Volume 8, No. 2 – Mai 2007

Projektbericht: diskurs-werkstatt und kultuRRevolution. zeitschrift für angewandte diskurstheorie

Jürgen Link & Rolf Parr

1. Emergenz und Entwicklung des Projekts

Seit fast drei Jahrzehnten arbeitet mit dem Ruhrverbund angewandte Literatur- und Kulturtheorie (Ruhrvalk) ein Zusammenschluss von Wissenschaftler(inne)n, Medienleuten und Lehrer(inne)n daran, die FOUCAULTsche Diskursanalyse auszuarbeiten und praktisch-intervenierend anzuwenden. Getragen wird dieser Zusammenschluss u.a. von der bochumer diskurs-werkstatt. Gemeinsam herausgegebenes Publikationsorgan ist seit 1982 kultuRRevolution. zeitschrift für angewandte diskurstheorie. Diese Zeitschrift publiziert gleichermaßen theoretisch-wissenschaftliche Beiträge zur Diskursanalyse wie vor allem auch praktische Anwendungen im gesamten Bereich der mediopolitischen Öffentlichkeit. In diesem Beitrag wird das Projekt diskurs-werkstatt/kultuRRevolution vorgestellt: Ausgehend von der Entwicklung wird zunächst der theoretische Ansatz (Abschnitt 2) mit einigen Hauptaspekten wie Interdiskurstheorie (Abschnitt 2.2) und Kollektivsymbolanalyse (Abschnitt 2.3) vorgestellt und dann das methodische Vorgehen exemplarisch aufgezeigt (Abschnitt 3). Den Schluss bilden ein Überblick zu den Dauerbrennerthemen der Zeitschrift (Abschnitt 4) und ein Ausblick auf die neuere Normalismusforschung als einem aktuell besonders brisanten Arbeitsgebiet der Diskursanalyse. [1]

Wie in dem Interview von Rainer DIAZ-BONE mit Jürgen LINK in FQS des Näheren dargestellt, wurde das Projekt diskurs-werkstatt bochum/kultuRRevolution. zeitschrift für angewandte diskurstheorie (kurz: kRR) in den 1970er Jahren an der Universität Bochum vorbereitet und entwickelt. Konstitutiv war die Ablehnung scheinbar unausweichlicher Binärentscheidungen von der Art: entweder seriöse wissenschaftliche Arbeit oder politisches Engagement, entweder anspruchsvolle theoretische Standards oder Verständlichkeit und didaktische Praktizierbarkeit, entweder kanonische Texte oder mediale und popkulturelle Erweiterung, entweder Brotberuf oder "Selberdenken", entweder Analyse oder "Selberschreiben". Die Opposition gegen "binäre Reduktionismen" und Sagbarkeitsgrenzen aus Diskurszwängen begann also ganz praktisch schon damals. Die heutige definitive Dualisierung der Universität nach dem "B-Prozess" (Bologna, Bertelsmann) in normale Massenuniversitäten als Standardwissensquizfabriken ohne Forschung und ohne Selberdenken und wenige Exzellenzkomplexe mit Forschungsmonopol ist nur die groteske Institutionalisierung sämtlicher binären Reduktionismen, die unser Projekt unterläuft. [2]

2. Theoretischer Ansatz: Diskurs, Interdiskurs, Kollektivsymbolik

Obwohl FOUCAULT (1973, S.166f.) den Begriff der "Theorie" seinerzeit für verfrüht hielt und sich bis auf Weiteres für den bescheideneren Begriff einer "Diskursanalyse" entschied, handelt es sich im Kontext der Kulturwissenschaften de facto sehr wohl um eine Rahmentheorie, ohne deren systematisch vernetzte Kategorien und Annahmen die konkreten Analysen blind wären. Zu den theoretischen Annahmen FOUCAULTs gehört ja insbesondere die (zu HABERMAS kontroverse), dass jeder Diskurs soziohistorisch begrenzt und keiner machtfrei ist. Da es demnach faktisch um die Kontroverse zweier Theorien ging, deren beider Gegenstand der Diskurs war, wollten wir das auch terminologisch signalisieren. Mit "angewandter Diskurstheorie" war zum einen grundsätzlich der nicht-spekulative, auf ständige Symbiose mit Praxis und Empirie verwiesene Charakter der Theorie gemeint, den auch FOUCAULT (1973, S.182), noch vor der Phase seines politischen Engagements, als "glücklichen Positivismus" für sich reklamierte. Zum zweiten und im engeren Sinne meinte "angewandt" die Kopplung der Theorie insbesondere an Schul-, Medien- und Gewerkschaftspraxis. [3]

