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Volume 23, No. 1, Art. 22 – Januar 2022

Die Arbeit mit archivierten Interviewdaten in einem methodologischen Sekundärforschungsprojekt: Reflexionen zur Archivierung qualitativer Forschungsdaten

Malin Houben & Judith Eckert

Zusammenfassung: Die Einrichtung von Archiven zur Archivierung und Nachnutzung qualitativer Forschungsdaten wurde vonseiten qualitativer Sozialforscher*innen mit intensiven Debatten um konzeptuelle und methodologische Fragen begleitet. Die konkrete Forschungspraxis blieb dabei jedoch meist ausgeklammert, obwohl sich Erfolg und Mehrwert der Datenarchivierung letztlich an der Praxis des Data Sharings und der Sekundärnutzung bemessen. Wir nehmen deshalb eigene praktische Erfahrungen mit der Sekundärnutzung archivierter Interviewdaten in einem methodologischen Forschungsprojekt zur qualitativen Interviewforschung zum Anlass, organisatorische, method(olog)ische und epistemologische Reflexionen zur Datenarchivierung anzustellen. Anhand verschiedener Prozesse der Beschaffung und Prüfung geeigneter Interviewtranskripte zeigen wir, wie sich die Herstellung des Data Fit in Sekundärforschungsprojekten innerhalb einer bedeutungsstiftenden kommunikativen Triade von Primärforschenden, Archivar*innen und Sekundärforschenden vollzogen hat.

Keywords: Datenarchiv; qualitative Datenarchivierung; qualitative Interviews; Sekundäranalyse; Kontextinformationen; Transkription; Methodenforschung

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sekundäranalyse archivierter Daten im Forschungsprojekt "Fragen in qualitativen Interviews"

3. Herstellung des Data Fit innerhalb einer kommunikativen Triade

4. Daten suchen, finden und nutzen

4.1 Qualitative Daten in einer mehrheitlich quantitativen Archivlandschaft aufspüren

4.2 Daten suchen: kuratierte Zugänge und Kataloge

4.3 Daten nutzen: Nutzungsverträge als Leitplanken des Forschungsprozesses

5. Die Beschaffenheit der Daten prüfen

5.1 Methodische Vielfalt

5.2 Transkriptqualität

5.3 Archivierte Kontextinformationen

6. Impulse für die Praxis der Archivierung qualitativer Daten

6.1 Empirische Vielfalt von Forschungsprozessen vs. standardisierte Nutzungsbedingungen

6.2 Genese und Relevanz methodenbezogener Metadaten

6.3 Beschaffenheit der Transkripte

6.4 Dokumentation von Kontextinformationen

7. Schlussfolgerungen

Danksagung

Anhang: Übersicht über das Datenkorpus

Anmerkungen

Literatur

Zu den Autorinnen

Zitation

 

1. Einleitung

Die Archivierung qualitativer Daten und ihre Bereitstellung für die Sekundärforschung sind Gegenstand einer lebhaften Debatte in der Scientific Community. Anlass der Debatte ist der wissenschaftspolitische Wille zur vermehrten Archivierung qualitativer Forschungsdaten durch den WISSENSCHAFTSRAT (2011). In der Folge wurden vermehrt Datenservicezentren eingerichtet, gefördert und akkreditiert, die Archivierung von Forschungsdaten zur Nachnutzung als Förderkriterium großer Forschungsförderer eingeführt (s. z.B. BUNDESMINISTERIUM FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG 2020, Abschnitt 4) sowie Förderprogramme für die Hebung von "Datenschätzen" ausgeschrieben (KONSORT SWD 2021). Auch die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), die sich derzeit im Aufbau befindet, zeugt von dem Bemühen, einmal erzeugte Forschungsdaten für weitere Nutzer*innen verfügbar zu machen. Innerhalb der deutschsprachigen Soziologie wurden diesbezüglich bislang vor allem epistemologische, methodologische, normative und forschungsethische Aspekte kritisch diskutiert (z.B. HIRSCHAUER 2014; RAT FÜR SOZIAL- UND WIRTSCHAFTSDATEN [RatSWD] 2018). [1]

Erfolg und Mehrwert der Datenarchivierung für die qualitative Sozialforschung messen sich allerdings weder am Nachdruck forschungspolitischer Willensbekundungen noch an der Menge an Datenservicezentren, sondern letztlich an der Praxis des Data Sharings und der Sekundärnutzung (HOLLSTEIN & STRÜBING 2018a, S.104). Um die hierzulande teilweise polarisierte Debatte zum "Sinn" und "Unsinn" der Archivierung qualitativer Forschungsdaten (HIRSCHAUER 2014) voranzubringen, scheint es uns daher aussichtsreich, stärker die Erfahrungen von Wissenschaftler*innen in den konkreten Forschungsrealitäten zu berücksichtigen, in denen Daten archiviert und genutzt werden (vgl. auch MASON 2007; PARRY & MAUTHNER 2005). [2]

Hintergrund dessen ist, dass sich hypothetische Interessensbekundungen und antizipierte Problemlagen nicht ohne weiteres auf die Forschungspraxis übertragen lassen. So zeigten sich beispielsweise in einer häufig zitierten Machbarkeitsstudie zur Einrichtung eines deutschsprachigen qualitativen Datenservicezentrums, dass von 430 befragten Projektleiter*innen im Bereich qualitativer Interviewforschung 60% daran interessiert waren, eigene Studien archivieren zu lassen, und knapp 65% wollten archivierte Daten als Sekundärforscher*innen nutzen (MEDJEDOVIĆ 2011; OPITZ & MAUER 2005). Bereits etablierte Archive im Ausland verzeichneten tatsächlich jedoch eine weitaus zögerlichere Nutzungspraxis (BISHOP & KUULA-LUUMI 2017; HEATON 2008; SMIOSKI 2013; THOMPSON 2000). BISHOP und KUULA-LUUMI (2017) kamen beispielsweise zu dem Ergebnis, dass 40% der im UK Data Service archivierten qualitativen und Methodenmixdaten bislang nie und 60% ein- oder mehrmals heruntergeladen wurden. Zudem berichteten sie von einem deutlich geringeren Anteil der Downloads für Forschungszwecke (15% in UK, 11% in Finnland) gegenüber Lehr- und Lernzwecken (77% in UK, 89% in Finnland).1) [3]

HUSCHKA und OELLERS (2013) haben zurecht angemerkt, dass die geringen Nachnutzungszahlen im Widerspruch zum großen Potenzial der archivierten Daten u.a. für Replikationsstudien, historische Vergleiche, aber auch neue Fragestellungen stehen. Als Gründe für die zurückhaltende forschungsbezogene Nutzung archivierter Daten wurden jenseits unzureichender thematisch-inhaltlicher Passungen epistemologische und methodologische Hinderungsgründe (BISHOP 2007) sowie (forschungs-)praktische Barrieren diskutiert (LAUDEL & BIELICK 2019; MOZERSKY et al. 2020; ŠTEBE 2020). Instruktiv sind hier die Beiträge von KARCHER und LAFFERTY-HESS (2019) sowie LAUDEL und BIELICK (2019) zur (schlussendlich gescheiterten) Datenarchivierung von Interviewtranskripten aus der Perspektive von Primärforschenden. Letztere wiesen insbesondere auf Probleme in der Umsetzung von Vorgaben des Datenschutzes und der Anonymisierung von personenbezogenen Daten hin, welche Interviewtranskripte mit geringem Informationsgehalt produzierten. Sie adressierten zudem forschungsethische Probleme, die mit der Umsetzung einer informierten Einwilligung der Interviewten gegenüber nicht antizipierbaren Forschungsinteressen in Sekundärforschungsprojekten einhergingen. [4]

An diese praxisbezogene Perspektive knüpfen wir im folgenden Beitrag auf Grundlage eigener Erfahrungen als Sekundärforscher*innen und Archivnutzer*innen an, indem wir wesentliche Prozesse der Datenakquise innerhalb des Projektes Fragen in qualitativen Interviews. Sekundäranalysen zur Bedeutung unterschiedlicher Frageformen in Interviews2) (Abschnitt 2) beleuchten. Ausgehend von methodologischen Überlegungen zur Sekundärforschung mit archivierten Daten (Abschnitt 3) zeichnen wir unsere Suche nach geeigneten Daten (Abschnitt 4) und die Prüfung der methodischen Beschaffenheit dieser Daten bei der Zusammenstellung unseres Datenkorpus (Abschnitt 5) nach. Diese Beobachtungen machen wir zum Ausgangspunkt einer reflexiven Diskussion über die von uns vorgefundene Archivierungspraxis qualitativer Interviewdaten (Abschnitt 6), indem wir frei nach GARFINKEL (1967) danach fragen, welche "guten" organisatorischen, method(olog)ischen und epistemologischen Gründe es dafür geben kann, dass wir in den Archiven für unser Vorhaben auch scheinbar "schlechte" Daten vorgefunden haben. Während GARFINKELs Interesse unterschiedlichen Verwendungskontexten von Krankenakten durch medizinisches Personal und außenstehende Forschende galt, befassen wir uns jedoch mit den mitunter divergenten Anforderungen an und Verwendungsweisen von archivierten Interviews durch Primärforschende, Sekundärforschende und Archivar*innen. [5]

Da unser Projekt zu den verhältnismäßig wenigen Projekten gehört, in denen archivierte Daten nicht für thematische, sondern für methodologische Sekundäranalysen genutzt werden (s. aber LAMPROPOULOU & MYERS 2012; ROULSTON 2019), nehmen wir in zweierlei Hinsicht eine in der Archivierungsdebatte bislang wenig diskutierte Perspektive ein: Erstens steht im Projekt ein Interesse an methodologischen Erkenntnissen im Vordergrund, mit dem spezifische methodische Anforderungen an die Daten einhergehen. Die daraus resultierenden Problemstellungen stellen sich thematisch orientierten Sekundärforscher*innen mitunter anders bzw. in anderer Relevanz und Intensität. Zweitens beziehen wir uns nicht auf einzelne Studien bzw. einzelne Datenarchive, sondern haben nach umfassenderen Suchbewegungen auf Interviewdaten aus insgesamt fünfzehn verschiedenen Studien zurückgegriffen, die acht verschiedenen deutschsprachigen Datenarchiven entstammen. Diese Einsicht in vielfältige Daten und Archivierungspraxen erlaubt es uns, die Arbeit mit archivierten qualitativen Interviewdaten auf einer breiteren Ebene über den Einzelfall hinaus zu diskutieren (Abschnitt 7). [6]

2. Sekundäranalyse archivierter Daten im Forschungsprojekt "Fragen in qualitativen Interviews"

Ausgangspunkt des Projekts "Fragen in qualitativen Interviews" ist der Sachverhalt, dass Fragen in der Interviewforschung als relevant für die Antworten gelten, aber bislang kaum untersucht wurde, wie sich unterschiedliche Fragen und frageäquivalente Stimuli sowie die gesamte Interviewinteraktion auf die Antworten der Interviewten in qualitativen Forschungsinterviews auswirken (ausführlicher dazu ULLRICH 2020, S.66ff.). Zugleich werden in unterschiedlichen Interviewverfahren verschiedene Arten des Fragenstellens favorisiert, und es wird damit explizit oder implizit auf die Elizitation je spezifischer Textsorten in den Antworten der Interviewten abgezielt: beim narrativen Interview (SCHÜTZE 1983) beispielsweise auf Erzählungen, beim diskursiven Interview (ULLRICH 2020) auf Begründungen bzw. Argumentationen. Dieser Umstand lässt darauf schließen, dass mittels Textsorten die Qualität im Sinne einer qualitativen Beschaffenheit gewonnener Daten näherungsweise beschrieben werden kann (vgl. auch ULLRICH & SCHIEK 2019, S.91ff.). [7]

