Volume 3, No. 2, Art. 28 – Mai 2002

Editorial Note: 2 Jahre FQS Review: 18 Verlage, 74 Besprechungen, 3383 Mails1)

Günter Mey

Zusammenfassung: Berichtet wird von den zurückliegenden zwei Jahren, in denen FQS Review ein fester Bestandteil des Online-Angebots geworden ist. Dazu werden einige Eckdaten wie z.B. Absprachen mit den kooperierenden Verlagen vorgestellt und Erfahrungen mit dem Einwerben von Rezensierenden und mit deren Betreuung besprochen. Trotz der insgesamt positiven Bilanz – hierzu gehört neben der Tatsache, dass FQS Review sich als Teil von FQS hat etablieren können vor allem, dass Rezensionen mehr und mehr als eigenständige Beiträge verfasst werden – ist aber festzuhalten, dass der Anspruch, mit FQS Review auch einen aktiven Austausch zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen Kulturen und Personen zu forcieren, bislang nicht hinreichend erfüllt werden konnte. Dies wird festgemacht an der nach wie vor geringen Bereitschaft, das Discussionboard für Rückmeldungen/Anmerkungen zu den erschienenen Rezensionen zu nutzen. Auch werden Rezensionen weiter zumeist in der Sprache der zu rezensierenden Medieneinheit abgefasst, wodurch eine internationale Zurkenntnisnahme von deutschsprachigen Besprechungen nicht möglich ist.

Keywords: Dialog, wissenschaftlicher Austausch, Buchbesprechung

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Weg von einer Medieneinheit zu einer Besprechung

2.1 Vom Verlag ...

2.2 ... zu den Rezensierenden ...

2.3 ... zum Bookreview-Editor (und zurück zu den Rezensierenden) ...

2.4 ... zu den Lesenden

3. Abschließende Bemerkungen

Anhang: Auswahl an Rückmeldungen aus den zurückliegenden zwei Jahren

Anmerkungen

Literatur

Zum Autor

Zitation

 

1. Einleitung

Mit FQS 1(2) – erschienen im Mai 2000 – wurde FQS Review erstmals als Rubrik eingeführt, und es wurden die ersten sechs Rezensionen (davon zwei Rezensionsaufsätze) veröffentlicht. [1]

Es war zwar beabsichtigt, jedoch nicht abzuschätzen, in welchem Ausmaß sich diese Rubrik in sehr kurzer Zeit entwickeln würde: In den zurückliegenden sechs Ausgaben wurden 59 Reviews (davon 27 Rezensionsaufsätze) publiziert. Mit den in dieser Schwerpunktausgabe und dem im November 2002 geplanten Special Issue FQS Rezension II kommt noch einmal mindestens die gleiche Anzahl an Besprechungen hinzu (siehe dazu die Vorschau). Diese kontinuierliche Entwicklung schlägt sich auch in den behandelten Themenfeldern nieder: Neben dem anfangs eingeführten Schwerpunkt "Methoden und Methodologie" existieren mittlerweile zwei weitere Subrubriken: "Zeichen – Kultur – Identität" und "Online-Forschung – (Neue) Medien". Andere Bereiche ("Theorie-Positionen", "Studien zu Gesundheit und Medizin" und "Arbeit – Beruf – Schule – Familie – Institution") sollen sukzessive ausgeweitet werden, um in Zukunft eine noch größere thematische Vielfalt zu bieten. [2]

Mehr noch als dieses rein quantitativ beeindruckende Resultat ist die qualitative Veränderung bemerkenswert, die sich in den zurückliegenden zwei Jahren vollzogen hat: So ist bereits ein Jahr nach Entstehen der Rubrik eine eigene Schwerpunktausgabe Special Issue: FQS Reviews I erschienen. Gerade durch die Herausgabe von Special Issues ist beabsichtigt, entgegen den (überwiegend in Zeitschriften üblichen) Kurzbesprechungen mit ausführlicheren Vorstellungen der zu besprechenden Medieneinheiten "Rezensionen [als] eigenständige Beiträge" zu gewichten (MEY 2000). [3]

