Volume 20, No. 3, Art. 12 – September 2019



Qualitative Inhaltsanalyse: von Kracauers Anfängen zu heutigen Herausforderungen

Udo Kuckartz

Zusammenfassung: Zu Beginn der 1950er Jahre, als die Kommunikationsforschung ihre Blütezeit erlebte, führte KRACAUER den Begriff "qualitative content analysis" ein. Heute gehört die qualitative Inhaltsanalyse in Deutschland zu den in der Sozialforschung am häufigsten benutzten Methoden. Anknüpfend an KRACAUERs Argumentation schlage ich drei Felder der Weiterentwicklung vor: erstens eine stärker qualitativ ausgerichtete Analyse nach der Bildung der Kategorien und der Codierung der Daten; zweitens eine die kategorienbasierte Analyse ergänzende Fallorientierung, die charakteristisch für qualitative Forschung ist, aber bisher in der qualitativen Inhaltsanalyse kaum eine Rolle spielt; drittens eine stärkere Bezugnahme auf die internationale Methodendiskussion, in der die qualitative Inhaltsanalyse noch wenig bekannt ist. Ferner reflektiere ich methodologische Aspekte, fokussiere in einem abschließenden Ausblick das Thema Standards und Gütekriterien und plädiere für die Entwicklung methodischer Strenge.

Keywords: qualitative Analyseverfahren; qualitative Inhaltsanalyse; Kategorienbildung; methodische Strenge; Kategoriensystem; Kodieren; Fallanalyse

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. And beyond 1: Plädoyer für eine stärker qualitative Analyse (anknüpfend an KRACAUER)

3. And beyond 2: Plädoyer für eine ergänzende Fallorientierung

4. And beyond 3: Qualitative Inhaltsanalyse im Kontext internationaler Methodendiskussion

5. Methodologische Aspekte der qualitativen Inhaltsanalyse

6. Resümee und Ausblick: die qualitative Inhaltsanalyse auf dem Weg zur rigorous analysis

Anmerkungen

Literatur

Zum Autor

Zitation

 

1. Einleitung

Der folgende Beitrag basiert auf einem Vortrag mit dem Titel "Qualitative Inhaltsanalyse: Von KRACAUERs Anfängen zum Konzept einer 'rigorous analysis'", den ich bei der Tagung "Qualitative Inhaltsanalyse – and beyond?" im Oktober 2016 an der Pädagogischen Hochschule Weingarten gehalten habe (siehe hierzu auch JANSSEN, STAMANN, KRUG & NEGELE 2017). Schon an den vier Worten des Tagungstitels "Qualitative Inhaltsanalyse – and beyond?" lässt sich das Spannungsfeld, in dem die qualitative Inhaltsanalyse angesiedelt ist, gut verdeutlichen. Die beiden Worte "Qualitative Inhaltsanalyse" sind ein typisches Beispiel für das, was in der klassischen Inhaltsanalyse als manifester Inhalt bezeichnet wird: Die Worte würden sich ohne Probleme reliabel und valide vercoden lassen. Beispielsweise könnten sie einer Kategorie "Forschungsmethoden > qualitative > Inhaltsanalyse" zugeordnet werden, denn hier ist eindeutig nicht von Grounded-Theory-Methodologie, Diskursanalyse nach FOUCAULT oder – um ein Beispiel aus dem Bereich quantitativer Methoden zu nennen – von multipler Regressionsanalyse die Rede. [1]

Aber wie steht es mit den beiden Worten "– and beyond" und nicht zu vergessen mit dem Fragezeichen? Was hat das zu bedeuten? Die reine Übersetzung ist unproblematisch: "and beyond" bedeutet "und darüber hinaus" – hier sind sich beispielsweise die Übersetzungstools "Google Translate" und "DeepL" einig. Warum aber der Wechsel ins Englische? Warum der vorausgehende Gedankenstrich und warum das Fragezeichen am Ende? [2]

Zwei Personen, die über den Tagungstitel nachdenken und ihn interpretieren, werden noch Einigkeit erzielen, dass auf dieser Tagung offenbar auch Themen diskutiert werden sollen, die über den derzeitigen Stand der Methode "qualitative Inhaltsanalyse" hinausgehen. Vielleicht ließe sich auch noch Übereinstimmung erzielen, dass die beiden englischen Worte signalisieren, dass auch die internationale Methodendiskussion auf der Tagung eine Rolle spielen soll. Aber der Gedankenstrich und das Fragezeichen – da kommen wir schnell in einen Bereich riskanter Interpretation. [3]

Das "– and beyond?" erinnert an die rätselhafte Inschrift, die Friedrich II. 1747 über sein neu erbautes Schloss Sanssouci in Potsdam schreiben ließ, nämlich "sans, souci." – mit einem Komma in der Mitte und einem Punkt am Ende. Der Kulturwissenschaftler Heinz Dieter KITTSTEINER (2011) hat über die Bedeutung des Kommas ein 92 Seiten umfassendes, stellenweise interpretationsparodistisch wirkendes Buch verfasst: "Das KOMMA von SANS, SOUCI. Ein Forschungsbericht". Diese extensive Art von Interpretation liegt jenseits des Interpretationsbegriffs, der in der qualitativen Inhaltsanalyse angesetzt wird; sie mag vielleicht intellektuell brillant sein, aber es besteht wohl kaum eine Chance auf die Herstellung intersubjektiver Übereinstimmung der Interpretation – und dies ist ein Kernpunkt in der qualitativen Inhaltsanalyse. Es wird eine durch genaue Kategoriendefinitionen und Training der Codierenden erzielbare Übereinstimmung postuliert. [4]

Nebenbei gesagt: Möglicherweise hätte Friedrich II. sich über KITTSTEINERs Interpretation köstlich amüsiert, weil seine Motive für das Komma vielleicht gänzlich andere waren als die von KITTSTEINER in seiner Interpretation herausgearbeiteten. Jedenfalls lässt sich aus der schieren Länge der Interpretation und dem damit verbundenen Aufwand nicht schließen, dass damit auch eine vollständigere, bessere Interpretation erzielt wird. Nun, ich will an dieser Stelle keine weiteren Interpretationsversuche des "– and beyond?" unternehmen. Ich habe die beiden Worte als Aufforderung verstanden, Überlegungen eines "darüber hinaus" anzustellen, Perspektiven und Innovationspotenziale aufzuzeigen, die über den gegenwärtigen Zustand der qualitativen Inhaltsanalyse hinausweisen und es wert sind, diskutiert zu werden. [5]

