Zum Doing Feldnotizen in der Ethnografie

Autor/innen

  • Valentin Bähr Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • Hedda Bennewitz Universität Kassel
  • Karin Bräu Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • Theresa Klene Universität Kassel

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-26.3.4416

Schlagworte:

Ethnografie, Feldnotizen, Beobachtungsprotokolle, Notizmedien, Writing Culture, Praxistheorie, Schulforschung, Erziehungswissenschaft, teilnehmende Beobachtung

Abstract

Feldnotizen bilden die Grundlage für das Verfassen von Beobachtungsprotokollen und sind damit maßgeblich an der Entstehung empirischer Daten im ethnografischen Forschungsprozess beteiligt. Im Kontrast zu dieser zentralen Funktion findet eine Beschäftigung mit der Entstehung von Feldnotizen und deren Verarbeitung zu Beobachtungsprotokollen allerdings nur selten statt. In unserem Artikel untersuchen wir das ethnografische Schreiben von Feldnotizen, wie es als materiell gebundene, soziale und lokal situierte Praxis hervorgebracht wird. Dafür greifen wir auf eigene empirische Daten zurück, die aus einem ethnografischen Forschungsprojekt stammen, in dem wir Schüler*innen und ihre Hausaufgaben in der Schule, in der Familie und im Transit dazwischen begleitet haben. In einem ersten Schritt betrachten wir die je spezifischen Modalitäten bei der Entstehung von Notizen innerhalb der unterschiedlichen Feldkontexte. Im zweiten Schritt widmen wir uns der Materialität der Praxis des Notierens im Feld und kontrastieren diese an den verschiedenen verwendeten Schreibwerkzeugen wie Laptop, Stift und Papier sowie Smartphone, um so Differenzen, Limitationen und Potenziale sichtbar zu machen. Wir schließen mit einer Reflexion zum Doing Feldnotizen.

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Autor/innen-Biografien

Valentin Bähr, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Valentin BÄHR ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt "Der Schüler:innenjob im 'Homework Cycle'" (ScHau) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. In seinem Dissertationsprojekt forscht er ethnografisch zu Hausaufgaben aus Schüler*innenperspektive an der Schnittstelle zwischen Familie und Schule.

Hedda Bennewitz, Universität Kassel

Hedda BENNEWITZ ist Professorin für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik, SEK I am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Kassel. Sie forscht vorwiegend ethnografisch zu Schüler*innen. BENNEWITZ arbeitet aktuell mit den anderen Autor*innen dieses Beitrags am DFG-geförderten Forschungsprojekt "Der Schüler:innenjob im 'Homework Cycle'" (ScHau).

Karin Bräu, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Karin BRÄU ist Professorin für Schulpädagogik im Arbeitsbereich "Heterogenität und Ungleichheit" am Institut für Erziehungswissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie forscht vorwiegend ethnografisch zu Themen wie schulische Leistung, Inklusion und Hausaufgaben. BRÄU war zuletzt am universitätsinternen Graduiertenkolleg "Bildungsprozesse in der diskriminierungskritischen Hochschullehre" beteiligt und arbeitet aktuell mit den anderen Autor*innen dieses Beitrags am DFG-geförderten Forschungsprojekt "Der Schüler:innenjob im 'Homework Cycle'" (ScHau).

Theresa Klene, Universität Kassel

Theresa KLENE ist an der Universität Kassel als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt "Der Schüler:innenjob im 'Homework Cycle'" (ScHau) tätig. In ihrem ethnografischen Dissertationsvorhaben untersucht sie die alltäglichen Praktiken von Schüler*innen beim Hausaufgabenmachen in Schul- und Familienkontexten.

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Veröffentlicht

2025-09-28

Zitationsvorschlag

Bähr, V., Bennewitz, H., Bräu, K., & Klene, T. (2025). Zum Doing Feldnotizen in der Ethnografie. Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 26(3). https://doi.org/10.17169/fqs-26.3.4416

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