Volume 4, No. 2, Art. 27 – Mai 2003

Wenn "wir selbst" zu unserem Forschungsfeld werden1)

Gert Dressel & Nikola Langreiter

Zusammenfassung: In unserem aktuellen Forschungsprojekt versuchen wir eine Kulturwissenschaft der Kulturwissenschaften, wenden dabei kulturwissenschaftliche Instrumentarien auf Kulturwissenschaften an und machen uns gewissermaßen selbst zum Forschungsfeld. Da kann jede Menge passieren – einiges davon sprechen wir hier an. Und wir möchten für uns (bislang) wesentliche Erkenntnisse der Arbeit in diesem spezifischen Forschungszusammenhang zur Diskussion stellen: Der Umgang mit biographischem Material ist prinzipiell heikel, man hat es mit Menschen zu tun, Beziehungen entstehen. Weder der gesellschaftliche Status der beforschten Personen noch Nähen oder Distanzen unterschiedlicher Art können für das Maß an Verantwortungsgefühl dabei ausschlaggebend sein. Auf der Repräsentationsebene bedeutet das, Produkte zu erzeugen, die für alle Beteiligten, also auch für die Beforschten, zumutbar sind. Wissenschaft ist also Interaktion – dieses Postulat impliziert für uns weiter, nicht Wissenschaftsforschung für Wissenschaftsforschung betreiben zu wollen, wenngleich wir uns in diese Diskurse einklinken (möchten). Wichtig ist uns, Wissenschaftsforschung in unseren wissenschaftlichen Alltag einfließen zu lassen, sie umzusetzen – z.B. in Teamarbeit, in Lehrveranstaltungen, in Wissenschaftsorganisation und -kommunikation. Diese Interaktionen wiederum wirken auf das Forschungsprojekt zurück – sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen, verweisen uns auf Relevanzen und Gewichtungen, machen uns sensibel für Tabus.

Keywords: Reflexivität, Historische Anthropologie, Kulturwissenschaften, Wissenschaftsforschung, Biographieforschung, Erfahrung, Intervention

Inhaltsverzeichnis

1. Wie kommt's?

1.1 Das Projekt "Reflexive Historische Anthropologie"

2. Was passiert?

2.1 Distanz

2.2 Nähe

2.3 Repräsentation

3. Was soll's?

Anmerkungen

Literatur

Zum Autor und zur Autorin

Zitation

 

1. Wie kommt's?

Eigene Forschungen mit wissenschaftlichen Koryphäen zu legitimieren, ist wichtig, wenigstens dann, wenn man selbst nicht zum Kreis der Koryphäen gehört. Wir beginnen mit Pierre BOURDIEU: Er, selbst studierter Philosoph, beschrieb "typisch" philosophische Arbeits- und Herangehensweisen mit folgendem Bild: Wie ein General würde man auf einem Feldherrnhügel stehen und von oben herab den und die Menschen beobachten und analysieren (1993b, S.41). Andere Geistes-, Kultur- und SozialwissenschaftlerInnen agieren ähnlich; sie interpretieren das soziale und kulturelle Getümmel, Gruppen und Gesellschaften, Konflikte und Bündnisse meist so, als wären sie selbst nicht Teil dessen, als trügen sie Kultur und Gesellschaft nicht auch selbst in sich. Zwar analysiert die Wissenschaftsforschung schon seit geraumer Zeit Wissenschaften als gesellschaftliche Veranstaltungen (z.B. LATOUR 1987, KNORR-CETINA 1991). Doch deren Untersuchungsgegenstände sind fast ausschließlich "die Anderen". So wie sich die klassische Kultur- und SozialanthropologInnen als EuropäerInnen und NordamerikanerInnen auf außereuropäische Kulturen konzentrierten, so beforschen die kultur- und sozialwissenschaftlichen science studies vorwiegend technische Fächer und Naturwissenschaften (für einen Überblick: FELT, NOWOTNY & TASCHWER 1995). Wenn Geistes- und KulturwissenschaftlerInnen (zu denen wir uns auch rechnen) dagegen daran gehen, Kultur, soziale Verfasstheit und Geschichte des eigenen Faches/der eigenen Fächer, der eigenen scientific community zu rekonstruieren, ist von sozialen, kulturellen oder politischen Verfasstheiten wissenschaftlichen Arbeitens selten die Rede. Jacques Le GOFF beispielsweise hat die Geschichte der französischen "nouvelle histoire", die sich differenzierter kultur- und sozialwissenschaftlicher Instrumentarien bedient, als eine Geschichte "großer Männer" angelegt (1994). "Allzu lange haben die Historiker die Geschichte ihres Faches mit Hilfe von Begriffen geschrieben, die sie selbst auf keinen einzigen Gegenstand angewandt hätten", kommentierte Roger CHARTIER solcherart Vorgehen (1992, S.10). Obwohl EthnologInnen, HistorikerInnen, SoziologInnen und andere inzwischen einen reflexiven Zugang als notwendig erkannt haben – von Ausnahmen insbesondere in ethnologischen und feministischen Kontexten abgesehen (z.B. AUSLANDER 1995, BERG & FUCHS 1993, EISCH & HAMM 2001, LINDNER 2000, NADIG 1989, NÖBAUER & ZUCKERHUT 2002)2) – kommen die meisten Versuche einer "Objektivierung des objektivierenden Subjekts" (BOURDIEU 1992, S.10), nämlich des sozial- und kulturwissenschaftlichen Subjekts, über Programmatisches nicht hinaus (DRESSEL & LANGREITER 2003, S.134-136). [1]

1.1 Das Projekt "Reflexive Historische Anthropologie"

Im Forschungsprojekt "Reflexive Historische Anthropologie"3) wenden wir einige Werkzeuge unserer wissenschaftlichen Zugangsweise – nämlich der Historischen Anthropologie (DRESSEL 1996; van DÜLMEN 2001) – auf uns selbst an. "Uns selbst" meint jene wissenschaftlichen Bereiche, in denen wir uns bewegen bzw. denen wir uns zugehörig fühlen. Da die inhaltlichen, sozialen und institutionellen Grenzen der Historischen Anthropologie in Deutschland und Österreich fließend und wenig eindeutig sind, haben wir unser Interesse auf diverse Kulturwissenschaften und KulturwissenschaftlerInnen ausgedehnt. Wir versuchen also eine Kulturwissenschaft der Kulturwissenschaften, vor allem im deutschsprachigen Raum. In diesem Feld bewegen sich nicht voneinander unabhängige, autonome ProduzentInnen (kultur-) wissenschaftlichen Wissens, sondern: Es handelt sich um ein Feld, das sich aus Männern und Frauen zusammensetzt, verschiedene Altersgruppen mit je eigenen "Generationslagen" (MANNHEIM 1928, S.173f) sind vertreten. Seit Anfang der 1970er Jahre finden sich hier außerdem zunehmend Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunftsmilieus.4) Und nicht zuletzt begegnet man hier RepräsentantInnen mehrerer Disziplinen – unter anderem der Erziehungswissenschaft, Geschichte, verschiedener Sprachwissenschaften, der Soziologie, der Volkskunde/Europäischen Ethnologie/Kulturanthropologie/Empirischen Kulturwissenschaft. Diese WissenschaftlerInnen weisen allesamt soziokulturelle Erfahrungen und Strukturen auf (BECHER 1989, v.a. S.79; siehe auch: FLECK 1980, v.a. S.52-70); sie forschen nicht "brav" nebeneinander vor sich hin, sondern streiten, kooperieren, verbünden sich, konkurrieren – daraus entstehen Diskussionen, Diskurse, Aufsätze, Bücher, zuweilen neue wissenschaftliche Paradigmen, Schulen oder ganze Forschungsrichtungen.5) Soziale Beziehungen stellen "einen Schlüsselfaktor in einem Modell der Beschreibung wissenschaftlicher Aktivität dar." (FELT u.a. 1995, S.82) Dabei entstehen und zerbrechen Beziehungen nicht in einem "freien Spiel der Kräfte", vielmehr ist das kulturwissenschaftliche wie jedes andere gesellschaftliche Feld reglementiert, hierarchisiert:

"While publication constitutes the formal and explicit criterion for recognition, there is (here as elsewhere) an informal and tacit dimension which also has to be taken into account. However important quality may be, it is not only what you write but who you are and where you come from that counts." (BECHER 1989, S.54) [2]

Die Regeln und Hierarchien sind veränderbar, nicht statisch. Mit Hilfe spezifischer Universitäts- und Forschungsförderungsstrukturen und bestimmter Belohnungsverfahren und Kriterien wird wissenschaftlicher Nachwuchs rekrutiert (MÜLLER 2000, v.a. S.291-295; STRASSER & SCHLIESSELBERGER 1998, u.a. S.229). Es existieren mehrere, teilweise in Konkurrenz zueinander stehende Netze von AkteurInnen, die darüber mitentscheiden, wer und was (Inhalte, Methoden, Theorien) zum Feld gehören, wer hineingelassen wird und wer nicht, indem etwa die einen in einer angesehenen Zeitschrift veröffentlichen dürfen, andere aber nicht (ROTH 2002a, Abs. 20; 2002b, Abs. 21f). Schließlich müssen AkteurInnen, die als KulturwissenschaftlerInnen arbeiten wollen, Strategien und Handlungsformen finden, um Möglichkeiten und Barrieren im Wissenschaftsbetrieb auszuloten, um dann mit diesen umzugehen. Die Individuen sind im kulturwissenschaftlichen Feld unterschiedlich positioniert: Männer und Frauen, Jüngere und Ältere, ProfessorInnen und so genannte NachwuchswissenschaftlerInnen zum Beispiel. Das bringt je spezifische Repertoires an "strukturierten Handlungsoptionen" (ALGAZI 2000, S.114) mit sich. Wie handeln kulturwissenschaftlich orientierte WissenschaftlerInnen nach Abschluss ihres Studiums? Welchen Stellenwert geben sie der Dissertation? Orientieren sie sich an einem Mentor (oder gar an einer Mentorin), in der Hoffnung unterstützt zu werden (STRASSER & SCHLIESSELBERGER 1998)? Bevorzugen sie individuelles Agieren oder bemühen sie sich um Gruppenbildungen unter "Gleichen" (NÖBAUER & ZUCKERHUT 2002, v.a. Kapitel III)? Streben sie eine Karriere als ForscherInnen an oder bewegen sie sich auf ganz andere Berufsfelder zu? Und was könnte alles das für das Selbstverständnis (die Identität) der AkteurInnen bedeuten? [3]

Uns interessiert also (unsere "eigene") Wissenschaft als soziale, interpersonale bzw. interaktive und letztlich auch persönliche Veranstaltung. Das Spektrum an konkreten Fragestellungen ist geradezu unendlich. Wenn professionelle Praktiken Thema sind, ließen sich allein aus den Erfahrungen eines einzigen Arbeitstags Problemstellungen für mehrere Aufsätze gewinnen.6) [4]

Von Beginn an waren die Kategorien gender, Generationen und soziale Herkunft für uns zentral und sind das auch geblieben; dennoch – sie sind so allgemein und grundsätzlich, dass Konzentration und Reduktion notwendig waren und sind. Bei Tagungen, Workshops und in von uns geleiteten Lehrveranstaltungen haben sich Themen und Problemstellungen für uns konkretisiert oder sind überhaupt erst bewusst geworden. Resonanzen von "außen" haben manchmal erst gezeigt, dass wir da und dort etwas Spannendes und Relevantes angeschnitten und öffentlich gemacht haben. "Arbeit und Freizeit und Familie von WissenschaftlerInnen" ist ein solcher aufregender Inhalt gewesen (DRESSEL & LANGREITER 2002c), auch die Verknüpfung von Kulturwissenschaft, politischen Systemen und gender (DRESSEL, KASABOVA & LANGREITER 2003) oder die Restaurierung der Geschlechterverhältnisse in den deutschen und österreichischen universitären Geisteswissenschaften nach dem Zweiten Weltkrieg (DRESSEL & LANGREITER 2002a). Für diese Arbeiten haben wir uns mit Fragen befasst, die wohl teilweise in den Kulturwissenschaften (auf andere soziale Felder bezogen) aber kaum in der Wissenschaftsforschung beackert werden: etwa "Wissenschaft und Brauch" oder "das Altern von ExpertInnen". Nicht zuletzt interessieren uns reflexive Praktiken und – damit in Zusammenhang – das Selbstverständnis von Wissenschaften und WissenschaftlerInnen (DRESSEL 2001, S.45-52). [5]

Biographien sind also nicht individuell und beliebig, ihre TrägerInnen verkörpern ein spezifisches Ensemble sozialer, kultureller etc. Bedeutsamkeiten und Erfahrungen (in Verbindung mit Geschlecht, Herkunft, beruflichem Milieu, Altersgruppe, politischen Erlebnissen etc.), das auch spezifische Deutungsmodelle und Handlungsformen in konkreten Kontexten impliziert: "Biographie ist ganz konkret Gesellschaftlichkeit und Subjektivität in einem", wie Peter ALHEIT geschrieben hat (1995, S.88). Das gilt "selbstverständlich" auch für WissenschaftlerInnen. [6]

Basis unseres Quellenmaterials bilden lebensgeschichtliche Texte historisch-anthropologisch bzw. kulturwissenschaftlich tätiger WissenschaftlerInnen, vor allem von uns geführte halboffene narrative biographische Interviews.7) Wir haben darauf geachtet, Männer und Frauen, Angehörige verschiedener Alterskohorten sowie Personen unterschiedlicher sozialer und fachlicher Herkunft bzw. Position zum Gespräch einzuladen. Um den Interpretationshorizont zu erweitern, wurden zusätzlich Interviews mit KollegInnen in Bulgarien und Frankreich durchgeführt (insgesamt bislang 25 Interviews). Der aktuelle Boom an autobiographischen Äußerungen von Kultur- und SozialwissenschaftlerInnen8) hat uns, entgegen unseren ursprünglichen Absichten, bewogen, solche Selbstzeugnisse miteinzubeziehen. Und im Sinne einer möglichst großen Offenheit und Aufnahmebereitschaft für die Eigenheiten unseres Forschungsfeldes schließen wir gewissermaßen alles mögliche Quellenmaterial (found footage) ein: So finden sich neben Textproduktionen unserer GesprächspartnerInnen auch Belletristik, journalistische Abhandlungen, Songtexte und Abbildungen in unserem Fundus (auch interessant aber rar: der wissenschaftliche Witz). [7]

Um nochmals auf das Bild vom Feldherrnhügel zurückzukommen: Wir können diesen Aussichtsposten nicht einnehmen, wir sind in alle Bereiche, die wir bearbeiten, verstrickt. Zudem haben wir eine je bestimmte Position in diesem kulturwissenschaftlichen Feld: als Volkskundlerin/Europäische Ethnologin und als Historiker, beide an einem interdisziplinären Institut über Drittmittel beschäftigt und einer eher jüngeren Generation zugehörig (auch wenn "jung" stets relativ ist) (NAGEL & SIEG 2000, S.1). Aufgrund dieser und anderer (Vor-) Strukturierungen und Erfahrungen, nehmen wir wahr, haben wir ein (wenngleich sich stets veränderndes) Problembewusstsein, bestimmte Interessen etc. Die Idee zum Projekt "Reflexive Historische Anthropologie" hat uns nicht aus heiterem Himmel getroffen. [8]