Die Methode "qualitative Inhaltsanalyse" ist seit einiger Zeit im deutschsprachigen Raum außerordentlich beliebt und in einschlägiger Literatur detailliert beschrieben (KUCKARTZ 2018 [2014]; MAYRING 2015 [1983]; SCHREIER 2012, 2014; STAMANN, JANSSEN & SCHREIER 2016). In dem von Nina BAUR und Jörg BLASIUS herausgegebenen "Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung" (2014), das mit mehr als acht Millionen Downloads1) zu den erfolgreichsten Büchern im Bereich der Sozialwissenschaften zählt, führt das Kapitel zur qualitativen Inhaltsanalyse mit mehr als 105.000 Downloads die Rangliste der am häufigsten heruntergeladenen Beiträge an. Auch kann man sich fest darauf verlassen, dass Workshops zur qualitativen Inhaltsanalyse, wie etwa beim Berliner Methodentreffen, der größten deutschsprachigen Konferenz zu qualitativen Methoden, als erste ausgebucht sind. Es sollte aber auch nicht verschwiegen werden, dass in Projektskizzen und Drittmittelanträgen von qualitativer Inhaltsanalyse häufig nur in Form von Namedropping die Rede ist. In vielen Projektanträgen lassen sich im Methodenteil Formulierungen finden wie diese: "Die Daten werden mit der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet" oder noch kürzer "nach Mayring" oder "nach Kuckartz ausgewertet". Die Antragsteller_innen scheinen anzunehmen, dass damit die Analysemethode schon hinreichend beschrieben ist, und übersehen dabei völlig, dass es durchaus unterschiedliche Varianten qualitativer Inhaltsanalyse gibt: In meinem Buch "Qualitative Inhaltsanalyse" (KUCKARTZ 2018 [2014]) unterscheide ich drei Hauptformen, und bei MAYRING (2015 [1983]) sind es gar acht verschiedene Varianten, ganz zu schweigen von den vielen weiteren Spielarten, wie sie von Margrit SCHREIER (2014) in systematisierender Weise beschrieben wurden (siehe auch STAMANN et al. 2016). [6]

Eigentlich sollte deshalb im folgenden Text nicht von der qualitativen Inhaltsanalyse gesprochen werden, sondern immer im Plural von qualitativen Inhaltsanalysen. Das wäre gewiss korrekter, ist aber etwas umständlich, weshalb ich doch lieber darauf verzichte. In Bezug auf den Inhalt dieses Beitrags ist der Bestand an Gemeinsamkeiten der verschiedenen Varianten auch hinreichend groß, um dies zu rechtfertigen. [7]

Zurück zum Titel der Weingartener Tagung "Qualitative Inhaltsanalyse – and beyond?". Im Folgenden werden drei Punkte fokussiert, die ich für eine Diskussion des "und darüber hinaus" für besonders interessant halte, nämlich

Wie der Titel dieses Beitrags ankündigt, werde ich dabei den Bogen schlagen von Siegfried KRACAUERs Anfängen zu sinnvollen Erweiterungen der gegenwärtigen qualitativen Inhaltsanalyse als einem mit methodischer Strenge arbeitenden Verfahren. Im Verlaufe der Tagung und in den verschiedenen Foren wurden viele Fragen aufgeworfen, sowohl sehr allgemeine mit epistemologischem und methodologischem Hintergrund als auch sehr spezifische mit konkretem Bezug zu Forschungstechniken. Im 5. Abschnitt "Methodologische Aspekte der qualitativen Inhaltsanalyse" werden dementsprechend einige dieser grundlegenden methodologischen Fragen aufgegriffen. [9]

2. And beyond 1: Plädoyer für eine stärker qualitative Analyse (anknüpfend an KRACAUER)

KRACAUER, das ist leider weitgehend unbekannt, war derjenige, der Anfang der 1950er Jahre den Begriff "qualitative content analysis", übersetzt "qualitative Inhaltsanalyse", absichtsvoll in die Welt der Forschungsmethoden bzw. konkreter der Inhaltsanalyse eingeführt hat (KRACAUER 1952). Er war empirischer Soziologe, Journalist und Philosoph und auf vielfältige Weise mit der Frankfurter Schule der Soziologie verbunden (KRACAUER 1971 [1930]; SPÄTER 2016). 1933 emigrierte er nach Frankreich, später dann in die USA, wo er mit der amerikanischen Propagandaforschung vertraut wurde, welche vorrangig mit der Content Analysis arbeitete (KRIPPENDORFF 2012). Ich wechsle hier bewusst zur englischsprachigen Bezeichnung, denn die amerikanische Propagandaforschung während des zweiten Weltkriegs war weithin bekannt, erhielt erhebliche Fördergelder und ihre Methode hieß Content Analysis, d.h. hier wurde im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit und ebenso in der englischsprachigen Scientific Community eine Verknüpfung zwischen einer konkreten Forschungspraxis und dem Namen einer Methode geschaffen, die bis heute nachwirkt. [10]

KRACAUER kritisierte 1952 in einem Aufsatz "The Challenge of Qualitative Content Analysis" das in der Propagandaforschung prominente methodische Konzept der Content Analysis, wie es insbesondere in den Arbeiten von Harold LASSWELL (JANOWITZ 1968) und Bernard BERELSON (1952) zum Ausdruck kam. BERELSON hatte mit der bekannten Definition "Content Analysis is a research technique for the objective, systematic, and quantitative description of manifest content of communications" (1952, S.18) die Inhaltsanalyse auf die Analyse von manifestem Inhalt beschränken wollen. KRACAUER kritisierte diese programmatische Beschränkung auf den manifesten Inhalt und plädierte für eine weiter gefasste Inhaltsanalyse, welche auch den latenten Inhalt berücksichtigt, und er wählte dafür den Begriff "qualitative content analysis". [11]

Von BERELSON übernahm KRACAUER die Explikation der Begriffe "manifester" und "latenter Inhalt", wobei er "manifest" und "latent", wie in Abbildung 1 visualisiert, auf einem Kontinuum ansiedelte (KRACAUER 1952, S.634):



Abbildung 1: das Kontinuum manifester und latenter Inhalt [12]

An einem Ende des Kontinuums befindet sich, so BERELSON, der manifeste Inhalt, bspw. die lapidare Zeitungsmeldung über ein Zugunglück, das sich ereignet hat. In Bezug auf das Verstehen einer solchen Zeitungsmeldung werden die Leser_innen keine Verständnisprobleme haben. Die Interpretationen stimmen überein, der Inhalt ist manifest und kann deshalb auch hoch reliabel codiert werden. Am anderen Ende des Kontinuums ("latenter Inhalt") sieht BERELSON moderne Lyrik angesiedelt; zur Verdeutlichung folgendes Beispiel2):

"There must be some way out of here

Said the joker to the thief

There's too much confusion

I can't get no relief

Businessmen, they drink my wine

Plowmen dig my earth

None will level on the line

Nobody offered his word, hey!" [13]

Was hat dieser Text wohl zu bedeuten? Ein Joker spricht zu einem Dieb, es muss einen Weg hier heraus geben, es gibt zu viel Verwirrung, Geschäftsleute trinken meinen Wein, Farmarbeiter graben meine Erde um usw. Hier werden kaum zwei Leser_innen zu identischen Interpretationen des Inhalts kommen. Inhaltsanalyse, so BERELSONs Position, könne deshalb reliabel nur für manifeste Inhalte praktiziert werden. [14]

KRACAUER (1952) argumentierte nun, diese Sichtweise brächte die Kommunikationsforschung in eine missliche Situation, ihr Gegenstand sei zwar nicht die Analyse und Interpretation von moderner Lyrik, aber sie könne auch nicht auf die Analyse manifester Inhalte beschränkt werden. Vielmehr seien manifeste und latente Inhalte stets miteinander verwoben, und es seien vor allem die latenten Inhalte, die auf komplexe Weise mit den Forschungsfragen und Forschungszielen verbunden seien. Aus der Überbetonung der Quantifizierung resultiere, so KRACAUER, dass die Analyse weniger genau und verschwommener sei, und er nannte dafür als Beispiel die Praxis, Ausprägungen und Richtungen von Kommunikation auf Skalen abzubilden: "In such instances coding is often performed on the basis of a graded scale which defines continuum ranging from 'very favorable' to 'very unfavorable', from 'very optimistic' to 'very pessimistic', or the like" (S.631). [15]

