Volume 9, No. 1, Art. 2 – Januar 2008

Der biographische Ansatz in der Einzelfallhilfe mit rechtsextrem orientierten Mädchen und jungen Frauen

Michaela Köttig

Zusammenfassung: Aufgrund steigender Zahlen rechtsextremer Jugendlicher wird es in der sozialarbeiterischen Praxis zunehmend notwendig, Handlungs- und Umgangsweisen zu entwickeln, um diesen Haltungen wirkungsvoll begegnen zu können. Konzepte der Sozialarbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen ("akzeptierende" und "konfrontierende" Ansätze) fokussieren oft jeweils einseitig spezifische Bereiche des Problems und bleiben damit unzureichend. Die komplexen Wirkungszusammenhänge rechtsextremer Orientierungen, die sich sowohl aus biographischen Prozessen und der Familienvergangenheit als auch aus sozialen Rahmenbedingungen ergeben, werden weder erkannt, noch kann ihnen wirkungsvoll begegnet werden.

In meinem Beitrag möchte ich anhand von Fallbeispielen aus meiner Untersuchung zur Gruppendynamik in rechten Jugendcliquen und der Zuwendung insbesondere von Mädchen und jungen Frauen zu diesem Spektrum (KÖTTIG 2004) die Begrenztheit der beiden häufig in der Sozialarbeit eingesetzten Konzepte diskutieren und aufzeigen, dass eine "ganzheitliche" – d.h. biographische – Perspektive zu tief greifenden Einsichten in rechtsextrem orientierte Haltungen und Aktivitäten führt. Auf der Basis des biographischen Fallverstehens können einerseits gezielte Ansatzpunkte für sozialarbeiterische Interventionen entwickelt und andererseits Selbstverstehensprozesse von weiblichen, aber auch männlichen Jugendlichen in Gang gesetzt werden. Solche Arten von Hilfestellungen unterstützen darin, politische Haltungen zu reflektieren, so dass ein Verbleiben in der rechten Szene unwichtig werden kann. Eine an der Biographie orientierte Herangehensweise ermöglicht dabei den Transfer zwischen sozialwissenschaftlichen Forschungsfragestellungen und der Einzelfallhilfe in der Sozialarbeit.

Keywords: biographische Fallrekonstruktionen, Sozialarbeit, Einzelfallhilfe, rechtsextrem orientierte Mädchen und junge Frauen

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Konzepte der Sozialarbeit

2.1 Der "akzeptierende Ansatz"

2.2 "Konfrontierende" Herangehensweisen

2.3 Diskussion bisheriger Konzepte der Sozialarbeit

3. Fallbeispiele

3.1 Jacky

3.2 Jana

4. Zusammenfassung

Literatur

Zur Autorin

Zitation

 

1. Einleitung

Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre, als rechtsextrem motivierte Übergriffe und Anschläge nicht nur quantitativ ein zuvor nicht denkbares Höchstmaß erreichten, sondern auch die Steigerung der Brutalität und Gewaltbereitschaft der Täter/innen erschreckend deutlich wurde, können rechtsextreme Tendenzen in der Bundesrepublik kaum mehr ignoriert werden. Seitdem ist sowohl ein Boom an Forschungsaktivitäten zu verzeichnen als auch die Präsenz des Themas in öffentlichen und fächerspezifischen Diskussionen offensichtlich. Im Blickpunkt der fachpraktischen und medialen Berichterstattung sowie auch der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit rechtsextrem orientierten Aktivitäten standen – und stehen noch immer – männliche Jugendliche, d.h. es werden einerseits eine bestimmte Lebensphase – die der Adoleszenz – und andererseits das männliche Geschlecht als zentrale Aspekte des Rechtsextremismus diskutiert (vgl. HAFENEGER 2004; MÖLLER & SCHUHMACHER 2007; KIMMEL 2007). Beide Fokussierungen sind jedoch einseitig und unvollständig, denn der Blick auf junge Männer führt dazu, dass die differenzierten und teilweise subtilen Beteiligungsformen von Mädchen und Frauen ausgeblendet, bagatellisiert oder verzerrt werden (vgl. BITZAN, KÖTTIG & SCHRÖDER 2003). Mädchen und junge Frauen werden dadurch gleichzeitig in ihrem Gefährdungspotenzial unterschätzt. Durch den Fokus auf Jugendliche werden rechtsextrem orientierte Aktivitäten auf eine Lebensphase reduziert und unterschiedliche Ausprägungen antidemokratischer, fremdenfeindlicher und antisemitischer Haltungen in verschiedenen Generationen und gesellschaftlichen Bereichen dethematisiert. Rechtsextremismus entsteht und wirkt in der so genannten "Mitte der Gesellschaft" (BUTTERWEGGE 2002) und kann nicht als Problem einer "radikalen jugendlichen" Minderheit definiert werden. [1]

Insbesondere aufgrund der Diskussion von Rechtsextremismus als einem "Jugendphänomen" wurde die Sozialarbeit mit der Aufforderung konfrontiert, für die "Problemlösung" verantwortlich zu sein. Und obwohl ich betonen möchte, dass alle gesellschaftlichen Institutionen und jede einzelne Person sich in ihrem beruflichen und privaten Umfeld als "zuständig" begreifen sollten und diese gesellschaftliche Aufgabe nicht auf eine Profession delegiert werden kann, stellt jugendlicher Rechtsextremismus für die Sozialarbeit eine besondere Herausforderung dar, denn gerade Adoleszente neigen dazu, gesellschaftliche Grundstimmungen zugespitzt, d.h. z.B. besonders auffällig, auszuagieren. In der ersten Phase der ansteigenden Zahlen rechtsextrem motivierter Straftaten etwa ab 1990 (vgl. PFAHL-TAUGHBER 2000), an denen eine hohe Anzahl von Jugendlichen beteiligt war, wurde verstärkt der Ruf nach geeigneten Konzepten (vgl. KRAFELD, MÖLLER & MÜLLER 1993) in der Sozialarbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen laut. Dem wurde in der Sozialarbeit begegnet, indem unterschiedliche Modelle im Umgang mit rechtsextrem orientierten weiblichen und männlichen Jugendlichen entwickelt und diskutiert wurden. Ich möchte zunächst kurz in die beiden gängig praktizierten Konzepte einführen, um dann anhand von zwei Fallbeispielen deutlich zu machen, dass auf der Basis von prozesshaft nachvollzogenem fallrekonstruktiven Verstehen rechtsextremer Handlungs- und Orientierungsmuster SozialarbeiterInnen gezielter und wirkungsvoller intervenieren können. [2]