Auch optisch haben Rezensionen mittlerweile den gleichen Stellenwert wie die übrigen in FQS veröffentlichten Beiträge: Seit der Ausgabe 2(3) im September 2001 gibt es zu jeder Rezension bzw. jedem Rezensionsaufsatz ein Abstract (in deutsch, englisch und spanisch), in dem kurz der Inhalt der Medieneinheit umrissen und die vorgenommene Evaluation seitens der Rezensierenden pointiert wird. Mit diesem Schritt wurden Rezensionen den anderen Beiträgen formal gleichgestellt, nachdem bereits mit der Schwerpunktausgabe FQS 2(2) begonnen worden war, alle Rezensionen (und nicht wie anfangs lediglich die Rezensionsaufsätze) als PDF-Dateien verfügbar zu machen. Diese Entscheidung war auch dem Umstand geschuldet, dass durch die umfängliche Gestaltung vieler Rezensionen die Abgrenzung zum Rezensionsaufsatz schwieriger geworden ist, wenngleich diese Bezeichnung nach wie vor jenen Besprechungen vorbehalten bleibt (und bleiben soll), in denen über die konkrete Medieneinheit hinaus eine Auseinandersetzung mit dem in Rede stehenden Themenfeld geführt wird. [4]

Das Erscheinen von FQS 3(2) und damit der nunmehr siebten Ausgabe, in der die Rubrik FQS Review enthalten ist, soll zum Anlass genommen werden, über einige der mit FQS Review verbundenen Aktivitäten ausführlicher zu berichten. [5]

2. Der Weg von einer Medieneinheit zu einer Besprechung

2.1 Vom Verlag ...

Parallel zu dem zahlenmäßigen Ansteigen der Rezensionen hat auch die Zahl der Verlage zugenommen, mit denen FQS kooperiert bzw. Absprachen getroffen hat. Im ersten Jahr waren dies der in London ansässige Verlag Sage sowie folgende deutschsprachige Verlage: Beltz, Campus, Juventa, Leske + Budrich, Universitätsverlag Konstanz (UVK), Vandenhoeck & Ruprecht, Westdeutscher Verlag sowie der Wiener Universitätsverlag (WUV). Zu dieser Zeit wurden bereits unterschiedliche Vereinbarungen getroffen, die bis heute gelten: Während Sage uns alle einschlägigen Bücher zu qualitativer Forschung direkt nach Erscheinen automatisch (also ohne eigenes Ordering) zustellt, ist davon abweichend mit den deutschsprachigen Verlagen abgesprochen worden, dass die Recherche der für FQS einschlägigen Titel durch uns erfolgt2) und die Bücher so lange beim Verlag verbleiben, bis sich ein(e) interessierte(r) Rezensent(in) gefunden hat. Alle Titel (ob uns vorliegende oder abzurufende) werden in die Liste verfügbarer Medieneinheiten aufgenommen, die über unsere Seiten für alle interessierten Nutzer(innen) zugänglich ist. [6]

Im zweiten Jahr sind Absprachen mit weiteren Verlage hinzugekommen: Asanger, Edition Diskord, LIT, Pabst, transcript und Waxmann im deutschsprachigen Raum (einige dieser Verlage führen auch englischsprachige Titel), sowie AltaMira, Blackwell und Open University Press für den angloamerikanischen Sektor (wobei mit AltaMira wie bereits mit Sage die Reglung getroffen wurde, dass alle einschlägigen Titel direkt geschickt werden; mit den übrigen Verlagen wurde das "Abrufmodell" vereinbart). [7]

Darüber hinaus werden neben den festen Kooperationsabsprachen mit den genannten Verlagen immer auch Titel anderer Verlage hinzugezogen, die für FQS Review interessant sind (ohne allerdings mit diesen Verlagen eigens Kooperationsabsprachen zu treffen, da diese vergleichsweise wenige Titel führen, die als einschlägig für FQS zu beurteilen sind). Solche Einzeltitel werden uns über Announcements in den diversen Mailinglisten zugänglich oder von den Autor(inn)en (bzw. den Herausgeber[inne]n) der Medieneinheit direkt gemeldet bzw. es wird uns ein Besprechungsexemplar zugesandt. [8]

2.2 ... zu den Rezensierenden ...

