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Volume 22, No. 1, Art. 6 – Januar 2021

Der Ausstellungsinterviewrundgang (AIR) als Methode. Experimentelles Forschen mit Objekten am Beispiel der Wahrnehmung von Commons-Logiken

Luise Reitstätter & Martina Fineder

Zusammenfassung: In diesem Artikel stellen wir die Methode des Ausstellungsinterviewrundgangs (AIR) vor und verorten sie in der qualitativen Sozialforschung. Dabei werden das fokussierte Interview und das laute Denken (Thinking Aloud) kombiniert, um Reaktionen auf Ausstellungsexponate (Object Elicitation) zu erheben. Im hier vorgestellten Commons-Forschungsprojekt wurde der AIR in einer selbst entwickelten Ausstellung angewandt. Das Ziel war unmittelbare Reaktionen auf Prinzipien der Commons – das heißt der gemeinwohlorientierten Nutzung von Gütern und Ressourcen – aus verschiedenen Positionen wirtschaftlichen und sozialen Denkens herauszufordern. In der Kontrastierung materialisierter Meinungen in Form der Artefakte und der gemeinsamen sprachlichen wie auch sensorischen Auseinandersetzung können im AIR komplexe Sachverhalte und Fallbeispiele gebündelt zugänglich sowie konfliktreiche Thematiken konkret diskutierbar gemacht werden. In dem Beitrag geben wir Einblick in die Entwicklung, den konkreten Ablauf, die besonderen Charakteristika sowie die Nutzungsmöglichkeiten der Methode – auch jenseits eigens gestalteter Ausstellungen zu Forschungszwecken.

Keywords: fokussiertes Interview; Thinking Aloud; Object Elicitation; Ausstellung; Social Design; Commons

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Ausstellung als Forschungssetting etablieren

3. Den Ausstellungsinterviewrundgang (AIR) entwickeln

3.1 Methodische Bezüge

3.2 Konkrete Realisierung

4. Visuell-materielle Reize im AIR

4.1 Emotionalisierende versus faktische Präsentation

4.2 Medialitäten im Vergleich: Video, Modell, Text

4.3 Persönliche Bezüge und narrative Kopplungen

5. Sprachlich-sensorische Reaktionen im AIR

5.1 Sensorische Auseinandersetzungen

5.2 Sprachliche Äußerungen

6. Kopräsenz im AIR

6.1 Der gemeinsame Ausstellungsbesuch als Forschungssituation

6.2 Vom Wissen teilen zur partizipativen Forschung

7. Nutzen, Grenzen und Anwendungsszenarien des AIR

7.1 Informalität, Mobilität und Multisensorik

7.2 Anspruch und Aufwand bei der Anwendung

7.3 Vorhandene Ausstellungen für den AIR nützen

Danksagung

Literatur

Zu den Autorinnen

Zitation

 

1. Einleitung

Die Methode des Ausstellungsinterviewrundgangs (AIR) wurde von uns 2017 im Forschungsprojekt "Commons als Denkweise und Innovationsstrategie. Von der Avantgarde zum neuen Industrieparadigma?" entwickelt. Bei diesem Commons-Forschungsprojekt untersuchte eine interdisziplinäre Forscher*innengruppe (Martina FINEDER, Harald GRUENDL, Luise REITSTÄTTER, Ulrike HAELE, Viktoria HEINRICH) rund um das Institute of Design Research Vienna (IDRV) Gemeinwohl- und Gemeingutlogiken aus der Perspektive des Designs. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass eine weltweit wachsende Zahl vorwiegend junger Gestalter*innen und Erfinder*innen ihre Ideen in Form von Wissens- und Produktions-Commons realisieren, wenngleich diese eher als avantgardistische Gegenbewegung gelten. Als avantgardistisch (oder auch alternativ) gelten Commons vor allem, weil sie sich in ihren Funktionsweisen und inneren Logiken – allen voran hinsichtlich der Auffassung eines sozial nachhaltigen Zugangs und Umgangs mit natürlichen Ressourcen – grundlegend von jenen der dominanten Logiken konventioneller Marktwirtschaft unterscheiden. Aktuell stehen hier etwa kollektive und verteilungsgerechte Nutzungs- und Produktionskonzepte im Kontrast zu privatwirtschaftlichen Gewinnlogiken des Marktes. Anhand von Leuchtturmbeispielen fragten wir im Projekt, wie jene Möglichkeiten, die Gemeingüter- und Gemeinwohlstrategien für eine sozial und ökologisch verträgliche Konsum- und Produktionskultur bieten, in herkömmlichen Arbeits- und Wirtschaftskontexten wahrgenommen werden. Im Zuge dieser Auseinandersetzung mit einem möglichen Transfer der Commons-Logiken in die kapitalistische Marktwirtschaft entstand auch die Ausstellung "StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design", in der Gemeinwohl- und Gemeingutlogiken und deren Gestaltungsprinzipien einem größeren Publikum präsentiert wurden. Resultat der Analysen waren sogenannte "Design Patterns for Future Commons", die auch in traditionelle gewinnorientierte Gestaltungs- und Produktionsgefüge übertragen werden können. [1]

Die Entwicklung des AIR war jedoch nicht nur projekt-, sondern vor allem problembezogen geleitet. Zwei zentrale methodische Herausforderungen standen zu Beginn des Forschungsprozesses: Erstens musste ein geeigneter Rahmen entwickelt werden, um geografisch weit voneinander entfernt liegende Leuchtturmbeispiele vergleichend zu untersuchen. Die für das Forschungsprojekt ausgewählten Commons-Fallbeispiele waren etwa in Belgien, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Spanien und den USA lokalisiert. Dies bedeutete jedoch lediglich, dass ihre Protagonist*innen zum Zeitpunkt der Untersuchung in einem dieser Länder lebten und arbeiteten. Die Communities indes, die Anteile an der Entwicklung der Projekte hatten oder von der Realisierung und Anwendung profitierten, waren und sind weltweit aktiv. Die zweite Herausforderung resultierte aus der oben genannten Forschungsaufgabe, Commons-Logiken und entsprechende Gestaltungs- und Produktionsprinzipien in Bezug auf ihre gesellschaftliche Wahrnehmung zu analysieren. Das heißt, konkret zu fragen, wie Personen, die nicht der Commons-Forschung oder -Praxis zugehören, solche Forschungs-, Produktions- und Wirtschaftsmodelle vor dem Hintergrund ihres eigenen beruflichen Feldes bewerten. Praktisch ging es darum, Expert*innen aus relevanten Fach- und möglichen Anwendungsbereichen, die bis dahin nicht oder nur in sehr geringem Maße mit der Commons-Bewegung in Berührung waren, innerhalb eines praktikablen zeitlichen und örtlichen Rahmens zu ihren Wahrnehmungen und Meinungen zu dieser Wirtschaftslogik zu befragen. [2]

Die konkrete Frage, die aus den beiden methodischen Herausforderungen resultierte, lautete: Wie können Denk- und Handlungsweisen der Commons anhand von internationalen Beispielen lokal gebündelt und für nicht dem Commons-Diskurs angehörige Expert*innen diskutierbar gemacht werden? Allgemeiner und in andere Forschungskontexte übertragbar formuliert ließe sich fragen, wie sich in ihrem Wesen komplexe und geografisch disparat entwickelnde Themen in Zusammenarbeit mit Personen kompakt erforschen lassen, die nicht in dem gewählten Feld tätig sind, aber relevante Expertisen und/oder Perspektiven einbringen können. [3]

Unsere Antwort bestand darin, die bereits geplante Ausstellung als räumlich begehbares Forschungssetting zu etablieren (Abschnitt 2) und für dieses Umfeld die Methode des AIR zu entwickeln (Abschnitt 3). In seiner Durchführung bestimmt sich der AIR über die Spezifik der visuell-materiellen Reize in der Ausstellung (Abschnitt 4), die sprachlich-sensorischen Reaktionen der Teilnehmer*innen (Abschnitt 5) sowie die Kopräsenz beim gemeinsamen Ausstellungsbesuch als Forschungssituation (Abschnitt 6) – wie hier am Beispiel der Wahrnehmung von Commons gezeigt wird. In der Conclusio fassen wir den Nutzen wie die Grenzen der Methode des AIR und beschreiben mögliche zukünftige Szenarien seines Einsatzes auch jenseits eigens gestalteter Ausstellungen (Abschnitt 7). [4]

2. Die Ausstellung als Forschungssetting etablieren

Um die verschiedenen internationalen Commons-Projekte in einem Raum zu vereinen und für die sprachliche und sensorische Auseinandersetzung erfahrbar zu machen, wurden die ausgewählten Fallbeispiele in der Ausstellung "StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design" vom 21. Juni 2017 bis 1. Oktober 2017 im MAK – Museum für angewandte Kunst in Wien präsentiert. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung post-industrieller Arbeits- und Lebenswelten beleuchtete die Ausstellung jene Möglichkeiten, die strukturell kleinteiligere und dezentral angelegte Produktions- und Nutzungsgemeinschaften als Ergänzung und Alternative zum industriellen System bieten können. Im Projekt schlossen wir dabei inhaltlich an die neuere Commons-Forschung an (z.B. HELFRICH & BOLLIER 2019; HELFRICH, BOLLIER & HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG 2016; LINEBAUGH 2009; OSTROM 1999). Bei dieser wird einer in "The Tragedy of the Commons" (HARDIN 1968) erstmals vertretenen und bis heute in Wirtschaft und Politik vorhandenen Meinung widersprochen, dass Gemeinschaften ohne staatliche oder privatwirtschaftliche Regulierung von Markt und Staat keine Gemeingüter verwalten können – ohne diese zu zerstören. Solche Gemeingüter können Grund und Boden, Rohstoffe wie Öl oder Gas, Wasser, aber auch Wissen (wie z.B. in Form des freien Online-Lexikons Wikipedia) sein, die entweder gemeinschaftlich hergestellt, gepflegt oder genutzt werden. Zur Logik solcher Commons gehören neben der bereits erwähnten gemeinwohlorientierten Nutzung von Ressourcen Prinzipien wie Mehrheitseigentum, Selbstorganisation und Konsensprinzip, Respekt vor der Natur, das Teilen von Wissen und Produktionsmitteln sowie auch neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Amateur*innen und Fachleuten. Letztere sind für Design wie Wirtschaft von besonderem Interesse, weil sie neue Entwurfs-, Produktions- und Vertriebskonzepte inkludieren, bei denen Betroffene, Bedürftige oder interessierte Bürger*innen in Entwicklungs- und Herstellungsprozesse mit einbezogen werden. Im Sinne einer Commons-Logik geht es hierbei vorrangig um das Teilen von Wissen, Ressourcen und Produktionsmitteln. Die neuen leistbaren digitalen Technologien bilden in Verbindung mit frei zugänglichen Daten und Programmen (Open Source) eine wesentliche Grundlage. [5]

Zu den sechs ausgewählten Commons-Fallbeispielen in der Ausstellung gehörten: 1. die Bionicohand, eine technisch hochwertige Handprothese, die mittels 3-D-Druck für Betroffene weltweit finanziell leistbar sein soll; 2. die Open-Source-Filmkamera Axiom der apertus° Association, die als langlebige, adaptierbare und bezahlbare Produktalternative zu geschlossenen kommerziellen Systemen entwickelt wurde; 3. das Air Quality Egg von Wicked Device zur einfachen und weltweiten Messung von Luftdaten durch Bürger*innen zum Schutz unseres größten Commons, der Luft; 4. der Faircap Open Water-Filter von Faircap Collective als kostengünstiger und effektiver Wasserfilter für die Flasche zur Herstellung von Trinkwasser; 5. das WikiHouse, ein frei transformierbares, digitales Baukastensystem für den erschwinglichen Wohnungsselbstbau; und 6. die Plattform MakerNurse, über die Pflegepersonal mit Know-how und Werkzeugen wie 3-Druckern ausgestattet wird, um medizinisch-technische Erfindungen direkt am Arbeitsplatz realisierbar zu machen. [6]

Von der 1.400 m2 großen Ausstellungsfläche, die in verschiedene Themeninseln gegliedert war, nahmen die sechs Commons-Fallbeispiele etwa ein Drittel ein (Abb. 1). In den weiteren zwei Drittel der Ausstellungshalle wurden raumgreifende Installationen, Videos, Fotografien und Objekte zu Themen wie kollektives Wohnen, Müllvermeidung und Recycling, bedingungsloses Grundeinkommen oder alternative Währungen gezeigt (FINEDER, GRUENDL & HAELE 2017).