Wenn FOUCAULT vor dem Konzept einer "Theorie" zögerte, so wahrscheinlich auch deshalb, weil er damit (nach dem Modell der exakten Naturwissenschaften) die Vorstellung eines synchronisch und diachronisch "geschlossenen" Systems von Annahmen oder gar Axiomen verband, das mit seiner explorierenden und kontinuierlich innovierenden Arbeitsweise unvereinbar gewesen wäre. Bekanntlich scheute FOUCAULT auch nicht davor zurück, Grundbegriffe wie "Erfahrung" oder "Episteme" zu re-vidieren (im Sinne von: noch einmal näher anschauen und ggf. neu fassen oder ersetzen) bzw. neue Kategorien wie "Dispositiv" oder "Gouvernementalität" einzuführen. Eine solche Offenheit und Dynamik steht jedoch keineswegs im Gegensatz zum Status einer (kulturwissenschaftlichen) Theorie, sondern dürfte für sie geradezu konstitutiv sein. Jedenfalls gehört diese explorierende und kontinuierlich re-vidierende Dimension zum theoretischen Selbstverständnis gerade auch des hier zu beschreibenden Projekts. [4]

2.1 FOUCAULT "übersetzen"

Das ursprüngliche Team der diskurs-werkstatt bochum kam aus verschiedenen "Achtundsechziger"-Tendenzen – es traf sich jedoch im Interesse an einer im weiten Sinne soziologisch, gleichzeitig aber entschieden an Formen orientierten, "strukturalistischen" und semiotischen Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft (dazu LINK & LINK-HEER 1980, LINK 1974). Für unsere entsprechenden Fragestellungen erwies sich der Diskurs-Begriff Michel FOUCAULTs als sowohl theoretisch wie analytisch weiterführendes Instrument: theoretisch, weil er mit der Frage nach historisch-spezifischen Räumen von Sagbarkeit und ihren Grenzen eine Engführung von Semiosis und Macht erlaubte; analytisch, weil er die sprachlichen und allgemeiner kulturellen Gegenstände im Sinne von Materialitäten zu betrachten erlaubte statt hermeneutisch als fiktive "Dialogpartner". Damit war unser Anschluss an FOUCAULT im Gegensatz zu den meisten anderen frühen Anschlüssen hierzulande dominant operativ orientiert und nicht dominant fundamental-philosophisch wie etwa der von Manfred FRANK. Statt die Frage zu stellen, ob FOUCAULTs Diskurstheorie "das" autonome Subjekt "tilge" oder zulasse, erschienen uns solche Debatten als Musterfälle der Errichtung von Sagbarkeitsgrenzen durch einen binären Reduktionismus, demnach als Macht-Spiele, die ihrerseits vor allem zum Gegenstand (statt zur Bewertung) der Diskursanalyse taugten. [5]

Die Prämissen und Verfahren der Diskursanalyse (wie die Frage nach diskursiven Ereignissen, Wiederholungen oder Emergenzen von Signifikanten, massenhaften Streuungen von Aussagen jenseits von "Autorschaft" usw.) erwiesen sich als hoch relevant etwa für den mediopolitischen Diskurs und die "harten" diskursiven Kämpfe etwa in der Einwanderungsfrage (vgl. kRR 2: "Asylanten", kRR 21: "Chaoten", kRR 15: "Fundamentalisten", kRR 10: "Kulturkreis", kRR 6, 22, 26: "Links-Rechts-Mitte-Extreme"; "Normalität": s.u.). [6]

2.2 Eigene Weiterentwicklungen: Spezialdiskurs, Interdiskurs

Wenn man sich als Literaturwissenschaftler(in) hauptsächlich mit den "positiven", materialreichen historischen Diskursanalysen FOUCAULTs beschäftigte, war die periphere Situierung der Literatur nicht zu übersehen: Literarische Texte wurden vor allem als Versuche zitiert, auf Grenzen diskursiver Sagbarkeit zu reagieren (CERVANTES, SADE, BORGES). Bei den von FOUCAULT analysierten "Diskursen" (synonym mit "diskursiven Formationen" wie z.B. der naturhistorische, medizinische, juristische Diskurs usw.) handelte es sich dagegen um Formationen "positiven" Wissens, teils um regelrecht universitär institutionalisierte Wissenschaften wie die "Humanwissenschaften". Eine fundamentale Grenze der Sagbarkeit für diese Diskurse besteht zunächst einmal in ihrer Spezialisierung: Sie treffen legitime Aussagen über einen je speziell begrenzten Bereich von Gegenständen. FOUCAULT selbst betont die Spezialität als Grenze der Sagbarkeit insbesondere bei den legitimen Sprecherpositionen, etwa des medizinischen und juristischen Diskurses. Dementsprechend schlugen wir vor, FOUCAULTs typische "Diskurse" als "Spezialdiskurse" zu verdeutlichen. Dadurch wurde gleichzeitig auch die Anschließbarkeit FOUCAULTs an die soziologischen Theorien der Arbeits-, Funktions- und Wissensteilung seit ROUSSEAU und MARX über DURKHEIM bis zu PARSONS und LUHMANN verdeutlicht. [7]

