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Volume 24, No. 1, Art. 9 – Januar 2023

Go-Along-Interviews als Methode für eine sozial-ökologische Stadtnaturforschung

Lukas Sattlegger, Anna S. Brietzke, Melina Stein & Florian D. Schneider

Zusammenfassung: Die Anwendung von Go-Along-Interviews ermöglicht einen integrierten Methodenmix, bei dem qualitative Interviews mit teilnehmender Beobachtung kombiniert werden, um die analytische Verknüpfung von Diskursen und Praktiken zu erleichtern. Ihre besondere Sensitivität für die räumliche Einbettung und Reflexion sozialer Prozesse wurde in diversen Forschungskontexten erprobt und beschrieben. Anhand unserer Forschung zu Stadtnaturbeziehungen bei Lockdown-Spaziergängen wollen wir diese methodologischen Diskurse fortführen und den Mehrwert von Go-Along-Interviews insbesondere für die sozial-ökologische und transdisziplinäre Forschung herausarbeiten. Die Corona-Lockdowns dienten uns dabei als Brennglas, um die in den alltäglichen Spaziergängen habitualisierten Naturinteraktionen aufzuspüren und subjektive Bedeutungen der Stadtnatur erfahrbar und kommunizierbar zu machen. Mittels konkreter Episoden unserer Interviews reflektieren wir methodische Besonderheiten von Go-Along-Interviews wie die Generierung von Erzählungen, die Einbeziehung von materiellen Umwelten und nicht-menschlichen Akteuren, die Erschließung von Erinnerungen und Erfahrungen, das Nachvollziehbarmachen von Bewertungen und die Ermöglichung einer Selbstreflexion. Diesen Potenzialen stellen wir spezifische Herausforderungen der Anwendung von Go-Along-Interviews im Hinblick auf die Zugänglichkeit des Interviewraums, die Dynamik der Interviewsituation sowie das veränderte Verhältnis zwischen Interviewer*in und Interviewpartner*in gegenüber. Unter Berücksichtigung dieser Herausforderungen können Go-Along-Interviews sowohl das sozialwissenschaftliche Methodenspektrum der Stadtnaturforschung als auch naturwissenschaftliche Beschreibungen der Stadtökologie maßgeblich bereichern. Dieser analytische Mehrwert wird ergänzt durch eine besondere Anschlussfähigkeit an transdisziplinäre, partizipative und transformative Forschung.

Keywords: Stadtnatur; Naturbeziehungen; Go-Along-Interviews; sozial-ökologische Forschung; Covid-19; Lockdown; Biodiversität; transdisziplinäre Forschung

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Methode der Go-Along-Interviews

3. Forschungsdesign: Lockdown-Spaziergänge in der Frankfurter Stadtnatur

4. Potenziale von Go-Along-Interviews zur partizipativen Erkundung von Stadtnaturbeziehungen

4.1 Erzählungen generieren: Interviewte als Tourguides

4.2 Umwelten einbeziehen: die Parallelität von Praxis und Diskurs

4.3 Erfahrungen erschließen: Erleben als Zugang zur Erinnerung

4.4 Bewertungen nachvollziehen: das Zusammenspiel von Materialität und Bedeutung

4.5 Reflexionen anregen: Go-Along-Interviews als Selbsterfahrung

5. Diskussion: Herausforderungen und Grenzen von Go-Along-Interviews

5.1 Kontexte: Herausforderungen des Interviewraums

5.2 Dynamiken: Herausforderungen durch Impulse und Gleichzeitigkeit

5.3 Relationen: Implikationen für das Rollenverständnis

6. Ausblick: Go-Along-Interviews im Kontext von sozialer Ökologie und Transdisziplinarität

Danksagung

Anhang

Anmerkungen

Literatur

Zu den Autorinnen und Autoren

Zitation

 

1. Einleitung

"Das ist immer mein berühmter Wald. Den mag ich auch sehr. Kurz, aber auch schön" (Amina, 27. Mai 2021, S.4).1)



Abbildung 1: Aminas "berühmter Wald" [1]

In diesem Zitat aus einem unserer Go-Along-Interviews verknüpfte unsere Interviewpartnerin Amina die materielle Gestalt eines Waldabschnitts im Frankfurter Niddapark – d.h. die Bäume, den Unterwuchs, den Schotterweg, die hier lebenden Tiere – mit einer symbolischen Bedeutung als der "berühmte Wald" im eigenen Leben. Im weiteren Verlauf des Gesprächs verband Amina einzelne ortsspezifische Naturbegebenheiten des Waldstücks wie Bärlauchgeruch, Ruhe und Vogelgezwitscher mit persönlichen Praktiken und Vorlieben beim Bärlauchsammeln, Spazierengehen und Entspannen. Diese materiellen und symbolischen Elemente fügen sich zu einer Beziehung zusammen, die dem Waldstück eine besondere Bedeutung verleiht, ja den bewaldeten Abschnitt des Parks zu einem persönlichen Lieblingsort macht: "Der Lieblingsort ist eigentlich genau dieses Stück. Es sind zwar rechts und links überall Leute, aber trotzdem ist man hier ganz alleine. Und man hört die Vögel" (S.5). Als solchen Lieblingsort hielt Amina das Waldstück im Zuge des Go-Along-Interviews auch auf einem Foto fest (vgl. Abbildung 1). Der darin sichtbare Fokus auf den Weg zeigt die für die Beziehung essenzielle Verknüpfung des Waldes mit dessen Nutzung durch Amina, also mit ihren regelmäßigen Spaziergängen in eben jenem Waldstück. [2]

Auf eindrückliche Weise vermittelt diese Episode die relationale, biografisch gewachsene Beziehung zwischen Interviewpartnerin und Stadtnatur: Die Routine der Spaziergänge, die sinnlichen Eindrücke und die emotionale Bindung fügten sich über die Zeit zu einer spezifischen Stadtnaturbeziehung zusammen. Nutzung, Wahrnehmung und Bewertung liegen als zentrale Elemente dieser Beziehung von Menschen zur Stadtnatur im Kern unseres Erkenntnisinteresses an der Anwendung von Go-Along-Interviews für die sozial-ökologische Stadtnaturforschung. Mit der Methode werden qualitative Interviews in einen konkreten räumlichen und alltagsnahen Kontext gestellt. Der Spaziergang ist gleichermaßen alltägliche Praktik der Stadtnaturbeziehung wie auch Teil der Erhebungspraktik der Interviews. Durch dieses Zusammenlegen von Befragung und Beobachtung können die individuellen Wahrnehmungen, Nutzungen und Bewertungen von Natur in der Stadt "in situ" beleuchtet und für die Forschung zugänglich gemacht werden (KUSENBACH 2003, S.463f.). [3]

Die Erhebung der Bedeutung von Stadtnatur hat Tradition in der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung. Untersucht wurden insbesondere die Nutzung von "Stadtgrün" durch die Bevölkerung (RIECHERS, BARKMANN & TSCHARNTKE 2018; ZORN, SCHÄFER, KURMUTZ & KÖHLER 2021) oder die Wahrnehmung und Bewertung in Bezug auf Pflege und Gestaltung von Parks bzw. die Akzeptanz gegenüber Brachen und "Wildnis" (z.B. RINK 2008; STADT KARLSRUHE 2015). Ziel dieser Forschungen war häufig, Handlungsempfehlungen für die Gestaltung von Stadtgrün abzuleiten (FUGMANN & KAROW-KLUGE 2017). Veränderte Verhaltensweisen und Nutzungspraktiken der Stadtbewohner*innen in Bezug auf den Stadtraum im Allgemeinen und Grünräume und Naturräume im Speziellen wurden darüber hinaus auch im Zusammenhang mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie betrachtet (MEHTA 2020). Auf theoretischer Ebene entwickelten beispielsweise Umweltsoziolog*innen anhand der Stadtnatur einen kritischen Blick auf den Natur-Kultur-Dualismus (ČAPEK 2010). Demgegenüber wurden in der ökologischen Stadtnaturforschung die besonderen Biotope und Lebensräume der Stadt zunehmend mit Blick auf "grüne Infrastrukturen" oder sogenannte "Ökosystemdienstleistungen", also dem Nutzwert für den Menschen, erforscht (BIERCAMP et al. 2018). Demzufolge leisten urbane Ökosysteme neben Luftreinhaltung und Abkühlung auch positive gesundheitliche Effekte wie Erholung und Stressabbau und dienen als kulturelle Inspirationsquelle oder Lernort für die Umweltbildung (BIERCAMP et al. 2018; KOWARIK, BARTZ & BRENCK 2016; McPHEARSON et al. 2016). Neben diesen anthropozentrischen und instrumentellen Bewertungen der Stadtnatur wurde häufig deren intrinsischer Wert betont. Bei dieser Eigenwertbegründung wurde der Stadtnatur und ihrer Diversität an Lebensräumen eine zunehmende Bedeutung als Rückzugsraum gefährdeter Arten und seltener Biotope zugeschrieben (WERNER & ZAHNER 2009). [4]

Bei der Betrachtung des Forschungsstands wird deutlich, dass Wahrnehmung, Bewertung und Nutzung von Stadtnatur zwar vielfach untersucht wurden, dies aber meist aus dem "objektivierenden" Blickwinkel der Forschenden geschah. In den naturwissenschaftlichen Forschungszugängen der Landschaftsökologie und Ökosystemforschung wurden quantifizierende Methoden wie Lebensraumkartierung, Biodiversitätsmonitoring und Raumdatenanalyse von Ökosystemleistungen verwendet. In den sozialwissenschaftlichen Untersuchungen wurden hauptsächlich qualitative oder standardisierte Interviews durchgeführt, die methodisch von den Alltagspraktiken der Befragten und dem materiellen Kontext der Stadtnatur entkoppelt waren. Partizipative und transdisziplinäre Ansätze der Stadtforschung (STREULE 2014) sind in beiden Forschungszugängen bisher unterrepräsentiert und die Genese individueller Stadtnaturbeziehungen wurde selten umfassend betrachtet. Dabei sind die Beziehungen von Stadtbewohner*innen zur Stadtnatur zentral für eine integrierte sozial-ökologische Betrachtung von Stadtnatur: Die sogenannten "relationalen Werte", die durch Erlebnisse und Erfahrungen aus den alltäglich praktizierten Interaktionen mit Natur entstehen (CHAN et al. 2016), verdeutlichen den hohen Wert von Stadtnatur für die Stadtbevölkerung und bieten eine weitere Dimension der Wertzuschreibung jenseits der instrumentellen Ebene. Die Verknüpfung der materiell-physischen Naturgegenstände mit den symbolisch-kulturellen Bedeutungen und Wertzuschreibungen bezeichnen wir als "gesellschaftliche Naturverhältnisse" (BECKER, HUMMEL & JAHN 2011; vgl. auch MEHRING, BERNARD, HUMMEL, LIEHR & LUX 2017). [5]

Die Methode der Go-Along-Interviews bietet eine Möglichkeit, die facettenreichen Perspektiven auf Stadtnatur stärker in die Erforschung dieser gesellschaftlichen Naturverhältnisse einzubeziehen. Auf den ersten Blick erscheint Natur in der Stadt kleinteilig und vielfältig eingebettet in die bebaute Matrix, sei es ein Park, eine Stadttaube oder ein Mauerritzenbewuchs. Diese Kleinteiligkeit von Stadtnatur sowie die hohe Bevölkerungsdichte im Stadtraum resultieren in einer ausgeprägten Beziehungsdichte von Menschen und Stadtnatur. Gleichzeitig ist eine hohe Diversität der Interaktionen zu beobachten: Die alltäglichen menschlichen Nutzungen, Störungen, gestaltenden Praktiken ergeben vielfältige, dynamische Beziehungsmuster zwischen Menschen und Natur in der Stadt, sodass Stadtnatur ständig neu entsteht. Um multiplen Interaktionen und Interpretationen Raum zu lassen, beinhaltete unser Forschungskonzept keine bestimmte Definition von Stadtnatur. Der Frage, was Stadtnatur ausmacht, wollten wir uns vielmehr über die Blickwinkel der Stadtbewohner*innen annähern. [6]

Spaziergänge als langsame Form der Fortbewegung zeichnen sich durch eine besondere Intensität und Sensibilität der Umweltwahrnehmung aus (BURKHARDT 2011). Im Vergleich zu anderen zielorientierteren Alltagswegen in der Stadt sind sie stärker durch Stadtnaturbeziehungen geprägt. Die Anwendung der Go-Along-Methode auf Spaziergänge in der Stadtnatur während des Lockdowns begünstigte eine Betrachtung des dynamischen und relationalen Charakters von Stadtnaturbeziehungen in ihren materiellen wie auch symbolischen Dimensionen. Darunter verstehen wir einerseits ihre zeitliche Genese als kurz- oder langfristig gewachsene Beziehungen und andererseits ihre Bindung nicht nur an spezifische Personen, sondern auch an konkrete Elemente und Orte der Stadtnatur. Der partizipative und raumgebende Charakter der begleitenden Go-Along-Interviews – also das gemeinsame in Beziehung treten, Nutzen, Beobachten und Bewerten von Stadtnatur – ermöglichte es, individuelle Stadtnaturbeziehungen situativ zu erfassen sowie interpersonell nachvollziehbar und (z.B. über relationale Werte) vergleichbar zu machen. [7]