Abbildung 1: Installationsansicht "StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design" (Peter KAINZ/MAK) [7]

Die Ausstellung wurde als kollektiver Prozess verstanden, zu dem verschiedene Akteur*innen mit ihrem Wissen und ihren Objekten beitrugen. Das Kurator*innenteam (Martina FINEDER, Harald GRUENDL und Ulrike HAELE) wählte in enger Zusammenarbeit mit den Akteur*innen der jeweiligen Projekte geeignete Artefakte von Manifesten über Prototypen bis hin zu Videointerviews aus. Bei der Auswahl des Materials ging es nicht vordergründig darum, den Repräsentationscharakter der Objekte für ein Projekt herauszustreichen. Vielmehr sollten die Objekte im Sinne von Arbeitsmaterialien verschiedene Angriffspunkte für die Auseinandersetzung der Besucher*innen mit dem Commons-Beispiel bieten. Sämtliche Ausstellungstexte waren entsprechend inklusiver "Leichte-Sprache"-Bemühungen im Museum (AL MASRI-GUTTERNIG & REITSTÄTTER 2017) verfasst. Den Ausstellungstext gestalteten wir damit nach einem "Design for all"-Prinzip, d.h. er sollte für den Großteil der Bevölkerung über den engen Kreis von Fachleuten hinaus verständlich sein. [8]

Im Gegensatz zum Modell des "Living Laboratory" (CORRIVEAU et al. 2016), bei dem laborähnliche, interaktive Versuchsstationen in Ausstellungen integriert werden, war diese Ausstellung als traditionelle Objektschau realisiert. Das heißt, dass die Besucher*innen im Ausstellungsraum auf eine feststehende Auswahl und Anordnung der Objekte in Vitrinen, auf Schautafeln und auf Sockeln trafen. Damit bestand die Möglichkeit, die natürlichen Spezifika einer Ausstellung basierend auf ihrer räumlichen Konstruktion, der körperlichen Erfahrung und dem sozialen Erlebnis (REITSTÄTTER 2015, 2020) für die empirische Sozialforschung zu nutzen. Gerade im digitalen Zeitalter kann sich das Medium Ausstellung noch stärker auf seine räumlichen Qualitäten berufen, die im Gegenzug eine bewusste körperliche Erfahrung des Gesehenen erlauben (KOHLE 2017). Auch aus empirischen Studien folgt, dass im Vergleich zum Labor (BRIEBER, NADAL, LEDER & ROSENBERG 2014; PELOWSKI, FORSTER, TINIO, SCHOLL & LEDER 2017) die Kunsterfahrung sich im auratischen Ausstellungsraum intensiviert und eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Objekte gegeben ist. Zudem zeichnen sich Ausstellungen über ihre spezifische Soziabilität aus: Sie werden zumeist nicht nur mit anderen besucht, sondern auch häufig für eine gemeinsame Auseinandersetzung mit den ausgestellten Inhalten genützt (DEBENEDETTI 2003; DIAMANTOPOULOU & CHRISTIDOU 2019; FALK & DIERKING 2013; JAFARI, TAHERI & VOM LEHN 2013; REITSTÄTTER 2018; TRÖNDLE, WINTZERITH, WÄSPE & TSCHACHER 2012). In Ausstellungen lassen sich demnach komplexe Zusammenhänge über Dingwelten intensiv erfahren und in der geteilten Betrachtung wie im Gespräch fokussiert erörtern. [9]

Neben diesen Boni in der Betrachtungssituation gilt es jedoch auch, die Konstruiertheit von Ausstellungen zu reflektieren, wenn diese als Forschungssetting genützt werden. Eine der Herausforderungen resultiert dabei vom Einfluss der kuratorischen Auswahl und der Anordnung der Objekte. Zu berücksichtigen ist hier die unterschiedliche Wirkmächtigkeit von Ausstellungsobjekten, wie sie sowohl durch unterschiedliche Größen, verschiedene Medien als auch durch unterschiedlich stark emotionalisierende Inhalte bedingt ist. Besonders große oder augenscheinlich auffallende Objekte werden in diesem Zusammenhang in der Museologie als "Beeindruckungsdinge" besprochen (KORFF 2007, S.130). Zur Wirkmächtigkeit des jeweiligen Exponats aufgrund seiner Eigenheiten kommt das In-Beziehung-Setzen mit anderen Objekten, Bildern und Texten im Ausstellungsraum, das neue Bedeutungszusammenhänge eröffnet (u.a. DÖRNER 2018; HENNING 2006; MUTTENTHALER 2016). Die Bedeutungsproduktion von Objekten an sich und deren semantische Zusammenhänge in Ausstellungen sind jedoch nur bedingt steuerbar, da auch die Betrachter*innen ihre jeweiligen "entrance narratives" (DOERING & PEKARIK 1996, S.20; siehe auch PEKARIK & SCHREIBER 2012; PEKARIK, DOERING & KARNS 1999) als eigene Erfahrungsbasis mitbringen und sich auf diese bei der Objektinterpretation beziehen. [10]

Überdies gilt es, die Wirkung der jeweiligen Ausstellungsgestaltung zu berücksichtigen. Ausstellungsmöbel wie Vitrinen, Stellwände und Sitzgelegenheiten, Ausstellungsgrafiken wie Beschriftungen und Markierungen, Beleuchtung und Raumfarben sowie Klänge erzeugen in Kombination mit den Exponaten ein spezifisches Wahrnehmungsszenario, welches die (un-)
bewussten Absichten, ja sogar die Mission der an der Ausstellung beteiligten Personen und Institutionen visualisiert und materialisiert. Der heute häufig in der Ausstellungspraxis verwendete Begriff des Displays fasst all diese Gestaltungselemente über die Aktivität des Zeigens im Sinne der verbalen Bedeutung von "to display" zusammen (BECK 2014, S.32). Das Display ist also wesentlich an der Gestaltung des sozialen und kulturellen Raumes beteiligt und beeinflusst, wie Objekte in einer Ausstellung wahrgenommen werden (REITSTÄTTER et al. 2020). Im Fall der hier vorgestellten Ausstellung sollte durch das Display der improvisiert anmutende Mit- und Selbstmachcharakter vieler nicht-industrieller Produktions-Commons betont werden. Eingesetzt wurden eine Möbelserie, die in einer Gemeinschaftswerkstatt in einem Wohnheim für geflüchtete Menschen nach Open-Design-Bauplänen gefertigt worden war sowie lose an die Wand getackerte A3-Blätter, die auch im Homeoffice hätten hergestellt werden können (EOOS 2016; FINEDER et al. 2017, S.33; siehe Abb. 2).



Abbildung 2: Installationsansicht "StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design" mit der Social Furniture Collection des Designstudios EOOS und Wandtexten (Peter KAINZ/MAK) [11]

Im Prozess der Ausstellungsentwicklung wurden die Commons-Projekte gleichsam für reguläre Besucher*innen wie auch die geplanten AIR aufbereitet. Dies bedeutete konkret, dass versucht wurde, allen Commons-Projekten in der Ausstellung annähernd gleich viel Raum zu geben und die Präsentation mit Einführungstexten, Objekten, Videos, Fotos und Grafiken jeweils im Aufbau ähnlich und für die Rezeption vergleichbar zu gestalten. Welche methodischen Spezifika sich über die Objektwahl ergeben, wird in den Abschnitten 4 und 5 anhand von den Erfahrungen bei unseren Commons-AIR konkret diskutiert. Grundsätzlich gilt jedoch, dass jede bestehende Ausstellung zu einem Forschungssetting für den AIR gemacht werden kann. So muss im ersten Schritt einfach eine Ausstellung mit passenden Objekten gewählt werden und im zweiten Schritt die Aufbereitung der Ausstellung für den AIR erfolgen. Für eine solche Aufbereitung ist für gewöhnlich die Auswahl der Objekte und die Erstellung eines räumlichen Leitfadens (siehe Abschnitt 3.2.2) ausreichend, gegebenenfalls können aber auch Objekt- oder Textergänzungen vorgenommen werden. Eine Einwilligung für die Durchführung der AIR sollte in jedem Fall beim jeweiligen Ausstellungshaus eingeholt werden. Erfahrungsgemäß sind die Leiter*innen von Ausstellungshäusern Forschungsinitiativen gegenüber offen eingestellt; über den Fokus des jeweiligen AIR können sich auch inhaltliche Zusammenarbeiten ergeben. [12]

3. Den Ausstellungsinterviewrundgang (AIR) entwickeln

Die soeben dargestellten materiellen und sozialen Charakteristika der Ausstellung werden in der Methode des AIR aufgegriffen, indem diese die Ausstellung als Resultat einer forschenden Tätigkeit mit der forschenden Auseinandersetzung in ihrer Rezeption zusammenschließt. Während in Abschnitt 3.1 auf die methodischen Bezüge des AIR auch im Sinne einer forschungsparadigmatischen Einordnung eingegangen wird, folgen in Abschnitt 3.2 konkrete Erläuterungen zur Durchführung, um die Anwendung für interessierte Forscher*innen zu ermöglichen. [13]

3.1 Methodische Bezüge

Im AIR wird das fokussierte Interview mit der Methode des Thinking Aloud beim Gehen durch die Ausstellung kombiniert. Dabei werden beim AIR die integrale Involvierung der Ausstellung und ihrer Artefakte genutzt, die kontinuierlich Impulse für die sprachliche und sensorische Auseinandersetzung im Sinne einer Object Elicitation bieten. [14]

3.1.1 Das fokussierte Interview als Befragung mit Stimulus

In seiner Anlehnung an das fokussierte Interview zeichnet sich der AIR über seine dichte themenzentrierte Datengewinnung mit einem ausgewählten Stimulus aus. Robert K. MERTON, Marjorie FISKE und Patricia KENDALL (1956) entwickelten diese Interviewform im Rahmen von Untersuchungen des Bureau of Applied Social Research, um Reaktionen auf massenmediale Inhalte wie etwa Filme oder Radiosendungen zu erfassen. Auf eine Inhaltsanalyse des Stimulus folgt die Leitfadenentwicklung und die Auseinandersetzung der Interviewperson(en) mit diesem Material, um gewissermaßen "objektive" Merkmale mit "subjektiven" Sichtweisen zu konfrontieren (MERTON 1987; MERTON & KENDALL 1979 [1946]; MERTON et al. 1956). Während das medienwissenschaftlich orientierte und hypothesengeleitete Prozedere weniger dem explorativen Forschungsstil des AIR entspricht und aufgrund seines recht eindimensionalen Stimulus-Reaktions-Schemas auch kritisch zu sehen ist, haben sich die erfahrungsbasierten Kriterien des fokussierten Interviews über diese Befragungsform hinaus als wertvolle Leitlinien für qualitative Befragungen erwiesen (HOPF & WEINGARTEN 1979). So zählen zu den vier Gütekriterien des fokussierten Interviews erstens die möglichst geringe Beeinflussung der Interviewpartner*innen durch ein Minimum an Gesprächslenkung; zweitens die Spezifität der Sichtweise und die Situationsdefinition durch die Interviewpartner*innen; drittens die Erfassung eines breiten Spektrums der Bedeutungen des Stimulus; und viertens Tiefgründigkeit und personaler Bezugsrahmen aufseiten der Interviewpartner*innen (MERTON & KENDALL 1979 [1946]). [15]

Diese vier Gütekriterien wurden – vor allem in Bezug auf die Fokussierung auf ein spezifisches Thema und die subjektive Sichtweise der Interviewpartner*innen – auch häufig in anderen Forschungen aufgegriffen. Das Spezifikum des fokussierten Interviews mit der Verwendung eines Stimulus zur Erweiterung der Standardsituation eines Leitfadeninterviews wurde kaum in Reinform repliziert (FLICK 2009, S.201-202). Der AIR ist hingegen am fokussierten Interview in seiner Originalkonzeption als Auseinandersetzung mit einem Stimulus orientiert, konkret jenem der Ausstellung. Beim AIR kommt es gewissermaßen zu einem Zusammenprall von Meinungen, wenn die ausgestellten Artefakte als materialisierte Haltungen auf die Vielzahl der Ansichten der eingeladenen Interviewpersonen treffen. In Kontrast zu einem simplifizierten Reiz-Reaktions-Schema wird beim AIR das Fassen des personalen Bezugsrahmens als spezifische Sicht auf den Stimulus (oder weiter gefasst: als Sicht auf die Dinge) bewusst betont. Entscheidend ist folglich für den AIR auch die relationale Auswahl der Interviewpersonen in Bezug zur Ausstellung sowie innerhalb des Samples, um verschiedenste Sichtweisen zu erhalten. Die subjektiven Sichtweisen werden wiederum durch die Interviewpersonen selbst und ihre Performanz im Rundgang geprägt. Dies steht im Fall der Commons-AIR, welche mit fachspezifischen Expert*innen durchgeführt wurden, auch in methodischem Bezug zum theoriegenerierenden Expert*inneninterview (BOGNER & MENZ 2002), bei dem die subjektive Dimension des Expert*innenwissens kommunikativ erschlossen werden muss. Der Expert*innenstatus bezieht sich somit auf subjektiv-situative Deutungen, die eben nicht nur im Prozess hergestellt, sondern auch in Kopräsenz bestätigt werden müssen. [16]

3.1.2 Thinking Aloud für unmittelbare Äußerungen

Konkret werden beim AIR nur kurze, einleitende Inputs geliefert, bevor die Interviewpersonen aufgefordert sind, sich selbst mit den Ausstellungsinhalten bei den ausgewählten Stationen auseinanderzusetzen und ihre Reaktionen durch lautes Denken (BILANDZIC 2005) unmittelbar sprachlich zu äußern. Die auch Thinking Aloud genannte Methode wird dabei auf sprachliche Äußerungen bezogen, die parallel zu oder kurz im Anschluss an eine Aufgabe stattfinden. In der Tradition der kognitiven Forschung versuchen Forscher*innen durch Thinking Aloud, mit einer möglichst geringen Moderation im Verlauf der Auseinandersetzung ("Keep talking", ERICSSON & SIMON 1993, S.11) auf das Kurzzeitgedächtnis und unmittelbare Affekte zuzugreifen, um sogleich Rationalisierungen und Rechtfertigungen zu unterbinden (ERICSSON & SIMON 1993, 1998). Der oftmals auftretende Effekt, möglichst professionell und profitabel für sich selbst und über die interviewende Person gewissermaßen zu einem erweiterten Publikum zu sprechen (SCHEUCH 1973, S.114), wird somit gebrochen und für den AIR genützt. In der Tradition der Usability- und Human-Computer-Interaction-Forschung steht vor allem der individuelle Umgang mit Produkten und Services beim Thinking Aloud im Vordergrund, um Muster der Auseinandersetzung zu erkennen und für die Weiterentwicklung zu nutzen (BOREN & RAMEY 2000). Bei diesem Ansatz ist folglich auch Nachfragen erlaubt, um unklare Statements während des lauten Denkens bereits ad hoc im Gespräch für die spätere Produkt- bzw. Serviceentwicklung klären zu können (siehe zum Vergleich der beiden Thinking Aloud-Ansätze HERTZUM, BORLUND & KRISTOFFERSEN 2015; KRAHMER & UMMELEN 2004). Im Sinne einer dialog- und im Commons-Projekt auch anwendungsorientierten Forschung wird beim AIR stärker die zweite Umsetzungsart samt Moderation und gesprächsimmanenten Nachfragen genutzt. [17]