Dieses Vorgehen, Komplexität in elementare Skalen aufzuteilen, sei unvermeidbar simplifizierend und führe zu einer Eintrübung der Analyse: "They render arbitrary, for example, the real gap between 'very favorable' and 'favorable'; and they place under one uniform cover (e.g. 'favorable') a great variety of treatments whose differences are perhaps highly relevant to the purposes of the analysis" (S.632). [16]

Die Quantifizierung und folgende statistische Analyse geschehe auf höchst unsicherem Boden, und verlasse man sich nur auf sie, so führe dies unweigerlich zu ungenaueren Analysen. Diese im mathematischen Universum durchgeführten statistischen Analysen, die Korrelationen und präzisen Berechnungen von Wahrscheinlichkeiten, könnten dann weniger genau, verzerrender und weniger repräsentativ sein als die qualitativen Daten, auf denen sie basieren: "Quantitative analysis is in effect not as objective and reliable as they believe it to be" (S.637). Vor allem dann, wenn das Material, das man analysiert, Merkmale aufweist, die sich weiter in Richtung des Pols "latenter Inhalt" befinden, bedürfe es einer qualitativen Analyse, wobei qualitative und quantitative Analyse keine radikal entgegengesetzten Ansätze darstellten, sondern sich durchaus auch sinnvoll ergänzen könnten. [17]

Wer Konzepte heutiger qualitativer Inhaltsanalysen kennt, wird bei KRACAUERs Beispiel möglicherweise etwas stutzen: Ähnelt diese Form der Analyse, die KRACAUER kritisiert, nicht genau derjenigen, die Philipp MAYRING (2015 [1983]) als besonders ausführliches Beispiel zur inhaltlich-strukturierenden Analyse darstellt? Dort arbeitet MAYRING mit den Skalenwerten "hohes Selbstvertrauen", "mittleres Selbstvertrauen", "niedriges Selbstvertrauen" und "Selbstvertrauen nicht erschließbar" (S.89). Ähnlich sind auch von KUCKARTZ (2018 [2014]) und SCHREIER (2012) vorgeschlagene Varianten. [18]

Die Vorgehensweise ähnelt in der Tat der Art von Analyse, die KRACAUER kritisierte und ihm Anlass für die Forderung nach einer qualitativen Inhaltsanalyse war. Es geht nämlich um das Übersetzen von Textinhalten in Variablen, welche ordinalskaliert, aber auch nominal- oder intervallskaliert sein können. Die Variablen werden hier als Kategorien bezeichnet, sie haben aber eine funktional äquivalente Bedeutung. Die auf diese Weise codierten qualitativen Daten werden dann in Form einer Matrix "Fälle mal Kategorien" statistisch analysiert. Ein Beispiel für eine solche, durch Codierung qualitativen Materials entstandene Matrix ist in Tabelle 1 wiedergegeben. Kategorie (Variable) A ist ordinalskaliert (mit den drei Stufen "optimistisch", "sowohl als auch", "pessimistisch"), in Kategorie B wird nur dichotom zwischen "vorhanden" und "nicht vorhanden" unterschieden, und in Kategorie C wird die Häufigkeit eines bestimmten Verhaltens auf Intervallskalenniveau codiert.

 

 Kategorie A

Kategorie B

Kategorie C

Person 1

optimistisch

vorhanden

3

Person 2

sowohl als auch

nicht vorhanden

5

Person 3

pessimistisch

vorhanden

2

Person n

...

...

...

Tabelle 1: Resultat inhaltsanalytischer Codierung: Matrix "Fälle mal Kategorien" [19]

Diese Form der Analyse ist durchaus legitim und in vielen Fällen der Fragestellung auch angemessen. Es gibt aber darüber hinaus auch die Möglichkeit, das codierte Material qualitativ zu analysieren, denn jeder Zelle der Matrix liegen ja Textstellen zugrunde, jedenfalls dann, wenn beim Codieren so vorgegangen wurde, dass Segmente der Daten einer Kategorie oder Subkategorie zugeordnet wurden. Die Matrix "Fälle mal Kategorien" lässt sich auch in qualitativer Form darstellen, nicht mit Kategorienausprägungen in den Zellen, sondern mit den zugrunde liegenden Textstellen. Bei einer themenorientierten Analyse wird durch den Codierungsprozess eine Strukturierung der qualitativen Daten erreicht, die sich in Form einer solchen Matrix darstellen lässt: Horizontal in den Zeilen sind die Fälle angeordnet – das können Personen, Familien, Institutionen etc. sein. Vertikal in den Spalten sind die von den Forschenden gebildeten Kategorien, hier nach Themen, aufgeführt.

 

Thema A

Thema B

Thema C

Person 1

Textstellen
von Person 1
zu Thema A

Textstellen
von Person 1
zu Thema B

Textstellen
von Person 1
zu Thema C

Person 2

Textstellen
von Person 2
zu Thema A

Textstellen
von Person 2
zu Thema B

Textstellen
von Person 2
zu Thema C

Person 3

Textstellen
von Person 3
zu Thema A

Textstellen
von Person 3
zu Thema B

Textstellen
von Person 3
zu Thema C

Tabelle 2: Resultat inhaltsanalytischer Codierung: Matrix "Fälle mal Kategorien" mit Original-Textstellen [20]

Eine qualitative Inhaltsanalyse dieser Matrix bedeutet nun, sich nicht in die Welt der Mathematik und des Zählens bzw. sich nicht nur in diese Welt hineinzubegeben, sondern die Analyse auch im Bereich des Qualitativen durchzuführen. Wie lässt sich dies bewerkstelligen? Genau hierfür werden kodifizierte Methoden benötigt. Ein aussichtsreicher Weg führt meines Erachtens über den Weg thematischer Zusammenfassungen, d.h. für jede Zelle der Matrix wird eine fallbezogene thematische Zusammenfassung aller zu einem bestimmten Thema für diese Person vorhandenen Textstellen erstellt. Damit basiert die weitere Analyse auf den Codierungen der Forschenden. [21]

Dies ist etwas grundsätzlich anderes als eine Paraphrasierung von Texten bzw. Textstellen zu Beginn einer qualitativen Inhaltsanalyse, denn bei der thematischen Zusammenfassung werden nicht die Rohtexte, sondern die Resultate des inhaltlich-strukturierenden Codierprozesses fallbezogen zusammengefasst. Das heißt hier wird zwischen den Primärdaten und den Kategorien eine weitere verdichtete Analyseebene eingefügt. Dies ist also mein erster Vorschlag, über die gegenwärtige qualitative Inhaltsanalyse hinauszugehen, nämlich tatsächlich eine stärker qualitative Analyse zu praktizieren, je nach Projekt und Fragestellung möglicherweise auch in Kombination mit einer quantitativen Analyse der Kategorien. [22]

3. And beyond 2: Plädoyer für eine ergänzende Fallorientierung

Der zweite Punkt, an dem die qualitative Inhaltsanalyse meines Erachtens über den gegenwärtigen Stand hinaus erweitert werden sollte, betrifft die grundsätzliche Richtung der Analyse. Schon KRACAUER schwebte eine qualitative Inhaltsanalyse vor, die holistischer sein sollte, bei der also das Material nicht nur kategorienorientiert in seinen Einzelteilen ausgewertet, sondern auch fallorientiert analysiert wird. Ich komme nochmals auf die Matrix "Fälle mal Kategorien" von Tabelle 1 zurück; nun aber in einer erweiterten Form, die auch die Resultate fallorientierter Auswertung (Fallzusammenfassungen) und kategorienbasierter Auswertung (z.B. thematische Zusammenfassungen) enthält.