Dass wir im "Eigenen" forschen, von einer definierbaren Lage in diesem "Eigenen" aus, schafft Probleme bzw. Herausforderungen, bietet andererseits Vorteile. [9]

2. Was passiert?

Es kann sehr viel passieren, wenn wir selbst zu unserem Forschungsfeld werden, und es passiert sehr viel. Im Folgenden werden wir einiges davon skizzieren. Beim Forschen im "Eigenen" tun sich, wie angeschnitten, unmittelbare Chancen auf, aber ebenso Problemfelder, Gefahren sozusagen. Wir möchten hier nicht eigene Erfolgsgeschichten erzählen (obwohl wir das könnten), sondern Probleme ansprechen, die uns besonders beschäftigt haben und zum Teil noch immer beschäftigen. Fehler, Schwierigkeiten haben uns im Endeffekt stets "weiter" gebracht. Insofern erzählen wir doch Erfolgsgeschichten – aber vor allem möchten wir Beispiele aus dem bisherigen Forschungsprozess bringen und zur Diskussion stellen. Hinsichtlich der Methode, vorhin schon knapp geschildert, greifen wir nur zwei Probleme heraus: ein allgemeineres bezüglich biographischen Arbeitens und ein spezielleres, das sich aus der Anwendung des Zugangs auf oder mit WissenschaftlerInnen ergibt.9) Die Möglichkeiten und Grenzen von Biographieforschung sind uns einigermaßen bewusst, wir vertrauen in ihre Qualitäten – sie gilt uns als ein geeignetes Verfahren, Wissenschaftspraxis zu analysieren und zu reflektieren (BERGER 2000, S.24-30; ASH 1998, S.297)10); das heißt, über Lebensgeschichten von WissenschaftlerInnen Zusammenhängen von Gesellschaft und wissenschaftlichen Praktiken auf die Spur zu kommen (LINDNER 1987, S.15). Wir sind nicht an "Enthüllungen" interessiert, sondern fragen, wie sich gesellschaftliche Prozesse, Strukturen und Erfahrungen, auch jene des Wissenschaftsbetriebes, über einzelne Biographien vermitteln. Zentral ist nicht Erhellung des Privaten – obwohl sich das manchmal sehr anbietet –, sondern zentral sind die Praktiken von Sozial- und GeisteswissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen, die "kulturwissenschaftlich" oder "historisch-anthropologisch" arbeiten. [10]

Das narrative Interview ist ein Verfahren, bei dem durch möglichst offene Anlage ein Erzählraum geschaffen werden soll. In unserem Fall, um ausführlich über lebensgeschichtliche Erinnerungen wie über aktuelle Wahrnehmungs- und Handlungsformen und Interessen im Wissenschaftsbetrieb und darüber hinaus zu berichten. Mit den ersten Interviews wurden nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Grenzen dieser Methode deutlich – insbesondere wenn WissenschaftlerInnen GesprächspartnerInnen sind. Ihr Erzählverhalten lässt manchmal kaum Nachfragen zu. [11]

Wenn wir gesellschaftliche und kulturelle Bedingtheiten, die soziale Konstruktion (kultur-) wissenschaftlicher Erkenntnis bzw. Wissenschaft als soziokulturelle Praxis analysieren wollen, ist aufschlussreich – und mitunter auch irritierend –, den Konstruktionscharakter des Wissens einer scientific community zu entdecken, der man selbst angehört, und mehr noch, jene Präsentationsformen zu analysieren, mit Hilfe derer dieses Wissen transportiert wird (auch im Interview). Eine Besonderheit des Projekts besteht darin, dass die wichtigste Quelle zugleich die Adresse ist: Wir führen Gespräche mit RepräsentantInnen der kulturwissenschaftlichen community und veröffentlichen dann wiederum unsere Interviewinterpretationen in Form von Aufsätzen, Vorträgen und anderen Präsentationen in eben dieser community. Aus den komplexen Zusammenhängen, die sich daraus ergeben, greifen wir den Aspekt Nähe und Distanz heraus. [12]

2.1 Distanz

"Im Eigenen" zu forschen heißt noch nicht, dass von vornherein eine Nähe zwischen ForscherInnen und Beforschten gegeben ist. Das Feld ist heterogen und bietet reichhaltig Gelegenheiten für irritierende Erfahrungen und Distanz(ierung)en. An dieser Stelle teilen wir kurz unseren Text, "sprechen" nicht mehr mit einer Stimme, denn unsere Erfahrungen differieren; unsere Ausgangspositionen – bezogen etwa auf eine akademische Laufbahn und eine institutionelle Karriere – sind andere. [13]

Nikola LANGREITER: Ich fühle mich unserem Forschungsfeld zugehörig, dennoch ist für mich persönlich hier Distanz vielfach größer als Nähe. Bezogen auf die eigene akademische Position befinde ich mich weit entfernt vom Gros der InterviewpartnerInnen: Ich bin im universitären Betrieb nicht verankert, sondern arbeite freiberuflich; ich bin nicht habilitiert, sondern habe gerade erst mein Doktorat erworben. Meine Karrieresituation stellt sich also meist völlig anders dar, als jene der GesprächspartnerInnen, auch andere Kategorien (Alter, Herkunft etc.) sorgen für Distanz. Zudem sind für mich Teile des Feldes, z.B. jenes der Geschichtswissenschaften, (noch) relativ unübersichtlich. So ist für mich weniger vordringlich, die eigene Welt zu exotisieren (wie BOURDIEU für eine "Soziologie der Soziologie" empfiehlt11); siehe auch: BOURDIEU & WACQUANT 1996, S.62f). [14]

Gert DRESSEL: Auch ich fühle mich unserem Forschungsfeld zugehörig, auch ich habe in der Frühphase des Projekts, gegen Ende der 1990er Jahre, Distanzen zwischen meinen InterviewpartnerInnen, die meist ProfessorInnen waren, und mir wahrgenommen – das hat mich irritiert bzw. meinen Interviewstil beeinflusst. Kurz vor den ersten Gesprächsterminen hatte ich eine Einführung zur Historischen Anthropologie veröffentlicht, auf die ich bis dato wenig Feedback erhalten hatte. Das verunsicherte mich und weckte zugleich das Bedürfnis, von meinen InterviewpartnerInnen – etablierte AkteurInnen des Felds Historische Anthropologie – Anerkennung zu erhalten, um darüber selbst zu einem anerkannten "player" zu werden.12) Ich wollte demnach in der Interviewsituation mehr als nur die lebensgeschichtlichen Erzählungen – zuweilen "erfolglos", insbesondere dann, wenn GesprächspartnerInnen weder Nachfragen noch Kompetenzbeweise meinerseits zuließen. Das ärgerte und ängstigte mich zugleich. [15]

Vor allem in der Europäischen Ethnologie haben in jüngster Zeit AutorInnen über ein so genanntes "research up" reflektiert: Asymmetrien im ForscherInnen-Beforschte-Verhältnis stellen vor Probleme: etwa der Selbstbehauptung im Feld – möglicherweise muss die wissenschaftliche Autorität gegenüber den Beforschten gesichert werden (BECK 2000, u.a. S.225). Eine besondere Form der "Angst des Forschers vor dem Feld" (wie Rolf LINDNER 1981 einen Aufsatz betitelte), die Angst vor mangelnder Anerkennung als WissenschaftlerIn, mag entstehen. Dazu kommen – auch nicht bedeutungslos für alle Beteiligten – Ungleichheiten bezüglich ökonomischen, sozialen und kulturellen Kapitals. Mitunter "mutiert die Interview- zur Audienzsituation." (WARNEKEN & WITTEL 1997, S.7; vgl. S.1f)13) Das Schreiben über Schwierigkeiten, die eigene Verfassung (über die eigene Angst), darauf wies Kaspar MAASE hin (1997, v.a. S.388f; vgl. auch FUCHS & BERG 1995, S.22), kann Ausgleich schaffen: Es macht AutorInnen sympathisch und kann deren Selbstinszenierung mehrfach dienen. Über diese Form des "Bekennens" lassen sich erst recht Glaubwürdigkeit und Autorität aufbauen – und letztlich werden damit selbst in einem research up-setting Machtverhältnisse zu eigenen Gunsten gewendet. [16]