Im Rahmen dieses Beitrags fokussiere ich ausschließlich einen Transfer zwischen biographischen Fallrekonstruktionen und der Einzelfallhilfe. Dabei unberücksichtigt bleiben etwa die offene Sozialarbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendgruppen, Präventionsmöglichkeiten und gezielte unterstützende Ausstiegshilfen. [3]

2. Konzepte der Sozialarbeit

Die beiden vorgestellten Konzepte (akzeptierender Ansatz und konfrontierende Herangehensweisen) in der Sozialarbeit wenden sich an Jugendliche, die sich im rechtsextremen Spektrum bewegen. Neben diesen Konzepten gibt es sicherlich noch eine Reihe weiterer sozialarbeiterischer Interventionen, allerdings liegen diese einerseits im Präventionsbereich (z.B. durch Aufklärungsarbeit und Bildungsangebote), die Kinder und Jugendliche erreichen sollen, bevor sie sich dieser Szene zuordnen. Zum anderen können Angebote genannt werden, die Jugendliche in ihrer Distanzierung von der rechten Szene unterstützen (Ausstiegshilfen). Diese beiden letztgenannten Angebote sind jedoch nicht Teil der nachfolgenden Betrachtung. Es geht mir vielmehr darum, auf der Basis meiner empirischen Ergebnisse auf einen Diskurs in der Sozialen Arbeit vom Beginn der 1990er Jahre zu reagieren, in dessen Fokus der Umgang in der Sozialarbeit mit Jugendlichen stand, die rechtsextrem orientierte Handlungs- und Deutungsmuster leben und von ihnen überzeugt sind. Diesen Diskurs noch einmal aufzugreifen ist meiner Ansicht nach vor allem deshalb interessant, weil diese beiden Ansätze – wenngleich auch mit leichten konzeptionellen Änderungen – noch immer die pädagogische Arbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen dominieren. [4]

2.1 Der "akzeptierende Ansatz"

Am bekanntesten ist der noch immer angewendete so genannte "akzeptierende Ansatz". Der Begriff und auch das dahinter stehende Konzept wurden in Westdeutschland in der Arbeit mit Drogenabhängigen entwickelt. Gemeint ist ein nicht strafender oder verfolgender, sondern eher unterstützender und begleitender Umgang mit den Betroffenen. Die Vertreter und Vertreterinnen dieses Ansatzes mit Bezug auf rechtsextrem orientierte Jugendliche (z.B. HEIM et al. 1991a, b) richten ihren Blick weniger auf Mitgliedschaften in rechtsextremen Organisationen sowie politische Äußerungen und Verhaltensweisen der Jugendlichen, sondern auf Probleme wie Arbeitslosigkeit, Orientierungslosigkeit, schwierige familiale Situationen und auf das damit häufig verbundene unsoziale Handeln im alltäglichen Zusammenleben. In diesen Problemen werden die Ursache für rechtsextreme Handlungs- und Orientierungsmuster und der Ansatz zur Intervention gesehen. Vertreterinnen und Vertreter dieses Ansatzes setzen sowohl auf eine individuelle Beziehungsarbeit als auch auf die Hinwendung der Professionellen zu den Sozialräumen und den Aktivitätsformen der Jugendlichen (Stichwort: "aufsuchende, mobile, dezentrale, erlebnisorientierte Jugendarbeit"). Als zentrale Hypothesen dieses Ansatzes wurde angenommen, dass a) mit wachsenden Integrations- und Selbstentfaltungschancen die Bereitschaft und Fähigkeit zu sozialverträglichen Verhaltensweisen zunehmen und b) mit wachsenden Kompetenzen zur Lebensbewältigung die Bedeutung rechtsextremer Deutungsmuster abnimmt (vgl. HEIM et al. 1991a, b). Fokussiert werden in diesem Ansatz demnach allgemeine Problemlagen, die – so zeigen zumindest unterschiedliche Studien – bei vielen der rechtsextrem orientierten Jugendlichen vergleichsweise eher seltener auftreten. So wurde bspw. festgestellt, dass gerade rechtsextrem orientierte Jugendliche häufig über einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz verfügen bzw. studieren und relativ deutliche Vorstellungen von ihrem zukünftigen Leben haben (HELD, HORN, LEIPRECHT & MARVAKIS 1991, S.6; JUGENDWERK DER DEUTSCHEN SHELL 1992, S.234). [5]

Angewendet wurde dieser Ansatz vor allem in den neuen Bundesländern im Rahmen des von der Bundesregierung zwischen 1992 und 1997 aufgelegten Aktionsprogramms gegen Aggression und Gewalt (AgAG). Schon sehr bald regten sich aufgrund von Medienberichten und einzelnen Projektdarstellungen erste kritische Stimmen gegenüber diesem Ansatz, was in einer aufgebrachten Debatte in den pädagogischen Fachzeitschriften kumulierte (vgl. SCHERR 1992, 1993; HAFENEGER 1993a, b). Die Kritik bezog sich auf die Trennung, die in diesem Ansatz gemacht wird zwischen der Person des/der Jugendlichen (die akzeptiert wird) auf der einen und deren rechtsextrem orientiertem Bewusstsein und Verhalten (welche nicht akzeptiert werden) auf der anderen Seite. Diese Konstruktion wurde als ein pädagogisches Dilemma angesehen. Hinzu komme die einseitige Fokussierung auf die Probleme der Jugendlichen, so dass politische Einstellungen nicht bearbeitet und diskutiert würden. Rechtsextreme Orientierung könne somit als Problem der einzelnen Person verstanden werden, bei der die Einbettung in das allgemeine politische Klima und die Angebote rechtsextremer Organisationen ausgeblendet würden. Als wichtiges Argument wurde angeführt, dass durch die "Pädagogisierung" des Problems bei gleichzeitigem Ignorieren der Entwicklung rechtsextrem orientierter Organisationen ein Erstarken der rechtsextremen Jugendszene zu erwarten sei (vgl. KÖTTIG 1997c, 2001). Diese Annahme scheint sich denn auch – zumindest bei einigen Projekten des AgAG – zu bestätigen. Zunächst kann dies aus der Reflexion der AgAG-Projekte selbst geschlossen werden, denn die Herausgeber der Begleitstudie der AgAG-Projekte stellten als Problem fest:

"Der Fehler, der aber von den JugendarbeiterInnen häufig begangen wird, liegt darin, sich zu sehr als Anwalt der Jugendlichen zu sehen. Damit geht zuweilen eine unreflektierte Akzeptanz der Person des Jugendlichen einher, wobei der Akzeptanzbegriff in der Praxis unter Umständen ungenügend verstanden und interpretiert wird. Eine Person zu akzeptieren bedeutet nicht, alles und jedes Verhalten unweigerlich zu tolerieren" (BÖHNISCH, FRITZ & SEIFERT 1997, S.177). [6]

Diese Entwicklung führte zu einer breiten Diskussion innerhalb der Sozialarbeit (vgl. KÖTTIG 1997c, 2001, 2004), die in der Frage gipfelte, ob der Einsatz der Gelder, statt der Bekämpfung rechtsextremer Tendenzen zu dienen, eher deren Stabilisierung und Ausbreitung nach sich gezogen habe. Diese Frage wurde insbesondere deshalb laut, weil Jugendliche aus Projekten, in denen mit dem "akzeptierenden" Ansatz gearbeitet wurde, zunehmend mehr Raum einnahmen und versuchten, die soziale Umgebung zu dominieren (vgl. NORDDEUTSCHE ANTIFAGRUPPEN 1998; SIMON 2000). Interessant in diesem Zusammenhang erscheint auch, dass die ersten Beobachtungen über Hegemoniebestrebungen rechter Jugendcliquen in bestimmten Gebieten (später von rechtsextremen Gruppierungen als "national befreite Zonen", von kritischer Seite als "Angstzonen" deklariert) überwiegend aus solchen Orten stammen, an denen auch Projekte angesiedelt waren, die mit einem "akzeptierenden Ansatz" arbeiteten (vgl. ZENTRUM DEMOKRATISCHE KULTUR 1997, 1998). Und obwohl das Konzept der Überarbeitung, Reflexion und z.T. auch der theoretischen Reformulierung unterzogen wurde (vgl. BLEISS, MÖLLER, PLETZ, ROSENBAUM & SONNENBERG 2004), ist die grundlegende Ausrichtung auf angenommene Problemlagen der Jugendlichen auch weiter zu beobachten. [7]

2.2 "Konfrontierende" Herangehensweisen

Durch die Diskussion/Kritik des "akzeptierenden Ansatzes" und durch verschiedene Förderprogramme angeregt, entstanden weitere Projekte, die einerseits im präventiven, andererseits im bildungspädagogischen Bereich angesiedelt waren/sind (vgl. KÖTTIG 1997c). Auch in der Arbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen wurden in einigen Projekten Kritikpunkte an dem "akzeptierenden Ansatz" einbezogen. Andere Projekte entstanden neu unter der Überschrift, die Jugendlichen mit ihren politischen Orientierungen "konfrontieren" zu wollen. Dies war eine der Hauptforderungen der Kritiker/innen des "akzeptierenden" Ansatzes, denn es wurde dafür plädiert, in eine jugendpolitische Offensive und damit in eine Auseinandersetzung einzutreten, in der rechtsextreme Jugendliche nicht nur als Opfer von Modernisierungsprozessen gesehen, sondern auch als politische Subjekte mit einer begründungspflichtigen Überzeugung ernst genommen werden sollten. Chancen zur politisch-argumentativen Auseinandersetzung müssten geboten werden, z.B. lokale jugendpolitische Diskussionsforen. Es wurde angenommen, dass damit eine Entstigmatisierung und Einbeziehung der rechten Jugendszenen, die Deeskalation sowie das Aufbrechen der verhärteten Fronten zwischen rechtsstaatlicher Politik und demokratisch gesinnten Erwachsenen einerseits und sozial verachteten Jugendlichen andererseits erreicht werden könnten (vgl. SCHERR 1992, 1993; HAFENEGER 1993a, b). Unbeachtet in dieser Argumentation und auch in einzelnen Projekten blieb die Schwierigkeit, dass durch eine politische Auseinandersetzung mit rechten Argumentator/innen für diese ein Forum geschaffen würde, durch das sie in dem ohnehin für sie günstigen politischen Klima der Bundesrepublik noch stärkeren Zulauf gewinnen könnten (vgl. KÖTTIG 1997c). Politische Foren können von rechtsextrem orientierten Agitatorinnen und Agitatoren als Übungsfelder missbraucht werden, um sich in ihrer Argumentationskompetenz zu verbessern, denn über die politische Auseinandersetzung wird es ihnen gezielter möglich, Gegenargumente scheinbar zu entkräften. Zudem findet auch in diesem Ansatz eine zu enge Fokussierung des Problems statt, denn Sozialarbeit reagiert mit diesem Konzept einseitig auf die politischen Handlungs- und Orientierungsmuster der Jugendlichen. [8]