 

Thema A

Thema B

Thema C

 

Person 1

Textstellen
von Person 1
zu Thema A

Textstellen
von Person 1
zu Thema B

Textstellen
von Person 1
zu Thema C

Fallzusammenfassung zu Person 1

Person 2

Textstellen
von Person 2
zu Thema A

Textstellen
von Person 2
zu Thema B

Textstellen
von Person 2
zu Thema C

Fallzusammenfassung Person 2

Person 3

Textstellen
von Person 3
zu Thema A

Textstellen
von Person 3
zu Thema B

Textstellen
von Person 3
zu Thema C

Fallzusammenfassung zu Person 3

 

Kategorienbasierte

Zusammenfassung

 

 

 

 

 

Thema A

Thema B

Thema C

 

Tabelle 3: Kategorienorientierte und fallorientierte Analyse der Matrix "Fälle mal Kategorien" [23]

Bei qualitativen Inhaltsanalysen ist der vertikale Blick in die Spalten üblich, und es wird eine zusammenfassende Auswertung der jeweiligen Kategorie und möglicherweise ihrer Subkategorien vorgenommen. Auf diese Weise wird beispielsweise die Kategorie "Selbstvertrauen" ausgewertet – in qualitativer Weise als verbale Zusammenfassung und/oder in quantitativer Weise als Häufigkeitsauswertung der Kategorien und Subkategorien (MAYRING 2015 [1983], S.89). Dies ist notwendigerweise eine eher atomistische Sichtweise. Man muss nicht Gestaltpsycholog_in sein, um es sinnvoll zu finden, den Blick auch einmal um 90 Grad zu drehen und in die Zeilen zu schauen, das heißt, fallorientiert zu analysieren. Die Fallanalyse wird hierbei so durchgeführt, dass sie nur auf den mit den analytischen Kategorien codierten Teilen des Materials basiert. Es handelt sich also um eine Fallanalyse auf der Basis der Materialteile, die aus der Perspektive der Forschungsfrage bearbeitet, interpretiert und kategorisiert wurden. Mithilfe von erweiterten Fallanalysen können Fälle aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu Gruppen und Clustern zusammengefasst werden. Auf diese Weise können beispielsweise Typologien gebildet, Zielgruppen bestimmt und ähnliche Muster identifiziert werden. [24]

In Bezug auf eine solche fallorientierte Analyse bedarf es natürlich auch der Reflexion darüber, wie diese Analyse methodisch kontrolliert praktiziert werden kann. Sie lässt sich rein qualitativ durchführen, also nur auf den Textsegmenten beruhend; es werden keine Zahlen benutzt, und Zusammenhänge zwischen Kategorien werden ohne Verwendung statistischer Operationen sprachlich beschrieben. Es lassen sich aber auch quantitative Aspekte integrieren: Das bedeutet beispielsweise, die Häufigkeit von Kategorien und die Korrelation von Kategorien zu berechnen. Mein zweiter Vorschlag lautet also: Erweitern wir die Perspektive der Kategorienorientierung um einen fallorientierten Blick. [25]

4. And beyond 3: Qualitative Inhaltsanalyse im Kontext internationaler Methodendiskussion

In einem Zweiergespräch in der Pause eines Workshops zum Thema "Mixed Methods" fragte mich eine Doktorandin: "Ist es eigentlich wirklich notwendig, englischsprachige Methodenliteratur zu lesen?" Ob der Direktheit der Frage war ich zunächst ein wenig überrascht. Die in der Frage zum Ausdruck kommende Distanz zu englischsprachiger Literatur stellt aber keineswegs einen Einzelfall dar – immer wieder stelle ich fest, wenn ich vor Methodenworkshops nach der Literatur frage, die man zum Thema "Analysemethoden" gelesen hat, dass keine englische Literatur genannt wird; und dies geschieht in Doktorand_innencolloquien, nicht nur in Kursen mit Bachelor- oder Masterstudierenden. Nun lässt sich aber schwerlich bestreiten, dass sich auch die Sozialwissenschaften schon lange internationalisiert haben, und die Sprache globalisierter Wissenschaft ist nun einmal Englisch. So liegt es nahe zu fragen: Wie steht die qualitative Inhaltsanalyse im internationalen Rahmen da? Ist sie bekannt? Ist sie beliebt? Wird sie oft eingesetzt? Oder existieren auf der internationalen Skala andere Methoden zur Analyse qualitativer Daten? [26]

Das erste vielleicht überraschende Resultat einer diesbezüglichen Recherche ist, dass die qualitative Inhaltsanalyse in der einschlägigen englischen Methodenliteratur relativ unbekannt ist. Neben dem Lehrbuch von SCHREIER (2012) existieren zwar – vornehmlich in den Bereichen Pflegewissenschaft und Public Health – Publikationen (BENGTSSON 2016; ELO et al. 2014; GRANEHEIM & LUNDMAN 2004; HSIEH & SHANNON 2005), doch in den Handbüchern (bspw. DENZIN & LINCOLN 2018) und der Überblicksliteratur (bspw. CRESWELL & POTH 2018) wird die qualitative Inhaltsanalyse so gut wie gar nicht beachtet. Dies hat sowohl historische als auch aktuelle Gründe. Der eingangs dargestellte Vorschlag KRACAUERs für eine "qualitative content analysis" ist in der amerikanischen Methodendiskussion der 1950er und 1960er Jahre kaum rezipiert worden und hat nicht zur Etablierung der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse geführt. Hierfür lassen sich sowohl persönliche, in der Biografie des Autors lokalisierte Faktoren3) als auch strukturelle Faktoren in der seinerzeitigen Entwicklung der Sozialforschung4) anführen. [27]

Die geringe Beachtung, die die qualitative Inhaltsanalyse in der heutigen englischsprachigen Methodenliteratur findet, gilt übrigens auch für andere hierzulande verbreitete Methoden wie etwa die dokumentarische Methode (BOHNSACK 2014). Was sind die Gründe hierfür? Ein wesentlicher Grund dürfte die lange Zeit mangelnde Präsenz deutschsprachiger Autor_innen in der englischsprachigen Literatur, vor allem in der Lehrbuchliteratur, sein. Auf einen nicht unwesentlichen Punkt wiesen mich amerikanische Kolleg_innen hin, nämlich die nach wie vor festzustellende Assoziation von Content Analysis mit quantitativen Methoden, die in der Geschichte der Content Analysis begründet ist (siehe oben). Eine qualitative Content Analysis erscheint deshalb vielen Sozialwissenschaftler_innen entweder als begrifflicher Widerspruch, als contradictio in adjecto, oder sie wird von vornherein als ein Verfahren zur quantitativen Analyse qualitativer Daten eingestuft, so bei SILVERMAN (2014). [28]