Wir kehren zu den geteilten Erfahrungen zurück: Im Verlauf unseres Forschungsprozesses hat sich einiges verändert. Nicht nur, dass das Erscheinungsjahr des Buches "Historische Anthropologie" (DRESSEL 1996) in die Ferne gerückt ist (und inzwischen sukzessiv anerkannt wurde). Über unsere Teamarbeit und eine zunehmende Integration in zum Teil selbstgeschaffene Kommunikationsnetze haben wir uns Kompetenzen angeeignet bzw. sind uns derer sicherer geworden. Das hat nicht zuletzt die Forschungsinteraktionen entspannt. Wenn es gelungen war, einen Termin zu vereinbaren, verliefen die meisten Gespräche angenehm; die KulturwissenschaftlerInnen ließen sich auf unser Projekt ein, wir waren – bei allem ExpertInnentum und Status unserer Gegenüber – nur selten mit den als üblich geschilderten Problemen in research up-Situationen konfrontiert. Mittlerweile stellen wir den unmittelbaren Vergleich mit den Beforschten gar nicht mehr an. [17]

2.2 Nähe

Andererseits nähern wir uns an – nämlich insofern und unter anderem als wir über unser Projekt tiefere Einblicke in den Wissenschaftsbetrieb erhalten. Die Erzählungen der InterviewpartnerInnen sensibilisieren uns, systematischer als wissenschaftsalltäglich üblich, darüber nachzudenken, wie dieser Betrieb organisiert ist. Offizielle und inoffizielle Selektionsmechanismen und dominante Bewertungskriterien geraten zum Thema, und wir bekommen mit, welche Verhaltensweisen belohnt werden, welche weniger. Mit diesen Erkenntnissen kann Eigennutz verbunden sein, der wiederum zu problematisieren ist. Genauer: kritisches Potenzial ist auch zu gebrauchen, um die eigene Situation zu reflektieren: etwa den Bezug zwischen angestrebter oder bereits erworbener Stellung im sozialen Raum und den eigenen wissenschaftlichen Äußerungen. [18]

Zum Thema Eigennutz gibt es eine Episode positiver Verkettung aus der Projektgeschichte: Ein Kulturwissenschaftler wird in der Pilotphase des Projekts interviewt. In einem späteren Projektantrag werden seine Arbeiten zitiert, nicht nur, aber auch aus pragmatischen Gründen – weil wir die Texte gut kennen, sie im Zuge der Interviewvorbereitung gelesen haben. Wohl aufgrund des ausführlichen Zitierens wird der Antrag eben jenem Kulturwissenschaftler zur Begutachtung vorgelegt und: von diesem positiv bewertet. Wir sind eindeutig in diesen Part der sozialen Welt verstrickt. Es gilt, das komplexe Bedingungsgefüge und (unsere) Handlungen in diesem Gefüge nicht aus dem Blick zu verlieren, zu bedenken, dass auch wir durch den konkreten Wissenschaftsbetrieb – seine impliziten und ausgesprochenen Regeln geprägt sind. Und Kategorien, die wir auf die WissenschaftlerInnen anwenden, noch einmal sei es betont, betreffen uns gleichermaßen. [19]

Neben und parallel zu allen bestehenden Distanzen können sich immer wieder besondere Formen von Nähe ergeben; unter anderem, wenn aus Interviewtexten klar wird, wie sehr Geschlecht als Weichensteller zu (wirklich wichtigen) Positionen wirkt. Wenn sich etwa zeigt, dass eine Akademikerin fachlich "gut" sein kann, voll im Einsatz für Wissenschaftliches und bereit, vieles andere hintanzustellen, dennoch – und im Vergleich mit ihren Kollegen – karrieremäßig ins Hintertreffen gerät. Dann fühlen wir uns unweigerlich betroffen und damit nah. Oder – aber damit in Zusammenhang – wenn in den Lebenserzählungen anderer vertraute Geschichten und Topoi auftauchen, entsteht mitunter eine unangenehme Nähe. Berührend und zuweilen "zu nah" haben wir zum Beispiel Erzählungen von "gealterten Experten" empfunden. Berichte von Wissenschaftlern, die nach Emeritierung und fortschreitendem Ausschluss aus dem vertrauten Milieu sich plötzlich einsam fühlen und erkennen, dass sie ein Privatleben erst aufbauen müssen, denn während ihres Berufslebens hatten sie kaum Anschluss an Familie oder Freunde außerhalb der scientific community gehabt (DRESSEL & LANGREITER 2002c, S.128). Hier gilt es, jene Fragen aufzugreifen, die über Persönliches hinaus reichen – nach der Identität und Praxis von WissenschaftlerInnen, allgemeiner: nach dem Ideal von Wissenschaft, nach ihren geschlechtsspezifischen Dimension etc. Und es gilt, der Verlockung zu widerstehen bzw. sie zu reflektieren, sich selbst im Vergleich mit dem Gegenüber um so viel "besser" (ja, verstanden als moralische Kategorie) zu finden. [20]

Letzteres führt uns zu einer Versuchung, die manchmal auftaucht – nämlich sich damit zu befassen, wie "unmöglich" die anderen sind, anstatt sich dem Freilegen soziokultureller Verflechtungen (zwischen wissenschaftlichen Diskursen und lebensweltlichen Bezügen etwa) zu widmen. Es mag schon damit beginnen, jemanden mittels lebensgeschichtlichem Interview zur Selbst-Darstellung aufzufordern und dann diese Selbstdarstellung – inklusive der betreffenden Person – (aufgrund des diagnostizierten Sich-selbst-zu-wichtig-Nehmens) für unsympathisch oder wenigstens unfreiwillig komisch zu halten. So gibt es neben der "Angst des Forschers vor dem Feld" (LINDNER 1981) die Angst des Feldes vor der Forscherin/vor dem Forscher. Gerade wenn die Beforschten WissenschaftlerInnen sind, wissen sie, dass Wissenschaft nicht immer "redlich" ist. Wir wissen, dass solche Sorgen aufgrund einschlägiger publizierter Beispiele berechtigt sind (darauf kommen wir zurück). Komplizierte Situationen können entstehen. So hat uns ein Kulturwissenschaftler in einem Interview zunächst relativ ausführlich über seine familiäre und soziale Herkunft erzählt, um dann, nach einer kurzen Gesprächspause, vehement den Rückzug anzutreten. Das Interview wurde beendet. Wir hatten den Eindruck, dass der Interviewee bereut hatte, sich auf das Ganze eingelassen zu haben, in Sorge war, zu viel preisgegeben zu haben. Über ein Jahr später fand an einem anderen Ort ein zweites Gespräch statt, das Nachfragen und dem Rückspielen erster Interpretationen dienen sollte (entsprechend unserem Bestreben, InterviewpartnerInnen nicht als Forschungs"gegenstand", nicht nur als Quelle, sondern auch als DiskussionspartnerInnen und kontrollierende Instanzen wahrzunehmen). Zu Beginn wurde nochmals ausführlich unsere Lauterkeit versichert, unser pfleglicher Umgang mit dem Material etc. Das erzeugte beim Gegenüber, wie er selber sagte, erst recht (oder überhaupt erst) Unsicherheit und Misstrauen. [21]

