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Volume 23, No. 3, Art. 7 – September 2022

Pragmatische Kontexte, Multimodalität und kulturelle Archive: Grenzerkundungen metaphorischer Quellbereiche am Beispiel Organspende

Larissa Pfaller

Zusammenfassung: Im vorliegenden Artikel wird der Kern der Metapherndefinition der kognitiven Linguistik adressiert: die Übertragung von Bedeutung von einem Quellbereich auf einen Zielbereich. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Identifikation, Diskussion und methodischen Erweiterung des Verständnisses von metaphorischen Quellbereichen und damit eine weitere Ausdifferenzierung der Möglichkeiten der Metaphernanalyse als sozialwissenschaftlicher Methode. Hierzu werden am Beispiel der Organspende drei empirische Fälle vorgestellt, in denen die Frage nach dem jeweiligen Quellbereich auf der wortsemantischen Ebene nicht ohne Weiteres zu beantworten ist und die daher eine weitergehende methodische Diskussion erlauben. In der Analyse der drei Fälle wird vorgeführt, wie sich die Identifikation des Quellbereichs systematisch in Fragen nach den pragmatischen Kontexten, der Modalität der jeweiligen Repräsentation sowie der kulturellen Archive, aus denen sich Vorstellungen von Organspende schöpfen, übersetzen lässt. Durch eine solche Erkundung von Grenzbereichen der Methode können zunächst scheinbar metaphorisch unverdächtige Elemente der Kommunikation über Organspende überhaupt erst als Metaphern erkannt werden. Auf dieser Grundlage ergibt sich nicht nur ein Einblick in die vielschichtige Metaphorik der Organspende, sondern es zeigt sich das Potenzial des methodischen Instrumentariums der Metaphernanalyse als multimodale und kontextualisierende Methode.

Keywords: systematische Metaphernanalyse; Metaphern; Quellbereiche; kulturelle Archive; Multimodalität; Wissen; Übertragung; Methodologie; Organspende; Transplantation

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die systematische Metaphernanalyse

3. Mehr als das "Geschenk des Lebens": drei Fallanalysen zur Organspende

3.1 Die Broschüre: handhabbare Antworten auf existenzielle Fragen

3.2 Der Roman: schwarze Seiten als Repräsentation des Unbekannten und des existenziellen Einschnitts

3.3 Das Interview: der Horrorfilm als metaphorische Alltagsreferenz im Fiktionalen

4. Differenzierung metaphorischer Quellbereiche: neue Einsatzpunkte der Metaphernanalyse

4.1 Pragmatische und pragmasemantische Kontexte

4.2 Multimodalität

4.3 Kulturelle Archive

5. Schluss: Grenzerkundungen metaphorischer Quellbereiche

Danksagung

Anmerkungen

Literatur

Zur Autorin

Zitation

 

1. Einleitung

Die systematische Metaphernanalyse (SCHMITT 2017; SCHMITT, SCHRÖDER & PFALLER 2018) wurde, obschon relativ neu im Kanon der qualitativen Sozialforschung, bereits in einer Reihe von empirischen Studien verwendet, in denen sie sich als gleichsam empirisch innovatives wie theoretisch anschlussfähiges Instrument erwiesen hat (s. für einen ausführlichen Überblick SCHMITT 2017, S.189-437). Sehr produktiv ist ihr Einsatz insbesondere für die Untersuchung von Phänomenen, die sich der eigenerlebten Erfahrung im Alltag weitgehend entziehen und die damit weniger als durch konkrete Handlungen, sondern eher als durch Vorstellungen strukturiert verstanden werden können. Dabei kann es sich um höchst seltene Vorkommnisse handeln, aber auch um Grenzerfahrungen oder um neue Phänomene, die erst durch technischen oder medizinischen Fortschritt entstanden sind (PFALLER 2022). Bei der empirischen Erforschung eben dieser Vorstellungen wird die zentrale Idee der kognitiven Linguistik besonders evident, dass Abstraktes und Unbekanntes über den metaphorischen Verweis auf konkrete Erfahrungen versteh- und handhabbar gemacht wird. [1]

Als Paradebeispiel eines solchen Grenzphänomens kann die postmortale Organspende gesehen werden: So gehört das Durchführen von Transplantationen längst zum Selbstverständnis der modernen Medizin, und Organspenden werden in der Bevölkerung weitgehend befürwortet – in Deutschland etwa liegt die Zustimmung bei über 80%, und über 70% der Befragten erklärten sich bereit, selbst nach dem Tod Organe zu spenden (CAILLE-BRILLET, ZIMMERING & THAISS 2019, S.104-105). Doch abgesehen davon, dass die wenigsten das genaue Prozedere einer Transplantation kennen – oder auch nur kennen wollen (HOEYER, JENSEN & OLEJAZ 2015, S.579) – sind postmortale Organspenden aufgrund der rechtlichen Voraussetzungen für eine Explantation ein derart marginales Ereignis, dass sie für die meisten Menschen keinerlei biografische Relevanz entfalten1). Organspende lässt sich damit als eine Art "public imaginary" (PFALLER 2021, S.57) beschreiben: Obwohl sie vergleichsweise wenige Personen direkt medizinisch betrifft, ist Organspende ein Thema von hohem öffentlichen Interesse und kultureller Bedeutung (KRÜGER-FÜRHOFF 2012). Wissen und Vorstellungen über Organspenden speisen sich daher vor allem aus medialen Vermittlungen, seien es Berichterstattungen zum Beispiel über die Skandale im Jahr 20122) (z.B. BERNDT 2012), politische Debatten und Gesetzesänderungen wie etwa zuletzt die Abstimmung zur Widerspruchslösung im Bundestag im Jahr 2020 (z.B. ISER, SCHULER, STÜRZENHOFECKER & FINKENWIRTH 2020) oder medizinische Weiterentwicklungen, beispielsweise 2022 die Meldungen über das erste erfolgreich in den menschlichen Körper transplantierte Schweineherz (z.B. SENTKER 2022). Doch auch in fiktionaler Unterhaltungsliteratur und in zahlreichen Filmen und (Krankenhaus-)Serien werden Organspenden immer wieder als Thema aufgegriffen (KRÜGER-FÜRHOFF 2012). An ihnen werden moralische Vorstellungen von Gerechtigkeit, emotionaler wie körperlicher Verbundenheit, aber auch Faszination und Schrecken eines medizinischen Verfahrens verhandelt, durch das sowohl die Integrität menschlicher Körper als auch kulturelle Grenzen von Leben und Tod infrage gestellt werden (KAHL, KNOBLAUCH & WEBER 2017; LINDEMANN 2002; PFALLER 2021). [2]

In qualitativen Studien, in denen Metaphern der Organspende analysiert werden, wird oftmals auf die Metaphoriken der "Spende" oder des "Geschenks des Lebens" fokussiert (SHAW & WEBB 2015; WANG 2019), in denen sich auch unterschiedliche interpersonelle Verhältnisse zwischen Empfänger*innen und Spender*innen sowie eigenlogische Dynamiken der Praxis des Spendens bzw. des Schenkens dokumentieren (MOTAKEF 2011; O'BRIEN, DONAGHUE, WALKER & WOOD 2014). Damit werden entscheidende Aspekte kultureller Vorstellungen der Organspende ausgelotet, die auch wichtige Impulse für eine angemessene Gesundheitskommunikation (LAURI 2009) und die Betreuung von Betroffenen – Empfänger*innen wie Angehörige – geben können (DICKS, NORTHAM, VAN HAREN & BOER 2018). Jedoch werden mit dem Fokus auf einige wenige, wenn auch zentral erscheinende Begriffe bestimmte Bedeutungen wie etwa die des "Geschenks des Lebens" von vorne herein als für die Analyse entscheidend gesetzt. So werden einzelne, oft auffällige Metaphern überbetont, anstatt die ein Phänomen strukturierenden metaphorischen Konzepte systematisch zu rekonstruieren (SCHMITT 2017, S.13f., 2017, S.29ff.). Auch daher eignet sich die Organspende als Beispiel, um die Möglichkeiten der Metaphernanalyse als Methode aufzuzeigen, durch die die vielgestaltigen und weitreichenden kulturellen Vorstellungen über ein Phänomen rekonstruiert werden können, anstatt sich an einer singulären, vermeintlich zentralen Metapher zu orientieren. Im vorliegenden Artikel setze ich daher an der grundlegenden Definition von Metapher als der Übertragung von Bedeutung von einem Quellbereich auf einen Zielbereich an und frage insbesondere nach den Möglichkeiten der Erweiterung dessen, was in der systematischen Metaphernanalyse als Quellbereich verstanden werden kann. [3]

Im Folgenden wird zunächst die Methode der systematischen Metaphernanalyse vorgestellt, wie sie SCHMITT (2000, 2003, 2009, 2017) aus der Metapherntheorie der kognitiven Linguistik (JOHNSON 1987; LAKOFF 1987; LAKOFF & JOHNSON 1980, 1999) erarbeitet hat (Abschnitt 2). Im Anschluss wird ausgehend von drei Fallbeispielen ein erster Einblick in die vielgestaltige Metaphorik der Organspende – auch jenseits des "Geschenks des Lebens" – herausgearbeitet. Als Grundlage für die Fallanalysen dient heterogenes Material (die Broschüre einer Krankenkasse, ein Roman, ein Interview), in welchem die postmortale Organspende im Alltag zugänglich wird und welches unterschiedliche Bereiche des empirischen Feldes der Organspende wie Gesundheitskommunikation oder Populärkultur darstellt. Im Besonderen werden Bespiele vorgestellt, in denen sich der Quellbereich auf der wortsemantischen Ebene nur unzureichend identifizieren lässt und die daher eine weitergehende methodische Diskussion erlauben (Abschnitt 3). In der Analyse übersetzt sich die Frage nach den Quellbereichen in Fragen nach den pragmatischen Kontexten, der Modalität der jeweiligen Repräsentation sowie der kulturellen Archive, aus denen sich Vorstellungen von Organspenden schöpfen. Entsprechend werden die drei Bereiche anschließend fallübergreifend mit Blick auf ihre Generalisierbarkeit und Anschlussfähigkeit an die Methode diskutiert (Abschnitt 4). Auf dieser Grundlage wird schließlich argumentiert, dass sich der dichte bedeutungstragende Gehalt von Metaphern adäquater erschließen lässt, wenn ein differenzierter Begriff von Quellbereich zugrunde gelegt wird, was letztlich einem konsequenten Weiterdenken der methodologischen Grundlagen der Metaphernanalyse entspricht (Abschnitt 5). In der Analyse zeigt sich damit nicht nur die komplexe Metaphorik der Organspende als kulturell vielschichtigem Phänomen, sondern auch das noch nicht ausgeschöpfte Potenzial des methodischen Instrumentariums der Metaphernanalyse. [4]