3.1.3 Object Elicitation zur Erzählgenerierung

Der starke Fokus auf die Ausstellungsobjekte, die gewissermaßen als Teilnehmer*innen im Gespräch fungieren, führt vom Thinking Aloud weiter zur Object Elicitation. Als semistrukturierte Interviewmethode basiert Object Elicitation auf der Arbeit mit visuell-materiellem Ausgangsmaterial, wie z.B. Fotos, Bilder, Videos, Modelle oder Produkte, das erzählgenerierend wirkt (BANKS & ZEITLYN 2015; HARPER 2002; HOLZWARTH & NIESYTO 2008; WILLIG 2017). Methodisch folgt dies einer Forschungsprogrammatik, derzufolge alle Objekte relevante visuelle und materielle Eigenschaften für die Untersuchung von sozialen und kulturellen Phänomenen mitbringen (ROSE & TOLIA-KELLY 2012). Im Idealfall entspinnen sich um die Objekte spontane Erzählungen mit subjektiven Sichtweisen und Assoziationen. Über sie werden Einblicke in biografische Erinnerungen und identitätsstiftende Momente, persönliche Vorstellungen und Gefühlswelten wie politische Haltungen und aktuelle gesellschaftliche Problemstellungen gegeben. Objekte helfen, das Gespräch zugleich zu fokussieren und zu entlasten; anstatt direkt Fragen zu stellen, wird der Fragegestus auf diese übertragen. Zudem ist von Interviews, die mithilfe von Objekten geführt werden, eine Intensivierung emotionaler Reaktionen der Interviewten zu erwarten (CROGHAN, GRIFFIN, HUNTER & PHOENIX 2008, S.346). Gerade diese emotionalisierende Wirkung von Objekten war für die Commons-AIR mit der Frage nach der Akzeptanz von alternativen Wirtschaftsformen entscheidend. Hier beförderte die Nutzung von Objekten das intendierte Auffinden von möglichen Reibeflächen und Widerständen ebenso wie die Herstellung einer gemeinsamen Verständnisbasis bei Interviewpartner*innen, die dem Thema skeptisch gegenüberstanden (KUEHNE 2013). [18]

Photo Elicitation und Video Elicitation haben in verschiedenen soziologischen Forschungsarbeiten zunehmend großen Zuspruch erfahren (KNOBLAUCH, BAER, LAURIER, PETSCHKE & SCHNETTLER 2008). Methodisch dezidierte Anwendungen von Object Elicitation finden sich verstärkt in medizinischen und psychologischen Studien (ILTANEN & TOPO 2015; WILLIG 2017), in der Migrationsforschung (BRETZ, KLINGENBERG, SEVASTIANOVA & WARNEKEN 2003; HOLZWARTH & NIESYTO 2008; VACCHELLI 2018) und in der Forschung mit Kindern und Jugendlichen (CROGHAN et al. 2008; KIRK & BUCKINGHAM 2018; MILLER 2015). Wesentlicher Beweggrund für die Entscheidung, rein verbale Interviews durch visuell-materielle Stimuli zu ergänzen, ist neben der bereits besprochenen Erleichterung der Face-to-Face-Interviewsituation das Anliegen, sozialen Gruppen mit geringen Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Einflussnahme eine Stimme zu verleihen. Bei der Arbeit mit formell anerkannten Expert*innen und Entscheidungsträger*innen kommt indes die Qualität von objektgeleiteten Interviews zum Tragen, stark differente Wissensstände und Zugänge zum gesetzten Thema abseits von Standardphrasen erheben zu können. Während Forschende, die mit Photo und/oder Object Elicitation arbeiten, häufig Teilnehmer*innen bitten, eigene Fotos und Gegenstände mitzubringen oder vor Ort anzufertigen (BRETZ et al. 2003; ILTANEN & TOPO 2015; KOLB 2008; WILLIG 2017; WUGGENIG 1990) bzw. Interviewinhalte zu visualisieren oder zu materialisieren (MIGNONE, CHASE & ROGER 2019; VANDENBUSSCHE, EDELENBOS & ESHUIS 2019), ist beim AIR der Objektfundus die Ausstellung selbst. [19]

3.1.4 Multisensorisches Wahrnehmen und gemeinsames Gespräch im Gehen

Der AIR zielt insbesondere auf die multisensorischen Aspekte der Object Elicitation (PINK 2015; PINK & LEDER MACKLEY 2014). Denn auch wenn die Objekte in einer Ausstellung zumeist nicht berührt werden dürfen, werden über die intensive Betrachtung und das Sprechen über das Gesehene sinnliche Erinnerungen und Erfahrungen evoziert, die über das Visuelle weit hinausgehen (WOOD & LATHAM 2011). Das sensorische Empfinden, das gewissermaßen in der Ausstellung durch das Nicht-Berühren-Gebot unterbunden wird, wird stellvertretend im Gespräch durch die Beschreibung eingebracht. Im Fall des AIR werden multisensorische Aspekte zusätzlich durch das gemeinsame Gehen durch die Ausstellung intensiviert. Grundlegend für den hohen Stellenwert des gemeinsamen Gehens in der ethnografischen Forschung (LEE & INGOLD 2006; PINK 2015; PINK & LEDER MACKLEY 2014) ist die spezifische Soziabilität, die im Gehen über den gemeinsamen Weg, das gemeinsame Sichtfeld und die so geteilten Gesprächsthemen entsteht. Das gemeinsame Gehen, Schauen und Sprechen verhilft den Gesprächspartner*innen gewissermaßen zu einem gemeinsamen Verständnis von Inhalten in situ. Im Unterschied zum klassischen Interview, bei dem sich die Gesprächspartner*innen häufig gegenübersitzen, ist beim AIR der Blick der Fragenden nicht etwa in Erwartung einer Antwort auf die Befragten, sondern gemeinsam auf die Ausstellung gerichtet. [20]

Beim Gespräch im Gehen als mobiler Gegensatz zu "sit-down interviews" (KUSENBACH 2003, S.459) profitieren die Beteiligten also von der körperlichen Bewegung und der sensorischen Auseinandersetzung mit der Umwelt. Oder wie es BÜSCHER und URRY (2009, S.102) hinsichtlich des Einsatzes des Körpers in mobilen, situativen (Forschungs-) Praktiken formulierten: "Bodies sense and make sense of the world as they move bodily in and through it, creating discursively mediated scenescapes that signify social taste and distinction, ideology and meaning." So verwundert es auch nicht, dass die sogenannte "Spaziergangswissenschaft" zur Erforschung von Umweltwahrnehmungen Eingang in die Gestaltungs- und Planungswissenschaften fand (u.a. BURCKHARDT 2006; WEISSHAAR 2013). Während mobile ethnografische Methoden wie beispielsweise das systematische "Go-Along" (KUSENBACH 2003) als Verbindung von teilnehmender Beobachtung und qualitativem Interview jedoch vornehmlich im gewohnten Umfeld der Befragten genutzt werden, ist beim AIR das Setting der Befragung durch die Wahl des Ausstellungsortes und der Objekte von den Forscher*innen bewusst gewählt und gestaltet. Die Teilnehmer*innen sind eingeladen, sich beim Gehen über die visuell-materielle Ebene mit anderen Lebenswelten (in diesem Fall der Commons) auseinanderzusetzen und diese Eindrücke mit der eigenen Lebenswelt zu verbinden (WOOD & LATHAM 2009, 2011). [21]

3.2 Konkrete Realisierung

Die Schritte der konkreten Realisierung eines AIR sollen im Folgenden anhand des Commons-Forschungsprojekts nachvollziehbar und reproduzierbar gemacht werden. Zentrale Aspekte sind die Auswahl der Teilnehmer*innen, die Entwicklung des räumlichen Leitfadens sowie die Datenerhebung und -analyse in der Gruppe. [22]

3.2.1 Auswahl der Teilnehmer*innen

Bei der Auswahl der Teilnehmer*innen ging das Team nach dem Prinzip des Theoretischen Samplings (STRAUSS & CORBIN 1996 [1990]) vor, bei dem im Gegensatz zum statistischen Sample mit einer Zufallsstichprobe das theoretische Erkenntnisinteresse leitend ist. In der Zusammenstellung des Samples wird zwischen minimaler (im Sinne eines stärken Binnenvergleichs) und maximaler Kontrastierung (im Sinne einer stärkeren Differenzierung verschiedener Positionen) unterschieden, bei der die Interviewpersonen im Laufe des zirkulären Forschungsprozesses von Datenerhebung, Analyse und Theoriebildung bestimmt werden. Um Commons-Logiken in Bezug auf ihre gesellschaftliche Wahrnehmung zu untersuchen, wurden Expert*innen aus Feldern, die möglichst komplementäre Perspektiven und Positionen wirtschaftlichen Denkens markieren, nach und nach angefragt und in die Untersuchung einbezogen. Konkret stammten die zehn Teilnehmer*innen aus den Arbeitsbereichen Gesundheitswesen, Medizintechnik, Klimaforschung, Kulturwissenschaften, Organisations- und Innovationsentwicklung, Design, Branding und Strategieberatung, Arbeitsmarktförderung sowie Job-Coaching. Mit der Kontrastierung ihrer Arbeitsfelder zielten wir auf eine möglichst heterogene fachspezifische Befragung der Commons-Logiken sowie auf deren feldspezifische Übertragungsmöglichkeiten. [23]

Die Teilnehmer*innen eint, dass sie Expert*innen aus der mittleren bis höheren Managementebene spezifischer Bereiche sind, die eine entscheidende Rolle in der Gestaltung einer post-industriellen Arbeits- und Produktionskultur einnehmen können. Erwartungsgemäß überwiegt mit dem Fokus auf der Führungsebene die Anzahl an männlichen Gesprächspartnern. Mit der Auswahl von vier weiblichen und sechs männlichen Teilnehmer*innen wurde versucht, einer geschlechtersensiblen Forschungsweise annähernd gerecht zu werden. Gleichzeitig war den Teilnehmer*innen gemein, dass sie bis dahin mit den Commons wenig oder gar nicht in Berührung gekommen waren. Diese Mischung aus fachlicher Expertise bei gleichzeitig geringer Kenntnis des gewünschten Interviewfokus führte zu einer Uneindeutigkeit der Teilnehmer*innenrolle wie auch teilweise bereits zu Unsicherheiten im Vorfeld. Im Anfrageprozedere galt es deshalb zum einen, die Teilnehmer*innen in ihrer fachlichen Expertise als Kriterium für ihre Auswahl zu bestärken und sie zum anderen einzuladen, das Feld der Commons gemeinsam mit uns im AIR aus ihrer Perspektive zu erschließen. Methodologisch ergibt sich in einer solchen Durchführung des AIR zwingend ein relationaler Expert*innenbegriff (MEUSER & NAGEL 2002, S.73), bei dem es gewissermaßen zu einem Matching zwischen Ausstellungsthema und der ergänzenden Expertise der Befragten kommt. [24]

3.2.2 Der räumliche Leitfaden

Der Leitfaden der Commons-AIR wurde entsprechend der Analysekriterien der Ausstellung entwickelt, und die Impulse der Fallbeispiele wurden in ergebnisoffener Weise den Gesprächspartner*innen nahegebracht. Um möglichst viele Kommentare zu den Commons-Beispielen aus der persönlichen beruflichen Perspektive der Expert*innen zu generieren, wurde bei der Entwicklung des Leitfadens auf eine knappe Einführung und dezente Moderation geachtet. Ziel war es, einerseits die Exponate der Ausstellung (wie Texte, Videos und ausgewählte Artefakte zu den Commons-Beispielen) möglichst für sich selbst und andererseits die Teilnehmer*innen möglichst viel sprechen zu lassen. Anders als bei einem herkömmlichen Interviewleitfaden nutzen wir einen Grundriss, den Ausstellungskurator*innen und -organisator*innen für gewöhnlich verwenden, um die Ausstellung zu planen. Im räumlichen Leitfaden wurden für die Interviewrundgänge jene Zonen vermerkt, die passiert und besprochen werden sollten (Abb. 3) Konkret waren dies vier sogenannte Ausstellungsinseln, auf denen die eingeladenen Expert*innen mit den sechs ausgewählten Leuchtturmbeispielen der Commons-Bewegung konfrontiert wurden.



Abbildung 3: Der räumliche Interviewleitfaden (Visualisierung: EOOS) [25]

Bei jedem Rundgang wurden diese vier Ausstellungsinseln mit den Teilnehmer*innen nacheinander besucht (Abb. 4). Diese chronologische Abfolge, die zusätzlich (aber für den AIR nicht zwingend notwendig) in einem Gesprächsleitfaden festgehalten wurde, entsprach der räumlichen Logik des Ausstellungsbesuches (vom Einführungstext immer weiter in die Ausstellung hinein). Gleichzeitig lenkte sie die Teilnehmer*innen zu den Beispielen, sodass alle mit denselben Artefakten konfrontiert wurden. In welcher Reihenfolge und mit welcher Intensität sich die Teilnehmer*innen jedoch mit den einzelnen Ausstellungsobjekten der Inseln auseinandersetzen, war ganz ihnen selbst überlassen. Die Strukturierung der Rundgänge war damit zum einem im Groben (im Sinne einer Vergleichbarkeit) durch den räumlichen Leitfaden geregelt. Hinsichtlich der Auseinandersetzung mit den Artefakten konnten die Teilnehmer*innen ihren Rezeptionsmodus zum anderen individuell (im Sinne einer Selbst-Strukturierung) bestimmen. Insofern variierte auch die konkrete Dauer der Interviewrundgänge von einer bis eineinhalb Stunden.