Was uns jedoch besonders interessierte, waren Diskurselemente und Diskurskomplexe, die gerade nicht speziell, sondern spezialdiskursübergreifend sind und die wir als "interdiskursiv" bezeichneten (zur Abgrenzung von Michel PÊCHEUXs Begriff des "interdiscours" s. LINK im Interview mit DIAZ-BONE, dort insbesondere die Absätze 10, 18 sowie 22-27). Zu solchen Wissenskomplexen mit spezialdiskursübergreifender Verwendbarkeit gehören neben tragenden Grundbegriffen etwa Exempel, symbolische Modelle, systematische und narrative Schemata. So changiert die Kategorie des "Charakters" zwischen Psychologie, Pädagogik, Geschichte, Politik, Literatur und Kunst – die der "Entwicklung" zwischen Biologie, Geschichte, Pädagogik, Literatur und Kunst, die des "Wachstums" zwischen Biologie, Ökonomie und Psychologie ("personal growth"). Die auch bei FOUCAULT zentrale Kategorie der "Normalität" (einschließlich ihres semantischen Feldes und ihres kollektivsymbolischen Mantels wie den Verteilungs- und Homöostase-Symbolen) bildet seit den 1980er Jahren einen Schwerpunkt des Projekts (s.u., Abschnitt 5). [8]

Da diese gegen die Tendenz zur Wissensspezialisierung gegenläufige, entdifferenzierende, partiell reintegrierende Tendenz der Wissensproduktion zur paradoxen Konstitution eigener Diskurse führt, die wir Interdiskurse genannt haben und deren Spezialität sozusagen die Nicht-Spezialität ist, standen Interdiskurse und das Ensemble der sie bildenden Elemente seit Beginn unserer Arbeit im Vordergrund. Die bekanntesten Beispiele für Interdiskurse dürften Populärreligion, Populärphilosophie, Populärgeschichte, Pädagogik, Publizistik, Konversation (heute Talkshows), Kunst und Literatur, Populärwissenschaft, Mediopolitik und Mediounterhaltung sein. Wichtigstes Ergebnis war hier: Offensichtlich können moderne differenziert-spezialistische Kulturen sich nicht ausschließlich auf spezielle Wissensbereiche beschränken, sondern benötigen zu ihrer Reproduktion zusätzlich umgekehrt als eine Art Korrelat bzw. Kompensation immer auch reintegrierende Wissensbereiche, die zwischen den Spezialitäten vermitteln und "Brücken schlagen". Die wesentliche Funktion solcher Interdiskurse besteht dabei nicht in professionellen Wissenskombinaten oder gar (längst unmöglichen) Wissens-Totalisierungen, sondern in selektiv-symbolischen, exemplarisch-symbolischen, also immer ganz fragmentarischen und stark imaginären Brückenschlägen über Spezialgrenzen hinweg für die Subjekte. Je differenzierter das moderne Wissen und je weltkonstitutiver seine technische Anwendung, umso wissensdefizitärer, wissensgespaltener, orientierungsloser und kulturell peripherer sind moderne Subjekte. Interdiskurse sind daher Bedingungen der Möglichkeit sowohl von Subjektbildung wie von As-Sociation unter modernen Verhältnissen. Da sie zudem ständig reproduziert werden müssen, ist auch eine permanente diskursanalytische Begleitforschung sinnvoll, wie sie diskurs-werkstatt und kultuRRevolution zu leisten versuchen. [9]

2.3 Kollektivsymbolik

Als eine Art Kondensat von Interdiskursivität dient die Kollektivsymbolik einer Kultur. Darunter verstehen wir die gesamte kollektiv verankerte, mehr oder weniger stereotype "Bildlichkeit" einer Kultur: nicht bloß Symbole im Sinne Goethes (Sinn-Bilder), sondern auch alle Allegorien und Embleme, Vergleiche und metaphorae continuatae, Exempelfälle, anschaulichen Modelle und Analogien. Dabei bildet die Gesamtheit dieser Bildlichkeit ein synchrones System im strukturalistischen Sinne. Mit einer Darstellung des medialen westdeutschen Systems der Kollektivsymbolik begann Heft 1 der kRR im Jahre 1982. [10]