Rezensent(inn)en werden auf unterschiedlichen Wegen gewonnen. Zu nennen ist die aktive Suche unsererseits unter den an FQS direkt Beteiligten: Insbesondere sind dies die Kolleg(inn)en aus dem Editorial Board bzw. die derzeit knapp 2.000 Abonnent(inn)en des FQS -Newletters, mit dem wir einmal monatlich über Neuerscheinungen informieren. Ein weiteres wichtiges Instrument, um potentielle Rezensent(inn)en für FQS Review zu gewinnen, ist die Einladung über verschiedene Mailinglisten, in denen auf verfügbare Titel aus der Liste verfügbarer Medieneinheiten hingewiesen wird. Die Wahl der Mailinglisten hängt von den thematischen Schwerpunkten ab, für die Rezensierende gesucht werden; gleichwohl werden, da Mitglieder der diversen Listen ihrerseits die Anfragen in andere Listen weiterleiten, zusätzliche Personenkreise angesprochen.3) Die von uns angeschriebenen Listen sind u.a.

Über die Webseiten, etwa die Liste verfügbarer Medieneinheiten kommt – verglichen mit den Mailinglisten – ein geringerer Teil der Rezensierenden, ebenso verhält es sich mit Angeboten von bzw. Anfragen zu Titeln, die uns nicht vorliegen bzw. nicht in unserer Liste aufgeführt sind, wobei hier Zuwächse zu verzeichnen sind; seltener werden Rezensionen ungefragt eingereicht. Auch hier hoffen wir, dass künftig eine Steigerung erfolgt, auch wenn dies bedeuten kann, dass Rezensionen zurückgewiesen werden, wenn sie nicht dem Profil von FQS bzw. FQS Review entsprechen. Schließlich ist noch zu erwähnen, dass sich mittlerweile ein fester Stamm von 25 Rezensierenden etabliert hat, die häufiger für FQS eine Besprechung schreiben. [10]

2.3 ... zum Bookreview-Editor (und zurück zu den Rezensierenden) ...

Für den eigentlichen Besprechungs- und Veröffentlichungsprozess gibt es ein mittlerweile relativ fest etabliertes Prozedere: Nach Eingang der Anfrage wird die entsprechende Mail bestätigt und mitgeteilt, ob die gewünschte Medieneinheit noch verfügbar ist und beim Verlag geordert bzw. vom Bookreview-Editor versandt wurde. Gleichzeitig wird der/die Rezensierende gebeten, den Eingang des Buches zu bestätigen, denn leider kommt es manchmal vor, dass ein Buch auf dem Postweg verloren geht oder dass ein Verlag versäumt, ein Besprechungsexemplar zu versenden. Nach der Bestätigung des Erhalts beginnt die Frist von sechs Monaten, die wir den Rezensent(inn)en einräumen, bis diese eine erste Version ihrer Besprechung einreichen sollen. Zumeist wird einen Monat vor Ablauf dieser Frist ein "Reminder" verschickt, um an die Deadline zu erinnern; gegebenenfalls wird eine neue Deadline vereinbart. Dies wird relativ häufig in Anspruch genommen oder anders ausgedrückt: der Anteil der Rezensent(inn)en, die die Deadline überschreiten, ist teilweise beachtlich, auch wenn festzuhalten ist, dass viele Rezensent(inn)en in dem abgesprochenen Zeitlimit arbeiten und ihre Rezensionen fristgerecht vorlegen. [11]

Nach Erhalt der Rezension wird diese insbesondere hinsichtlich ihrer inhaltlichen Prägnanz und in Bezug auf die Einhaltung der FQS-spezifischen Gestaltungsrichtlinien begutachtet. Inhaltlich unterscheidet sich die Begutachtung nicht erheblich von der Begutachtung anderer Beiträge (zum Begutachtungsverfahren in FQS siehe speziell PENICHE & BERGOLD 2000; zu Peer Review allgemein siehe MRUCK & MEY 2002/im Druck). Was die Gestaltung angeht, gilt die Sorge für FQS Review neben der Umsetzung der Manuskriptrichtlinien einer ausreichenden Strukturierung der Beiträge mit Zwischenüberschriften. Diese Vorgabe soll ein leichteres Lesen am Bildschirm erlauben; zudem trägt sie zu einer einheitlicheren Struktur bei und fördert, dass die Rezensionen in FQS ein spezifisches Profil erhalten bzw. für die regelmäßig Lesenden auch einen Wiedererkennungswert haben. [12]