Abbildung 4: Installationsansicht "StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design" mit MakerHealth/MakerNurse und der Refugee Nation Flag im Hintergrund (Peter KAINZ/MAK) [26]

Während in zahlreichen ethnografischen Studien die von den Teilnehmer*innen gewählten Routen für den Erkenntnisgewinn der Forschenden wesentlich waren (z.B. GEERTZ 1973; LEE & INGOLD 2006; PINK 2008; PINK & LEDER MACKLEY 2014), traten diese im vorgestellten Projekt aufgrund des räumlichen Leitfadens in den Hintergrund. Im AIR geht es weniger um die Art und Weise, wie Wege gefunden und erfahren werden, sondern vielmehr um das Potenzial, welches das gemeinsame Gehen für das Verstehen zwischen den Teilnehmenden birgt. So ist die körperliche Erfahrung beim Betreten des Ausstellungsraumes, beim Bewegen von einer Ausstellungsstation zur nächsten und um diese herum für die Bedeutungsproduktion während eines jeden Rundgangs allein schon bedeutsam. Das heißt, auch wenn es sich hier nicht um selbstgewählte Routen oder um vertraute Plätze handelt, werden über das Beschreiten der teilweise vorgegebenen Route Erinnerungen, Erfahrungen und Wissen in den Bedeutungsraum der Ausstellung eingebracht. Entscheidend sind die sinnlich-ästhetischen Appelle, die von den Objekten ausgehen und die Teilnehmer*innen zum Stoppen, zum Verweilen und Schauen wie schließlich zum Sprechen bringen. [27]

3.2.3 Datenerhebung und -analyse in der Gruppe

Zur Qualitätssicherung bei der Datenerhebung diente die Durchführung der Commons-AIR im Forschungstandem, bei der eine von uns die Rolle der Interviewerin und die andere jene der Beobachterin einnahm. Durch diese Arbeitsteilung konnte dem multisensorischen Forschungsanspruch der Methode des AIR insofern gerecht werden, als eine Person die Gesprächsführung und damit den Fokus auf die sprachliche Ebene übernahm, während die zweite Person über die teilnehmende Beobachtung die Äußerungen räumlich verortete und die sensorischen Reaktionen der Teilnehmer*innen in ein simultanes, handschriftliches Protokoll überführte. Beide Rollen waren auf eine möglichst dezente Durchführung angelegt. Die Interviewerin gab nur kurze standardisierte Einführungen zu den Beispielen und fragte gesprächsimmanent nach. Die Beobachterin beschränkte sich auf das protokollierende Dabeisein im Hintergrund sowie eine abschließende Befragung zum Empfinden des AIR in dieser Tandemsituation. Im Anschluss an die AIR wurden die jeweiligen Audiodokumentationen vollständig transkribiert und die handschriftlichen Beobachtungsprotokolle durch Hervorhebungen und Ergänzungen überarbeitet. Während durch das Transkribieren eines AIR durchschnittlich 22 Seiten oder 46.000 Zeichen an Text produziert wurden, fasste das handschriftliche Beobachtungsprotokoll pro Rundgang durchschnittlich etwa acht Seiten. [28]

Die Transkripte wurden angelehnt an die Grounded-Theory-Methodologie (STRAUSS & CORBIN 1996 [1990]) analysiert. In Kodiersitzungen mit jeweils vier bis sechs Personen aus dem erweiterten Forschungsteam wurden vorab ausgewählte, zentrale Stellen der Gesprächstranskripte offen kodiert. Im kleineren Kreis wurde später axial kodiert, und zentrale Kategorien wurden im Datenmaterial herausgearbeitet. Die Protokolle wurden im Sinne einer "Sensory Ethnography" (PINK 2015) nach Mimik, Gestik und Körperhaltung bei der Auseinandersetzung mit den Objekten ausgewertet. Die kombinierte Analyse der Gesprächstranskripte und Beobachtungsprotokolle mündete schließlich in die bereits erwähnten "Design Patterns for Future Commons". Im Prozess der gemeinsamen Protokollanalyse wurde jedoch deutlich, wie schwierig es ist, eine Vielzahl von sensorischen Reaktionen, auch in ihrer Kleinteiligkeit, detailgenau zu erfassen. Vielmehr offenbarte die Datenanalyse den Wunsch nach mehr Detailgenauigkeit bei der Dokumentation, um etwa die Notation eines Lachens dem Gefühl von Unsicherheit oder Unterhaltung zuschreiben zu können. Auf die naheliegende und für die multisensorische Forschung typische Möglichkeit, das Gespräch nicht nur per Tonband, sondern auch per Videoaufnahme zu protokollieren, wurde im Fall des Commons-AIR aufgrund der gewünschten Dezenz in der Dokumentation wie auch nicht vorhandener Projektmittel verzichtet. Im Rahmen der Weiterentwicklung des AIR sind hinsichtlich der multisensorischen Datenerhebung und später möglicher Detailanalysen, verschiedene Varianten der Videodokumentation durchaus anzudenken (siehe Abschnitt 7.2). [29]

4. Visuell-materielle Reize im AIR

Fragt man sich, welche Objekte sich besonders als visuell-materielle Reize eignen, um Reaktionen auf die Ausstellungsinhalte herauszufordern, muss der Einfluss der Objektauswahl und ihre Präsentationsart auf die Wahrnehmung der Teilnehmer*innen mitbedacht werden. Nicht alle Objekte taugen gleichwertig für eine Object Elicitation, da sie unterschiedlich starke Anreize, Impulse oder auch Hilfestellungen für die Teilnehmer*innen bieten, eigene Gedanken zu formulieren. In diesem Abschnitt finden sich folglich Überlegungen zur Wirkmächtigkeit von Objekten hinsichtlich Präsentationsweisen, Medialitäten sowie persönlichen Bezügen und narrativen Kopplungen, welche auf unseren Erfahrungen in den Commons-AIR basieren. [30]

4.1 Emotionalisierende versus faktische Präsentation

Vergleicht man das Projekt, das den meisten Zuspruch seitens der Teilnehmer*innen in den Commons-AIR erhielt (der Fair-Cap-Wasserfilter) mit jenem Projekt, das am wenigsten beachtet wurde (die Open-Source-Kamera Axiom), drängt sich – abseits der Bewertung nach sozialer und ökologischer Relevanz – eine Überprüfung der Vergleichbarkeit in Bezug auf die Präsentationsweise auf. Obwohl das Kurator*innenteam versuchte, so systematisch wie möglich vorzugehen und alle Präsentationen gleichermaßen aus einer Kombination von Modellen, Prototypen, Fotos, Texten und Videomaterial aufzubauen, weisen diese beiden Projekte den auffallendsten Unterschied bei ihrem emotionalen Präsentationsgehalt auf. Während im Fair-Cap-Video auf eine das zwischenmenschliche Mitgefühl weckende Art und Weise die drastischen Auswirkungen von Trinkwasserverseuchung auf die Lebensqualität von Menschen herausgestellt werden und dabei auch auf Filmszenen mit notleidenden Kindern zurückgegriffen wird, ist die Präsentation der Axiom-Kamera vorwiegend technischer Natur. Hier wurde den Ausstellungsbesucher*innen anstelle eines PR-Videos über eine Vor-Ort-Videoaufzeichnung die Möglichkeit geboten, sich von der professionellen Qualität der Kamera zu überzeugen (Abb. 5-7).



Abbildung 5: Installationsansicht "StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design" mit Faircap Open Water-Filter (vorne im Bild) und der apertus° Axiom-Kamera (im Hintergrund links) (IDRV)



Abbildung 6: Videostill aus The Fair Cap (Mauricio CORDOVA/Makerboat.com, Creative Commons-Lizenz)



Abbildung 7: Broschüre zur Präsentation des apertus° Axiom-Projekts [31]

An den Beispielen FairCap und Axiom bestätigt sich der unter Abschnitt 2 bereits eingeführte Unterschied in der Wirkmächtigkeit von Ausstellungsobjekten, die sowohl durch eine unterschiedliche Tonalität in der Präsentation (emotionalisierend versus faktisch) als auch durch die Medienwahl (Video versus Proof of Concept, hier die Überprüfung der Machbarkeit durch eine real funktionierende Kamera) bedingt ist. Hier kommt die Spezifik von Video als besonders mitreißendes Medium zum Tragen. Als solches ist das Video zentral für die Commons-Bewegung und ihre Vermittlungsstrategien im Internet. Die intrinsische Motivation oder auch die persönliche Involviertheit, die die Protagonist*innen über das Medium Video vermitteln, rief im AIR bei den Teilnehmer*innen eine große Resonanz hervor. Neben dem Wasserfilter veranschaulichte auch das Beispiel von Nicolas HUCHET (Open Bionic-Team) und seiner für sich selbst entworfenen und gefertigten Armprothese (Bionicohand) die emotionale Wirkmächtigkeit von Videos im AIR. Die Glaubhaftigkeit der Erzählung des jungen Mannes, der bei einem Unfall seinen Unterarm verlor und sich aufgrund von unzureichenden Versicherungsleistungen zur Selbsthilfe gezwungen sah, war maßgeblich für die persönliche Betroffenheit und folglich für das große Interesse der Teilnehmer*innen an diesem Commons-Projekt. Nach dem Grad, in dem die Teilnehmer*innen das jeweilige Anliegen (oder sogar das Leid) der einzelnen Protagonist*innen nachempfinden konnten, stuften sie Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der jeweiligen Produktentwicklung ein. Allgemein gilt es, bei der Auswahl der Objekte auf eine vergleichbare Art der Präsentation zu achten, um nicht allein durch gestalterische Setzungen Reaktionen auf Objekte vorwegzunehmen oder in eine spezifische Richtung zu lenken. [32]

4.2 Medialitäten im Vergleich: Video, Modell, Text

Während also Videos bei den Commons-AIR durchgehend als stark ansprechende Stimuli von den Teilnehmer*innen wahrgenommen wurden, stellten diese gleichzeitig eine praktische Herausforderung beim gemeinsamen Ausstellungsbesuch dar. Da für die Videos Kopfhörer erforderlich waren, konnten sie nur von Einzelpersonen genutzt werden. Über die Kopfhörer kam es gewissermaßen zu einer Vereinzelung, die sich mit der als gemeinsam konzipierten Rezeptionssituation im AIR schneidet. Auch kann es in der gewünschten parallelen Verschränkung von Schauen und Sprechen zu einer medialen Überforderung der Interviewperson kommen, soll bei der Video Elicitation (im Unterschied zur Foto- oder Modellbetrachtung) auch auf gesprochene Information reagiert werden. Zu Beginn des AIR wurde deshalb bewusst zum Betrachten der Videos eingeladen, um den Teilnehmer*innen einen schnellen und intensiven Einstieg in die jeweilige Thematik zu ermöglichen. Diese Einladung musste allerdings im Verlauf der Rundgänge wiederholt werden, da es teils zu Unsicherheiten kam: "Ich soll das jetzt anhören?", meinte etwa ein Gesundheitsexperte (Int02, Z.75). Wie sehr und wie lange eine Auseinandersetzung mit dem Video erfolgen sollte, bedurfte häufig der Abstimmung zwischen den Forscherinnen und den Teilnehmer*innen. [33]

Besonders zu bemerken sind die medialen Unterschiede in der Wirkungsmacht der Objekte am Beispiel des raumgreifenden, farbenfrohen Modells WikiVillage des Architekturbüros Andrés Jaques Architects, das zur Ergänzung des WikiHouse-Projektes gezeigt wurde (Abb. 8). Das Objekt gehörte nicht nur aufgrund seiner Größe und Buntheit zu den "Beeindruckungsdingen" (KORFF 2007, S.130). Gestaltet als Gemeinschaftswohnhaus mit vielen humorvollen Details und abwechslungsreichen Dekorelementen rief es bei den Teilnehmer*innen sowohl "schöne" Vorstellungen für die Ausgestaltung des eigenen Lebens als auch zahlreiche Ideen für künftige Szenarien zur Linderung von wohnlichen Notlagen hervor. Während ein Arbeitsmarktexperte im AIR meinte: "irgendwie würde ich am liebsten einziehen" (Int06, Z.455), setzten andere wie etwa ein Teilnehmer aus dem Bereich der Medizintechnik das Selbstbauhaus in Bezug zu aktuellen Ereignissen wie der teilweise höchst problematischen Unterbringung von geflüchteten Menschen in Europa oder den weltweit zunehmenden Hochwasserkatastrophen:

"Wenn man das Ganze gerade auch ein bisschen global sieht mit dem Klimawandel, etc., wodurch es auch Verschiebungen geben wird und wir sehr schnell Wohnraum brauchen werden für sehr viele Menschen, dann ist das natürlich eine Form [...], da kann man auch schnell mal was planen [...], um wirklich menschenwürdiges Wohnen zu ermöglichen" (Int04, Z.353-358).



Abbildung 8: Installationsansicht "StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design" mit WikiVillage (Modell im Maßstab 1: 50) von Andrés Jaques Architects (Peter KAINZ/MAK) [34]

Dass selbst textliche Objekte im AIR im Sinne einer hohen Resonanz wirkmächtig werden können, zeigten zwei auf großen blasslila Papierbahnen realisierte Textfahnen. Auf diesen wurde in einer stark pointierten Formulierung die Logik der Commons der Logik des Marktes gegenübergestellt. Durch diese schematische Gegenüberstellung nach dem Vorbild von Silke HELFRICH (siehe https://commons-institut.org/was-sind-commons) sahen sich einige Teilnehmer*innen zu einer unerwartet emotionalen Positionierung veranlasst, bei der teilweise die berufliche von der privaten Person kurzfristig abgespalten wurde: "Ich glaube, aus meiner beruflichen Funktion bin ich jetzt ganz klar auf dieser linken Seite [der des Marktes] angesiedelt, wohl wissend, dass das ein Suboptimum ist," meinte ein Teilnehmer aus der Medizintechnik (Int03, Z.376-377). Zum anderen erregte die plakative Darstellung auch Unmut und führte zur Verteidigung der eigenen marktwirtschaftlichen Position in der Innovationsförderung: "[I]ch finde das so ein bisschen: Das ist der Feind, und das ist das Gute, ja. [...] also das finde ich zu platt" (Int.07, Z.364-365). Auch wenn der Kritik an der zu starken Schematisierung aus inhaltlicher Sicht zum Teil zugestimmt werden kann, war sie der Methodik des AIR zuträglich. Die Überzeichnung stimulierte spontane Reaktionen und Selbstpositionierungen. So erläuterte die eben zitierte Befragte: "[F]ür mich ist das zu schwarz-weiß gedacht, ja. Und ich finde auch nichts Schlechtes am Eigentum. Es ist immer die Frage: Wie gehe ich damit um? Wie setze ich es ein? Wie verantwortungsvoll gehe ich damit um" (Int07, Z.344-347). Die stark schematisierte Gegenüberstellung brachte neben ausführlichen Erläuterungen auch Richtigstellungen mit sich. In dieser Hinsicht steht auch der Hinweis einer Klimaexpertin auf stark zeitlich geprägte Sichtweisen: "[U]nser ganzes Verständnis vom Markt ist nicht so wahnsinnig alt, [...] in Wirklichkeit gibt es die Menschen ja schon wesentlich länger und die sind viel eher mit der Logik der Commons aufgewachsen als mit der Logik des Marktes" (Int08, Z.187-192). [35]

