster.de/soz/personen/tuider.shtml

Zitation

Tuider, Elisabeth (2007). Diskursanalyse und Biographieforschung. Zum Wie und Warum von Subjektpositionierungen [81 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(2), Art. 6, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs070268.

Revised 6/2007

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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