Um also die Bedeutung von Fragen für unterschiedliche Antworten bzw. Textsorten systematisch untersuchen zu können, zielten wir in unserem Projekt zum einen auf die Rekonstruktion der in den Interviews (insbesondere: den Antworten der Interviewten) enthaltenen Textsorten und zum anderen auf die Zurückführung dieser Textsorten auf Merkmale des Interviews. Dazu wurden ausgewählte Interviewpassagen einer sequenzanalytischen Feinanalyse unterzogen, in der die aus der Narrationsanalyse bekannte formale Textanalyse (ROSENTHAL 2015; SCHÜTZE 1983) mit einem konversations- und gattungsanalytischen Verfahren (HAUSENDORF & QUASTHOFF 2005 [1996]; MOREK, HELLER & QUASTHOFF 2017) kombiniert wurde.3) Zu diesem Zweck benötigten wir ein Datenkorpus von qualitativen Interviews, in das nicht nur eine Vielzahl an Interviewverfahren und Fragestilen einbezogen wurde, sondern in dem darüber hinaus auch Kontextinformationen über weitere möglicherweise antwortprägende Aspekte wie z.B. Vorabinformationen zum Interview, soziale Charakteristika der interviewenden und interviewten Person oder Angaben zu situativen Faktoren enthalten waren (für eine Übersicht zu Bedingungsfaktoren von Äußerungen der Interviewten s. HELFFERICH 2011, S.64). Inhaltliche Kriterien im Sinne bestimmter Gegenstandsbereiche oder spezifischer Eigenschaften der Interviewten spielten aufgrund des vorrangig methodologischen Forschungsinteresses nur insofern eine Rolle, als eine große Bandbreite von Forschungsthemen und -disziplinen im Datenkorpus angestrebt wurde (zu disziplinspezifischen Präferenzen für bestimmte Frageformen oder -richtungen s. ROSENTHAL 2015, S.156). [8]

Um darüber hinaus die Vergleichbarkeit innerhalb des Datenkorpus zu gewährleisten, interessierten wir uns für Interviews mit jeweils einer erwachsenen Person, die in deutscher Sprache geführt, auf Tonband aufgenommen und anschließend transkribiert worden waren. Obwohl Audioaufnahmen einen nicht zu unterschätzenden Erkenntniswert eröffnen, beschränkten wir unsere Suche aus methodologischen und pragmatischen Gründen auf Transkripte: Durch die Verschriftlichung wird das Interview seiner Vergänglichkeit enthoben, für Analyse und Publikation erst verfügbar gemacht und zudem die methodologische Grundannahme eingelöst, dass sich interessierende Phänomene im Interview sprachlich niederschlagen (HOFFMANN-RIEM 1980; ROSENTHAL 2015).4) Zudem erwarteten wir in Bezug auf die Audiodateien Zugangsprobleme u.a. aus Datenschutzgründen sowie einen im Rahmen des Projekts nicht leistbaren Aufwand, diese selbst zu transkribieren. Um die qualitative Beschaffenheit von Fragen und Antworten untersuchen zu können, war eine Minimalanforderung an die Transkripte die wortwörtliche (statt einer rekonstruktiven oder zusammenfassenden) Transkription des Gesprochenen. Idealerweise sollten darüber hinaus pragmatische bzw. interaktive und syntaktische Aspekte in den Transkripten enthalten sein, deren Relevanz sowohl für die Analyse von Interviewinteraktionen (DEPPERMANN 2013; LAMPROPOULOU & MYERS 2012) als auch für die konversationsanalytische bzw. linguistische Textsortenbestimmung in natürlichen Gesprächen herausgestellt wurde (s. z.B. MOREK et al. 2017; QUASTHOFF 1980). [9]

Um Daten dieser Vielfalt und Qualität zu erhalten, war die Nachnutzung von bereits vorhandenen und professionell archivierten Interviews das Mittel der Wahl. Interviews aus eigenen, bereits abgeschlossenen Projekten zu nutzen, standen datenschutzrechtliche Einschränkungen entgegen, da es an Einverständniserklärungen zur Sekundäranalyse mangelte (vgl. auch LAUDEL & BIELICK 2019). Von Anfragen bei Kolleg*innen zwecks informeller Datenweitergabe sahen wir angesichts des zu erwartenden Aufwandes für notwendige Recherche- und Überzeugungsarbeiten sowie ggf. vorzunehmende Anonymisierungen ab (vgl. auch BECKMANN, EHNIS, KÜHN & MOHR 2013). Die Zusammenarbeit mit Forschungsdatenarchiven versprach demgegenüber im Wesentlichen zwei forschungsökonomische Vorteile: Zum einen sollten Interviews in der gewünschten Vielfalt und Qualität verfügbar und relativ leicht beschaffbar sein. Zum anderen erwarteten wir geringe forschungspraktische Hürden, da die Transkripte hinsichtlich des Datenschutzes und der Anonymisierung zur Weiternutzung aufbereitet sowie rechtliche Aspekte der Weitergabe und Nachnutzung geklärt sein würden und insofern ready to use vorlägen. [10]

3. Herstellung des Data Fit innerhalb einer kommunikativen Triade

Um geeignete Daten zu finden, war jedoch weit mehr nötig, als bereits datenschutzkonform aufbereitete Transkripte zu sichten. Bei der Herstellung des Data Fit, eines Passungsverhältnisses zwischen unserem Forschungsinteresse und den verfügbaren Daten, stellten sich methodologische Fragen nicht nur in Bezug auf die Primärforschung, sondern auch auf die Archivierungspraktiken: Da sich die Forschungsziele von Primär- und Sekundärforschenden unterscheiden, fallen in Sekundärforschungsvorhaben die in der qualitativen Forschung üblicherweise ineinandergreifenden Prozesse von Datenerhebung und Datenauswertung qua Definition auseinander. Eine enge Verzahnung von Forschungsinteresse, theoretischen Konzepten und Methode(n) der Datenerhebung und -auswertung kann also nicht bereits während der Genese der Daten stattfinden, sondern muss ex post von Sekundärforschenden an bereits vorhandenen Daten hergestellt werden. In der Folge bedarf es aufseiten der Sekundärforschenden, so BECKMANN (2015), einer gleichsam notwendigen wie akribischen und zeitintensiven Vorarbeit. Entscheidend für deren Gelingen ist die Dokumentation des Kontextes, der den Primärforschenden in Bezug auf das gesamte Projekt, aber auch für einzelne Interviewinteraktionen (MEDJEDOVIĆ 2014) mehr oder weniger bekannt und präsent, für Dritte jedoch nicht unmittelbar verfügbar ist. Weil Primärforschungskontexte für die Sekundärforschung also expliziert und dokumentiert werden müssen (HIRSCHAUER 2014; MEIER ZU VERL 2018; MEIER ZU VERL & MEYER 2018; VAN DEN BERG 2005), gilt eben diese Kontextualisierung als entscheidender Faktor für die Herstellung des Data Fit und damit eine gewinnbringende eigenständige Sekundäranalyse:

"Wenn es Sekundäranalysen aber nicht primär um den kritischen Nachvollzug der Primärforschung geht, sondern um neue Projektzuschnitte, die neue Fragen an das Datenmaterial stellen und den archivierten Daten neue Funktionen zuweisen, kann erwartet werden, dass mit Daten, die sorgfältig kuratiert und durch hochwertige Metadaten und Kontextbeschreibungen erschlossen werden, einiges gewonnen werden kann" (HOLLSTEIN & STRÜBING 2018b, S.6). [11]

Die benötigten Informationen zu Methode(n), Fragestellung und Gegenstand sowie weiterem Kontextwissen sind zum Teil in Publikationen dokumentiert, die aus dem Primärforschungsprojekt hervorgingen. Das für den Data Fit notwendige Studieren des primären Forschungszusammenhangs vollzieht sich bei der Arbeit mit archivierten Daten allerdings nicht allein zwischen Sekundär- und Primärforschenden. Durch die Er- und Bereitstellung von Katalogen, Meta- und Kontextdaten, Studienreports sowie die Kuratierung von Datenzugängen treten Archivar*innen als weitere Akteur*innen in einen triadischen Kommunikationszusammenhang ein. [12]

Archive sind folglich nicht einfach Servicezentren, in denen rein technische Infrastrukturen bereitgestellt werden, sondern die Akteur*innen dort müssen – zumindest in methodischer Hinsicht – standortgebundene und bedeutungsstiftende Übersetzungen vornehmen, in denen Bedeutungen modifiziert oder neu hinzugeschrieben werden und mitunter auch verloren gehen. Dies trägt dazu bei, dass die archivierten Daten genauso sehr produziert wie registriert werden, so MAUTHNER und GÁRDOS (2015) u.a. mit Bezug zu DERRIDA (1996 [1995]) und FOUCAULT (1972 [1969]): Archivar*innen konservieren nicht nur, was vorhanden ist, sie sind auch an der performativen Herstellung dessen, was es zu konservieren gilt, aktiv beteiligt. Das Kuratieren von Daten ist demnach per se eine wissenschaffende Praktik, in der Relevantes von Irrelevantem und entsprechend Archivierenswertes von Nicht-Archivierenswertem getrennt wird. Auf diese Weise sind Archivar*innen, so MAUTHNER und GÁRDOS (2015), am "Making of 'Memories'" beteiligt, dessen kontingenter Charakter allerdings über die Zeit in Vergessenheit gerät. Die bedeutungsstiftenden Archivierungspraktiken der Primärforschenden wie der Archivar*innen sind für die folgenden Ausführungen von zentraler Bedeutung. [13]

4. Daten suchen, finden und nutzen

Anhand unseres projektspezifischen Suchprozesses5) nach geeigneten Daten geben wir zunächst einen Überblick, in welchen deutschsprachigen Archiven überhaupt qualitative (Interview-)Daten bereitgehalten wurden, und widmen uns dann verschiedenen Aspekten der Auffindbarkeit, Zugänglichmachung und Nutzbarkeit der Daten. Dabei wird deutlich, dass die Interaktion mit den Archivmitarbeiter*innen für Sekundärforschende weit vor der "eigentlichen" analytischen Arbeit mit den Daten beginnt und ebenso lange nachdauern kann. [14]

4.1 Qualitative Daten in einer mehrheitlich quantitativen Archivlandschaft aufspüren

Ausgangspunkt für die Erstellung des Datenkorpus war die Suche nach Archiven, in denen für das Projekt geeignete qualitative Interviews vorhanden waren – methodisch vielfältige Daten mit relevanten Kontextinformationen und ausreichend genauen Transkripten. Dabei orientierten wir uns insbesondere an den einschlägigen Listen des RatSWD6) und des Verbunds Forschungsdaten Bildung7). Darüber hinaus stellten wir auch eigene Recherchen an, in deren Zuge wir weitere Archive aus dem Bereich Oral History sowie Archive aus Österreich und der Schweiz ausmachten. Von den 45 so ermittelten Archiven wurden zum Zeitpunkt der Recherche in insgesamt 13 Archiven qualitative Daten8) zur Nachnutzung bereitgehalten, davon in sechs Archiven ausschließlich qualitative Daten. [15]

Der deutliche Überhang quantitativ ausgerichteter Datenarchive erschien uns angesichts der langen Tradition des Data Sharings von statistischen Daten nicht überraschend. Auffällig war jedoch, dass in Bezug auf die verfügbaren Datenangebote Formulierungen wie "empirische Sozialforschung" und "empirische Daten" ausschließlich für jene Archive genutzt wurden, in denen auch oder ausschließlich quantitative Daten vorgehalten wurden. Für die folgende Übersicht (Tabelle 1) haben wir die von uns identifizierten Archive aufgelistet und anhand der Beschreibungen und Katalogeinträge nochmals nach ausschließlich qualitativen sowie qualitativen und quantitativen Daten aufgeschlüsselt.

Quantitative und Qualitative Daten (7 Archive)

Qualitative Daten (6 Archive)

FDZ9) eLabour, Göttingen

FDZ Bildung am DIPF (FDZ Bildung), Frankfurt/M.