Der eingereichte Rezensionsbeitrag wird in der Regel spätestens drei Tage nach Erhalt mit Kommentaren (die in den Text eingearbeitet sind) an die Rezensierenden zurückgeschickt mit der Bitte, die Revisionen innerhalb von zehn Tagen vorzunehmen. (In einigen Fällen wiederholt sich dieser Durchlauf, wenn die Überarbeitungen als nicht ausreichend bewertet werden). Nach Abschluss dieser Überarbeitungsschleife erfolgt die Aufbereitung der Datei in HTML-Format und eine erneute Kontaktnahme zu dem/der Rezensierenden, diesmal mit der Bitte um einen "Final Check" (ein Vorgehen, das dem Lesen/Beglaubigen der Korrekturfahnen bei Print-Veröffentlichungen entspricht). Hierbei wird die Möglichkeit eingeräumt, letzte Korrekturen am Beitrag vorzunehmen. Danach erstellen wir die zu der HTML-Datei zugehörige PDF-Datei. Abstracts, die nur in englischer Sprache vorliegen, werden von FQS ins Deutsche und Spanische übersetzt. In Ausnahmefällen übernehmen wir auch die Übersetzung der englischen Zusammenfassung für deutschsprachige Autor(inn)en, von der ausgehend dann auch ein spanisches Abstract verfasst wird. [13]

Im Rahmen des zuvor skizzierten Prozederes sind für die zurückliegend veröffentlichten 74 Rezensionsbeiträge unsererseits insgesamt über 800 Mails an die Rezensierenden verschickt worden. Fast die gleiche Anzahl an Mails haben wir von den Rezensierenden erhalten, das bedeutet pro Beitrag eine Kontakthäufigkeit von mehr als 20 Mails. Dazu kommen Mailkontakte mit Verlagen zum Ordern der Bücher respektive der Mitteilung an die Verlage, dass eine Rezension erschienen ist (bisher sind knapp 400 Verlags-Mails herausgeschickt worden). Zusätzlich wurden annähernd 200 Mails an anfragende Rezensierende versandt, denen mitgeteilt werden musste, dass die Medieneinheit bereits zum Besprechung vergeben ist. Trotz dieser relativ aufwendigen Betreuung ist der regelmäßige Kontakt zu den Rezensierenden aus mehreren Gründen sinnvoll und notwendig: Zum einen ist es möglich, den Rezensierenden die spezifische Struktur und Gestaltung von FQS Review zu vermitteln (ein Prozess, der in vielen Fällen positiv bewertet wird; siehe Anhang). Zum anderen folgt aus der dichten Betreuung, dass Rezensionen tatsächlich auch geschrieben und veröffentlicht werden: In FQS liegt die Quote von nicht-geschriebenen zu versandten Medieneinheiten bei ungefähr 1:10, eine ungewöhnlich hohe Erfolgsquote, wie wir auch aus der Rückmeldung einiger Verlage wissen. Und schließlich führt diese Form des Arbeitens auch dazu, dass der Anspruch, Rezensionen relativ rasch nach Erscheinen der Bücher zu veröffentlichen – eine wesentliche Informationsfunktion, die FQS Review weitaus besser als traditionelle (Print-) Veröffentlichungen umsetzen kann – mehr und mehr erfüllt wird. [14]

2.4 ... zu den Lesenden

Rezensionen werden unmittelbar nach Abschluss der Überarbeitungsschleife und der Aufbereitung in HTML (sowie der Erstellung der dazugehörigen PDF-Datei) auf unseren Seiten veröffentlicht und in dem monatlich erscheinenden Newsletter angekündigt. Zusätzlich werden sie in diversen internationalen Listen publik gemacht, wenn die Schwerpunktbände erschienen sind, denen die vor-veröffentlichten Rezensionen/Rezensionsaufsätze angehören. [15]