2.3 Diskussion bisheriger Konzepte der Sozialarbeit

Sowohl der "akzeptierende" Ansatz als auch "konfrontierende" Herangehensweisen fokussieren demnach bestimmte Schwerpunkte (einerseits vorweg angenommene persönliche Probleme und andererseits politische Handlungs- und Orientierungsmuster) und reagieren einseitig im Sinne des jeweiligen sozialpädagogischen Konzepts, nach dem sie vorgehen. Es wird dabei versäumt, die Entstehungsgeschichte und das Zusammenwirken unterschiedlichster Faktoren zu betrachten, die zur Entwicklung rechtsextremer Handlungs- und Orientierungsmuster geführt haben. Daneben ist auch kritisch anzumerken, dass Mädchen und junge Frauen – mit denen ich mich insbesondere beschäftige – in der Sozialarbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen bis in die Gegenwart in der Regel nur am Rande als politische Akteurinnen wahrgenommen werden (vgl. KÖTTIG 1997a; BORRMANN 2005; ANTIFASCHISTISCHES FRAUENNETZWERK/FORSCHUNGSNETZWERK FRAUEN UND RECHTSEXTREMISMUS 2005). Dies liegt einerseits daran, dass sich Mädchen und junge Frauen in rechtsextrem orientierten Kontexten dem Blickfeld der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter entziehen. Andererseits werden Mädchen und junge Frauen noch immer eher als "Freundinnen" der männlichen Gruppenmitglieder betrachtet, die weder selbst rechtsextrem orientierte Haltungen vertreten noch sich politisch betätigen. Dieses Bild stimmt jedoch mit den Selbstkonzepten von Mädchen, die sich in der rechtsextremen Szene verorten, nicht überein, denn sie begreifen sich durchaus als politisch denkende Menschen und drücken ihre Orientierung im politischen Handeln aus. Dies zeigen deutlich die biographisch-narrativen Interviews, die ich mit rechtsextrem orientierten Mädchen und jungen Frauen geführt habe (vgl. KÖTTIG 1995, 2004). In der Analyse der Interviews konnte ferner festgestellt werden, dass die politischen Handlungs- und Orientierungsmuster, die von den Mädchen und jungen Frauen exponiert vertreten werden, sehr stark mit bisher nicht befriedigend bearbeiteten biographischen und familiengeschichtlichen Themen sowie sozialen Rahmenbedingungen verbunden sind. Meine These in diesem Beitrag ist nun: erst wenn wir die Entstehungsgeschichte rechtsextremer Handlungs- und Orientierungsmuster in ihren Wirkungszusammenhängen und ihrer Genese verstehen, wird es möglich sein, gezielte und umfassende sozialpädagogische Interventionen zu entwickeln, die dazu geeignet scheinen, dass rechtsextreme Orientierungs- und Handlungsmuster aufgegeben werden können. Ich möchte diese These anhand von zwei Fallbeispielen erläutern und gleichsam die Begrenztheit von einseitig fokussierenden Konzepten aufzeigen. Zuvor jedoch werde ich kurz auf das methodische Design meiner Untersuchung eingehen. [9]

3. Fallbeispiele

Die beiden nachfolgenden Fallbeispiele sind meiner Untersuchung zu rechtsextremen Orientierungs- und Handlungsmustern (KÖTTIG 2004) entnommen. Sie basieren auf biographisch-narrativen Interviews mit Mädchen und jungen Frauen im Alter zwischen 13 und 22 Jahren (vgl. SCHÜTZE 1983; ROSENTHAL 2002). Der Kontakt zu den Mädchen und jungen Frauen erfolgte auf unterschiedliche Weise, bspw. durch Anfragen in Projekten der Jugendsozialarbeit oder indem ich junge Frauen anschrieb, die auf einschlägigen Internetseiten auftraten. Bei der Kontaktaufnahme war insbesondere zu beobachten, dass der direkte Kontakt, also der nicht über Dritte vermittelte, viel häufiger zum Erfolg führte. Dies hat unterschiedliche Gründe: Ein Grund ist sicherlich der in der rechtsextremen Szene recht stark verbreitete Kontrollbedarf über den Informationstransfer. Damit ist gemeint, dass Mitglieder der rechtsextremen Szene dazu angehalten werden, nichts "unkontrolliert" aus der rechtsextrem orientierten "Ingroup" nach Außen zu tragen (BLEE 2007). Ein biographisch-narratives Interview kann in diesem Kontext als Vertrauensbruch oder gar als "Verrat" angesehen werden, was Ausgrenzung und im schlimmsten Fall die Bedrohung der Person zur Folge haben kann. Die jungen Frauen vermeiden es deshalb, "Mitwissende" zu haben. Aus diesem Grund funktioniert auch das sogenannte "Schnellballsystem" (also die Weitervermittlung von Bekannten, Freundinnen etc.) bei der Suche nach Interviewpartnerinnen nicht, denn auch hier besteht die Gefahr der Aufdeckung, dass sie selbst ein Interview gegeben haben. Weitere Gründe sind bei den angefragten SozialarbeiterInnen zu sehen. Zunächst einmal nehmen sie – wie bereits erwähnt – die jungen Frauen häufig nicht als politische Akteurinnen wahr, d.h. sie werden Mädchen und junge Frauen auch nicht als passend für eine Untersuchung mit rechtsextrem Orientierten ansehen. Hinzu kommt, dass SozialarbeiterInnen aufgrund des großen Medieninteresses am "jugendlichen Rechtsextremismus" sowie des starken wissenschaftlichen Interesses eher zurückhaltend auf Interviewanfragen reagieren oder sogar gänzlich verweigern, Kontakte herzustellen. Dies wurde mir zumindest von einer ganzen Reihe von Projekten signalisiert. Erst der persönliche Kontakt und damit verbunden das Gefühl von Vertrauen öffneten mir in einigen Fällen die Türen von Jugendclubs oder Jugendzentren. Die Kontaktaufnahme ist aus den genannten Gründen recht langwierig und bedarf intensiver Bemühungen. [10]

Die jungen Frauen, die sich zu einem Interview bereit erklärten, waren in der Regel aufgeschlossen, und mit einigen der Interviewten hielt ich den Kontakt über einen längeren Zeitraum (zwei Jahre und länger) aufrecht. Die Kommunikation erfolgte über weitere Interviewtermine, längere Telefonate, E-Mails oder SMS. [11]

Die Interviews wurden fallrekonstruktiv ausgewertet nach dem Verfahren, wie es ROSENTHAL (1995, 2005) auf der Basis unterschiedlicher Ansätze entwickelt hat. Grundsätzlich basiert dieses Verfahren auf einer analytischen Trennung zwischen erlebter und erzählter Lebensgeschichte und einem sequenziellen und abduktiven Vorgehen. Ferner wird in der Auswertung mit unterschiedlichen Quellen gearbeitet, das heißt, neben den Interviews mit den Mädchen und jungen Frauen bzw. den transkribierten Interviewtexten werden auch Dokumente, selbstverfasste Texte der jungen Frauen, Informationen aus Archiven, Gemeindeämtern und Strafakten einbezogen. Hinzu kommt eine intergenerationelle Perspektive, d.h. in der Auswertung wird auch mit Genogrammen gearbeitet, es werden ebenfalls Interviews mit weiteren Familienmitgliedern durchgeführt und die Informationen aus diesen Interviews in die Analyse einbezogen. In meinem speziellen Fall habe ich zudem Gespräche mit betreuenden Sozialarbeiterinnen bzw. Lehrer/innen hinzugezogen. [12]