2.4 Literatur als Interdiskurs

Die (insbesondere neuere) Literatur erweist sich dann als Interdiskurs mit primär subjektbildender Funktion, wobei die (affirmative oder kritische) Verarbeitung der kulturell parat gehaltenen Kollektivsymbolik eine entscheidende Rolle spielt. Die kanonischen Texte erscheinen dann sämtlich als interdiskursive "Montagen", die an bestimmten Orten in die kulturellen Systeme intervenieren. Diese Kontexte werden nicht nur in den dominant der Literatur gewidmeten Ausgaben von kRR (kRR 3: "Klassische Diskurse – kulturrevolutionär?" – kRR 8: "Pathos und Ironie" – kRR 12: "Metamorphosen der romantischen Kulturrevolution" – kRR 29: "Komplotte: klassisch bis postmodern" – kRR 35: "Hölderlin: Französisch-Deutsch"), sondern gerade auch bei dominant politischen oder soziokulturellen Themen analysiert. [11]

2.5 Interdiskurs und Ideologie

Die Interdiskurstheorie erlaubt eine Kritik von Ideologie-Auffassungen im Sinne einer (quasi-optischen) "Illusion" wie auch einer "Verschleierung von Interessen". Sie erlaubt eine Reformulierung im Sinne einer selektiven symbolischen Wissensintegration mit Subjekteffekt und soziofunktionalen Sagbarkeitsgrenzen (vgl. LINK 2005). [12]

2.6 Diskursive Positionen, kulturrevolutionäre Ereignisse, Kulturrevolution

Gänzlich neue Diskurs- und Interdiskurssysteme bzw. neue Kollektivsymbolsysteme sind die großen Ausnahmen und ereignen sich meistens im Abstand von Jahrhunderten. Sie setzen die Emergenz neuer dominanter Spezialdiskurse (wie z.B. der modernen Natur- bzw. Humanwissenschaften) voraus, die zu neuen Interdiskursen und damit neuen epochalen Typen von Sagbarkeit und Subjektivität führen. Dem entsprechen neue Systeme von Kollektivsymbolik (etwa die Emergenz des techno-medizinischen Vehikel-Körpers im 19. Jahrhundert). Solche radikalen Wissens-, Sagbarkeits- und Subjektrevolutionen können als Kulturrevolutionen bezeichnet werden (dazu ausführlich kRR 45/46: "Kulturwissenschaft – Kulturrevolution"). Epochale kulturelle Systeme sind jedoch keineswegs "statisch": Auch sie verändern sich ständig durch partielle diskursive Innovationen und Emergenzen. (So ist die paradigmatische Reihe der Techniksymbole erst in den 1980er Jahren um die vielen neuen Computer-Symboliken erweitert und mit bereits vorhanden, z.B. "Viren", verknüpft worden. Ein weiteres Beispiel wäre der "Katalysator", der – eingesetzt zur Ausfilterung von Schadstoffen in Autoabgasen – gegenüber der alten chemischen die gänzlich neue symbolische Bedeutung von "Reinigungsapparatur" bekommen konnte.) Dabei spielt der Konflikt diskursiver Positionen eine wichtige Rolle. Unser Projekt hat exemplarisch die Emergenz der ökologischen bzw. "grünen" Diskursposition verfolgt, deren Macht sich aus der Umwertung des hegemonialen techno-progressiven Symbolsystems erklärt (Natur vs. Technik, Grün vs. Beton, Leben vs. Tod, Auto vs. Fahrrad usw.). [13]

3. Zur Methode

Interdiskurstheoretisches Arbeiten setzt als ersten Schritt im Grunde immer eine Rekonstruktion desjenigen Diskurssystems oder derjenigen diskursiven Formation voraus, innerhalb derer ein zu analysierender Text (bzw. ein anderer medialer oder im weitesten Sinne kultureller Gegenstand) in seiner Spezifik zu situieren ist. Diese Rekonstruktionsarbeit kann den gesamten Fächer der Spezial- und Interdiskurse einer Zeit umfassen oder – sofern nicht nötig – vielleicht auch nur den Gebrauch eines einzelnen Diskurselementes, etwa eines einzelnen Kollektivsymbols. Auf diese Weise erhält die Interdiskursanalyse eine durchaus empirische Basis, denn diskursive Regularitäten werden erst in der Serialität des Materials als solche sichtbar. [14]

Im zweiten Schritt ist dann herauszuarbeiten, welche Praxisbereiche jeweils integriert werden und in welchem Verhältnis dieses Integrationsprojekt zum Diskursfächer der Zeit steht. (Bestätigt es ihn? Entwirft es eine Alternative? Stellt es eine Art Putsch oder eine kulturelle Revolution dar?) Und weiter mit Blick auf die jeweils verwendeten diskursverbindenden, interdiskursiven Elemente selbst: Werden sie kohärent, z.B. mit durchgehender Wertung benutzt? Dann würde man diese spezifischen, in sich kohärenten Verwendungsweisen des kulturellen Vorrats an Interdiskurselementen als diskursive Positionen bezeichnen können, die im und mittels des Interdiskurses einer Kultur sowohl individuell als auch kollektiv eingenommen werden können. Davon ausgehend lässt sich dann beispielsweise auch der Zusammenhang von Texten, diskursiven Positionen und verschiedensten Publiken erforschen. [15]