FDZ Betriebs- und Organisationsdaten am DIW (FDZ-BO), Berlin

FDZ Hochschul- und Wissenschaftsforschung (FDZ-DZHW), Hannover

Datenarchiv Kindheit und Jugend im urbanen Wandel, Duisburg-Essen

Schweizer Kompetenzzentrum für Sozialwissenschaften (FORS, heute SWISSUbase)10), Schweiz

The Austrian Social Science Data Archive (AUSSDA), Österreich

FDZ Qualiservice, Bremen

FDZ Archiv für Gesprochenes Deutsch (AGD), Mannheim

Archiv für pädagogische Kasuistik (APAEK), Frankfurt/M.

Forschungsdatenbank Lernertexte (FD-LEX), Köln

Archiv Zwangsarbeit 1939-1945, Berlin

Archiv Deutsches Gedächtnis (ADG), Hagen

Tabelle 1: deutschsprachige Datenarchive mit qualitativen Daten, Stand Mai 2020 [16]

In den in Tabelle 1 erwähnten Archiven sind Daten aus unterschiedlichen Disziplinen verfügbar, u.a. aus den Sozialwissenschaften und der Soziologie (mit einer stark vertretenen Arbeits- und Organisationssoziologie), den Erziehungswissenschaften und der Bildungsforschung, der (Sozio-)Linguistik und Gesprächsforschung sowie den Geschichtswissenschaften (mit einem Fokus auf Oral History). Interviews bzw. Interviewtranskripte waren im Vergleich zu anderen Datentypen (Transkripte natürlicher Gespräche, Audio- und Videoaufnahmen, Bildmaterial, Dokumente) verhältnismäßig häufig archiviert. Dies lässt sich sowohl auf die generell weite Verbreitung von Interviews innerhalb der qualitativen Forschungslandschaft (vgl. z.B. ATKINSON & SILVERMAN 1997; DEPPERMANN 2013) zurückführen als auch auf die hierzulande etablierte institutionalisierte Archivierung von Interviewstudien (u.a. im ehemaligen Archiv für Lebenslaufforschung, heute Qualiservice). [17]

Die eingehende Sichtung der Archive ließ beachtliche Unterschiede nicht nur bezüglich der Menge bzw. des Umfangs archivierter Studien, sondern auch bezüglich der finanziellen und infrastrukturellen Ausstattungen erahnen. Vorgefunden haben wir sowohl akkreditierte, mit Projektgeldern geförderte Forschungsdatenzentren mit digitalen Infrastrukturen, in denen potenzielle Datengeber*innen bereits in der Studienkonzeption beraten werden können (z.B. Qualiservice), als auch von engagierten Kolleg*innen "gerettete" wissenschaftliche Nachlässe von emeritierten Professor*innen in den Kellerregalen eines Universitätsarchivs (Archiv Kindheit und Jugend im urbanen Wandel). Es ist zu vermuten, dass auch die im Folgenden beschriebenen Unterschiede im Zugang zu den Daten in Zusammenhang mit den unterschiedlichen Ressourcen stehen. [18]

4.2 Daten suchen: kuratierte Zugänge und Kataloge

In den von uns kontaktierten Archiven wurden unterschiedliche Workflows bzw. Nutzungs- und Servicekonzepte verwendet. Unser Zugang zum Archivgut verlief entweder über direkte Anfrage und kuratierte individuelle Beratung durch Archivmitarbeiter*innen oder durch eine eigenständige Suche in digitalen Katalogen. Die Gestaltung dieser Zugangswege war aus unserer Sicht ein entscheidender Faktor für den Aufwand, den es bedurfte, um geeigneten Daten zu finden und zu einer begründeten Einschätzung bezüglich des Data Fit zu gelangen. [19]

Der kuratierte Zugang zu Daten erforderte jeweils eine persönliche Kontaktaufnahme und enge Abstimmung mit den Mitarbeiter*innen des betreffenden Archivs. Diese konnten uns durch ihre gute Kenntnis der verfügbaren Studien zielgerichtet beraten und waren auch bei Fragen, etwa zu unklaren Katalogeinträgen oder Studiendetails, oftmals sehr hilfreich. Mit einem kuratierten Zugang gingen allerdings auch teils langwierige Warteschleifen aufgrund von Terminvereinbarungen, internen Auswahlprozessen, Rücksprachen der Archivmitarbeiter*innen mit den Primärforschenden etc. einher. Mit den beiden größten und vermutlich prominentesten qualitativen Datenarchiven eLabour und Qualiservice (die zum Zeitpunkt unserer Recherche ausschließlich kuratierten Zugang zu Forschungsdaten anboten) standen wir nach der ersten Anfrage jeweils über ein halbes Jahr in Kontakt, bis wir die ersten Daten einsehen konnten. Auch wenn wir zu allen aktiv angeforderten Daten letztlich auch einen Zugang erhielten, blieben die Organisation des internen Auswahlverfahrens und mögliche Gründe, uns bestimmte Daten ggf. gar nicht erst anzubieten, eine Blackbox.11) [20]

Für die meisten Archive existierte allerdings keine Kuratierung, stattdessen war eine selbstständige Recherche in Onlinekatalogen erforderlich und der Zugang erfolgte per Download direkt nach der Registrierung. Vom Ausfüllen des Nutzungsantrages bis zur Einsicht in das vollständige Datenmaterial dauerte es dabei im schnellsten Fall wenige Minuten bis hin zu etwa einer Woche. Zwar wurde durch Sortierungen, Schlagworte und Abstracts der Online-Kataloge eine eigenständige Orientierung in den Archivbeständen ermöglicht, ob eine Suche zielführend war, hing jedoch maßgeblich von der Qualität und Aussagekraft der Einträge und Suchoptionen ab. Aufgrund des angestrebten Datenkorpus waren für uns sowohl der Datentyp Interviewtranskript als auch die dabei verwendeten Methoden bzw. Interviewverfahren relevante Suchkriterien. In Tabelle 2 sind exemplarisch einige Beispiele für die Gestaltung entsprechender Suchparameter und Kategorien in den Katalogen verschiedener Archive aufgeführt. Die meist als Drop-Down-Menü abrufbaren Optionen sind in dieser Übersicht wegen unseres Fokus auf qualitative Interviewdaten nicht immer vollständig abgebildet.

Archiv

Kategorie

Optionen

AUSSDA

 

Art der Daten

Numerisch

Text

Software

FDZ-DZHW

Erhebungsdatentyp

Quantitative Daten

Qualitative Daten

FDZ Bildung

Erhebungsmethode

 

Beobachtung

Interview

Fokusgruppe/Gruppenbefragung

FORS

Methodeninstrumente

(insgesamt 21 Optionen, Auswahl)

Akten- und Dokumentenanalyse

Beobachtung

Gruppendiskussion

Qualitatives Interview

Standardisierte Befragung

APAEK

Dokumentart

(insgesamt 17 Optionen, Auswahl)

Audio- Video- und Bilddokumente

Essay

Interviews

Szenariensammlungen

Schulselbstdarstellungen

 

Unterdokumentart Interviews

Lehrer*inneninterviews

Schüler*inneninterviews

Interviews mit Kindergartenkindern

Studierendeninterviews

Interview mit Arbeitslosen

Elterninterviews

Tabelle 2: Beispiele für vorgegebene Suchoptionen in Onlinekatalogen nach Forschungsmethoden und Datentypen [21]

In der Auswahl unterschiedlicher Systematiken der Datenablage wird eine heterogene Verschlagwortung der jeweiligen Optionen sichtbar, welche eine Suche nach dem Datentyp "Transkript eines qualitativen Forschungsinterviews" nicht ohne Weiteres zuließen. Insbesondere in den Archiven, in denen qualitative und quantitative Daten angeboten werden, blieben methodische Aspekte der Erhebung und Auswertung von Daten häufig grob (AUSSDA, FDZ-DZHW), unvollständig oder implizit. Selbst in detaillierteren Operatoren wurden Forschungsdesign und Datentypen (FORS) vermischt; zudem waren sie oftmals an quantitativen Standards ausgerichtet. So fanden sich bei AUSSDA in der erweiterten Suchmaske zwar 45 Operatoren (inklusive Erhebungsfrequenz, Response Rate und Analyseeinheit), darunter jedoch kein einziger, mit dem sich nach qualitativen Interviews als Erhebungsmethode oder Datentyp suchen ließe. Die freie Suche nach dem Begriff "qualitatives Interview" führte entsprechend sowohl zu quantitativen Fragebogenerhebungen als auch zu Fokusgruppeninterviews und qualitativen Interviews im engeren Sinne. Während bei auf qualitative (Interview-)Daten spezialisierten Archiven häufig die Möglichkeit bestand, nach inhaltlichen oder personenbezogenen Aspekten der Interviewten (z.B. APAEK) zu suchen, blieben die Angaben zu Interviewverfahren unspezifisch. Aussagekräftige methodische Differenzierungen in Bezug auf spezifische qualitative Interviewverfahren fehlten in allen Katalogen. [22]

Bei den Systematiken der Katalogsuchen handelt es sich sicher um relativ grobe und zudem schematische Unterscheidungs- und Ablagekriterien, mit denen individuellen Forschungsdesigns nicht in Gänze abgebildet werden können und sollen. Es hat uns dennoch überrascht, dass selbst Suchen nach dem Datentyp "Interviewtranskript" mit einem explizit qualitativen (und methodischen) Gehalt in einigen Archiven nicht zu Ergebnissen führten, obwohl entsprechende Daten durchaus verfügbar waren. In der Gesamtschau scheinen thematisch-inhaltliche Kontextinformationen in den Metadaten der Archive meist besser dokumentiert zu sein als Angaben zu methodischen Aspekten der Datenerhebung und -auswertung. [23]

4.3 Daten nutzen: Nutzungsverträge als Leitplanken des Forschungsprozesses

Um die gefundenen archivierten Daten für die Sekundärforschung sinnvoll nutzen zu können, ist neben der thematisch-methodischen Passung die Klärung von Nutzungsrechten entscheidend. In der Regel werden Nutzungsverträge nicht unmittelbar zwischen Primär- und Sekundärforschenden abgeschlossen, sondern mit den jeweiligen Archiven. Mit den Nutzungsverträgen werden verbindliche Bedingungen für die Verwendung archivierter Daten und die Veröffentlichung der damit erzielten Ergebnisse durch Sekundärforschende festgelegt. Die von uns eingesehenen Verträge unterschieden sich zwar in Umfang, Form und einzelnen Formulierungen, im Kern enthielten sie jedoch alle die folgenden Vereinbarungen für die Nachnutzung zu Forschungszwecken:

Aus unserer Sicht ergaben sich aus diesen Punkten keine grundlegenden problematischen Einschränkungen für die Nachnutzung von Forschungsdaten, sondern vor allem Klarheit bezüglich der möglichen Nutzungsweisen. Drei Aspekte erscheinen uns jedoch erwähnenswert und diskutabel, da den Archiven durch sie ein unmittelbarer Eingriff in die Arbeit der Sekundärforschenden eingeräumt wird: [25]

Unter Aspekten von Datenschutz und Datensicherheit ist es nachvollziehbar und auch sinnvoll, die Nachnutzung auf konkrete Projekte und Projektmitarbeitende einzuschränken. Für Sekundärforschende schließt dies in der Regel jedoch pauschal eine kollaborative analytisch-interpretative Arbeit an den Daten mit Projektexternen aus, beispielsweise in Form von Datensitzungen in Forschungskolloquien, Interpretationsgruppen oder einer professionellen Methodenberatung. Diese Festlegung erscheint konträr zum vielfach formulierten Anspruch qualitativer Forschung und dem Qualitätskriterium guter wissenschaftlicher Praxis, Daten in der Gruppe zu interpretieren (REICHERTZ 2013), und kann durchaus ein Hinderungsgrund für die Nachnutzung von Archivdaten (z.B. für hermeneutische Interpretationen) sein. Für unser Projekt zogen wir bei entsprechenden Vereinbarungen die Konsequenz, nur solche Daten auszugsweise gemeinsam mit Projektexternen zu interpretieren, für die keine namentliche, sondern lediglich eine projektbezogene Nutzungserlaubnis vertraglich vereinbart worden war. Nach Ausnahmeregelungen zu fragen, erschien uns angesichts notwendiger Vorlaufzeiten und Ungewissheiten zu aufwändig – mit dem Beginn der Corona-Pandemie und des nicht einzulösenden Datenschutzes in digitalen Interpretationsgruppen verwarfen wir das Vorhaben schließlich ganz. [26]