Die Palette "negativer" und "positiver" Emotionen auf beiden Seiten des Forschungsprozesses ist bewusst zu machen, da sie die Handlungsweisen hier wie dort beeinflussen – und nicht nur dann, wenn plötzlich jene befragt und interpretiert werden, die ansonsten gewohnt sind, andere zu befragen und zu interpretieren (GOLDINGER 2002, S.258). In der Literatur wird vor allem folgende Form eines research up mit besonderen ethischen Herausforderungen verbunden: "[D]ie größere soziale Nähe zum Beobachtungsfeld stellt hohe Anforderungen an das Rollenverhalten des Forschers und an seine Verantwortung bei der Auswertung und Veröffentlichung der gewonnenen Einblicke und Erfahrungen", meint etwa Heiner GOLDINGER (2002, S.259). Wir finden diesen (durchaus üblichen) Schluss seltsam; bedeutet mehr soziale, ideelle, räumliche, kulturelle ... Nähe wirklich mehr Verantwortung? Verantwortung – vor allem für die eigene Haut?14) [22]

2.3 Repräsentation

Dies relativiert nicht unsere Verantwortung im Projekt – beispielsweise für adäquate Formen der Darstellung und Veröffentlichung von Ergebnissen. Diese Herausforderung begleitet uns ständig, zumal positive Vorbilder nicht so häufig sind. Vielmehr zeigen einige Publikationen, die auf ähnliche Studien zurückgehen, dass ein Markt für Sensationsberichte aus dem Bereich der Wissenschaften vorhanden ist – und seien sie im Grunde noch so unspektakulär. Nur exemplarisch sei eine Arbeit des Soziologen Heinz BUDE (1997) erwähnt, der sich mit dem Altern einer Generation, der so genannten '68er, auseinandersetzt. Er schreibt dazu Porträts von deutschen Männern und Frauen, die als Intellektuelle mehr oder weniger in die Geschehnisse rund um 1968 involviert waren. Das Ergebnis hat uns ziemlich schockiert und uns deutlich gemacht, was nicht passieren darf. BUDEs Porträts zeugen von unglaublicher Geringschätzung den Interviewten gegenüber: Hämisch breitet er private und intime Details aus, maßt sich unter anderem an, Aussehen, Stil der Kleidung und Wohnungseinrichtung auf Stimmigkeit zu überprüfen und (psychologisierend) zu beurteilen. Auch charakterlich wird abgeurteilt. Erste Minuspunkte erwerben InterviewpartnerInnen bereits dadurch, dass sie sich zum Gespräch bereit gefunden haben – lauter Wichtigtuer sozusagen. BUDE scheut nicht davor zurück, einen Interviewten als "durch und durch lächerliche Figur" (1997, S.142) zu bezeichnen. Eigentlich stellt der Autor lauter pathologische Fälle dar. Rächt er sich für erlittene Kränkungen? – Wahrscheinlich gibt es einige Interpretationsmöglichkeiten, jedenfalls sind wir gewarnt, Respekt und achtende Distanz nicht zu verlieren, die eigene Position im Interview und im Feld allgemeiner konsequent und ernsthaft zu reflektieren. [23]

Ein ähnlich gelagertes Beispiel findet sich in Hans-Ulrich WEHLERs "Die Herausforderung der Kulturgeschichte" (1998). Die intendierte kritische Auseinandersetzung mit dem Werk Michel FOUCAULTs gerät zur Aburteilung des Wissenschaftlers unter Zuhilfenahme intimer Details aus dessen Lebensgeschichte. Unter anderem wird FOUCAULT in den "Chor der enttäuschten Maoisten" eingereiht, es sei ihm vorzuwerfen, dass er 1968 für "die miserabelste aller Möglichkeiten [...] [optierte]. [...] Und welcher prominente westliche Intellektuelle verstand sich als erster zu einer peinlichen Lobhudelei auf das blutige Regime Khomeinis in Persien?" (1998, S.84f) etc. etc. Vom "Selbstmordversuch des Primaners" (1998, S.88) über alles mögliche, geht es letztlich noch darum, FOUCAULTs Sexualität "unbefangener" zu "erörtern", freilich allein im Dienste der Wissenschaft, das heißt, um sein Interesse für Körpergeschichte, Exklusionspraktiken und die Disziplinargesellschaft zu "kontextualisieren", zu "erklären" (1998, S.88ff). [24]

Im Bewusstsein der Bedeutung von Worten, noch mehr von verschriftlichten eigenen Worten für KulturwissenschaftlerInnen, bemühen wir uns um einen sorgfältigen Umgang damit. Unser ursprünglicher Plan, ohne jeweilige Rücksprache und dezidiertes Einverständnis nichts zu veröffentlichen, ließ sich nicht in Praxis umsetzen. Letztlich hätten wir jeden Aufsatz, in dem wir Passagen aus den Interviews zitiert haben, von den so Zitierten autorisieren lassen müssen. Das ist fast unmöglich. Deshalb haben wir uns zu einer extremen und konsequenten Anonymisierung entschlossen, die uns als eine adäquate Form erscheint, Forschungsergebnisse zu kommunizieren. [25]

Nun tritt das Problem der Anonymisierung bei jeder Forschung auf, die auf lebensgeschichtliche Dokumente zurückgreift. Das Problem verschärft sich, wenn innerhalb der scientific community interviewt wird – oder gar in einer family, als die z.B. das Fach Volkskunde zu charakterisieren ist, wo insider einander ausnahmslos kennen. Anonymisierung wird unerlässlich, wenn WissenschaftlerInnen nicht nur zugleich Quellen und AdressatInnen sind, sondern darüber hinaus auch noch Thema der Forschung. Pseudonyme allein machen hier Menschen nicht unkenntlich, schnell wäre eruierbar, wer hier über sich spricht bzw. wer interpretiert wird. Wenngleich uns ein Enthüllen von Privatem oder das Auffinden lebensgeschichtlicher Skurrilitäten nicht beschäftigt, und wir uns nicht an tiefenpsychologischen Interpretationen versuchen – einige Erfahrungen auf wissenschaftliche Veranstaltungen, bei denen wir präsentiert haben, lassen den Schluss zu, dass, wenn man biographisches Material von WissenschaftlerInnen heranzieht, RezipientInnen interessiert sind, zu erfahren, über wen gesprochen wird.15) Pierre BOURDIEU hat die LeserInnen des "Homo academicus" als potenzielle DenunziantInnen eingeschätzt (1992, S.32f) und seine Daten extrem codiert. Auch wir sind mittlerweile dazu übergangen, sogar bereits publizierte Autobiographien bzw. deren AutorInnen alphanumerisch zu verschlüsseln. Zudem sind wir davon abgerückt, in Referaten oder Aufsätzen "Fälle" zu präsentieren. [26]

Im Projektantrag am Ende der 1990er Jahre hatten wir uns, biographische Methoden beschreibend, noch ausschließlich zustimmend auf sequenzanalytische und fallbezogene Interpretationsverfahren und Darstellungsformen innerhalb der Biographieforschung bezogen (z.B. SCHÜTZE 1977; SIEDER 1994; ROSENTHAL 1995). Da relativieren wir inzwischen: Wiewohl es heikel ist, wenn das "eigene" wissenschaftliche Terrain das Forschungsfeld ist, weisen die zuvor angesprochenen Problemfelder weit darüber hinaus. Uns ist deutlich geworden, wie sorgfältig mit biographischen Zugängen, mit auf diesem Wege generierten Daten und Texten allgemein und nicht nur in unserem spezifischen Kontext umgegangen werden sollte. Damit sind wiederum ethische Dimensionen angesprochen und insbesondere jene Macht (Deutungshoheit), die sich ForscherInnen selbst zuschreiben. Im Zuge biographischer Fallanalysen begeben sich WissenschaftlerInnen zuweilen wieder in eine Position und Haltung, von "oben herab" die Beforschten in ihren "Fehlern" (und weniger in ihren Potenzialen) aufzudecken. Wenn das kulturwissenschaftliche Feld das Forschungsfeld ist, erwarten RepräsentantInnen dieses Feldes (unter anderem die InterviewpartnerInnen) vertrauensvollen Umgang mit den biographischen Daten und Interpretationen. Dass das kulturwissenschaftliche Feld als Untersuchungsfeld etwas einfordert, was anderswo so nicht passiert, sollte nicht grundsätzlich daran hindern, Beforschten prinzipiell mit Wertschätzung zu begegnen (auch in Texten). [27]