3.1 Korpora, Archiv

Ganz praktisch sammelt die diskurs-werkstatt seit vielen Jahren Belegmaterial zu einer ganzen Reihe von Kollektivsymbolen und Interdiskurselementen aus Presse, Medien, Literatur, aber auch zu vielen anderen Korpora. In der Zeitschrift kultuRRevolution wird dieses Material in Form von Artikeln zu einzelnen Kollektivsymbolen und elementar-literarischen Anschauungsformen verfügbar gemacht (vgl. z.B. die Artikel zu "Fundamentalismus" in kRR 15, "Gemeinsames europäisches Haus" in kRR 23, "Gürtel enger schnallen" in kRR 37), auf deren Basis sich dann etwa der mediopolitische Interdiskurs genauestens rekonstruieren lässt und aktuelle Entwicklungen verortet werden können. Das solchermaßen empirisch fundierte interdiskursanalytische Vorgehen ermöglicht zudem eine gewisse prognostische Kapazität: Häufig lässt sich ziemlich präzise voraussagen, auf welche Interdiskurselemente in dieser oder jener Situation zurückgegriffen werden wird. Das eröffnet zugleich die Möglichkeit zur Intervention in (politische) Diskurse, zum strategischen Einsatz von Interdiskurselementen bzw. zum Entwurf alternativer Interdiskurse. [16]

3.2 Kollektivsymbolanalyse

Wie Kollektivsymbole aufgebaut sind und wie sie sich analysieren lassen, lässt sich am einfachsten an einem kleinen simulierten Beispieltext zeigen, wie man ihn ähnlich während der Asyldiskussionen der 1980er und 1990er Jahre immer wieder auch in Tageszeitungen hätte antreffen können:

Das Boot ist jetzt endgültig voll. Wir sind der Flut der Einwanderer, Flüchtlinge und Asylanten wirklich nicht mehr gewachsen. Unsere Hilfsbereitschaft kollidiert mit der Belastungsgrenze. Die Deiche drohen zu brechen. Wenn wir nicht allesamt untergehen wollen, dann müssen wir jetzt handeln und unser Boot fahrtüchtig halten. Dieses Problem können wir nicht allein und nur innenpolitisch lösen. Die Schleusentore nach Süden und Osten müssen bereits an den Grenzen enger eingestellt oder auch einmal gänzlich dicht gemacht werden. Bessere Deiche gegen diese Flut tun allein schon wegen der kriminellen Schleuser Not. Die Offiziere auf der Regierungsbrücke müssen energischer handeln. 100.000 Asylanten pro Jahr sind mehr als genug. [17]

Hier werden Elemente aus dem Bereich Seefahrt und Deichbau so in Relation zur Asyldiskussion gesetzt, dass immer ein Bildelement aus dem Bereich "Seefahrt/Deichbau" mit einem damit eigentlich gemeinten Element aus dem Bereich "Asyl" korrespondiert. Die Art der hier genutzten Relation lässt sich als Beziehung von Bild-Elementen (Pictura) und Sinn-Elementen des eigentlich Gemeinten (Subscriptio) beschreiben. Dabei ist einer Serie von Teil-Bildern eine komplementäre Kette von Sinn-Elementen zugeordnet. Für die Analyse von Kollektivsymbolen bietet es sich daher an, beide in einem Schema mit zwei Spalten anzuordnen. Im ersten Schritt ist lediglich eine einfache Bestandsaufnahme zu leisten: Man geht den Text Zeile für Zeile durch und nimmt die realisierten Pictura- und Subscriptio-Elemente auf. In einem zweiten Schritt wären nicht realisierte Elemente auf beiden Seiten zu ergänzen. Für unser – eher einfaches Beispiel – könnte die Zuordnung von P- und S-Elementen dann in etwa so aussehen:

PICTURA ("Bild")

SUBSCRIPTIO ("Sinn")

p1

Boot

s1

Deutschland

p2

Flut

s2

Summe der Asylbewerber, Flüchtlinge und Einwanderer

p3

Deich

s3

Grenze

p4

Deiche brechen

s4

Wohlstand ist gefährdet

p5

untergehen

s5

???

p6

Schleusentore enger einstellen

s6

Quoten verringern

p7

Schleusentore dicht machen

s7

Aufnahme stoppen

p8

Offiziere auf der Brücke

s8

Regierung

p9

Schleuser

s9

kriminelle Banden, die illegale Grenzübertritte ermöglichen [18]