In diesem Artikel gehen wir auf die methodischen Besonderheiten, Potenziale, aber auch Herausforderungen von Go-Along-Interviews in der sozial-ökologischen Stadtnaturforschung ein. Zunächst beschreiben wir den Forschungsstand zu Go-Along-Interviews bezüglich ihrer methodischen Besonderheiten und Stärken (Abschnitt 2). Anschließend folgt eine Präsentation unseres Forschungsdesigns zur konkreten Anwendung von Go-Along-Interviews (Abschnitt 3). Anhand unserer Erfahrungen reflektieren wir daraufhin die methodischen Potenziale von Go-Along-Interviews für die sozial-ökologische Erforschung von Stadtnaturbeziehungen (Abschnitt 4). Darauffolgend diskutieren wir spezifische methodische Herausforderungen von Go-Along-Interviews (Abschnitt 5), bevor wir einen Ausblick auf Chancen und Anwendungsmöglichkeiten in der sozial-ökologischen Forschung geben (Abschnitt 6). [8]

2. Die Methode der Go-Along-Interviews

Das Go-Along-Interview ist eine bewegte Forschungsmethode zur qualitativen Datenerhebung, bei der die Interviewpartner*innen auf ihren alltäglichen Wegen begleitet werden. Mit der Methode wird die teilnehmende Beobachtung einer raumbezogenen Alltagspraktik mit den vorbereiteten und strukturierten Themen eines leitfadengestützten Interviews zu dieser Alltagspraktik kombiniert (WEBER & JOHN 2019). Dadurch wird gleichzeitig eine Untersuchung von Wahrnehmungen, Erfahrungen, Bedeutungen und Interpretationen einer räumlichen Umgebung sowie spontaner Interaktionen mit dieser ermöglicht (KUSENBACH 2003). In den meisten Fällen agieren die Interviewpartner*innen dabei als "Tourguides" und führen die forschende Person durch ihre persönlichen gelebten Erfahrungen im jeweiligen räumlichen Kontext (CARPIANO 2009). [9]

Go-Along-Interviews werden in räumlich und thematisch sehr unterschiedlichen Studien angewandt. Die Methode diente beispielsweise der Untersuchung von Problemwahrnehmungen im eigenen Stadtviertel (KUSENBACH 2003), Urbanisierungsprozessen (STREULE 2018), soziokulturellen Umgebungen von LGBTQ-Jugendlichen (PORTA et al. 2017) oder Radfahren in einer autofreundlichen Stadt (SCOTT 2020). Auch im Themenkomplex Gesundheit finden Go-Along-Interviews häufig Anwendung (BIELER & KLAUSNER 2019; CARPIANO 2009; CARROLL, JESPERSEN & TROELSEN 2020). Vor allem in jüngeren Studien wurden mit Go-Along-Interviews jedoch z.B. auch Wahrnehmungen von Landschaft (BERGERON, PAQUETTE & POULLAOUEC-GONIDEC 2014), Grünflächen (COLLEY, BROWN & MONTARZINO 2016), Grün in der Stadt (KÜHL 2016) und im Wald (WEBER & JOHN 2019) oder die Rolle von Stadtnatur für junge Frauen (THALBERG 2019) sowie der Zusammenhang von städtischer grüner Infrastruktur und Wohlbefinden (SANTO-TOMÁS MURO, SÁENZ DE TEJADA GRANADOS & RODRÍGUEZ ROMERO 2020) erforscht. Die Möglichkeit, Beziehungen von Menschen zu ihrer räumlichen Umgebung zu erheben (EVANS & JONES 2011) und dabei den Fokus auf den "Zusammenhang zwischen Wahrnehmungspraxis und Wahrgenommenem" (WEBER & JOHN 2019, S.136) zu legen, macht die Methode relevant für verschiedene Disziplinen, darunter Soziologie (CARPIANO 2009; KUSENBACH 2003; SCOTT 2020; WEBER & JOHN 2019), Geografie (EVANS & JONES 2011; KÜHL 2016), Landschaftsforschung (BERGERON et al. 2014), Architektur (SANTO-TOMÁS MURO et al. 2020), Gesundheitswissenschaften (CARROLL et al. 2020; PORTA et al. 2017), Anthropologie und Ethnologie (BIELER & KLAUSNER 2019; STREULE 2018) sowie Umweltwissenschaften (THALBERG 2019). Grundsätzlich können alle Praktiken, mit denen Menschen sich in ihren materiellen Umwelten bewegen, durch Go-Along-Interviews begleitet werden. Während für manche Studien z.B. Radfahren, Busfahren oder Autofahren begleitet wird, nutzen die meisten Forschenden jedoch unterschiedliche Arten des Gehens (KUSENBACH 2018). Auch wir beschränken uns in diesem Text auf das Go-Along als Begleitung des Gehens. [10]

Mit dem Go-Along-Interview als hybrider Methode lassen sich Vorteile von Interviews und teilnehmender Beobachtung verbinden und gleichzeitig Unzulänglichkeiten derselben ausgleichen (CARPIANO 2009; KUSENBACH 2003). Während Interviews detaillierte Einblicke in Interpretationen, Standpunkte und Wahrnehmungen ermöglichen sowie umfangreiche Erläuterungen erlauben, können bei einer teilnehmenden Beobachtung insbesondere Praktiken und Interaktionen in ihren zeitlichen und räumlichen Kontexten betrachtet und erlebt werden. Beide Methoden haben abhängig vom Forschungsgegenstand jedoch auch Grenzen: Bestimmte Aspekte werden in klassischen leitfadengestützten Interviewsituationen nicht verbalisiert, sei es, weil sie den Gesprächspartner*innen nicht bewusst sind, sie ihnen als banal und nicht erwähnenswert erscheinen oder sie schwer in Worte zu fassen sind. Die Tatsache, dass in Interviews das Gesprochene sowohl von der Handlung getrennt ist (CARPIANO 2009) als auch vom Raum, über den gesprochen wird und in dem die Handlung stattfindet, kann je nach Forschungsinteresse eine weitere Hürde sein. Teilnehmende Beobachtung wiederum beinhaltet durch ihren Fokus auf soziale Praktiken selten eine andauernde Erzählung im Sinne einer ausführlichen Kommentierung der eigenen Handlungen. Sie bietet daher meist weniger Erkenntnisse zu situativen Bewertungen und Erfahrungen (KUSENBACH 2003) und wird häufig erst zu anderen Zeitpunkten durch Gespräche oder Interviews ergänzt. [11]

Mit Go-Along-Interviews wird an diese Potenziale und Grenzen von Interviews und teilnehmender Beobachtung angeknüpft, um Erfahrungen und Praktiken der Gesprächspartner*innen annähernd so zu erleben, wie sie sich im Kontext von Raum und Zeit entfalten (a.a.O.). Dadurch bleibt mehr Platz für Spontanes, Unerwartetes und Widersprüchliches (BERGERON et al. 2014), und das "subjektive Erleben der Befragten" (WEBER & JOHN 2019, S.136) wird in den Mittelpunkt gestellt. [12]

Während des Begleitens bietet sich ein leitfadengestütztes Interview an, mit dem zum einen ein thematischer Fokus gesetzt und eine Vergleichbarkeit ermöglicht wird und im Laufe des Gesprächs neue Impulse gegeben werden können. Zum anderen lässt diese Interviewform spontanen Nachfragen und vor allem dem freien Erzählen der Interviewpartner*innen ausreichend Raum (CARPIANO 2009; EVANS & JONES 2011). Vonseiten der interviewenden Person ist dabei Zurückhaltung gefragt: Sofern die Gesprächspartner*innen sich darauf einlassen, sollte ihnen die Gesprächsleitung übergeben werden, sodass sie fortlaufend ihre Eindrücke mitteilen und eigene Themen setzen können (BIELER & KLAUSNER 2019). Mithilfe des Leitfadens können bisher unerwähnte Aspekte angesprochen und einzelne Themen vertieft werden. Der Leitfaden hilft außerdem dabei, das Gespräch gegebenenfalls vorsichtig wieder "einzugrenzen", falls sich der Gesprächsgegenstand anhaltend vom Forschungsinteresse entfernt. Es ist auch möglich, keinen Leitfaden zu verwenden und den Interviewpartner*innen nur die nötigsten Anweisungen zu geben (KUSENBACH 2003). Während des Go-Along-Interviews ist es sinnvoll, Blicke, Gesten und Interaktionen zu beobachten (BIELER & KLAUSNER 2019) und unmittelbar nach dem Spaziergang in einem Beobachtungsprotokoll strukturiert festzuhalten. Auch Informationen zu Wegstrecke, Gehgeschwindigkeiten und Wetterverhältnissen können in der Analyse wertvoll sein und sollten notiert werden (EVANS & JONES 2011). [13]

Go-Along-Interviews können durch verschiedene andere Methoden ergänzt werden, etwa Fragebogenerhebungen, partizipative Kartierung (CARPIANO 2009), teilnehmende Beobachtungen (KEDING & WEITH 2014) oder narrative Interviews (BIELER & KLAUSNER 2019). Um auch visuelle Eindrücke festzuhalten, können Go-Along-Interviews durch Fotomethoden ergänzt werden (BERGERON et al. 2014; KÜHL 2016; WEBER & JOHN 2019), sodass z.B. mit der Photo-Voice-Methode (CARPIANO 2009) zusätzlich zum Interviewtranskript auch Bilder analysiert werden können. In zahlreichen Studien wurden die Wegstrecken mit GPS aufgezeichnet und diese Daten in die Analyse einbezogen (BERGERON et al. 2014; CARROLL et al. 2020; EVANS & JONES 2011; THALBERG 2019). Fotos und Zitate lassen sich dann verorten (BERGERON et al. 2014), sodass Aussagen und Eindrücke in den räumlichen Kontext eingebettet werden können. [14]

3. Forschungsdesign: Lockdown-Spaziergänge in der Frankfurter Stadtnatur

Welche Beziehungen haben Frankfurter*innen zur Natur in ihrer Stadt? – Entlang dieser übergeordneten Forschungsfrage untersuchten wir im Forschungsprojekt "SoCoDES – Sozial-ökologische Dynamiken von Ökosystemleistungen"2) anhand von Go-Along-Interviews die Wahrnehmung, Nutzung und Bewertung von Stadtnatur. Als Irritationsereignis zur Anregung der Selbstreflexion dieser Naturbeziehungen dienten uns die Corona-Lockdowns 2020/21 mitsamt ihrer Auswirkungen auf die Freizeitgestaltung und Freiraumnutzung. Aufgrund der Einschränkungen durch die Pandemie sind die Stadtbewohner*innen vermehrt in ihrem Wohnumfeld spazieren gegangen (KEHLER & GUTSFELD 2021; SÜßBAUER, BÖHM, DEHNING, RAU & SCHÄFER 2020). Unsere Ausgangsthese war, dass diese wiederholten Spaziergänge bei gleichzeitig eingeschränkten sozialen und kulturellen Möglichkeiten erstens die individuellen Bedeutungszuschreibungen an Stadtnatur ausgeweitet und zweitens das Bewusstsein für die Natur vor der Haustür und deren Aufenthaltsqualität geschärft haben (DAY 2020). Die ohnehin erhöhte Umgebungssensibilität beim Spazierengehen (BURCKHARDT 2011) wurde also durch die Lockdowns und die dadurch erzwungenen Routinebrüche zusätzlich verstärkt. Vor diesem Hintergrund dienten uns die Corona-Lockdowns als Brennglas, um die in den alltäglichen Spaziergängen habitualisierten Naturinteraktionen aufzuspüren und vormals verborgene und unterbewusste Bedeutungen der Stadtnatur erfahrbar und kommunizierbar zu machen. Dahinter steht die Annahme, dass einschneidende Ereignisse, die zu Brüchen in bisherigen Handlungsroutinen führen, Reflexionen über diese Praktiken und ihre Bedingungen provozieren (GRENZ & KNOPP 2021). Dabei haben die Lockdowns nicht nur die jeweils individuelle Spaziergangspraxis der Menschen verändert. Vielmehr hatten diese veränderten Praktiken auf aggregierter Ebene auch Auswirkungen auf die materielle Erscheinung der Umwelt wie etwa weniger Verkehr, fehlender Fluglärm, bessere Luftqualität oder hochfrequentierte Grünflächen (OßENBRÜGGE 2021). Solche Umgebungsveränderungen können die Stadtnaturwahrnehmung auch unabhängig von Veränderungen der eigenen Spaziergangspraktiken irritieren. Die veränderte Praktik und Wahrnehmung der Spaziergänge während der Lockdowns kann demnach Überlegungen zur persönlichen und kollektiven Stadtnaturbeziehung anstoßen und vertiefen. Ausgehend von dieser Hypothese begleiteten wir im Frühjahr und Sommer 2021 – also nach ca. einem Jahr pandemiebedingter Routinebrüche – 22 Frankfurter Bürger*innen auf ihren (größtenteils lockdownspezifischen) Alltagsspaziergängen in der Frankfurter Stadtnatur. [15]