Methodisch haben ausgesuchte Interviewpassagen zwar nach wie vor große Bedeutung, das heißt, unsere hypothesengenerierende Arbeitsweise fußt auch auf intensiver Auseinandersetzung mit Textteilen (ähnlich der Sequenzanalysen bei den gerade kritisierten Fallrekonstruktionen). Wir trennen aber unsere Interpretationen früher von individuellen Menschen (damit diese nicht zu Fällen werden) und ordnen sie bestimmten Problem- und Fragestellungen zu. An konkreten Themen und Problemen orientieren wir uns auch für Referate und Veröffentlichungen; aus den Interviews zitieren wir bevorzugt kurze Passagen. Damit möchten wir die Aufmerksamkeit von Personen (bzw. vom Rätseln darüber, wer nun wer sein könnte) auf überindividuelle Strukturen und Prozesse des (kultur-) wissenschaftlichen Betriebs lenken. Zentral ist, kritische und analytische Texte zu schreiben, die den Interviewees zumutbar sind. [28]

Den allgemeinen Trend zum Biographisieren bei KulturwissenschaftlerInnen haben wir schon angesprochen; die kritische Reflexion unseres Projekts im Kontext dieser Praxis ist uns ein Anliegen. Interessant ist nicht nur, wer sich wann und von wo aus dieser Kulturtechnik bedient und wer vor welchem Hintergrund zum legitimen Zeitzeugen erkoren wird (seltener zur Zeitzeugin16)). Die Biographizität von WissenschaftlerInnen erzeugt ein Bündel von Effekten und Bedeutungen. Das "Lernen", die Erweiterung des kognitiven Horizonts, aus biographischen Erfahrungen mag eine Dimension sein (manchen Gruppen wird Aktivität auf dieser Ebene besonders dringlich angeraten [ASH 1998, S.298ff]).17) Mehr noch gehört mittlerweile Bezugnahme auf eigene Lebenserfahrungen und auf biographische Momente anderer zu anerkannten Strategien der Argumentation, Rechtfertigung, Legitimation und Desavouierung innerhalb wissenschaftlicher und wissenschaftspolitischer Auseinandersetzungen (siehe oben). Manche (eigene) Fachgeschichten werden in erster Linie über Ausschnitte von gemeinsamen Erfahrungen erzählt, über geteilte soziale oder politische Erfahrungen. Wo gewusst und akzeptiert ist, dass Wissenschaft in ihren Möglichkeiten und Grenzen mit den WissenschaftlerInnen als gesellschaftlichen AkteurInnen zu tun hat, kann im Selbstbild einer scientific community "Erfahrung" zu einem Schlüssel von Wissenschaftspraxis bzw. deren Analyse werden. Leichter scheint sich diese Erkenntnis einzustellen, wenn "das Eigene" in Differenz zu einer sozialen und wissenschaftlichen Hegemonie (institutionell und kognitiv) erlebt wird oder wurde: So werden die Cultural Studies mit ihrem erweiterten Kulturbegriff auf deren "Gründerväter" zurückgeführt und auf deren proletarische Herkunft (u.a. BROMLEY 1999, S.10f; LINDNER 2000, S.15-47)18); und professionelles Interesse feministischer Wissenschaftlerinnen an Geschlechterverhältnissen wird mit so genannten "weiblichen" Fremdheits- und Ohnmachtserfahrungen in männerdominierten gesellschaftlichen Sphären in Zusammenhang gebracht (z.B. AKASHE-BÖHME 1995; LIST 1999; kritisch dazu: HASENJÜRGEN 1996, S.42f). Nun ist unbestreitbar, dass viele biographisch orientierte Arbeiten komplexe Mechanismen des Wissenschaftsbetriebs als hierarchische Organisation analysieren (nur exemplarisch: BOCK & LANDWEER 1994; INGRISCH & LICHTENBERGER-FENZ 1999; NÖBAUER & ZUCKERHUT 2001). Trotzdem – die Übergänge zwischen wissenschaftlichen Analysen der Erfahrungen von WissenschaftlerInnen in objektivierbaren Machtverhältnissen und der Inszenierung einer eigenen Wissenschaftsgeschichte sind manchmal fließend. Die Kategorie "biographische Erfahrung" ist auch zu einem Instrument im Kampf um Ressourcen geworden. [29]

3. Was soll's?

In den eigenen unmittelbaren Verstrickungen ins Forschungsfeld liegen, das soll deutlich geworden sein, auch Chancen. Die Erfahrung, dass Wissenschaft Interaktion ist, ist eine allgemeine – die Reflexion darüber ist es nicht. Und wenn, so wird sie meist theoretisch abgehandelt. Wir machen Wissenschaft als Interaktion systematisch zum Reflexionsgegenstand: mit den notwendigen Konsequenzen – etwa hinsichtlich Erhebungsmethoden, Interpretationen und Repräsentationen. L'art pour l'art, Biographieforschung für Biographieforschung oder Wissenschaftsforschung für Wissenschaftsforschung zu betreiben, ist uns zu wenig. Wir möchten Diskurse initiieren, in denen Theorie und empirische Forschung sowie Didaktik, Organisation und gesellschaftliche Orientierungen von Wissenschaft zusammengedacht und zusammengefügt werden. Dabei soll es nicht darum gehen, moralische Postulate zu lancieren (wenngleich das freilich immer wieder passiert), vielmehr um konkrete Rückbindung unserer Forschungsergebnisse. Subtil soll die Intervention (WILLKE 1994, S.88f) unsererseits sein. Selbstverständlich versuchen wir auch über Texte zu intervenieren, Einfluss zu nehmen. Aber mit unmittelbaren Formen des Einmischens, mit direktem Interagieren haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir versuchen Strukturen und Prozesse dort zu gestalten, wo uns entsprechende Handlungsräume zur Verfügung stehen. "Im Eigenen", im Kleinen fällt intervenieren leichter: im Arbeitsbereich, in den Projektgruppen, in den eigenen (Lehr-) Veranstaltungen, in selbst organisierten Workshops – in erster Linie für und mit "Unseresgleichen", mit so genannten Neuen Selbständigen, mit freiberuflich (kultur-) wissenschaftlich Arbeitenden. Wir haben im Projektverlauf eine Reihe von kommunikativen Orten geschaffen19) und diese Orte genutzt, um Impulse von "Außen" zu erhalten sowie Interpretationen, Gedanken und Themen mit Personen, die nicht in das Projekt involviert sind und die sich in anderen und verschiedensten wissenschaftlichen Kontexten bewegen, zu diskutieren, gemeinsam zu assoziieren – und uns selbst damit zu kontrollieren. Zugleich verfolgen wir damit den – zugegeben wenig bescheidenen – Anspruch, Bilder und Vorstellungen von Wissenschaft zu revidieren (wenigstens für uns, das ist schwer genug). Über einen konsequent reflexiven Ansatz, das Ansprechen von unausgesprochenen Regeln, das Sichtbarmachen von Beziehungen und Machtverhältnissen, durchdachte Moderation und Kommunikation etc. kann Wissenschaftsorganisation verändert werden. Mechanismen des Ab- und Ausschließens lassen sich immer wieder abmildern. Ziel ist, Formen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit, in denen vielfältige und unterschiedliche Kompetenzen und Potenziale Platz haben, zu gestalten und zu pflegen. Beim Aufspüren, Kommunizieren und Entfalten dieser Kompetenzen und Potenziale wiederum mögen biographische Reflexionen hilfreich sein. Aber: So relevant und wichtig uns das Projekt und überhaupt eine reflexive Praxis von Kulturwissenschaften erscheint – das alles ist nur ein kleinster Ausschnitt von Welt. Wolfgang KASCHUBA (1999, S.200) hat gemeint, dass WissenschaftlerInnen dem Gegenstand ihrer Fragestellung gerne "eine Bedeutung [verleihen], die außerhalb unserer Forschungswirklichkeit so nicht existiert." Die angesprochene Differenz ist wohl umso größer, je mehr man dem Forschungsfeld angehört, das man beforscht. [30]