2. Die systematische Metaphernanalyse

Ihre theoretische und methodologische Begründung findet die systematische Metaphernanalyse in der kognitiven Metapherntheorie, die der gemeinsamen Arbeit des Philosophen JOHNSON und des Linguisten LAKOFF zugeschrieben wird (JOHNSON 1987; LAKOFF 1987; LAKOFF & JOHNSON 1980; s. auch SCHMITT 2004). Diese verstanden Metaphern allerdings nicht als rein sprachliche Phänomene oder gar nur als Stilmittel oder schmückendes Beiwerk, auf das auch verzichtet werden könnte. Ganz im Gegenteil: LAKOFF und JOHNSON gingen nicht nur davon aus, dass Sprache grundsätzlich metaphorisch operiert, sondern auch, dass sich in Metaphern grundlegende kognitive Muster dokumentieren, die das Wahrnehmen, Denken und Handeln des Menschen als Kulturwesen gleichsam repräsentieren wie prägen:

"[M]etaphor is pervasive in everyday life, not just in language but in thought and action. Our ordinary conceptual system, in terms of which we both think and act, is fundamentally metaphorical in nature. [...] Our concepts structure what we perceive, how we get around in the world, and how we relate to other people" (1980, S.3). [5]

Über die Analyse metaphorischer Konzepte lassen sich damit die Strukturen rekonstruieren, in denen Menschen sich und ihre Welt wahrnehmen und sie, so könnte man mit BERGER und LUCKMANN (1980 [1966]) sprechen, als Wirklichkeit begreifen. Sie öffnen einen Weg zum Verständnis übergreifender Denk- und Wissenssysteme sowie kulturspezifischer Deutungs- und Handlungsmuster. [6]

Die systematische Metaphernanalyse als Methode der qualitativen Sozialforschung wurde im deutschsprachigen Raum in erster Linie von SCHMITT (2017) entwickelt und etabliert. Dabei verstand er diese als die methodische Umsetzung der kognitiven Metapherntheorie. LAKOFF und JOHNSONs zentrale Annahme – "the essence of metaphor is understanding and experiencing one kind of thing in terms of another" (1980, S.5) – wurde dementsprechend in methodisch kontrollierte Analyseschritte (SCHMITT 2017, S.470-497) umgesetzt. Entlang der operationalen Definition von Metapher werden in einem ersten Schritt in dem zu analysierenden Text nach der Festlegung der für die Untersuchung relevanten Zielbereiche alle metaphorischen Wendungen identifiziert und extrahiert:

"Eine Metapher liegt dann vor, wenn

a) ein Wort, eine Redewendung oder eine szenische Narration in einem strengen Sinn in dem für die Sprechäußerung relevanten Kontext mehr als nur wörtliche Bedeutung hat,

b) die wörtliche Bedeutung einem [...] prägnanten Bedeutungsbereich (Quellbereich) entstammt,

c) jedoch auf einen zweiten, oft abstrakten Bereich (Zielbereich) übertragen wird" (S.472). [7]

In einem zweiten Schritt werden aus diesen einzelnen Metaphern metaphorische Konzepte rekonstruiert. Hierzu werden Metaphern mit gleichen Ziel- und Quellbereichen gruppiert und die dazugehörigen Konzepte (Zielbereich = Quellbereich) gebildet. So kann etwa das metaphorische Konzept Beziehung = gemeinsamer Weg rekonstruiert werden, in welchem Entstehung ("willst Du mit mir gehen?"), Dynamiken und Entwicklungen ("dann ging alles ganz schnell"), aber auch Irrungen, Wirrungen ("wir sind in eine Sackgasse geraten") und das Ende ("sich scheiden lassen") von Paarbeziehung in Metaphern des Beschreitens eines Weges gefasst und verstanden werden. [8]

LAKOFF und JOHNSON gingen zudem davon aus, dass Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Handeln grundlegend durch frühkindlich über konkrete Erfahrungen und Auseinandersetzung mit der Welt gebildete elementare Wahrnehmungs-Schemata strukturiert sind (JOHNSON 1987; LAKOFF 1987; LAKOFF & JOHNSON 1999). Auch solche "kinaesthetic image schemas" (JOHNSON 1987, S.2f.) entfalten metaphorischen Gehalt und können als metapherngenerierende Schemata rekonstruiert werden, die abstrakte und soziale Phänomene (Liebe, Vernunft, Herrschaft) in konkreten Metaphoriken versteh- und handhabbar machen (SCHMITT 2017, S.48ff.). So können etwa Erfahrungen der Liebe über das Substanz-Schema quantifizierend begriffen werden ("viel Liebe bekommen", "zu wenig Liebe geben können") oder Herrschaft in einem Raum-Schema ("die da oben") metaphorisiert werden (s. für einen systematischen Überblick über mögliche Schemata S.53ff.). [9]

Die Identifikation des jeweiligen Quell- und Zielbereiches ist demnach zentral bei der Durchführung einer Metaphernanalyse. Sei die Quelle der Metaphorik als konkret zu benennender Bereich oder als basales Schema zu identifizieren, stets geht es um die Übertragung von Struktureigenschaften und Prozesslogiken, in welchen ein Phänomen verstanden werden kann (S.37ff.). Bei dieser Übertragung kommen die kognitiven Mechanismen des highlighting und hiding zum Tragen (LAKOFF & JOHNSON 1980, S.10ff.; SCHMITT 2017, S.60), deren Interpretation in der Analyse ebenfalls Anwendung findet. Zu fragen ist hier zum einen, welche Aspekte eines Phänomens (Quellbereich) auf ein anderes (Zielbereich) übertragen werden und damit Eigenschaften des Zielbereichs hervorheben. Zum anderen ist umgekehrt zu fragen, welche Aspekte hierdurch im Hintergrund bleiben oder gar in das Reich des Undenkbaren verwiesen werden (SCHMITT 2017, S.60). So werden durch das metaphorische Konzept Beziehung = gemeinsamer Weg vor allem Aspekte des Prozesses und der Entwicklung von Paarbeziehungen hervorgehoben, wohingegen das Konzept Beziehung = körperliche Nähe ("sich nahestehen", "ein Herz und eine Seele sein") eher eine Zustandsbeschreibung darstellt und die Relationen innerhalb einer Paarbeziehung begreifen lässt, während typische Etappen und Entwicklungen von Beziehungen ausgeblendet werden. Dass es sich bei metaphorischen Konzepten nicht nur um rein sprachliche Phänomene handelt, wird besonders deutlich, wenn nach den Handlungsoptionen gefragt wird, die eine solche Rede über Beziehungen anbietet. Stets werden je unterschiedliche Handlungen nahegelegt, andere hingegen scheinen gar nicht erst im Bereich des Möglichen auf. Gerät die Beziehung "in eine Sackgasse", ermöglicht die gemeinsamer Weg-Metapher eventuell ein Umkehren, ohne dass die interne Dynamik der beteiligten Personen in Gefahr scheint. Wird die Beziehung vor allem als Nähe interpretiert, könnte jede Bewegung mit einem Entfernen der beiden Partner*innen voneinander und damit einem Scheitern der Beziehung assoziiert werden. [10]

In der folgenden Analyse wird das für den Artikel formulierte Anliegen am Beispiel von drei Fällen entlang dieser Schritte der Metaphernanalyse vorgeführt. Dabei geht es nicht um die Vollständigkeit der identifizierten metaphorischen Konzepte, sondern um die Frage, welche Möglichkeiten sich durch eine Auslotung des Konzeptes "Quellbereich" für die Methode der Metaphernanalyse ergeben. [11]

3. Mehr als das "Geschenk des Lebens": drei Fallanalysen zur Organspende

Die im Folgenden analysierten Materialien wurden so zusammengestellt, dass sie verschiedene Bereiche dessen repräsentieren, wie das Thema Organspende im Alltag vorkommt – in Form von Gesundheitskommunikation, als Topos der Populärkultur oder als Thema eigener Vorstellung und imaginärer Appräsentation. Entsprechend werden drei Fälle vorgestellt: 1. das Versicherten-Heft einer Krankenkasse, dem auch ein Organspendeausweis entnommen werden kann, 2. der autobiografische Roman "Leben" von WAGNER (2014), der eine Lebertransplantation aus Sicht eines Transplantationsempfängers thematisierte, den Vorgang der Transplantation selbst jedoch mit zwei schwarzen Seiten darstellte und 3. ein problemzentriertes Interview (WITZEL 2000), in welchem der Befragte sich aus Sicht eines potenziellen Spenders dem für ihn hypothetischen Szenario der Organspende u.a. über das Genre des Horrorfilms näherte. Die Materialien beziehen sich damit auf sehr unterschiedliche Aspekte und Ereignisse des Gesamtkomplexes Organspende: z.B. Aufrufe zur Entscheidung, Körperwahrnehmungen von Organempfänger- und potenziellen Spender*innen sowie die Transplantation selbst. [12]

Die Fälle wurden aber nicht nur ausgewählt, da sie als ganz verschiedene Repräsentationen der public imaginary der Organspende gelten können – sie alle entstammen dem Projekt "Das Imaginäre an den Grenzen des Sozialen"3), das sich den mit Organspende verbundenen Bildern und Vorstellungen widmet –, sondern weil sie auf verschiedenen Ebenen methodisch interessantes Material darstellen, dessen Diskussion die Möglichkeiten der systematischen Metaphernanalyse zu erproben und zu erweitern vermag. Entsprechend erfolgt die Analyse in methodisch-vergleichender Absicht, und ich konzentriere mich auf den Kern des analytischen Vorgehens: die Identifikation von Quellbereichen der Metaphorik sowie ein Ausloten dessen, wie weit deren möglichst konsequente Ausdeutung in der Analyse trägt. Durch solche Grenzerkundungen können zunächst scheinbar metaphorisch unverdächtige Elemente der Kommunikation über Organspende überhaupt erst als Metaphern erkannt werden. Erst so kann in den Blick geraten, wie sie das Phänomen Organspende mitformen und -prägen. [13]