Zur Teilnahme an den Go-Along-Interviews riefen wir über öffentliche Aushänge, einen Zeitungsartikel sowie digital über soziale Medien, verschiedene Newsletter und Nachbarschaftsplattformen auf. Mit einem selektiven Sampling (FLICK 2010) definierten wir vorab die für unsere Fragestellung relevanten Kriterien wie Alter, Geschlecht und Stadtteil bei der Auswahl der Interviewpartner*innen. Ziel war es, eine möglichst breite Verteilung nach diesen Kriterien zu erlangen, um unterschiedliche alters-, geschlechts-, und wohnortspezifische Bedarfe für Stadtnatur zu identifizieren. Eine wichtige Rolle spielten bei den Aufrufen Multiplikator*innen wie Frankfurter Nachbarschafts- und Stadtteilbüros, Kleingartenvereine sowie Partnerinstitutionen unseres Forschungsinstituts. Das Angebot einer Aufwandsentschädigung von 50 € (mit der Option, sie für ein lokales Biodiversitätsprojekt zu spenden) förderte eine breitere Teilnahme auch über intrinsisch motivierte Personen hinaus. Aus den fast 40 Anmeldungen konnten wir in der weiteren Folge gezielt Personen nach den oben genannten Kriterien auswählen. Dies ermöglichte uns eine großflächige geografische Verteilung über insgesamt 14 Frankfurter Stadtteile (vgl. Abbildung 2), eine umfassende Altersspanne (von 21 bis 91 Jahren) und ein Gleichgewicht weiblicher und männlicher Interviewpartner*innen (12 Frauen und 10 Männer) (vgl. Anhang 1). Die Interviews wurden von je einer Person aus unserem vierköpfigen Projektteam durchgeführt und dauerten zwischen einer knappen Stunde und zweieinhalb Stunden. Wir zeichneten sie über Ansteck-Mikrofone mit Funk-Transmitter und einem 2-Kanal-Receiver zur Zusammenführung der Tonspuren im Stereo-Aufnahmegerät auf. So konnten wir die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit im Gehen und in der Unterhaltung gewährleisten und gleichzeitig die coronabedingte Abstandsregelung einhalten. Die jeweilige Wegstrecke der Spaziergänge erfassten wir mit der App "Locus Map" (vgl. Abbildung 2).



Abbildung 2: Karte der Interviewrouten. Die Karte wurde erstellt mit Leaflet; Copyright OpenStreetMap-Mitwirkende unter einer Open Database License; Kacheldesign von Humanitarian OpenStreetMap. Eine Übersicht aller Interviewpartner*innen befindet sich in Anhang 1. Bitte klicken Sie hier oder auf die Abbildung für eine Vergrößerung. [16]

Die begleitenden Interviews führten wir als Leitfadeninterviews (HELFFERICH 2014) durch, um einerseits bestimmte Themen anzusprechen und andererseits eine ausreichende Offenheit des Gesprächs zu gewährleisten. Mithilfe eines Interviewleitfadens aus offenen Fragen (vgl. Anhang 2) strukturierten wir das Gespräch und gewährleisteten die Vergleichbarkeit der Interviews. Im Vordergrund stand die freie Erzählung der Interviewpartner*innen entlang einer ihrer alltäglichen Spaziergangsrouten, ergänzt durch offene Fragen, die wir spontan und anlassbezogen einflochten. Zu Beginn baten wir sie, während des Spaziergangs Fotos von Stadtnaturelementen zu machen, die ihnen unterwegs begegneten oder die sie bemerkenswert fanden. Die Fotos wurden in der App LocusMap mit Geoinformationen versehen, sodass nachvollziehbar bleibt, an welcher Stelle des Spaziergangs ein bestimmtes Foto entstanden ist. Da nicht alle Interviewpartner*innen selbst Fotos machten, diente das Fotomaterial nicht als inhaltlicher Analysegegenstand, sondern primär zur Dokumentation, Visualisierung und Nachvollziehbarkeit der Gesprächsinhalte. Ein vorab entwickelter Beobachtungsleitfaden ermöglichte es, unsere Beobachtungen während der Spaziergänge zu fokussieren. Um erste Eindrücke und Interpretationsideen sowie Körpersprache, Naturinteraktionen und Besonderheiten der Route zu dokumentieren, fertigten wir im Anschluss an die Interviews Beobachtungsprotokolle an. Während der Erhebungsphase reflektierten wir innerhalb des Projektteams mehrmals unsere Erfahrungen mit der Methode, dem Leitfaden und der Interviewtechnik. Das beinhaltete auch die Durchführung mehrerer Probeinterviews, von denen wir jedoch nur zwei aufzeichneten und in die Analyse einbezogen. [17]

Anhand der Forschungsfragen und Beobachtungsprotokolle erstellten wir ein Analysekonzept sowie ein vorläufiges Kategoriensystem für die qualitative Inhaltsanalyse (MAYRING 2010; MAYRING & FENZL 2019) mit der Software MAXQDA. Die Kategorien haben wir theoriegeleitet ausgehend von unseren Forschungsfragen sowie der konzeptionellen Rahmung der Studie entwickelt und anhand des Datenmaterials verdichtet. Dazu beschrieben wir alle 22 Interviews in einer vergleichenden Tabelle bezüglich ihrer Datenqualität und inhaltlicher Besonderheiten und Auffälligkeiten. Ausgehend vom Konzept der maximalen Kontrastierung der Fälle (DIMBATH, ERNST-HEIDENREICH & ROCHE 2018) wählten wir elf Interviews für die umfassende Codierung aus und ließen sie von einem externen Dienstleister transkribieren. Zur Erprobung des Kategoriensystems in Bezug auf Eindeutigkeit und Trennschärfe der Kategorienbezeichnungen codierten wir als Projektteam das erste Interview zur Hälfte gemeinsam. Im Anschluss codierten wir die elf vorab ausgewählten Interviews in Gänze, wobei wir das Kategoriensystem auch im Zuge der Datenanalyse noch an einigen Stellen nachjustierten. Die Ergebnisse analysierten wir innerhalb der vier Oberkategorien "Naturwahrnehmung", "Naturnutzung", "Naturbewertung" und "Arten und Formen von Stadtnatur" und führten sie anschließend für die Synthese von idealtypischen Beziehungsmustern zusammen. Diese Codes reicherten wir mit Memos, Gedächtnisprotokollen und Teilpassagen der weiteren Interviews an. Die verbleibenden elf Interviews werden in einem nächsten Schritt mit dem bestehenden Kategoriensystem ebenfalls codiert. Die inhaltlichen Analyseergebnisse werden an anderer Stelle veröffentlicht, in diesem Aufsatz diskutieren wir vor allem die methodischen Spezifika von Go-Along-Interviews. [18]

4. Potenziale von Go-Along-Interviews zur partizipativen Erkundung von Stadtnaturbeziehungen

Die Unterschiedlichkeit und Reichhaltigkeit der in unseren 22 Interviews thematisierten Naturbeziehungen bezeugt das Potenzial der Go-Along-Interviews, den spezifischen Stadtnaturbildern der Interviewpartner*innen Raum zu geben. Im Folgenden werden wir anhand konkreter Beispiele aus den Interviews näher auf fünf methodische Potenziale von Go-Along-Interviews zur Erforschung von Stadtnaturbeziehungen eingehen: Mit der Methode lassen sich Erzählungen generieren, Umwelten einbeziehen, Erfahrungen erschließen, Bewertungen nachvollziehen und Reflexionen anregen. [19]

4.1 Erzählungen generieren: Interviewte als Tourguides

Wir starteten unsere Interviews mit der Bitte an die Interviewpartner*innen, als Tourguide aufzutreten und uns an ihren alltäglichen Spaziergängen in der Stadtnatur teilhaben zu lassen. Indem die Interviewpartner*innen selbst die Route wählten, sie unterwegs spontan abändern konnten und auch das Ende des Spaziergangs bestimmten, hatten sie deutlich mehr Handlungsmacht als in einer klassischen Interviewsituation, in der die Fragen der interviewenden Person häufig schon die Richtung des Gesprächs vorgeben. Die Interviewpartner*innen konnten entscheiden, welche Eindrücke sie mitteilen wollten, und so verschob sich ihre Rolle vom Beantworten und Erklären hin zum Zeigen und Erzählen (siehe Abschnitt 5.3). [20]

Diese bewusste Übergabe der Gesprächs- und Routenführung an die Interviewpartner*innen stellte sich als besonders fruchtbar zur Ergründung unterschiedlicher Naturbeziehungen heraus. Die Erzählaufforderung förderte eine Dynamik, in der die Interviewpartner*innen ihre individuellen Wahrnehmungskontexte explizierten. Eindrücke, Emotionen und Bewertungen wurden unmittelbar formuliert, während sie bei einem Gespräch oder Interview im Anschluss an den Spaziergang vielleicht gar keine Erwähnung mehr gefunden hätten. Durch die offene Erzählaufforderung rückten die Sinnstrukturen der Interviewpartner*innen ins Zentrum des Gesprächs:

"Interviewer*in (I): Sie nehmen mich mit, als Tourguide auf Ihrem Spaziergang und ja, erzählen darüber, was da für Sie wichtig daran ist, auch mit Bezug zur Stadtnatur.

Uta (U): Sie fragen mich gar nichts Bestimmtes?!

I: Doch, ich frage dann nach.

U: Ach so, okay.

I: Aber Sie fangen mal an. Wo gehen wir hin?

U: Wir gehen hier hin ... Also um das vielleicht zu sagen, wir sind vor achtzehn Jahren hier nach Sindlingen gezogen, und für uns, oder für den Wohnort, war schon auch entscheidend, dass wir hier relativ nah an Natur sind. Also wir würden ungerne mitten in der Stadt wohnen, auch wenn man da alle Vorteile, oder viele andere Vorteile hat, aber was wir hier, oder was ich hier einfach so schätze ist, dass wir hier auf der einen Seite sehr an der Stadt angebunden sind, aber eben mit wenigen Schritten [...] einfach ein großer Grünstreifen, oder ein Grüngürtel im Prinzip beginnt. Und man eben ganz schnell irgendwo ist. Wenn man sich jetzt nicht umdreht, und den Industriepark im Rücken hat, das ist ja so, hat man jetzt in unsere Blickrichtung jetzt erstmal fast nur Natur. Das andere, ich sage mal, die kulturellen Dinge, die Menschen brauchen, wie Kläranlage und so da kommen wir auch daran vorbei, aber das ist halt irgendwie verborgen und das spielt da nicht so eine Rolle, aber hier ist es halt einfach tatsächlich grün. Ja, das schätze ich hier sehr ..." (Uta, 1. Juli 2021, S.1). [21]

Diese Erzählsequenz aus einem unserer Interviews zeigt, wie Uta durch die Einstiegsfrage nach der bevorstehenden Spazierroute in eine Erzähldynamik kam, durch die sowohl biografische Bezüge erschlossen als auch ortsspezifische Stadtnaturbilder zutage gebracht werden konnten. Die aktive Rolle als Tourguide kann außerdem das Selbstvertrauen der Interviewpartner*innen erhöhen. So übernahmen sie die Gesprächsführung während des Spaziergangs teilweise auch durch die Bekräftigung der Bereitschaft zum Erzählen: "Sie können mich ruhig Vieles fragen" (Alfred, 10. Juni 2021, S.14). Nicht immer war dieses Selbstvertrauen, eine aktive Rolle einzunehmen, von Anfang an da. Es gab durchaus auch Teilnehmer*innen, denen die Aufgabe als Tourguide anfangs Schwierigkeiten bereitete. In solchen Fällen war es wichtig, die Interviewpartner*innen in ihrer Rolle als Expert*innen ihres eigenen Alltags und ihrer Spaziergangsroute zu bestärken und Interesse an ihrem Alltag zu zeigen. Dies führte meist schnell zu einer Erzählung:

"I: Also wir sind ja jetzt hier ein bisschen abgekommen. Würdest Du hier starten wollen oder wollen wir nochmal zu dem Startpunkt zurück, den Du ausgesucht hast?

Amina (A): Nein, wo Du willst. Du bist der Boss. Ich habe keinen Plan von Interviews, aber ich lerne jetzt.

I: Nein, ich würde Dir einfach folgen, wo Du so normalerweise hingehst.

A: Meine Wege? Ja, gerne.