Semiotisch besehen, sind Kollektivsymbole also komplexe, ikonisch motivierte, paradigmatisch expandierte Zeichen, die eine Bildseite (Pictura) und eine Seite des eigentlich Gemeinten (Subscriptio, "Sinn") vereinen. Diskurstheoretisch betrachtet stellen sie Kopplungen von Spezialdiskursen dar. Von besonderer Wichtigkeit sind dabei vor allem diejenigen Symbole, die an alltägliche Erfahrungen, an das Alltagswissen und die elementare Soziokultur anknüpfen und von ganz verschiedenen Sprecher(inne)n, Schreiber(inne)n oder auch Zeichner(inne)n quer durch Berufe, Klassen, Schichten (oder wie immer die soziologischen Stratifikationen lauten mögen) benutzt und verstanden werden können. Daher die Bezeichnung "Kollektivsymbole". [19]

3.3 Kollektivsymbolsysteme, Katachresenmäander

In ihrer Gesamtheit bilden die in einer Kultur relevanten Kollektivsymbole ein sich historisch zwar modifizierendes, synchron jedoch relativ stabiles und in sich kohärentes System. Dieser Systemcharakter resultiert daraus, dass Kollektivsymbole sowohl auf Seiten der Pictura als auch der Subscriptio zu paradigmatischen Äquivalenzklassen tendieren. Denn erstens können Pictura-Elemente aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen bei beibehaltenem "Sinn" untereinander ausgetauscht werden. So lässt sich ein Gesellschaftssystem einmal als Fahrzeug (Auto, Boot, Flugzeug, Zug oder Fahrrad) symbolisieren, dann aber auch als Organismus (mit Kopf, den verschiedenen Gliedmaßen, dem Blutkreislauf usw.). Daraus ergeben sich Ketten von Bildern, etwa: "Politik" ist wie "Fußball", ist wie die "Regiearbeit an einer Oper". Im Sportteil einer Zeitung kann es dann heißen, dieser oder jener Spieler führe "überlegene Regie im Mittelfeld", im Politikteil, dass ein Parteivorsitzender seinen Konkurrenten mental "gefoult" habe. Zweitens können verschiedenste Sachverhalte unter ein Bild subsumiert werden. "Flut"-Symbole stehen gleichzeitig für Wassermassen, Flüchtlinge, Fußballfans und Autokolonnen bei Beginn der Sommerferien; "Fundamentalisten" können grün, islamisch, serbisch oder orthodox sein usw. Aus diesen beiden Strukturachsen (mehrere Bilder bei beibehaltenem "Sinn" bzw. ein Bild mit wechselndem "Sinn") resultiert insgesamt der Charakter der Kollektivsymbolik als ein komplexes, synchrones System, das zwar aus vielen einzelnen Symbolen besteht, die aber untereinander in Beziehung gesetzt sind. Hier ein Beispiel aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (NOLL 2000, S.2; symbolische Elemente kursiv hervorgehoben):

"Wenn die Preise ins Kraut schießen, müssen sie einen Dämpfer erhalten. Und wenn dem Konjunkturmotor Überhitzung droht, muss frisches Kühlwasser her. Zur Abwehr der Inflationsgefahren sind die Hüter der Preisstabilität aufgerufen, ihre Instrumente einzusetzen. Gestern hat die Europäische Zentralbank (EZB) gehandelt. Und die Leitzinsen für den Euro erhöht.

Doch an der Preisfront lodern gar keine Feuer. Es gab nichts zu löschen. Und so bestand auch kein Anlass, wegen gestiegener Preise die geldpolitischen Zügel zu straffen.

Es ist wohl eher der Sturzflug des Euro, der die EBZ an der Zinsschraube drehen ließ. Sozusagen in der Rolle als Währungshüter. [...]

Auch nach der Erhöhung der Leitzinsen ist kein Ende der Talfahrt abzusehen. [...]

Der schwache Eurokurs wird von einigen Politikern und Wirtschaftsfachleuten sogar insgeheim begrüßt. Denn ohne Zweifel wirkt jeder Euro-Cent, den die europäische Währung gegenüber dem Dollar und dem englischen Pfund verliert, wie eine Konjunkturspritze zugunsten der europäischen Exportwirtschaft." [20]

In konkreten Texten wird daher der fortlaufende Bildbruch – wir nennen das einen Katachresenmäander – den Normalfall des integrierenden Ins-Spiel-bringens von verschiedensten gesellschaftlichen Praxisbereichen bilden. [21]