4.3 Persönliche Bezüge und narrative Kopplungen

Wie schon bei den emotionalen Reaktionen hervorgehoben, wurden Objekte besonders beachtet und besprochen, wenn sie entweder das eigene Interesse berührten oder eine gesellschaftliche Breitenwirkung haben. Daraus lässt sich im Umkehrschluss ableiten, wie auch Marcus BANKS und David ZEITLYN (2015, S.92) betonten, dass Objekte, zu denen es keine persönlichen Bezüge gibt – und dazu gehört auch die eigene Rührung durch das Leid anderer – sich wenig für eine Object Elicitation eignen. Solche Ausstellungsobjekte können rasch zu einem stillen Objekt werden: Objekte, die für die Befragten und deren Bezugshorizont nicht relevant sind, werden es auch nicht im AIR. Ein Beispiel war eine 3-D-gedruckte Ausfüllhilfe für Schecks, um Menschen mit Sehbehinderungen diesen analogen Zahlvorgang zu erleichtern. Obwohl das Objekt leuchtend pink und von ansprechenden Fotografien seiner Nutzung begleitet war, erregte es kaum Interesse. Die Relevanz der Ausfüllhilfe war für die Befragten nicht erkennbar, da im Gegensatz etwa zu Frankreich in Österreich Schecks als Zahlungsmittel nur selten verwendet werden. Dies traf auch auf einen selbstgefertigten Inhalator zu, der für den Einsatz in Feldlazaretten vorgesehen ist. Zusammengesetzt aus leicht erhältlichen und kostengünstigen Fertigteilen wie einer Fahrradluftpumpe besteht er aus für medizinische Geräte höchst ungewöhnlichen Bauteilen. Für Befragte, die nicht wussten, wie ein solches Gerät im professionellen Medizinbedarf aussieht, erschloss sich die originelle Bauweise nicht: "Ich muss ehrlich gestehen, ich kenne gar keinen Inhalator und weiß nicht, wie der sonst ausschaut. Dieser hier ist jetzt einfach bunter?", fragte eine Interviewpartnerin aus der Innovationsentwicklung (Int07, Z.242-243). [36]

Zuletzt sei auf die Wirkung der narrativen Koppelung von Objekten verwiesen, über welche die Leuchtturmbeispiele in einen von der Ausstellung intendierten (Sinn-)Zusammenhang gesetzt wurden. Wie die durchgeführten AIR zeigten, wirkte sich diese narrative Koppelung beeinflussend auf die Befragten aus. Ein Beispiel war die Reaktion einer Klimaexpertin, die die Projekte anfangs sehr kritisch beurteilte – auch weil sich für sie zu diesem Zeitpunkt der Zusammenhang mit dem Ausstellungsfokus noch nicht erschloss – ihre Meinung aber am Ende des Rundgangs in der Zusammenschau der vielfältigen Commons-Themen revidierte: "Wenn ich bei der Medizin viel kritisiert habe, weil ich den Grundansatz für problematisch halte, heißt das nicht, dass, sozusagen in dem Rahmen, in dem das gedacht ist, es jetzt nicht etwas extrem Positives ist" (Int08, Z.590-593). Hier wird die Wichtigkeit der Nachbetrachtung über die den Rundgang abschließende Frage "Was ist ihnen am stärksten in Erinnerung geblieben?" deutlich. Im Unterschied zwischen einer direkten impulsiven Reaktion auf die Objekte und der nachträglichen Reflexion ergab sich die Möglichkeit, erste Reaktionen im Rahmen einer rekonstruktiven Zusammenschau für sich selbst zu revidieren. Selbst das vormals wenig beachtete oder als nicht sehr relevant angesehene Commons-Beispiel der Axiom-Kamera wurde im Rückblick aufgrund seiner Gemeinnutzlogik jenseits geschlossener kommerzieller Systeme von den Teilnehmer*innen aufgewertet. In der Zusammenschau der Fallbeispiele fand gewissermaßen ein erhöhtes Verständnis (im Sinne von Verstehen wie auch Akzeptanz) statt, das einer "das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile"-Logik folgte. [37]

5. Sprachlich-sensorische Reaktionen im AIR

Im Forschungsprozess zeigte sich, dass der AIR grundsätzlich sehr gut geeignet ist, über die übliche statische Interviewform hinausgehend subjektive Meinungen und Perspektiven der Befragten im Gehen in der Ausstellung zu erheben. Gerade die Kombination aus visuell-materiellen Reizen in Form der Ausstellungsobjekte und mündlichen Einführungen durch die Interviewerin ließ die Teilnehmer*innen rasch und fokussiert in eine bis dahin wenig bekannte Thematik einsteigen. Neben der Erhebung von verbalen Aussagen zu den durch die Objekte gesetzten Fragestellungen ermöglicht die Beobachtung beim AIR auch das Festhalten non-verbaler Reaktionen. Erfasst wird – im Unterschied zur Trennung von Praxis und Diskurs als kulturtheoretisch gegensätzliche Analyseeinheiten – sowohl der Umgang mit Dingen als auch das Sprechen durch/über Dinge als miteinander verwobene Praxis-/Diskursformationen (RECKWITZ 2016). Im folgenden Abschnitt werden signifikante sensorische Auseinandersetzungen mit den Objekten der Commons-Projekte vorgestellt und die Variation der sprachlichen Äußerungen bei deren Betrachtung erläutert. Dass diese Trennung in sensorische Auseinandersetzungen versus sprachliche Äußerungen nur zwei verschiedenen Analyseperspektiven und nicht vereinzelten Rezeptionspraktiken geschuldet ist, zeigen die Überschneidungen in der jeweiligen Darstellung der subjektiven Reaktionen. [38]

5.1 Sensorische Auseinandersetzungen

Die Beobachtungen der sensorischen Auseinandersetzungen mit den Ausstellungsobjekten reihen sich in den räumlich strukturierten Gesprächsmodus beim AIR ein und reichern die Daten multisensorisch an. Zu Beginn dienen etwa Hinweise zur Stimmung beim Einfinden in die ungewohnte Gesprächssituation (von nervöser Stimmlage bis zu offener Körperhaltung) der Einschätzung der Teilnehmer*innen sowie der atmosphärischen Einordnung des Gesprächs. Während des Rundgangs offenbaren die Beobachtungen das individuelle Ausstellungsaneignungsverhalten, bei dem grundsätzlich zwischen den beiden Polen eines vorrangigen Wunsches nach Leitung der Rezeption (fragende Blicke, was nun anzuschauen sei) und jenem einer eigenständig eingesetzten Visual Literacy (bewusst strukturierte Objektbetrachtung; ELKINS 2010) unterschieden werden kann. Bei den Commons-AIR kristallisierten sich im Verlauf der Beobachtung des Rundgangs auch Medienpräferenzen zwischen beispielsweise stark audiovisuellen (mit dem Fokus auf den Präsentationsvideos der Commons-Projekte) und eher leseorientierten Teilnehmenden (mit dem Fokus auf einführenden Ausstellungstexten) heraus. [39]

In der sensorischen Auseinandersetzung mit den einzelnen Ausstellungsexponaten wurde deutlich, inwiefern diese die Teilnehmer*innen zur individuellen Auseinandersetzung anregten. Insbesondere die Anziehungskraft und Dauer der Auseinandersetzung stellten beobachtbare Faktoren der sensorischen Auseinandersetzung und entsprechende Interessensschwerpunkte dar. Während beispielsweise in einem Protokoll "wenig körperliche Resonanz" und ein eher ratloses "mh" als Reaktion eines Gesundheitsexperten auf die 3-D-gedruckte Scheckschablone für Menschen mit Sehbehinderung dokumentiert wurden, wurde an anderer Stelle ein sich "gleich auf das Objekt Stürzen" in Bezugnahme auf die Augenbinde für Neugeborene aus ehemaliger OP-Kleidung zum Schutz bei Bestrahlungen festgehalten (Prot02, siehe auch Abb. 9). Solche sensorischen Interessensbekundungen waren im begleiteten Interview im Gehen für die Interviewenden aufschlussreich, da sie Hinweise auf den von den Befragten mitgebrachten Bezugshorizont gaben und persönliche sowie berufliche Angriffspunkte zum Thema betonten. Beim AIR besteht zudem die Möglichkeit, an Objekten, die kein Interesse hervorrufen, einfach vorbeizugehen. So liefert auch die Nichtbeachtung von Objekten Erkenntnisse – ohne dass die Teilnehmer*innen gezwungen sind, dies für die Forscher*innen zwingend in einem Rechtfertigungskontext verbalisieren zu müssen.



Abbildung 9: maßgeschneiderte Augenbinde für Neugeborene zum Schutz während der Phototherapie, entwickelt von MakerHealth in Nicaragua (Anna YOUNG) [40]

Auch Bewertungen wurden in sensorischen Reaktionen sichtbar, indem etwa kleine Gesten wie Nicken, Lächeln, Stirnrunzeln oder Kopfschütteln die grundsätzliche Zustimmung, Skepsis oder auch Diskrepanz der eigenen Gedanken zum Gesehenen offenbarten. Dabei wurde in den Rundgängen auch versucht, diese sensorischen Reaktionen ins Gespräch zu holen, indem direkt nachgefragt wurde, warum beispielsweise dieses Objekt zum Schmunzeln anrege. Dies entspricht auch einer natürlichen Kopplung, insofern die sensorische Annäherung an die Objekte zumeist rasch eine sprachliche Äußerung im AIR mit sich brachte. Beispielsweise sprach ein Teilnehmer aus dem Gesundheitswesen leise mit, während er via Kopfhörer den Worten der Gründerin der MakerHealth-Initiative folgte, zwischendurch schmunzelte er. Wir erhielten über dieses Schmunzeln Zugang zum inneren Monolog des Teilnehmers und konnten im Anschluss nachhaken. Dabei erfuhren wir, dass er kurz zuvor von dem vorgestellten Projekt gelesen und es für sich als "Versuchsinsel" charakterisiert hatte. Diese Zuschreibung erfolgte über den experimentellen Charakter des MakerHealth-Projekts, das im Kontrast steht zu der von Normen, Regeln und Gesetzen geprägten Arbeitspraxis im Krankenhausalltag. In der Folge begann er auch laut über die Schwierigkeiten nachzudenken, die sich beim Transfer derartiger Projekte in das konventionell arbeitende Gesundheitswesen ergeben könnten (Int02, Z.80-106). [41]

5.2 Sprachliche Äußerungen

Erste verbale Reaktionen dienten häufig dem Einstieg in die weitere Objektbesprechung wie auch als orientierende Rückmeldung an uns: "Interessant", "toll", "spannend", "cool", "super", "sehr gut", "schön" war zu Beginn häufig zu hören. Diese positiv konnotierten Adjektive wurden auch im Gesprächsverlauf häufig wiederholt – sofern sich das Interesse hielt beziehungsweise steigerte. Begeisterung rief vor allem das Fair-Cap-Projekt hervor (Abb. 5). Der Wasserfilter, der wie schon erwähnt während der Rundgänge den meisten Zuspruch erhielt, wurde mit Superlativen wie "irre cool" und "total cool" belegt. Dies mag insofern nicht verwundern, als dem Projekt, wie es ein Gesprächspartner aus der Medizintechnik fasste, "ausschließlich positive Effekte" zugeschrieben werden können (Int03, Z.609). Entsprechend der unterschiedlichen sozialen Gruppen, denen die Teilnehmer*innen nach Lebensalter, Geschlecht und Habitus zuzurechnen waren, wurden auch gewisse sprachliche Gepflogenheiten deutlich. "Cool" wurde beispielsweise von den über 50-jährigen, weiblichen Gesprächsteilnehmerinnen nicht in den Mund genommen, vielmehr drückten sie ihr Wohlgefallen mit thematischen Erläuterungen aus. [42]

Das Adjektiv "interessant" fand sich hingegen durchgehend in allen zehn Interviews. Zu Beginn diente es zum Zeigen einer offenen Gesprächshaltung oder einer grundsätzlichen Aufgeschlossenheit gegenüber Kunst und Kultur (in diesem Fall Social Design), was mitunter soziale Distinktion signalisieren kann (BOURDIEU 2001 [1979]). Auch wenn ein Objekt weder sogleich spontane Assoziationen noch konkretes Wissen hervorrief, konnte über "interessant" das Gespräch am Laufen gehalten werden. Im weiteren Gesprächsverlauf fiel "interessant" vor allem dann, wenn durch das neu Erfahrene Erzählungen über eigene Projekte angestoßen wurden, es also im eigentlichen Sinne des Wortes für die Befragten von Interesse war. So reagierte eine Teilnehmerin aus der Klimaforschung auf das Fair-Cap-Projekt: "Aha, ja, mh, interessant. Das ist für mich die Frage, die mich auch beschäftigt hat. [...] Mh, ist interessant. Wir haben nämlich Projekte laufen, in denen es auch um Wasserreinigung geht" (Int08, Z.305-389). Unabhängig von persönlichem Belang wurde "interessant" als konkludierendes Bewertungskriterium genützt, wenn Projekte eine gewisse "Breitenwirkung" (Int07, Z.768) hatten beziehungsweise von gesellschaftlichem Interesse waren. So meinte eine Interviewpartnerin aus dem Designbereich: "[S]pannend finde ich, dass man plötzlich in einer Ausstellung auf Dinge stößt, die einen selbst noch null betreffen – wenn ich jetzt an mein tägliches Leben denke – aber, die so sinnvoll und interessant sind" (Int01, Z.206-210). [43]

Bemerkenswert ist die Verwendung des Wortes "schön" im Hinblick auf den ästhetischen Erfahrungsraum Ausstellung und den Designkontext der Commons-Projekte. So wurde "schön" kaum benützt, um ein Objekt im Zuge einer formal-ästhetischen Auseinandersetzung zu qualifizieren. Vielmehr diente das Adjektiv dazu, Bewunderung für das soziale und/oder ökologische Engagement der Projekte auszudrücken. Eine Designexpertin reagierte etwa auf die Bionicohand: "Schön, dass es Menschen gibt, die so etwas machen können. Schön, dass es Initiativen gibt, die so jemandem helfen. Schön, dass es da Finanzierungen gibt. Schön, dass es 3-D-Drucker gibt, die diesem Menschen eine fünf-fingrige Hand ermöglichen" (Int01, Z.415-418). Selbst aus dem Designumfeld stammend, war sie sich ihrer Wortwahl bewusst und thematisierte diese, indem sie ihre "schöne" Erfahrung beim Betrachten des improvisiert wirkenden 3-D-Drucks mit der Freude beim Betrachten von hochwertig gefertigten Designerzeugnissen auf Möbelmessen gleichsetzte. Sie meinte sogar, dass sich die Aktivierung ein und derselben Gehirnregion bei ihr bei der Betrachtung von formal-ästhetisch attraktiven und als sozial relevant erachteten Dingen messen ließe (Int01, Z.414; siehe Abb. 10-11).