Als ich die englische Übersetzung meines erstmals 2014 erschienenen Buchs "Qualitative Inhaltsanalyse" plante, rieten mir amerikanischen Kolleginnen und Kollegen dringend davon ab, das Buch "Qualitative Content Analysis" zu nennen. Allein schon mit dem Titel sei das Risiko verbunden, in die falsche Kategorie eingestuft zu werden. Ich habe dann den Begriff "content analysis" vermieden und als Titel des Buchs "Qualitative Text Analysis" gewählt und bin mit der Resonanz des Buches sehr zufrieden. Es wurde mittlerweile auch ins Japanische und ins Chinesische übersetzt. [29]

Nun, welche anderen Analysemethoden für qualitative Daten werden in der englischsprachigen Forschungsliteratur beschrieben? Erstens ist eine deutlich stärkere Orientierung auf Forschungsstile und Forschungsansätze – und nicht auf einzelne Methoden – zu erkennen: Die eigene Forschung wird als "ethnography", "field research", "grounded theory research", "narrative research", "action research", "social justice research", "mixed methods research" etc. bezeichnet, und innerhalb dieser Ansätze werden analytische Prozeduren beschrieben. Die entsprechenden Forschungsberichte, Bücher und Artikel enthalten auch Kapitel über die Methoden zur Analyse der Daten – wie etwa in CRESWELL und PLANO CLARK (2018) – ohne dass die Namen der Autor_innen jedoch zur Bezeichnung der Methoden herangezogen würden. Schaut man etwas genauer hin, so finden sich häufig Analyseformen, die der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse ähneln, allerdings wesentlich qualitativer ausgerichtet sind (CRESWELL 2016). [30]

Ferner existieren auch zahlreiche Methodenlehrbücher im engeren Sinn, wie beispielsweise, "Qualitative Data Analysis: Practical Strategies" (BAZELEY 2013), "Analyzing Qualitative Data: Systematic Approaches" (BERNARD, WUTICH & RYAN 2017), "Qualitative Inquiry and Research Design" (CRESWELL & POTH 2018) "Applied Thematic Analysis" (GUEST, MacQUEEN & NAMEY 2012), "The Coding Manual for Qualitative Researchers" (SALDAÑA 2015), "Interpreting qualitative data" (SILVERMAN 2014) und andere Monografien. Hier wird meist ein relativ breites Spektrum von Analysemöglichkeiten erörtert. Prototypisch sei hier das Lehrbuch von MILES, HUBERMAN und SALDAÑA (2013) genannt, das auf fast 300 Seiten eine faszinierende Fülle von konkreten Anregungen für Analysen liefert. [31]

Mit gewisser Bewunderung muss man feststellen, dass in dieser Literatur in Bezug auf die Analysemöglichkeiten so viele innovative und wertvolle Anregungen gegeben werden, gegenüber denen die gegenwärtige qualitative Inhaltsanalyse doch als relativ enges und wenig ausdifferenziertes Verfahren erscheint. Das gilt auch für das Thema "Codes und Codieren", zu dem sehr differenzierte und ausführliche Literatur vorhanden ist, während hierzulande eher mit "diffusen Begrifflichkeiten" (SCHREIER 2016, o.P.) gearbeitet wird. [32]

Für die zukünftige Weiterentwicklung sowie Verbreitung der qualitativen Inhaltsanalyse wird es von großer Wichtigkeit sein, dass sie auf der internationalen Bühne präsenter wird, also in der einschlägigen Methodenliteratur und in den Handbüchern Erwähnung findet. Die Chancen dafür sind nicht schlecht, jedenfalls weit besser als noch vor zehn Jahren. Es ist dies auch eine Aufforderung an diejenigen, die über die Methode der qualitativen Inhaltsanalyse schreiben, dies wenn immer möglich in englischer Sprache zu tun. Dies ist also mein dritter Vorschlag des über den derzeitigen Stand Hinausgehens: eine stärkere Hinwendung zur internationalen Diskussion und das Einbringen der methodischen Ideen in den internationalen Diskurs. [33]

5. Methodologische Aspekte der qualitativen Inhaltsanalyse

In den vorangehenden Abschnitten wurden drei mögliche Erweiterungen der qualitativen Inhaltsanalyse dargestellt. Im folgenden Abschnitt geht es um eine andere Form von Erweiterung, nämlich um die Reflexion methodologischer und epistemologischer Fundierung. Dies kommt prototypisch in zwei Fragen zum Ausdruck, die im Rahmen der Tagung "Qualitative Inhaltsanalyse – and Beyond" in den Arbeitsgruppen und im Forum gestellt wurden, nämlich erstens der Frage nach der "methodologischen Positionierung" der qualitativen Inhaltsanalyse und zweitens der Frage "Wie qualitativ ist die qualitative Inhaltsanalyse bezogen auf die zentralen Erfordernisse von Offenheit und Sinnverstehen im Forschungsprozess?" [34]

Zur ersten Frage: STAMANN et al. stellten bereits 2016 in einer Publikation die Frage nach der "methodologischen Positionierung" der qualitativen Inhaltsanalyse (§6) und kritisieren das Fehlen einer Fundierung in einer Rahmentheorie (siehe auch SCHNEIDER 2016). Aus meiner Sicht liegt hier ein Missverständnis der qualitativen Inhaltsanalyse vor. Die qualitative Inhaltsanalyse ist eine Methode, sie ist keine Methodologie und auch keine Epistemologie. Es wird keine bestimmte Zugangsweise zu der Welt und ihren sozialen Phänomenen und Problemen vorausgesetzt. Ihr liegt auch, anders als etwa der FOUCAULTschen Diskursanalyse (DIAZ-BONE 2010), keine Hintergrundtheorie zugrunde, aus der heraus sie als eine spezifische Methode entwickelt wurde. Der Begriff "Methode" stammt aus dem Altgriechischen, methodos (μέθοδος) und bedeutet dort "Weg zu etwas hin". Eine Methode ist ein Mittel zur Erkenntnis, ein planmäßiges, auf Regeln aufbauendes Verfahren – ähnlich wie beispielsweise ein Dieselmotor ein Verfahren ist, um durch Verbrennung Energie zu erzeugen, sodass damit beispielsweise ein VW Golf angetrieben werden kann. Methoden lassen sich in sehr verschiedenen Kontexten anwenden, so ist es also durchaus auch möglich, die qualitative Inhaltsanalyse im Rahmen einer Grounded-Theory-Studie oder im Rahmen einer Diskursanalyse anzuwenden. Die Frage, ob die qualitative Inhaltsanalyse mit bestimmten Forschungsstilen "vereinbar" (so die Formulierung von MEUSER 2011, S.90) ist, kann nicht ausgehend von der qualitativen Inhaltsanalyse, sondern nur ausgehend von dem jeweiligen Forschungsansatz beantwortet werden. Es obliegt also bspw. den Vertreter_innen der rekonstruktiven Sozialforschung sensu BOHNSACK (2014) oder der Diskursanalyse, entsprechende Vereinbarkeits- oder Unvereinbarkeitserklärungen zu formulieren. [35]