Die Auswahl der folgenden Fallbeispiele für diesen Text erfolgte aufgrund der Erfahrungen beider Frauen mit recht unterschiedlichen Angeboten der Jugendhilfe. Zudem können mit diesen beiden Beispielen typische Wirkmechanismen sozialarbeiterischer Interventionen veranschaulicht werden. [13]

3.1 Jacky

Jacky wird 1978 in einer westdeutschen Stadt geboren und wächst gemeinsam mit ihrem vier Jahre älteren Bruder in einer familialen Rahmung auf, in der sie bereits in ihrer frühen Kindheit mit der Gewalttätigkeit ihres an Alkoholproblemen leidenden Vaters konfrontiert ist. Ihre Mutter erkrankt kurz nach ihrer Geburt an Krebs und stirbt nach einem längeren Krankenhausaufenthalt, als Jacky zwölf Jahre alt ist. Etwa ein Jahr später zieht ihr Bruder von Zuhause aus. Jacky ist dann weitere drei Jahre den Misshandlungen ihres Vaters ausgesetzt, in denen ein totaler Machtmissbrauch sichtbar wird: z.B. durch die Kontrolle über Nahrung und Schlaf, brutale körperliche Attacken sowie durch sexualisierte Übergriffe. Jackys Kindheit und frühe Adoleszenz ist demnach geprägt durch Gewalt, Schutzlosigkeit und Verlusterfahrungen, die zu einer erheblichen Überforderung und zu Destabilisierungen führen. Die jugendliche Jacky ist aufgrund ihrer instabilen und bedrohlichen Lebenssituation gezwungen, Gefühle von Trauer, Verlust und Verletzung abzuspalten, die ihren Ausdruck in körperlichen Reaktionen in Form eines erheblichen Gewichtsverlustes und später einer Bulimie finden. In dieser Zeit geht Jacky eine Beziehung zu einem Jungen aus der rechten Szene ein und distanziert sich auf unterschiedlichen Ebenen von ihrem Vater, bis sie schließlich von Zuhause wegläuft. Sie wird in einer Mädchenwohngruppe untergebracht, schließt die Realschule ab und macht eine Ausbildung als Schauwerbegestalterin. Sie lebt zur Zeit des Interviews gemeinsam mit ihrem Freund bei dessen Eltern und arbeitet als Dekorateurin. [14]

Der Kontakt zur rechten Szene stellt für Jacky zunächst eine Kontinuität bezogen auf die Themen Alkoholkonsum und Gewalttätigkeit dar, allerdings mit dem Unterschied, dass sich in der rechten Szene der Alkoholkonsum und die damit verbundene Gewalttätigkeit nicht gegen sie richtet. Durch die rechte Szene ist es ihr möglich, ihre eigenen Aggressionen auszuleben, da Gewalt gegen andere Personen geduldet bzw. provoziert wird. Hierdurch kommt es zu handgreiflichen Konflikten innerhalb und außerhalb der Szene. In der Familie erfahrene Ohnmachtsgefühle kann Jacky darüber kompensieren und es gelingt ihr, sich von ihren erlittenen Misshandlungen zu distanzieren. Aus dieser Distanz heraus und in diesem gewalt-akzeptierenden rechten Milieu beginnt sie nun, sich die Handlungen ihres Vaters in unterschiedlichsten Facetten erklärbar und kontrollierbar zu machen. Z.B. geht sie immer wieder Konflikte mit Mitgliedern der rechten Szene – z.B. über deren Alkoholkonsum – ein. Jacky trägt so in der rechtsextrem orientierten Clique stellvertretend Konflikte aus, die sie mit ihrem Vater – einem Alkoholiker – führen müsste. Ihr Verbleiben in diesem Milieu steht somit im engen Bezug zu einem stellvertretenden Sich-Abarbeiten an ihrem Vater, was mit der Dethematisierung der realen Vaterbeziehung und einem Kontaktabbruch zu ihm einhergeht. [15]

Zudem geht sie seit ihrer frühen Adoleszenz wiederholt Liebesbeziehungen zu jungen Männern aus dem rechten Milieu ein, die gewalttätig sind und/oder bei denen sich Alkoholprobleme abzeichnen. Dabei erlernt Jacky zunehmend Handlungsmöglichkeiten, sich gegen ihre Partner zu behaupten und zu erreichen, dass sich deren Gewaltpotenzial nicht gegen sie richtet. [16]

Jacky vertritt exponiert das politische Argument der rechten Szene, dass "von ausländischen Männern gravierendere sexualisierte Übergriffe auf deutsche Frauen ausgehen". Auch hierin drückt sich ein stellvertretendes Sich-Abarbeiten an ihrem Vater aus, da sie ihren Vater als Österreicher und damit als "ausländisch" definiert und von ihm sexualisierte Übergriffe ausgegangen sind. Auf diese Weise gelingt ihr die Umkehr des Machtverhältnisses zwischen ihr und ihrem Vater. Denn obwohl sie ihren Vater sowohl als Elternteil als auch als Mann als zerstörerisch und mächtig erlebt hat, wird er in dem Dualismus Ausländer – Deutsche (als Ausländer) zum Unterlegenen und sie (als Deutsche) zur Dominanten. Diese Konstruktionen und stellvertretenden Beschäftigungen verhindern jedoch eine direkte Auseinandersetzung mit den Übergriffen des Vaters, was sie auch weiterhin an ihrem fremdenfeindlichen Argument festhalten lässt. [17]

Diese ausgeprägte stellvertretende Beschäftigung mit der rechten Szene und deren Ideologie verhindert nicht nur die Auseinandersetzung mit und Bearbeitung der realen Beziehung zu ihrem Vater, sondern ermöglicht auch das weitere Abspalten der bedrohlichen Gefühle wie Trauer, Verlust, Hilflosigkeit und Schmerz, die mit dem Tod ihrer Mutter verbunden sind. [18]