Abbildung 10: Installationsansicht "StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design" mit Bionicohand (Peter KAINZ/MAK)



Abbildung 11: Videostill aus Bionicohand – Open Source Prothesis for Resudial Limbs (Nicolas HUCHET & Makea Industries) [44]

Weniger direkt wurden hingegen Skepsis und Kritik in den AIR verbalisiert. Selten kam: "Das sehe ich kritisch" (Int01, Z.925), vielmehr wurden negative Assoziationen anhand von Vergleichen und Verbesserungsvorschlägen thematisiert, und es wurde die Berücksichtigung spezifischer Aspekte angeregt. So lautet ein Kommentar zum Präsentationsvideo der Bionicohand einer in der Innovationsförderung tätigen Interviewpartnerin: "Ja, das ist faszinierend, dass man sich hier quasi selbst Ersatzteile seines eigenen Körpers erstellen oder herstellen kann. Was ich hier glaube, was man noch berücksichtigen müsste bei den Kosten, ist, dass die Arbeitszeit nicht mitgerechnet ist" (Int07, Z.255-258). Allgemeinere Skepsis wurde auch über Stimmen Dritter eingebracht. Eine Teilnehmerin aus dem Designbereich äußerte beispielsweise Zweifel, ob Commons-Lösungen auch von selbstständigen Designer*innen angenommen würden: "Open Design, sehen die [...], mit denen ich gesprochen habe, wahnsinnig kritisch" (Int01, Z.515-516), insbesondere solange nicht geklärt sei, wie eine erbrachte Gestaltungsleistung entlohnt werden könne. Selten kam es auch zu Unmutsäußerungen wie im Fall der Reaktion einer Klimaforscherin auf die MakerHealth-Initiative. Ihrer Meinung nach werde hier nicht an einer gesamtheitlichen Veränderung des Gesundheitssystems, sondern lediglich an dessen Optimierung in Form einzelner Produkte und Produktionsformen gearbeitet: "Das ist sozusagen so ungefähr wie, wenn ich eine – das ist jetzt sehr übertrieben, aber – wie wenn ich eine Waffenfabrik umweltfreundlicher machen würde. Das bleibt eine Waffenfabrik" (Int08, Z.154-156). In einigen wenigen Interviews wurden negative Gefühle, hervorgerufen durch Exponate aus dem Bereich der Medizin und Prothetik, verbalisiert. So provozierten Zukunftsvorstellungen in Bezug auf unkontrollierbare technische Innovationen wie etwa individualisierte Organprints aus dem 3-D-Drucker deutliches Unbehagen, indem sie als "beunruhigend" (Int08, Z.557) oder gar als "spooky" (Int07, Z.280) bezeichnet wurden. [45]

Allgemein überwogen inhaltliche Reaktionen gegenüber formal-ästhetischen. Dies mag zum einen der Methode selbst geschuldet sein, mittels der die Themensetzung durch die Objekte vor deren Präsentation gestellt wird. Bemerkenswert ist jedoch, dass selbst jene drei Teilnehmer*innen aus dem Design- und Museumskontext kaum über das Aussehen der Objekte und die Ausstellungsgestaltung sprachen. Nur eine Interviewpartnerin aus dem Designbereich ging wiederholt auf Präsentationsfragen in Bezug zu ihrem Rezeptionsverhalten ein: "Ich versuche immer zuerst den Raum zu begreifen" (Int01, Z.109), sagte sie zu Beginn. Im weiteren Verlauf reagierte sie im Detail auf Materialien, Machart und Farben von Objekten, das Blasslila der Beschriftung "beruhigte" sie. Zum Modell des WikiVillage meinte sie: "Ich mag auch die Art der Präsentation sehr, ist alles voll schön" (Int01, Z.831-832). Design fand sie interessant, "wenn es um so etwas geht wie hier" (Int01, Z.390; siehe Abb. 12). Schön steht hier, und damit lässt sich auch noch einmal an die obigen Ausführungen zu den im Rundgang häufig verwendeten Adjektiven anschließen, nicht als eine Beschreibung einer ästhetischen Produktqualität, sondern im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Relevanz des Projekts. Dieser Fokus fand sich auch im Gespräch mit der zweiten Teilnehmerin aus dem Designbereich. Auf die Nachfrage, warum sie so gar nicht auf Präsentationsformen eingegangen sei, sagte diese Design- und Brandexpertin, dass sie im Rahmen dieser Themensetzung nicht wichtig fände, wie Dinge "ausschauen" (Int05, Nachgespräch). Ihre Erklärung lässt sich gut in Anbetracht neuer Arbeitsfelder wie Social Design und Social Innovation verstehen, in deren Diskursen und Praktiken rein formal-ästhetische Aspekte zugunsten sozialer Fragen zurückgestellt werden (BANZ 2016; FINEDER, GEISLER & HACKENSCHMIDT 2016; MANZINI 2015; SACHS 2018). [46]

Auffallend war, dass niemand im Verlauf der durchgeführten AIR direktes Desinteresse an einem Objekt verbalisierte. Möglicherweise kann dies Respekt und Höflichkeit den Interviewenden gegenüber geschuldet sein und/oder aber auch, dass solche Objekte im eigentlichen Wortsinn "umgangen" werden können. Ein eventuelles Desinteresse ist folglich von den Forscher*innen über die sensorischen Reaktionen der Teilnehmer*innen bei der Beobachtung festzuhalten. Dies unterstützt die Wichtigkeit der begleitenden Beobachtung ebenso wie Überlegungen für eine Videodokumentation des AIR, um sensorische Reaktionen en détail zu analysieren. Auch Momente der Stille und das Schweigen der Betrachter*innen könnten auf diese Weise differenzierter als durch die Notation der "sprachlosen" Zeit im Transkript in die Analyse einbezogen werden. Wie sehr und zu welchem Zeitpunkt ein sprachliches Nicht-Reagieren der Teilnehmer*innen zugelassen wird und wann eine erneute Einladung zum Äußern der Gedanken Sinn macht, ist im Sinne der individuellen Interviewpraxis wie auch der spezifischen Einschätzung der Interviewsituation zu entscheiden.



Abbildung 12: Installationsansicht "StadtFabrik: Neue Arbeit. Neues Design" mit WikiHouse und WikiVillage (Peter KAINZ/MAK) [47]

6. Kopräsenz im AIR

Der AIR ist wie jede andere empirische Methode, bei der Forscher*innen und Auskunftspersonen live miteinander interagieren, von einer Sozialität der Kopräsenz geprägt. Forscher*innen und Teilnehmer*innen sind im AIR sogenannte "consociates" (SCHÜTZ 2004 [1953], S.169), welche innerhalb einer bestimmten räumlichen Reichweite an einem zeitlich begrenzten Lebensabschnitt des anderen teilhaben. Gleichzeitig spielt beim AIR das Setting mit seinen Objekten in der Definition der Forschungssituation eine beträchtliche Rolle. Im Rundgang sind diese, wie schon in Abschnitt 3.1 erwähnt, als zusätzliche "Gesprächspartner*innen" in der Interaktion präsent; das Gespräch wird gewissermaßen über Bande gespielt. In einem praxistheoretischen Verständnis lässt sich damit die spezifische Sozialität des AIR in seiner Interaktionsform sowohl über die intersubjektiven wie interobjektiven Praktiken bestimmen (RECKWITZ 2003). Sozial sind wir hier, weil wir mit vorhandenen Personen wie auch Objekten in der Ausstellung interagieren. In der Bestimmung der Sozialität des AIR begreifen wir Objekte jedoch nicht als soziale "Quasi-Akteure und -Akteurinnen", wie in den Entwürfen der Akteur-Netzwerk-Theorie angelegt (u.a. LATOUR 2007 [2005], 2014 [2012]), sondern mit HIRSCHAUER (2004, S.74) als signifikante "Partizipanden des Tuns". In der Verschränkung von Praxis- und Diskurstheorie, wie sie RECKWITZ (2016) vorschlägt, verstehen wir Objekte im AIR zudem als "Partizipanden" des Sprechens, indem sie einerseits kulturelles Wissen (hier der Commons) materialisieren und andererseits zum Verbalisieren ihrer Wahrnehmung anregen. In Erweiterung von HÖRNING (2012, S.34) lässt sich für "Partizipanden" des Tuns als auch Sprechens schließen, dass die Dinge erst durch ihre Verwicklungen in die sozialen Praktiken zu wirklichen "Teilnehmer*innen" werden, erst im objektbezogenen Tun und Sprechen ihre Bedeutung bestimmt wird. [48]

6.1 Der gemeinsame Ausstellungsbesuch als Forschungssituation

Im AIR definieren wir, wie schon im Abschnitt 2 herausgearbeitet, die Ausstellung als Forschungssetting, indem entweder eine eigene Ausstellung selbst gestaltet oder eine bestehende Ausstellung angeeignet wird. Der gemeinsame Ausstellungsbesuch wird als Forschungssituation bestimmt, in der – dem Konzept des "Rahmens" nach GOFFMAN (1989 [1974], S.19) folgend – ein Organisationsprinzip für soziale Ereignisse geschaffen wird. Die Situation wird so für die Teilnehmenden einschätzbar und sinnvoll. Neben sprachlichen Kontextualisierungen sind es laut GOFFMAN insbesondere auch räumliche Territorien, die für eine Rahmung prädestiniert sind. Die Situation als empirischer Fokus erfährt jedoch auch zunehmend wieder Aufmerksamkeit und Zuspruch in aktuellen Methodendebatten und Forschungsprojekten (z.B. CLARKE 2012 [2005]; HARRAWAY 2007 [1988]; MIKO-SCHEFZIG 2019; ZIEMANN 2013). So fasst beispielsweise REICHERTZ (2013) Situationen als äußere Gegebenheiten, welche Kommunikation rahmen und sie innerhalb eines Ortes und einer (sozialen) Zeit situieren. In diesem kommunikativen Handeln spiele die "Ordnung der Dinge oder, genauer gesagt, deren Deutung eine gewichtige Rolle" (S.156). Die subjektive Wahrnehmung bestimme gewissermaßen die Situation, wenngleich auch vergangene Erfahrungen und das erworbene Wissen kommunikativ eingebracht würden. Nach REICHERTZ sind in der Situation Deutungen "sensorenorientiert" wie "aufmerksamkeitsgebunden" (S.160); Situationen werden gewissermaßen im Wahrnehmungs- und Handlungszusammenhang hergestellt. [49]

Was bedeutet die Forschungssituation des gemeinsamen Ausstellungsbesuchs jedoch für die Teilnehmer*innen? In der methodischen Reflexion der Commons-AIR lässt sich zunächst feststellen, dass die Teilnehmer*innen aufgefordert waren, sich auf offene Forschungsprozesse einzulassen und sich mit vormals eventuell unbekannten Objekten und Denkweisen auseinanderzusetzen. Als "persönliche Herausforderung" beschrieb etwa eine Interviewpartnerin aus dem Bereich Design und Branding die Forschungssituation, sie hätte sich gerne gründlich vorbereitet und ihre Gedanken vorzugsweise erst nach längerer Überlegung ausgesprochen. Die Vorstellung, spontan und laut auf etwas Unbekanntes zu reagieren, bereitete ihr zunächst Unbehagen. Trotzdem, oder gerade deshalb, attestierte sie der Methode des AIR eine gute "Grundintention", indem sie diese als Möglichkeit sah, sich "ein Bauchgefühl zu holen" (Int05, Z.642-647). Während auch andere Teilnehmer*innen lieber das Gesehene über längere Abschnitte im Stillen auf sich wirken ließen, bevor sie laut darüber sprachen, waren andere von sich aus unmittelbar mitteilsam und hinsichtlich ihrer spontanen Auskunftsfreudigkeit der Methode zuträglich. Im Gegenzug waren es gerade die eingetretenen "Schweigephasen", die besonderer Aufmerksamkeit seitens der Forscher*innen bedurften, da ja auch das "Nicht-Gesagte" bedeutungsvoll sein kann. Rein praktisch galt es in dieser Situation, individuell auf die Teilnehmer*innen zu reagieren, um einerseits keinen unnötigen Druck zur Äußerung aufzubauen und dennoch zu Reaktionen auf die Ausstellungsinhalte zu ermuntern. Die Zeit zum Nachdenken, die durch das gemeinsame Gehen in der Ausstellung gewonnen wurde, wirkte sich jedoch erleichternd auf mögliche Stressempfindungen aus. [50]