Ein zweiter Aspekt betrifft besondere Einsichts- und Einspruchsrechte, welche in den Nutzungsverträgen des FDZ-BO und von eLabour vorgesehen waren. Darin wurden die Archivmitarbeiter*innen pauschal dazu berechtigt, Einsicht in alle im Zuge der Datennutzung bearbeiteten Materialien und Dateien zu nehmen. Da wir jedoch Daten aus verschiedenen Quellen genutzt und mithilfe einer Software für die qualitative Datenanalyse übergreifend analysiert haben, hätten wir uns in einem Datenschutzkonflikt befunden, da wir Dritten ja keinen Zugang zu den Daten gewähren durften. Im Nutzungsvertrag des FDZ-BO war zudem vorgesehen, wörtliche Zitationen von Studiendaten in etwaigen Publikationen vor Veröffentlichung einzusehen und freizugeben. Dies wirft aus unserer Sicht die Frage auf, wie groß der Einfluss von Archivmitarbeiter*innen auf die Interpretationen und Ergebnisdarstellungen der Sekundärforschung sein darf bzw. wie viel Unabhängigkeit und Eigenständigkeit Sekundärforschenden zugetraut werden kann. Dies gilt insbesondere auch angesichts der Tatsache, dass den Archivmitarbeiter*innen hier mehr Mitspracherechte in Bezug auf die Veröffentlichung und einzelne Zitate zugestanden wurden als den an der Primärforschung beteiligten Interviewten, Interviewer*innen und Forscher*innen. Um mögliche Einflussnahmen auf Veröffentlichungen und Vorträge zu minimieren und den organisatorischen Aufwand angesichts oft knapp bemessener Zeitpläne und Deadlines gering zu halten, haben wir uns daher wann immer möglich gegen die Verwendung direkter Zitate aus den entsprechenden Studien des FDZ-BO entschieden und stattdessen Zitate aus anderen Quellen verwendet. Dieser pragmatische Umgang wird nicht nur zu einer geringeren Sichtbarkeit dieser Daten in den Veröffentlichungen unserer Forschungsergebnisse führen. Auch erhalten die Leser*innen dadurch insgesamt einen weniger breiten Einblick in die empirische Basis unserer analytischen Schlüsse. [27]

Der dritte Aspekt betrifft die Transparenz der Absprachen innerhalb der kommunikativen Triade und damit verbundene Einflussmöglichkeiten. In einem Datenarchiv wurden uns im Rahmen der Beratung über eine mögliche Nutzung archivierter Studien Überarbeitungsvorschläge für unsere Projektbeschreibung zur Weiterleitung an mögliche Datengeber*innen unterbreitet. Dies interpretierten wir zunächst als einen wohlmeinenden Versuch, eine Passung zwischen Sekundär- und Primärforschung durch aktive Vermittlung des Archivs herzustellen. Ohne uns darüber zu informieren, wurde seitens der Archivmitarbeiter*innen darüber hinaus ein spezifisches Interesse unseres Projektes an der Person der Primärforschenden in der Nutzungsvereinbarung formuliert, welche den Primärforschenden zur Unterschrift vorgelegt wurde. Demnach gelte unser methodologisches Forschungsinteresse an Antworten und Fragen nicht nur den Interviewten, sondern mache auch die Interviewenden zu Forschungsobjekten12). Entsprechend wurde die explizite Zustimmung der Primärforschenden zur Nachnutzung ihrer Daten in unserem Projekt eingeholt, und ihnen wurde zudem Anonymität angeboten. Dass wir von dieser Ergänzung in der Projektbeschreibung überhaupt Kenntnis erhielten, ist der Tatsache geschuldet, dass wir im Zuge unserer Auswertung Kontextinformationen zum Forschungsdesign der dekontextualisierten Interviewtranskripte anfragten. Dabei erfuhren wir, dass diese zum Schutz der Primärforschenden zurückgehalten worden waren und ihre Herausgabe deren Zustimmung erforderte. Bemerkenswert ist dieser Aspekt insbesondere, weil unserem Projekt aufgrund eines antizipierten Forschungsinteresses ein Sonderstatus zugewiesen wurde. Infolgedessen wurden für uns relevante Kontextinformationen zurückgehalten, welche andere Sekundärforschende durchaus hätten nutzen dürfen. Grundsätzlich stimmen wir der Forderung nach umfassenden Kontrollmöglichkeiten für die Primärforschenden in Bezug auf die Bedingungen zur Nachnutzung ihrer Forschungsdaten absolut zu (SEKTIONEN BIOGRAPHIEFORSCHUNG & METHODEN DER QUALITATIVEN SOZIALFORSCHUNG 2014) und sehen in der Kuratierung des Datenzugangs eine der vielen Möglichkeiten, diese zu realisieren. Im Umkehrschluss obliegt aus unserer Sicht jedoch einzig den Sekundärforschenden die Verantwortung für die Darstellung der eigenen Forschungsziele und -ergebnisse. [28]

Mit Nutzungsbedingungen wird also nicht nur Transparenz zwischen den beteiligten Akteur*innen hergestellt. Darin eingeschrieben sind auch spezifische Datenverständnisse und Vorstellungen über Praktiken der Datennutzung und -interpretation, welche den Zugang zu und die tatsächliche Arbeit der Sekundärforschenden sowohl ermöglichen als auch beeinflussen. Nutzungsbedingungen werden damit selbst bedeutungsstiftend für das, was Sekundärforschende mit archivierten Daten (nicht) tun können. [29]

Trotz der beschriebenen Herausforderungen konnten wir am Ende durchaus erfolgreich, wenn auch mit größerem Zeitaufwand als geplant, geeignete Daten für unser Projekt akquirieren: Das Datenkorpus entstammt acht Datenarchiven und enthält über 500 Transkripte aus fünfzehn verschiedenen Studien,13) die zwischen 1970 und 2015 durchgeführt wurden. Diese große Datenmenge fungierte als Datenpool für eine begründete sukzessive Fallauswahl für die Feinanalyse. [30]

5. Die Beschaffenheit der Daten prüfen

Das Datenkorpus ist das Resultat einer im Wesentlichen durch zwei Filtermechanismen realisierten Auswahl aus einer Vielzahl weiterer verfügbarer Studien. Aufgrund der Vergleichbarkeit galt unser Interesse Einzelinterviews, die in deutscher Sprache geführt wurden (Ausschluss von übersetzten Interviews sowie Paarinterviews und Gruppendiskussionen). Zudem strebten wir ein ausgewogenes Verhältnis thematisch und methodisch einschlägiger Studien (z.B. Oral-History-Interviews, Interviews mit biografischen Bezügen zu Kindheiten oder Bildungsverläufen, Interviews mit beruflichen Expert*innen etc.) an. An dieser Stelle wechseln wir daher die Beschreibungsebene von der Suche nach archivierten Interviewdaten hin zu einer Darstellung ihrer methodischen Beschaffenheit und Kontextualisierung. Die folgenden Anmerkungen sind nicht als Versuch einer umfassenden Prozesskontrolle der Primärforschung (HIRSCHAUER 2014, S.306) zu verstehen. Wir erheben außerdem nicht den Anspruch einer systematischen Analyse sämtlicher archivierter Interviewdaten und damit des Status Quo der Archivierung qualitativer Interviews. Vielmehr legen wir dar, wie wir versucht haben, die vorgefundenen Produkte der Primärforschung und ihrer Archivierung in ihren methodischen Eigenheiten und ihrem Eigensinn zu erfassen und für unser Projekt nutzbar zu machen. [31]

5.1 Methodische Vielfalt

Ein zentraler Anhaltspunkt für die Herstellung eines Passungsverhältnisses von archivierten Daten zu unserem Forschungsvorhaben war die Methodik der Primärforschungsprojekte. Aufgrund der unterschiedlichen Präferenzen für Frageformate und Textsorten (Abschnitt 2) waren die verwendeten Interviewverfahren das vorrangige Kriterium für die Zusammenstellung des Datenkorpus. Ausgangspunkt für die in Tabelle 3 dargestellte Übersicht (zur vereinfachten Zitation sind die Einträge mit Ordnungsnummern versehen) ist eine vergleichende Sichtung von archivierten Katalogeinträgen, Metadaten und Studienreports sowie der Publikationen der Primärforschenden, soweit diese vorhanden bzw. auffindbar waren.14) Anlass dieser doppelten Prüfung und Darstellung waren die bereits in den Katalogeinträgen offenkundig gewordenen teilweise fehlenden und oftmals vagen archivierten Informationen zu Studiendesigns und Interviewmethodik.

Tabelle 3: Beschreibung des Datenkorpus nach Erhebungsverfahren. Bitte klicken Sie hier, um Tabelle 3 anzusehen bzw. herunterzuladen. [32]

Auffällig war zunächst, dass die vorhandenen Angaben der Archive zum methodischen Vorgehen nicht immer vollständig mit denen der Publikationen aus den Primärforschungsprojekten übereinstimmten. Neben weitgehend sinngleich erscheinenden Synonymen (z.B. Nr. 7, 15) fanden sich im Vergleich zu den publizierten Angaben zu Interviewverfahren sowohl Simplifizierungen (Nr. 12) als auch Ausdifferenzierungen (Nr. 3, 5, 6, 14). In diesen Fällen schien es, als würden in Publikationen und Archiven im Detail jeweils eigene Beschreibungs- und Kategorisierungsmaßstäbe angesetzt, um deren Spezifik und Differenzierungen gegenüber anderen Vorgehensweisen zu plausibilisieren. Mit Verschlagwortungen wurden also nicht nur Kontexte der primären Forschungszusammenhänge eingefangen. Die Archivar*innen entwickelten darin vielmehr auch eigene Ordnungsstrukturen und Bewertungen, indem Kontexte und Bedeutungen hinzugefügt, umgewidmet oder ausgelassen wurden. Die triadische Arbeit an den Daten war insofern nicht nur von Komplexität, sondern mitunter auch von Widersprüchlichkeit geprägt, die wir als Sekundärforschende durch die Entwicklung eigener Bewertungskriterien bearbeiten mussten. [33]

Eine weitere Beobachtung betrifft die Repräsentation verschiedenster Interviewverfahren. Während in der Methodendiskussion zuweilen bemerkt wurde, dass es schwierig sei, in Bezug auf Interviewverfahren "die Übersicht zu behalten" (MEY & MRUCK 2010, S.428; vgl. auch KRUSE 2015, S.150), waren in unserem Korpus die kanonisierten Interviewverfahren mit dem narrativen, episodischen und problemzentrierten Interview recht gut repräsentiert (vgl. die Übersichten über verschiedene Interviewverfahren etwa bei FLICK 2017, Teil IV; HELFFERICH 2011, S.36f.; MEY & MRUCK 2010, S.424ff.). Auffällig war jedoch, dass die am häufigsten verwendete Methodenbeschreibung in den Metadaten der Archive das "qualitative Interview" oder "Leitfadeninterview" war. Beschränkte Kategorisierungsmöglichkeiten der Archive können nur einen kleinen Bruchteil der Beliebtheit dieses wenig aussagekräftigen Labels erklären, denn dieselbe unspezifische Angabe fand sich auch in Freitextfeldern und Publikationen, in denen die Primärforschenden ganz andere Darstellungsmöglichkeiten haben. [34]