In diesem skizzierten biographischen Verlauf von Jacky werden die komplexen Ursachenzusammenhänge und die prozesshafte Entwicklung ihrer rechtsextremen Handlungen und Orientierungen sichtbar. Ihr Verbleiben in der rechtsextremen Szene liegt vor allem darin begründet, dass sie die traumatischen Erlebnisse mit ihrem Vater nicht direkt – bspw. in einem geschützten Raum der Therapie – bearbeiten kann, sondern sich stellvertretend über die rechtsextrem orientierte Szene und deren Ideologie mit ihren Erfahrungen beschäftigt. Es gelingt ihr so, ihr Erleben gleichzeitig zu thematisieren wie auch zu dethematisieren. Ein solches Verstehen, welches durch die Perspektive auf die gesamte biographische Entwicklung gewonnen wurde, ermöglicht es zu überlegen, was Jacky befähigen könnte, sich einerseits den traumatischen Erfahrungen anzunähern und sich andererseits die abgespaltenen Gefühle von Trauer, Verlust und Ohnmacht zugänglich zu machen, die sich bisher – selbstverständlich für sie nicht bewusst – unter dem stellvertretenden Sich-Abarbeiten an ihrem Vater erfolgreich verbergen konnten. Ich möchte an dieser Stelle nicht gezielt überlegen, welche sozialarbeiterischen Interventionen im einzelnen angebracht oder denkbar wären, sondern möchte nur auf einen Aspekt eingehen: Durch die Initiierung von Gesprächen, die Jacky dazu ermuntern, ihre Lebensgeschichte zu erzählen, könnte einerseits den betreuenden Sozialarbeiter/innen die Möglichkeit eröffnet werden, zu Einsichten in ihre lebensgeschichtliche Entwicklung und ihre Perspektive auf die soziale Lebenswelt zu gelangen, es würde also ein Fremdverstehen der biographischen Zusammenhänge möglich (vgl. VÖLZKE 1997; LOCH & SCHULZE 2002, ROSENTHAL, KÖTTIG, WITTE & BLEZINGER 2006). Zum anderen verhelfen narrative Gesprächstechniken auch dazu, Selbstverstehensprozesse in Gang zu setzten. Ulrike LOCH und Heidrun SCHULZE (2002, S. 573) sehen bereits in narrativen Erzählaufforderungen eine "sanfte Intervention":

"Durch narrative Erzählaufforderungen werden die KlientInnen dazu motiviert, sich Erinnerungsprozessen zu überlassen, und kommen so in Kontakt mit dem Erlebten. Dadurch finden oftmals schon Prozesse des Selbstverstehens statt, da im Erinnerungsfluss Gedanken, Bilder, Erlebnisse auftauchen, die durch den Eindruck der Gegenwart in den Hintergrund getreten sind. Durch das Vergegenwärtigen bisher zurückgehaltener Erlebnisse kann der ErzählerIn die biographische Relevanz derselben deutlich werden und sie zur Reinterpretation veranlassen". [19]

Möglicherweise wäre es Jacky in einem solchen Kontext möglich, ihre reale Vaterbeziehung zu thematisieren und sich perspektivisch auch den bisher noch unterdrückten Gefühlen der Hilflosigkeit, der Trauer und des Verlustes zuzuwenden. [20]

An dieser Stelle möchte ich noch einmal zurückgehen und den skizzierten Fall unter dem Gesichtspunkt der zuvor vorgestellten "akzeptierenden" und "konfrontierenden" sozialarbeiterischen Konzepte reflektieren. Jacky wird in einer Wohngruppe untergebracht, als sie etwa 15 Jahre alt ist. Dies kann als eine Intervention im Sinne des "akzeptierenden" Ansatzes gesehen werden, denn wenn nach diesem Konzept gearbeitet wird, sollen offensichtliche (oder angenommene) persönliche Probleme der Jugendlichen behoben werden. Im Fall von Jacky wird mit der Unterbringung ihr damals dringendstes Problem, "der Gewalt des Vaters ausgesetzt zu sein", gelöst. Zu erwarten wäre nun – folgen wir der Logik dieses Ansatzes – dass sich Jacky aus der rechtsextrem orientierten Szene zurückzieht. Ihr biographischer Verlauf zeigt jedoch, dass sie gerade in der Phase ihrer Unterbringung in der Mädchenwohngruppe den Kontakt zur rechtsextremen Szene und ihre ideologische Auseinandersetzung intensiviert. Die vordergründige Lösung ihres Problems führt demnach zwar zu einer Entspannung auf der sozialen Ebene wie Schulabschluss und Ausbildung, allerdings ist damit die Aufschichtung und die Komplexität der Problemlagen, die zur Entwicklung rechtsextrem orientierter Handlungs- und Orientierungsmuster geführt haben, noch nicht erkannt und keinesfalls behoben. Jacky ist deshalb gezwungen, einen eigenen Bearbeitungsweg zu finden, der – in ihrem Fall – noch weiter in die rechtsextrem orientierte Szene hinein führt. So setzt sie sich mit der Ideologie der rechten Szene auseinander und wählt dazu die Person "Hitler" aus. In ihrer Auseinandersetzung beschäftigt sich Jacky insbesondere mit der Frage, ob und an welchem Punkt Hitler seine Aggressionen und die Ausweitung seiner Macht hätte beenden sollen. Dies bietet ihr die Möglichkeit, sich mit einem übergeordneten Aggressor zu beschäftigen und gleichermaßen stellvertretend mit ihrem Vater. Daneben sucht sie jedoch auch nach Formen bzw. nach Personen, die ein Gegenmodell zu der Aggression von Hitler resp. ihrem Vater darstellen. Im Zuge dessen konstruiert Jacky ein Bild ihres Großvaters (väterlicherseits), indem sie ihn zu einem Mitglied der SS werden lässt, und stellt seine Aktivitäten als "gewaltfrei" dar. Der Großvater stellt so die Verbindung zwischen ihrem Vater und Hitler her, da ihr Großvater ihrer Familie angehört und in den Nationalsozialismus involviert war. Diese Konstruktion hat für sie die Funktion einer Identifikation mit einer positiven Autoritätsperson, die dem rechtsextremen Milieu zugeordnet werden kann. Gleichsam festigt sich mit dieser Konstruktion der Verbleib im rechtsextremen Milieu, obwohl dies aufgrund der Lebenskontexte (z.B. der beruflichen Situation) nur noch schwer – mithilfe eines ausgeklügelten Geheimnismanagements – möglich ist, denn die positive Identifikationsfigur (nämlich der Großvater väterlicherseits) ist ebenfalls in ein rechtsextremes Milieu eingebettet. Sinnvoll – so scheint es aus heutiger Perspektive – wäre es bereits damals gewesen, sich gemeinsam mit Jacky und im geschützten Rahmen der Mädchenwohngruppe dem Verlauf ihres Lebens und den darin sich auftürmenden schrecklichen Erfahrungen zuzuwenden und ihr somit einen Zugang zu ihrer eigenen Geschichte, aber auch der Familienvergangenheit zu ermöglichen. [21]