3.1 Die Broschüre: handhabbare Antworten auf existenzielle Fragen

Der erste für die Analyse ausgewählte Fall ist die Kund*innen-Zeitschrift einer großen deutschen gesetzlichen Krankenkasse aus dem Jahr 2017. Das deutsche Transplantationsgesetz4) (TPG) sieht vor, dass die Krankenkassen ihren Versicherten in regelmäßigen Abständen Informationsmaterial ("Aufklärungsunterlagen") und "Ausweise für die Erklärung zur Organ- und Gewebespende" bereitstellen (TPG, §2). Diese regelmäßige Ansprache stellt neben den Kampagnen des Bundesministeriums für Gesundheit einen elementaren Teil der Gesundheitskommunikation dar. Das Thema Organspende "flattert" so gleichermaßen direkt mit der Kund*innenzeitschrift ins Haus. Und so zeigt das Cover der Ausgabe – neben der üblichen und wiedererkennbaren Gestaltung mit Logo der Krankenkasse und der Ankündigung der im Heft verhandelten Themen – einen grafisch abgehobenen Infokasten mit abgerundeten Ecken im unteren Teil der Titelseite, in welchem die Empfängerin der Zeitschrift direkt angesprochen wird: "Sehr geehrte Frau [...], lesen Sie auf den nächsten Seiten alles Wichtige zur Organspende und nutzen Sie den Organspendeausweis!" [14]

Die "nächsten Seiten" beziehen sich auf das Innere der Coverseite, denn diese ist ausfaltbar und lässt sich damit auf die doppelte Größe aufklappen. Entfaltet man sie, ist dort zu lesen:

"Die Frage der Organ- und Gewebespende ist für alle Menschen eine wichtige Herausforderung – und die Entscheidung kann jeder nur für sich selbst treffen. Dabei gibt es kein 'richtig' oder 'falsch'. Aber es gibt Argumente – pro und kontra. Für viele Schwerstkranke ist die Organtransplantation ein Segen. Die Übertragung eines fremden Organs bedeutet Leben und Zukunft. Diese Chance gibt es aber nur durch eine Organspende. Wir möchten es Ihnen mit fundierten Informationen erleichtern, sich für oder gegen eine Organspende zu entscheiden." [15]

Im kurzen Text wird Organspende neben den bekannten Metaphorisierungen (Leben, Segen etc.), die relativ schnell zu identifizieren sind, inhaltlich vor allem als individuell zu treffende Entscheidung vorgestellt. Metaphernanalytisch werden hier die Strukturmerkmale eines Quellbereichs, der strukturierten Praxis des Entscheidens (bekannte Alternativen, definierter Prozess), auf einen Zielbereich, nämlich ein komplexes kognitives Phänomen, das zudem existenzielle Fragen berührt, übertragen. So gehört die Organspende laut Broschüre zu den "heiklen Themen". Denn auf der einen Seite geht es um "Leben und Tod", auf der anderen Seite ist gerade dieses Thema mit "Unbehagen" verbunden. [16]

Durch die Metaphorisierung Die Haltung zur Organspende ist eine Entscheidung werden damit bestimmte Handlungsweisen nahegelegt (highlighting). Demgegenüber geraten andere Arten der Beschäftigung mit und des Nachdenkens über Organspende in den Hintergrund (hiding). So gehört zum Entscheiden als kognitivem Vorgang das Zusammentragen von Informationen und ein argumentatives Abwägen vor dem Hintergrund klarer Alternativen ("pro und contra"). Auch in dem auf den Textabschnitt folgenden Hinweis auf die "Online-Entscheidungshilfe" der Krankenkasse, die "Wissenschaftler der Universität [...]" gemeinsam mit "Experten" erstellt haben, finden sich typische Elemente der Vorstellung, wie informierte Bürger*innen lebensklug und effizient Entscheidungen treffen: Sie entscheiden nicht aus dem Bauch heraus, sondern stützen ihre Entscheidung auf die Einschätzung und das Wissen von professionell mit der Organspende betrauten Personen und der modernen evidenzbasierten Wissenschaft. Zuletzt wird ein ganz konkretes Element der Kulturtechnik der informierten Entscheidung performativ vorgeführt: Bisher uninformierte Lai*innen stellen Fragen und holen sich Rat von kompetenten Expert*innen. Und so sind die weiteren Inhalte auf den ausgefalteten Seiten des Folders als "wichtige Fragen und Antworten" gerahmt. Hier werden jeweils unter einer als Fragen potenzieller Spender*innen formulierten Überschrift – etwa "Werde ich bei Krankheit oder Unfall noch optimal versorgt, wenn ich meine Bereitschaft zur Organspende erklärt habe?" – unterschiedliche Aspekte der Organspende in kurzen und sehr eindeutigen Antworten behandelt. Die Frage nach den Quellbereichen lässt sich somit auch noch einmal anders als auf der rein inhaltlichen Ebene stellen. So verwirklichen sich, etwa im Sinne der von BOHNSACK (2010) beschriebenen dokumentarischen Methode, Sinnzusammenhänge nicht nur auf der Ebene der Wortbedeutung, sondern auch im konkreten Vollzug ihrer Herstellung. Im vorliegenden Fall zeigt sich die Informationssuche als ein Element der Metaphorisierung Entscheidung praktisch im Vollzug der Herstellung eines Lai*innen fragen – Expert*innen antworten. Damit kann das metaphorische Konzept spezifiziert werden: Organspende ist eine gut informierte Entscheidung. [17]

Die Interpretation eines Quellbereichs als einer Handlungspraxis wird noch evidenter, wenn man die weiteren gestalterischen Besonderheiten des Covers in den Blick nimmt. So ist in der Mitte des rechten Bildrands ein großer grüner, in der Mitte ausgestanzter Halbkreis gedruckt: "Organspendeausweis / Bitte herausziehen!" Entfaltet man das Cover, wird ein herausnehmbarer Organspendeausweis sichtbar. Zwei dicke rote Pfeile zeigen auf ihn, und er lässt sich vom Papier ablösen. Allein die Anordnung und Anmutung der Elemente sowie die materielle Beschaffenheit fordern hier schon zu einem konkreten praktischen Tun auf (Ausweis herausnehmen). Insgesamt muss damit bei der Frage nach den praktischen Kontexten, in welche die Organspende metaphorisch gestellt wird, nach den konkreten typischen Verwendungsweisen von Ausweisen gefragt werden, die hier auf das Phänomen Organspende übertragen werden (s. zu den praktischen Kontexten des Organspendeausweises als Artefakt BÖHRER 2018). In welchen lebensweltlichen Zusammenhängen spielen Ausweise eine Rolle? Welches institutionelle Gefüge bringt Ausweise hervor? Welche Machtverhältnisse sind in die Praxis des Erstellens, Ausgebens, Tragens und Kontrollierens von Ausweisen eingeschrieben? Welche Praktiken legen sie nahe (highlighting), welche Praktiken lassen sie eher nicht zu (hiding)? [18]

Fragt man nach der sich hier realisierenden Metaphorik, verweist diese in die moderne Bürokratie (GRAEBER 2016): Es gibt Ausfüll- und Ankreuzmöglichkeiten sowie die durch gezogene Linien visualisierte Aufforderung, Angaben zur eigenen Person zu machen. Die Unterschrift ist als rechtsgültige Signatur von Verträgen, Erklärungen oder Bescheinigungen bekannt. Der Organspendeausweis ist als Ausweis damit nicht im Sinne eines bloßen Nachweises zu verstehen, der mit anderen amtlichen Dokumenten sicher verwahrt etwa in der heimischen Dokumentenakte neben Geburtsurkunde und Versicherungsscheinen liegt. Durch seine Form und Größe kann er problemlos neben anderen Karten (Personalausweis, Bankkarte, Führerschein etc.) im Geldbeutel getragen werden (BÖHRER 2018, S.360). [19]

Gerade bei einem Phänomen wie der Organspende, das uns als Imaginäres gegenübertritt und für die meisten Bürgerinnen und Bürger keine unmittelbare Alltagsrelevanz birgt, wird der metaphorische Gehalt solcher Übersetzungen in konkrete Praktiken evident. Im vorliegenden Beispiel entfaltet also insgesamt der Handlungskontext, in welchen die Organspende gestellt wird, eine metaphorisierende Wirkung. Einmal werden durch das metaphorische Konzept Organspende ist eine gut informierte Entscheidung bestimmte kognitive Prozesse nahegelegt. Zum anderen wird durch die Repräsentation des Ergebnisses einer eigenen, persönlichen Auseinandersetzung mit existenziellen und spirituellen Fragen nach Transmortalität (KAHL et al. 2017) durch einen Ausweis die Organspende "handhabbar" gemacht. "Das 'Tun' mit dem Organspendeausweis" ist es, das "komplexe Einstellungen und Ambivalenzen zu vereinfachen vermag" (BÖHRER 2018, S.365)5). Mit BRAUER, ADLOFF und PFALLER (2014) lassen sich die durch Broschüre und Ausweis nahegelegten Handlungsmuster als Typus "bürokratische Versicherung" (S.443) deuten, den sie für ein Dokument mit ähnlichen Strukturmerkmalen, die Patient*innenverfügung, rekonstruierten. Durch ihr Ausfüllen wird – ähnlich wie mit dem Ausweis – das auch schwierige und von Ambivalenzen und Unsicherheit geprägte Nachdenken über Leben und Sterben "erledigt" und für das Hier und Jetzt ein "Symbol der Selbstbestimmung" und "biographischer Sorgsamkeit" (S.439) etabliert. [20]

Dass eine metaphorische Übertragung komplexe Phänomene verständlich und bearbeitbar macht, indem konkrete Erfahrungen aus (einfachen) erlebbaren Kontexten übertragen werden, ist eine der Grundthesen der kognitiven Metapherntheorie (LAKOFF & JOHNSON 1980). Im Beispiel der Broschüre und im Besonderen mit dem herausnehmbaren Organspendeausweis werden allerdings nicht nur Strukturmerkmale einer Praxis nahegelegt, sondern bestimmte Praktiken selbst aktualisiert. Im bereits existierenden Instrumentarium der systematischen Metaphernanalyse wies bereits SCHMITT (2017) darauf hin, dass für die Identifikation von Metaphern nicht nur der direkte Text-Kontext, in welchem eine metaphorische Wendung eingeschrieben ist, von Bedeutung ist. Vielmehr muss eine Metaphorik auch in ihren "pragmatischen Kontexten" (S.81) verstanden werden. So ist etwa die Parkuhr als "Materialisation" (a.a.O.) des gesellschaftlich durchgängigen metaphorischen Konzepts Zeit ist Geld zu verstehen, das schon LAKOFF und JOHNSON (1980, S.7ff.) ausführlich beschrieben. Im methodischen Instrumentarium der Metaphernanalyse ließen sich solche pragmatischen Kontexte auch ganz systematisch als Quellbereiche diskutieren. [21]

3.2 Der Roman: schwarze Seiten als Repräsentation des Unbekannten und des existenziellen Einschnitts

Mit der Analyse des zweiten Falls verlasse ich das Feld der Gesundheitskommunikation und wende mich dem der Populärkultur zu6). In seinem autobiografischen Roman "Leben" (2014) erzählte WAGNER von seiner Lebertransplantation – von der Verschlechterung des eigenen Gesundheitszustandes, vom Anruf der Klinik und vor allem von der Zeit im Krankenhaus vor und nach der Transplantation. [22]