Durch die andauernde physische Präsenz von uns beiden als Forschungstandem ergab sich in den Commons-AIR zudem eine 1:2-Situation. Diese spezifische Interaktionsordnung, die zu einer Intensivierung der Forschungssituation führte, wurde von vielen Teilnehmer*innen als "gut" bis "(sehr) angenehm" empfunden (Int07, Z.778, Int05, Z.650-651, Int03, Z.738, Int02, Z.792, Int04, Z.508). Die subjektiven Sympathiebekundungen galten der methodisch dezenten Durchführungsart und der druckfreien Gesprächssituation. Die Teilnehmer*innen bewerteten positiv, dass "kein Stress aufgebaut" (z.B. Int03, Z.740) und seitens der Forscher*innen nicht in eine bestimmte inhaltliche Richtung "gedrängt" oder "geführt" (Int02, Z.793, Z.801) wurde. Zudem bemerkte ein Interviewpartner aus dem Bereich der Medizintechnik positiv, dass er sich "frei" gefühlt habe, das Ausgestellte subjektiv zu "sehen" und zu "interpretieren" (Int04, Z.512-513). Eine Interviewpartnerin, die in ihrer Funktion als Designexpertin sehr häufig Ausstellungen besucht, beschrieb die Situation zunächst ebenfalls als "ungewohnt". So war sie zu Beginn noch "leise", kam aber plötzlich "ins Plappern [...,] was man ja so mit sich selber" (Int01, Z.1201-1203) während eines Ausstellungsbesuchs mache. Das laute Denken kann also soweit führen, dass die Forscher*innen am inneren Monolog der Teilnehmer*innen (zumeist in einer späteren Gesprächsphase) teilhaben dürfen. Gerade beim Gehen können die Teilnehmer*innen ihre Aufmerksamkeit nach außen wie auch nach innen richten. Dies ermöglicht im Rundgang, sowohl Wahrnehmungen der Umgebung aktiv zu teilen als auch beim In-Sich-Gehen den Gedanken freien Lauf zu lassen und dabei Anwesende wie zufällig zu Zuhörer*innen zu machen (LEE & INGOLD 2006, S.72). [51]

In diesem konkreten Fall stand die eben erwähnte Aussage auch im Zusammenhang mit der bevorzugten Form dieser Interviewpartnerin, Ausstellungen zu besuchen. Um nicht von Begleiter*innen in der Wahrnehmung und Beurteilung des Gesehenen und Erfahrenen beeinflusst zu werden, gehe sie am liebsten alleine (Int01, Z.1204). Hier kommt es im AIR gewissermaßen zu einer schizophrenen Situation: Im Grunde wird allein rezipiert, und die eigenen Gedanken und Kommentare zu den visuell-materiellen Reizen stehen im Vordergrund. Intensiviert wird dieser Aspekt jedoch, indem es eine Zuhörer*innenschaft gibt, die zur individuellen Auseinandersetzung anregt. Hinsichtlich dieser (Klein-)Gruppeninteraktion stellte etwa ein Interviewpartner aus dem Bereich der Arbeitsmarktentwicklung eine Veränderung der Ausstellungssituation für sich fest: "Ich gehe manchmal, ich gestehe, durch Ausstellungen und fliege so durch" (Int06, Z.680-681). Die aktive Anregung, auszusprechen: "Was denk ich mir dazu?", fand er "super" und möchte in Zukunft "viel mehr begleitete Ausstellungen machen, weil man einfach irgendwie viel mehr davon hat" (Int06, Z.682-684). Das aufmerksame Zuhören im AIR wurde von den Befragten als Intensivierung ihrer Erfahrung und als Wertschätzung ihrer Äußerungen empfunden. [52]

Bei der Objekteinbindung im AIR wird trotz der Wichtigkeit der "Materialität der Artefakte als notwendige Bedingungen und Bestandteile der Entstehung und Repetivität einzelner sozialer Praktiken" (RECKWITZ 2008, S.44) in praxistheoretischen Forschungen und Organisationszusammenhängen (FROSCHAUER & LUEGER 2020) ein Paradoxon sichtbar: So zeigte sich in den Commons-AIR, dass für das Empfinden eines Austausches und Informationsgewinns die intersubjektiven Praktiken weitaus stärker als die interobjektiven Praktiken von die Teilnehmer*innen herangezogen wurden. In Bezug auf die gebotenen visuell-materiellen Objekte der Ausstellung bedeutete dies, dass ihnen weitaus weniger vertraut wurde als dem gedruckten Text oder dem gesprochenen Wort; sie wurden weitaus weniger als "sichere" Informationsquelle herangezogen: Objekte sind als visuell-materielle Stimuli auch im AIR eine mehrdeutige "Dechiffrieraufforderung", deren Entschlüsselung sich als komplex erweist (KORFF 2005, S.101). Insbesondere die gesprochene Information, übermittelt durch die Forscherinnen, stand im Vertrauensvotum hoch. Dies ist insofern nicht verwunderlich, als das Face-to-Face-Gespräch als ein "Urtypus jeglicher sozialen Interaktion" und primärer "Bereich des Erlebens und Erfahrens, des Handelns und des Deutens" (RAAB & SOEFFNER 2005, S.169) nach wie vor erfahrungsleitend wirkt. [53]

6.2 Vom Wissen teilen zur partizipativen Forschung

Bei den Commons-AIR lag also der Fokus darauf, gemeinsam Wissen zu erheben und in der Situation sowie darüber hinaus offen zu teilen. Konkret wurde mit den AIR eine gemeinsame Wissens- und Bedeutungsproduktion von Wissenschaft, Design und Wirtschaft über die aktive Einbindung von Forschungsteilnehmer*innen aus den jeweiligen Bereichen über die Object Elicitation in der Ausstellung verfolgt. Während die Object oder Photo Elicitation zunehmend in partizipativen Forschungsprojekten zur Einbindung unterschiedlicher Akteur*innen genutzt wird, um unterschiedliche lebensweltliche Realitäten in dialogischer Form zu untersuchen (z.B. DANKL & MIMICA 2013; KOLB 2008; SCHLUCHTER & BETZ 2019), werden beim AIR hierfür quasi "fremde" Objekte aus der Welt der Commons genutzt. Auch werden partizipative Begehungen in unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsräumen zur situativen Forschung bewusst eingesetzt, um über die "Form der Befremdung" (MIKO-SCHEFZIG 2019, S.11) etwa organisationale Logiken im Zusammenhang mit körperlichen und kommunikativen Praxen empirisch zu erheben. Im Kontext biografischer Forschung können materielle Dinge und Artefakte als "Werkzeuge" Befragte beim Denken und Erzählen unterstützen (WUNDRAK 2015, S.366). Für den AIR lässt sich festhalten, dass materielle Dinge (darunter auch Räume), – unabhängig davon, ob sie "eigen" oder "fremd" sind – als hilfreiche Werkzeuge zum Gedanken- und Meinungsaustausch für alle in den Forschungsprozess Involvierte fungieren. [54]

So zeigte sich – wie in Abschnitt 4 ausgeführt: in unterschiedlichen Wirkungsgraden – dass die Teilnehmer*innen durch Objekte wie Fotos, Videos, Modelle und Prototypen gut an ihre jeweilige Arbeits- und Lebenspraxis anknüpfen konnten. Das Gesehene, Gehörte und räumlich Erfahrene wurde im Gespräch alleine oder auch im Dialog mit den Forscherinnen weiterverarbeitet. Ebenso adaptierte die Interviewerin ihre Anleitungen, angeregt durch Fragen sowie sprachliche und sensorische Reaktionen der Teilnehmer*innen, in jedem AIR. Auch wurde neu erworbenes Wissen (un-)bewusst von einem AIR zum nächsten weitergetragen, im gegenseitigen Wahrnehmen, Zeigen und Zusehen sowie Sprechen und Zuhören verbanden sich explizites und implizites Wissen. Dieses speiste sich aus den jeweiligen Bereichen (dem Wissen der Forscherinnen zu den Commons-Logiken und dem Wissen der eingeladenen Expert*innen aus ihren jeweiligen Berufsumfeld) und entwickelte sich mit spontanen Assoziationen und subjektiven Interpretationen zu einem wechselseitigen Prozess gemeinsamer Erkenntnis- und Bedeutungsproduktion. Mit HIRSCHAUER (2008, S.981) kann hier also auch von "performed knowledge" gesprochen werden. Die Wissenskundgebungen waren hier beiderseits nicht nur "im Sinne einer Demonstration von Kompetenz" zu sehen, "sondern als eine laufende Bekundung dessen" (a.a.O.), was Teilnehmer*innen und Forscher*innen wahrnehmen. [55]

Stärker als bei der Konzeption und Planung erwartet, traten bei der Durchführung des AIR Aspekte der Partizipation hervor. So wurde in der abschließenden Befragung deutlich, dass die Teilnehmer*innen den AIR durchgehend auch für sich als gewinnbringend empfunden hatten und damit ein wesentlicher Aspekt der partizipativen Forschung mit dem beidseitigen Erkenntnisgewinn erfüllt worden war (BERGOLD & THOMAS 2012). Bei den Commons-AIR wurde von den Teilnehmer*innen allgemein als besonders positiv hervorgehoben, dass sie nicht als Expert*innen "ausgefragt" wurden, und ihr vorhandenes Wissen nicht kontextlos "angezapft" wurde. Als ein Gegenmodell zu einer eher einseitigen Informationserhebung – etwa im Rahmen eines explorativen Expert*inneninterviews, wie es viele der von uns Befragten kannten und erlebt hatten – wurde der AIR als gewinnbringender Informationsaustausch im gegenseitigen Geben und Nehmen beschrieben. So sprach ein Interviewpartner aus dem Bereich der Medizintechnik von "tollen Inputs" (Int04, Z.513), die er in der Ausstellung bekommen habe. Die Klimaforscherin, die dem Projekt anfangs sehr kritisch gegenübergestanden hatte, war "positiv überrascht" von "den Themen, die gekommen sind" (Int08. Z.589-590) bzw. so viel Neues erfahren zu haben. Konkret auf ihr Empfinden zur Interviewsituation befragt, antwortete sie allerdings, dass sie sich noch stärker ein wechselseitiges Gespräch gewünscht hätte:

"Es wäre mir sympathischer, wenn es ein Dialog wäre oder ein Trialog, aber ich habe kein wirkliches Problem damit. Besonders als Lehrerin redet man ständig (lacht) und es kommt relativ wenig zurück, außer man legt es ganz gezielt darauf an" (Z.616-620). [56]

Dieser Aspekt kann in einer Erweiterung der partizipativen Forschungsaspekte, je nach Ausrichtung des Forschungsvorhabens, auch schrittweise ausgebaut werden. In unserer ersten Konzeption befindet sich der AIR am Beginn des Stufenmodells der Partizipation (VON UNGER 2012, 2014). Aussagen von Teilnehmer*innen, welche die Rundgänge weniger danach beurteilten, was sie für sich mitnehmen, sondern was sie mitgeben konnten, relativieren die Sicht des beidseitigen Erkenntnisgewinns. So bemerkte eine Interviewpartnerin aus dem Bereich Design und Branding erleichtert, als Person etwas weitergegeben zu haben, das für die Arbeit der Forscher*innen "sinnvoll" (Int05, Z.657) gewesen sein könnte. Damit stellt sich abschließend noch einmal die Frage nach der Definition der Expert*innenrolle im Rahmen der Commons-AIR. Wie bereits bei der Auswahl der Teilnehmer*innen gemäß eines relationalen Expert*innenbegriffs festgestellt, mussten sich die Teilnehmer*innen, ausgehend von ihrer eigenen fachlichen Expertise, auf ein Thema einlassen, das zum Großteil außerhalb der Theorie und Praxis ihres Feldes lag. Bei manchen ließ sich durch die Auflösung der klassischen Interviewsituation über 1. die Befragung im ungewohnten Kontext der Ausstellung und 2. im Rahmen eines "neuen" Themenfeldes eine Schwächung im Selbstempfinden der eigenen Expert*innen-Rolle konstatieren. Leichte Unsicherheiten in Bezug auf die Qualität der eigenen Aussagen machten sich bemerkbar. So räumte eine befragte Designexpertin ein, möglicherweise zu oft "schön" und "spannend" (Int01, Z.373-374) gesagt und dadurch auf professioneller Ebene zu wenig beigetragen zu haben. Ein Interviewpartner verspürte Stress bei dem Gedanken, "etwas Gescheites sagen" zu wollen (Int06, Z.699-700). Laut denkend und sich dabei selbst bestätigend stellte er aber im selben Atemzug erleichtert fest, ja als Experte für Arbeitsmarktfragen eingeladen worden zu sein. Indes setzten andere, deren Auftreten von Anfang an wenige bis keine Anzeichen auf etwaige Verunsicherungen vermuten ließ, auf starke Bezüge zur eigenen Arbeit und Expertise. [57]

Hier treffen bezüglich der angestrebten gemeinsamen Wissensproduktion quasi gegenläufige Interessen des AIR aufeinander, die es durch die Gestaltung der Interviewsituation immer wieder anzugleichen gilt: In manchen Fällen kann es notwendig sein, den Expert*innenstatus gewissermaßen im Gespräch wiederholt zu bestätigen, wie es auch in der Konzeption des theoriegenerierenden Expert*inneninterviews angelegt ist (BOGNER & MENZ 2002). In anderen Fällen kann die Einladung zum Betreten eines "neuen" Terrains ein spontanes, offenes und selbstreflektierendes Interviewverhalten befördern (PFADENHAUER 2002). Zuträglich für die Bestätigung können wiederholte Aufforderungen zu fachlichen Stellungnahmen und angeleitete Rückbezüge zur jeweiligen Expertise der Teilnehmer*innen sein. Zur Destruktion der klassischen Expert*innenrolle kann eine von Anfang an klare Darstellung des explorativen Forschungszugangs beitragen, d.h. dass eben nicht auf klassische Expert*innenstatements, sondern auf einen reflexiven Erkenntnisprozess abgezielt wird. Die situative Wissensproduktion durch das gemeinsame Erschließen der Ausstellung ist im AIR in verschiedenen Varianten denkbar. [58]

7. Nutzen, Grenzen und Anwendungsszenarien des AIR

In diesem Abschnitt werden dem Nutzen der Methode die Grenzen gegenübergestellt, um abschließend mögliche zukünftige Anwendungsszenarien des AIR – auch in bereits vorhandenen Ausstellungen – zu skizzieren. Darüber erfolgt eine konkludierende Verortung in der qualitativen Sozialforschung, indem der AIR forschungsparadigmatisch in theoriegenerierende, visuell-materielle und multisensorische Zugänge einreiht wird. [59]