Anmerkungen

1) Im Feedback auf unsere erste Fassung dieses Beitrags merkte einer der Herausgeber an, dass wir als (noch) nicht Etablierte auch "(noch) nicht so richtig dazugehören". Unabhängig davon – Inhalte und Praktiken (Formen der Nachwuchsrekrutierung etwa) jeder scientific community strukturieren sich nicht nur über die Etablierten (etwa ProfessorInnen), sondern immer auch über jene, von denen man noch nicht so recht weiß, ob sie sich etablieren werden wollen/können. Insofern gehören auch wir dazu und insofern sind "wir selbst" unser Forschungsfeld. <zurück>

2) Auch die viel zitierte kultur- und sozialanthropologische Writing-Culture-Debatte (CLIFFORD & MARCUS 1986) hat sich auf die Reflexion akademischer Schreibpraktiken reduziert, die wiederum mit dem fertigen Text gleichgesetzt worden sind. Die "postmodernen Kritiker", so kürzlich Norbert SCHINDLER, "wissen nichts und wollen, schlimmer noch, gar nicht wissen von jenem ausgedehnten Vorfeld des Schreibens, in dem Ethnographen und Historiker den überwiegenden Teil ihrer Arbeitszeit zubringen und das neben ihrer wissenschaftlichen Sozialisation und ihrem Charakter einen spezifischen Schreibstil erst hervorbringt" (2002, S.289f). <zurück>

3) Das Projekt wird durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich (FWF) finanziert (März 2000 – Februar 2003) und vom Interuniversitären Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) in Wien (http://www.iff.ac.at) getragen. Als Projektleiter fungiert Michael MITTERAUER; wir beide sind als wissenschaftliche BearbeiterInnen angestellt. Weitere Mitarbeiterinnen (auf Werkvertragsbasis) sind Anelia KASABOVA (Sofia), Caroline zum KOLK (Paris) und Ulrike KRAMPL (Paris). <zurück>

4) Vgl. generell Wolfgang WEBER "Priester der Klio" (1984); zur heutigen Situation von StudentInnen aus unterschiedlichen Milieus, erhoben an vier Instituten der Universität München, siehe die Arbeit von Erika HAAS (1999, v.a. S.103-106). <zurück>

5) Anschaulich über die Kommunikationsform wissenschaftliches Schreiben und deren Rahmenbedingungen und Implikationen: RÜCKRIEM 2000, v.a. S.112-116. <zurück>

6) Möglicherweise nachteilig ist: wenn einen die Lust an dieser Reflexivität gepackt hat, wird Eingrenzen, Beschränken schwierig – flugs ist man permanent im Dienst. <zurück>

7) Halboffenes narratives biographisches Interview meint, dass die Interviewees zunächst mit einer Einstiegsfrage gebeten werden, ihre Lebensgeschichte möglichst ausführlich zu rekonstruieren. Die im Anschluss gestellten Fragen sind entweder erzählimmanent oder beziehen sich auf innerhalb des Forschungsprojekts relevante Bereiche, die von den Interviewten selbst nicht angesprochen wurden. Hier sind uns sozusagen außerwissenschaftliche Erfahrungen besonders wichtig, u. a. die Lebensgeschichte vor dem Studium oder gesellschaftliches Engagement über Wissenschaft hinaus. Wiederum sollen Nachfragen vor allem Erzählungen/Geschichten generieren. In einer dritten Phase geht es um ein reasoning: Die Interviewees sollen Gelegenheit haben, sich über das Gespräch und die Situation des Interviewtwerdens zu äußern. <zurück>

8) Das Sample der AutobiographInnen ist anders strukturiert als jenes unserer InterviewpartnerInnen. Denn: Jene, die öffentlich autobiographisieren, sind meist in einem Alter und in einer akademischen Position (nur exemplarisch: FLECK 1996, LEHMANN & OEXLE 1997), die es ihnen erlauben, so etwas wie eine eigene Lebensgeschichte zu publizieren (Ausnahmen: AUSLANDER 1995; LIST 1999; SCHWEIGHOFER-BRAUER u. a. 2002) In dieser Situation fortgeschrittenen Alters und mit hoher Reputation versehen, wird es überhaupt erst möglich, über mehr als die "reine Wissenschaft" öffentlich zu sprechen. Auch WissenschaftlerInnen fungieren dann quasi als ZeitzeugInnen, von denen man sich gerne aus einer "subjektiven" Perspektive Geschichte(n) erzählen lässt. Manche KritikerInnen orten hier Narzissmus (BOURDIEU 1993a). <zurück>

9) Wir könnten "natürlich" noch eine Reihe anderer Probleme reflektieren, beispielsweise die spezifischen Interviewsituationen bei der Erforschung der eigenen scientific community, die Bedeutung der Orte (Arbeitszimmer in der Universität oder privater Wohnraum), an denen die Gespräche geführt worden sind, oder die Gesprächstechniken selbst (interessant sind in diesem Zusammenhang Versuche aus anderen Studien, beispielsweise Techniken aus dem Psychodrama anzuwenden – zwecks besseren Verstehen vor allem dort, wo Kognitives aussetzt (SPÜLBECK 2001). Ebenso spannend wäre die Frage danach, wie in Interviews gender auf der Beziehungsebene bewusst oder unbewusst zum Einsatz kommt (HAMM 2001, S.170). "Es würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen ..." <zurück>

10) Vgl. dazu auch insbesondere folgende Forschungsprojekte: "Pioneers of Social Research: a Research Methods Teaching Resource" von Paul THOMPSON, Louise CORTI (beide Essex) und Ken PLUMMER; Näheres unter http://www.qualidata.essex.ac.uk/ sowie das Habilitationsprojekt Volker DEPKATs (Greifswald) "Historische Zäsuren und biographische Krisen im 20. Jahrhundert: Geschichtserfahrung im Medium autobiographischer Selbstauslegung"; Projektskizze unter http://www.uni-greifswald.de/~histor/neuest/habil.htm [Broken link, FQS, December 2004] sowie die Arbeiten von INGRISCH und LICHTENBERGER-FENZ (z.B. 1999). <zurück>

11) "In der Tat bin ich der Ansicht, daß im Fall der Soziologie die Soziologie der Soziologie eine fundamentale Dimension des Erkenntnisprozesses ist. [...] [Man muß] versuchen, mittels Soziologie die sozialen Determinationen zu erkennen, denen der Soziologe unterliegt, und sie auf diese Weise in den Griff zu bekommen. Somit ist die Soziologie dieser Wissenschaft, die Soziologie der Soziologie, nicht ein Spezialfach unter anderen: sie ist die Vorbedingung jeder soziologischen Praxis, insofern als sie die Instrumente liefert, um die sozialen Zwänge zu erkennen, die – in Form äußeren Drucks oder, schlimmer, als verinnerlichter Zwang – jeweils wirksam sein mögen." (BOURDIEU 1993b, S.13f) <zurück>