Perspektivwechsel: Wenn wir uns nun vorstellen – im Sinne "konfrontierender" Herangehensweisen –, Jacky mit ihren politischen Äußerungen zu konfrontieren, so bedeutet dies in ihrem Fall, sich mit ihr über ihr in exponierter Form vertretenes Argument der verstärkten Gefährdung aufgrund sexueller Übergriffe durch "ausländische Männer" zu beschäftigen. Eine solche Intervention würde beinhalteten, Jacky davon zu überzeugen, dass von "ausländischen Männern" weder verstärkt noch im geringeren Maß sexuelle Übergriffe ausgehen. Bezogen auf ihre bisherige Konstruktion der stellvertretenden Thematisierung könnte dies bedeuten, dass Jacky zu dem Schluss kommt, ihr werde nicht geglaubt, also die Übergriffe ihres Vaters seien nicht existent gewesen. Das wäre jedoch – wenn wir die gesamte Lebensgeschichte in den Blick nehmen – fatal und würde vermutlich dazu führen, dass sie noch subtilere Mechanismen entwickelt, um sich an ihrem Vater resp. der von ihm ausgegangenen Gewalt abzuarbeiten. [22]

Die Selbstverortung in der rechtsextremen Szene und die exponiert vertretenen Argumentationen von Jacky sind – so hoffe ich, aufgezeigt zu haben – eingebettet in die gesamte Lebensgeschichte. Interventionen, die auf einen bestimmten Bereich spezialisiert sind, dekontextualisieren die vielschichtigen Ebenen der Entstehungsgeschichte rechtsextremer Handlungs- und Orientierungsmuster und können möglicherweise kurzfristige Entlastung bringen, allerdings nicht langfristig zu einer Veränderung der Orientierung führen. [23]

Neben der Perspektive auf die gesamte Lebensgeschichte erscheint mir gerade der Aspekt der auf Langfristigkeit angelegten Hilfsangebote besonders bedeutsam. Anhand eines weiteren Fallbeispiels – von Janas – möchte ich besonders auf diesen Gesichtspunkt eingehen. Es geht mir darum aufzuzeigen, dass die Auseinandersetzung der Mädchen und jungen Frauen mit den komplexen Erfahrungszusammenhängen in ihrer Lebensgeschichte einen Entwicklungsprozess darstellt, der ein gewisses Maß an Zeit in Anspruch nimmt. Im Hinblick auf die Entwicklung von sozialpädagogischen Angeboten sollte dies Berücksichtigung finden. [24]

3.2 Jana

Jana (vgl. KÖTTIG 1995, 1997b) ist zum Zeitpunkt des Interviews 16 Jahre alt. Sie ist dabei, die Realschule abzuschließen, möchte dann zum Gymnasium wechseln und anschließend Geschichte studieren. Sie hat sich nach einem längeren Kuraufenthalt von ihrer rechtsextrem orientierten Clique distanziert, überlegt jedoch, in eine rechtsextreme Partei einzutreten. [25]

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Vergangenheit von Janas Familie im Nationalsozialismus und darauf, in welcher Weise ihre Eltern damit umgehen. Janas Großeltern väterlicherseits standen dem "Dritten Reich" unterstützend gegenüber, ihr Großvater gehörte der SS an. Dem gegenüber verhielten sich ihre Großeltern mütterlicherseits im Nationalsozialismus eher skeptisch bis verweigernd. Janas Eltern haben den Kontakt zur väterlichen Familie schon vor ihrer Geburt abgebrochen, sie kennt lediglich Photos von ihren Großeltern. Die familiale Beteiligung am Nationalsozialismus wird in der Familie faktisch dethematisiert. Janas Eltern – so sieht es zumindest Jana – verstehen sich als Sozialdemokrat/innen und lehnen rechtsextreme Orientierungen ab. Mit ihrem Rechts-Sein bringt Jana den ausgeklammerten Familienzweig in den familialen Dialog ein, was zu heftigen Auseinandersetzungen mit ihren Eltern führt. (Eine ganz ähnliche Entwicklung bezogen auf einen männlichen Jugendlichen dieser Szene zeigt sich im Fall "Armin" in der Studie von INOWLOCKI zu rechtsextremer Gruppenzugehörigkeit, vgl. INOWLOCKI 2000, S.83-162.) [26]

Jana hat unterschiedliche Bücher über den Nationalsozialismus gelesen und mit älteren Menschen gesprochen. Dabei hat sie das Bild einer "heilen Welt" entwickelt. Sie verherrlicht das Alltagsleben im Nationalsozialismus, konkret geht sie von der unberührten Natur und dem intensiven Gemeinschaftsgefühl der Menschen in der damaligen Zeit aus. Dem Thema "Gemeinschaftsgefühl" kann ein wesentlicher Stellenwert in Janas eigener Lebensgeschichte zugerechnet werden, denn nachdem ihre Eltern – als Jana zwei Jahre alt war – ein Haus gebaut haben, müssen sie in den folgenden Jahren verstärkt arbeiten. Jana bleibt oft sich selbst überlassen und fühlt sich einsam. Mit den beruflichen Belastungen ihrer Eltern löst sich der familiale Zusammenhalt nach und nach auf. Indem sich Jana die – aus ihrer Perspektive – "heile Welt" des Nationalsozialismus zurückwünscht, drückt sie bezogen auf ihre eigene Lebenssituation aus, dass sie sich mehr Zusammenhalt in ihrer Familie erhofft. Indem sich Jana mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt, bezieht sie sich auf die Familienangehörigen, die aus dem elterlichen Leben ausgeschlossen sind, was auch einen Teil ihrer eigenen Lebenserfahrung darstellt. Mit der Hinwendung zur rechtsextrem orientierten Peergroup und indem sie sich exponiert im Stil dieser Szene kleidet, bringt Jana den dethematisierten Familienzweig, aber auch sich selbst, in das Bewusstsein ihrer Eltern zurück, denn diese müssen sich mit ihr beschäftigen, wenn sie nicht wollen, dass sie weiterhin in der rechtsextrem orientierten Szene verbleibt. [27]