Zur zweiten Frage "Wie qualitativ ist die qualitative Inhaltsanalyse bezogen auf die zentralen Erfordernisse von Offenheit und Sinnverstehen im Forschungsprozess?" In dieser Frage wird implizit unterstellt, dass es ein Kontinuum des "Qualitativen" von Methoden gäbe, dass also Methoden mehr oder weniger qualitativ sein könnten. Tatsächlich wurde diese Sichtweise in einigen Strömungen der qualitativen Forschung kultiviert. Deren Vertreter_innen verstehen den eigenen Ansatz als den eigentlich Qualitativen, während sie andere Richtungen qualitativer Forschung als nur halbherzig qualitativ bewerten oder diesen sogar ganz das Attribut "qualitativ" absprechen, weil dort unzulässige "Abkürzungsstrategien" benutzt würden und nicht genügend Zeit aufgebracht würde, um wirklich qualitativ zu forschen – möglicherweise geschehe dies aufgrund von Zwängen von Drittmittelprojekten und/oder Auftraggeber_innen, denen die Projekte unterlägen. Eine solche Wertigkeit scheint mir im Bereich der qualitativen Ansätze ebenso wie im Bereich der quantitativen nicht angemessen. Im Bereich des Quantitativen ist es nicht sinnvoll, von ein bisschen Zahl oder ein bisschen Mittelwertberechnung zu sprechen, auch ist bspw. eine multiple Regression nicht quantitativer (d.h. besser) als eine Diskriminanzanalyse oder Varianzanalyse. Ebenso wenig ist es weiterführend, eine Wertigkeit von qualitativen Methoden zu unterstellen: Objektive Hermeneutik ist nicht qualitativer als phänomenologische Analyse oder qualitative Inhaltsanalyse. Hier sollte eher von gegenseitigem Respekt getragener Multikulturalismus gepflegt werden. [36]

Was Offenheit und Sinnverstehen betrifft, so sind dies unbestritten zentrale Merkmale qualitativer Forschung. Insofern ist die Frage, wie offen die qualitative Inhaltsanalyse als Methode angewandt wird und welche Rolle das Sinnverstehen in diesem Rahmen einnimmt, sehr berechtigt. Was "Offenheit" angeht, so ist es erforderlich zu explizieren, was genau mit "Offenheit" gemeint ist; diese kann nämlich auf verschiedenen Ebenen des qualitativen Forschungsprozesses und bei verschiedenen Akteur_innen lokalisiert sein: Für die Forschungsteilnehmenden bedeutet Offenheit, auf eine Frage oder ein gestelltes Thema völlig frei und offen antworten können. Das heißt, es werden, anders als bei einer standardisierten Befragung, keine vorgegebenen Antworten vorgelegt, zwischen denen die Forschungsteilnehmenden wählen können und durch die somit der Denkrahmen vorgeben wird. Anders stellt sich "Offenheit" auf der Ebene der Forschenden dar: Bedeutet Offenheit hier, dass die Forschenden gar keine gezielten Fragen stellen dürfen? Dass sie gewissermaßen bei einem Face-to-Face-Interview nach einem initiierenden Stimulus auf Narrationen der Forschungsteilnehmenden zu warten haben? Oder bedeutet Offenheit sogar, dass sich die Forschenden dem Forschungsgegenstand und den Forschungsteilnehmenden wie eine Tabula rasa anzunähern hätten? Dies hieße, dass sie ohne jegliches Vorwissen ins Feld gehen und vorher keine Fachliteratur und Forschungsberichte lesen, sondern sich "unvoreingenommen" und nicht durch vorhandene Theorien geblendet auf die Forschungssituation einlassen sollten? Offenheit, das zeigt sich schon bei der ersten Betrachtung, ist ein sehr weites Feld. Deshalb sollte der Forschungsprozess für ein Projekt möglichst genau expliziert werden. Wie offen bei der qualitativen Inhaltsanalyse vorgegangen wird, ist im Kontext des gesamten Projektes zu sehen und zeigt sich hier insbesondere in Bezug auf die Bildung von Codes und die Prozesse des Codierens. Die qualitative Inhaltsanalyse ist, das sei erneut betont, kein Forschungsstil, keine Methodologie und erst recht kein Paradigma, nach welchem Forschung gestaltet und Forschungsdesigns konzipiert werden. Sie ist eine Analysemethode und kann als solche in vielen Forschungskontexten, Disziplinen und Designs eingesetzt werden. Mittels Inhaltsanalyse wird das Material analysiert, und zwar in Form von Kategorien; diese können vorab definiert sein oder direkt am Material gebildet werden, wobei Mischformen selbstverständlich möglich sind. Insofern ist die qualitative Inhaltsanalyse je nach dem gewählten Forschungsansatz im Analyseprozess mehr oder weniger offen. Charakteristikum der qualitativen Inhaltsanalyse ist ihr hoher Grad an Flexibilität, sie kann sowohl mit einem aus der Theorie abgeleiteten Kategoriensystem verwendet werden als auch mit Kategorien, die gänzlich am Material entwickelt werden. [37]

Die Frage nach dem Sinnverstehen im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse ist von grundlegender Bedeutung, und deshalb soll hier etwas weiter ausgeholt werden. Der Terminus "Sinn" ist hochgradig aufgeladen; er ist primär eine philosophische und theologische Kategorie. Vielen Leser_innen werden bei dem Begriff "Sinn" gleich grundsätzliche Fragen in den Sinn (sic!) kommen, wie etwa die Frage nach dem Sinn des Lebens. Existiert ein Weg, den Sinn des Lebens zu verstehen, und zwar richtig zu verstehen? Über diese Frage zerbrechen sich Philosoph_innen seit Jahrtausenden den Kopf: Einige haben eine kurze Antwort gefunden, wie etwa Douglas ADAMS (1979) in seinem Buch "Per Anhalter durch die Galaxis" beschreibt, wo nach sieben Millionen Jahren Rechenzeit die Antwort "42" gefunden wird. Die Frage "Was ist der Sinn des Lebens?" enthält natürlich wie andere Fragen nach dem Sinn implizit die Prämisse, dass es einen solchen überhaupt gibt. Nicht jede sprachlich korrekte Aussage ist zwingend mit einem subjektiven Sinn verbunden. Moderne persönliche Assistentensoftware wie Apples Siri, Cortana (Microsoft) oder Alexa (Amazon) formulieren Sätze in natürlicher Sprache, ohne dass damit irgendein subjektiver Sinn verbunden wäre. [38]

Der Begriff "Sinn" hat vielfältige Bedeutung5), damit können beispielsweise die Sinne unserer Wahrnehmung oder die innere Beziehung einer Person zu einer Sache ("Ich hab keinen Sinn für die Oper") gemeint sein. Es können auch die Bedeutungen und Vorstellungen gemeint sein, die mit einem sprachlichen Ausdruck verbunden sind, und ebenso die Ausrichtung der Gedanken einer Person ("etwas im Sinn haben"). [39]

