Wandelbare Bild- und Sozialwelten: Einführung in den Themenschwerpunkt "Digitale Bilder und visuelle Artefakte"

Autor/innen

  • Roswitha Breckner Universität Wien
  • Michael R. Müller TU Chemnitz
  • Anne Sonnenmoser TU Chemnitz

DOI:

https://doi.org/10.17169/fqs-26.2.4442

Schlagworte:

digitale Bilder in Sozialwelten, visuelle Artefakte, politische und nor­mative Aus­hand­lungsprozesse, soziale Positionierungen, kommunikative Vertrauensbildung, Generierung von Evidenz und Wissen, diskursive Subjektivierung, personale Bewährung, visuell-biografische Selbstgestaltung, Social Media, Körperbilder, Me­thodeninnovation

Abstract

Aus der steten Weiterentwicklung von Bildmedientechniken und deren alltäglichen Verfügbarkeit resultieren vielfältige Möglichkeiten der Selbst-, Fremd- und Weltdarstellung, der Imagination von Unwahrscheinlichem, der Beweisführung, der Ideografie, aber auch der Selbst- und Fremdtäuschung. Dass Bilder sozial ausgetauscht werden, dass durch sie soziale Beziehungen entstehen, gefestigt oder erschüttert werden, dass sie der Konventionalisierung, der Instrumentalisierung und der Ökonomisierung unterliegen, ist bei alledem kaum überraschend. Gleichwohl sind Bilder und die Vielfalt visueller Artefakte ein nach wie vor schwieriger, das heißt sozialtheoretisch nur unvollständig durchdrungener bzw. unvollständig in bestehende Sozialtheorien integrierter Gegenstand. Die Autor*innen des vorliegenden Sonderheftes nehmen sich diesem Desiderat an. Mit ihren Beiträgen geben sie Einblicke sowohl in die Besonderheiten zeitgenössischer Bild- und Sozialwelten, die sie mithilfe geeigneter methodischer Verfahren erarbeiten, als auch in die weiterführenden sozialtheoretischen und methodologischen Forschungsfragen, die sich aus einer vertiefenden Auseinandersetzung mit zunehmend digitalisierten Bild- und Sozialwelten ergeben.

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Autor/innen-Biografien

Roswitha Breckner, Universität Wien

Roswitha BRECKNER ist Senior Research Fellow am Institut für Soziologie der Universität Wien, nachdem sie dort bis September 2024 assoziierte Professorin war. Sie entwickelte die "Visuelle Segmentanalyse" als methodischen Zugang zur hermeneutischen Interpretation von Bildern und baute zusammen mit Eva FLICKER die visuelle Soziologie zu einem Lehr-Schwerpunkt im Masterstudium Soziologie auf. Von 2009-2024 war sie Mitinitiatorin und Sprecherin des Forschungsschwerpunktes Visual Studies an der Fakultät für Sozialwissenschaften. Zuletzt lag ihr Arbeitsschwerpunkt auf der Analyse von Social Media aus biografieanalytischer Perspektive.

Michael R. Müller, TU Chemnitz

Michael R. MÜLLER ist Professor für Visuelle Kommunikation und Mediensoziologie an der Technischen Universität Chemnitz und Geschäftsführender Direktor des dortigen Instituts für Medienforschung, er ist Senior Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) und derzeitiger Sprecher der Sektion Wissenssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. MÜLLER leitete mehrere Forschungsprojekte im Bereich der visuellen Soziologie und entwickelte die "Figurative Hermeneutik" sowie die "Bildclusteranalyse" als methodologische Zugänge zur hermeneutischen Interpretation komplexer Bilddaten. Zuletzt lagen seine Arbeitsschwerpunkte auf der Analyse alltäglicher Gebrauchsweisen digitaler Bildmedien, der Technisierung von Wissen und der soziologischen Ästhetik.

Anne Sonnenmoser, TU Chemnitz

Anne SONNENMOSER ist Senior Researcher am Institut für Medienforschung der Technischen Universität Chemnitz. Im Zentrum ihrer wissenschaftlichen Arbeit steht die theoretische und empirische Auseinandersetzung mit Fragestellungen der visuellen Soziologie, der Soziologie personaler Selbstdarstellung sowie der sozialwissenschaftlichen Designforschung. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt in der wissenssoziologischen Analyse der strukturellen und sozialen Rahmenbedingungen von Mensch-Computer-Interaktionen.

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Veröffentlicht

2025-05-26

Zitationsvorschlag

Breckner, R., Müller, M. R., & Sonnenmoser, A. (2025). Wandelbare Bild- und Sozialwelten: Einführung in den Themenschwerpunkt "Digitale Bilder und visuelle Artefakte". Forum Qualitative Sozialforschung Forum: Qualitative Social Research, 26(2). https://doi.org/10.17169/fqs-26.2.4442