Wie zuvor angedeutet, löst sich Jana von ihrer rechtsextrem orientierten Jugendclique, was bedeutet, sie geht nicht mehr zu den Treffen und verändert ihr äußeres Erscheinungsbild dahingehend, dass sie sich nicht mehr im Stil der Szene kleidet. Diese Entwicklung setzt ein, nachdem sie von einer Gruppe rechtsextrem orientierter Mädchen bei einem Konzert zusammengeschlagen worden war. Unterstützt wurde die begonnene Distanzierung durch einen zehnwöchigen Kuraufenthalt, den sie (zufällig oder möglicherweise auch durch ihre Eltern initiiert) kurz nach diesem Erlebnis antreten muss. Jana lernt in der Kur andere Jugendliche kennen, die nicht mit der rechtsextrem orientierten Szene verbunden sind, von denen sie aber akzeptiert wird und die sie ihrerseits auch akzeptiert. Zudem werden ihr während der Kur von einem Sozialpädagogen regelmäßig Einzelgespräche angeboten, die es ihr ermöglichen, sich ihre Lebenssituation und ihre biographische Entwicklung erklärbarer zu machen. Sie erhält Einsichten in ihre familialen Schwierigkeiten, die ihr Anregungen zur Bearbeitung geben. Allerdings überlegt sie auch jetzt noch, einer rechtsextremen Partei beizutreten, und unternimmt diesbezüglich konkrete Schritte, indem sie sich Informationsmaterial unterschiedlicher Parteien besorgt. [28]

Aus dieser Entwicklung kann der Schluss gezogen werden, dass der zehnwöchige Kuraufenthalt und die Einzelgespräche Jana zwar in ihrer Distanzierung von adoleszenten rechtsextremen Ausdrucksformen unterstützen, sie aber nicht zu einer Umorientierung und der Aufgabe ihrer rechtsextrem orientierten Handlungs- und Orientierungsmuster führen. Ein Gesprächsangebot müsste demnach langfristiger angelegt sein und Jana in ihrem Alltagsleben begleiten. Ferner wäre es durchaus sinnvoll, ihre Eltern in das Angebot einzubeziehen, um so einerseits zu erreichen, dass die Familie sich wieder stärker als Familie begegnen kann, und andererseits auch, um auf den dethematisierten Familienzweig der väterlichen Familie einzugehen. [29]

4. Zusammenfassung

Rechtsextreme Handlungs- und Orientierungsmuster entwickeln sich in einem lebenslangen Prozess, in dem familiengeschichtliche, biographische und außerfamiliale Erlebnisse zusammenwirken. Um diese Entwicklung in ihren inneren Dynamiken zu verstehen, müssen sie vor dem Hintergrund ihrer Entstehungsgeschichte und im Zusammenwirken der unterschiedlichen Ebenen betrachtet werden. Die Fokussierung der Sozialarbeit auf spezielle Bereiche – seien es nun einzelne Problemlagen oder rechtsextreme Haltungen – greift zu kurz und kann langfristig nicht wirklich dazu beitragen, dass rechtsextreme Handlungs- und Orientierungsmuster aufgegeben werden. Um zu einem tieferen Fallverstehen in der Sozialarbeit mit rechtsextrem orientierten Mädchen und jungen Frauen zu gelangen, schlage ich vor, die Lebens- und Familiengeschichte der Jugendlichen in ihrer Genese in den Blick zu nehmen (KÖTTIG 2008). Als geeignetes Instrument erscheint mir, den weiblichen und männlichen Jugendlichen Raum zu gegeben, ihre Familien- und Lebensgeschichte zu erzählen. Dies ermöglicht Sozialarbeiter/innen differenzierte Einblicke in das "So-geworden-Sein" der männlichen und weiblichen Jugendlichen. Für die Jugendlichen selbst können so ebenfalls Verstehensprozesse bezogen auf sie selbst und ihr "Rechtssein" in Gang gesetzt werden. Nur so wird es möglich, auf die spezifische Entstehungsgeschichte rechtsextrem orientierter Haltungen und Aktivitäten einzugehen und gezielte Angebote zu entwickeln, die langfristig darauf abzielen, dass der oder die betreffende Jugendliche ihre rechtsextremen Handlungs- und Orientierungsmuster aufgeben kann. [30]

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Zur Autorin

Michaela KÖTTIG, geb. 1965, Sozialwesenstudium an der Gesamthochschule Kassel mit dem Schwerpunkt Frauenforschung und qualitative Sozialforschung, Abschluss mit einer qualitativen Studie zum Thema Mädchen in rechten Cliquen. Berufserfahrung u.a. in den Bereichen politische Partizipation von Mädchen und Jungen, Mädchenbildungsarbeit, offene Mädchenarbeit in einer gemischtgeschlechtlichen rechtsorientierten Jugendclique. Lehrtätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät im Seminar für Soziologie der Universität zu Köln und der Universität Gesamthochschule Kassel. Z. Zt. wissenschaftliche Mitarbeiterin am Methodenzentrum der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Georg August Universität Göttingen. Dissertation: KÖTTIG (2004).

Kontakt:

Dr. Michaela Köttig

Georg-August-Universität
Methodenzentrum der Sozialwissenschaften
Platz der Göttinger Sieben 3
D-37073 Göttingen

Tel.: 0049 (0)551/39 14206

E-Mail: michaela.koettig@gmx.de

Zitation

Köttig, Michaela (2008). Der biographische Ansatz in der Einzelfallhilfe mit rechtsextrem orientierten Mädchen und jungen Frauen [30 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9(1), Art. 2, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs080124.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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