Die obige Frage nach dem Sinnverstehen im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse zielt in der Regel darauf, den Sinn eines sprachlichen Ausdrucks zu verstehen. Vielleicht ist aber zudem auch das Zweite gemeint, den "Zustand und die Ausrichtung der Gedanken einer Person" zu verstehen. Wichtig erscheint mir, an dieser Stelle zu betonen, dass dies sehr verschiedene Perspektiven sind. Um es klar zu formulieren: Für Letzteres ist die qualitative Inhaltsanalyse nicht geschaffen, es geht nicht darum, die inneren Zustände einer Person zu verstehen, dies ist das professionelle Feld der Psychologie bzw. der Psychoanalyse/Psychotherapie und lässt sich nicht ohne Weiteres von Nicht-Psycholog_innen praktizieren. Unser Alltagsleben zeigt zudem, dass es höchst schwierig ist, andere Personen in diesem Sinne "wirklich richtig" zu verstehen. Sinnverstehen im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse ist auf das Verständnis der Bedeutungen und Vorstellungen ausgerichtet, die mit einem sprachlichen Ausdruck verbunden sind. Hierbei kann es durchaus Sinn machen, Überlegungen der Hermeneutik hinzuzuziehen. Dadurch können wichtige Regeln zum Verstehen an die Hand gegeben werden, schließlich besteht hier schon eine lange Tradition der Beschäftigung mit dem Thema "Sinnverstehen", einschließlich einer Reflexion der Rolle des Vorwissens, der Bedeutung des Kontextes und des Verhältnisses von Teil und Ganzem reflektiert (KUCKARTZ 2018 [2014]). Grundlegend für das Sinnverstehen im Rahmen qualitativer Inhaltsanalysen ist der Anspruch, Übereinstimmung zwischen den Forschenden (Codierenden) in Bezug auf die Bedeutung und damit das Codieren des Materials zu erzielen. Durch die Explikation der in der Analyse benutzten Kategorien (bspw. im Codierhandbuch oder den Code-Memos) wird es dabei auch für die Rezipient_innen der Forschung möglich, dieses Verständnis nachzuvollziehen. Es geht also bei der inhaltsanalytischen Arbeit im Forschungsteam nicht um die Erarbeitung wahrscheinlicher und unwahrscheinlicher Lesarten, sondern um die Herstellung eines intersubjektiven Verständnisses und die Zuordnung von qualitativem Datenmaterial zu möglichst genau definierten Kategorien, wobei diese durchaus am Material entwickelt werden können. [40]

6. Resümee und Ausblick: die qualitative Inhaltsanalyse auf dem Weg zur rigorous analysis

In diesem Beitrag wurden drei Bereiche benannt, wo ein "darüber hinaus" attraktiv und sinnvoll erscheint:

Der letzte Satz in KRACAUERs Aufsatz von 1952 lautete: "One final suggestion: a codification of the main techniques used in qualitative analysis would be desirable" (S.642). Das ist der Vorschlag zu methodischer Strenge, der Weg zu einer rigorous analysis im Sinne von CRESWELL (2014) und anderen. Ich verwende hier bewusst den Begriff "methodische Strenge", um zu betonen, dass es sich um klar explizierte analytische Schritte handeln sollte, also weg von dem etwa von SCHREIER (2014) zurecht kritisierten Dickicht der Verfahren und Begrifflichkeiten – stattdessen Transparenz und klare Angaben darüber, wie man zu Inferenzen gekommen ist, wie genau der Codierungs- und Analyseprozess stattgefunden hat, etwa die Anzahl der Durchgänge durchs Material und deren Ablauf. Kurz gesagt: Es geht um Systematik und die Darlegung, wie diese im Projekt erreicht wurde. Diese methodische Strenge ist letzten Endes auch erforderlich, um die Qualität einer Studie zu beurteilen, in der die qualitative Inhaltsanalyse verwendet wird, sei dies nun in einem rein qualitativen oder einem Mixed-Methods-Projekt. Methodische Strenge sollte nun aber nicht so missverstanden werden, dass dieselben Gütekriterien gelten sollten wie in der quantitativen Forschung, sondern es gilt Standards zu entwickeln, die der Logik des Forschungsprozesses bei qualitativen Inhaltsanalysen angemessen sind. Damit gelangt man unweigerlich in eine generelle Diskussion über Standards und Gütekriterien qualitativer Forschung – ein weites Feld jenseits der qualitativen Inhaltsanalyse im engeren Sinne. So kann die Frage, welche Kriterien für die Übereinstimmung von mehreren Codierenden definiert werden, nicht so beantwortet werden, dass Koeffizienten eins zu eins übernommen werden, die für eine ganz andere Art von Analyse im Rahmen eines Paradigmas des Messens und der quantitativen Analyse entwickelt wurden. [42]

Schon die Übertragbarkeit des Begriffs "Reliabilität" ist durchaus fragwürdig, denn der Begriff stammt aus der Messtheorie, doch gilt qualitative Forschung eben gerade nicht als Messung. Warum sollten also Kriterien der Messgenauigkeit übernommen und bspw. Koeffizienten wie Kappa oder KRIPPENDORFFs Alpha (KRIPPENDORFF 2012) im Rahmen der Forschung berechnet werden? Wer solche Übereinstimmungskoeffizienten verwendet, sollte sich die Logik dieser Koeffizienten, gewissermaßen das hidden curriculum, vergegenwärtigen. Die Formel für Kappa lautet



wobei "p0" der gemessene Übereinstimmungswert der beiden Rater_innen und "pc" die zufällig erwartete Übereinstimmung ist. Entscheidend für die Übereinstimmungsmessung ist also die Überlegung, dass es bei vorgegebenen Codiereinheiten und vorgegebenem Kategoriensystem eine zufällige Wahrscheinlichkeit für die Übereinstimmung von Codierenden gibt. Dazu ein Beispiel aus dem Bereich der quantitativen Inhaltsanalyse: Man habe einen vorab definierten Textabschnitt (Codiereinheit) und zehn disjunkte Codes, von denen jeweils nur einer zugeordnet werden darf. Die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Zuordnung eines Codes beträgt dann p= .10, also 10%. Hat man nur fünf Codes, so ist die Wahrscheinlichkeit zufälliger Zuordnung eines bestimmten Codes sogar 20%. Dieses Szenario entspricht aber überhaupt nicht der Logik der Vorgehensweise einer qualitativen Inhaltsanalyse, in der das Material ohne Vorabbestimmung von Codiereinheiten durchgearbeitet wird, und Aussagen bzw. Sinneinheiten zu Codes zugeordnet oder Codes auch erst am Material (neu) entwickelt werden. Nehmen wir einen recht typischen Fall, in dem mit zehn Hauptkategorien gearbeitet wird, die durchschnittlich acht Subkategorien aufweisen, das heißt, es wird also mit insgesamt 80 Codes gearbeitet. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Codieren eines Textes durch zwei unabhängig voneinander Codierende einem vorab definierten Segment die gleiche Subkategorie zufällig zugeordnet wird, ist äußerst gering (nämlich 1,25%). Deshalb sind Koeffizienten, die auf Kompensation von zufälliger Übereinstimmung orientiert sind, beim üblichen Codierprozess der qualitativen Inhaltsanalyse fragwürdig. Darüber hinaus existiert das Problem, dass die Größe der Textsegmente ja augenscheinlich eine Rolle spielt, denn je kleiner das codierte Segment ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Codierende zufällig übereinstimmen. Nach Berücksichtigung aller Umstände sind RÄDIKER und KUCKARTZ (2019) zu dem Ergebnis gekommen, dass die Verwendung von Kappa und anderen Reliabilitätskoeffizienten dieses Typs im Rahmen der Logik qualitativer Inhaltsanalyse überdacht werden sollte, da die Koeffizienten in den meisten Fällen nicht angemessen sind. Es ist so, als wolle man das Röhrchen zur Messung des Atemalkohols nun für die Messung des Reifendrucks im Fahrradreifen verwenden. Die Entwicklung adäquater und allgemein anerkannter Instrumentarien zur Beurteilung der Güte von Codierungen im Rahmen qualitativer Inhaltsanalyse bleibt einstweilen ein Desiderat. Hier empfiehlt es sich, an die generelle Diskussion über Gütekriterien in der qualitativen Sozialforschung anzuknüpfen; es müssen Kriterien gefunden werden, die ein Passungsverhältnis zum Ablauf einer qualitativen Inhaltsanalyse besitzen. [43]