7.1 Informalität, Mobilität und Multisensorik

Im Gegensatz zu klassischen Interviews, die häufig am Schreibtisch im Sitzen in einer dualen Gesprächssituation durchgeführt werden, ist der AIR stark von einem Miteinander im Gehen geprägt. Damit wird die sprachliche Konvention eines Frage- und Antwortspiels in ein gemeinsames Erschließen der Ausstellung überführt. Formal eignet sich der AIR vor allem als mobile und gleichsam informelle Befragungsmethode für jene Vorhaben, die sich einem explorativen Forschungsstil verschrieben haben. Über das Gespräch hinausgehend sind es vor allem die visuell-materiellen Stimuli in der Ausstellung, durch die eine befragende Schreibtischforschung in eine sensorische Feldforschung überführt wird: Es kommen jene Besonderheiten in der Forschungssituation zum Tragen, die über die sensorische Erfahrung von visuell-materiellen Artefakten in einem eigens gestalteten Setting bestimmt sind. In der Verbindung mit der Methode der Object Elicitation und der räumlichen Erschließung der Ausstellung im Gehen wird das auf Text fokussierte Interview sinnlich angereichert und kann in der Folge auch multisensorisch analysiert werden. Gleichzeitig führt die informelle Gesprächssituation in der Ausstellung dazu, dass sich die Rolle der Interviewpartner*innen erweitert. Indem die Befragten im gehenden Gespräch gedankliche Anregungen bekommen, werden sie gewissermaßen eingeladen, Teil eines materialisierten gedanklichen Kosmos zu werden und sich aus ihrer persönlichen Perspektive zu äußern. [60]

Die genannten Boni von Informalität, Mobilität und Multisensorik gelten gleichsam für eine Evaluationsforschung der Ausstellung (z.B. SKOV, LYKKE & JANTZEN 2018) und für den AIR als Methode der Sozialforschung mit seiner Ausrichtung auf einen themenbezogenen Erkenntnisgewinn. Im AIR können insbesondere komplexe Sachverhalte wie kontroverse Themen erschlossen und beforscht werden, indem inhaltlich passende visuell-materielle Artefakte lokal in einer Ausstellung gebündelt und im Rundgang kompakt Reaktionen darauf erhoben werden können. Gerade im Rahmen von inhaltlich pointiert gefassten wie auch sozialpolitisch verstandenen Forschungsprojekten kann auf diese Weise die Ausstellung für die Vermittlung ihrer wissenschaftlichen Botschaften genützt werden (u.a. MEY 2018, S.16). Im Rundgang werden die sprachlich-sensorischen Reaktionen der Teilnehmer*innen als instantane Feedbackschleife auf die jeweilige Thematik erschlossen. Die damit zusammenhängende Entscheidung, das Sample in Relation zur Ausstellungsthematik auszuwählen, geht mit unserem Wunsch nach pluralen Sichtweisen auf inhaltliche Setzungen einher. [61]

Das Erkenntnisinteresse gilt beim AIR weniger manifesten und eher latenten Inhalten, durch die Haltungen, Einstellungen, Meinungen und Gefühlslagen wiedergegeben werden. Damit eignet sich der AIR insbesondere zur Analyse der subjektiven Wahrnehmungen von komplexen Phänomenen, bei denen es gesellschaftliche Positionierungen auszumachen gilt. Das Terrain der Stimmungslage bzw. emotionalen Wissens wird mit dem AIR zugänglich. Über die systematische Erhebung subjektiven Äußerungen (in sensorischer wie sprachlicher Form) können Resonanzen und Tendenzen im AIR gewissen Stimuli und Reizmustern wie auch einem solide recherchierten Informationsangebot zugeordnet werden. Emotionales Wissen kann damit also empirisch gefasst und Anknüpfungspunkte können erkannt werden, über die konkrete Veränderungen im Rahmen einer anwendungsorientierten Forschung initiiert oder mitunter sogar gesellschaftliche Wandlungsprozesse ausgelöst werden können. [62]

7.2 Anspruch und Aufwand bei der Anwendung

Ergeben sich also über die methodischen Eigenheiten des AIR Qualitäten, welche empirische Forschung zu gesellschaftlich drängenden Fragen mit Positionsbestimmungen ermöglichen, sind im Gegenzug auch Grenzen der Anwendung zu nennen. Diese ergeben sich zum einen über den hohen Anspruch an die Forscher*innen und zum anderen über den vergleichsweise hohen Aufwand bei der Herstellung der Forschungssituation. [63]

Der hohe Anspruch an die Forscher*innen folgt aus der fachspezifischen Expertise, die für eine pointierte Themensetzung und Fragestellung sowie für die Gestaltung des räumlichen Leitfadens notwendig ist und durch eine langjährige thematische Beschäftigung bzw. eine kompakte inhaltliche Vorbereitung erworben werden kann. Wichtig ist, dass den Teilnehmer*innen im Rundgang pointierte einleitende Inputs zu den Objekten geben werden und gegebenenfalls auf Fragen geantwortet werden kann. Die fachspezifische Expertise dient als Grundlage zur Herstellung eines inhaltlichen Austausches, auch wenn dieses Wissen dezent eingesetzt werden sollte, um einen klaren Fokus auf die Aussagen der Teilnehmer*innen zu legen. Genau diese inhaltliche Ambivalenz, einerseits viel zu wissen, dieses Wissen aber andererseits nur punktuell auszuspielen, kann für die Umsetzung des AIR herausfordernd sein. [64]

Zudem sind jene Grenzen des AIR zu erwähnen, die sich über die Frage der Dokumentation ergeben. In die hier vorgestellte Tandemsituation während der Commons-AIR war zusätzlich zur Gesprächsführung eine zweite begleitende Person für die teilnehmende Beobachtung eingebunden. Dies kann mitunter den personellen Rahmen sprengen. Methodisch mag zudem die Textbezogenheit vieler Forscher*innen die Beobachtung visuell-sensorischer Reaktionen erschweren. Dies spricht zum einen umso mehr für eine Arbeitsteilung zwischen zwei Forscher*innen beim AIR. Zum anderen kann eine Videodokumentation in Ergänzung zur Tonbandaufnahme die Erfassung der sensorischen Auseinandersetzung mit den Objekten unterstützen. Konkrete zusätzliche oder alternative Möglichkeiten zur teilnehmenden Beobachtung in Form einer zweiten Forschungsperson wären beispielsweise eine Videodokumentation des Raums von einer erhöhten Position (bei kleinen Ausstellungssettings) oder auch eine Videodokumentation mit mehreren, im Raum stehenden Kameras. Zur Dokumentation des gemeinsamen Sehhorizonts im Rundgang bestünde eine weitere Möglichkeit in der Mitnahme einer kleinen Kamera, welche in der Hand oder am Körper getragen werden könnte. Steht insbesondere das Sehverhalten der Teilnehmer*innen in Relation zu den Ausstellungsobjekten bei der Beobachtung im Fokus, könnte eine Erhebung mittels mobilem Eye-Tracking genaue Blickbewegungsdaten liefern. Bei allen Formen der Videodokumentation ist eine mögliche Beeinflussung des Betrachtungsverhaltens mit dem Bonus des zusätzlichen detaillierten Datengewinns abzuwägen. [65]

Bei der Durchführung des AIR als wenig standardisierte Methode sind folglich möglichst viele Erfahrungen mit empirischer Sozialforschung und insbesondere mit Interviewtechniken von Nutzen – auch wenn dieses Praxiswissen durch eine strukturierte Vorbereitung samt Probeläufen schrittweise erarbeitet werden kann. Im Prozess des AIR selbst gilt es, auf unterschiedliche Verläufe in Abhängigkeit vom Ausstellungssetting und von Besonderheiten der Befragten, etwa was deren Gesprächsbereitschaft angeht, mit situativer Kompetenz zu reagieren. Da keine konventionelle Interviewsituation gewählt wird, erfordern Informalität, Mobilität und Multisensorik als Vorteile des AIR entsprechend sensitive, flexible und reflektierte Vorgehensweisen aufseiten der Forscher*innen bei der Datenerhebung und -analyse. [66]

7.3 Vorhandene Ausstellungen für den AIR nützen

Der Aufwand für die Herstellung der AIR-Forschungssituation kann den jeweiligen Forschungsgegebenheiten entsprechend variiert werden. Eine weniger aufwendige Variante als eine eigene Ausstellung zu entwickeln, ergibt sich über die Konstellation, bereits vorhandene Ausstellungen für den AIR zu nützen. Hier findet gewissermaßen die Aneignung einer fremden Ausstellung für Forschungszwecke statt. Praktisch gesehen verlangt diese Variante in der Vorbereitung lediglich die Auswahl geeigneter Objekte sowie die Festlegung entsprechender Routen. Eine noch weniger aufwendige, aber möglicherweise nicht weniger aufschlussreiche Variante wäre, den AIR von vornherein so offen anzulegen, dass die Auswahl der Objekte sowie die Festlegung der Routen in der Ausstellung durch die Teilnehmer*innen erfolgt. Die Objekte würden in diesem Fall allen an der Interviewsituation Beteiligten gleichermaßen (und auch weniger asymmetrisch, was das Vorwissen angeht) als Gesprächsstimuli dienen. Die Gesprächssituation wäre noch dialogischer, wie es sich auch eine der Teilnehmer*innen im Commons-AIR gewünscht hatte. Adaptionen in diese Richtung brächten nicht nur eine Arbeitsersparnis in der Vorbereitung des AIR mit sich, sondern würden gleichzeitig eine Erweiterung in der gemeinsamen situativen Wissensproduktion im AIR erbringen. Vor allem in partizipativen Forschungszusammenhängen wie etwa der Citizen Science als Forschung mit und durch Bürger*innen oder der kommunalen Projektplanung könnten so Hierarchien minimiert werden. [67]

Bei der Wahl bestehender Ausstellungen bieten sich zur Nutzung im AIR in jedem Fall Dauerausstellungen, Schausammlungen sowie thematisch fokussierte Sonderausstellungen an. So könnten beispielsweise in einem technischen Museum Forschungen zur Spannbreite an Meinungen zwischen Klimawandelleugner*innen und Klimawandelaktivist*innen verschiedenster Generationen über Objekte der Dauerausstellung lokalisiert und konkret diskutierbar gemacht werden. Ausstellungsobjekte wie Messgeräte, Modelle künstlich herstellbarer Biosphären oder Gletscherschmelzdiagramme könnten Teilnehmer*innen zu ihren persönlichen Einschätzungen und Ängsten bezüglich Entwicklung, Relevanz und Auswirkungen des Klimawandels veranlassen. Objekte in kulturhistorischen Schausammlungen könnten sich wiederum dafür eignen, individuelle wie kollektive Wahrnehmungen von Fortschritt und Wandel zu erforschen, indem diese als häufig zeitlich geordnete Präsentationen Bezugnahmen etwa zu sich rasant wandelnden Kommunikationstechnologien ermöglichen. Durch das Forschen in einer Kunstausstellung zum Phänomen des zunehmenden Nationalismus und Rechtspopulismus könnten wiederum aktuelle Stimmungsbilder zum europäischen Zusammenhalt aus der Sicht von Personen mit unterschiedlichsten politischen Gesinnungen über den AIR erhoben werden. [68]

Abschließend lässt sich festhalten: Unabhängig davon, ob der AIR in einer eigens gestalteten oder hierzu angeeigneten Ausstellung stattfindet, seine thematischen Anwendungs- und methodischen Anpassungsmöglichkeiten sind groß. Für uns war das Commons-Forschungsprojekt ein erster Anlass diese Methode zu entwickeln und zu erproben, weitere Anwendungen sind in Planung. Dezidiert besteht der Wunsch, die Methode mit anderen Forscher*innen zu teilen und über neue Anwendungsfälle in ihrer Spezifik zu verfeinern. [69]

Danksagung

Die Abbildungen in diesem Artikel wurden uns freundlicherweise von den genannten Institutionen, Gestalter*innen und Fotograf*innen zur Verfügung gestellt.

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Zu den Autorinnen

Luise REITSTÄTTER ist Kulturwissenschaftlerin und arbeitet als Postdoktorandin am Labor für empirische Bildwissenschaft der Universität Wien. Zu Ihren Arbeitsfeldern gehören visuelle und materielle Kulturanalysen, Museologie und Ausstellungstheorie sowie Methoden der empirischen Sozialforschung. Aktuell leitet sie das Forschungsprojekt "Recht auf Museum?", indem über Archivrecherchen und Feldforschungen historische bis gegenwärtige Öffentlichkeitsdiskurse mit aktuellen Museumspraktiken verschränkt werden.

Kontakt:

Luise Reitstätter

Universität Wien
Institut für Kunstgeschichte, Labor für empirische Bildwissenschaft
Garnisongasse 13, Hof 9 (Campus)
1090 Wien

Tel.: +43 (0)1 4277-41451
Fax: +43 (0)1 4277-9414

E-Mail: luise.reitstaetter@univie.ac.at
URL: https://kunstgeschichte.univie.ac.at/ueber-uns/mitarbeiterinnen/wissenschaftliche-mitarbeiterinnen/reitstaetter-luise/

 

Martina FINEDER ist Professorin für Designtheorie und Designforschung an der Bergischen Universität Wuppertal. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählen die Erforschung und Vermittlung sozial und ökologisch motivierter Design- und Konsumkulturen, Designgeschichte, visuelle und materielle Kulturanalysen, Methodenentwicklung zur empirischen Design- und Kulturforschung sowie die Verschränkung von Forschung und Ausstellen u.a. durch digital gestützte Konzepte.

Kontakt:

Martina Fineder

Bergische Universität Wuppertal
Fakultät für Design und Kunst
Gaußstr. 20 (Anreise über Fuhlrottstrasse 10)
Gebäude I – Ebene 16 / Raum I.16.74
42119 Wuppertal

Tel.: +49 (0)202 439-5735
Fax: +49 (0)202 439-5728

E-Mail: fineder@uni-wuppertal.de
URL: https://uwid.uni-wuppertal.de/studium/team/Professoren/prof-dr-martina-fineder-hochmayr

Zitation

Reitstätter, Luise & Fineder, Martina (2021). Der Ausstellungsinterviewrundgang (AIR) als Methode. Experimentelles Forschen mit Objekten am Beispiel der Wahrnehmung von Commons-Logiken [69 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 22(1), Art. 6, http://dx.doi.org/10.17169/fqs-22.1.3438.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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