Der Roman ist in Kapitel geordnet und durch fortlaufende Paragrafen nummeriert, doch schon beim ersten Blättern durch den Roman fällt eine gestalterische Besonderheit auf: In etwa der Mitte des Buches findet sich, von je zwei leeren Seiten gleichsam gerahmt, eine vollkommen schwarze Doppelseite, die das eigentliche medizinische Ereignis der Transplantation darstellt. WAGNER etablierte hier eine optische Grenze zwischen dem Vor und dem Nach der Transplantation, ohne das eigentliche Ereignis inhaltlich zu beschreiben. Jedoch scheint dieses von nicht geringer Bedeutung zu sein, denn die Grenzziehung symbolisiert nicht nur einen zeitlichen und operativen Einschnitt, sondern markiert auch eine radikale Änderung des ontologischen Status' des gespendeten Organs. Beides wird visuell durch die schwarze Doppelseite unterstrichen. Wie aber ist diese selbst im Rahmen einer Metaphernanalyse zu deuten? [23]

Werden die schwarzen Seiten als Metapher verstanden, sind zunächst Quell- und Zielbereich zu bestimmen. Während der Zielbereich relativ eindeutig scheint, nämlich die konkrete Situation der Transplantation aus Sicht des Protagonisten als Organempfänger, der in diesem Moment in Narkose liegt, ist die Benennung des Quellbereiches eine Herausforderung. Erstens wird die grafische Darstellung nicht weiter (textlich) kommentiert. Auch kommt der Roman, bis auf das Coverbild, in Gänze ohne Bilder aus, und es finden sich keine weiteren ähnlichen Visualisierungen, auf welche durch die Analyse vergleichend verwiesen werden könnte. Die Interpretation muss sich also allein aus der Gestaltung der Seiten und aus deren Kontextualisierung (leere Seiten sowie die inhaltliche Beschreibung des Vor und Nach der Operation) ergeben. [24]

Die Frage nach dem Quellbereich führt zunächst zu der Frage nach der kulturellen Bedeutung von Schwarz (PASTOUREAU 2016) und den Assoziationen, die mit dieser Farbe verbunden sind (BREINER 2019). Schwarz als Nicht-Farbe ist die Abwesenheit aller Farben und alles Sichtbaren (S.90), etwas das – wie ein schwarzes Loch – alles Licht schluckt und nichts zurückwirft. Schwarz ist absolut, repräsentiert Finsternis, Leere und das Nichts (PASTOUREAU 2016, S.15-38). Wenn etwas "Schwarz auf Weiß" dasteht, ist daran nicht zu rütteln. Aussagen wie "Dann war alles Schwarz" oder "Mir wurde schwarz vor Augen" deuten auf den Quellbereich der Bewusstlosigkeit. Auch das Verborgene und das Unbekannte sind Quellen, aus denen sich die Bedeutung der Farbe schöpft. So bleibt the dark side of the moon ebenso wie die Vorgänge in einer Blackbox stets unsichtbar und im Raum des Spekulativen. "Schwärzen" lässt sich verstehen als Unkenntlichmachen und Zensieren. Nicht zu übersehen sind auch die Verbindung zu Trauer und Tod (S.26-31) sowie zu negativen Gefühlen und Wertungen ("Schwarzbuch", "sich schwarzärgern", "schwarzes Schaf", "Schwarzmalerei", "Schwarzfahren", "Melancholie" etc., BREINER 2019, S.90). Schwarz verkörpert, etwa bei der Kleidungswahl, aber auch Seriosität und Eleganz, man denke an die Roben von Richter*innen oder das "kleine Schwarze" (PASTOUREAU 2016, S.185). Schwarze Erde ist besonders fruchtbar, doch mit schwarzer Magie hat man nichts Gutes im Sinn. [25]

Dies sind nur einige Schlaglichter. Der vielschichtige metaphorische Gehalt von "Schwarz" als Farbe kann hier nicht annähernd umfassend bestimmt werden, von historischen und kulturellen Unterschieden ganz zu Schweigen. Schon in dieser Kürze werden zahlreiche bedeutungstragende Verweise offenbar. Doch spielen sie alle in die Deutung der schwarzen Seiten des Buches hinein? In kognitiver Linguistik und systematischer Metaphernanalyse wird stets hervorgehoben, dass nie alle Struktureigenschaften des Quellbereichs auf den Zielbereich übertragen werden (SCHMITT 2017, S.60-61). Nicht alle symbolischen Zuschreibungen der Farbe Schwarz sind also sinnvollerweise in der schwarzen Doppelseite repräsentiert. Ausschlaggebend für die Interpretation ist neben dem bereits bestimmten textlichen Kontext (Transplantation) die pragmasemantische (S.495) Verwendung der Farbe Schwarz. So können heuristisch ähnliche Visualisierungen in medialen Hervorbringungen der public culture als Vergleich herangezogen werden, etwa eine kurze, komplett schwarze Einstellung im Spielfilm, welche nicht nur einen Szenenwechsel andeutet, sondern eine Ellipse kennzeichnet, und die damit mit dem Auslassen und Überspringen einer zeitlichen Distanz im Roman korrespondiert. Noch prägnanter wird dieser Vergleichshorizont, wenn der unmittelbare visuelle Kontext (die rahmenden leeren bzw. weißen Seiten) miteinbezogen werden. So erinnert gerade das Wechselspiel von Schwarz und Weiß an das filmische Mittel, mit dem das Abgleiten in eine Narkose und das anschließende Wiedererwachen aus Sicht der Protagonist*innen dargestellt wird: Beim Eintritt der narkotischen Wirkung verschwimmen die Farben zu einem blendenden Licht und gehen sodann in das Schwarz der Bewusstlosigkeit über, während das Erwachen über ein immer heller werdendes weißes Licht inszeniert wird, das nur nach und nach die Konturen der Umgebung erkennen lässt. [26]

Die Frage nach dem highlighting und hiding lässt sich zudem durch das gedankenexperimentelle Heranziehen von möglichen alternativen Darstellungsformen beantworten: Wie hätte das Ereignis der Transplantation, das für den Betroffenen selbst unzugänglich bleibt, noch angezeigt werden können? Vor den einfarbigen Seiten wird mit Verweis auf ein medizinisches Lehrbuch der technische Ablauf der Lebertransplantation beschrieben. Direkt nach ihnen wird ein Auszug aus der Krankenakte des Patienten wiedergegeben, in dem über die erfolgte Operation berichtet wird. Auch andere Stellen des Buches zitierte WAGNER (2014) immer wieder aus den eigenen Krankenakten. Durch die ähnliche Darstellung wird damit eine Verbindung zu anderen Versuchen im Roman hergestellt, etwas Außeralltägliches und Bedrohliches versteh- und handhabbar zu machen. Gerade diese Anschlussfähigkeit wird aber gleichzeitig durch die Existenz der schwarzen Seiten negiert (hiding). Ein Verstehbarmachen des existenziellen Einschnitts scheint also nicht in gleicher Weise möglich – es bleibt ein "Rest", der nicht in den erprobten Verweisen aufgeht und der einer eigenen Darstellung bedarf. Und so wird durch die schwarzen Seiten die Singularität des Ereignisses betont (highlighting). [27]

Eine weitere naheliegende Alternative wäre das Verwenden von nur weißen Seiten gewesen, um einen Einschnitt, eine Auslassung und ein für den Roman wichtiges Vorher und Nachher zu markieren. Das Schwarz jedoch ist mehr als nur eine Auslassung, wie sie mit leeren Seiten gekennzeichnet wäre. Es stellt nicht nur die Bewusstlosigkeit des Protagonisten als Unbekanntes und Unbenennbares vor, sondern betont auch die Absolutheit des existenziellen Einschnitts. Die Wahl der Farbe anstelle eines Textes macht deutlich, dass hier etwas nicht in Worten ausgedrückt werden kann. Ebenso wird durch die großflächige Gestaltung hervorgehoben, dass dieses Unbekannte dennoch von nicht geringer Bedeutung ist. Gerade durch die Rahmung mit den leeren Seiten wird ersichtlich, dass die schwarzen Seiten eine Lücke markieren, anstatt sie einfach zu übergehen. Diese Interpretation korrespondiert mit dem inhaltlichen Ereignis der Transplantation als radikaler Wende sowie sprachlichen Elementen wie "Tag X" (z.B. S.86, S.109), als welcher der Tag der Transplantation in der Vorausschau beschrieben wurde. In der populärkulturellen Bearbeitung dokumentiert sich, wie Fragen nach Transmortalität (KAHL et al. 2017) in der rationalen Moderne außerhalb eines religiösen Deutungsrahmens oft schwer thematisierbar bleiben, zumal wenn sie Bereiche betreffen, die der Medizin überantwortet sind. So gehört das Unheimliche (PFALLER 2021) und Abjekte (BÖHRER 2021) ebenso zur Organspende wie das Unaussprechliche und die Praxis des Tabuisierens (SCHICKTANZ & WÖHLKE 2017). [28]

Bei der Interpretation der schwarzen Seiten stellt sich die Frage nach der Modalität der Metaphorik, die sich jenseits von Sprache auf einer rein bildlichen oder grafischen Ebene bewegt. So untersuchte FORCEVILLE den metaphorischen Gehalt von Bildern und sprach von einer "pictorial metaphor" (1994, 1996, 2016), die er vor allem im Kontext einer multimodalen Analyse (Bild und Text) in den Blick nahm. Er übertrug die Logik einer literarischen Metaphernanalyse auf die des Bildes und konzipierte eine bildliche Metapher als "that pictorial element in a picture that is represented in such a way that the viewer of the picture is forced to understand or experience that element in terms of another element" (1994, S.2). Dabei verwies er auf LAKOFF und JOHNSON, die die Metaphorik in erster Linie als kognitives und nicht als rein sprachliches Phänomen verstanden (1980, S.153). Damit öffnet sich die Möglichkeit der Metapherninterpretation unabhängig davon, ob es sich um einen Text oder eine grafische Darstellung handelt. In der Sprache der systematischen Metaphernanalyse lässt sich also die Frage nach Ziel- und Quellbereich stellen, unabhängig davon, in welcher Modalität (bildlich, textlich) sie metaphorisch verbunden werden (SCHMITT 2019). [29]