Die Rezensionen werden mittlerweile häufiger als früher gelesen: waren zunächst noch – verglichen mit anderen Angeboten von FQS – relativ wenig Abrufe und Downloads zu zählen, so steigt diese Zahl mittlerweile erheblich, wie insgesamt die Zugriffszahlen auf FQS rapide zunehmen. Über dieses "quantitative" Kriterium hinaus fehlt uns allerdings eine weitergehende Bewertungsgrundlage; dies auch, weil die Möglichkeit einer direkten Stellungnahme etwa über das Discussionboard kaum genutzt wird. Insofern wissen wir weder, ob die Lesenden die Rezensionen inhaltlich als ausreichend einschätzen, noch inwieweit in der Folge Bücher angeschafft oder gelesen werden. Zuweilen erreichen uns allerdings auf Umwegen Rückmeldungen: Einige der Rezensierenden werden von Lesenden direkt angeschrieben, und diese nehmen dann ihrerseits Kontakt zu uns auf und leiten die Rückmeldungen weiter; vereinzelt melden sich auch die Autor(inn)en oder Herausgeber(innen) der Bücher in "privaten Mails" und äußern sich zu den Besprechungen. Von Verlagsseite sind Rückmeldungen eher spärlich; allerdings nutzen Verlage mehr und mehr die Möglichkeit, auf ihren Seiten aus den Rezensionen zu zitieren bzw. einen Link hin zu den in FQS erschienenen Rezensionen zu legen (wobei dies – aus Verlagssicht verständlicherweise – zumeist nur dann erfolgt, wenn die Rezension positiv ausgefallen ist). [16]

3. Abschließende Bemerkungen

Alles in allem scheint mit FQS Review ein Schritt dahingehend eingeleitet zu sein, dass Rezensionen mehr und mehr als bedeutsame Beiträge in einer Zeitschrift angesehen und damit einhergehend das Rezensieren selbst als ein wichtiger Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens und wissenschaftlicher Diskussion verstanden wird. Dass Rezensionen und Rezensieren wieder stärkere Beachtung findet, zeigt sich auch daran, dass seit Ende des Jahres 2001 die "Psychologische Revue" als "Rezensionszeitschrift für Psychologie und Sozialwissenschaften" existiert und damit für den deutschsprachigen Raum auch wieder als Printversion ein eigenes Forum für Buchbesprechungen gegeben ist. Dort wird – allerdings unter Verzicht auf Rezensionsaufsätze – ganz ähnlich wie in FQS der Versuch unternommen, durch Rezensionen zu einer lebendigen Diskussion beizutragen, indem etwa via "Doppel- bzw. Mehrfachbesprechung" unterschiedliche Lesarten einer Medieneinheit vorgestellt oder auch "Klassiker" (neu) besprochen werden. [17]

Dass öffentliche Diskussionen bislang in FQS (abgesehen von einigen mittlerweile erschienenen Doppelrezension) sehr selten sind, lässt vermuten, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung und der Dialog (zumindest wenn dieser in der Öffentlichkeit stattfinden soll) nicht erzwungen werden kann. Doch auch wenn die Umsetzung dieser mit FQS Review (und FQS allgemein) verbundenen Zielsetzung nach wie vor aussteht, werden wir uns weiter um sie bemühen. Allerdings benötigt dies Zeit und Erprobungsspielräume, denn es sind hier auch Fragen der Sozialisation innerhalb der Wissenschaftskultur angesprochen (siehe für das Online-Publishing MRUCK & MEY 2001/im Druck). Eine Konsequenz einer solchen Diskussionskultur könnte sein, dass Rezensionen ihren Beigeschmack als "Gefälligkeitsrezensionen" verlieren und dass die Rezensierenden ihre Funktion auch darin sehen, Diskussionen zu entfachen jenseits der (von ihnen antizipierten) Befindlichkeiten.4) [18]