12) Im Feedback wurde gemutmaßt, dass dies möglicherweise ein "germanisches Problem" sei. Auch uns scheint eine Kulturwissenschaft der Kulturwissenschaften, die nach etwaigen "nationalen" Besonderheiten von Wissenschaftspraktiken fragt, sehr relevant, ist doch lange Jahrzehnte Bildungs- und Hochschulwesen in erster Linie auf nationaler Ebene organisiert worden. Ob freilich die Bedeutung der Anerkennung für "NachwuchswissenschaftlerInnen" durch bereits Etablierte, ob paternalistische Elemente im Wissenschaftsbetrieb sich beispielsweise zwischen Deutschland und Frankreich (da hat ja Pierre BOURDIEU seine einschlägige Studie vorgelegt) oder zwischen Deutschland und Österreich markant unterscheiden, bezweifeln wir. Vielmehr stellt sich in diesem Kontext unter anderem die Frage nach den zur Verfügung stehenden materiellen und institutionellen Ressourcen in einer scientific community, die – je nachdem ob mehr oder weniger zu verteilen ist – bestimmte Handlungsweisen und Beziehungsformen eher möglich machen. Wir haben die Vermutung (aber noch nicht mehr als das), dass gegenwärtig (im Gegensatz etwa zu den 1970er Jahren) MentorIn-Mentée-Beziehungen wieder ebenso an Bedeutung gewonnen haben wie Formen der (symbolischen) Anerkennung. <zurück>

13) Sicherheitshalber sei zwischendurch wieder einmal darauf hingewiesen: Hier geht es nicht um "narzißstische Reflexivität", wie Pierre BOURDIEU und viele nach ihm bestimmte Formen des Nachdenkens über Feldforschung kritisieren, sondern – das Nachdenken hat mit der Stellung von ForscherInnen im sozialen Raum zu tun, und damit geht es ganz im BOURDIEUschen Sinne – um Beobachtung jener Zwänge, die auf ein wissenschaftliches Subjekt einwirken können (1993a, S.366 u. 373). Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Vehemenz vor einem Zuviel an Reflexion gewarnt wird. Dass Selbstbeforschung mitunter nicht nur kritisiert, sondern (in solchen Fällen leider nicht spezifizierte und nicht definierte) Reflexivität ins Lächerliche gezogen wird, lässt einigen Interpretationsspielraum (konstruktive Auseinandersetzung bleiben die Ausnahme, z.B. im kürzlich erschienenen "Methoden-Sammelband" "Dazwischen") (LÖFFLER 2001). <zurück>

14) Zudem: Was impliziert eigentlich die beliebte Opposition von research up und research down? Was heißt es für ein "research down"-Unternehmen, wenn "research up kein 'Spaziergang' durch die Welt der Privilegierten ist" (GOLDINGER 2002, S.260)? <zurück>

15) Im Roman "Het Bureau" wird am Beispiel des Amsterdamer Meertens-Instituuts illustriert, wie Menschen agieren, wenn sie gezwungen sind, intensiv miteinander zu arbeiten und zusammen zu sein und wie ein bürokratischer Apparat zu wirken vermag. In Fachkreisen wird unterdessen versucht herauszufinden, welche KollegInnen hinter den übrigen Romanfiguren stecken könnten (MEURKENS 2001, S.26ff). <zurück>

16) Im vieldiskutierten Band "Versäumte Fragen" finden sich unter 17 InterviewpartnerInnen nur zwei Frauen (HOHLS & JARAUSCH 2000). <zurück>

17) Der Historiker Mitchell ASH empfiehlt einen "Wissenschaftswandel durch Reflexivität" – eine Erweiterung eigener wissenschaftlicher Fragestellungen über das "Lernen aus der eigenen Biographie". Durch die autobiographische Reflexion könnten ForscherInnen auf neue und interessante Themenstellungen stoßen (1998, S.297), Nun ist grundsätzlich gegen eine solcherart reflexive Wissenschaftspraxis nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil. Ein Unbehagen stellt sich allerdings ein, wenn eine solche Vorgangsweise lediglich einer bestimmten Gruppe nahe gelegt wird. ASH wünscht sich vor allem von seinen FachkollegInnen aus der ehemaligen DDR ein "Lernen aus der eigenen Biographie". <zurück>

18) Tony BECHER beschreibt "specially reconstructed histories" als Teil disziplinärer Ideologien – sie fungieren, über eine sorgfältige Selektion vergangener Ereignisse und eine ebensolche Auswahl von Helden, als Komponente eines Sozialisationsapparates, und dienen als Waffen bei Disputen und Kontroversen. Die "histories" gehören zum "kulturellen Kapital", das jene erben, denen Mitgliedschaft in einer Gruppe gewährt wird (1989, S.25). <zurück>

19) Initiativen zur (reflexiven) Vernetzung an unserem Arbeitsbereichs Historische Anthropologie am IFF Wien (http://www.iff.ac.at/kwa) sind u. a.: die Veranstaltungsreihe Kolloquium Reflexive Historische Anthropologie (Januar 2000 – Dezember 2001); ein alljährlich im Februar mit bulgarischen KollegInnen organisiertes historisch-anthropologisches Seminar im Rahmen des Winter Balkan Meetings in Blagoevgrad, die Workshops Wandel und Konstanz (Mai 2000) und Normen und Formen – Zur Darstellbarkeit reflexiver Forschungsprozesse (Mai 2001), ein Workshop freiberuflich kulturwissenschaftlich arbeiten in Kooperation mit dem Verein für Kulturwissenschaft und Kulturanalyse und dem Österreichischen Fachverband für Volkskunde (Jänner 2002) (http://www.kulturwissenschaft.at/freiberuflich_arbeiten/index.htm) sowie regelmäßige intensive Arbeit in einer ca. 15-köpfigen Gruppe (überwiegend "freie" WissenschaftlerInnen) im Rahmen eines Jour Fixe (seit März 2002). <zurück>

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Willke, Helmut (1994). Systemtheorie II: Interventionstheorie. Stuttgart, Jena: Gustav Fischer Verlag.

Zum Autor und zur Autorin

Gert DRESSEL, geb. 1964, Historiker, "ehrenamtlich" Leiter des Arbeitsbereichs Historische Anthropologie am Interuniversitären Institut für Interdisziplinäre Forschung und Forschung (IFF) in Wien. Bis Februar 2003 über das Forschungsprojekt Reflexive Historische Anthropologie ganztags angestellt.

Kontakt:

Gert Dressel

Arbeitsbereich Historische Anthropologie, Abteilung Kultur- und Wissenschaftsanalyse, IFF Wien
Schottenfeldgasse 29/5, A-1070 Wien

E-Mail: gert.dressel@univie.ac.at

 

 

Nikola LANGREITER, geb. 1970, Studium der Volkskunde/Europäischen Ethnologie und Publizistik/Kommunikationswissenschaft, arbeitet überwiegend freiberuflich, unter anderem im Arbeitsbereich Historische Anthropologie des IFF Wien. Zur Zeit und bis Februar 2003 über das Forschungsprojekt Reflexive Historische Anthropologie fix angestellt und somit in einem geregelten Arbeitsverhältnis.

Kontakt:

Nikola Langreiter

Arbeitsbereich Historische Anthropologie, Abteilung Kultur- und Wissenschaftsanalyse, IFF Wien
Schottenfeldgasse 29/5, A-1070 Wien

E-Mail: nikola.langreiter@univie.ac.at

Zitation

Dressel, Gert & Langreiter, Nikola (2003). Wenn "wir selbst" zu unserem Forschungsfeld werden [30 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4(2), Art. 27, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0302276.

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

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