3.3 Das Interview: der Horrorfilm als metaphorische Alltagsreferenz im Fiktionalen

In dem Projekt, aus welchem das vorliegende Material entstammt, wird nicht nur auf vorhandene kulturelle Repräsentationen und Diskurselemente der Organspende zurückgegriffen, sondern es wurden auch problemzentrierte Interviews (WITZEL 2000) zum Thema geführt. Eines dieser Interviews, das Interview mit Max7), habe ich als letzten Fall für die hier vorgeführte Analyse ausgewählt. Max war zum Zeitpunkt des Interviews 42 Jahre alt. Er lebte in einer deutschen Großstadt und arbeitete als Informatiker. Seine Haltung gegenüber der Organspende könnte man im Vergleich zu anderen Interviewten zunächst als "nüchtern" beschreiben: Seine Vorstellungen waren geprägt von medizinisch-naturwissenschaftlichen Erklärungsmustern. Beispielsweise beantwortete er die Frage danach, wie es wäre, mit dem Herz eines anderen Menschen zu leben, dahingehend, dass man eventuell mit Abstoßungsreaktionen und allgemein mit Schmerzen nach einer solch weitreichenden Operation rechnen müsse. In anderen Interviews waren gerade solche Überlegungen eher geprägt von Fragen nach dem Stellenwert des Herzens für die Persönlichkeit der Spenderin oder des Spenders, dem Sitz der Seele oder dem Verbundensein von Spender*in und Empfänger*in. [30]

Ziel des Forschungsprojektes, dem der vorliegende Fall entnommen ist, ist es, alltagsweltliche Vorstellungen von Organspende als public imaginary zu ergründen. Entsprechend hatte auch Max keine konkrete eigenerlebte Erfahrung zum Thema zu berichten. Allerdings konnte er biografische Bezüge über eine in der Familie tradierte Geschichte eines Onkels herstellen, der vergeblich auf ein Spenderorgan gewartet hatte. Mit dieser Geschichte begann das Interview und leitete dann in Fragen danach über, welche Bilder und Vorstellungen Max mit "Organspende" verband und wo er mit dem Thema in Berührung gekommen war. Neben der öffentlichen Berichterstattung zu Skandalen und möglichen Gesetzesänderungen, aktuellen Plakatkampagnen und Statements in den sozialen Medien kam Max schließlich noch auf ein bestimmtes Medium zu sprechen, in dem das Verpflanzen von Organen und Körperteilen und die damit verbundenen Vorstellungen von Interpersonalität und Transmortalität immer wieder aufgriffen wird: Horrorfilme. [31]

Im Verlauf des Interviews entspann sich ein längeres Gespräch, in dem Max verschiedene Typen von Horrorfilmen und den damit verbundenen typischen Thematisierungsweisen von "Transplantation" identifizierte. Für ihn teilte sich das Feld in "Horrorkomödie" (S.21) und den "ernsthaften Horrorfilm" (S.22). Als wiederkehrendes Motiv bezeichnete er das Austauschen eines Organs, was mit "erschreckenden Nebenwirkungen" (a.a.O.) für die Empfänger*innen verbunden sei. Diese Nebenwirkungen können dann entsprechend seiner Typologie ganz unterschiedlich ausfallen. So könne eine transplantierte Hand "lustigen Blödsinn" (a.a.O.) anstellen, in anderen Filmen aber auch "Leute umbringen" (a.a.O.). Neben der Hand sei es das Transplantieren von Augen bzw. der Hornhaut und des Herzens, das zu übersinnlichen Erscheinungen führe. So könnten die Protagonist*innen beispielsweise durch die Augen einer verstorbenen Person sehen (und damit auch die schrecklichen Erlebnisse des Lebensendes) oder begingen mit dem Herzen eines Mörders oder einer Mörderin selbst wieder Morde. Auch hier entwarf er eine Typologie und benannte die "zwei dominanten Motive" (S.25), wie das Böse interpersonell über das transplantierte Organ wirke: "[E]ntweder derjenige, von dem man das Organ hat, war selber böse und dadurch kommt das Böse in einen. Oder ihm ist Schlimmes angetan worden. Und da wird man auch irgendwie mit reingezogen" (a.a.O.). Max selbst trug auch eine Eigentheorie für die Affinität des Genres Horrorfilm für das Thema Organspende vor:

"Also damit ein Horrorfilm funktioniert, muss er ja auch was ansprechen, was ein bisschen nachvollziehbar ist für die Leute, die das anschauen. Also jetzt irgendwie eine Angst, die nicht nachvollziehbar ist, würde, glaube ich, nicht so gut funktionieren" (S.22).

"Weil eben doch, egal, was Leute öffentlich sagen, wie toll sie Organspende finden, ist eben doch ein Rest Gruseligkeit damit verbunden anscheinend" (S.25). [32]

Dabei mag es nicht zufällig sein, dass gerade Hand, Herz und Augen, die symbolisch besonders aufgeladen sind, oftmals die entscheidende Rolle spielen – und nicht etwa eine transplantierte Niere (KRÜGER-FÜRHOFF 2012, S.39). Im Folgenden soll aber nicht eine metaphorische Ausdeutung dieser Organe erfolgen, sondern danach gefragt werden, wie sich der Bezug auf ein spezielles Genre, den Horrorfilm, mit dem Instrumentarium der Metaphernanalyse deuten lässt. Denn Transplantationen spielen in jeder Art von Filmgenre eine Rolle, wenn auch häufiger im Krimi als in der Liebeskomödie (S.40). Was sagt es also über Vorstellungen von Organspende aus, wenn es gerade Horrorfilme sind, die als Referenz des eigenen Imaginierens und Entwerfens herangezogen werden? [33]

KRÜGER-FÜRHOFF folgte in ihrer Einordnung des Unbehagens der Organspende den Überlegungen TRÖHLERs (2005), der der "medizinischen Verträglichkeit" (S.121) der Transplantationsmedizin, durch die im vergangenen halben Jahrhundert Organspenden und ‑transplantationen weitgehend normalisiert und zum routinierten Alltagsgeschäft wurden, ihre "kulturelle Verträglichkeit" (a.a.O.) gegenüberstellte. So kann das in der Transplantationsmedizin enaktierte Menschenbild längst nicht zum "kulturell Selbstverständlichen" (KALITZKUS 2003, S.257; s. auch KRÜGER-FÜRHOFF 2012, S.19) gerechnet werden. Vielmehr steht mit dem Verpflanzen von Organen die körperliche Integrität des Subjekts auf dem Spiel, dessen Körper als Teil der eigenen Identität begriffen wird, die es auch über den Tod hinaus zu schützen gilt (ADLOFF & PFALLER 2017; PFALLER, HANSEN, ADLOFF & SCHICKTANZ 2018). So scheint in Horrorfilmen ein Körperbild bespielt, das dem Unbehagen mit der Organspende einen Ausdruck verleiht, es bebildern und zugänglich machen kann. In Bezug auf den Horrorfilm, in dem menschliche Körper dem Unheimlichen, Abjekten, Ekelhaften und Monströsen überantwortet werden (SHELTON 2015), werden kulturelle Imaginationen von Organspende als Überschreitung der Grenzen zwischen Körpern, Verwischen von Identitäten, Bedrohung des eigenen Selbst und Infragestellen des Menschen als Kulturwesen gespiegelt. Das Verpflanzen von Organen kann dementsprechend als "Unheimliches in der modernen Medizin" (PFALLER 2021) gelten. Im Medium des Horrorfilms wird es möglich, das Grauen und die Faszination, die in gleicher Weise von der Idee des Transplantierens ausgehen, gedanklich zusammenzuführen und fiktional auszuagieren (highlighting). Im Horrorfilm weniger zum Tragen kommen gedankliche Bezüge zur Nächstenliebe, zu Solidarität und Reziprozität, wie sie an anderer Stelle, etwa in Kampagnen (HANSEN, EISNER, PFALLER & SCHICKTANZ 2018), für die Organspende artikuliert werden (hiding). Für diese positiven Aspekte eignen sich eher andere Filmgenres wie z.B. Liebes- oder Familientragödien, in denen die körperlich-leibliche Verbundenheit und Verpflichtung von An- und Zugehörigen als Aspekte der Organspende aufgegriffen werden. [34]

Die Vorstellung von Händen, Herzen und Augen als beseelten und handlungsmächtigen Entitäten stellt hingegen eine Form des magisch-animistischen Denkens dar, wie es entwicklungspsychologisch für das Kindesalter typisch ist und welches im Laufe der Sozialisation bis zum Erwachsenenalter als irrational verworfen wird (PIAGET 2001 [1923]). Die Auseinandersetzung mit der Organspende scheint also auch diese längst überwunden geglaubten Denkstrukturen anzusprechen. Im fiktionalen Genre des Horrorfilms bleibt es möglich, diesen Bildern – und mithin ihren erschreckenden Anteilen – weiterhin einen Raum zu geben und sie erlebbar zu machen. [35]

Für die Metaphernanalyse ist im vorliegenden Fall nach dem Stellenwert fiktionaler Repräsentationen zu fragen. KRÜGER-FÜRHOFF beschrieb literarische und filmische Inszenierungen der Organspende als "kulturelles Archiv" (2012, S.29), in dem nicht nur "kollektive Hoffnungen, Phantasien und Ängste" (S.22) ausagiert würden, sondern das auch ein großes Wissensrepertoire über Körper, Sozialbeziehungen und Bedingungen moderner Subjektivität darstelle. Zwar kann in der konkreten Analyse nicht schlichtweg das gesamte Genre Horrorfilm als metaphorischer Quellbereich konzipiert werden. Dennoch lässt sich hier ein Verweisungszusammenhang erkennen, der sich metaphernanalytisch interpretieren lässt: Das alltagsweltliche Verständnis schöpft Bezüge zu Transplantation und Organspende auch aus dem Horrorfilm, der einen bestimmten Imaginations- und Möglichkeitsraum öffnet und Ideen und Bilder zulässt, die an anderer Stelle (Berichterstattung, Kampagnen etc.) nicht möglich gewesen wären – er überträgt also strukturelle Eigenschaften von einem Bereich auf einen anderen. So griff Max, durch das Interview angeregt, über das Verpflanzen von organischem Material nachzudenken und Auskunft zu geben, auch auf den Horrorfilm als kulturelles Archiv zurück. Dem mag eine gewisse Filmaffinität zugrunde liegen. Metapherntheoretisch lässt sich dieser Rückgriff als metaphorische Übertragungsleistung verstehen. So können nicht nur die konkreten wortsemantischen Quellbereiche einer Metaphorik interpretiert werden, sondern auch, welchen kulturellen Archiven sie entstammen. Die Eigenschaften und der soziale Stellenwert dieser Archive können zusätzlichen Aufschluss geben über die gesellschaftliche Deutung der Organspende. Zu reflektieren wäre also, welche Aspekte der Organspende in welchen kulturellen Archiven enthalten sind und wie dies insgesamt für die rekonstruierte Metaphorik gedeutet werden kann. [36]