I: Also wir sind im Nidda-Park. Wir haben einen Hund dabei.

A: Ja. Mogli, ein Jahr.

I: Und welche Route gehen wir denn?

A: Also ich laufe immer von der Nord-West-Brücke ... [...]

I: Genau. Also erzähl einfach mal, wo Du so langläufst und warum.

A: Okay. Soll ich anfangen?

I: Ja.

A: Ich gehe morgens immer erstmal meine Kinder fertigmachen, in die Schule in Ginnheim. Dann habe ich einen Hund [...], der ist ein Jahr alt. Der ist halt ein sehr großer Hund. Also für die Stadt auf die Wiesen ist es nicht geeignet. Dann gehe ich immer ganz gerne hier in den Nidda-Park. Alles schön grün, von der Zivilisation ein bisschen weg und trotzdem stadtnah alles, zum Abschalten. Und hier gibt es auch eine Auslauffläche für Hunde. Und dann laufe ich immer ganz gerne hier entlang. Da vergehen manchmal ganz schnell anderthalb bis zwei Stunden durch das Grüne und man merkt gar nicht, wie schnell die Zeit läuft. Ich bin morgens immer zwischen acht und halb neun hier und meistens immer erst viertel vor elf wieder zuhause.

I: Wow.

A: Erholt, Seele. Alles ist schön grün. Und man kann halt vom Winter so sehen, wie die Natur wächst und wie sich die Wiesen verändern und das Wetter. Und es ist super schön. Die Leute an sich sind hier eigentlich alle sehr freundlich, naturbewusst auch jeder. Hundekot wird, sagen wir mal, zu 85% beseitigt. Und man kennt sich dann auch morgens in der Morgenroute und sagt sich auch jeder 'Guten Morgen'. Das ist erstmal das. Und wenn ich ganz weg will von den Leuten, dann laufe ich meistens rechts in den Wald rein" (Amina, 27. Mai 2021, S.1f.). [22]

Freie Erzählungen wie diese ermöglichen nicht nur, das Gegenüber näher kennenzulernen und den Redefluss anzuregen, sondern beinhalten meist erste zentrale Themensetzungen, an die sich im weiteren Gesprächsverlauf anknüpfen lässt. Sie stellen demzufolge die Grundlage für vertiefendes Nachfragen dar. [23]

4.2 Umwelten einbeziehen: die Parallelität von Praxis und Diskurs

Anders als beim narrativen Interview bleibt jedoch die Kontrolle über die Erzählung und ihren Verlauf bei Go-Along-Interviews bewusst nicht allein bei den Gesprächspartner*innen. Durch die Präsenz vielfältiger Umweltreize im Interviewraum werden auch nicht-menschliche Akteure zu aktiven Beteiligten und Miterzählenden der Geschichte. Die Tiere und Pflanzen am Wegesrand, die einen Spaziergang in der Stadtnatur entscheidend prägen, werden damit auch in den Interviews als eigenständige Akteure der jeweiligen Situationen erfassbar, wie dieser Ausschnitt des Gesprächs mit Alfred zeigt:

"Alfred (A): Das ist ein Mäusebussard. [...] Sehen Sie, da ist er eben hergeflogen.

I: Jetzt ein Foto machen.

A: Super, ja.

I: Der ist ja super nahe.

A: Das finde ich ja toll. Das wird hier sein Standrevier sein und deshalb ist er so zutraulich und weiß, dass ihm hier nichts geschieht. Das ist ja toll.

I: Ja, das stimmt.

A: So nah habe ich noch keinen gesehen!" (Alfred, 10. Juni 2021, S.11f.) [24]

Der Interviewraum und sich darin befindende Entitäten rücken gegenüber anderen Interviewformen auf viel direktere Weise in den Mittelpunkt des Geschehens respektive Gesprächs (WEBER & JOHN 2019). Sie bieten eine gemeinsame Referenz, auf die sich Interviewer*in und Interviewpartner*in laufend beziehen (KUSENBACH 2018). Die erzählte Praxis wird wiederholt an die erlebte Praxis rückgebunden und von dieser herausgefordert. Die Bewegung in einer dynamischen Umwelt bietet beiden Gesprächspartner*innen die Möglichkeit, spontan auf Stimuli zu reagieren, sei es der Ruf eines Vogels oder eine neu bepflanzte Baumscheibe. Phasen des Schweigens auszuhalten und zuzulassen (KUSENBACH 2018; WEBER & JOHN 2019) erwies sich auf unseren Spaziergängen als überaus wichtig, um eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Umgebung zu erlauben. Diese Gesprächspausen ließen Raum für die nötige Zeit und Ruhe, um neue Eindrücke zu bekommen und Entdeckungen zu machen. Erst wenn dies der Fall war, konnten sich Impulse aus der Umgebung aufdrängen und spontan ins Gespräch aufgenommen werden. [25]

Durch diesen Dialog mit den materiellen Umweltereignissen ermöglichen Go-Along-Interviews Zugänge zum unmittelbaren Erleben der Befragten, also eine Teilhabe an deren Wahrnehmungspraxis während des Spaziergangs (WEBER & JOHN 2019). Interviewraum und Interviewthema überschneiden sich, wodurch Stadtnatur gleichzeitig materiell und symbolisch präsent wird, man redet über sie, aber auch in und mit ihr. Der Naturraum (in seiner aktuellen Gestalt inklusive Witterung sowie Tieren und Pflanzen als Bewohner*innen) wird zu einem prägenden Akteur, der sowohl die Streckenwahl als auch die Gesprächsführung aktiv mitgestaltet:

"I: Gehen Sie hier immer die gleiche Strecke, oder?

Hannelore (H): Nein, nein. Je nach Lust und Laune. Und im Moment habe ich das Bedürfnis, in die Sonne zu gehen.

I: Und haben Sie hier im Botanischen Garten einen Lieblingsplatz?

H: Habe ich einen Lieblingsplatz? Eigentlich nicht. Ich gucke mich dann immer um und gehe eigentlich dahin, wo es mich hinzieht. Also, ich habe hier auch keine festgelegten Wege, dass ich sage: Ich gehe hier hin und gehe immer da hin. Und im Moment finde ich halt da diese Blumenwiese so toll. Weil die halt so farbig ist" (Hannelore, 28. Juli 2021, S.5). [26]

Durch die Einbeziehung der Umwelt können die gemeinsamen Erlebnisse im Dialog sprachlich zugänglich gemacht werden. Die für Go-Along-Interviews charakteristische Parallelität von Praxis und Diskurs erleichtert das unmittelbare Explizieren vormals nicht bewusster oder nicht kommunizierbarer Empfindungen. Das gemeinsame Erleben der materiellen Umwelt des Interviewraums ermöglicht dabei ein viel gezielteres Nachfragen und Nachvollziehen als in klassischen Leitfadeninterviews:

"Dilara (D): Also die Vögel sind heute aber auch wirklich sehr gesprächig. Aber das ist dann z.B. so, heute achten wir mehr auf die Vögel. Keine Ahnung.

I: Ist ja auch oft so, wenn man einmal angefangen hat, auf was Besonderes zu hören oder zu achten, zu gucken, dann kriegt man es auch nicht mehr so schnell abgeschaltet. Dann ist der Fokus geschärft.

D: Ja. Aber das finde ich wirklich toll daran, dass man bei jedem Spaziergang irgendwie einen anderen Fokus haben kann. Man sieht zwar das Gleiche, aber man sieht immer was Anderes. Es gibt auch ein sehr spannendes Buch [...], da hat der Autor fünfzehn Spaziergänge gemacht und immer am Anfang von seinem Spaziergang sich einen neuen Fokus genommen.

I: Und immer die gleiche Strecke?

D: Und immer die gleiche Strecke. Und hat dann darüber geschrieben in Kapiteln, wie unterschiedlich er auf einmal diese Strecke wahrnimmt.

I: Das ist spannend. Und wie ist das bei Dir? Gehst Du auch immer die gleiche Strecke oder variierst Du schon auch?

D: Ein bisschen variiere ich. Also es kommt auch ein bisschen darauf an, wieviel Zeit habe ich gerade. Habe ich noch ein bisschen was zu erledigen oder so was, dann gehe ich nicht unbedingt jetzt hier am See noch lang. Dann mache ich vielleicht nur den ersten Teil der Strecke bis zum Zeppelinpark. Oder habe ich vielleicht noch irgendwie Lust Richtung Skyline Plaza weiterzugehen" (Dilara, 2. Juni 2021, S.20). [27]

Der Dialog mit Dilara verdeutlicht, dass sich solche umweltindizierten Gespräche nicht allein auf die konkreten Naturinteraktionen und Wahrnehmungen wie Sonnenschein oder blühende Blumenwiesen beschränken. Vielmehr können auch Überlegungen auf abstrakter Ebene von solchen nicht-menschlichen Akteuren ausgelöst werden. Die "gesprächigen Vögel" führten hier direkt zu einem reflexiven Gespräch über den Einfluss des eigenen Beobachtungsfokus auf die jeweilige Umweltwahrnehmung. [28]

4.3 Erfahrungen erschließen: Erleben als Zugang zur Erinnerung

Gerade bei routinierten Spaziergängen können durch die Wiederholung neue Ebenen der Umweltwahrnehmungen hinzukommen und verdichtet werden. So werden Details und Veränderungen erfahrbar. Die Go-Along-Interviews können durch ihre praktische Verknüpfung mit diesen Alltagsroutinen an die angereicherten Erfahrungsgeschichten andocken (KUSENBACH 2003):

"Das ist halt wie mit einem Film. Je öfter man den guckt, desto mehr kann man sich auf Details fokussieren. Und mittlerweile ist es wirklich so, manchmal frage ich mich: Laufe ich gerade die gleiche Strecke?" (Dilara, 2. Juni 2021, S.18) [29]

Die einzelnen Erfahrungen legen sich Schicht für Schicht übereinander und prägen die "Kopfbilder", die wiederum die folgenden Erfahrungen strukturieren (BURCKHARDT 2011). Diese Wahrnehmungsänderung kann sich langsam vollziehen, wie es die Interviewpartnerin Dilara im vorherigen Zitat berichtete, sie kann aber auch spontan durch prägende Erfahrungen ausgelöst werden. Neben der veränderten Spaziergangspraxis der Interviewpartner*innen war es häufig die durch die Pandemie veränderte Umgebung, die neue Blicke auf Stadtnatur ermöglichte und alte Stadtnaturbilder der Interviewpartner*innen irritiert hat:

"Oder was ganz was Tolles ist: Flughafen. Wir sind ... Wann war das? Ja, vor einem Jahr. Das muss nach dem ersten Lockdown gewesen sein, genau. Da sind wir nach Walldorf gefahren [...] und sind von dort aus sozusagen südlich des Flughafens gewandert. Es war ja mucksmäuschenstill, kein Flugzeug. Und da ist so eine schöne Landschaft – Wiesen, verschiedene Wälder. Und da gibt es eine Herde von ... Was sind das? Irgendwelche Huftiere. Damwild. Riesenmengen sind da in der Nähe vom Flughafen. [...] Aber das ist so eine schöne Landschaft, wo man, wenn normaler Flugverkehr ist, eigentlich nicht lang wandern würde, weil einem die Dinger so praktisch über den Kopf brettern. Das war z.B. total eine Entdeckung, dieses Erlebnis, wieviel Lärm der Flughafen bringt [...] und eine wunderschöne Landschaft in einer Gegend, die man als Mensch kaum nutzen kann, weil es zu laut ist" (Mathilde, 17. Juni 2021, S.16f.). [30]

Die alternative Erfahrung eines stillen Flughafens macht auf sehr anschauliche Weise deutlich, welchen Einfluss der Fluglärm auf die Stadtnaturerfahrung von Mathilde hat. Durch solche Irritationen der gewohnten Wahrnehmung – sei es im Interview oder auch in der alltäglichen Spaziergangspraxis – können sowohl materielle Einflussfaktoren als auch symbolische Bedeutungen, die die Bewertung von Stadtnatur prägen, erschlossen werden. Ausgehend von den direkten Stimuli der jeweiligen Situation bietet das Go-Along-Interview die Möglichkeit, auf vergangene Erfahrungen zurückzugreifen und den Diskurs vorübergehend vom aktuellen Erleben zu entkoppeln. Häufig geschieht dies durch sich im Gespräch ergebende Assoziationen:

"Mathilde (M): Da sehen Sie ja diese grünen Beschriftungen, die Plaketten. Und ich muss sagen, was mir auch erst in den letzten Jahren aufgefallen ist, dass in Frankfurt vom Grünflächenamt ja jeder Baum eine Nummer hat. Die wissen wirklich, welcher Baum wo steht. Also das finde ich Wahnsinn.

I: Das ist echt Wahnsinn, ja.

M: [geht vom Weg ab auf einen Baum zu] Das jetzt hier ist z.B. – ich vergesse es immer wieder – [liest vor:] Urwaldmammutbaum.