Mit der Frage nach Austausch und Diskussion ist ein weiteres Ziel von FQS (und damit implizit auch der Rubrik FQS Review) angesprochen, nämlich jeweils nationale Forschungsarbeiten und Diskussionen über die engeren Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen und zum Austausch über sie anzuregen. Hier ist für FQS Review festzustellen, dass überwiegend die Sprache der zu besprechenden Medieneinheit darüber entscheidet, in welcher Sprache die Rezension verfasst wird. So ist für die bislang veröffentlichten 57 deutschen und 27 englischen Rezensionen zu bedauern, dass englischsprachige Titel äußerst selten in Deutsch vorgestellt werden (bzw. es finden sich wenig deutschsprachige Rezensierende, die eine englisch verfasste Medieneinheit besprechen: nur fünf in deutsch abgefasste Rezensionen liegen zu englischsprachigen Medieneinheiten vor). Damit werden, so kann angenommen werden, englischsprachige Titel (bzw. spezielle Diskurse, die sich von den hiesigen unterscheiden) weniger als notwendig zur Kenntnis genommen. Eine ebenso große Schieflage entsteht, wenn es um die Verbreitung deutschsprachiger Medieneinheiten über die eigene (Sprach-) Grenze geht: englische Rezensionen zu deutschsprachigen Titeln sind eine Rarität: in FQS wurden nur drei englische Rezensionen zu deutsch abgefassten Büchern vorgelegt, zusätzlich eine Rezension in Französisch; in all den Fällen handelt es sich um übersetzte Fassungen einer deutschen Erst-Besprechung). In der Vergangenheit haben wir versucht, diesem Umstand zumindest mit der Bereitstellung von Abstracts entgegenzuwirken; wir werden uns zukünftig noch mehr als bisher bemühen, den transnationalen Austausch zu forcieren. In diesem Zusammenhang freue ich mich besonders erwähnen zu können, dass ich seit Februar 2002 mit Kip JONES als assoziiertem Book Review-Editor zusammenarbeite, den ich hiermit herzlich begrüßen möchte. Mit ihm zusammen werde ich das für November 2002 geplante Special Issue: FQS Book Review II herausgeben, und er wird uns insbesondere darin unterstützen, FQS Review weiter auszubauen. [19]

Dazu sind auch alle an FQS Beteiligte, Lesende und Interessierte herzlich eingeladen; vielleicht ermuntern die neu publizierten Rezensionen auch dazu, an FQS Review mitzuwirken. Auf jeden Fall hoffe ich, dass die in dieser Schwerpunktausgabe veröffentlichten Beiträge Ihr Interesse finden und wünsche Ihnen eine spannende Lektüre. Und allen, die FQS neu "entdeckt" haben, wünsche ich auch beim Lesen der in den zurückliegenden Ausgaben veröffentlichten Besprechungen viel Spaß. [20]

Anhang: Auswahl an Rückmeldungen aus den zurückliegenden zwei Jahren

Anmerkungen

1) Die Zahl der Mails beinhaltet alle Mailkontakte mit Autor(inn)en von erschienenen bzw. in Vorbereitung befindlichen Rezensionen seit Beginn von FQS Review, außerdem allgemeine Anfragen, Kontakte mit Verlagen, Angebote von Medieneinheiten etc. Im Text finden sich einige erläuternde Abgaben hierzu. Nicht gezählt wurden Mails, die zusätzlich für interne Kontakte in der FQS-Redaktion im Laufe der Veröffentlichung der Besprechungen anfallen. <zurück>

2) Leider haben bei weitem nicht alle Verlage einen elektronischen Newsletter, mit dem gezielt Neuerscheinungen aus einzelnen relevanten Rubriken angekündigt werden. Stattdessen werden Neuerscheinungen oft halb- bzw. vierteljährlich in einem Katalog vorgestellt, meist als "Gesamtverlagsprogramm" verfasst, was eine gezielte Recherche erschwert. <zurück>

3) Mittlerweile erwähnen wir bei unseren Postings häufiger, dass die Einladungen nicht an andere Listen weitergeleitet werden sollen, dies zum einen, weil nicht in allen Listen diese Form der Akquisition von Rezensierenden erwünscht ist, zum anderen gehen nach unseren Aufrufen so viele Anfragen ein, dass diese bei weitem die Anzahl uns vorliegender Medieneinheiten übersteigen. So folgten etwa Postings im Januar 2002 für etwa 50 Titel ein Mailverkehr allein in den ersten zwei drauf folgenden Tagen von über 200 Mails (ungefähr die Hälfte sind Eingänge und Nachfragen, die andere Hälfte sind Ausgänge an die interessierten Rezensent[inn]en bzw. Mails an die Verlage; hinzukommen Absagen, wenn die Medieneinheit bereits zur Rezension vergeben ist). In der auf ein Posting folgenden Woche treffen dann immer noch mehr als 20 Mails ein, wobei meist mitgeteilt werden muss, dass die Medieneinheit bereits vergeben ist. Zu dem Mailverkehr in den zurückliegenden zwei Jahren insgesamt siehe die weiteren Ausführungen im Text. <zurück>