4. Differenzierung metaphorischer Quellbereiche: neue Einsatzpunkte der Metaphernanalyse

In der Analyse der drei Fallbeispiele wurde im Sinne der systematischen Metaphernanalyse nach den Quell- und Zielbereichen metaphorischer Konzepte gefragt. Dabei wurde die Frage nach dem Quellbereich und damit der Schöpfung der jeweiligen Metaphorik jeweils anders beantwortet. Im Folgenden werden die Ergebnisse noch einmal fallvergleichend zusammengefasst und präzisiert. So können pragmatische und pragmasemantische Kontexte, Multimodalität und kulturelle Archive systematisch als Erweiterungen und Differenzierungen des Konzeptes "Quellbereich" vorgestellt und damit der Metaphernanalyse zugänglich gemacht werden. [37]

4.1 Pragmatische und pragmasemantische Kontexte

SCHMITT (2017) wies darauf hin, dass eine sozialwissenschaftliche Metaphernanalyse hinter ihre Möglichkeiten zurückfällt, wenn der metaphorische Gehalt von Praktiken und deren Materialisierung nicht in die Interpretation einbezogen werden, und er benannte in diesem Zusammenhang konkret die Frage nach "pragmatischen Kontexten" (S.81). Im vorliegenden Artikel konnte am Beispiel der Broschüre die Relevanz dieser pragmatischen Kontexte vorgeführt werden. Gezeigt wurde, wie der konkrete Handlungskontext, in welchen ein Phänomen gestellt wird (z.B. Lai*innen fragen – Expert*innen antworten), metaphorische Wirkung entfalten kann. [38]

Dabei muss mit Blick auf die Heuristiken des highlighting und hiding immer auch gefragt werden, ob und wie die durch pragmatische Kontexte hergestellte Metaphorik in die auf wortsemantischer Ebene rekonstruierten metaphorischen Konzepte eingeordnet werden kann, diese ergänzt und differenziert oder noch einmal in ganz andere Quellbereiche verweist und damit neue Aspekte eines Phänomens in den Blick geraten. So fügt sich in dem von SCHMITT vorgestellten Beispiel die Parkuhr in das metaphorische Konzept Zeit ist Geld und verdeutlicht eher dessen Reichweite als neue Aspekte hinzuzufügen. Bei der Broschüre fügt sich die performative Darstellung Lai*innen fragen – Expert*innen antworten in das metaphorische Konzept der Organspende als individuelle Entscheidung und vermag es gleichzeitig zu erweitern und zu differenzieren. Allerdings werden mit dem Ausweis, welcher der Broschüre zu entnehmen ist, noch einmal ganz neue praktische Handlungsalternativen zur Verfügung gestellt, die in anderen Elementen der Organspende so nicht rekonstruierbar sind. [39]

Auch die anderen vorgestellten Fälle lassen sich mit der Frage nach praktischen Kontexten noch weitergehender interpretieren: Im Roman werden durch die Teilung in das Vor und Nach der Transplantation Organe auch in unterschiedlichen Praktiken verortet (Warten auf ein Organ, Leben mit einem fremden Organ). BÖHRER (2021) arbeitete mit MOLs Konzept der "body multiple" (2002) heraus, dass je nachdem, in welchem Kontext ein Organ erscheint und als Teil welcher Praxis es konzeptualisiert ist, es mit unterschiedlichen Ontologien verbunden ist (s. auch BÖHRER & PFALLER i.Dr.). Was ein Organ ist und sein kann, hängt also entscheidend vom praktischen Kontext ab, in dem es metaphorisiert wird. Auf der einen Seite sind Organe Ersatzteile, Teile eines Körpers, die ausgetauscht werden können, zu denen keine emotionale Bindung besteht, reine Objekte (im Roman vor der Transplantation). Auf der anderen Seite verweisen Organe zurück auf die Person, die personalen Eigenschaften und die sozialen Beziehungen, in die sie verwoben ist (im Roman nach der Transplantation). Diese widersprüchlichen Seinsweisen ein und desselben Organs führen auch zu Spannungen und Ambivalenzen im System Organspende. Hier zeigt sich, dass je nach Handlungskontext unterschiedliche Verständnisse zum Tragen kommen, die auch kollidieren können. So werden Angehörigen von potenziellen Spender*innen ganz andere Deutungen des entsprechenden Organs nahegelegt als den Empfänger*innen (SHARP 2007). Angehörigen wird suggeriert, dass ein Teil der geliebten Person durch eine Transplantation weiterleben könne. So schreibt etwa die Technikerkrankenkasse in einer Broschüre aus dem Jahr 2012: "Vielen Angehörigen hilft es zu wissen, dass ein Teil ihres Verstorbenen in einem anderen Menschen weiterlebt."8) Demgegenüber wird versucht, solche Vorstellungen aufseiten der Empfänger*innen gerade zu verhindern (SONNENMOSER 2011). Die Deutung, mit der Verpflanzung eines Organs würden auch Eigenschaften von Spender*innen übertragen werden, wird für die Empfänger*innen als nicht zielführend, wenn nicht sogar pathologisch gewertet. [40]

Auch im Horrorfilm werden Organspenden in einen pragmatischen Kontext gestellt, der Hinweise auf die kulturelle Bedeutung der Transplantation geben kann. Die Praxis des Horrorfilm-Schauens ist selektiv und temporär, lässt sich eigenbestimmt kontrollieren und erlaubt einen lustvollen Konsum des Schreckens, ohne tatsächlichen Gefahren ausgesetzt zu sein. Zu dieser Kulturtechnik gehört aber auch das Wegsehen, Augenschließen oder Hände-vors-Gesicht-Halten in bestimmten Momenten. In ihr lässt sich das von HOEYER et al. (2015) rekonstruierte "practising deliberate ignorance" in Bezug auf die postmortale Organspende erkennen. Ganz im Gegensatz zu der im politischen und medialen Diskurs vertretenen Annahme, dass die Akzeptanz von Organspenden durch ein Mehr an Informationen und Aufklärung zu steigern sei, konnten die Autor*innen schlüssig zeigen, dass es gerade das Nichtwissen über den genauen organisatorischen und chirurgischen Ablauf von Transplantationen, also ein aktives Augenverschließen vor den Ambivalenzen der Organspende ist, was die Akzeptanz von postmortalen Organspenden überhaupt erst ermöglicht: Sowohl registrierte Organspender*innen als auch intensivmedizinisches Personal

"seem to avoid particular forms of information: few want to know exactly who benefits and how; nobody wants to know the details relating to the actual transplantation procedures; and most refrain from influencing or even knowing about the specific parameters for prioritising recipients" (S.579). [41]

Neben praktischen Kontexten wies SCHMITT auf die Differenzierung "wortsemantischer und pragmasemantischer Lesarten" (2017, S.495) in der Identifikation von Metaphern hin. Die Unterscheidung von Wort- und Pragmasemantik führte er am Beispiel der "Entwicklung" vor: Während in einer wortsemantischen Suche nach dem Quellbereich auf das Entrollen eines Fadens verwiesen wird, fragt man in einer pragmasemantischen Zuordnung nach dem Gebrauchskontext des Wortes, der in der Biologie als ein fortschreitender Lebensprozess von Tieren oder Pflanzen gefunden werden kann. In dieser weiteren Deutung verschränkt sich die Frage nach der pragmasemantischen Bedeutung (wo wird eine Wortwendung in welchem Sinne genutzt?) mit der Frage nach komplexen kommunikativen Praktiken (wie wird Sinn praktisch hergestellt?). [42]

4.2 Multimodalität

Nicht- oder parasprachliche Äußerungen gelten derzeit (immer noch) als Grenze der praktischen Umsetzung von Metaphernanalysen (SCHMITT et al. 2018, S.66). So steht der systematische Einbezug anderer als sprachlicher Modalitäten (Gesten, Geräusche, Haptiken, Olfaktorisches, Artefakte) in die Metaphernanalyse noch am Anfang. In der vorliegenden Analyse wurde am Beispiel des Romans mit der Frage nach dem metaphorischen Gehalt einer Farbe vor allem die Modalität des Bildes adressiert. Doch auch das Bild gilt derzeit nicht nur als neu zu entdeckender Gegenstand, sondern auch als "besondere Herausforderung" für die Metaphernanalyse (JUNGE 2019, S.1). [43]

SCHMITT deklinierte daher erstmals das Vorgehen einer "kognitiv-linguistisch inspirierten Bildanalyse" (2019, S.125) aus, die sich konsequent an den Schritten der systematischen Metaphernanalyse orientiert. Im Besonderen analysierte er die Metaphorik, die sich in Interaktion von Bild und Text entfaltet (2019, 2022), wies aber dennoch gerade darauf hin, dass sich die Metaphernanalyse nicht auf diese beiden Modalitäten beschränken darf. Spezifisch schlug er eine "szenische[] Erweiterung" der Metaphernanalyse vor (2022), deren Grundstein er in FORCEVILLEs szenischen Filmanalysen (2008) verortete. Dieser verstand Metaphern als eine Art szenischer Übertragungen, in denen nicht einzelne Eigenschaften von einem Phänomen auf ein anderes metaphorisch transferiert, sondern vielmehr typische Szenen imaginativ aufgerufen werden: "Wenn wir den Menschen als Wolf metaphorisieren, übertragen wir nicht in erster Linie einzelne Eigenschaften, sondern typisierte Szenen des Angriffs, der Vernichtung und des Verschlingens" (SCHMITT 2022, S.224). Was ein Verständnis von Metaphorik als szenischer Übertragung für die multimodale Metaphernanalyse besonders nahelegt, ist die Tatsache, "dass Szenen mehr als eine Modalität umfassen – sie integrieren Bilder, Sprache, Handlungen, Geräusch, Mimik und Gestik, gegebenenfalls auch Geschmack und Geruch" (a.a.O.). [44]

Damit lässt sich für den Roman, aber auch in den anderen vorgestellten Fällen nach der prinzipiell multimodalen Repräsentation von Organspende9) fragen. Die Interpretation der schwarzen Seiten lässt sich so um die durch die konkrete materielle Ausgestaltung des Buches nahegelegte Handhabung erweitern. Die in der schwarzen Doppelseite metaphorisierte Absolutheit wird dadurch unterstrichen, dass durch ihr Aufschlagen alle anderen Seiten gleichsam ausgeblendet werden und das Schwarz ganz im Mittelpunkt steht. Zusätzlich hervorgehoben werden diese dadurch, dass der Lesefluss durch das notwendige Überblättern der weißen Seiten noch einmal verlangsamt und die Aufmerksamkeit hierdurch einmal mehr auf das Schwarz gelenkt wird. Insgesamt spiegelt sich hier die Form gleichsam im Inhalt wider: Was nicht aussprech- und benennbar – da nicht erfahrbar – ist, kann auch nicht als Text verfasst, sondern nur als Bild, und hier gerade als ein Fehlen, repräsentiert werden. [45]