I: Pflanzjahr 55. Und das ist schon was Besonderes für Sie, dass Sie hier auch so seltene Bäume sehen?

M: Ja. Gut, mein Vater war Forstmeister. Ich bin aufgewachsen am Rand einer Stadt und natürlich sind wir jeden Sonntag im Wald gewesen. Und der Mammutbaum hat für mich... Mein Traum war immer, mal in den tropischen Regenwald zu fahren. Und ich bin vor zehn Jahren im Amazonasgebiet gewesen, also so richtig tief drinnen. War unheimliches Glück. Und dann standen wir mitten in dem tropischen Regenwald in Brasilien an einem Mammutbaum. Und ich stand davor. Das war wie ein Geschenk. Dass ich diesen Baum, von dem ich so viel gelesen habe, geträumt habe, dass ich den wirklich mal sehe [...]. Also das war so ein Lebenstraum, den ich mir verwirklicht habe. Und das ist natürlich, wenn ich jetzt sehe Mammutbaum, Zedern... Wie gesagt, das verbinde ich mit Libanon. Da bin ich auch mal gewesen. Also es ist so eine Mischung zwischen Interesse an Bäumen und Erinnerung an Reisen, die ich mal gemacht habe" (Mathilde, 17. Juni 2021, S.8f.). [31]

Durch ihre Aufmerksamkeit für Baumplaketten, die Bewegung hin zu einem Baum und das Lesen der Beschriftung zeigte Mathilde ein Interesse an Bäumen, auf das die interviewende Person mit einer Nachfrage einging. Dies generierte eine Erzählung, die Erinnerungen an die Kindheit und an prägende Reisen streifte. Das Loslösen des Gesprächs vom zeitlichen und räumlichen Kontext des Spaziergangs ermöglicht es, jene Situationen, Erinnerungen und Erfahrungsgeschichten zu erschließen, die die individuelle Perspektive der interviewten Person prägen. [32]

4.4 Bewertungen nachvollziehen: das Zusammenspiel von Materialität und Bedeutung

Go-Along-Interviews helfen durch ihre Umweltbezogenheit nicht nur, Erinnerungen und Erfahrungswelten zu erschließen, sie können auch eine Grundlage für das Initiieren und Verstehen von Bewertungs- und Reflexionsprozessen liefern (KUSENBACH 2003; PARZER, RIEDER & WIMMER 2017). Die konkrete Umgebung bietet immer wieder die Möglichkeit, gemeinsames Verstehen zu überprüfen und Bewertungen von Stadtnatur sowohl an materielle Objekte als auch an nicht-menschliche Akteure rückzubinden:

"Hannah (H): Und würde auch schon sagen, dass das erste Stadtgrün für mich im Vorgarten anfängt. Also, dass gerade diese Hälfte des Vorgartens mich das ganze Jahr über begeistert (vgl. Abbildung 3).



Abbildung 3: Die schöne Hälfte des Vorgartens

I: Was macht diese Seite aus? Warum diese?

H: Weil ich die so schön wild finde und irgendwie eine schöne Mischung aus es ist ein Garten, aber es ist auch irgendwie ganz bunt zusammengestellt und irgendwie gibt es das ganze Jahr etwas, was blüht. Jetzt die ersten Narzissen und Frühlingsblumen und im Sommer ist es total schön, weil der Lavendel duftet und die Rosen da am Rosenstrauch blühen. Ja, ich finde es halt auch so was Heimeliges, weil es so geschützt ist über die Efeuhecke und weil es irgendwie so ein bisschen wild und romantisch und natürlich ist. Etwas anderes als die andere Seite, die mir wenig bis gar nicht zusagt (vgl. Abbildung 4).



Abbildung 4: Die weniger schöne Hälfte des Vorgartens

I: Was gefällt Dir da nicht dran?

H: Okay. Jetzt darf ich natürlich nicht so laut lästern. Na, ich finde es extrem angelegt. Mir fehlt das tatsächliche Grün da drin.

I: Wegen diesen ...?

H: Ja, wegen diesen Holzspänen, die da liegen. Ich fände eine Rasenfläche viel, viel schöner. Ich fände es auch schöner, wenn der Zaun zugewachsen wäre. Und ich finde, es ist jetzt nicht einladend, dass man sich da hinsetzen kann. Und ich finde, es sind jetzt auch wenig heimische Pflanzen so dabei mit diesem Bambus, was da glaube ich wächst und so [...]. Ja, also ich finde es einfach jetzt nicht ästhetisch schön angelegt" (Hannah, 26. März 2021, S.1). [33]

Anhand der Reflexion der wahrgenommenen Umgebung sowie der ausgesprochenen Definitionen und Bewertungen von Stadtnatur lässt sich ableiten, welche Elemente von Stadtnatur positive oder negative Empfindungen auslösen. Durch das gezielte Nachfragen und Zuordnen von Bewertungen anhand der gemeinsam wahrgenommenen Umgebung können solche Bewertungskriterien intersubjektiv nachvollziehbar gemacht werden. Die begleitende Fotodokumentation ermöglicht es, Wahrnehmungen und Bewertungen zu kommunizieren, die verbal schwer explizierbar sind, etwa durch die Bitte an die Interviewpartner*innen, genau das fotografisch festzuhalten, was sie an dem jeweiligen Ort schön finden (WEBER & JOHN 2019). Die in der folgenden Interviewsequenz angesprochene Unterscheidung zwischen positivem Wildwuchs und störendem "Gewuchere" veranschaulicht die Wirkweise kultureller Wahrnehmungsfilter, ist doch hier der Unterschied zwischen schöner und störender Wildnis in der Stadt kein materieller, sondern symbolisch, an den Nutzungszweck der jeweiligen Fläche gebunden. Für einen Garten bestehen andere Anforderungen als für öffentliche Wege:

"I: Und wo würden Sie sagen, wo endet da die Natur, was ist eigentlich in der Stadtnatur, was würden sie unter dem Begriff Stadtnatur jetzt irgendwie alles verstehen?

Uta (U): Eigentlich im Prinzip tatsächlich, eigentlich alles Pflanzliche, weil ich auch finde, dass ein super angelegtes Rosenbeet Natur ist, oder eine, weiß ich nicht, toll geschnittene irgendwas Hecke finde ich genauso, wie irgendwas, was total wild gelassen ist, es ist eine andere Form von Natur, also von Stadtnatur. Aber eigentlich alles.

I: Auch wenn da irgendwo so ein Wildwuchs ist.

U: Auf jeden Fall! Auf jeden Fall, natürlich.

I: Und gleichzeitig, umso mehr Pflanzen, umso mehr Natur.

U: Ja, ja, ja. Und ich glaube, dass in der Stadt beides nebeneinander seine Berechtigung hat, und irgendwie haben muss. Und diesen Wildwuchs haben wir ja eigentlich sehr wenig. Wobei ich mit Wildwuchs nicht meine, dass da zugewucherte Wege, na, also so wie hier. Wir haben ja hier Platz, aber ich habe gerade meine Mutter, die wohnt in einer niedersächsischen Kleinstadt, besucht, und da habe ich das Gefühl, ich komme ja aus dieser Stadt, dass da in den letzten Jahren, ich meine eine Vernachlässigung der Stadt auch daran zu sehen, dass man den Bürgern zum Beispiel die Gehwege kaum noch freischneidet. Und das finde ich, hat dann für mich mit Natur und Wildwuchs wieder nichts zu tun, sondern das ist dann so ein ungepflegtes und auch unsinniges, ja, Gewuchere.

I: Das heißt, man muss es in der Stadt auch irgendwie pflegen.

U: Ja, auf jeden Fall. Nein, auf jeden Fall. Also hier jetzt sowas, also hier das Ganze am Weg entlang, wenn das nicht regelmäßig geschnitten wird, kann man diesen Weg nicht mehr nutzen" (Uta, 1. Juli 2021, S.10). [34]

Städtische Wildnis hat also für unsere Interviewpartnerin auch mit ihrem "Sinn" zu tun. Eine sinnvolle Wildnis grenzt sich symbolisch von unsinnigem "Gewuchere" ab. Die Erfassung von solchen kulturell geprägten Sinnzuschreibungen bzw. Wahrnehmungsfiltern kann in weiterer Folge die Ansprüche für eine nachhaltige Gestaltung von Stadtnatur schärfen. Damit kann über Go-Along-Interviews erschlossen werden, welche Formen von Stadtnatur für die Bürger*innen attraktiv sind, wie sich Natur dementsprechend in die Stadtlandschaft integrieren lässt und welche kulturellen Übersetzungsleistungen das erfordert – man denke an Schilder wie "Wiesen für Insekten", mittels derer neue Stadtnaturformen kommuniziert werden. [35]

4.5 Reflexionen anregen: Go-Along-Interviews als Selbsterfahrung

Der Reflexionsprozess der eigenen Wahrnehmungs- und Bewertungsmuster ermöglicht einen neuen Blick auf Stadtnatur und ihre gesellschaftliche und politische Gestaltung. Damit erschlossen wir durch die Go-Along-Interviews nicht nur vorhandenes Wissen, vielmehr trugen sie direkt zur partizipativen Erkundung der Stadtnatur bei. Sie regten sowohl bei uns und bei unseren Interviewpartner*innen eine neue Sicht auf eine vermeintlich bekannte Umgebung und Praxis an. Go-Along-Interviews ermöglichen es, Kritik und Wertschätzung in Worte zu fassen und unterwegs zu überlegen, welche Rolle man selbst dabei spielen könnte, gewünschte Veränderungen anzustoßen (CARPIANO 2009). Zum Abschluss der Interviews vertieften wir diese selbstreflexive Haltung durch die Frage, wie die Interviewpartner*innen den Interviewspaziergang erlebt und was sie daran spannend gefunden hatten:

"I: Mein Nachtrag wäre noch zu fragen, wie Du den Spaziergang so zusammen fandest, also als Interview?

Dilara (D): Spannend.

I: Kamen dadurch neue Gedanken auf oder neue Erkenntnisse?

D: Doch. Also ich meine, meistens geht man einfach raus und lässt sich treiben. Und jetzt so seine Gedanken, die man eigentlich hat, mal zusammenzufassen und jemand anderem näherzubringen, fand ich spannend. Ich habe mir da vorher noch nicht mal so Gedanken gemacht. Also ich gehe einfach raus. Beispielsweise, dass man immer mal wieder einen unterschiedlichen Fokus hat, immer was Verschiedenes entdeckt, das ist mir bisher gar nicht so bewusst gewesen. Das ist in dem Moment, wo wir darüber gesprochen haben, aufgekommen. Von daher danke dir" (Dilara, 2. Juni 2021, S.31). [36]

Die Selbstreflexion machte vormals nicht bewusste Bedeutungen teilweise mitteilbar und ermöglichte den Interviewpartner*innen nochmals einen anderen, distanzierteren und genaueren Blick auf die eigenen Stadtnaturbeziehungen. Sie übernahmen durch die Frage gewissermaßen einen Außenblick auf ihre eigenen Wahrnehmungsprozesse, wie folgendes Beispiel veranschaulicht: Während des Spaziergangs erzählte Mathilde, weshalb sie einen spezifischen Aussichtspunkt im Botanischen Garten schön findet und gerne aufsucht: "[...] So ein bisschen wie wenn man durch ein Museum geht und vor einem ganz schönen Bild steht" (Mathilde, 17. Juni 2021, S.12). Diesen Vergleich entwickelte sie aus dem aktuellen Erleben heraus. In der Reflexion des Interviews beschrieb sie diesen Versuch, ihre eigene Wahrnehmung in Worte zu fassen, als bemerkenswert und für sich selbst erkenntnisreich:

"Ich habe gemerkt, wie diese Vielseitigkeit ... dass ich Pflanzen, dass ich die Tiere, dass ich die Menschen, die Häuser beobachte. Und dass ich das zum ersten Mal so formulieren konnte, dass ich sage, das ist wie ein Gemälde (vgl. Abbildung 5). Ich stehe da und habe das Gefühl, das ist ein Ausblick, als wäre das ausgeschnitten irgendwo. Also das konnte ich dann plötzlich so formulieren. Also ich habe das, was ich sehr häufig mache, hier langgehen, nochmal so reflektiert und nochmal für mich so in Sprache fassen können" (S.21)



Abbildung 5: "Wie ein Gemälde" war für Mathilde dieser Blick im Botanischen Garten. [37]

Die gesteigerte Mitteilbarkeit zuvor nicht bewusster Empfindungen durch den gemeinsamen reflexiven Stadtspaziergang war nicht nur für die wissenschaftliche Rekonstruktion essenziell. Der reflexive und dialogische Spaziergang ermöglichte auch eine bewusstere Kommunikation subjektiver Bedürfnisse und Wünsche an Stadtnatur:

"Also ich habe auch vorher schon, also vor dem Interview, schon immer viel auch Leuten gesagt, 'ach, das ist so toll, dass wir am Park wohnen, weil ich kann da jeden Tag spazieren gehen', aber was genau das ausmacht, das habe ich glaub ich nie so ganz zum Ausdruck gebracht. Und das war jetzt was bei dem Gespräch, was ich doch fand, was sehr interessant war. Weil ich ja jetzt doch sehr spontan beschrieben habe, wo achte ich so drauf, als ich über die Geräusche und so erzählt hab und dass ich täglich sehe, wie die Blumen sich entwickeln. Da, ich würde sagen, habe ich vorher nie so bewusst drüber nachgedacht, also da haben die Fragen auch ein bisschen geholfen, festzustellen, was man eigentlich so wertschätzt daran" (Dennis, 28. Juni 2021, o.P.). [38]

Aus dieser Selbstreflexion ergab sich in weiterer Folge auch eine gesteigerte politische und gesellschaftliche Sprachfähigkeit, wenn es um die Gestaltung des öffentlichen Raums und der Grünflächen ging: "Mal so ein bisschen zu evaluieren, was einem jetzt eigentlich besonders gut gefällt in der Stadt, gerade auch zu überlegen, was einem nicht gefällt in der Stadt, da habe ich eigentlich wenig drüber nachgedacht so in letzter Zeit" (Michael, 11. Juni 2021, o.P.). Um mehr über die Wertschätzung von einzelnen Elementen der Stadtnatur und deren konkreter Gestaltung zu erfahren, fragten wir unsere Interviewpartner*innen auch, was sie – wenn sie Stadtplaner*innen wären – an der Stadtnatur auf ihrer Route verändern würden. In den Antworten zeigte sich, dass Go-Along-Interviews eine wichtige Ressource für die Konkretisierung von Zukunftsvisionen darstellen können: Die Interviewpartner*innen konnten sich in ihren Ideen auf die geteilte Erfahrung rückbeziehen. Sie verorteten ihre Änderungswünsche wie z.B. mehr Sitzgelegenheiten im Park, häufigeres bzw. selteneres Mähen einer Wiese oder die Entsiegelung von Parkplätzen auf der Route, sodass diese auch für uns Forschende greifbar wurden. [39]

5. Diskussion: Herausforderungen und Grenzen von Go-Along-Interviews

Innerhalb des Teams haben wir uns im Laufe des Projekts immer wieder über unsere Erfahrungen bei den Go-Along-Interviews ausgetauscht und die Methode reflektiert. An dieser Stelle möchten wir auf Basis dieser Reflexionen sowie bestehender Methodenliteratur einige Besonderheiten, Herausforderungen und Grenzen von Go-Along-Interviews näher beleuchten. Die in diesem Abschnitt besprochenen Aspekte lassen sich in drei Bereiche zusammenfassen: Erstens können räumliche und zeitliche Kontextbedingungen des Interviewraums "Stadt" besondere Setzungen und auch Schwierigkeiten mit sich bringen, beispielsweise in Bezug auf die Zugänglichkeit von Go-Along-Interviews. Zweitens stellen die dynamischen Interviewsituationen die multi-methodische Kombination aus Beobachtung und Befragung vor spezifische Herausforderungen. Drittens implizieren Go-Along-Interviews eine Neuaushandlung der Rollen und Beziehungen zwischen den Interviewenden und Interviewten. [40]

5.1 Kontexte: Herausforderungen des Interviewraums

Beim Go-Along-Interview rückt der Interviewraum – also die jeweilige Umwelt, auf die sich das Interview bezieht – "vom Hintergrund in den Mittelpunkt" (WEBER & JOHN 2019, S.142). Stadtnatur bringt als Interviewraum spezifische Herausforderungen mit, die sie etwa vom Interviewraum Wald unterscheiden. Die fragmentierte und kleinteilige Stadtnatur, die sich mit zahlreichen anderen städtischen Elementen überlappt, erzeugt andere Gesprächsdynamiken als Natur im Wald, welche ganzheitlicher und als Gegenwelt zum gesellschaftlichen Alltag erfahren wird (WEBER & JOHN 2019). Solche räumlichen Spezifika gilt es in der Forschungsplanung zu berücksichtigen. Im Hinblick auf Stadtnaturforschung lässt sich sagen, dass bei Go-Along-Interviews gerade auch das Zusammenspiel und teilweise Verschmelzen von Natur und Architektur, von Natur- und Sozialraum oder von Natur- und Stadtgeräuschen in den Fokus rücken können. Die vielfältige Gestalt der Stadtnatur und damit die ständige Veränderung der Umgebung bieten eine geradezu unerschöpfliche Fülle an Gesprächsimpulsen. Diese Schnelligkeit der Umweltimpulse in der Stadt erfordert eine besondere Aufmerksamkeit von den Interviewenden, um die Erzählstränge zusammenzuhalten. [41]

Neben solchen generellen Reflexionen zum Interviewraum gilt es, die konkreten methodischen Auswirkungen der räumlichen und zeitlichen Rahmenbedingungen zu beachten. CARPIANO (2009) zufolge wird die Aussagekraft einer Studie beschränkt, wenn die Begleitungen nur zu einer bestimmten Jahreszeit durchgeführt werden. Auch wir stellten fest, dass Jahreszeiten Spaziergänge und damit auch die Interviews durchaus sehr intensiv prägten. Farben, Licht und Blüten spielten in unseren Interviews eine sehr große Rolle und wir fragten uns, wie sie verlaufen wären, wenn wir sie nicht im Frühjahr und Sommer, sondern im Winter durchgeführt hätten. Solche kontextspezifischen Fragen gilt es zu reflektieren und in die Analyse einzubeziehen. [42]

Einigen Autor*innen zufolge sind Go-Along-Interviews zudem stark beeinflusst von den Wetterverhältnissen (CARPIANO 2009; KUSENBACH 2018). Vom Wetter als allein begrenzendem Faktor zu sprechen, wäre jedoch unzureichend. Vielmehr sind die Wetterverhältnisse als Teil der Umgebung zu sehen und können sehr gut in das Forschungsinteresse aufgenommen werden (SCOTT 2020). Bei einigen unserer Interviews wurden wir von Regenschauern überrascht, die daraus folgenden Handlungen (sich unterstellen, den Regen betrachten, einfach weitergehen) waren besonders interessant und boten neue Gesprächsthemen. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, bei der Planung der Interviews flexibel zu bleiben und sie der jeweiligen Praktik anzupassen. Einige Interviews mussten wir aufgrund eines Gewitters oder anhaltenden Regens verschieben, genauso wie eben auch Alltagsspaziergänge in solchen Fällen verschoben oder abgeändert werden. [43]

Go-Along-Interviews werden laut CARPIANO (2009) durch die physische Kondition der Teilnehmenden beeinflusst, insbesondere mit Blick auf die Wahl der Wegstrecke und die Geschwindigkeit beim Gehen. EVANS und JONES (2011) schlossen daran an und bezeichneten die Methode der Go-Along-Interviews als nicht unbedingt barrierefrei. Allein durch die Praktik des Gehens würden Personen von der Teilnahme ausgeschlossen, die entweder nicht (lange) gehen könnten oder wollten. Dies ist ausgehend von unseren Erfahrungen jedoch differenzierter zu betrachten: Da die Interviewpartner*innen ihre Routen selbst wählen und die Geschwindigkeit bestimmen konnten, waren auch kürzere Spaziergänge mit vielen Pausen möglich. Auch die Feststellung von EVANS und JONES, dass vor allem ältere Menschen durch die Methode ausgegrenzt würden, können wir nicht bestätigen, da sich mehrere Personen im Alter von über 70 Jahren und sogar ein 91-Jähriger für unsere Go-Along-Interviews angemeldet hatten. Auch in anderen Studien wurde deutlich, dass das Alter nicht per se eine Teilnahme ausschließt: CARROLL et al. (2020) und DUEDAHL, BLICHFELDT und LIBURD (2020) z.B. führten ausschließlich mit älteren Menschen Go-Along-Interviews durch. Ausschlaggebend für die Frage, welche Personen teilnehmen, sind weniger die körperlichen und räumlichen Voraussetzungen als vielmehr das jeweilige Forschungsinteresse. Die Partizipationsbarriere in unseren Interviews war eher soziokulturell über die Praktik des Spazierengehens und das Interesse für Stadtnatur bedingt. Nichtsdestotrotz gilt es, Fragen der Zugänglichkeit – sei es aufgrund körperlicher Einschränkungen, aber auch bezüglich zeitlicher Ressourcen oder Sprachbarrieren – vorab zu reflektieren und diese Hürden so gut wie möglich abzubauen. [44]

5.2 Dynamiken: Herausforderungen durch Impulse und Gleichzeitigkeit

Die Anwendung von Go-Along-Interviews erzeugt spezifische methodische Herausforderungen wie die notwendige Kombination aus gleichzeitigem Zuhören, Fragen, Gehen, Beobachten und Fotografieren. Die "Gratwanderung zwischen Strukturierung des Gesprächs" und "Bewahrung der Offenheit für neue Impulse" (KÜHL 2016, S.43) ist durch die externen Stimuli besonders komplex. Neben dem Gespräch sollte insbesondere das aufmerksame Beobachten in der Interviewführung nicht zu kurz kommen. Es passiert andernfalls leicht, dass der Fokus sich auf das Gesprochene verschiebt und die unmittelbare Naturinteraktion in den Hintergrund tritt. Um dem vorzubeugen, haben wir im Vorhinein festgehalten, was wir unterwegs beobachten wollten, z.B.: Wo bleibt die Person stehen, wo schaut sie hin? Ändert sich die Gehgeschwindigkeit oder Blickführung je nach Umgebung? Gibt es bestimmte Ziele, Höhepunkte, Pausenplätze oder Phasen im Spaziergang? Inwiefern interagiert die Person mit der Umgebung? In welchen Fällen findet Annäherung, Berühren, Bücken, Beobachten, Verfolgen von Elementen statt? Sind Handlungen routiniert oder wird überlegt, bewusst, spontan entschieden? Zentrale Leitlinie war, sich auf die Interviewpartner*innen und ihren Blick auf die Natur einzulassen und diesem zu folgen. Es galt herauszufinden, wohin sie ihre Aufmerksamkeit richteten und was Irritationen hervorrufen würde. Wie auch WEBER und JOHN (2019) feststellten, war hierfür die partizipative Praktik des Fotografierens sehr hilfreich: Sie half einerseits zu dokumentieren, was die Interviewpartner*innen besonders ins Auge fassten (z.B. Bäume, Insekten oder Spontanvegetation) und aus welcher Perspektive sie darauf schauten (z.B. Blick in die Ferne oder Nahaufnahme, Landschaft oder Detail). Andererseits bot das Fotografieren selbst Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen (z.B. aus welchem Grund etwas fotografiert wurde, was genau daran besonders war oder was mit dem Fotografierten verbunden wurde). [45]

Direkte Impulse aus der Umgebung bringen neben den bereits genannten Vorteilen auch Schwierigkeiten mit sich. So bezieht sich der Gesprächsinhalt nicht immer auf den Ort, an dem darüber gesprochen wird, etwa, wenn vorausgreifend oder rückblickend erzählt wird. Die Verflechtung von Inhalt, Zeit und Raum in Go-Along-Interviews erfordert eine hohe Konzentration vonseiten der Interviewer*innen (THALBERG 2019). Die Interviews sind durch spontane Themenwechsel gekennzeichnet, und nicht alle Gedanken werden zu Ende geführt. Die Häufigkeit der Themenwechsel und inhaltlichen Schleifen macht die für die Analyse notwendigen Transkripte komplexer und fragmentierter (BERGERON et al. 2014). Genau diese, aus dem unmittelbaren Erleben entstandenen Fragmente sind es jedoch, die ein Go-Along-Interview ausmachen. [46]

Eine weitere Herausforderung ist, sprachliche Verweise auf bestimmte Elemente festzuhalten (CARPIANO 2009). Während "diese Trauerweide" und "dieser wunderschön gelb blühende Strauch" zum Zeitpunkt des Gesprächs sichtbar und erfahrbar waren, ist dies beim späteren Anhören der Audiodatei nicht mehr der Fall. Zur "Schweigsamkeit des Sozialen" (HIRSCHAUER 2001) – also der Schwierigkeit, Unbewusstes, Selbstverständliches und Unbeschreibliches in der sozialwissenschaftlichen Forschung sprachlich zu erschließen – gesellt sich die Schweigsamkeit des Ökologischen. Der für die Go-Along-Interviews so zentrale Raum- und Materialitätsbezug droht bei der Auswertung wieder verloren zu gehen. Mithilfe der Fotos, der Beobachtungsprotokolle und der Aufzeichnung der Route haben wir versucht, dies aufzufangen. [47]