5.2 Transkriptqualität

Ein weiteres wichtiges Kriterium für unsere Studie war die Beschaffenheit der archivierten Interviewdaten: Es sollte sich zumindest um eine wortwörtliche Transkription des Gesprochenen handeln, in der idealerweise auch pragmatische bzw. interaktive (wie Rezeptionssignale der Interviewenden und andere scheinbar unwichtige Äußerungen) und syntaktische Aspekte (wie Satzabbrüche, Reformulierungen und Pausen) einbezogen wurden. Um diese spezifische Qualität der Transkripte beschreiben zu können, haben wir aus jeder Studie Transkripte exemplarisch gesichtet sowie Angaben aus Archivdaten und Publikationen zu den verwendeten Transkriptionskonventionen ausgewertet (aus den genannten Zugangs- und Kapazitätsgründen nicht jedoch mit den originalen Audiodaten vergleichen können). Positiv zu vermerken ist, dass wir keine durch die nachträglich vorgenommene Anonymisierung inhaltsverzerrten, unverständlichen oder sinnentleerten Transkripte in der Art vorfanden, wie es LAUDEL und BIELICK (2019) als spezifisches Archivierungsproblem beschrieben haben (vgl. auch PARRY & MAUTHNER 2004, S.144). Insbesondere Daten aus Oral-History-Archiven waren disziplinär begründet sogar dezidiert nicht anonymisiert, weshalb wir als Sekundärforscher*innen explizit dazu verpflichtet wurden, eine adäquate Anonymisierung in Publikationen zu gewährleisten (LEH 2013). [35]

Für zehn der insgesamt 15 Studien, das entspricht knapp 300 der mehr als 500 Transkripte unseres Datenkorpus, waren keinerlei Transkriptionskonventionen dokumentiert. Bei acht der zehn Studien ohne Dokumentation schien allerdings ein Alterseffekt dergestalt wahrscheinlich, dass zum Entstehungszeitpunkt der Primärforschung die Transkription noch nicht gleichermaßen Thema der Methodendebatte war, wie sie es heute ist – es handelte sich nämlich um sämtliche Studien unseres Korpus, die zwischen 1970 bis 2000 entstanden sind. Von den fünf Studien mit dokumentierten Transkriptionskonventionen wurden drei nach den für die qualitative Inhaltsanalyse entwickelten Konventionen (KUCKARTZ, DRESING, RÄDIKER & STEFER 2008), eine in Anlehnung an das für die dokumentarische Methode entwickelte Transkriptionsverfahren (BOHNSACK 1993) und eine weitere nach eigenen Konventionen verschriftlicht. Die Form der Transkripte ließ oftmals auf vorgenommene sprachliche Glättungen und Anpassungen an die Schriftsprache schließen. Bei Transkriptionen für inhaltsanalytische Auswertungen ist dies vorgesehen, bei anderen Studien legten dies ausschließlich vollständige, grammatikalisch korrekte Satzkonstruktionen nahe, die für gesprochene Sprache untypisch erscheinen. Des Weiteren wurden nur in wenigen Transkripte verbale (z.B. Rezeptionssignale, Wortabbrüche, überlappendes Sprechen) und nonverbale (z.B. Pausen, Geräusche) interaktive Details sowie die Art und Weise, wie gesprochen wurde (z.B. Betonungen), abgebildet. [36]

Auch in sonst detailliert ausgearbeiteten Transkripten fehlten regelmäßig Anfangs- bzw. Einstiegssequenzen, in manchen Fällen sogar Einstiegsfragen und Eingangsstimuli. Gelegentlich fanden sich im weiteren Interviewverlauf auch z.B. durch Zeitmarken markierte Auslassungen ganzer Interviewpassagen. Nur in wenigen Fällen waren dafür Gründe wie nachträgliche Anonymisierungen, situativ-technische Probleme (z.B. spät eingeschaltete Aufnahmegeräte), unverständliche Passagen oder Relevanzentscheidungen der Primärforschenden (die z.B. Einstiegsfragen keine Bedeutung für die Beantwortung der Fragestellung zusprachen) dokumentiert. Zudem fanden wir in zahlreichen Transkripten Auslassungen und unpräzise Kennzeichnungen von Beiträgen der Interviewenden: In zwei Studien wurden Fragen zwar transkribiert, ließen sich aber z.B. durch die Subsumption zweier Interviewer*innen unter dem Sprecher*innensiglum "wir" nicht eindeutig zuordnen. [37]

Da jedoch in allen Transkripten unseres Korpus Aussagen identifiziert werden konnten, die sich als Fragen und/oder Antworten verschiedener Sprecher*innen im Interview interpretieren lassen, war eine Bearbeitung unserer Forschungsfrage auch mit der vorhandenen Datenqualität grundlegend möglich. Während beispielsweise SILVERMAN (2017) argumentierte, dass Transkripte ohne Pausen, Überlappungen und Rezeptionssignale nur Spekulationen über den interaktiven Charakter von Gesprächen zulassen, haben LAMPROPOULOU und MYERS (2012) am Beispiel des "Stance-Taking" überzeugend gezeigt, wie auch wenig detaillierte Transkripte, die in ihrem Fall auch aus Datenarchiven stammten, aussagekräftige Interpretationen ermöglichten. In unseren sequenziellen Feinanalysen ließ sich jedoch z.B. mangels Hinweisen zu Pausen nur begrenzt rekonstruieren, ob die Anschlussfrage eines*r Interviewer*in als Unterbrechung der Ausführungen des*der Interviewten oder als eine Art Hilfestellung zum Weitersprechen nach einer längeren Pause zu deuten war. Dies stellt eine Einschränkung für unsere Studie dar. [38]

5.3 Archivierte Kontextinformationen

Neben aussagekräftigen Transkripten und Methodenbeschreibungen interessierten wir uns auch für eine weitergehende Kontextualisierung der Interviewsituationen in Form von Informationen zum Feldzugang und zur Rekrutierung, Audiodaten, Leitfäden, Beobachtungsprotokollen, Postskripten etc. In 14 von 15 der Studien unseres Datenkorpus wurden Leitfäden verwendet, in elf Fällen wurden diese auch archiviert. Ergänzende Daten wie Beobachtungsprotokolle und Postskripte etc. sowie Audiodaten wurden nur vereinzelt zur Verfügung gestellt. In der Regel war uns deswegen über die "Vorgeschichte" und die konkrete Gesprächssituation der einzelnen Interviews nur wenig bekannt, d.h. wir wussten weder, wie genau und von wem die Interviewten rekrutiert, noch wie ihnen das Interviewthema und ihre -rolle präsentiert worden waren – obwohl diese Informationen ihre Erwartungsbildung in Bezug auf das Interview und damit ihre Äußerungen und vermutlich auch ihre Textsortenproduktion beeinflussten (allgemein dazu POTTER & HEPBURN 2012, als konkretes Beispiel ECKERT 2019, Kap.5). Bemerkenswert ist, dass diese Informationen weder in den Freitextfeldern der katalogisierten Studieninformationen und den Studienreports (wie sie z.B. vom FDZ-BO publiziert werden) noch in sonstigen Metadaten enthalten waren. [39]

Die meisten Transkripte unseres Korpus enthielten ebenfalls keine bzw. wenige Informationen zur Interviewsituation und den am Interview Beteiligten. Da die Anzahl von Interviewer*innen und Interviewten ein für uns relevantes Kriterium darstellte, nahmen wir zusätzliche Sichtungsarbeiten und Anpassungen im Datenkorpus vor. So bemerkten wir gelegentlich erst bei der genaueren Durchsicht, dass zwei Personen Fragen stellten (gekennzeichnet z.B. als "I1" und I2" oder einem "wir", das sich gegenseitig unterbrach und ergänzte), Dritte sich ins Gespräch einschalteten, dass das Interview offenbar per Telefon geführt wurde – erkennbar an der Grußformel: "Auf Wiederhören!" –, oder dass neben einem Leitfaden auch visuelle Reize eingesetzt worden waren. Kontextinformationen zur Interviewsituation waren so in Einzelfällen zumindest rekonstruierbar, aber eben nicht explizit dokumentiert. Als Gegen- und Positivbeispiel sind hier die von Qualiservice bereitgestellten Transkripte mit ihrem umfassenden Transkriptkopf zu nennen, auch wenn manche der darin vorgesehenen Angaben zu den Beteiligten vermutlich aus Gründen der Anonymisierung fehlten. [40]

Auffällig war außerdem die weitgehende Unsichtbarkeit der Interviewer*innen in Metadaten, Projektbeschreibungen, Siglen bzw. Pseudonymen und Transkriptköpfen, während soziodemografische Angaben über die Interviewten in aller Regel bereitgestellt wurden (z.B. in Form der Samplebeschreibung oder anhand von Pseudonymen, die zumindest auf Merkmale wie Geschlecht Rückschlüsse erlaubten). Unspezifische Kollektivbeschreibungen der Interviewenden in Studienreports oder Publikationen wie die, dass Interviews von "Projektmitarbeiter*innen" oder "Kooperationspartner*innen" durchgeführt worden seien, waren wenig aufschlussreich, da offenblieb, wer genau ein Interview geführt hatte – Professor*innen, ein Kernmitglied des Projektteams oder (externe) Hilfskräfte (ROTH 1966)? Rückschlüsse auf einzelne Interviewer*innen innerhalb einer Studie waren nur in Ausnahmefällen möglich, da diese auch in den Transkripten meist als anonymes, scheinbar eigenschaftsloses "I" geführt wurden – sie erscheinen so als "alterslos, geschlechtslos, geruchlos, farblos, ohne sozial-differentiellen Habitus etc." (BREUER 2003, §19). Dass es auch anders geht, zeigt sich insbesondere anhand einer bei eLabour archivierten Studie: Die Interviewenden waren hier namentlich bekannt und der auch selbst interviewende Projektleiter stand für Rückfragen zur Verfügung – was als funktionales Äquivalent zur Bereitstellung umfassender Kontextinformationen seitens des Archivs angesehen werden kann. [41]

6. Impulse für die Praxis der Archivierung qualitativer Daten

Die beachtliche Menge und Vielfalt der verfügbaren qualitativen Interviewdaten hat dazu beigetragen, dass wir letztlich erfolgreich ein großes Datenkorpus zusammenstellen und für unser Projekt nutzen konnten. Der Samplingprozess erforderte jedoch ein Vielfaches der vorab antizipierten Recherche-, Kommunikations- und Sichtungsarbeit, da sich unser Forschungsinteresse nicht auf Interviewtranskripte als Container für bestimmte Inhalte, sondern als spezifische interaktiv hergestellte Produkte primärer Forschungszusammenhänge bezog, deren Kontext jedoch nicht immer im gewünschten Maße verfügbar war. Die anfängliche Annahme, dass die Archivnutzung einen (zeit-)ökonomischen Datenzugang ermöglichen würde und Daten ready to use vorlägen, hat sich für unser Projekt somit nicht ohne weiteres bestätigt. Im Rückblick liegt dies in Teilen auch an falschen Erwartungen. Wir hatten die methodologischen Spezifika einer sekundäranalytischen Arbeit mit den Daten ebenso unterschätzt wie die konkreten Arbeitsschritte der Datenakquise, der Herstellung des Data Fit und der Datenaufbereitung. Darüber hinaus wussten wir (zu) wenig über die Besonderheiten der Arbeit mit archivierten Forschungsdaten, die Workflows der Archive und die Relevanz einer ausführlichen und intensiven Kommunikation im Zuge der kuratierten Datenzugänge. (Zukünftige) Sekundärforschende könnten daher gut beraten sein, in einen intensiveren Dialog mit den Datenarchivar*innen einzutreten. [42]