Im Falle der Broschüre spielen Bild, Text und auch Materialität so sehr zusammen, dass es nicht schwerfällt, die Notwendigkeit einer multimodalen Analyse anzunehmen und den Einbezug von nicht-sprachlichen Repräsentationen nicht nur als Ergänzungen der Textanalyse zu betrachten. Auch der pragmatische Kontext, in welchen die Organspende durch den der Broschüre entnehmbaren Ausweis gesellt wird, ist ohne dessen Materialität als Artefakt nicht zu interpretieren. Bemüht man sich nicht, den metaphorischen Gehalt dieses Objekts zu verstehen, beraubt man sich in der Analyse entscheidender Aspekte, die doch ganz grundlegend für das Verständnis von Organspende sind. Nicht nur die Namensgebung "Ausweis" ist hier entscheidend, sondern auch die Handlungsweisen, die durch seine Materialität nahegelegt werden. [46]

Dass (Horror-)Filme szenisch interpretiert werden können (und müssen) liegt auf der Hand. Besonders im Beispiel des Interviews zeigt sich, wie die Textbasiertheit vieler Auswertungsmethoden der qualitativen Forschung (und damit auch der Metaphernanalyse) durch die Transkription auditiven oder audiovisuellen Materials immer wieder hergestellt und bestärkt wird. Durch die Verschriftlichung werden para- und nonverbale Elemente einer Interpretation zugänglich: Para- und Nichtsprachliches (Mimik, Gesten etc.) hat auch evaluativen Charakter, es begleitet die sich sprachlich entfaltende Metaphorik. Diese Elemente geben damit Aufschluss auch auf die Gefühlswelt der Akteur*innen und sind ebenfalls metaphorisch zu deuten. [47]

Das Verschriftlichen und damit die Übertragung von einer Modalität (Sprache, Gesten etc.) in eine andere (Text) stellt aber immer auch eine Beschneidung des Gehalts von Materialem, Auditivem, Haptischem etc. dar. Daher wird man in einer multimodalen Metaphernanalyse vor die Herausforderung gestellt, die methodischen Schritte der Textanalyse nicht 1:1 auf andere Modalitäten zu übertragen, sondern auch deren Eigenlogiken in Rechnung stellen. Die Frage nach der konkreten methodischen Umsetzung einer multimodalen Metaphernanalyse ist allerdings noch lange nicht geklärt. Für sie muss methodisch und methodologisch Anschluss gesucht werden an die soziologische Film- (DAHL 2004; PELTZER & KEPPLER 2015), Bild- und Videoanalyse (BOHNSACK 2008, 2009; KNOBLAUCH, BAER, LAURIER, PETSCHKE & SCHNETTLER 2008; MEY & DIETRICH 2016), Artefaktanalyse (LUEGER & FROSCHAUER 2018) und multimodale Analyse (WILDFEUER, BATEMAN & HIIPPALA 2020), um nur einige wenige zu nennen. [48]

4.3 Kulturelle Archive

Mit KRÜGER-FÜRHOFFs Konzept des kulturellen Archivs (2012) konnte in der Analyse des Interviews der Bezug auf Horrorfilme als Übertragungsleistung gedeutet werden. Damit werden kulturelle Archive an die Metapherntheorie anschlussfähig und können als Kategorie der Metaphernanalyse systematisch nutzbar gemacht werden. Die Fiktionalität von Literatur und Film macht das Vorliegen eines Verweisungszusammenhangs besonders deutlich, doch lassen sich sozialwissenschaftlich nicht nur fiktionale Repräsentationen als kulturelles Archiv begreifen. Prinzipiell können alle gesellschaftlichen Wissensvorräte (BERGER & LUCKMANN 1980 [1966]), durch die Sinnvollzüge zur Verfügung gestellt und die damit "zur Deutung und pragmatischen Bewältigung aktueller Situationen" (SEBALD et al. 2020, S.2) herangezogen werden können, als ein solches Archiv verstanden werden. SEBALD et al. nannten solche Wissensvorräte "soziale Gedächtnisse" und wiesen für deren Aktualisierung darauf hin, dass es sich bei dieser Übertragungsleistung nicht um ein bloßes Abrufen vorhandener Inhalte handele, sondern dies ein Prozess sei, der immer auch Selektion und Vergessen – im Verständnis der kognitiven Metapherntheorie ein highlighting und hiding – beinhalte. [49]

Der Horrorfilm stellt eines dieser kulturellen Archive dar, aus denen sich die public imaginary der Organspende speist. Dabei zeigt sich das Archiv als komplexe Beschreibungskategorie, durch die nicht nur auf unterschiedliche Modalitäten oder praktische Bezüge verwiesen wird, sondern die auch das Rekonstruieren institutioneller, historischer und lebensweltlicher Kontexte notwendig macht. Auch im analysierten Roman "Leben" rief WAGNER (2014) immer wieder kulturelle Archive auf, in denen in Gesellschaften Tod und Sterben verhandelt wird. So zieht sich etwa die Erinnerung an den eigenen Großvater durch den Roman, durch welche die eigene Transplantationsgeschichte in den Kontext von Kriegserlebnissen gestellt wird. Wortsemantisch lässt sich in den Kriegsgeschichten des Großvaters keine direkte Metaphorisierung der Organspende erkennen, doch ist ihr "Auftauchen" durchaus als Verweis und damit als metaphorisch zu verstehen. Im Roman werden beide Felder in einen Zusammenhang gestellt, und es wird mit den kulturellen Wissensbeständen des Krieges ein komplexer und vielschichtiger Imaginationsraum eröffnet. Durch die Aktualisierung der Kriegsgeschichten werden die emotionale und physische Verfasstheit des Erzählers in der "totale[n] Institution" (GOFFMAN 1973 [1961], S.11) des Krankenhauses mit der Vulnerabilität menschlicher Körper parallelisiert, die einem lebensfeindlichen technisch-politischen Komplex mit der ständigen Bedrohung durch einen gewaltvollen Tod gegenüberstehen. [50]

Mit Blick auf verschiedene kulturelle Archive, aus denen sich Wissen und Möglichkeiten des Sprechens über Organspende speist, stellt sich insgesamt die Frage danach, welchen Teilsystemen der Gesellschaft die Organspende überantwortet wird (NASSEHI, SAAKE & BARTH 2019). Auch diese lassen sich als kulturelle Archive identifizieren, aus denen die Metaphorik der Organspende schöpft. So liegen den entsprechenden Institutionen unterschiedliche Organisations- und Prozesslogiken zugrunde, in welche die Organspende durch die metaphorische Parallelisierung gestellt wird und die sich auch widersprechen können. In der Organspende schneiden und überlagern sich verschiedene gesellschaftliche Teilbereiche und Sphären. Sie beschäftigt nicht nur die Medizin, sondern das Recht, die Politik, die Öffentlichkeit und die Ethik. Die Problematisierung im jeweiligen Bereich folgt entsprechend der jeweiligen Systemlogiken. Diese sind damit als diejenigen Strukturmerkmale zu verstehen, die auf die Organspende übertragen werden bzw. in denen die Organspende verhandelt wird. NASSEHI et al. erkannten in dieser Vielschichtigkeit auch problematische "Perspektivendifferenzen", die nicht versöhnt, aber in demokratischen Verfahren praktisch bearbeitet, in ihrer Komplexität sichtbar gemacht und damit entdramatisiert werden könnten. Mit Blick auf die Heuristik des highlighting und hiding kann schließlich differenzierter gefragt werden, in welchem Kontext welche Aspekte der Organspende in welchem gesellschaftlichen Teilbereich besonders virulent und welche vernachlässigt werden. [51]

Dieses Verständnis erweitert die Suche nach metaphorischen Quellbereichen um die nach denjenigen kulturellen Archiven, welche diese Quellbereiche zur Verfügung stellen und ergänzt damit die methodischen Möglichkeiten und die Reichweite der Metaphernanalyse. In der Anwendung der Methode ist man hier aufgerufen, die theoretischen Bezüge zwischen kognitiver Metapherntheorie und soziologischen Konzepten, die bereits hergestellt wurden, weiter zu vertiefen und zu spezifizieren. So wäre der Begriff eines kulturellen Archivs in der jeweiligen Theoriesprache derjenigen Ansätze zu identifizieren bzw. zu entwerfen, zu denen für die Metapherntheorie bereits Anschlüsse formuliert wurden (s. für eine detaillierte Übersicht SCHMITT 2017, S.113ff.). Vor allem in der Wissenssoziologie können sich hier zahlreiche Anknüpfungspunkte ergeben – mit jeweils spezifischen konzeptionellen Konsequenzen, abhängig davon, ob ein kulturelles Archiv in Diskursen (FOUCAULT 1991 [1972]), in kollektiven Praktiken (BOURDIEU 1998 [1980]), im sozialen Imaginären (CASTORIADIS 1984 [1975]) oder im Kollektivbewusstsein (DURKHEIM 1994 [1912]) gesucht wird. So kann auch im Anschluss an theoretische Konzepte das, was unter Quellbereich und Metaphorik zu verstehen ist, systematisch für die Methode der Metaphernanalyse erweitert und ausbuchstabiert werden. [52]

5. Schluss: Grenzerkundungen metaphorischer Quellbereiche

Organspende, das ergibt sich nicht zuletzt aus der vorliegenden Analyse, ist weit mehr als ein medizinisches Phänomen. Sie beschäftigt Politik, Ethik, Populärkultur und die Zivilgesellschaft. Sie bringt medizinische und chirurgische Praktiken ebenso hervor wie Gesetze, Posterkampagnen, Events wie den "Tag der Organspende", Filme, Bilder, Romane und Ausweise. Sie wird in der Gesundheitskommunikation genauso wie in der Kirche oder in Familien verhandelt. Als public imaginary ist sie begleitet von medial vermittelten Bildern und Narrationen, die sich aus dem Bereich der Dokumentation, aber auch der Fiktion speisen. Hier zeigt sich das "phantasmatische Potential" (KRÜGER-FÜRHOFF 2012, S.326) der Organspende: Im Alltag für die wenigsten direkt erfahrbar, ist sie einerseits auf Repräsentationen angewiesen, andererseits lässt sie sich auch imaginär immer wieder neu bespielen. Sie ist nicht nur kulturelle Projektionsfläche tiefliegender Vorstellungen von Körperlichkeit, Sozialität und Identität, sondern im professionellen Feld der Transplantationsmedizin auch Experimentierfeld für Utopien technischer Machbarkeit sowie Bezugspunkt ethischer Grundlagendebatten (SHARP 2013). Entsprechend vielfältig und komplex entfalten sich schon die anhand von nur drei Fallbeispielen rekonstruierten Metaphoriken. [53]