Methodische Strenge bedeutet zuvorderst Transparenz und Explikation, etwa Antworten auf die Fragen: Wie ist das Kategoriensystem zustande gekommen? Wie sind die Kategorien und Subkategorien definiert? Wie wurde die Übereinstimmung der Codierenden gesichert? Methodische Strenge bedeutet ebenso, über die einzelnen Schritte der Analyse nachzudenken – vor allem auch über die qualitativen – und diese Auswertungsschritte und ihre Begründungen offenzulegen. Qualitative Inhaltsanalyse bedeutet mehr, als das Material zu kategorisieren und anschließend die Kategorien einfach auszuzählen. So sollte bspw. dargelegt werden, welche Rolle die Theoriebildung im Analyseprozess spielte und wie diese praktisch realisiert wurde (RUST 2018). [44]

Die entscheidenden Fragen sind: "Was passiert nach dem Codieren? Wie sehen die auf das Codieren folgenden Analysephasen im Detail aus? Welche Möglichkeiten bestehen für weitergehende Analysen, insbesondere komplexe Analysen? und nicht zuletzt "Welche Möglichkeiten der qualitativen Analyse werden vorgesehen?" Hier voranzukommen und methodische Strenge zu entwickeln erscheint als die zentrale Aufgabe, vor der die qualitative Inhaltsanalyse in ihrer weiteren Entwicklung steht. [45]

Anmerkungen

1) http://www.springerlink.com [Zugriff: 15. August.2019]. <zurück>

2) Lyrik von Bob DYLAN, Songtext "All along the watchtower" <zurück>

3) Auf der persönlichen Ebene spielt es eine Rolle, dass KRACAUER, der als jüdischer Sozialwissenschaftler aus Nazi-Deutschland emigrieren musste, einer anderen Wissenschaftskultur als der amerikanischen empirisch ausgerichteten angehörte. Wie viele emigrierte Sozialwissenschaftler_innen war KRACAUER eher sozialphilosophisch und geisteswissenschaftlich orientiert. Sein Inhaltsanalyse-Aufsatz erschien seinerzeit im renommierten Public Opinion Quarterly, und zwar in einer speziellen Ausgabe zur Kommunikationsforschung, die von Leo LÖWENTHAL herausgegeben wurde. Diese enthielt Beiträge vieler Wissenschaftler_innen aus dem eher philosophischen und politisch links orientierten Deutschland. KRACAUER war zudem, wie sein Biograf Jörg SPÄTER (2016, S.497-511) anmerkt, eine Art Ich-AG, d.h. er verfügte nicht über einen Lehrstuhl, hatte keinen "Betrieb" zur Verfügung, bildete keine Schule wie die Frankfurter Kollegen um ADORNO und HORKHEIMER, sondern war eher ein klassischer Intellektueller mit weltweiten Verbindungen. KRACAUERs Hauptinteresse galt dem Kommunikationsmedium Film; sein Buch "Von Caligari zu Hitler: Eine psychologische Geschichte des deutschen Films" (2017 [1947]) ist ein Klassiker der Filmsoziologie und seine Filmtheorie (2015 [1964]) ein auch heute noch häufig zitiertes Werk. <zurück>

4) Auf struktureller Ebene spielte es eine Rolle, dass die Sozialforschung nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Dominanz des Behaviorismus stark in Richtung Quantifizierung entwickelt wurde und auch Positionen der Kombination von qualitativ und quantitativ, wie sie bspw. von LAZARSFELD (1972) vertreten wurden, strikt empirisch-pragmatisch und nicht sozialphilosophisch-geisteswissenschaftlich ausgerichtet waren. Dieser wissenschaftshistorische Aspekt kann hier nur am Rande erwähnt werden, ausführlich geht SPÄTER (2016) darauf ein. KRACAUER verstarb bereits 1956, sein Inhaltsanalyseaufsatz wurde erst zwanzig Jahre später in deutscher Sprache unter dem Titel "Für eine qualitative Inhaltsanalyse" publiziert. MAYRING, der den Begriff "qualitative Inhaltsanalyse" mit seinem 1983 erstmals erschienen Buch bekannt machte, bezieht sich dort übrigens auf die übersetzte Fassung von 1972 und nicht auf den zwanzig Jahre älteren Originalaufsatz. <zurück>

5) Siehe https://de.wiktionary.org/wiki/Sinn [Zugriff 26. August 2019]. <zurück>

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Zum Autor

Udo KUCKARTZ ist Sozialwissenschaftler und emeritierter Professor für Empirische Erziehungswissenschaft und Methoden der Sozialforschung an der Philipps Universität Marburg. Zu den methodischen Schwerpunkten seiner Arbeit zählen Mixed Methods, qualitative Inhaltsanalyse und computergestützte Methoden qualitativer Inhaltsanalyse. Forschungsschwerpunkte sind sozialwissenschaftliche Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung, unter anderem Projekte zu Umweltbewusstsein, Umweltkommunikation und Klimabewusstsein. Er hat zahlreiche Monographien und wissenschaftliche Beiträge in Zeitschriften und Handbüchern verfasst, unter anderem die Bücher "Qualitative Inhaltsanalyse", "Mixed Methods", "Analyse qualitativer Daten mit MAXQDA", "Statistik. Eine verständliche Einführung", "Qualitative Evaluation". Sein Buch "Qualitative Inhaltsanalyse" wurde unter dem Titel "Qualitative Text Analysis" ins Englische, Chinesische und Japanische übersetzt.

Kontakt:

Prof. em. Dr. Udo Kuckartz

Philipps Universität Marburg
Fachbereich Erziehungswissenschaft
Bunsenstr. 3 35037 Marburg

Tel.: +49 30 83202400

E-Mail: kuckartz@uni-marburg.de

Zitation

Kuckartz, Udo (2019). Qualitative Inhaltsanalyse: von Kracauers Anfängen zu heutigen Herausforderungen [45 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 20(3), Art. 12, http://dx.doi.org/10.17169/fqs-20.3.3370.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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