5.3 Relationen: Implikationen für das Rollenverständnis

Beim Go-Along-Interview übernehmen alle Beteiligten eine neue, für Interviews untypische Rolle: Die interviewte Person bestimmt das Setting des Interviews, setzt die Themen des Gesprächs und zeigt ihre persönliche Praxis des Spazierengehens. Die interviewende Person hingegen nimmt sich zurück, beobachtet viel und flechtet Leit- und Nachfragen in die Erzählung ein. Diese Verschiebung der Rollenverteilung bedeutet nicht, dass wir als Interviewende weniger Einfluss auf die Interviewsituation nahmen. Allein durch unsere Präsenz beim Spaziergang veränderten sich die Spaziergänge unserer Interviewpartner*innen grundlegend: Statt wie üblich die Gedanken schweifen zu lassen, waren sie in der Situation, immer wieder bewusst wahrzunehmen, die eigene Wahrnehmung in Worte zu fassen und zu reflektieren. Trotz der Übergabe der Gesprächsleitung behielten wir stets eine Verantwortung in der Interviewführung, die sowohl durch interessiertes Zuhören als auch durch den Leitfaden in der Jackentasche und stetes Nachhaken Ausdruck fand. Statt in unserem Einfluss jedoch eine "artificiality" der untersuchten Alltagspraktik (PARZER et al. 2017, S.982) und damit eine Schwäche der Methode zu sehen, ist der Spaziergang für uns etwas, das von Interviewenden und Interviewten gemeinsam gestaltet und erlebt wird. Er stellt somit eine ko-produktive Wissensgenerierung (ROSS, RENOLD, HOLLAND & HILLMAN 2009) und "kollaborative Praktik der Raumproduktion" und -aneignung (KÜHL 2016, S.43) dar. Es geht beim Go-Along-Interview nicht um die möglichst unbemerkte Begleitung einer natürlichen Alltagspraktik. Vielmehr soll die Interviewsituation aktiv eine Bewusstmachung und Verbalisierung der Alltagspraktik anstoßen und diese damit für die Analyse zugänglich machen. [48]

Diese Rollenverschiebung und das alltagsnahe Setting der Spaziergänge fördert eine enge Beziehung zwischen Interviewer*innen und Interviewpartner*innen. Wie auch die Teilnehmenden an CARPIANOs Studie (2009) hatten es unsere Gesprächspartner*innen nicht eilig. Vielmehr verlängerten sie teilweise die Route oder schlugen vor, einen Regenschauer mit einer gemeinsamen Kaffeepause zu überbrücken. Das gemeinsame Spazieren und das Interesse für die persönlichen Stadtnaturbeziehungen ließen eine Beziehung entstehen, die KÜHL (2016, S.42) als "scheinbare Vertrautheit" beschrieb. Scheinbar insofern, als ein gegenseitiges Kennenlernen erst mit dem gemeinsamen Spaziergang stattfand. Besonders in diesem Kontext persönlicher Nähe ist die Aufmerksamkeit für sensible persönliche Themen wichtig. Damit einher geht eine ethische Verantwortung der Forschenden (KUSENBACH 2018) zum Beispiel im Umgang mit Themen wie Depressionen oder Einsamkeit, wie sie in unseren Interviews im Kontext der Lockdowns zur Sprache kamen. [49]

Die Go-Along-Interviews weckten bei vielen Interviewpartner*innen ein besonderes Interesse am Forschungsprojekt und führten häufig zu einer Identifikation mit diesem. Alle Gesprächspartner*innen wollten im Anschluss wissen, wie wir mit den Interviewdaten weiterarbeiten und was daraus entsteht würde. Sie fragten uns, wie die Auswertung stattfindet, wo wir noch spazieren gegangen waren, was die anderen Personen erzählt hatten oder wie divers die Zusammensetzung der Teilnehmenden gewesen sei. Darüber hinaus gaben einige eigene Anregungen für mögliche Zielgruppen und Formen des Wissenstransfers. Die verstärkte Teilhabe resultierte aus der Tatsache, dass die Interviewpartner*innen in ihrer Rolle als Tourguides und Expert*innen für die besuchten Orte an der transdisziplinären Genese neuen Wissens beteiligt waren (PETTIBONE et al. 2018). Diese gesteigerte Erwartungshaltung an die Ergebniskommunikation und an die Ableitung von Handlungsempfehlungen z.B. für die Stadtplanung ist aus der Citizen-Science-Forschung bekannt und wird dort mit einer gesteigerten Anerkennungskultur beantwortet, insbesondere auch durch Rückkopplung der Forschungsergebnisse an die Beteiligten (BONN et al. 2021). Die von KUSENBACH (2003) geäußerte Feststellung, dass die Vielzahl an ansprechenden Aspekten von Go-Along-Interviews für die Teilnehmenden die Wahrscheinlichkeit erhöhe, sie für anschließende Forschungsaktivitäten als Gesprächspartner*innen zu gewinnen, können wir bestätigen. Einige unserer Interviewpartner*innen haben nach den Go-Along-Interviews an anderen Aktivitäten teilgenommen, sei es an einer Wissenstransfer-Veranstaltung oder in anderen Forschungsprojekten. Im weiteren Verlauf des Projekts wollen wir diesen partizipativen Charakter des Prozesses stärken, indem wir den Dialog mit den Interviewpartner*innen fortsetzen und auf die Stadtgesellschaft ausweiten. [50]

6. Ausblick: Go-Along-Interviews im Kontext von sozialer Ökologie und Transdisziplinarität

Die Methode der Go-Along-Interviews wurde anhand zahlreicher Anwendungen und Reflexionen weitergedacht. So diskutierte THALBERG (2019), inwiefern sie mit feministischer Erkenntnistheorie vereinbar seien und SCOTT (2020) erläuterte ihr Potenzial für die Erforschung nachhaltiger Mobilitätsformen. Wir möchten mit diesem Text einen anderen Bezug herstellen, indem wir den Beitrag von Go-Along-Interviews für eine sozial-ökologische und transdisziplinäre Forschung herausstellen. [51]

Erstens bieten Go-Along-Interviews Möglichkeiten zur Erschließung vielfältiger Aspekte gesellschaftlicher Naturverhältnisse, auch (aber nicht nur) in Bezug auf Stadtnatur. Unser Forschungsbericht untermauert ihre Stärke, unterschiedliche Stimmen hörbar zu machen und sowohl der Gegenwart der Situation als auch der Erfahrung der Interviewpartner*innen Raum zu geben. Das dynamische Zusammentreffen zwischen Routine des Spaziergangs und Überraschung bei der Begegnung mit Neuem, zwischen zurückliegenden Erfahrungen und unmittelbarem Erleben stellte die zentrale Erkenntnisebene unserer Go-Along-Interviews dar. Der Gegenstand der Stadtspaziergänge eröffnet zudem die Möglichkeit, die alltäglichen Naturbegegnungen und die lebensweltliche Relevanz der Stadtnatur gemeinsam zu erfassen, und somit eine relationale Perspektive auf Naturbeziehungen im Stadtraum zu entwickeln. Zum einen wird den nicht-menschlichen Entitäten wie Tieren und Pflanzen direkt in den Gesprächen Raum gegeben (SCOTT 2020). Zum anderen können Prozesse der Politisierung und politischen Instrumentalisierung solcher nicht-menschlicher Akteure durch den Fokus auf Wahrnehmung und Bewertung ökologischer und materieller Entitäten nachvollziehbar gemacht werden. Forschende können mit einer Analyse Antworten darauf geben, auf welche Art und Weise Natur Aufmerksamkeit und Wertschätzung von Menschen erfährt. Mit dieser Perspektive bieten die Go-Along-Interviews zahlreiche Anknüpfungspunkte für die sozial-ökologische Forschung: Sie eröffnen neue Möglichkeiten, den hybriden Charakter gesellschaftlicher Naturverhältnisse und die multiperspektivischen Wahrnehmungen, Nutzungen und Bewertungen von Natur zu erschließen. Durch das Einbeziehen der räumlich-materiellen Umwelt und der nicht-menschlichen Akteure in die Gespräche lassen sich Stadtnaturbeziehungen in ihrer Komplexität und Relationalität erfassen. Die Wechselwirkungen zwischen symbolischer und materieller Ebene sowie zwischen konkretem Beispiel und Verallgemeinerung können in der Interviewanalyse sichtbar gemacht werden. Das macht jene Reflexionsprozesse der Teilnehmenden für die Forschung zugänglich, die in Beobachtungsstudien oftmals nicht verbalisiert werden und denen in klassischen Interviewformaten das konkrete Objekt fehlt (KUSENBACH 2003). [52]

Zweitens sind Go-Along-Interviews besonders geeignet für transdisziplinäre Transformationsforschung und lassen sich dahingehend auch weiterentwickeln. Die Interviewpartner*innen werden durch ihre aktive Rolle als Tourguide gleichsam zu Expert*innen in der Sache der Spaziergangspraxis und der Grünraumnutzung erklärt. Die Erschließung des Raums und des Diskurses auf Grundlage der subjektiven Sichtweisen macht aus der Forschung einen partizipativen, ko-produktiven Prozess, in den vielfältige Problemsichten und Wissenszugänge einfließen. Dabei schließen wir an Überlegungen der Spaziergangswissenschaft (BURCKHARDT 2011) an, die sich seit den späten 1970er-Jahren auf kreative und interaktive Weise alltäglichen Umweltwahrnehmungen widmet. In ihr werden Landschaftswahrnehmungen als kulturell geprägte Prozesse beschrieben. Umwelt wird demnach nicht nur unmittelbar-sinnlich wahrgenommen, sondern jeweils mit den Filtern der eigenen Bildvorstellungen betrachtet und erfahren (BURCKHARDT, LANG & PFROMM 1994). Durch ihre Langsamkeit ermöglichen es Spaziergänge, den automatisch ablaufenden Konstruktionsprozess der Umweltwahrnehmung zu unterbrechen und damit sozialisierte Wahrnehmungsfilter zu hinterfragen. Die Bilder im Kopf zu irritieren erhöht das Bewusstsein für die kulturelle Prägung der eigenen Wahrnehmung. Dieses Herausfordern der Wahrnehmung ermöglicht es, Räume und Landschaften sowie deren Gestaltung neu zu denken (SCHOCH 2019). Der versprachlichte Spaziergang ist eine Gelegenheit zur Reflexion von Routinen und kann nachhaltige Veränderungen der künftigen Praxis anstoßen. Mit Go-Along-Interviews können dabei nicht nur bestehende Routinen und Bewertungen analytisch erschlossen werden, sondern die Wahrnehmung neuer Aktivitäten und unbegangener Wege lässt sich darüber hinaus quasi-experimentell erfassen (SCOTT 2020). Die Begleitung von Menschen im Alltag kann durch eine Begleitung von Menschen im Ausprobieren und Neuentdecken ergänzt und erweitert werden (siehe hierzu auch GRUBE & THIELE 2020). Go-Along-Interviews können beispielsweise ein Versuchsfeld für nachhaltige und umweltfreundliche Arten der Fortbewegung oder Naturinteraktion sein. In diesem Bereich der Transformationsforschung sehen wir ein methodisches Potenzial, das noch wenig erschlossen ist. Hier könnte sich etwa eine Kombination mit Reallaboren (JAHN & KEIL 2016; SCHNEIDEWIND 2014) anbieten, beispielsweise um alternative Mobilitäts- oder Raumplanungskonzepte gemeinsam mit Nutzer*innen zu testen und partizipativ weiterzuentwickeln. [53]

Drittens können Forschende mithilfe von Go-Along-Interviews die raumbezogenen Perspektiven der betroffenen Bürger*innen in konkrete Planungsprozesse einbeziehen. In den Interviews generiertes Wissen über die zentralen Muster und Einflussgrößen auf die Wahrnehmung, Nutzung und Wertschätzung von Stadtnatur kann für gesellschaftliche Aushandlungsprozesse über die nachhaltige Gestaltung des städtischen Grünraums genutzt werden. Die Teilhabe legitimiert die Ergebnisse gegenüber Entscheidungsträger*innen und erlaubt die Ableitung von Handlungsempfehlungen für Politik und Zivilgesellschaft. Für fachliche Expert*innen, Planer*innen und Politiker*innen ist dieses Wissen relevant, wenn es darum geht, nachhaltige Zukunftsvisionen für Städte zu entwickeln (BERGERON et al. 2014). Dies steigert einerseits Verständnis, Bewusstsein und Akzeptanz für Planung und Ergebnisse und kann andererseits die planerischen Ergebnisse im Sinne der Alltagsnutzbarkeit und Zukunftstauglichkeit verbessern (BÖDDING 2012). Damit schließen wir uns dem Argument von SCOTT (2020) an, der Go-Along-Interviews das Potenzial zuschrieb, zentrale sozial-ökologische Probleme wie Biodiversitätsverlust, Klimawandel und Mobilitätskrisen nicht nur zu verstehen, sondern auch gesellschaftlich und politisch anzugehen. [54]