Um die Möglichkeiten der Metaphernanalyse weiter auszuloten, muss in der entsprechenden Methodendiskussion – so das wesentliche Argument – an der zentralen Operation der Identifikation und genauen Benennung prägnanter Quellbereiche angesetzt werden. In den drei Fallbeispielen musste diese Frage jeweils neu übersetzt werden: Sie führte in die pragmatischen Kontexte, in welche die Organspende gestellt wird, zu den verschiedenen Modalitäten, in denen sie repräsentiert wird, und schließlich in kulturelle Archive, aus denen sich Vorstellungen von Organspende speisen. Gerade dieses weite und differenzierte Verständnis von "Quellbereich" ermöglicht so eine komplexe und weitreichende wie gleichzeitig methodisch abgesicherte Interpretation: In der systematischen Metaphernanalyse werden metaphorische Konzepte anhand einer Sammlung von Metaphern mit gleichen Quell- und Zielbereichen gebildet. Diese können gleichwohl ganz unterschiedlichen pragmatischen Kontexten, Modalitäten, und kulturellen Archiven entsprungen sein. So werden in einer erweiterten Analyse den Inhalten (metaphorische Konzepte), die rekonstruiert werden konnten, deren Kontexte (Praktiken, Modalitäten, Archive) gegenübergestellt und in Bezug auf diese diskutiert. Es macht einen Unterschied, in welchem Medium eine Metaphorik entfaltet wird – in einer Berichterstattung, welche als Garant für Faktizität gedeutet werden kann, oder in einem Horrorfilm, durch den die Inhalte in das Reich des Fantastischen und Grauenvollen verwiesen werden. Auch der Modus der Darstellung kann auf die jeweiligen Inhalte zurückgebunden werden. Ob diese als "atmosphärische" Bilder oder als "rationale" Argumentation präsentiert werden, lässt sie in einer je spezifischen ontologischen und auch evaluativen Färbung erscheinen. Im Sinne der rekonstruktiven Sozialforschung (BOHNSACK 2010) kann also formuliert werden, dass das Was der Repräsentation stets in ihrem Wie zu denken ist. [54]

Methodisch abgesichert ist diese Reflexion, wenn sie in die analytischen Schritte der systematischen Metaphernanalyse integriert und mit Blick auf deren Gütekriterien durchgeführt wird. Durch eine solche kontextsensitive Analyse wird die Qualität der Identifikation von Metaphern (SCHMITT 2017, S.522-523) gestützt, da hierdurch ein weiterer iterativer Schritt der Metaphernidentifikation eingefügt und damit für das Erkennen von metaphorischen Verweisen sensibilisiert wird. Die Qualität der Konstruktion metaphorischer Konzepte ergibt sich wiederum aus der Prägnanz, Kohärenz und Reichweite der anhand von Listen gleichsinniger metaphorischer Wendungen (gleicher Quell- und Zielbereich) gebildeten metaphorischen Konzepte (S.523). Diese müssen also eindeutig und stimmig sein sowie eine gewisse Erklärungskraft mit sich bringen. Methodisch fundiert lässt sich eine erweiterte kontextsensitive Analyse demnach durchführen, wenn in einem zusätzlichen Schritt systematisch ausformuliert wird, in welchem pragmatischen Kontext, welcher Modalität oder welchem kulturellen Archiv eine Metaphorik präsentiert wurde – und umgekehrt: in welchem gerade nicht. So trägt auch die systematische Anwendung der Heuristiken der Metaphernanalyse wie die des highlighting und hiding zur Qualitätssicherung einer differenzierten Analyse bei. Durch eine kontextsensitive Erweiterung der Metaphernanalyse wird nicht nur deren Reichweite und Sättigung gesichert, sondern die Deutung der Implikation von metaphorischen Konzepten (S.523-534) präzisiert und auf eine intersubjektiv nachvollziehbare Basis gestellt. [55]

Auch in der kognitiven Metapherntheorie selbst wird eine Erweiterung der Analyse um den Einbezug pragmatischer Kontexte, multipler Modalitäten und kultureller Archive nicht nur zugelassen, sondern im Grunde sogar nahegelegt. Entsprechend ihres weiten Verständnisses von Metaphorizität formulierten LAKOFF und JOHNSON: "Metaphor is primarily a matter of thought and action and only derivatively a matter of language" (1980, S.153). Durch die von ihnen untersuchten kognitiven Muster werden "Körper, Emotionen, Kognitionen [...], Handlungen und kulturelles Hintergrundwissen" (SCHMITT 2017, S.37) gleichermaßen organisiert. In der kognitiven Metapherntheorie wird, wenngleich auf sprachliche Manifestationen metaphorischer Konzepte rekurriert wird, bei der Frage nach den Mustern, in denen dem Menschen die Welt zugänglich wird, auf grundlegende (frühkindliche) körperliche Erfahrungen verwiesen (STADELBACHER 2016, 2022). Damit sind alle Wahrnehmungsmöglichkeiten und Weltzugänge angesprochen. Die Frage nach Quellbereichen, aus denen diese Muster metaphorisch geschöpft werden, muss daher ebenso grundlegend und umfassend gestellt werden. Sie muss mit der wissenssoziologischen Frage verbunden werden, aus welchen Quellen sich das Repertoire an Alltags- und Handlungswissen schöpft, das aktuelle Sinnbezüge und soziales Handeln überhaupt erst ermöglicht10). Mit pragmatischen Kontexten, Modalitäten sowie kulturellen Archiven wurden im vorliegenden Artikel einige Vorschläge formuliert, die nicht nur der Forschung zur Metaphorik der Organspende, sondern der Methode der Metaphernanalyse insgesamt einen weiteren Schritt in diese Richtung eröffnen. [56]

Danksagung

Mein ganz besonderer Dank gilt den anonymen Gutachter*innen, die diesen Artikel mit ihren überaus wertvollen Hinweisen, kritischen Nachfragen und hilfreichen Kommentaren sehr unterstützt haben.

Anmerkungen

1) Entscheidend ist hier die notwendige Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls ("Hirntod") bei potenziellen Spender*innen, der aber nur in etwa 1% aller Todesfälle überhaupt diagnostiziert werden kann (HOEYER et al. 2015; s. auch ADLOFF & PFALLER 2017). So wird die Hirntoddiagnostik in Deutschland – bei insgesamt etwa 900.000 Todesfällen pro Jahr – lediglich 2.000- bis 3.000-mal durchgeführt (WALTER 2020, S.1519). Der Hirntod ist deshalb so selten, weil er im Grunde nur bei Patientinnen und Patienten eintreten kann, die bereits soweit intensivmedizinisch behandelt wurden, dass ihr Herz-Kreislaufsystem durch maschinelle Beatmung aufrechterhalten wird. Andernfalls würde der Eintritt des Hirntodes binnen weniger Minuten zum Herzstillstand und damit zum Herztod führen (a.a.O.). <zurück>

2) Im Jahr 2012 wurden an mehreren deutschen Kliniken Betrugsfälle bekannt, bei denen Daten von Patient*innen so manipuliert worden waren, dass die betreffenden Personen im Vergabesystem als besonders dringlich eingestuft wurden. <zurück>

3) Das Projekt wird gefördert von der DFG, Projektnummer: 417783052, Laufzeit: 2019-2023. <zurück>

4) Transplantationsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 4. September 2007 (Bundesgesetzblatt [BGBl], Teil I, S.2206), das zuletzt durch Artikel 15d des Gesetzes vom 11. Juli 2021 (BGBl, Teil I, S.2754) geändert worden ist. <zurück>

5) Um den Organspendeausweis metapherntheoretisch fassen zu können, arbeitet BÖHRER in ihrer Dissertation an einem Konzept der "materiellen Metapher". Der Fall "Broschüre" stammt aus dem Archiv ihres Dissertationsprojektes und wurde mir dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. <zurück>

6) Für das dem Artikel zugrundeliegende Forschungsprojekt wurden insgesamt 145 Romane, Spielfilme und Dokumentationen der Jahre 2010-2020 (in dt. Sprache; Stand Juli 2022) recherchiert. Für das konkrete Fallbeispiel habe ich mich aufgrund seiner Bekanntheit und seiner gestalterischen Besonderheit entschieden. <zurück>

7) Insgesamt wurden 17 Interviews mit Personen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und soziokultureller Herkunft in das Sample aufgenommen. Für das Interview mit Max habe ich mich aufgrund seines deutlichen Bezuges zu Horrorfilmen entschieden, was eine weitergehende methodische Diskussion ermöglichte. Alle Interviews wurden pseudonymisiert. <zurück>

8) Abrufbar unter: https://www.tk.de/resource/blob/2023222/c909e3a5d2d784bc3376c84e8cd70dad/tk-broschuere--organspende---entscheidung-fuers-leben--data.pdf [Zugegriffen: 25. Juli 2022]. <zurück>

9) Erste multimodale Analysen von Organspende legten bspw. HANSEN, PFALLER und SCHICKTANZ (2020) sowie HANSEN et. al (2018) vor, indem sie Bild und Text von Organspendekampagnen analysierten, allerdings ohne Verbindung zur Metaphernanalyse. <zurück>

10) Dies legt freilich das gesamte Spektrum wissens- und kultursoziologischer Theorie nahe. Zu fragen wäre etwa nach kulturellen Repräsentationen, institutionellen Zusammenhängen, Organisationen, Medien, habituellen Verfestigungen, biografischen Bezügen, Imaginationen, Diskursen, Praktiken, Systemlogiken, Interaktionsordnungen, Situationen etc. <zurück>

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Zur Autorin

Larissa PFALLER ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Ihre Schwerpunkte liegen in der Kultur- und Wissenssoziologie sowie in der qualitativ-rekonstruktiven Sozialforschung. Derzeit beschäftigt sie sich mit Theorien der Abjektion und des Imaginären und forscht zu den Themen Organspende, Alter(n) und Freundschaft.

Kontakt:

Larissa Pfaller

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Institut für Soziologie
Kochstr. 4
91054 Erlangen

E-Mail: larissa.pfaller@fau.de

Zitation

Pfaller, Larissa (2022). Pragmatische Kontexte, Multimodalität und kulturelle Archive: Grenzerkundungen metaphorischer Quellbereiche am Beispiel Organspende [56 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 23(3), Art. 7, https://doi.org/10.17169/fqs-23.3.3906.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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