Ob bzw. inwiefern sich unsere projektspezifischen Erfahrungen auf andere Forschungskontexte übertragen und sich die von uns identifizierten Problemlagen verallgemeinern lassen, halten wir auch vor diesem Hintergrund durchaus für diskutabel. Gleichzeitig werden durch unsere Beobachtungen grundlegende forschungspraktische und methodologische Fragen in Bezug auf die Archivierungspraxis qualitativer Interviewdaten aufgeworfen, die einer weiteren Debatte bedürfen. Impulse hierfür bieten die folgenden Überlegungen zu "guten" Gründen für die aus unserer Sicht teilweise "schlechte" Dokumentations- und Datenqualität (GARFINKEL 1967), bei denen die Triade aus Primärforschenden, Archivar*innen und Sekundärforschenden eine zentrale Rolle spielt. [43]

6.1 Empirische Vielfalt von Forschungsprozessen vs. standardisierte Nutzungsbedingungen

Bereits in den Prozessen der Herstellung, Bearbeitung, Aufbereitung, Aufbewahrung und Nachnutzung qualitativer Daten lassen sich vielfältige Arten des Data Handlings ausmachen. Zugleich gehen disziplinspezifische Tradierungen und die intensivierte Forschungsförderung der (qualitativen) Datenarchivierung mit einer Diversifizierung und Spezialisierung der qualitativen Archivlandschaft einher (BAMBEY, MEYERMANN, PORZELT & RITTBERGER 2018). Diese Gemengelage eröffnet bereits jetzt ein vielfältiges inter- bzw. multidisziplinäres Nachnutzungspotenzial vorhandener Daten. Kataloge, Metadaten, Nutzungsverträge etc. können als Dokumente gelesen werden, die Hinweise über erwartete Nutzungsinteressen von bisherigen und zukünftigen Sekundärforschenden enthalten. [44]

Mit den Nutzungsbedingungen der Archive wird eine Schnittstelle zwischen Primär- und Sekundärforschenden geschaffen. In Verträgen werden nicht nur legitime Schutz- und Urheberrechtsinteressen der Primärforschenden antizipiert, etwa die Einhaltung von Datenschutz und guter wissenschaftlicher Praxis durch Sekundärforschende. Sie verweisen auf und generieren selbst die Art und Weise, wie mit archivierten Daten gearbeitet werden kann. So rekurriert der Ausschluss, Daten mit Projektexternen zu teilen, entweder auf eine Vorstellung, dass Datenanalyse eine individuelle Leistung sei, für die es keine Dritten brauche, oder Sekundärforschung wird innerhalb einer nach außen abgrenzbaren Projektgruppe (und nicht etwa z.B. einzeln forschenden Promovierenden) verortet. [45]

In Vertragsklauseln, die Einsicht in unsere Arbeit mit den Daten gewährten, wurde darüber hinaus die Vorstellung eines Normalfalles offenbart, bei dem sich Sekundärforschende der Daten einer Quelle bzw. eines Archives bedienen. Dabei sind wir nicht die einzigen Sekundärforschenden, die für ihre Forschung Material aus verschiedenen Primärforschungsprojekten und Quellen nutzen (vgl. BECKMANN et al. 2013 für ein entsprechendes thematisches Sekundärforschungsprojekt). Einsichtsrechte in die Datenverarbeitung können daher zu Datenschutzkonflikten führen – etwa dann, wenn Interviewtranskripte unterschiedlichen Ursprungs mithilfe von Software zur qualitativen Datenanalyse in einem gemeinsamen Projekt bearbeitet werden. Wir halten es daher für sinnvoll, die verschiedenen Forschungsrealitäten für die Nutzungsbedingungen der Archive mitzudenken und ggf. die jeweiligen Vertragsklauseln anzupassen. [46]

6.2 Genese und Relevanz methodenbezogener Metadaten

Ein vorrangig methodenorientiertes Interesse an Interviews wurde in den von uns konsultierten Archiven offenbar nicht antizipiert, zumindest jedoch nicht in die Kataloginfrastruktur übertragen. Erklären lässt sich dies zum Teil aus disziplinären, thematischen und teils auch methodischen Spezialisierungen in einzelnen Archiven. Zudem sind die Archivar*innen bei der Bereitstellung von methodenbezogenen Metadaten in erster Linie an die Methodendarstellungen der Primärforschenden gebunden. [47]

So sind für die häufige Bezeichnung als "Leitfadeninterview" oder "qualitatives Interview" in unserem Datenkorpus verschiedene Erklärungsansätze in Bezug auf die primären Forschungszusammenhänge möglich: Gerade bei älteren Studien, die vor der Ausdifferenzierung und dem "(Wieder-)Erfinden von Interviewverfahren" (MEY 2005) entstanden sind, wäre ein Alterseffekt in der Form denkbar, dass zum Entstehungszeitpunkt die Anwendung spezifischer Verfahren weder möglich noch notwendig war. Weiterhin kann in der Forschungspraxis aus guten methodischen Gründen von methodischen Regularien abgewichen werden, beispielsweise wenn Varianten bzw. Elemente aus unterschiedlichen Interviewverfahren kombiniert werden. Das "Leitfadeninterview" wäre damit ein Sammelbegriff für gegenstandsangemessene Verfahren, mit denen kein anderer legitimatorischer Bezug auf spezialisierte etablierte Erhebungsverfahren beansprucht wird. Konsequenterweise würde dann in Publikationen und im Archiv das konkrete methodische Vorgehen ausführlich dargestellt. Im negativen Sinne könnte es sich allerdings auch um einen ähnlichen "rhetorical sleight of hand" handeln, wie ihn SUDDABY (2006, S.633) in der Verwendung des Labels "Grounded Theory" ausmachte – d.h. um einen Leerbegriff, mit dem nichts weiter ausgesagt wird, als dass nicht ohne Leitfaden und damit im weitesten Sinne qualitativ statt quantitativ geforscht wurde. [48]

Unser projektspezifisches Interesse an Methodenbeschreibungen mag für andere methodologische wie thematische Sekundärforschungsprojekte von nachrangiger Relevanz sein. Die aus unserer Sicht unzureichenden methodenbezogenen Angaben verweisen jedoch auf ein tiefer liegendes Problem. Zum einen wird damit der vielfach formulierte Qualitätsanspruch gut dokumentierter, expliziter und vollständiger Kontextinformationen in Metadaten und Studienreports nicht zufriedenstellend umgesetzt, obwohl solche Kontextinformationen als unerlässlich für den Nachvollzug des primären Forschungsgeschehens gelten (HOLLSTEIN & STRÜBING 2018b; KRETZER & DIEPENBROEK 2018; MEDJEDOVIĆ 2014). Zum anderen gilt für jede Form qualitativer Forschung ein grundlegender Bedarf an Explikation und Nachvollziehbarkeit des methodischen Vorgehens, welcher vielfach als Gütekriterium qualitativer empirischer Forschung benannt wurde (STEINKE 2017; STRÜBING, HIRSCHAUER, AYAß, KRÄHNKE & SCHEFFER 2018).15) [49]

Die methodische Beschaffenheit wurde zudem auch von thematisch interessierten Sekundärforschenden als Marker für einen bestimmten epistemischen Status von Interviewdaten beschrieben. So erachtete etwa BECKMANN (2015, S.312) erzählgenerierende Interviewverfahren – realisiert im Rahmen biografisch-narrativer oder problemzentrierter Interviews – als Goldstandard für Sekundäranalysen von Interviews und befand demgegenüber standardisierte Leitfadeninterviews als ungeeignet. Für eine gewinnbringende Sekundärforschung halten wir es daher für eine in hohem Maße relevante Frage, inwiefern solche etablierten und legitimierten Verfahren der qualitativen Interviewforschung in den Datenangeboten der Archive vorkommen. Sie sollten über adäquate methodenbezogene Metadaten ebenso auffindbar sein wie andere Varianten der Datenerhebung. [50]

6.3 Beschaffenheit der Transkripte

Eine weitere Herausforderung in der Arbeit mit archivierten Interviewdaten haben wir in der Beschaffenheit der Transkripte ausgemacht. Berichte anderer Sekundärforschender wie LAMPROPOULOU und MYERS (2012) zeigen, dass das Fehlen interaktiver Details kein Spezifikum in der deutschsprachigen Archivlandschaft bzw. in unserem Datenkorpus zu sein scheint. Während sich Sekundärforschende angesichts meist unzugänglicher Audiodaten zwangsläufig auf die Fähigkeiten und Interpretationen der Transkribend*innen verlassen müssen, treffen diese eigene Relevanzentscheidungen:

"Transcripts are decontexualised, reduced to verbal data, simplified, and sometimes left with inaccuracies because the researchers had different aims, did not need detailed transcripts, and in any case could not afford to transcribe with the level of detail an analyst of interaction might wish" (§20). [51]

Neben unterschiedlichen Forschungsinteressen und fehlenden Ressourcen können auch samplespezifische Alterseffekte die von uns vorgefundene Transkriptqualität erklären. In Betracht kommen jedoch auch methodologische und epistemologische Gründe. So unterliegt in der sozialwissenschaftlichen qualitativen Interviewforschung der Modus der Verschriftlichung von Gesprochenem derzeit keinem einheitlichen Standard. Unterschiedliche Konventionen und Regelsysteme werden meist mit spezifischen Erhebungs- und Auswertungsmethoden sowie Phänomenen und Forschungsinteressen gegenstandsangemessen verzahnt. Eine sequenzanalytische Rekonstruktion (BOHNSACK 1993) bedarf einer kleinschrittigeren und detaillierteren Transkription, als dies für eine inhaltsanalytische Auswertung (MAYRING 2015) für notwendig erachtet wird. Das Transkribieren stellt deshalb nicht bloß einen technischen Akt vor der Interpretation dar, sondern einen konstitutiven, Bedeutung generierenden Teil des Forschungsprozesses, der Wissen über die Daten sowie Vorstellungen über deren Interpretation bedarf und beinhaltet (AYAß 2015). Vor diesem Hintergrund müssten Transkriptionsentscheidungen als (häufig implizite, seltener explizierte) methodische Entscheidungen der (Primär-)Forschenden behandelt werden. [52]

Während der interpretative Akt des Transkribierens in Teilen der Methodenliteratur zur Interviewforschung thematisiert und reflektiert wurde (DITTMAR 2009; s. auch KRUSE 2015, S.346ff.), wurden die theoretischen und methodologischen Aspekte anders als die technischen nicht konsequent in die forschungspraktischen Arbeiten übertragen (z.B. KRUSE 2015, S.350ff.; PRZYBORSKI & WOHLRAB-SAHR 2014, S.162ff.). SKUKAUSKAITE (2012) kritisierte in diesem Zusammenhang, dass Interviewforschende ihre theoriegeleiteten Entscheidungsprozesse in Bezug auf die Transkription nur selten explizierten, und BREUER (1999, S.248) monierte die "kaum hinterfragte Selbstverständlichkeit" der transkriptionsbezogenen Entscheidungs- und Selektionskriterien. Dieser Einschätzung müssen wir uns in Bezug auf den Großteil unserer Daten anschließen: Die Methodizität der Transkription wurde als solche meist nicht beachtet, zumindest aber nicht entsprechend dokumentiert. [53]