3.4 Perspektiven der Kollektivsymbolanalyse

Es gibt inzwischen viele Einzelstudien zur Kollektivsymbolik (vgl. die Bestandsaufnahme in PARR & THIELE 2005), aber erst ansatzweise übergreifendere Arbeiten, die Grundlinien der Entwicklung der Kollektivsymbolsysteme vom 18. Jahrhundert bis heute aufzeigen würden, vielleicht sogar einschließlich einer Analyse der Nutzung von Kollektivsymbolen und ihren Systemen durch differenzierte Trägerschaften. (Wer nutzt unter welchen Bedingungen welche Kollektivsymbole zu welchem Zweck?) Weiter gibt es bisher erst wenige Kulturen vergleichende Analysen von Interdiskursen und speziell von Kollektivsymbolsystemen. Eine erste Studie liegt lediglich zum Vergleich des europäischen und des amerikanischen Systems der Kollektivsymbole vor (LINK 1991). Vergleiche wären aber auch für die europäische Binnenperspektive zu leisten. Und schließlich bliebe zu fragen, ob sich unter den neuen Bedingungen der Globalisierung ansatzweise so etwas wie ein "internationaler Interdiskurs" herausbildet. Auch für den Medienbereich bliebe noch manches zu tun. Die Interdiskursanalyse wurde seit den 1970er Jahren zunächst vorwiegend an Printmaterial entwickelt, durchaus schon unter Einbezug von Bildern. Aber wie sieht es mit den dynamisch gemachten, erzählten und visualisierten Kollektivsymbolen des Fernsehens aus (vgl. THIELE 2005)? Was wären für solche medialen Bereiche wie Fernsehen, Video, Internet dann überhaupt verbindende Interdiskurselemente? Und wie sieht die Verteilung von Pictura- und Subscriptio-Elementen auf den verschiedenen Ebenen von Ton und Bild (vgl. PARR 2007) aus? [22]

4. Konzept der Zeitschrift kultuRRevolution; "Dauerbrenner" und Schwerpunkte

Jedes Heft der Zeitschrift kultuRRevolution (53 Hefte in den ersten 25 Jahren, bis Herbst 2007) behandelt im Wechsel einen oder mehrere thematische Schwerpunkte, die in engem Zusammenhang mit dem Gesamtkonzept stehen. Dabei folgen wir einem Konzept "mittlerer" diskursiver Aktualität auf der Basis eigener, diskurstheoretisch gestützter Prognostik. Wir machen uns also unabhängig von den jeweiligen hegemonialen Top-Themen und folgen der Regel "nichts doublen". Einige Beispiele: kRR 9: "Frau. Mann. – nicht mehr als zwei Geschlechter?" kRR 14: "Simulationen", kRR 25: "Deutsche Wüstenstürmer", kRR 36: "Dynamiken der Massen – Dynamiken der Diskurse"; kRR 43: "Auf dem Fußbreit Leben – zwischen Phrasen und Gasen"; kRR 49: "Amok – Reformen". [23]

Neben den wechselnden Schwerpunkten werden kontinuierlich Beiträge zu Problembereichen publiziert, für die sich der Terminus "Dauerbrenner" eingebürgert hat. Das sind insbesondere die Bereiche:

4.1 Ein Beispiel: kRR-Heft 24: "Historische Analogien"

Der aktuelle Bezug dieses Schwerpunkts bestand in den Hitler-Analogien, mit denen die Interventionskriege der 1990er Jahre am Golf und auf dem Balkan legitimiert wurden. kRR 24 stellte grundsätzlich die Frage nach der diskursiven Struktur und Funktion historischer Analogien und ihren subjektivierenden Effekten (Generierung von Freund- und Feindbildern). Dabei erwies sich, dass der diskursive Kern etwa einer "Charakter"-Analogie ("Saddam = Hitler") strukturell wie ein Kollektivsymbol funktioniert und tatsächlich stets mit Kollektivsymbolen gekoppelt ist. Solche diskursiven Kerne erwiesen sich wiederum als tragende generative Verfahren auch klassischer historiographischer Diskurse wie etwa desjenigen Theodor Mommsens. Wie immer war unsere Konsequenz allerdings nicht ikonoklastisch: Bestimmte strukturelle Analogien können bis zu einem gewissen Grade operativ sein (niemals allerdings solche von "Charakteren", die lediglich zur satirischen Behandlung taugen). [25]

5. Normalismus

Der bisher umfangreichste monografische Forschungskomplex unseres Projekts beschäftigt sich systematisch und historisch mit Struktur und Funktion des interdiskursiven Komplexes der "Normalität" in modernen Gesellschaften. Auch hier gaben Anregungen FOUCAULTs und gleichzeitige aktuelle diskursive Ereignisse (u.a. bei ENZENSBERGER) den Anstoß. Erste Ergebnisse erschienen in der kRR 23 ("Zahlen Kurven Symbole") und 27 ("Normalismus") – vor der Monografie "Versuch über den Normalismus" (LINK 1996, 3., überarbeitete und ergänzte Aufl. 2006), dem interdisziplinären Dortmunder DFG-Projekt "Leben in Kurvenlandschaften (vgl. GERHARD, LINK & SCHULTE-HOLTEY 2001; LINK, LOER & NEUENDORFF 2003; GERHARD, GRÜNZWEIG, LINK & PARR 2003; PARR & THIELE 2001) und einer seither anhaltenden Ausstrahlung und Proliferation in verschiedensten Kontexten. [26]