4) Teilweise werden wir im direkten Kontakt mit einigen Rezensierenden bzw. im Lauf der Begutachtung der eingereichten Rezensionen auf solche antizipierten Befindlichkeiten aufmerksam: etwa wenn wir auf Präzisierung drängen und dann die Rückmeldung erhalten, dass die/der Rezensierende z.B. einige Kapitel wenig überzeugend fand und es deshalb vorzog, sie lieber nicht zu erwähnen; eine "Zurückhaltung", die wir nicht akzeptieren, da dadurch die mit Rezensionen einhergehende Informations- und Orientierungsfunktion für Lesende verloren gehen würde (bzw. die mit Reviews mögliche diskursive Auseinandersetzung zu wenig genutzt würde). Noch drastischer ist es, wenn Rezensierende uns bitten, die Besprechung bitte darauf hin durchzuschauen, wie denn vermieden werden könnte, dass sich die/der Autor(in) / Herausgeber(in) der Medieneinheit kritisiert fühlt. In solchen Fällen wird an die von Contemporary Psychology an deren Rezensent(inn)en herausgegebene Maxime erinnert: "Criticize the text, the ideas, the logic, the accurancy, not the author", wissend, dass dies teilweise schwer zu trennen ist, und auch wissend, dass der konstruktive Charakter auch sachlicher Kritik von einigen Wissenschaftler(inne)n spätestens dann nicht geschätzt wird, wenn es um die Kritik an einer eigenen Arbeit geht. Wir bemühen uns in diesen Fällen allen Beteiligten zu verdeutlichen, dass es um eine Bewertung der von den Autor(inn)en / Herausgeber(inne)n selbst formulierten Ansprüche geht, nicht um deren Forscher(inn)enpersönlichkeit/-arbeit insgesamt. <zurück>

Literatur

Mey, Günter (2000, Dezember). Editorial Note: Wozu Rezensionen? oder: Warum Rezensionen eigenständige Beiträge sein sollten [20 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum Qualitative Social Research [Online-Journal], 1(3), Art. 40. Verfügbar über: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-00/3-00mey-d.htm.

Mey, Günter & Mruck, Katja (2002). FQS Review: Ein Online-Rezensionsdienst für qualitative Forschung. Verfügbar über: : http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/index.asp?id=16&pn=websites.

Mruck, Katja & Mey, Günter (2001, Mai). FQS – In eigener Sache [45 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 2(2), Art. 8. Verfügbar über: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-01/2-01hrsg-d.htm.

Mruck, Katja & Mey, Günter (2001/im Druck). Wissenschaftliches Publizieren in Online-Zeitschriften: Über das schwierige Vertrautwerden mit einem neuen Medium. Zeitschrift für Qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung, 4.

Mruck, Katja & Mey, Günter: (2002/im Druck). Peer Review: Between Printed Past and Digital Future. Research in Science Education.

Peniche, Gwen & Bergold, Jarg (2000, Januar). Überlegungen zum Peer-Reviewing in FQS [20 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research [On-line Journal], 1(1), Art. 30. Verfügbar über: http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/1-00/1-00penichebergold-d.htm.

Zum Autor

Günter MEY ist Book Review-Editor in FQS, neben dem Forschungsschwerpunkt "Online-Kommunikation/-Publishing" arbeitet er zu "Qualitative Methodologie und Methoden" und zu "narrativer Identität".

Kontakt:

Dr. Günter Mey

Technische Universität Berlin
Fakultät VII – Architektur Umwelt Gesellschaft / Institut für Soziologie
Fachgebiet Entwicklungspsychologie - Sekr. HAD 40
Hardenbergstr. 4-5
D-10623 Berlin

E-Mail: mey@gp.tu-berlin.de
URL: http://www.tu-berlin.de/fb7/ifs/psychologie/entwicklung/mey/

Zitation

Mey, Günter (2002). Editorial Note: 2 Jahre FQS Review: 18 Verlage, 74 Besprechungen, 3383 Mails [20 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 3(2), Art. 28, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0202281.

Revised 2/2007

Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS)

ISSN 1438-5627

Creative Common License

Creative Commons Attribution 4.0 International License