Hinzu kommt, dass wir innerhalb unseres Korpus eine Korrespondenz sprachlicher Glättungen und sparsamer interaktiver Details mit fehlenden Dokumentationen der Transkriptionskonventionen sowie wenig differenzierten Beschreibungen der Interviewverfahren beobachten konnten. Eine institutionell ansetzende Erklärung dafür wäre, dass in den deutschsprachigen Archiven (bislang) vor allem ein bestimmtes Teilgebiet der qualitativen Interviewforschung vertreten ist (bzw. wir vorrangig auf dieses Zugriff hatten), in dem die von uns gesuchte Datenqualität und -dokumentation weder für die Primärforschenden relevant war noch von den Archivar*innen als Kriterium einer potenziellen Datennachnutzung antizipiert wurde. Die Menge der aus unserer Perspektive "schlechten" Transkripte ließe sich insofern als Bestätigung der u.a. von CICOUREL (1970 [1964]) sowie DEPPERMANN (2013) formulierten Kritik an einer vorrangig text- bzw. inhaltsbezogenen Interviewforschung interpretieren, innerhalb derer Interviews nicht in ihrer Eigenschaft als prozesshafte, kommunikative Ereignisse ernst genommen werden (s. auch KOHLI 1978). Trotz unseres Wunsches nach "guten" bzw. "besseren" Transkripten plädieren wir jedoch ausdrücklich nicht dafür, mit ohnehin knappen Ressourcen ausgestattete Primärforschende aufgrund von speziellen Interessen interaktionsorientierter Sekundärforschender zur Anfertigung detaillierter Interviewtranskripte zu drängen. Vielmehr stellt sich für uns die Frage, ob bzw. wo Daten aus interaktionsbezogener Interviewforschung (die es angesichts der laufenden methodologischen Debatte ja geben müsste) innerhalb der deutschsprachigen Archivlandschaft zu finden sind.16) [54]

6.4 Dokumentation von Kontextinformationen

Die von uns eingesehenen archivierten Projektmaterialien enthielten in der Regel nicht die Menge und Qualität von Kontextinformationen zum Interviewgeschehen, die für unser Vorhaben relevant gewesen wären. Dabei gilt das Vorliegen umfassender Kontextinformationen als wichtige Voraussetzung für das Gelingen jeglicher Sekundäranalysen: "Wenn man nicht weiß, wer es ist, der diese archivierte Äußerung wem gegenüber in welcher Situation im Kontext welcher Beziehungsgeschichte und institutionellen Einbettung wann getan hat, weiß man schlicht nicht, was diese Äußerung bedeutet" (HIRSCHAUER 2014, S.307). Konkret kann es einen Unterschied machen, wer die Interviews führt (MEY 2000), etwa wenn spezifische Deutungen des Interviewthemas durch Interviewte auf Effekte einzelner Interviewer*innen zurückzuführen sind (MRUCK & MEY 1996, S.27) oder das Alter der Interviewer*innen Einfluss auf die Äußerungen der Interviewten hat (STEINERT 1984). Nur wenn Sekundärforschenden entsprechende Kontextinformationen zur Verfügung stehen, können sie eigenständig, gut informiert und stichhaltig Interviewer*inneneffekte rekonstruieren. [55]

Datenschutzgründe und forschungsethische Verpflichtungen erklären zwar sparsame Informationen zu den Interviewten, nicht aber die unsichtbaren, eigenschaftslosen Interviewenden, deren Identität mit den vorhandenen Techniken zur Anonymisierung bzw. Pseudonymisierung maskiert werden könnte. Fehlende finanzielle, personelle und zeitliche Ressourcen für die Dokumentation scheiden als (zumindest einzige bzw. starke) Gründe aus, wenn es sich um Informationen handelt, die von den Primärforschenden selbst als forschungsrelevant angesehen werden. Es geht hier nicht um eine scheinbar unendliche Explikation von Kontextwissen, die MEIER ZU VERL und MEYER (2018) für ethnografische Forschungsdaten als nicht umsetzbar zurückgewiesen haben, sondern um eine Verschriftlichung des ohnehin (implizit) vorhandenen Wissens der Primärforschenden (BAMBEY et al. 2018) zur Interviewsituation: Informationen zu Gesprächsorten und Gesprächsdauer, eventuellen Auffälligkeiten sowie zu solchen soziodemografischen Merkmalen, die für die Interviewbeteiligten selbst erkennbar oder ersichtlich sind (VAN DEN BERG 2005). [56]

Wenn davon ausgegangen werden kann, dass das, was im Ergebnis als Kontextwissen geteilt wird, wesentlich am methodischen und disziplinären Status quo der Primärforschung und des Archives orientiert ist, dann ist als dritte Kategorie von Gründen für die sparsame Kontextualisierung ein (implizit) positivistisches Verständnis von Interviewforschung und Interviewdaten möglich. Dieses zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass 1. den Interviewten die Rolle von Berichterstatter*innen und Informationsquellen über dem Interview vorgängige Sachverhalte zugewiesen wird (vgl. z.B. SCHEUCH 1973); 2. die Interviewenden, die Forschungsinstrumente und das Forschungssetting als neutrale Instanzen konzipiert und eine interaktive Wechselwirkung zwischen Beforschten und Forschenden unter idealen bzw. hinreichend guten Forschungsbedingungen für vernachlässigbar gehalten werden und 3. im Ergebnis die Auskünfte der Interviewten als "Fallobst" aufgefasst werden, das unabhängig von seinen Kontexten aussagekräftig ist und "von Forschenden nur aufgelesen zu werden braucht" (STRÜBING et al. 2018, S.89). Liegt den Praktiken der Primärforschenden bzw. der Archivar*innen ein solches Datenverständnis zugrunde und werden zudem entsprechende Interessen von Sekundärforschenden in der Datenaufbereitung für die Archivierung nicht antizipiert, so erscheint eine umfassende Kontextualisierung des Interviewgeschehens gewissermaßen aus "guten" methodischen Gründen irrelevant. [57]

7. Schlussfolgerungen

Die rekonstruierten vielschichtigen Problemlagen bei der Arbeit mit archivierten qualitativen Interviewdaten bringen uns zu der Frage zurück, welchen "Sinn" Archive für qualitative Datenanalysen insgesamt haben und wie es gelingen kann, den Datensinn im Archiv zu bewahren (HIRSCHAUER 2014). Zu Beginn dieses Beitrages haben wir bereits dafür plädiert, von pauschalen Antworten auf diese Frage abzusehen und stattdessen v.a. aus den konkreten Forschungsrealitäten heraus Schlussfolgerungen anzustellen. Sinnvoll sind Archive u.E. dann, wenn Sekundärforschende im Kontext ihrer Projekte aus den archivierten Daten neuen Sinn generieren können. Vor diesem Hintergrund haben wir über unsere Erfahrungen in einem methodologisch orientierten Sekundärforschungsprojekt berichtet sowie Reflexionen und Impulse zur Archivierung qualitativer Interviews geteilt. Über diese konkreten Impulse hinaus möchten wir abschließend einige Überlegungen zur Zukunft der Archivierung qualitativer Forschungsdaten anstellen. [58]

Erstens halten wir es für produktiv, die laufende Debatte durch weitere praxisbezogene Beiträge auf empirischer Grundlage zu bereichern. Es bedarf insbesondere einer stärkeren Berücksichtigung von vielfältigen Forschungsansätzen und Fragestellungen, in denen sich nicht auf die inhaltlich-thematische Aussagekraft von qualitativen Daten beschränkt wird (LAUDEL & BIELICK 2019) und in denen die spezifischen Anforderungen an eine gute (bzw. im Vergleich zum Status quo immerhin bessere) Archivierungspraxis formuliert werden. Zudem müsste die Debatte stärker als bisher unter Beteiligung aller Akteur*innen innerhalb der Triade aus Primärforschenden, Archivar*innen und Sekundärforschenden geführt werden. Die Relevanz einer solchen Debatte zeigt sich gerade in (post-)pandemischen Zeiten, in denen Alternativen zur klassischen Datengenerierung mittels Face-to-Face-Interviews erkundet, erprobt und auch methodologisch reflektiert werden (müssen). [59]

Zweitens braucht es aufgrund der zahlreichen fragilen Schnittstellen zwischen Datenerhebung, -archivierung, -kuratierung und -nachnutzung mehr Kommunikation und Austausch über die konkrete Forschungspraxis innerhalb der Triade der beteiligten Akteur*innen. Spezifisch mit Blick auf die Arbeit der Archive haben wir am Beispiel der Methodenbeschreibungen gezeigt, dass diese mehr als das Konservieren und Einfangen von vorhandenen Daten umfasst und selbst bedeutungsstiftend ist. Die Praxis des Archivierens ist daher abhängig von Feedback, Diskussion und kritischem Austausch mit der Scientific Community. Die u.a. von Qualiservice organisierten Nutzer*innenworkshops stellen hierbei einen ersten Schritt dar, einen entsprechenden Austausch zu pflegen. Eine Herausforderung besteht dabei in unterschiedlichen Arbeitsweisen, disziplinären (und subdisziplinären) Sozialisationen und Bedarfen der Beteiligten. Entsprechend obliegt Datenarchiven, die nicht nur an der Sicherung von Datenbeständen für eine Nachnutzung innerhalb der eigenen Nische interessiert sind, die verantwortungsvolle Aufgabe einer gewissermaßen "interkulturellen" Verständigung im disziplinär, epistemologisch, methodologisch und methodisch plural aufgestellten Feld qualitativer Forschung. Für die Fortführung des Dialoges wird insofern die Explikation und Übersetzungsarbeit zwischen verschiedenen Fachcommunities (RatSWD 2018) weiter an Bedeutung gewinnen. [60]

Drittens war und ist die Debatte um die Archivierung qualitativer Daten auch eine Debatte um Methoden und Gütekriterien qualitativer Forschung und sollte daher explizit auch als solche geführt werden. In Bezug auf die von uns genauer betrachtete Interviewforschung hat sich dies unter anderem in der gehäuften Verwendung unspezifischer Methodenlabels sowie der unzureichenden Dokumentation von Transkriptionsentscheidungen gezeigt. Die Archivierungspraxis kann jedoch nur so gut sein wie die eingestellten Daten, die wiederum ausschlaggebend dafür sind, inwiefern es Sekundärforschenden gelingt, ein "mehr" an Sinn auszumachen bzw. zu rekonstruieren. Daher stellt sich die Frage nach dem "Sinn im Archiv" nicht erst bei der Archivierung von Interviewtranskripten und ihrer Auffindbarkeit in Katalogen. Sie zeigt sich bereits unter anderem daran, inwieweit Primärforschende sich von positivistischen Tendenzen abgrenzen und die Kontextualisierung ihrer Forschungsdaten und Methodizität ihres Forschungshandelns als relevant für die eigene Wissensproduktion begreifen. [61]

Danksagung

Carsten G. ULLRICH danken wir herzlich für sein konstruktives Feedback zu früheren Versionen dieses Artikels und anregende Diskussionen. Ebenso danken wir den beiden anonymen Gutachter*innen dieses Beitrags für ihre hilfreichen Anmerkungen. [62]

Anhang: Übersicht über das Datenkorpus

Archiv "Deutsches Gedächtnis", Institut für Geschichte und Biographie, Fernuniversität Hagen, https://deutsches-gedaechtnis.fernuni-hagen.de [Zugriff: 22. Dezember 2021].

Bartl, Walter; Jonda, Bernadette; Kopycka, Kararzyna; Pawleta, Dominika; Rademacher, Christian; Reinhold, Maria & Sackmann, Reinhold (2012). Demographischer Wandel und der Arbeitsmarkt des öffentlichen Sektors SFB580-B8. Bereitgestellt durch das Forschungsdatenzentrum Betriebs- und Organisationsdaten (FDZ-BO), Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, https://doi.org/10.7478/s0044.1.v1 [Zugriff: 22. Dezember 2021].

Bellmann, Johannes; Kirchhoff, Corrie; Schweizer, Sebastian & Duzevic, Doris (2015). NeFo – Nicht-intendierte Effekte Neuer Steuerung im Schulsystem. Teilstudie Qualitative Querschnittsstudie. Bereitgestellt durch das Forschungsdatenzentrum Bildung (FDZ Bildung am DIPF), Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, https://doi.org/10.7477/59:1:1 [Zugriff: 22. Dezember 2021].

Decke-Cornill, Helene & Bauer, Viktoria (2016). Motivstrukturen von Oberstufenschülerinnen und -schülern unterschiedlicher Herkunft beim Lernen des Englischen. Erhebungszeitraum 1.9.2011 –1.12.2012. Bereitgestellt durch das Forschungsdatenzentrum Bildung (FDZ Bildung), DIPF, Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, https://doi.org/10.7477/157:1:1 [Zugriff: 22. Dezember 2021].