Literatur

Diaz-Bone, Rainer (2006). Operative Anschlüsse: Zur Entstehung der Foucaultschen Diskursanalyse in der Bundesrepublik. Jürgen Link im Gespräch mit Rainer Diaz-Bone [38 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 7(3), Art. 20, http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-06/06-3-20-d.htm [Zugriff: 17.04.2007].

Foucault, Michel (1973). Archäologie des Wissens. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Gerhard, Ute; Grünzweig, Walter; Link, Jürgen & Parr, Rolf (Hrsg.) (2003). (Nicht) normale Fahrten. Faszinationen eines modernen Narrationstyps. Heidelberg: Synchron.

Gerhard, Ute; Link, Jürgen & Schulte-Holtey, Ernst (Hrsg.) (2001). Infografiken, Medien, Normalisierung. Zur Kartografie politisch-sozialer Landschaften. Heidelberg: Synchron.

kultuRRevolution. zeitschrift für angewandte diskurstheorie, http://www.zeitschrift.kulturrevolution.de/k_start.htm [Zugriff: 14.04.2007] (dort auch ein Verzeichnis aller bisher erschienenen Themenhefte).

Link, Jürgen (1974). Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe. München: Fink.

Link, Jürgen (1991). Konturen medialer Kollektivsymbolik in der BRD und in den USA. In Peter Grzybek (Hrsg.), Cultural Semiotics: Facts and Facets / Fakten und Facetten der Kultursemiotik (S.95-135). Bochum: Brockmeyer (Bochumer Beiträge zur Semiotik).

Link, Jürgen (2005). Das Gespenst der Ideologie. In Moritz Baßler, Bettina Gruber & Martina Wagner-Egelhaaf (Hrsg.), Gespenster. Erscheinungen Medien Theorien (S.335-357). Würzburg: Königshausen & Neumann.

Link, Jürgen & Link-Heer, Ursula (1980). Literatursoziologisches Propädeutikum. München: Fink.

Link, Jürgen; Loer, Thomas & Neuendorff, Hartmut (Hrsg.) (2003). "Normalität" im Diskursnetz soziologischer Begriffe. Heidelberg: Synchron.

Noll, Lothar (2000). Zins hilft nicht. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 28.4.2000, 2.

Parr, Rolf (2007). Börse im Ersten: Kollektivsymbole im Schnittpunkt multimodaler und multikodaler Zeichenkomplexe. Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes, 54(1), 54-70.

Parr, Rolf & Thiele, Matthias (2005). Link(s). Eine Bibliographie zu den Konzepten "Interdiskurs", "Kollektivsymbolik" und "Normalismus" sowie einigen weiteren Fluchtlinien. Heidelberg: Synchron.

Thiele, Matthias (2005). Flucht und Asyl und Einwanderung im Fernsehen. Konstanz: UVK.

Zu den Autoren

Jürgen LINK, Prof. für Literaturwissenschaft und Diskurstheorie an der Universität Dortmund. Forschungsschwerpunkte: struktural-funktionale Interdiskurstheorie; Kollektivsymbolik; Normalismustheorie; literarhistorisch: Lyrik; Hölderlin und die "andere Klassik"; Brecht und die "klassische Moderne".

Kontakt:

Jürgen Link

Kampstraße 11
D-45529 Hattingen

Tel.: 02324-40143

E-Mail: juergen.link@uni-dortmund.de

Rolf PARR, Prof. für Literaturwissenschaft/Literaturdidaktik an der Universität Bielefeld. Arbeitsschwerpunkte: Literatur-, Medien- u. Kulturtheorie bzw. -geschichte des 18. bis 21. Jahrhunderts, (Inter-) Diskurstheorie, Mythisierung historischer Figuren, literarisches Leben

Kontakt:

Rolf Parr

Universität Bielefeld
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Postfach 10 01 31
D-33501 Bielefeld

Tel.: 0521-106-3711

E-Mail: rolf.parr@uni-bielefeld.de
URL: http://www.uni-bielefeld.de/lili/personen/rparr/

Zitation

Link, Jürgen & Parr, Rolf (2007). Projektbericht: diskurs-werkstatt und kultuRRevolution. zeitschrift für angewandte diskurstheorie. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8(2), http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0702P19.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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