Viertens können Go-Along-Interviews über den unmittelbaren Rahmen hinaus Möglichkeiten der Wissensvermittlung eröffnen. Auf referierten Stadtspaziergängen oder in digitalen Audiowalks können beispielsweise die begangenen Routen aus den Interviews nachgezeichnet oder einzelne Orte besucht werden, um den Teilnehmer*innen der Stadtführung die Perspektiven der Interviewpartner*innen im wahrsten Sinne vor Augen zu führen3). Im Sinne einer Intervention können den Teilnehmer*innen durch Ausschnitte aus den Interviews neue Blickwinkel auf zum Teil vertraute Orte eröffnet werden, die dann gemeinsam reflektiert werden. Die praxisbezogene Vermittlung der Forschungsergebnisse als Spaziergang kann diese neuen Blickwinkel auf Stadtnaturbeziehungen nicht nur intellektuell, sondern auch körperlich erfahr- und erlebbar machen. Forschungsergebnisse können so an die Bürger*innen zurückgespiegelt und von diesen auf die eigenen Wahrnehmungsprozesse und Nutzungsweisen bezogen werden. Die Teilnehmenden können sich dabei die lokale Stadtnatur nicht nur als Naturraum, sondern auch in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung spazierend aneignen. [55]

Zusammengefasst liegt der Mehrwert der Go-Along-Interviews für die sozial-ökologische Forschung in der partizipativen Erschließung raumbezogener Bedürfnisse und lokaler Perspektiven. Die Methode erlaubt es, die Vielfältigkeit von Naturbeziehungen sichtbar zu machen, sie mit neuen Narrativen in die Stadtgesellschaft zurückzuspiegeln und so ein transformatives Potenzial zu entfalten. Werden die pluralen Inwertsetzungen wie die von Aminas "berühmtem Wald" in Gestaltungsprozessen berücksichtigt, so kann Stadtnatur eine neue, intersubjektive Wertschätzung erhalten. [56]

Danksagung

Wir danken allen Interviewpartner*innen dafür, dass sie uns an ihren Lockdown-Spaziergängen haben teilhaben lassen. Darüber hinaus danken wir Marion MEHRING und Immanuel STIESS für ihre Beiträge zur Konzeption und Ausformulierung dieser Arbeit sowie unseren Kolleg*innen von der ISOE-Wissenskommunikation Nicola SCHULDT-BAUMGART, Melanie NEUGART, Danijela MILOSEVIC, Harry KLEESPIES und Iris DRESLER für die begleitende Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt SoCoDES. Den anonymen Reviewer*innen danken wir für ihre wertvollen Anmerkungen und Vorschläge sowie dem Redaktionsteam von FQS für die wertschätzende und präzise Zusammenarbeit.

Anhang

Anhang 1: Übersicht Interviewpartner*innen

Interview

Name (geändert)

Alter

Stadtteil

1

Michael

21

Westend

2

Dilara*

24

Gallus

3

Maike

25

Sachsenhausen

4

Dennis

26

Westend-Nord

5

Janine

33

Westend-Nord

6

Oskar*

33

Rödelheim

7

Laura

33

Bockenheim

8

Hannah*

35

Nordend

9

Simon

36

Gutleutviertel

10

Ahmet*

41

Ginnheim

11

Amina*

45

Ginnheim

12

Clemens

49

Riederwald

13

Thorsten*

51

Gallus

14

Pauline

55

Rödelheim

15

Uta*

60

Sindlingen

16

Hannelore*

62

Bockenheim

17

Christine*

64

Höchst

18

Harald

67

Preungesheim

19

Mathilde*

70

Bockenheim

20

Liliana

71

Eschersheim

21

Gerhard

78

Bornheim

22

Alfred*

91

Preungesheim

Tabelle 1: Übersicht der Interviewteilnehmer*innen (nach Alter sortiert). Im Text zitierte Interviewpartner*innen sind kursiv gesetzt. Transkribierte Interviews, die in der Feinanalyse berücksichtigt wurden, sind mit Asterisk* markiert.

Anhang 2: Interviewleitfaden

1. Einstieg – Technikcheck

Ziele:

2. Ausblick auf den Spaziergang

Ziele:

Beispielfragen:

3. Gemeinsame Naturentdeckungen und Naturerkundungen

Ziele:

Beispielfragen:

Zu beachten:

4. Naturwahrnehmungen

Ziele: Gespräch auf das Hier und Jetzt lenken: Auf die direkte Wahrnehmung und Bedeutung der unmittelbaren Umgebung bzw. der spezifischen Stadtnatur achten

Beispielfragen:

Zu beachten:

5. Naturnutzungen

Ziele: Gespräch über die Spaziergänge als Praktiken der Naturnutzung lenken

Beispielfragen:

6. Naturbewertungen

Ziele: Gespräch auf die normative Bewertung der Stadtnatur lenken

Beispielfragen:

7. Reflexion – Rückblick

Ziele: Reflexion der Bewusstwerdung von Wahrnehmungen, Nutzungen und Bewertungen der Stadtnatur

Beispielfragen:

Anmerkungen

1) Die Namen unserer Interviewpartner*innen sind anonymisiert. Eine Übersicht aller Interviewpartner*innen findet sich in Anhang 1. <zurück>

2) Im Projekt "SoCoDES – Sozial-ökologische Dynamiken von Ökosystemleistungen" werden die wechselseitigen Beziehungen zwischen natürlichen und gesellschaftlichen Prozessen mit Bezug zum Anthropozän-Diskurs betrachtet: Als Zeitalter der menschlichen Natureinflüsse macht das Anthropozän deutlich, dass weniger denn je zwischen "natürlich" und "vom Menschen geprägt" unterschieden werden kann, so auch bei der Stadtnatur: Gerade in Städten zeigt sich, dass Natur vom Menschen geprägt ist und umgekehrt auf diesen zurückwirkt. Stadtnatur stellt demnach eine Beziehung zwischen Mensch und Natur dar, die fortwährend von Veränderungen und Aushandlungen geprägt ist. <zurück>

3) Einen ersten Stadtspaziergang boten wir ein paar Monate nach den Go-Along-Interviews im Rahmen der Aktionswoche "Achtung Artenvielfalt!" an, die von der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung initiiert wurde. Weitere geführte Stadtspaziergänge sowie individuell nutzbare Audiowalks sind in Planung. <zurück>

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Stadt Karlsruhe (2015). Bürgerumfrage 2015 – Grün in der Stadt. Beiträge zur Stadtentwicklung, 46, https://web5.karlsruhe.de/Stadtentwicklung/afsta/Stadtentwicklung/download/afsta_heft_46_Buerrgerumfrage_2015.pdf [Datum des Zugriffs: 5. Mai 2022].

Streule, Monika (2014). Trend zur Transdisziplinarität. Kritische Einordnung einer ambivalenten Praxis qualitativer Stadtforschung. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 15(1), Art. 17, https://doi.org/10.17169/fqs-15.1.1995 [Datum des Zugriffs: 5. Mai 2022].

Streule, Monika (2018). Ethnografie urbaner Territorien. Metropolitane Urbanisierungsprozesse von Mexiko-Stadt. Münster: Westfälisches Dampfboot.

Süßbauer, Elisabeth; Böhm, Uta; Dehning, Rabea-Lorina; Rau, Henrike & Schäfer, Martina (2020). How COVID-19 changed everyday life in Germany—Insights from interviews in Berlin and Munich. Blog-Beitrag, Forschungsgruppe "Everyday Life in a Pandemic. An International Comparative Sociological Study", https://everydaylifeinapandemic.wordpress.com/2020/09/30/how-covid-19-changed-everyday-life-in-germany-insights-from-interviews-in-berlin-and-munich/ [Datum des Zugriffs: 5. Mai 2022].

Thalberg, Karin (2019). Nature and the city: Into the (un)familiar wild. An exploratory study of how young women relate to everyday urban natures in Stockholm through going along. Masterarbeit, Institut für Humangeographie, Stockholms Universitet, https://5dok.org/document/q05p5ngv-nature-and-the-city-into-the-familiar-wild.html [Datum des Zugriffs: 5. Mai 2022].

Weber, Sarah & John, Manuel (2019). Beredte Spaziergänge durch den Wald – Methodische Herausforderungen und analytischer Erkenntnisgewinn von Go-Along-Interviews. In Lukas Sattlegger, Larissa Deppisch & Markus Rudolfi (Hrsg.), Methoden umweltsoziologischer Forschung. Tagungsband der 15. Tagung der Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie (S.131-147). Frankfurt/M.: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, http://isoe-publikationen.de/fileadmin/redaktion/ISOE-Reihen/msoe/msoe-56-isoe-2019.pdf [Datum des Zugriffs: 5. Mai 2022].

Werner, Peter & Zahner, Rudolf (2009). Biologische Vielfalt und Städte – Eine Übersicht und Bibliographie. Bonn: Bundesamt für Naturschutz, https://www.bfn.de/sites/default/files/BfN/service/Dokumente/skripten/skript245.pdf [Datum des Zugriffs: 5. Mai 2022].

Zorn, Anika; Schäfer, Susann; Kurmutz, Uwe & Köhler, Sophie (2021). Zugang zu urbanen Grünflächen im Kontext von Hitzeereignissen am Beispiel von Jena. Standort, 45, 265-271, https://doi.org/10.1007/s00548-021-00714-w [Datum des Zugriffs: 5. Mai 2022].

Zu den Autorinnen und Autoren

Lukas SATTLEGGER ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. In seiner Arbeit fokussiert er sich auf die qualitative Erforschung von Alltagspraktiken und ihrer nachhaltigen Transformation. Er promovierte 2022 an der Goethe Universität Frankfurt in der interdisziplinären Nachwuchsgruppe PlastX. In seiner soziologischen Dissertation mit dem Titel "Schwierigkeiten und Potentiale der Verpackungsvermeidung – Eine Arbeitsethnographie im Lebensmittelhandel" untersuchte er, wie im Lebensmittelhandel mit und an Verpackungen gearbeitet wird und welche Funktionen ihre Vermeidung so herausfordernd machen. Davor studierte er Soziologie (B.A.) und Kultur- und Sozialanthropologie (B.A.) an der Universität Wien sowie Sozial- und Humanökologie (M.A.) am IFF Wien der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Kontakt:

Lukas Sattlegger

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45, 60486 Frankfurt/M.

E-Mail: sattlegger@isoe.de
URL: https://www.isoe.de/das-institut/team/mitarbeiterin/person/lukas-sattlegger/, https://orcid.org/0000-0002-8987-2061

 

Anna S. BRIETZKE ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Sie studierte Lateinamerika- und Altamerikastudien und English Studies (B.A.) an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sowie Kultur- und Sozialanthropologie (M.A.) an der Philipps-Universität Marburg. In ihren Schwerpunkten Umweltanthropologie und Konfliktanthropologie interessiert sie sich insbesondere für die Themengebiete Mensch-Umwelt-Beziehungen und Umweltkonflikte.

Kontakt:

Anna S. Brietzke

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45, 60486 Frankfurt/M.

E-Mail: brietzke@isoe.de
URL: https://www.isoe.de/das-institut/team/mitarbeiterin/person/anna-brietzke/, https://orcid.org/0000-0003-2450-3238

 

Melina STEIN ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Sie studierte Soziologie und Politikwissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit den Schwerpunkten Methoden der empirischen Sozialforschung und Stadtsoziologie. Ihre Forschungsinteressen am ISOE sind nachhaltige Mobilität sowie nachhaltige Stadtentwicklung. Ihr methodischer Schwerpunkt ist die qualitative Sozialforschung.

Kontakt:

Melina Stein

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45, 60486 Frankfurt/M.

E-Mail: stein@isoe.de
URL: https://www.isoe.de/das-institut/team/mitarbeiterin/person/melina-stein/

 

Florian D. SCHNEIDER ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Zuvor arbeitete er zu anthropogenen Einflüssen auf die Stabilität von Ökosystemen am CNRS Montpellier (2013-2015) und am Senckenberg Biodiversität und Klima-Forschungszentrum in Frankfurt/M. (2015-2017). Er hat Biologie mit den Schwerpunkten Ökologie und Umweltwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert und dort 2012 über komplexe ökologische Netzwerke promoviert. Am ISOE forscht er zur Integration von wissenschaftlichem Wissen um Biodiversität in gesellschaftliche Diskurse und Entscheidungsprozesse.

Kontakt:

Florian D. Schneider

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45, 60486 Frankfurt/M.

E-Mail: florian.schneider@isoe.de
URL: https://www.isoe.de/das-institut/team/mitarbeiterin/person/florian-schneider/

Zitation

Sattlegger, Lukas; Brietzke, Anna S.; Stein, Melina & Schneider, Florian D. (2023). Go-Along-Interviews als Methode für eine sozial-ökologische Stadtnaturforschung [56 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 24(1), Art. 9, http://dx.doi.org/10.17169/fqs-24.1.3923.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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