Gehmacher, Johanna (1988-1989). Dataset P199401q: Jugend ohne Zukunft. Hitler-Jugend und Bund Deutscher Mädl in Österreich vor 1938. Bereitgestellt durch das Austrian Social Science Data Archive (AUSSDA), Universität Wien.

Gröneweg, Christine; Matiaske, Wenzel & Rundnagel, Regine (2012). InnoKenn – Entwicklung und Validierung eines Diagnosewerkzeugs zur Erfassung der Innovationsfähigkeit von Unternehmen aus arbeitsorientierter Perspektive mit einem dazugehörigen Vorgehensmodell. Bereitgestellt durch das Forschungsdatenzentrum Betriebs- und Organisationsdaten (FDZ-BO), Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, https://doi.org/10.7478/s0031.1.v1 [Zugriff: 22. Dezember 2021].

Huber, Eveline & Bergmann, Max (2013). Qualitative Interviews mit jungen Frauen zu ihren Wunsch- und momentanen Berufen – 2010. Bereitgestellt durch das Schweizer Kompetenzzentrum für Sozialwissenschaften (FORS), https://doi.org/10.23662/FORS-DS-610-2 [Zugriff: 22. Dezember 2021].

Unbekannte Autor*in (o.J.). Anonymisierter Datensatz 1. Bereitgestellt durch das Forschungsdatenzentrum Qualiservice, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen.

Unbekannte Autor*in (o.J.). Anonymisierter Datensatz 2. Bereitgestellt durch das Forschungsdatenzentrum Qualiservice, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen.

Unbekannte Autor*in (o.J.). Anonymisierter Datensatz 3. Bereitgestellt durch das Forschungsdatenzentrum Qualiservice, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen.

Unbekannte Autor*in (o.J.). Unbekannter Studientitel (Kindheitsforschung). Bereitgestellt durch das Archiv Kindheit und Jugend im urbanen Wandel, Universität Duisburg-Essen.

Wehner, Theo; Manser, Tanja & Dieckmann, Peter (2005). Experteninterviews zur Praxis des Simulatoreneinsatzes – 2001. Bereitgestellt durch das Schweizer Kompetenzzentrum für Sozialwissenschaften (FORS), https://doi.org/10.23662/FORSDS-403-1 [Zugriff: 22. Dezember 2021].

Wolf, Harald; Tullius, Knut & Vogel, Berthold (2012-2014). Brüchige Legitimationen – neue Handlungsorientierungen? Gerechtigkeitsansprüche und Interessenorientierungen in Arbeit und Betrieb vor dem Hintergrund von Krisenerfahrungen. Bereitgestellt durch eLabour, Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, Universität Göttingen.

Zinnecker, Jürgen (1986). Studium und Biographie. Bereitgestellt durch das Archiv Kindheit und Jugend im urbanen Wandel, Universität Duisburg-Essen.

Zinnecker, Jürgen & Projektgruppe Jugendbüro e.V. (1976). Hauptschüler und Lehrlingsstudie – Lebenswelt – 1972-78. Bereitgestellt durch das Archiv Kindheit und Jugend im urbanen Wandel, Universität Duisburg-Essen.

Anmerkungen

1) Daten zu archivieren bedeutet nicht zwingend, diese auch für Sekundärnutzung bereitzustellen (HOLLSTEIN & STRÜBING 2018a, S.104). Zudem eröffnet das Archivieren zunächst nur ein Potenzial für eine spätere Nachnutzung. Dennoch legitimiert u.E. besonders eine rege Nachnutzung die Förderung der Archivinfrastrukturen sowie den Arbeitsaufwand der Aufarbeitung entsprechender Daten durch Primärforschende und Archivar*innen. <zurück>

2) Das Projekt wird von Carsten G. ULLRICH geleitet, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert (2019-2022; UL 186/15-1) und ist am Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik der Universität Duisburg-Essen angesiedelt. <zurück>

3) Die formale Textsortenanalyse bedurfte einer Adaption, weil bei dieser aufgrund des angestrebten hohen monologischen Charakters narrativer Interviews die Textsortenproduktion vorrangig aufseiten der Interviewten verortet und untersucht wird. Das gesuchte und schließlich vorliegende Material enthielt jedoch auch dialogischere Interviews, in denen Interviewer*innen intensiver in die Textsortenproduktion eingebunden waren. <zurück>

4) Das Primat des Transkripts in der Datenanalyse besteht in weiten Teilen der auf Interviews basierenden Sozialforschung im deutschsprachigen Raum, in der die hermeneutische Analyse von Texten entlang kodifizierter Auswertungsverfahren als zentrale analytische Leistung im Forschungsprozess gilt (BETHMANN & NIERMANN 2015; POFERL & KELLER 2016). LOUBERE (2017) sowie VOGEL und FUNCK (2017) plädierten jedoch in bestimmten Fällen für die Analyse von Protokollen. EVERS (2011) sowie MARKLE, WEST und RICH (2011) diskutierten, ob mit neuen Möglichkeiten, Audio- und Videodaten direkt in Software für die qualitative Datenanalyse zu öffnen und zu analysieren, Transkriptionen überhaupt noch nötig sind. <zurück>

5) Die Korpuserstellung begann im Mai 2019 und erstreckte sich über einen Zeitraum von etwa einem Jahr. Zur Darstellung der folgenden Abschnitte sei angemerkt, dass es sich nicht um eine lineare Aneinanderreihung von Stationen handelte, sondern um ineinandergreifende und parallel verlaufende Prozesse, die sich über die Hälfte des auf zunächst für zwei Jahre angelegten Projektes erstreckten, d.h. doppelt so lang, wie im Projektzeitplan veranschlagt. <zurück>

6) https://www.konsortswd.de/datenzentren/alle-datenzentren/ [Datum des Zugriffs: 27.Oktober 2021] <zurück>

7) https://www.forschungsdaten-bildung.de/fdz_bildungsforschung [Datum des Zugriffs: 27. Oktober 2021] <zurück>

8) Als Maßstab dieser Momentaufnahme dienten sowohl Selbstbeschreibungen als auch die Verfügbarkeit entsprechender Daten zum Zeitpunkt unserer Recherche. So war z.B. das Archiv des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) am DIW in Berlin zwar in der Übersicht des RatSWD als Datengeber für qualitative Daten gelistet, teilte uns auf Nachfrage jedoch mit, dass diese (noch) nicht für die Nachnutzung zur Verfügung stünden. Zu einem späteren Zeitpunkt eröffnete Archive wie das Forschungsdatenzentrum für audiovisuelle Daten der qualitativen Sozialforschung (FDZ-aviDa) sind ebenfalls nicht aufgeführt. <zurück>

9) Das Kürzel FDZ steht für ein vom RatSWD akkreditiertes Forschungsdatenzentrum. Kernkriterien für die Akkreditierung sind, dass mindestens ein Datenzugangsweg vorliegt, d.h., dass Daten für potenzielle Nutzer*innen auch zugänglich sind, Dokumentationen zu den Daten bereitgestellt werden und ein Konzept zur langfristigen Verfügbarmachung der Daten vorliegt (https://www.konsortswd.de/datenzentren/akkreditierung/ [Zugriff: 27.Oktober 2021]). <zurück>

10) Im Dezember 2021 löste SWISSUbase FORS als digitale Archivierungslösung für sozialwissenschaftliche Studien an Schweizer Hochschulen und anderen Forschungsorganisationen ab. <zurück>

11) Zum Vergleich: Das Archiv Kindheit und Jugend im urbanen Wandel ist eines der wenigen der von uns kontaktierten Archive, in dem Daten vor allem aufbewahrt und nicht explizit für die Nachnutzung aufbereitet werden. Dort waren wir nach vorheriger Beratung mehrmals persönlich vor Ort, um eigenständig relevante Dokumente aus den Ordnern und Regalen zu sichten und zu digitalisieren. Dadurch konnten wir Einblick in den gesamten Archivbestand und nicht nur in eine von Archivar*innen getroffene Vorauswahl nehmen. <zurück>

12) Das hier offenbarte Verständnis über die wohl untergeordnete Bedeutung von Fragen in thematischen (Sekundär-)Forschungsprojekten erscheint uns in methodologischer Hinsicht fragwürdig: Wenn Interviews grundsätzlich als Interaktion begriffen werden (DEPPERMANN 2013), so müssen die Beiträge der Interviewenden mitberücksichtigt werden, ganz gleich, ob es sich um eine thematische oder eine methodenorientierte (Sekundär-)Analyse handelt. <zurück>

13) Von einem Archiv erhielten wir 26 Interviewauszüge aus neun verschiedenen Studien, die jedoch alle nach identischen methodischen Leitlinien geführt wurden. Aus pragmatischen Gründen behandeln wir sie in dieser Übersicht als eine Studie. <zurück>

14) Die Prüfung von Publikationen war nicht bzw. nur eingeschränkt möglich bei Primärstudien, die nur in anonymisierter Form vorlagen oder zu denen mangels zugänglicher Dokumentation eine Zuordnung zu Publikationen für uns nicht oder nur unter Einsatz eines großen detektivischen Ehrgeizes leistbar gewesen wäre. <zurück>

15) Anders als in Publikationen von Forschungsergebnissen dienen Methodenbeschreibungen von archivierten Forschungsdaten nicht der Plausibilisierung von Analysen und Schlussfolgerungen. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Einordnung der Daten als Produkte eines Forschungsprozesses mit einer spezifischen Qualität und Vergleichbarkeit gegenüber anderen Forschungsdaten. <zurück>

16) Zwar verfügt das Mannheimer Archiv für Gesprochenes Deutsch über entsprechend detaillierte und dokumentierte Gesprächsdaten und darunter auch einige Interviewkorpora, jedoch stammen diese aus sprach- und nicht sozialwissenschaftlichen Projekten und kamen wegen unseres spezifisch methodenorientierten Interesses nicht infrage. <zurück>

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Zu den Autorinnen

Malin HOUBEN ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Geschlechtersoziologie an der Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-geförderten Projekt "Fragen in qualitativen Interviews. Sekundäranalysen zur Bedeutung unterschiedlicher Frageformen in Interviews" (Leitung: Carsten G. ULLRICH) an der Universität Duisburg-Essen. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der qualitativen Forschungsmethoden, insbesondere Interviewmethodologie und ethnografische Interaktionsstudien sowie Ethnomethodologie und mikrosoziologische Geschlechter-, Medizin- und Körpersoziologie.

Kontakt:

Malin Houben, M.A.

Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie
Universitätsstr. 25
33615 Bielefeld

E-Mail: malin.houben@uni-bielefeld.de

 

Judith ECKERT ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-geförderten Projekt "Fragen in qualitativen Interviews. Sekundäranalysen zur Bedeutung unterschiedlicher Frageformen in Interviews" (Leitung: Carsten G. ULLRICH) an der Universität Duisburg-Essen. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen qualitative Methoden und Methodenkombinationen, soziale Ungleichheit, Geschlechterforschung, Beziehungs- und Familiensoziologie sowie Soziologie der (Un-)Sicherheit und Angst.

Kontakt:

Dr. Judith Eckert

Universität Duisburg-Essen
Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik
Universitätsstr. 2
45141 Essen

Tel.: +49 201 183 4380
Fax: +49 201 183 42 67 (Sekretariat)

E-Mail: judith.eckert@uni-due.de
URL: https://www.uni-due.de/biwi/ullrich/eckert2.php

Zitation

Houben, Malin & Eckert, Judith (2022). Die Arbeit mit archivierten Interviewdaten in einem methodologischen Sekundärforschungsprojekt: Reflexionen zur Archivierung qualitativer Forschungsdaten [61 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 23(1), Art. 22, http://dx.doi.org/10.17169/fqs-23.1.3701.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

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